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Urgeschichte

Auf dem kleinen Ortsgebiet von Bad Sauerbrunn wurden aus allen Epochen der Urgeschichte seit der Jungsteinzeit Funde gemacht. In der Nähe des Friedhofes wurde 1931 ein jungsteinzeitliches Körpergrab gefunden. Ein dreihenkeliges Töpfchen aus diesem Grab gelangte ins Landesmuseum. 1958 wurde beim Neubau eines Hauses eine jungsteinzeitliche Grube und daneben eine kreisrunde Vorratsgrube zerstört. Bei der Neufassung der Heilquelle 1925 fanden die Arbeiter Tonscherben und eine Bronzeschüssel, die jedoch vom Bürgermeister verbrannt wurden. Nur kleine Reste konnten sichergestellt werden. 1932 fanden Kinder eine Bronzepfeilspitze.

Knapp vor dem Ersten Weltkrieg soll ein Bauer in der Nähe des Friedhofes einen Hort mit etwa 200 Münzen aus der Römerzeit gefunden haben. Mit Ausnahme einer einzigen Münze aus dem 4. Jahrhundert ist der Schatzfund aber verschwunden. Am nordwestlichen Ortsende wurden 1941 bei Erweiterung der Sandgrube fünf Gräber entdeckt, vier davon konnte Richard Pittioni ausgraben. Es waren Körpergräber mit reichen Beigaben (Gefäße, Schmuckgegenstände usw.). Sie wurden ebenfalls in das 4. Jahrhundert datiert. 1958 fand man bei der Neufassung der Quelle eine eine alte Quellfassung und daneben einen römischen Leistenziegel. Es ist also durchaus möglich, dass die Quelle schon in der Römerzeit genutzt wurde. Keineswegs aus der Römerzeit stammt hingegen die "Römerbrücke" über den Siebenwirteichbach.

Sehr reichhaltig sind die Funde aus der Awarenzeit. Mindestens 14 Gräber wurden bisher bekannt. Immer wieder wurden im Frieshof und in dessen Nähe Einzelgräber eines anscheinend ausgedehnten awarischen Friedhofes aus dem 8. Jahrhundert gefunden.

 

Die Gründung von Bad Sauerbrunn

Der heutige Ort entstand erst am Ende des 19. Jahrhunderts mit der intensiven Nutzung der Mineralwasserquelle des "Pöttschinger Sauerbrunns". Das Gemeindegebiet gehörte damals noch zu Pöttsching. Die Quelle war aber schon lange bekannt und wurde von den Bewohnern der umgebenden Orte genutzt. Im Jahre 1800 ließ Fürst Nikolaus Esterházy das Wasser durch den Komitatsphysikus Johann Nepomuk Hell untersuchen. Dabei wirkte auch der Apotheker - Provisor Aloys Steigenberger mit. Esterházy ließ die Quelle neu fassen und überdachen. 1903 ließ er ein Gasthaus errichten. Entscheidend für den Aufschwung war aber der Bahnbau 1847 und die Errichtung der Bahnstation Pöttschinger Sauerbrunn. 1862 schloss die Esterhazysche Gutsverwaltung mit Dr. Josef Fink aus Wr, Neustadt einen Vertrag, in dem der Mediziner auf 30 Jahre die Benützung des Sauerbrunnens zu Heilzwecken zugesprochen bekam. Fink ließ 1853 ein zweistöckiges Kurgebäude mit fünf Badekammern und 18 Zimmern errichten. 157 wurde auch das Esterhazysche Gasthaus aufgestockt. 1878 wurde der Pachtvertrag neu gefasst und bis 1890 war Anton Stephan Pächter, danach erfolgte die Neuverpachtung an franz Dangel und dessen Gattin Maria auf 12 Jahre. Zu dieser Zeit hatte der Bau von privaten Villen  in der Nähe der Quelle längst eingesetzt. Die erste Privatunterkunft ließ ein pensionierter Major Balogh errichten. Es kamen nun auch vermehrt Offiziere aus den beiden großen Garnisonsstädten Wr. Neustadt und Ödenburg. Weitere Villenbauten folgten. Neben den Adeligen kamen vermehrt auch bürgerliche Gäste. Bis 1880 wurde von Ritter von Dziembowski eine Villa errichtet, die bald darauf von Eugen  Hartig gekauft wurde. Später war in der Hartig - Villa die Apostolische Administratur des Burgenlandes untergebracht. Prominente Bauehrrn waren der Kaffeehausbesitzer Eduard Pfannl, Konrad Schultz von Sternwald, der Sekretär des Erzherzogs Franz Ferdinand oder der Holzgroßhändler Neuhaus.  1884 standen schon 14 Wohnhäuser, 1892 waren es 36 Häuser. Bis 1914 standen schon 234 Häuser, der Ort hatte 1910 703 Einwohner. Eine Feuerwehr und ein Verschönerungsverein wurden gegründet, 1892 eine Kapelle gebaut und 1894 eine Staatsvolksschule eröffnet. 1901 bekam der Pöttschinger Apotheker Carl Siegmund Papp die Erlaubnis, eine Filiale in Pöttsching zu eröffnen, 1914 verlegte er den Hauptsitz nach Sauerbrunn. 1903 eröffnete der neue Pächter Dr. Herrmann Grimm, ein Arzt aus Wien,  ein modernes Sanatorium. Fettleibige Personen wurden etwa mit Sauerwassertrinkkuren, Obst und saurer Milch behandelt. 1901 verlieh die Komitatskongregation dem Ort den Titel "Kurbad Sauerbrunn".

