Urgeschichte
Aus der späten Jungsteinzeit, auch Kupferzeit genannt, stammt ein Glockenbecher aus Sigleß. Er ist das einzige, fast vollständig erhaltene Exemplar aus dem Gebiet des heutigen Burgenland. Er wurde 1906 vom Ödenburger Heimatforscher Ludwig Bella erworben und befindet sich im Ödenburger Museum. Fundumstände und genauer Fundort sind leider nicht bekannt. 1973 wurden jungsteinzeitliche Tonscherben südlich des Ortes am Edlesbach, 1977 Gefäßbruchstücke der Badener Kultur aufgelesen. Ein weiteres Gefäßbruchstück stammt aus der La Tène - Zeit. In der Ried Edlesbach am linken Ufer des Hammerbaches oder Siebenwirteichbaches auf Pöttschinger Gebiet lag ein römischer Gutshof. Dazu gehörte ein Friedhof, der durch ein spätrömisches Ziegelplattengrab in der Ried "Kaltenberg" lokalisiert ist. Die sogenannte Römerbrücke liegt zwar im Verlauf der Römerstraße, ist aber aus neuzeitlichen Ziegeln gebaut. Eine römische Villa beim Bahnhof Wiesen - Sigleß wurde anscheinend auch noch in der Völkerwanderungszeit bewohnt. In einem Grab wurde dort ein Bronzering mit einem eingravierten Kreuz gefunden. Er gehörte vermutlich einem Langobarden, der arianischer Christ war.
Aus der Zeit der Awaren sind in der ganzen Umgebung zahlreiche Funde bekannt., etwa ein Friedhof unter dem heutigen Ortsfriedhof von Bad Sauerbrunn. Als besonders ergiebig erwiesen sich die archäologischen Funde, die im Sigleßer Kloaschitzwald im Nordwesten des Gemeindegebietes gemacht wurden. Seit 2007 wurde dort in jährlichen Grabungskampagnen unter der leitung der Archäologin Dr. Dorothea Talaa im Auftrag der Gemeinde zahlreiche Gräber, größtenteils aus der spätawarisch - karolingischen Zeit freigelegt. Zusätzlich fanden sich ein Urnengrab aus der Spätbronzezeit, Brandgräber aus der Hallstattzeit und die Sockel römischer Grabanlegen. 2008 wurden römische Urnengräber aus dem 1. Jahrhundert n. Chr.
Die spätawarisch - karolingerzeitlichen Gräber führten zu verschienen Spekulationen, etwa dass es sich dabei um Gräber der awarischen "Oberschicht" des 805 unter fränkischer Oberherrschaft errichteten awarischen Vasallenkhaganates handeln könnte. Dafür würde auch das Grab eines ungewöhnlich groß gewachsenen Mannes mit bairisch - fränkischen Waffenbeigaben sprechen, der vielleicht als Aufsicht über die Awaren eingesetzt worden war. Weitere Waffen, eine Spatha (fränkisches Breitschwert) und eine fränkische Flügellanze wurden gefunden. Die "awarischen" Gräber waren zum Teil reich mit Beigaben ausgestattet, etwa mit Glasperlenketten und silbernen, vergoldeten Ohrgehänge. Ein großes Hügelgrab war ein Frauengrab. Indizien deuten aber auch auf den Tod in Kämpfen und auf Hungersnöte hin. Eine Silbermünze aus der Zeit Ludwigs des Frommen. die einem 27 bis 18- jährigen Krieger in den Mund gegeben wurde, ermöglicht eine Datierung.
Mittelalter
Sigleß ist wahrscheinlich mit dem im 13. Jahrhundert mehrfach urkundlich erwähnten Ort Pugym (Pucin, Pughyna) gleichzusetzen. In der Urkunde von 1202, die Schenkung von Mattersburg betreffend, erscheinen unter anderen die Dörfer Kethuch (Wart), Zolounta und Pugym . 1265 werden als Nachbarsiedlungen von Pughina die Dörfer Poghon (Zillingtal), Pöttsching, Heren (Krensdorf) und Teluk angegeben. Teluk ist wahrscheinlich das 1202 erwähnte Zolounta. Auf Pgym könnte der später oft für Sigleß verwendete Ortsname Petlau zurückgehen. Aus Zolounta wurde Landendorf, ein Ort, der später wüst fiel und ein Teil des Sigleßer Hotters im Süden des Ortsgebietes wurde. Röjtökör, ein Grenzwächterort, wurde später Wart genannt und ist etwa mit dem heutigen Bad Sauerbrunn gleichzusetzen, aus Beseneu wurde Pöttsching. Alle diese Orte gehörten vermutlich zu einer Insel von Grenzwächtern petschenegischer Herkunft, die die Wr. Neustädter Pforte sichern sollten. Sie bestanden aber nur kurz, da sie nach einem Aufstand aufgelöst, die Wächter umgesiedelt wurden. Im 13, Jahrhundert waren die Grenzwächtersiedlungen jedenfalls schon von deutschen Bauern bewohnt. Das Grenzverteidigungssystem, in das die Wächter eingebunden waren, erwies sich als überholt. Ihre Aufgabe übernahmen auf beiden Seiten der Grenze Grenzburgen. Due "Jobagionen", die Dienstmannen der Grenzburgen, wurden durch adelige Grundherrn, die überwiegend aus dem Westn, aus dem bayrisch-österreichischen Raum, kamen, ersetzt. Sigleß fiel, so wie die Dörfer der Umgebung, an die Grafen von Mattersdorf - Forchtenstein. 1202 gelangte das Gebiet rund um Mattersburg durch königliche Schenkung in ihren Besitz. Mit Tota, einer Hofdame der arragonesischen Prinzessin Konstanze, die 1198 den ungarischen König Emmerich heiratete, kamen auch Totas Brüder Simon und Bertram und erwarben im Hofdienst Ansehen und Reichtum. 1243 schenkte König Bela IV. den Grafen Simon und Bertram, die sich bei der Verteidigung von Gran gegen die Mongolen große Verdienste erworben hatten, neben anderen Orten auch den Ort Pucin. Er umfasste sechs Hufen Land, wobei man eine Hufe mit etwa 120 ha bemessen kann. Noch hatten aber auch einige Dienstleute der Komitatsburg Ödenburg Besitzungen. Sie hießen Empse, Albertus, Lampretus, Stephanus, Eghud, Jona, Cosmas, Petrus, Thomas, Jacobus und Joan. 1265 verkauften diese ihre Besitzungen in Pughyna mit Zustimmung des Königs um 15 Mark an den Grafen Bertram. Mit der Neubesiedlung durch deutsche Bauern könnte auch eine Neubenennung des Dorfes erfolgt sein. 1325 taucht erstmals der Ortsname "Sykels" auf. Um die Schenkung Mattersburg entstand eine große Grundherrschaft. Im 14. Jahrhundert wurde die Burg Forchtenstein statt der Burg in Mattersburg, die abgerissen werden musste.
