Kardinal Joseph I. Batthyány
Joseph stammte aus der gräflichen Familie. Sein Vater war Ludwig Batthyany, der spätere Palatin, seine Mutter die sehr religiöse Gräfin Kinsky. Ludwig erbte nach dem erbenlosen Tod des Onkels Fürst Karl den Fürstentitel, der dann auf Josephs älteren Bruder Adam III. überging. Joseph besuchte das Jesuitengymnasium in Güns, wo er Interesse für die naturwissenschaftlichen und humanistischen Fächer zeigte. Er entschloss sich dann aber doch zum Theologiestudium, ab 1747 in Tyrnau. Er studierte aber auch Philosophie und Recht. In seiner Jugend unternahm er zahlreiche Reisen, unter anderem auch nach Paris, vor allem aber nach Italien. Er galt als großer Musikliebhaber und Schachspieler.
1751 erfolgte die Priesterweihe und anschließend eine steile kirchliche Karriere. 1752 wurde er zum Domherrn von Gran ernannt, 1653 Propst von Eisenburg, 1755 Propst von Pressburg. 1759 machte ihn Papst Clemens XIII. mit Zustimmung Maria Theresias zum Bischof von Siebenbürgen. Er bewährte sich, bereiste seine Diözese, sorgte für die Waisen und hatte kein schlechtes Verhältnis zu den Protestanten. Aber schon 1760 wurde er zum Erzbischof von Kalocsa ernannt. Auch in seinem neuen Wirkungsbereich war er unermüdlich tätig. Er ließ genaue Berichte anfertigen und überzeugte sich in Visitationen vom Zustand der Pfarren. Sein beträchtliches Einkommen von 60 000 Gulden verwendete er nicht nur für die Bezahlung der Domherrn. Er gründete Waisenhäuser und ließ den Dom renovieren und war auch karitativ tätig. Er ließ ein neues Priesterseminar bauen und übergab es den Piaristen. Er sorgte persönlich für die gediegene Ausbildung und die Qualität der Priester.
Seine erfolgreiche Tätigkeit erweckte die Aufmerksamkeit Maria Theresias, die ihn immer häufiger zu Beratungen heranzog. 1775 machte er Vorschläge für die Neuorganisation der Graner Kirchenprovinz, die von der Herrscherin und vom Papst angenommen wurden. 1776 wurde er zum Graner Erzbischof ernannt. Seine bewährten Maßnahmen setzte er auch im neuen Wirkungsbereich fort. Er plante die Rückholung des erzbischöflichen Sitzes nach Gran,scheiterte damit aber. 1778 wurde er zum Kardinal ernannt. Viel Zeit nahm die Seelsorge und der Aufbau des Bildungswesens in Anspruch. Er gründete zahlreiche neue Schulen. Sein Jahreseinkommen widmete er größtenteils öffentlichen Zwecken. Weniger gut war sein Verhältnis zu Josef II., dem er immer wieder entgegen trat. So protestierte er etwa gegen das Toleranzedikt. Joseph förderte vor allem den ungarischen Klerus und die ungarische Sprache. Mit Leopold II. kam der Kardinal besser aus. Er krönte ihn zum ungarischen König. Als Vorsitzender des Oberhauses versuchte er, Kompromisse mit dem Herrscher zu finden. Der neue Herrscher Franz I. geriet mehrmals in Konflikt mit dem Erzbischof, der alle Versuche der Kontrolle über die Kirche zurückwies. In Pressburg ließ Josef ein erzbischöfliches Palais erbauen.
Die Übersiedlung des Erzbistums nach Gran schafte aber auch Joseph Batthyány nicht. Trotz der Rückeroberung Grans und Ofens von den Türken und obwohl schon Maria Theresia die Rückverlegung des erzbischöflichen Sitzes verfügt hatte blieb Tyrnau der Bischofssitz. Tatsächlich hielten sich aber die Erzbischöfe hauptsächlich in Pressburg auf. Erst 1761 ließ Erzbischof Franz Barkoczy seine Absicht erkennen, Gran wieder zum Sitz des Erzbischofs zu machen, 1763 wurden die Pläne für die Kathedrale, die Kapitelhäuser und das Seminar vorgelegt. Nach dem Tod Barkoczys wurden aber die Arbeiten am Graner Burgberg wieder eingestellt. Die Kraft Josefs, die allzu sehr von den Problemen mit Josef II. und Franz I. in Anspruch genommen wurde, ereichte dazu nicht aus. Auch in der Kirche, etwa im Domkapitel, gab es Widerstände. Erst Alexander Rudnay, Josefs Nachfolger, konnte dann den Plan einer Verlegung nach Gran verwirklichen.
Daten* 30.01.1727
Fürstprimas von Ungarn, Erzbischof von Gran, Kardinal
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