Ab 1904 gab es erste Bemühungen, Sauerbrunn zur Gemeinde zu erheben. 1909 hatten diese Bemühungen Erfolg. Die neue Kleingemeinde trug den amtlichen Namen Savanyúkut. Der Hotter wurde größtenteils von Pöttsching abgetrennt, kleinere Teile kamen von Wiesen und Neudörfl. Erster Richter wurde Hermann Neuhaus, der auch Obmann des Verschönerungsvereines war. 1910 hatte Sauerbrunn 225 Häuser und 703 Einwohner. 1910 wurde ein Elektrizitätswerk errichtet. 1911 wurde Sauerbrunn Großgemeinde mit eigenem Gemeindenotariat und Matrikelamt. 1913 erschien erstmals wöchentlich die "Sauerbrunner Kur- und Lokalzeitung".

Im Ersten Weltkrieg wurde eine Rekonvaleszentenstation errichtet und ab Mai 1915 ein Spital in den Villen Neuhaus und Hartig eingerichtet. Nach Kriegsende wurde der Notar Béla Varga vertrieben, eine Nationalgarde wurde aufgestellt. Ende Dezember 1918 wurde eine Volksabstimmung durchgeführt, die folgendes Ergebnis erbrachte: 35 Stimmen für den Anschluss an Österreich, 30 für den Verbleib bei Ungarn, 72 Stimmen für ein autonomes Westungarn. Während der Rätezeit wurden die Kuranstalten verstaatlicht. Funktionäre der Räterepublik flohen nach deren Zusammenbruch über Sauerbrunn nach Österreich. Der verhasste Tibor Szamuely beging in Panik an der Grenze Selbstmord und wurde in Sauerbrunn begraben, bald aber exhumiert und weggebracht. Während der Kämpfe um das Burgenland war Sauerbrunn ein Zentrum der Freischärler.

 

Nach 1921

1921 wurde Matthias Buchinger zum Gemeindeverwaltungskommissär berufen. Der Kommission gehörten Alexander Litschauer, Rudolf Tschurl, Matthias Heiß und Karl Ganser an. Der Sitz der Landesverwaltung wurde provisorisch von Wr. Neustadt nach Sauerbrunn verlegt, da dort ausreichend geeignete Gebäude zur Verfügung standen. Von Seiten  der Gemeinde gab es Bemühungen, Sauerbrunn zur Landeshauptstadt zu machen.