1325 vermachte Magister Paul, der Sohn des Grafen Simon von Mattersdorf, seiner aus Österreich stammenden Braut Els (Elisabeth) von Pottendorf als Morgengabe jährliche Einkünfte von 10 Talenten und 10 Pfennigen aus Sigleß. 1346 wurde der Besitz der Mattersdorf - Forchtensteiner geteilt, auch in Sigleß. Die Hälfte fiel an den Grafen Paul und an Nikolaus, den Sohn seines Bruders Lorenz, die andere Hälfte an Nikolaus, Sohn des Nyklinus und Enkel des Grafen Michael. Die gesamten Einkünfte der Grundherrn in Sigleß erreichten jährlich 40 Talente (Pfund) und 40 Pfennige. Damit war nach Harald Prickler (Ortsgeschichte Sigle0, S, 29) Sigleß eine eher kleine Gemeinde. Die Grafen von Forchtenstein pflegten enge Beziehungen und Heiratsverbindungen zum österreichischen Adel und zu den Habsburgern. 1445 verpfändete der letzte männliche Forchtensteiner´, Wilhelm, die Grafschaft an Herzog Albrecht VI. von Habsburg. Sie blieb bis 1626 der Verwaltung durch österreichische Behörden unterstellt und wurde durch die niederösterreichischen Landstände besteuert. Österreichische Adelige waren Verwalter, Burghauptleute, Pfandherrn der Grafschaft. Die Herren von Prüschenk etwa, Grafen von Hardegg, erhielten Forchtenstein als Pfandgut. Sie legten 1498/1500 ein erstes Urbar an, das sehr aufschlussreich für die Geschichte von Sigleß ist. Ein weiteres Urbar wurde 1526 durch den Forchtensteiner Burghauptmann Matthäus Teuffl angelegt.
Die Petlau
Innerhalb der Grafschaft Forchtenstein entstand im Laufe des Spätmittelalters eine Kleinherrschaft. Diese Herrschaft Petlau hatte ihren Sitz in Sigleß. Die Entwicklung begann mit der Verpfändung von Bauernlehen durch die Grafen von Forchtenstain an ihre Dienstleute. Da die Verpfändungen nicht eingelöst wurden und neue hinzukamen wuchs die Petlau allmählich zu einer unabhängigen Herrschaft im Besitz verschiedener "Ritterfamilien" heran. In Sigleß besaß die Herrschaft Petlau etwa ein Drittel des Dorfes. 1359 versetzte Nikolaus, Sohn des Grafen Lorenz, drei Bauernlehen, dazu 12 Joch Ackerland beim "Weidach", 6 Joch bei der "Lantendorferin", eine Wiese beim "Kaltwasser" und eine Mühle seinem Dienstmann Paul von der Wart und dessen Ehefrau Pettersen. Paul von der Wart errichtete einen Freihof, den er selbst bewohnte und später seinem Sohn Hans vererbte. Hans von der Wart konnte 1370 ein weiteres Bauernlehen und 40 Joch Ackerland von Graf Nikolaus erwerben, 1379 dann weitere eineinhalb Lehen. 1393 verpfändete Graf Paul seinem "ehrbaren Knecht" Hanszweieinhalb Lehen, zwei halbe Hofstätten , einen Wald und eine Wiese. Der Freihof umfasste damit 8 Bauernlehen und die Hofstätten und eine Mühle. In den 60er Jahren des 15. Jahrhunderts war die Petlau im Besitz des kaiserlichen Küchemeisters Siebenhirter, dann des Ritters Gregor Gilleis, Pfleger der kaiserlichen Herrschaft Eisenstadt. Anschließend gelangte der Freihof durch Erbschaft in den Besitz der Susanna, Tochter des Ritters Michael Wagramer, die mit Leopold Wulzendorffer verheiratet war. Sie verkaufte ihn an Michael Peckl, der ihn 1494 an den Ritter Alexander Schiffer von Freiling weiterverkaufte. Dieser war damals Hauptmann der Grafschaft Forchtenstein im Dienst des Freiherrn Prüschenk (Hardegg). Schiffer von Freiling war der eigentliche Baumeister der Kleinherrschaft Petlau. Er erwarb weitere Freihöfe und Besitzungen in Sigleß, Pöttsching, Zillingtal, Müllendorf, ganz Hirm, Wulkaprodersdorf, Schattendorf und Wiesen. Der zweite Freihof in Sigleß gelangte in den Besitz der Familie Fischhammer in Mattersburg, die ihn an das Neukloster in Wr. Neustadt verkaufte. Dieses Zisterzienserkloster hatte auch Besitzungen in Pöttsching und in Marz. Auch diesen Freihof erwarb Schiffer von Freiling und schloss ihn seinem Freihof an. Dort errichtete er seinen Edelmannsitz.
Das Dorf
Das mittelalterliche Dorf Sigleß umfasste 26 ganze Höfe mit je 32 Joch Ackerland und drei Hofstätten mit je zwei Joch Acker. Am Edlesbach lag eine Mühle. Der Wald im Südosten der Gemeinde wurde schon frühzeitig gerodet und dort im 13. und 14. Jahrhundert die Weingärten angelegt (Großgebirge, Kleingebirge). Das Gebiet im Westen von Sigleß gehörte ursprünglich zum Dorf Landendorf (Zolounta). Dieses wurde noch im 13. Jahrhundert aufgelassen und der Dorfhotter größtenteils dem von Sigleß angeschlossen. Ein Teil davon war bewaldet (Kloaschitzwald). In der Neuzeit wurde ein Teil dieses Waldes gerodet. Zu Sigleß gehörte eine große Weide, die ursprünglich zum sogenannten Lamergut gehörte. Es hatte seinen Namen von einem um 1200 lebenden Lamberth, Sohn des Ayan. Dieser, sein Bruder Andreas und sein Neffe Gunther waren damals im Grenzraum zu Österreich begütert. Ihr Besitz wurde von den Mattersdorf - Forchtensteinern erworben. Nach H. Prickler hatten sie im "Lahmen Wald" zwischen Pöttsching und Sauerbrunn einen "Hausberg", also eine Burganlage, die von Wall und Graben umgeben war.
Aus dem Jahre 1526 ist ein Bergbuch, also ein Verzeichnis der Weingärten, erhalten. Es ist eines der ältesten im burgenländischen Raum- Das Sigleßer Weingebirge umfasste 128 Viertelweingärten. Ein "Viertel" umfasste jene Weingartenfläche, für die ein Vierteleimer Most an "Bergrecht" an die Herrschaft abgeliefert werden musste. Nur etwa 44 % der Weingärten gehörten den Sigleßern, 34 % den Wr. Neustädtern und der Rest Besitzern aus den Nachbardörfern. Neben den zumeist nur ein Viertel umfassenden Weingärten gab es auch Großbesitzer. Der Sigleßer Hans Pybringer etwa besaß 11 Viertel in einem Stück, das waren ca. 5 ha Weingärten, der Wr. Neustädter Mert Puschmann besaß zwei Parzellen in der Größe von 7 und 3 Vierteln, Helena, Witwe des Wr. Neustädter Bürgers Thomas Wolf, besaß 5 Viertel. Das Bergrecht wurde nicht in Most, sondern in Geld eingehoben. Dieser "Pfennigdienst" betrug 46 Pfennig pro Viertel, zusammen 6 Pfund 2 Schilling und 26 Pfennig.
Von der Dorfanlage her ist Sigleß ein zweizeiliges Schmalangerdorf. Die Höfe wurden schon früh, im 14. Jahrhundert, geteilt, wahrscheinlich als Folge eines starken Bevölkerungswachstums. Erst mit der Pest in der Mitte des 14. Jahrhunderts und mit der "spätmittelalterlichen Agrarkrise" ging die Bevölkerung stark zurück. Die kleinen Orte Landendorf, Wart, Hochstrass auf Pöttschinger Hotter, die kleine Siedlung Eckendorf in Richtung Krensdorf wurden aufgegeben. Große Anziehungskraft hatte natürlich auch das nahe gelegene Wr. Neustadt, das im 15. Jahrhundert zeitweise Residenz und mit 5000 bis 8000 Einwohnern eine Großstadt war. Noch um die Mitte des 14. Jahrhunderts gab es 10 ganze und 16 halbe Höfe, zwei Hofstätten und eine Mühle. Dazu kamen noch die an die Familie Wart verpfändten 7 ganze, 2 halbe Höfe und 2 halbe Hofstätten und eine Mühle. 1498/1500 lebten im Forchtensteiner Teil von Sigleß nur mehr 15 Bauern. 5 ganze, 5 halbe Lehen und zwei Hofstätten lagen öde. Unter den verödeten Halblehenshöfen wird auch eine Badstube erwähnt.