Die Gemeinderatswahl von 1923 brachte der Wirtschaftspartei 6 Mandate, der Sozialdemokratischen Partei ebenfalls 6 Mandate. Durch Los wurde Matthias Buchinger von der Wirtschaftspartei Bürgermeister. 1924 wurde ein Regulierungsplan zum Ausbau des Ortsstraßennetzes beschlossen. Aus dem Gemeindespital wurden Wohnungen. Noch einmal lebte der Plan, Sauerbrunn gemeinsam mit Mattersburg zur Landeshauptstadt zu machen, wieder auf, wobei das Angebot Esterházys, entsprechende Gebäude zur Verfügung zu stellen, ein wichtiges Argument war. 1927 erlangte die Sozialdemokratische Partei eine Mehrheit. Bürgermeister wurde Ernst Hoffenreich. Eine Gemeindesparkasse wurde gegründet, die sich in der Folgezeit als sehr erfolgreich erwies.1926 wurde ein neuer Kurpark angelegt, die bestehende Kastanienallee (Schubert - Allee) wurde in den Parlk integriert,  Wanderwege geschaffen und die Paul - Quelle neu gefasst. Ein Brunnentempel mit Wandelgängen wurde angelegt und das Kurhaus neu errichtet. Auch das Rathaus wurde neu gestaltet und die elektrische Straßenbeleuchtung eingeführt. 1928 wurde das Elektrizitätswerk, das der Stadt Ödenburg gehörte, gekauft. Es blieb bis 1939 in Betrieb. 1927 wurde der Betrieb des alten, privaten Bades eingestellt, 1930 ein neues Bad errichtet. Erst 1964 wurde dann das desolate Bad renoviert. Ein neues Sportbecken musse wegen baulicher Mängel wieder zugeschüttet werden.

Am 31. März 1930 übersiedelte die Landesregierung endgültig nach Eisenstadt. Die Gemeindewiese wurde der Kurkommission zur Gestaltung eines Parks überlassen. Die Gemeinderatswahl von 1931 erbrachte eine deutliche Mehrheit für die  Sozialdemokraten: sie erhielten 8 Mandate, der "Unpolitische Bürgerliche Wirtschaftsblock " bekam 5 Mandate. Hoffenreich blieb Bürgermeister. Im Gemeinderat kam es zu schweren Auseinandersetzungen. Dem Bürgermeister wurde Amtsmissbrauch vorgeworfen. Die Esterházysche Kurort AG, die das Kurhaus, die Warmbadanlagen und das Kurrestaurant besaß, gestattete die freie Benützung der Parkanlagen. Die Musikkapelle Sauerwein aus Pöttsching wurde als Kurkapelle engagiert und hielt jeden Sonn- und Feiertag Kurkonzerte ab. In einigen Lokalen gab es Jazz-Konzerte.  Die Zahl der Kurgäste lag 1931 bei 2693. 1933 ging die Zahl der Gäste stark zurück.

1934 verloren die Sozialdemokraten ihre Sitze im Gemeinderat und in der Kurkommission. Matthias Buchinger wurde Bürgermeister, Rudolf Büchler Vizebürgermeister, Dem Rückgang der Gästezahl versuchte man durch eine Plakataktion in Wien zu stoppen. Auch in Ungarn gab es Werbeaktionen. 1937 wurde eine Werbeaktion in der jüdischen Wochenschrift "Die Wahrheit" gestartet. 1936 wurde von Seiten der Gemeinde Verhandlungen mit der Esterházyschen Güterdirektion aufgenommen. Die Gemeinde wollte das 1929 errichtete "Strandbad" übernehmen. Viele Sauerbrunner vermieteten in der Saison ihre Häuser an Kurgäste und Sommerfrischler und hatten so ein kleines Nebeneinkommen. Arbeitsplätze boten auch die Weichselkulturen der Familie Litschauer. Die Weichselrohre wurden zum Teil auch in Sauerbrunn, hauptsächlich zu Spazierstöcken, verarbeitet.Litschauer gab seinen Betrieb mit Beginn des Ersten Weltkrieges auf. Ab 1928 übernahm die "Weichselrohr Verwertungsgesellschaft Walbersdorf und Umgebung" die Vermarktung.

In der Zwischenkriegszeit hatte der Kurort viele jüdische Gäste. Nach einer Schätzung waren etwa zwei Drittel der Kurgäste Juden, darunter auch viele Orthodoxe. In einigen Lokalen wurde koscher gekocht, etwa im Restaurant auf der Franzenshöhe oder in der Konditorei Davidow.  im Restaurant Weiss gab es einen Raum, der als Synagoge diente. Der Plan, aus dem Elektrizitätswerk eine Synagoge zu machen, konnte nicht mehr verwirklicht werden.  Es gab auch einen jüdischen Friedhof, der auch heute noch besteht.  Prominente jüdische Bewohner waren Dr. Grimm, Dr. Hoffmann, Dr. Jakobwitz, die Familien Hönigsberg, Holzer, Deutsch, Biberstein, Löwy, Weiss, Schlosser, Schiffer, Österreicher, Stern, Feldmann, Schlesinger, Hirschl, Davidow. Viele Sommerfrischler gehörten dem jüdischen Gesellschaftsleben Wiens an. Einer der prominentesten Besucher war Ludwig Hirschfeld, der eine Tochter des Sanatoriumsleiters Dr. Grimm heiratete. Er war Redakteur der Neuen Freien Presse und schrieb immer wieder über Sauerbrunn. Bis 1929 saß er sogar im Verwaltungsrat der Kurorte Aktiengesellschaft. 1938 emigrierte er nach Frankreich und später in die USA. Nach dem Krieg kehrte er zurück und starb im Mai 1945 in Wien. Zu den rominentesten Familien, die sich in Sauerbrunn ankauften, gehörten die Sternfeld, Inhaber einer Großhandelsfirma in Wien. Eine Schwester Albert Sternfelds heiratete den Budapester  Samuel Wilhelm Baron von Freudiger. Die Freudigers waren eine Großindustriellenfamilie. Moses Freudiger und sein Sohn Abraham waren Präsidenten der orthodoxen jüdischen Gemeinde in Budapest. . Sie wurden 1910 geadelt, Abraham hatte einen Sitz im Magnatenhaus des Reichstages. Abrahams Sohn Philipp war bis 1944 ebenfalls Präsident der jüdischen Gemeinde. Der Onkel Samuel Wilhelms war Oberrabbiner von Preßburg und stammte aus der berühmten Rabbinerfamilie Sofer. 1937 wurde Albert Sternfeld von seinen Eltern nach London geschickt, die Eltern wanderten 1940 nach Palästina aus. Albert kehrte nach Österreich zurück und erhielt 1968 die österreichische Staatsbürgerschaft. Die reichste Familie in Sauerbrunn war die Familie Leitner. Sie besaß zwei Villen. Die Familie kam aus Mattersdorf, übersiedelte nach Wien und wurde als Altpapiersammler tätig. Albert Leitner revolutionierte die Kartonproduktion, indem er dem Altpapier Kaolin zusetzte. Er erwarb eine Kaolingrube in Schwertberg in Oberösterreich. Einer seiner Söhne, Adolf, wurde PapierindustriellerUnter seinen zwölf Kindern war Moritz besonders tüchtig. Er gründete 1901  im Alter von 20 Jahren eine Pappendeckelfabrik und baute ein großes Papierimperium auf (Ybbstaler Pappenwerke, große Fabriken in Ungarn und in der Tschechoslowakei). Die Leitner waren der Mittelpunkt der Sauerbrunner Kurgesellschaft, Die Frau des Moritz Leitner war Frieda, Tochter des Wiesener Pferdehändlers Koppel. Urgroßvater Albert Leitner war Sohn eines ostgalizischen Rabbiners und unterrichtete an der Mattersburger Talmudschule. Im März 1938 lebten in Sauerbrunn 46 Juden, die Familien Hönigsberg, Werner, Schlesinger, Deutsch, Metzl, Klein, Weiss, Holzer, Löwy, Reis und andere. Es gab auch neben Dr. Grimm zahlreiche jüdische Ärzte und Zahnärzte. Am bekanntesten war Aladar Jakobowits, der in der Bevölkerung sehr beliebt war. Er wanderte nach Palästina aus. Sein Neffe Lord Jakobowits war Oberrabbiner des gesamten Britischen Empire. Sehr angesehen war auch Dr. Sigmund Hoffmann. Er starb 1936. Ebenfalls aus Sauerbrunn stammte Oskar Klein, der berühmte Jazz - Trompeter. Er war der Sohn eines Sauerbrunner Juweliers. Die Familie kam aus Eisenstadt nach Sauerbrunn. Der jüdische Besitz in Sauerbrunn wurde zumeist durch erzungenem Verzicht oder erzwungene Kaufverträge enteignet. Wenn die Besitzer nicht mehr erreichbar waren vertrat sie ein Abwesenheitskurator. Die Transaktionen wurden durch die Vermögensverwaltungsstelle kontrolliert. Die Gelder wurden auf ein Auswanderungssperrkonto eingezahlt.