Die Steuern und Abgaben setzten sich folgendermaßen zusammen: An den Staat musste die Portensteuer (Dica) bezahlt werden. Nach dem Übergang in den habsburgischen Besitz weigerten sich die Pfandherrn, die Dica an das Ödenburger Komitat abzuliefern. Dafür hoben sie das grundherrschaftliche "Ruckgeld" oder "Torkrin" ein. An die Grundherrschaft war zu Georgi und Michaeli der Hausdienst zu zahlen, ferner der Kucheldienst in Naturalien. Durch Robot mussten die herrschaftlichen Felder bearbeitet werden. Diese Robotleistung fiel aber im Spätmittelalter noch nicht sehr ins Gewicht, da die grundherrschaftliche Eigenwirtschaft noch klein war. Der an den Bischof zu entrichtende Zehent wurde seit dem 15. Jahrhundert von den Grundherrn gegen eine jährliche Pachtsumme an die Kirche eingehoben. Der Zehent lag meist weit unter dem ursprünglichen Zehntel der Ernte.
Weinbau, Mühlen, Hammerwerk
Das mittelalterliche Weingebirge wurde im 16. Jahrhundert noch etwas erweitert, vor allem um die "Neuen Satzen", und umfasste 165 Viertelweingärten. 1615 waren nur 31 % im Besitz von Sigleßer Bauern, 7 % gehörten der Petlau und 62 % waren im Besitz von Auswärtigen, größtenteils Wr. Neustädtern (43 3/4 Viertel). Der Jahresertrag wurde mit 3300 Eimern (2873 hl) angegeben. Die auswärtigen Weingärten wurden von den Sigleßern in Lohnarbeit bewirtschaftet. Die Qualität des Weines wurde hoch eingeschätzt.
Die älteste Mühle stand am Unterlauf des Edlesbaches unterhalb der Ortschaft. Ebenfalls noch im Mittelalter gab es am Siebenwirteichbach eine Mühle, die aber noch im Mittelalter verödete. Im 17. Jahrhundert entstand am oberen ortsende am Edlesbach eine Mühle. 1675 war Matthias Haiss Müller, 1708 übernahm die alteingesessene Mattersburger Müllerfamilie Päzl (Pötzl) die Mühle. Diese "Haiduschitz - Mühle" blieb bis in die 1950er Jahre erhalten. Eine weitere Mühle, die "Teichmühle", entstand am Platz einer alten Mühle am Siebenwirteichbach. Im Jahre 1828 war sie im Besitz von Jakob Obradovits.
Um 1665 wurde am Siebenwirteichbach unterhalb der Fischteiche ein herrschaftlicher Eisenhammer errichtet. Das Werk war verpachtet. Das Roheisen kam meist von den Guttensteiner Eisenwerken Gensecker. Produziert wurden Hauen, Hacken, Sägen usw. Der Hammer wurde bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts betrieben. Anschließend wurde das Haus als Fortshaus verwendet. Andere Gewerbebetriebe waren in Sigleß eher spärlich (Tischler, Weber, Wagner, Schneider, Stiefelmacher ...). 1876 gab es insgesamt 25 Gewerbebetriebe, davon 4 Schuhmacherm 3 Schneider, 4 Greißler. Nur acht Betriebe hatten einen Gehilfen.
Neuzeit
Die Petlau unterstand Schiffer von Freiling, Er gab die Forchtensteiner Burghauptmannschaft an Gandolf von Kienburg weiter und widmete sich ganz dem Ausbau der Petlau, Er ließ den Edelhof neu errichten. 1503/4 kaufte er von der Stadt Ödenburg dafür Kalk und Mauerziegel.
1532, während des Türkenzuges, wurde wie in vielen anderen Orten die Sigleßer Bevölkerung fast vollständig ausgerottet, die ganze Grafschaft schwer verwüstet. Von den 1526 angefürten Familiennamen blieben nur zwei erhalten. Die Grafen von Hardegg gaben ihren Pfandbesitz an den Ritter Jakob von der Dürr weiter. Dieser blieb von 1533 bis 1546 Pfandherr und kaufte von den Erben des 1530 verstorbenen Alexander Schiffer die Petlau. Von der Dürr bemühte sich, die Herrschaft wieder aufzubauen und siedelte kroatische Kriegsflüchtlinge in den verödeten Dörfern an, darunter auch in Sigleß. Von der Dürr schloss den Forchtensteiner Teil von Sigleß der Petlau an. 1546 gab er jedoch Forchtenstein an König Ferdinand I. zurück, behielt aber die Petlau und durfte auf Lebenszeit auch die Forchtensteiner Untertanen in Sigleß behalten. Mit dem neuen Pfandherrn von Forchtenstein, Sigismund von Weispriach, geriet von der Dürr wegen eines Grundstückes in Konflikt. Der Anschluss der Forchtensteiner Untertanen in Sigleß an die Petlau blieb auch nach dem Verkauf der Petlau an den Freiherrn Christoph von Rappach, Dürrs Schwager. Dürrs einziger Sohn wurde als Jüngling von einem "ungetreuen" Diener erschossen. In der Neuklosterkirche in Wr. Neustadt steht sein prächtiger Epitaph. Rappach war eine hoch interassante und bedeutende Persönlichkeit. Niederösterreichischer Kammerrat, Oberstbergmeisteramtswalter von Oberungarn, betrieb er selbst ein Eisenwerk in Brunn und war auch an den Schwefel- und Kupferbergwerken in Bernstein beteiligt. Die Pettlau in Sigleß interessierte ihn nicht besonders, zumal die Herrschaft mit großen Steuerrückständen belastet war. Er musste Geld borgen und sein Hauptgläubiger erzwang die Exekution. Zu diesem Anlass wurde 1594 ein neues Urbar angelegt. Nach der Wiederbesiedlung durch Dürr hatte das Dorf im Jahre 1546 40 untertänige Bauern und war auf 61 Häuser angewachsen. Es gab 10 ganze, 25 halbe und 4 Viertellehenshäuser, 2 Hofstätten und 20 Kleinhäusel. Die Kleinhäusel waren eine Folge der starken Bevölkerungsvermehrung. Ihre Bewohner waren oft Handweker, besaßen aber auch Weingärten. Der Anger wurde teilweise verbaut. Von den 61 Hausbesitzern trugen 32 kroatische und 29 deutsche Familiennamen. Die Lehensbauern waren meist Kroaten, die Kleinhäusler Deutsche. Auch ein Pfarrer Michl wird erwähnt. Da Sigleß keine eigene Pfarre war könnte es sich um einen alten, mit den Kroaten gekommenen Priester oder auch um einen evangelischen Pfarrer gehandelt haben, der hier unter einem evangelischen Grundherrn vorübergehend Zuflucht fand. Mit der Herrschaft Forchtenstein gab es immer wieder Streitigkeiten um einige Wälder, die Forchtenstein als Eigenwälder beanspruchte. Eine kaiserliche Kommission entschied zugunsten der Sigleßer. Der Kloaschitzwald hat davon seinen Namen. Er leitet sich von glozenje = Streit ab.