Die Volksabstimmung am 10. April 1938 ergab nur "Ja - Stimmen" für den Anschluss an Deutschland. Landeshauptmann Portschy bestellte Adolf Melichar zum Gemeindeverwalter. Die Verfolgung der Juden verminderte die Zahl der Kurgäste erneut erheblich. Während des Zweiten Weltkrieges kam der Kurbetrieb völlig zum Erliegen. Während der letzten Kriegsjahre wurden Rüstungsbetriebe, vor allem aber Büros nach Sauerbrunn verlegt, etwa das Büro der Wr. Neustädter Flugzeugwerke, das im Kurhotel untergebracht wurde. Im Parkhotel fanden Werkstätten und Heime der Raxwerke Unterkunft. Im Sommer 1944 übersiedelte der Soldatensender Belgrad unter den Namen "Prinz Eugen", "Lily Marlen" und "Sender Südost" nach Sauerbrunn, Er strahlte sein Programm bis unmittelbar vor dem Einmarsch der Sowjettruppen aus.

Am 1. April 1945 drangen Panzereinheiten der Sowjetarmee in Sauerbrunn ein. Die größeren Objekte wurden sofort beschlagnahmt. Die Besatzungsmacht richtete sowohl in den Parkanlagen wie auch in den besetzten Gebäuden enormen Schaden an. Viele Häuser waren nur mehr Ruinen. Die Bevölkerung war größtenteils in den Wald geflohen. Vier Zivilisten wurden während der Besetzung ermordet, zwei weitere im Herbst 1945. An Gefallenen und Vermissten waren 84 Personen zu beklagen. Während des Einmarsches der Russen wurde die Gemeindekasse nach Westen in Sicherheit gebracht, im Juni 1945 aber in Kirchberg am Wagram beschlagnahmt. 

 

Nach 1945

Die Besatzungsmacht setzte Franz Michalitsch als Bürgermeister ein. Der provisorische Gemeindeausschuss wurde paritätisch von den drei zugelassenen Parteien besetzt. Die ersten Wiederaufbaumaßnahmen betrafen die Wiederherstellung des Bades, der Gemeindesparkasse und die Instandsetzung des Kurparks. Die Versorgung mit Lebensmittel war schwierig, obwohl die Gemeinde Pöttelsdorf Getreide für "Erntehelfer" aus Sauerbrunn abliefern musste. Neue Gemeindeausschussmitglieder wurden Matthias Buchinger, Johann Haspel und Josef Kern von der ÖVP, Franz Zachs und Friedrich Hutter von der Kommunistischen Partei. Der Kommunist Otto Thiel wurde Vizebürgermeister. Gegen Ende 1945 legte Michlitsch sein Amt zurück, Dr. Ernst Hoffenreich von der SPÖ wurde Bürgermeister. Die Besatzungsmacht akzeptierte diesen Wechsel nicht und setzte wieder Michlitsch ein. Dieser wurde 1946 wegen angeblichen Amtsmissbrauches von den Russen wieder abgesetzt und an seiner Stelle Thiel zum Bürgermeister gemacht. Am 2. November 1947 räumten die Russen den Ort. Die von ihnen besetzten Häuser, die als früherer Esterhazybesitz in sowjetisches Eigentum übergingen, verfielen immer mehr. Sogar das Schulgebäude musste von der USIA gepachtet werden.

Die Gemeinderatswahl von 1950 erbrachte 529 Stimmen und 8 Mandate für die SPÖ, 452 Stimmen und 6 Mandate für die ÖVP. Die Kommunisten erhielten 122 Stimmen und 1 Mandat. Hoffenreich wurde Bürgermeister, aber schon 1951 von Stefan Reich abgelöst. Die wichtigsten Aufgaben waren die Instandsetzung der Straßen. die Renovierung des Rathauses und der Volksschule und der Bau von Sportanlagen. Nicht geklärt war die Situation der Esterházy Kurorte AG. Erst 1956 konnten Verhandlungen über einen Ankauf der Liegenschaften der Kurort AG aufgenommen werden.  In der Gemeinderatswahl von 1954 wurde die bisherige Mandatsverteilung bestätigt. 1956 erhielt die SPÖ 7, die ÖVP 6 und die FPÖ 2 Mandate. Bürgermeister wurde Dkfm. Kurt Balla von der ÖVP. Die wichtigsten kommunalen Aufgaben waren die Schwimmbadrenovierung, Wasserleitungsbau, Straßenbeleuchtung und der Rathausumbau. 1962 erhielt die ÖVP 10, die SPÖ nur 5 Mandate. Die Straßen- und Kanalarbeiten wurden fortgesetzt, ein neues Schwimmbecken gebaut. 1965 wurde die Errichtung eines neuen Schulgebäudes, 1966 ein Flächenwidmungsplan beschlossen. Ebenfalls 1966 wurden Versuchsbohrungen zur Erschließung neuer Heilquellen beschlossen. In der Gemeinderatswahl von 1967 erhielt die ÖVP 8, die SPÖ 7 Mandate. Die Stimmen der Kommunisten waren auf 49 zusammengeschmolzen. Balla blieb Bürgermeister, Vizebürgermeister wurde Erich Lubenik von der SPÖ.

1958/50 wurde die Paulquelle neu gefasst. Sowohl die Qualität wie auch die Schüttmenge waren aber nicht mehr ausreichend.1967 waren die Bohrungen der Gemeinde, die zusätzlich zu der immer mehr als unzulänglich erkannten Paulquelle Mineralwasser liefern sollten, erfolgreich. In 86 Meter Tiefe wurde  im neuen Kurpark ein artesischer Säuerling mit einer Schüttkapazität von 300 Liter pro Minute gefunden. Damit wurde die Abhängigkeit von der noch immer im Esterházy - Besitz befindlichen Paulquelle beendet. Die 172 m entfernte Pauliquelle verlor dadurch weiter an Schüttmenge. Deshalb kam es zu jahrelangen Streitigkeiten. Vorübergehend musste die neue Quelle sogar geschlossen werden.   1994 wurde dann eine Ersatzbohrung durchgeführt, die in einer Tiefe von 110 m Wasser mit 40 ° C erbrachte und die Hoffnung auf Thermalwasser weckte. Das große Ziel war ein neues Kurmittelhaus. 1976 wurde die Heilbad Sauerbrunn Betriebs-Ges.m.b. H. gegründet. Das Land war mit 51 %, die Gemeinde mit 49 % beteiligt. Die Gemeinde trat aber bald einen Großteil ihres Anteils an die "Z" (Zentralsparkasse) ab. 1982 erfolgte die Grundsteinlegung für das neue Kurmittelhaus, 1985 fand die feierliche Eröffnung statt. 1989 wurde ein Pavillon über der Gemeindequelle errichtet.