Während des Bocskay - Aufstandes und der Belagerung Ödenburgs im Jahre 1605 wurden die Herrschaften Eisenstadt und Forchtenstein von den Haiduken und den mit ihnen verbündeten Türken und Tataren schwer verwüstet, In Sigleß war der Wiederaufbau selbst im Jahre 1615 noch nicht abgeschlossen. Die Petlau war inzwischen in den Besitz des Freiherrn Georg Bernhard Urschenbeck, dann in den seines Sohnes Hans Christoph gelangt. 1622 wurde Nikolaus Esterházy der neue Herr von Forchtenstein. 1627 lud er alle Besitzer von Edelhöfen vor sein Gericht und enteignete diese, da sie "Ausländer" waren. Urschenbeck wurde mit mageren 25 000 Gulden abgefunden. Damit wurde das ganze Dorf Sigleß der Herrschaft Forchtenstein eingegliedert.
Im 16. Jahrhundert lebte der Mathematiker Christoph Puehler "von Syclas in Ungarn". Er verfasste 1563 ein Lehrbuch der Geometrie für die Ordensschulen Bayerns. Es war jedenfalls das erste derartige Lehrbuch in Ungarn in deutscher Sprache. Über sein Leben ist sonst nichts bekannt.
Unter den Esterházy
Unter den Esterhazy wurde die Petlau in Sigleß das Zentrum einer umfangreichen herrschaftlichen Eigenwirtschaft mit Meier- und Schafhof. Im 18. Jahrhundert wurde dann das von der Dürr erbaute Herrenhaus abgerissen, an seiner Stelle ein Wohnhaus für den Meier errichtet. Heute ist von der Anlage nichts mehr erhalten.
Im weitern Verlauf des 17. Jahrhunderts wuchs der Ort stark. 1675 bestand es aus dem Meierhof, der außerhalb des Ortes stehenden Kirche, 23 halbe, 48 Viertellehen, zwei alte Hofstätten, 27 Kleinhäusel. einer Mühle, dem Gemeindewirtshaus, einer Schmiede und einer Fleischbank. Von den Einwohnern trugen 52 kroatische, 49 deutsche Namen.
1683 durchzogen erneut die Türken das Land in Richtung Wien. Paul Esterházy floh nach Linz, seine Herrschaft Forchtenstein verlor einen Großteil ihrer Bewohner. Die Menschen wurden umgebracht oder in die Sklaverei verschleppt. Die Dörfer waren schwer verschuldet, die Bewohner verarmt, vor allem nachdem die Kuruzzen im Rákóczy - Aufstand das Grenzland erneut verwüstet hatten. 1713 brach zudem die Pest aus, eine Tierseuche vernichtete 1725/26 fast den gesamten Tierbestand. Bis 1767, der Anlage des maria - theresianischen Urbars, stagnierte die Einwohnerzahl von Sigleß. 1767 wurden 87 Bauern und 26 Hofstättler gezählt.
1800 wurde in einer Verwaltungsreform Sigleß zusammen mit Krensdorf und Hirm der neu geschaffenen Herrschaft Hornstein - Pottendorf angegliedert. Die Einwohnerzahl begann langsam anzusteigen, trotz zeitweiser Besetzung durch französische Truppen und Choleraepidemie. 1832 starben etwa 70 Menschen an der Cholera. Nach der Volkszählung von 1784/87 bestanden 130 Wohnhäuser, in denen 163 Familien wohnten. 1828 gab es 140 Häuser. Der durchschnittliche Grundbesitz einer bäuerlichen Familie wurde durch Bevölkerungswachstum und Teilung immer kleiner. 1828 wurden 214 Steuerzahler gezählt, davon 160 ortsansässig, der Rest waren auswärtige Weingartenbesitzer. Im Ort wohnten 324 Personen im Alter zwischen 18 und 60 Jahren. Nach dem 1870 angelegten Kataster betrug der durchschnittliche Grundbesitz etwa 2 1/2 ha Ackerland, 0,15 ha Wiesen, 0,35 ha Weideland und 9,5 ha Weingärten. Damit waren viele Betriebe nicht überlebensfähig. Als Ausweg blieben die Wanderarbeit oder die Auswanderung.
Abgaben und Leistungen an Staat und Grundherrschaft
Die Abgaben und Leistungen an den Grundherrn, an den Staat und die Kirche waren sehr hoch. Schon unter Hans von Weispriach mussten - wenn die Robot in Geld abgelöst wurde - 8 Gulden für ein ganzes Lehen gezahlt werden. Im 17. Jahrhundert stiegen die Belastungen noch stark an. 1594 etwa betrugen die Abgaben an das Land Niederösterreich 5 Gulden Steuer und 1 1/2 Gulden "Hausgulden". Das war weit mehr als die frühere ungarische Portensteuer. Dazu kam die "Taz", die Getränkesteuer, 30 Gulden für die Petlau. Abgaben an die Grundherrschaft waren der Georgi- und Michaelidienst, die Torkrin usw. Insgesamt betrug die fixe Belastung eines ganzen Lehens rund 10 Gulden. Das entsprach dem Preis von 4-5 hl Wein oder dem eines großen Ochsen. Dazu kam dann noch der Kucheldienst (Hühner, Eier), der Zins für die Rodungsgründe, der Zehent, der St. Martinsdienst für die Weingärten und natürlich die prinzipell ungemessene Robot. Alles zusammen ergab sich nach H. Prickler (Sigleß, S. 86) eine jährliche Belastung von 30 - 35 Gulden pro ganzem Lehen (1500 - 2000 hl Wein oder 3 - 4 Ochsen).
1627 fiel Sigleß unter den Esterházy wieder unter ungarische Hoheit. Statt Landsteuer und Hausgulden gab es nun wieder die "dica", die noch im 17. Jahrhundert in die staatliche "Kontribution" und die "Domesticalsteuer" für das KOmitat umgewandelt wurde. "Taz" und "Torkein" behielt man bei, obwohl beide Abgaben in UNgarn nicht üblich und unberechtigt waren. Zusätzlich wurde "Soldaten-" oder "Quartiergeld" eingehoben, was allerdings die Einquartierung von Soldaten keineswegs verhinderte. 1675 führten die Esterházy einen "Geschenkdienst" ein - 3 Kälber, 3 Lämmer, 6 Gänse, 6 Mastschweine, 9 Halbe Schmalz, 30 Hennen und 450 Eier). Das Bergrecht wurde auf ein Vielfaches erhöht. Der Zehent wurde nur leicht angehoben, zusätzlich aber ein "Tenngeld" und ein "Sichelgeld" eingehoben. Als "Bannwein", herrschaftlichen Wein, musste die Gemeinde jährlich 35 - 36 Forchtensteiner Eimer (etwa 3045 bis 3122 Liter) Wein abnehmen, ausschenken und der Herrschaft zu einem überhöhten Preis bezahlen.
Mit dem maria - theresianischen Urbar wurde die Abgabenlast etwas reduziert. Von einer ganzen Session waren nun 52 Tage Zugrobot oder 104 Tage Handrobot zu leisten. Die gefürchteten "langen Fuhren" wurden ebenfalls begrenzt. An "Zins" war ein Gulden zu Georgi und Michaeli zu bezahlen, und zwar unabhängig von der Größe der Ansässigkeit. Die Naturalabgaben wurden eingeschränkt auf 1 Klafter Holz, 2 Hühner, 2 Kapaune, 12 Eier, ein halbes Maß Schmalz und 6 Pfund Gespunst aus Flachs oder Hanf. Die Söllner mit Haus (Hofstättler, Kleinhäusler) zahlten ebenfalls einen Gulden und hatten 18 Tage Handrobot zu verrichten, die Söllner ohne Haus (Inwohner) mussten 12 Tage Handrobot im Jahr leisten. Die Steuerabgaben an Staat und Komitat blieben unverändert. Die Gemeinde Sigleß nahm das maria - theresianische Urbar an. Der Zehent wurde in einem Kontrakt durch eine jährliche Geldsumme abgelöst.