1968 wurde die neu erschlossene Quelle  mit Kostenbeteiligung der Gemeinde verrohrt. Sehr hohe Kosten verursachte der Ausbau des Kanalnetzes, 1969 wurde das Feuerwehrhaus gebaut. 1972 erhielt die SPÖ 11, die ÖVP 8 Mandate. Erich Lubenik wurde Bürgermeister. Anfang der 1970er Jahre wurden die Kanalisation ausgebaut und eine Kläranlage errichtet, das alte Schwimmbecken wurde saniert. Ab 1974 erschien die Gemeindezeitung "Sauerbrunner Rundschau". Der Neubau der Volksschule, eines Turnsaales und des Kindergartens wurde beschlossen. 1975 wurden eine neue Mineralwasserabfüllstation, Parkplätze und Grünanlagen errichtet. Die Gemeindequelle wurde nun ebenfalls als Heilquelle anerkannt. Gemeinde und Land gründeten die Firma "Heilbad Sauerbrunn Betriebsgesellschaft m.b.H."

In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und in der Zwischenkriegszeit waren unter den Kurgästen viele Juden, aus Wien und aus Budapest, die auch entsprechende religiöse Einrichtungen vorfanden. Die Zahl der in Sauerbrunn ansässigen Juden betrug 1910 19 und stieg bis 1920 auf 80. Nach dem Anschluss an Österreich begann der Rückgang: 1923 waren es 75 und ihre Zahl sank bis 1934 auf 39 Personen.

Der Kurbetrieb kam während des Krieges und in den ersten Jahren nach dem Krieg nahezu vollständig zum Stillstand. In den Nachkriegsjahren lag die Zahl der Nächtigungen bei 5000 bis 9000. Ab 1956 stieg diese Zahl auf 32 664 im Jahre 1959 an. 1961 bis 1967 stagnierte der Besuch zwischen 20 000 und 30 000 Nächtigungen um schließlich vollständig einzubrechen. 1975 gab es nur 5 460 Nächtigungen.

Im Jahre 1986 wurde der Lehrer Viktor Konwicsny zum Bürgermeister gewählt. Unter ihm wurde vor allem die Qualität der Infrastrukut verbessert, das Schwimmbad renoviert und ein neuer Musikpavillon errichtet. Das Kanalnetz wurde an die Zentralkläranlage Wulkatal angeschlossen. In der Gemeinderatswahl von 1997 erhielt die SPÖ noch 61,4 % der Stimmen, die ÖVP 24,4 % und die FPÖ 14,2 %. Der Mandatsstand war 12 :5 : 2.

In der Gemeinderatswahl von 2002 erfolgte ein totaler Umbruch der politischen Verhältnisse. Die SPÖ bekam nur 39,73 % der Stimmen und 9 Mandate, die ÖVP sank sogar auf 17,42 % und drei Mandate ab. Auch die FPÖ verlor ein Mandat. Die große Gewinnerin war die LIBS, die unabhängige Liste Bad Sauerbrunn, eine Bürgerliste, mit 38,05 % der Stimmen und 8 Mandaten. In der Bürgermeisterwahl konnte der Kandidat der LIBS, Gerhard Hutter, sogar 57,65 % der Stimmen gewinnen. Er wurde Bürgermeister. 2007 verloren sowohl SPÖ wie ÖVP weiterhin, LIBS kam auf 54,8 % der Stimmen und auf 13 von 21 Mandaten. In der Bürgermeisterdirektwahl bekam Hutter 72,1 % der Stimmen. Erst in der Wahl von 2012 stagnierte LIBS mit 55,8 % auf sehr hohem Niveau, bekam aber noch immer 12 von 21 Mandaten. Größer waren die Verluste von Bürgermeister Hutter in der Direktwahl. Er musste 7,57 % der Stimmen abgeben, kam aber immer noch auf 64,5 % und blieb damit Bürgermeister.