Leben im Dorf
Die Bevölkerungsentwicklung in der Neuzeit kann bis 1767 nur geschätzt werden. 1546 lebten in 41 Häusern etwa 246 Einwohner, 1594 in 62 Häusern 372, 1676 in 106 Häusern 636 und 1734 etwa 650 bis 700 Einwohner. 1767 bestanden 114 Häuser mit 684 Einwohnern, 1785 131 Häuser mit 765 Bewohnern. 1828 wurden 141 Häuser und 1002 Bewohner, 1851 1010 Einwohner gezählt.
Die Bauern wählten aus einem Dreier - Vorschlag der Herrschaft jährlich am Banntaidingtag den Richter und vier Geschworene - je zwei "Herrenbürger" und "Gemeindebürger". Der abgabenfreie Richter hatte unangenehme Aufgaben. Er musste die Abgaben eintreiben, die Robot organisieren und in kleineren Streitigkeiten Recht sprechen. Daneben gab es zwei Bergmeister oder Bergrichter, die für die Weingebirge zuständig waren, zwei Wachtmeister, die auch Feuerbeschauer waren, zwei Waldförster und einen Holdenrichter (ursprünglich nur für die Inwohner zuständig). Dieser, auch Kleinrichter genannt, besorgte auch Botengänge und rief die Mitteilungen der "Behörden" aus. Später kamen ein "Einnehmer" und zwei Zechmeister hinzu, die das Gemeindevermögen verwalteten und jährlich am Banntaiding abrechneten.
Herrschaftliche Eigenwirtschaft
Der Ausbau der esterhazyschen Eigenwirtschaft erfolgte vor allem durch die Enteignung der österreichischen Edelhöfe. Im 16. Jahrhundert waren Felder und Wiesen der Petlau, nicht aber die Weingärten, noch an Bauern verpachtet. 1615 standen bereits 135 Joch Ackerland und viele Weingärten unter direkter Bewirtschaftung der Herrschaft. Für ihre Bearbeitung musste die Robot erheblich erhöht werden. Viele Herrschaftsweingärten, aber auch die Teiche, mussten von den Bewohnern anderer Dörfer bewirtschaftet werden.
1870 umfasste die Eigenwirtschaft 192 ha. In der Zwischenkriegszeit waren sie verpachtet und dienten der Zuckerrübenproduktion für die Hirmer Zuckerfabrik. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Gründe an die Bauern bzw. an die Gemeinde verkauft.
Von großer Bedeutung waren für die Petlau die Fischteiche. Am Siebenwirteichbach entstanden drei Teiche. Einer davon wird schon 1426 urkundlich erwähnt, dazu kamen zwei weitere Teiche. Oberhalb baute die Grafschaft Forchtenstein weitere 4 Teiche. Von diesen sieben Teichen hat der Bach "Siebenwehrteichbach" seinen Namen erhalten. Einer der Teiche musste von den Schattendorfern gepflegt werden. Im 18. Jahrhundert wurde dieser "Schadendorfer Teich", der stark versumpft war, erneut ausgegraben und vertieft. Die Teiche waren mit Karpfen besetzt. Nach der Vereinigung von Sigle0 und Petlau wurde der Ort zum Zentrum der herrschaftlichen Teichwirtschaft unter einem Teichmeister. Zu den sieben Teichen kam noch ein am Edlesbach gelegener "Weidateich" dazu. In Forchtenstein bestanden drei Forellenteiche. 1754 schätzte der Teichmeister Thomas Jauck den Ertrag der Sigleßer Teiche auf 12 Zentner (672 kg) Karpfen. Die Fische waren für den herrschaftlichen Eigenbedarf bestimmt, wurden aber auch am Wr, Neustädter Markt verkauft, Bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts versumpften und verlandeten die Teiche. Nur einer wurde in jüngster Zeit reaktiviert.
1848 und die Grundentlastung
Im Spätherbst 1848 musste Sigleß so wie die anderen Grenzdörfer Verteidigungsmaßnahmen gegen die österreichische Grenze hin ergreifen. Die Grenzbrücken über die Leitha wurden abgerissen, nach Sauerbrunn und Krensdorf Husaren verlegt. Bei Krensdorf musste eine Schanze aufgeworfen werden. Die Arbeitsdienste und die Requirierungen durch ungarische Soldaten trugen dazu bei, dass die Sympathie für die ungarische Revolution rasch erkaltete und der Einmarsch der österreichischen Truppen begrüßt wurde. 1949/50 kam kaiserliches Militär für einige Jahre nach Sigleß. Im Meierhof wurde Kavallerie vom 2. k. k. Kürassierregiment einquartiert.
Die Revolution war gescheitert, die Aufhebung der Grundherrschaft wurde nicht wieder rückgängig gemacht. Der Richter wurde nun zum "Gemeindevorsteher", die Gerichtsbarkeit übte nun das Bezirksgericht in Mattersburg aus. Nach dem Ende des Neoabsolutismus und vor allem nach dem "Ausgleich" von 1867 wurde die Verwaltung erneut umgebaut. Die "Gemeinderepräsentanz", der Gemeinderat, hatte in Sigleß 10 Mitglieder, die Hälfte davon stellten jene Einwohner, die die meisten Steuern zahlten. Die andere Hälfte wurde von den selbständigen Steuer zahlenden Einwohnern gewählt. 1855 wurden die Verwaltungsgeschäfte den damit ohnedies überlasteten Lehrern entzogen und "Notäre" eingesetzt. Sigleß gehörte zusammen mit Neudörfl und Krensdorf zum Kreisnotariat Pöttsching, später zu Krensdorf (bis 1921). 1850 fand die erste moderne statistische Erhebung statt, Sigleß hatte 1064 Einwohner. Davon waren 54,4 % Deutsche, 44,9 % Kroaten und 7 Personen Juden. Mit Ausnahme der Juden waren alle Einwohner katholisch.
Mit der Urabrialregulierung (Grundentlastung) bekamen die Bauern das freie Eigentums- und Verfügungsrecht über das bisher bearbeitete urbariale Land. Robot, Zehent und andere Rechte der Grundherrn wurden abgeschafft. In der praktischen Durchführung dieser Maßnahme gab es aber viele Schwierigkeiten, auch deshalb, weil die Bauern und Söllner das kaiserliche Dekret missverstanden. So stellten die Sigleßer Bauern und Söllner alle Zahlungen an die Grundherrschaft ein. Ein besonderes Problem waren die Kurialsöllner, deren Häuser nicht in das alte urbariale System fielen. Davon betroffen waren die Häusleransässigkeiten, deren Zahl von 1767 bis 1848 von 36 auf 50 gestiegen war. Sie hatten am Meierhof Hausplätze bekommen und im Vertrag zugesichert, dafür 36 Tage im Jahr unentgeltlich am Meierhof zu arbeiten. Die Ablöse dieser Verpflichtung fiel nicht in die Grundentlastung und es musste darum ein Prozess geführt werden. Das Ergebnis ist nicht bekannt. Vermutlich mussten die Verpflichtungen gegen einen Geldbetrag abgelöst werden.
Nach der Grundentlastung mussten auch in Sigleß die nichturbarialen Gründe wie die Rodungsgründe und auch das Bergrecht mit Geld abgelöst werden. Bis 1869 konnte auch die Frage der Rottgründe bereinigt werden. Sie wurden um die Summe von 28 050 Gulden abgelöst. Der Wald (etwa 140 ha) und die Weide (etwa 18 ha) blieben im Gemeinschaftsbesitz der Urbarialgenossenschaft. Die frühere grundherrschaftliche Eigenwirtschaft blieb im Besitz der Esterházy und wurde zur Gutswirtschaft mit bezahlten Arbeitskräften umgestaltet.
Die Entwicklung bis 1921
Die wachsende Einwohnerzahl hatte eine starke Besitzzersplitterung durch Erbteilung zur Folge. Die Wohnungsnot war groß. 18 Familien erhielten die Erlaubnis, neben dem Försterhaus Häuser zu bauen. Die Armut wuchs durch drei extrem trockene Jahre (1862, 1863, 1864) und durch den großen Brand von 1865, der nahezu das ganze Dorf betraf. Die Ablösezahlungen konnten von vielen Familien nicht mehr geleistet werden. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Ort immer wieder von Epidemien und Bränden heimgesucht. Großbrände gab es 1884 und 1896. 1895 wurde die Feuerwehr gegründet.
Nach der Grundentlastung wurden Wiesen und Weiden in Ackerland umgewandelt, die Schafhaltung wurde reduziert, der Kartoffelanbau ausgeweitet. So wie am Meirhof, der von der Hirmer Zuckerfabrik gepachtet wurde, versuchten auch die Bauern, Zuckerrüben anzubauen. Die Böden waren aber rasch ausgelaugt, da es an Dünger fehlte. In den 1880er Jahren, mit der Agrarkrise, waren viele Bauernwirtschaften, denen es an Kapital für Maschinen und Mineraldünger fehlte, nicht mehr überlebensfähig. Durch Selbstvermarktung einiger Produkte versuchten sie, ein bescheidenes Einkommen zu erzielen. Bekannt waren die Sigleßer für ihre Gänse, viele Frauen befassten sich mit dem Bettfedernhandel. So wie in Pöttsching wurden Weichselkulturen angelegt. 1880 bis 1890 wurden jährlich über 100 000 Weichselschübe erzeugt. Ein Teil der Weichselrohre wurde von Drechslern zu Spazierstöcken, Pfeifenrohre und Zigarettensspitzen verarbeitet.
Der Weinbau erlebte mit der Einführung der Rotgipfler Reben noch einmal eine Blütezeit. Bis 1865 wurde die Rebfläche von 6 % auf 9,22 % der Nutzfläche ausgeweitet. In den 1890er Jahren erfasste dann aber die Reblauskrise auch Sigleß. Ein 1903 gegründeter Weinproduzentenverein bemühte sich um die Umstellung auf reblausrestente Unterlagsreben. Erst in den 1920er Jahren konnte dann der Übergang zu einem modernen Weinbau mit der Sorte Blaufränkisch vollzogen werden.
Wichtiger als die Landwirtschaft war die Wanderarbeit zu den Baustellen und Fabriken Niederösterreichs und Wiens. Viele Sigleßer waren im Zimmerer- und Maurergewerbe tätig, viele als Kaminmaurer spezialisiert. Letztere waren in der ganzen Monarchie tätig. Um den Ersten Weltkrieg gab es in Sigleß 40 Kaminmaurer. Frauen und Mädchen arbeiteten oft in der "Nadelburg" in Eggendorf.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden in den Dörfern Westungarns viele Vereine gegründet. In Sigleß gab es einen Krankenunterstützungsverein und einen Veteranenverein. 1899 wurde der Männergesangsverein "Brüderlichkeit" gegründet, 1912 ein Spar- und Darlehensverein.
Probleme gab es immer wieder mit dem Kirchengebäude.1865 musste der Turm abgetragen und neu aufgebaut werden, 1898 musste dieser erneut renoviert werden. 1913 wurde die desolate Kirche behördlich geschlossen. Mit Hilfe einer großen Geldspende des Weihbischofs Ernst Kutrowatz, eines gebürtigen Sigleßers, konnte die Kirche renoviert und vergrößert werden. Die katholische Volksschule wurde 1901 in eine Staatsschule umgewandelt und dreiklassig geführt.Ungarisch war die Unterrichtssprache.
Zwischenkriegszeit
Im Ersten Weltkrieg dienten die meisten Sigleßer im Infantrieregiment 76 oder bei den 18er Honved. Bis Kriegsende fielen 58 Männer. Während des Krieges und in den ersten Nachkriegsjahren entwickelte sich ein lebhafter Schmuggel über die Leithagrenze. Viele Sigleßer, vor allem Frauen und Mädchen, wurden in die großen Rüstungsbetriebe rund um Wr. Neustadt verpflichtet.
Das Kriegsende verlief in Sigleß ruhiger als etwa in Pöttsching. Nur einige heimgekehrte Soldaten machten ihre "private Revolution gegen Fürsten und Juden". (Gerald Schlag, Sigleß S.122). Sie plünderten den Meierhof und das Geschäftslokal der jüdischen Familie Lackenbacher. Am 4. Dezember 1918 wurde ein "Nationalrat" (Gemeinderat" erstmals nach dem allgemeinen Männerwahlrecht gewählt. Präses wurde der Deichgräber Benedikt Marchart, Stellvertreter der Lehrer Josef Miletich. In der Frage der Staatszugehörigkeit gehörten vor allem die Sigleßer Maurer zu den ersten, die für den Anschluss an Österreich eintraten. Auch an der Ausrufung der "republik Heinzenland" waren anscheinend Sigleßer beteiligt. Hans Suchard aus Mattersburg hielt jedenfalls mehrere Versammlungen auch in Sigleß ab. Bürgermeister Marchart gehörte der "Radikal demokratischen Partei" an, kannte Geza Szombor, den Präsidenten des "Deutschen Volksrates für Westungarn" persönlich, arbeitete im Volksrat mit und wurde Abgeordneter. Die deutshe Amts- und Unterrichtssprache wurde auch in Sigleß eingeführt.
Der Großteil der Sigleßer Bauarbeiter gehörte schon vor dem Ersten Weltkrieg der Sozialdemokratischen Partei an. Auch der Lehrer Miletich schloss sich an und veranstaltete am 1. Mai Wandertage und ein kleines Fest. In der Zeit der Räteregierung wurde die Sozialdemokratische Partei mit der kommunistischen Partei zusammengeschlossen. "Volksbeauftragte" des Ödenburger Direktoriums lösten den Gemeinderat auf und setzten "Arbeiter-, Soldaten- und Bauernräte " ein. Karl Salamon wurde deren Anführer, die "Nationalgarde" in eine "Rote Garde" unter dem Schneider Stefan Rauchwarter umgewandelt. Der Meierhof wurde enteignet, aber nicht wie die Bauern gehofft hatten, aufgeteilt, sondern in eine Produktionsgesellschaft umgewandelt. Nach dem Sturz der Rätediktatur wurden die alten Verhältnisse wieder hergestellt, an den "Roten" wurde nunmehr Rache genommen. Lehrer Miletich etwa wurde außer Dienst gestellt und später nach Pöttsching strafversetzt. Salamon wurde verhaftet, bald aber wieder freigelassen. Der Bauer Johann Schey, ein Christlichsozialer, wurde Bürgermeister. Viele Männer blieben in Niederösterreich, da sie Repressalien befürchteten. Während der Bandenkämpfe 1921 hatte Sigleß so wie die anderen Dörfer vor allem ab Ende Oktober 1921 unter den Pronay - Hejjas - Freischärlern zu leiden, die die Bevölkerung ausraubten und erpressten.
Nach dem Anschluss an Österreich konnten die Geflüchteten zurückkehren. Auch in Sigleß wurde zunächst eine Verwaltungskommission eingesetzt. In der Nationalrats- und Landtagswahl vom 18. Juni 1922 erhielten die Sozialdemokraten die meisten Stimmen. In der Gemeinderatswahl vom 25. März 1923 erhielten die Sozialdemokraten 585 Stimmen und 9 Gemeinderäte, die Christlichsozialen 194 Stimmen und drei Mandate. Bürgermeister wurde Bonaventura Berloschnik, der aus St. Paul im Lavanttal stammte, Dreher bei Daimler in Wr. Neustadt und seit 1907 in Sigleß mit Thekla Knoll verheiratet war. 1922 bis 1934 war Berloschnik Bezirksparteisekretär, ab 1923 auch Landtagsabgeordneter. Vizebürgermeister wurden Stefan Vlaschitz von den Christlichsozialen und Michael Duskanich von den Sozialdemokraten.