 

Kirchen und Schule

Die Pfarre Sauerbrunn wurde erst 1960 errichtet. 1892 wurde eine Kapelle gebaut und von Kapuzinern aus Wr. Neustadt und Redemptoristen aus Katzelsdorf betreut. 1909 bildete sich ein Baukomitee, das sich den Bau einer Kirche zum Ziel setzte. 1921 wurde Sauerbrunn kirchlich von Pöttsching losgelöst und der Pfarre Neudörfl angeschlossen. In Neudörfl wurde unter Pfarrer Gangl ein eigener Kaplanposten geschaffen. Unter Pfarrer Petschowitsch wurde schließlich 1932 die neue Kirche gebaut. 1940 wurde Sauerbrunn eine selbständige Seelsorgestelle und damit von Neudörfl lösgelöst. Seelsorger waren Franz S. Wagner (1940 - 1945) und dann die beiden Sudetendeutschen Wilhelm Dörner und Johann Breitkopf, dann Matthias Schaller, ein gebürtiger Walbersdorfer (1950 - 1958) und schließlich Alfred Zistler, der der erste Pfarrer wurde. Ab 1939 wurde Sauerbrunn Sitz der Apostolischen Administratur in der ehemaligen Hrtigvilla, wo sie bis 1951, bis zur Errichtung des Bischofshofes in Eisenstadt, blieb. Später wurde in den Räumen des Gebäudes ein Caritas - Heim errichtet. In Sauerbrunn lebte auch der 1938 von den Nationalsozialisten verbannte Dechant Josef Schwartz, der den Kirchenchor leitete.

Schon 1960, mit der Erhebung zur Pfarre, wurde eine neue, größere Kirche geplant und schließlich verwirklicht. 1970 wurde die neue Kirche mit einem schlanken, sehr hohen Betonturm geweiht. Zistlers Nachfolger als Pfarrer wurden Alfred Bischof und Heinrich Thaler, dann Franz Kattinger als Pfarrverweser. 1976 bis 1984 war Franz Kallinger Pfarrprovisor, Nach seinem Abgang blieb die Kirchengemeinde bis 1987 ohne Pfarrer und wurde von Pöttsching und Neudörfl aus betreut. 1987 erhielt sie mit dem Rumänen Sebastian Augustinow einen neuen Pfarrer.

Ab 1914 wurden auf Initiative von Hermann Neubauer regelmäßig auch evangelische Gottesdienste durch den Pöttelsdorfer Pfarrer abgehalten. 1932 wurde Sauerbrunn Predigtstation und ein Raum für Gottesdienste angemietet. Die Zahl der Gläubigen stieg durch Ansiedlung von 158 Personen, die 1946 aus Ödenburg vertrieben worden waren. 1979 wurde Sauerbrunn eine Tochtergemeinde von Pöttelsdorf und mit dem Bau einer kleinen Kirche begonnen. Sie konnte 1981 eingeweiht werden.

Die Schulsituation war in Sauerbrunn lange Zeit prekär. Bis 1894 gab es Privatlehrer, dann eine einklassige Staatsvolksschule. 1898 wurde ein Schulgebäude errichtet. Die Staatsvolksschule musste auf Grund der steigenden Schülerzahl erweitert werden. 1919 wurde sie dreiklassig, 1928 vierklassig. Die Raumnot war so groß, dass der Wechselunterricht eingeführt werden musste.  Nach dem Zweiten Weltkrieg  war die Volksschule fünfklassig. Es musste die ehemalige Finanzlandesdirektion, die als "deutsches Eigentum" von den Russen beschlagnahmt worden war, gemietet werden. 1951 wurden in den beiden Gebäuden 7 Klassen unterrichtet. 1979/80 wurde eine neue Schule  mit 5 Klassenzimmern und mit Kindergarten eröffnet. Lehrer war zeitweise der bedeutende Heimatforscher Ernst Löger, der 1939 bis 1945 Bezirksschulinspektor war.