Die wirtschaftliche und soziale Lage war katastrophal. Unter den Bauarbeitern war die Arbeitslosigkeit sehr hoch. Erst gegen Ende der 1920er Jahre trat eine leichte Besserung ein. Ein erstes Anliegen der Gemeinde war der Ausbau der Volksschule. Die Landesregierung verweigerte eine Subvention und ein zinsenloses Darlehen. So nahm Berloschnik einen Kredit bei der Wiener Zentralsparkasse auf, der später der Gemeinde schwer zu schaffen machte. Die Volksschule wurde auf 5 Klassen und zwei Lehrerwohnungen ausgebaut. Weitere Anliegen waren die Regulierung des Dorfbaches, die Errichtung von Brücken und der Ausbau der Straße (Krensdorf - Wiesenerstraße). Nunmehr wurde eine Autobusverbindung zum Bahnhof möglich. 1929 erfolgte die Elektrifizierung, 1932 wurde eine Telefonleitung verlegt. Trotz der schlechten wirtschaftlichen Lage wurden zahlreiche Wohnhäuser gebaut. Die Zahl der Häuser stieg von 248 im Jahre 1923 auf 280 im Jahre 1930. Damit wurde die extreme Wohnungsnot etwas gemildert. Die Bevölkerung stagnierte, die Abwanderung war groß.
1926 wurde eine Gruppe des Republikanischen Schutzbundes mit 40 Mann gegründet, etwas später auch eine Heimwehrgruppe unter Oberamtmann Ladislaus Szabo. Vor allem die hohen Schulden der Gemeinde führten zu Konflikten im Gemeinderat. In der Gemeinderatswahl von 1927 verloren die Sozialdemokraten 72 Stimmen, die Christlichsozialen gewannen 100 dazu. Im Gemeinderat stand es 8 : 5 zugunsten der Sozialdemokraten. Bürgermeister wurde wieder "Boni" Berloschnik, Vizebürgermeister Josef Stargl von den Cjristlichsozialen. 1929 trennte sich Sigleß vom Kreisnotariat Krensdorf. In der Sozialdemokratischen Partei war eine große Gruppe mit der sehr eigenmächtigen Führung Berloschniks unzufreiden. 1930 wurde er durch einen Misstrauensantrag der Christlichsozialen, denen sich einige Soziademokraten anschlossen, zum Rücktritt gezwungen. Alois Steurer wurde neuer Bürgermeister, der sich erfolgreich um eine Reduktion der Gemeindeschulden bemühte. Dafür war allerdings eine Erhöhung der Gemeindeumlage auf 200 % erforderlich. Im Gefolge der hohen Arbeitslosigkeit verlor die Sozialdemokratische Partei bei den Gemeinderatswahlen 1931 erneut 89 Stimmen. Viele gingen nicht mehr zur Wahl. Bürgermeister wurde Ernst Tschurlovits. Nach Unregelmäßigkeiten in der Gemeindekasse verlor der Kassier und Vizebürgermeister Johann Kern von den Sozialdemokraten sein Amt, der Bürgermeister musste zurücktreten. In der Neuwahl 1933 wurde überraschend Vizebürgermeister Josef Stargl von den Cjristlichsozialen Bürgermeister.
1934 wurden der Schutzbundkommandant Stefan Duskanich, Bezirkssekretär Berloschnik und andere verhaftet. Franz Leimgstädtner, in dessen Haus ein Maschinengewehr gefunden wurde, kam in das Anhaltelager Wöllersdorf. Bürgermeister blieb Josef Stargl. Von den früheren Sozialdemokraten schlossen sich viele den illegalen Nationalsozialisten an. Diese waren schon länger in Sigleß verankert. Ihr erstes öffentliches Auftreten - 10 Wiener Studenten, eingeladen vom Bahnhofsvorstand Kohlbesen - endete freilich mit einem Misserfolg. Nach einer Rauferei mit Sozialdemokraten wurden sie abgeschoben. Ab 1929 fasste die NSDAP auch in Sigleß verstärkt Fuß. Treibende Kraft war der Mattersburger Gymnasialprofessor Stehlik. Die Aktionen der Nationalsozialisten häuften sich. Im März 1938 zeigte sich dann, dass nicht nur frühere Sozialdemokraten sondern auch Funktionäre der Vaterländischen Front bereits Nationalsozialisten waren.
Die finanzielle Lage der Gemeinde und auch vieler Familien war in den 1930er Jahren äußerst prekär. 1937 stand sogar die seit 1922 bestehende Konsumgenossenschaft vor dem Konkurs. Sie war beim jüdischen Großhändler Kerpel in Mattersburg schwer verschuldet. Am 11. März 1938 übernahmen auch in Sigleß die Nationalsozialisten die Macht. Die Waffen der Frontmiliz im Hause Stargls wurden beschlagnahmt. Ein neuer Gemeinderat wurde eingesetzt, Bürgermeister wurde der Kaufmann Franz Rauchwarter, der bald darauf von Ulrich Hirschhofer abgelöst wurde. Josef Eibler war Führer der "Deutschen Arbeitsfront", Ortsbauernführer wurde Josef Obradovich, später Stefan Pinterits. Noch 1938 wurden die Sigleßer Juden deportiert und ihre Geschäfte beschlagnahmt. Die Zigeuner wurden zur Zwangsarbeit eingeteilt und dann in das Lager Lackenbach deportiert.
Im Zweiten Weltkrieg hatte Sigleß 84 Gefallene zu beklagen. Während des Krieges wurde mit dem Tabakanbau begonnen und drei große Trockenstadel errichtet. Der Tabakanbau hielt sich bis 1980. Der Volksschuldirektor Schneider hatte mit seiner Seidenraupenzucht große Erfolge und wurde im gesamten Gau Niederdonau dafür zuständig. Viele Sigleßer arbeiteten in den großen Wr. Neustädter Rüstungswerken.
Am Ostersonntag, den 1. April 1945, kamen die ersten Sowjetsoldaten in den Ort. Es gab keine Kampfhandlungen. Nur ein Haus wurde durch einen Granattreffer zerstört. Es folgten Plünderungen und Vergewaltigungen. Ein Mann beging Selbstmord. Mehrere tausen Ostarbeiter mussten einquartiert werden. Übergriffe auf die Bevölkerung waren an der Tagesordnung. Die Sowjets setzten Franz Leimgstädtner als Bürgermeister ein. Eine Ortspolizei versuchte, Ruhe und Ordnung zu sichern. Die Gemeinde organisierte die Verteilung der spärlichen Lebensmittel. Dabei kam es zu Streitereien und Beschuldigungen, Im September 1945 wurde deshalb der Gemeinderat aufgelöst. In der ersten Wahl am 25. November 1945 bekam die SPÖ 63,6 %, die ÖVP 33,4 % der Stimmen. Die KPÖ war mit 3 % der Stimmen bedeutungslos. Bürgermeister wurde der Maurer Moritz Miletich (SPÖ), Vizebürgermeister Josef Stargl (ÖVP). Mit Stefan Duskanich saß auch ein Kommunist im Gemeindevorstand.
Kirche und Schule
Ursprünglich gehörte Sigleß wie viele andere Orte der Umgebung zur "Urpfarre" Kleinfrauenhaid. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde wahrscheinlich Krensdorf mit der Filiale Sigleß ausgepfarrt. 1456 ist ein Pfarrer von Krensdorf nachweisbar. Im Urbar der Herrschaft Petlau von 1594 wird ein "Herr Michl" als Pfarrer in Sigleß erwähnt. 1596 wurde Krensdorf wieder mit Kleinfrauenhaid vereinigt und blieb es bis 1630. Dann wurden Krensdorf mit Sigleß an die Pfarre Pöttsching angeschlossen, 1661 war Krensdorf wieder Filiale von Kleinfrauenhaid. 1682 wurden Krensdorf mit der Filiale Sigleß eine selbständige Pfarre. 1787 wurde in Sigleß eine Lokalkaplanei errichtet, 1807 wurde der Ort zu einer selbständigen Pfarre erhoben. Eine solche war auf Grund der Einwohnerzahl schon längst gerechtfertigt, die Errichtung scheiterte aber zunächst am geringen Einkommen für einen Pfarrer und dem Fehlen eines Pfarrhofes. Fürst Nikolaus II. Esterházy lehnte es außerdem ab, das Patronat zu übernehmen. Ein Lokalkaplan kam der Gemeinde wesentlich billiger. Die Gemeinde verlangte, dass jeder Kaplan der kroatischen und der deutschen Sprache mächtig sein sollte. Der erste Kaplan Karl Georg Scossa beherrschte die kroatische Sprache nicht und musste 1788 nach Beschwerden der Kroaten gehen. Damit begannen die Auseinandersetzungen um die Predigtsprache, die die Gemeinde Sigleß bis in die Zwischenkriegszeit beschäftigten und teilweise sehr harte Formen annahmen, bis hin zu tätlichen Auseinandersetzungen. Der nächste Lokalkaplan, der kroatische Ex - Pauliner Martin Basilius Gorgaschilitz, wurde von den Deutschen abgelehnt, die die Kostenbeiträge verweigerten und sich lieber an die Pfarre Krensdorf wandten. Mit Mühe konnte ein Kompromiss geschlossen werden. Die Gottesdienstsprache war abwechselnd Kroatisch und Deutsch, die Unterrichtssprache sollte nur Deutsch sein. Nachfolger als Kaplan war der frühere Franziskaner Simeon Kniefacz, gebürtig aus Neudorf bei Parndorf. Er blieb nur von 1799 bis 1801 in Sigleß. Während dieser Zeit gab er zwei kroatische Gebetbücher heraus: "Himmelstor, offenstehend dem gläubigen und betenden Christen" (1800 in Ödenburg) und "Marienblüten". "Es war eine Erbauungsliteratur welche die Volksfrömmigkeit dieses Grenzraumes mit der barocken Geistigkeit Europas verband, die allumfassende Latinität kroatisierte und somit die Grundlage für eine eigenständige Literatur der burgenländischen Kroaten geschaffen hat." (Franz Probst in Ortsgeschichte Sigleß). Anschließend wirkte er in Klingenbach. Für den Lehrer Miho Nakovic war Sigleß ebenfalls nur eine Zwischenstation. Franz Probst meint, dass "gerade das nationale Nebeneinander in dieser Gemeinde, dieses stete Ringen der Kroaten um ihr Bestehen und ihren Untergang" ihn zum Bekenntnis zum bewussten Kroatentum geführt haben könnte, das sein ganzes Lebenswerk prägte. In einem Aufruf forderte er die Einigkeit der Kroaten und die Einheit ihrer Sprache (Probst, S.253 f.). Er verfasste Schulbücher und Liederbücher. Er hat die burgenländischen Kroaten an großräumige Entwicklungen, an den Ilyrismus Ljudovit Gaj's angeschlossen. Nach Pater Hugolin Raksányi (1801 - 1805) kam Andreas Kruesz nach Sigleß.
Kruesz betrieb erfolgreich die Erhebung von Sigleß zu einer eigenen Pfarre und wurde deren erster Pfarrer. Schon zuvor hatte die Gemeinde für die Kapläne ein Bauernhaus gekauft, das nun zum Pfarrhaus ausgebaut wurde. Kruesz förderte einseitig die kroatische Sprache in der Kirche und in der Schule. Die deutsche Bevölkerung brachte zahlreiche Klagen und Beschwerden ein. Die Gegensätze verschärften sich, so dass sich eine "teutsche und crabatische gmain" bildeten. 1817 eskalierte die Situation. Anlässlich einer Prozession kam es zu tätlichen Auseinandersetzungen. Der Vorfall wurde von einer Kommission untersucht. Die Kroaten machten geltend, dass sie mehr zum Unterhalt des Pfarrers beitrugen als die Deutschen. 1821 erteilte der Bischof von Raab eine Weisung, die die Angelegenheit regeln sollte. Die Sprache im Gottesdienst sollte abwechselnd die kroatische und die deutsche sein, bei Prozessionen sollte auch deutsch gesungen werden, ebenso sollte in beiden Sprachen unterrichtet werden. Die Beschwerden hörten aber nicht auf, da die Kroaten - obwohl eine entsprechende Bitte vom Statthaltereirat abgewiesen worden war - bei Prozessionen auch weiterhin nur kroatisch beteten und sangen. Unter Kruesz war der Konflikt nicht zu bereinigen. Es folgten zwei Administratoren. Erst Pater Fabian Horvath konnte die beiden Parteien vorübergehend versöhnen, wurde aber bald versetzt.
Unter Pfarrer Matthias Gerdenich (1863 - 1876), einem Franziskaner, wurde der Turm der Pfarrkirche abgerissen und neu aufgebaut. 1913 wurde die Kirche mit Unterstützung des Weihbischofs Ernst Kutrovatz, eines gebürtigen Siglessers, vergrößert und renoviert.Dieser wurde 1841 in Sigleß geboren und 1865 zum Priester geweiht. Er war Kaplan in Eisenstadt - Oberberg und dann Pfarrer in Müllendorf. 1894 wurde er nach Raab berufen und 1897 zum Bischof geweiht. In der Folgezeit wechselten die Pfarrer häufig. Nur die Pfarrer Paul Levay (1879 - 1893), der auch schriftstellerisch tätig war, Felix Kapovich (1907 - 1915), der ebenfalls ein Werk in kroatischer Sprache veröffentlichte ("Katholik, öffne das Auge") und Franz Karall (1924 - 1948) blieben länger.Auch Paul Lévay war für die geistige Entwicklung Westungarns von Bedeutung. Er gilt als "Pionier" des katholischen Journalismus. Er schrieb zahlreiche Aufsätze in deutscher und ungarischer Sprache. Kapovich rief zur Wachsamkeit gegenüber den modernen Geistesströmungen, vor allem Sozialismus und Kommunismus, auf. Unter Karall und Matthias Semeliker (1948 - 1964) wurden Kirche und Turm renoviert. 1979 wurde ein neuer Pfarrhof gebaut.
Zwischen 1674 und 1680 wurde Sigleß aus dem Schulsprengel von Kleinfrauenhaid herausgelöst und ein eigener Schulmeister bestellt. 1694 ist Andreas Cusich der erste namentlich bekannte Schulmeister. Vor 1713 gab es kein eigenes Schulgebäude und der Schulbesuch war nur schwach. Ein schon lange geplantes Schulgebäude wurde 1833 errichtet. 1880 wurde das Schulhaus renoviert, der Schulbesuch hatte sich schon stark verbessert, sogar in den Sommermonaten. 1898 musste die Gemeinde auf Anordnung des Stuhlrichteramtes eine zweite Klasse einrichten und einen zweiten Lehrer anstellen. Die Gemeinde war dazu finanziell nicht in der Lage und ersuchte um Übernahme als Staatsvolksschule. 1901 wurde dann das neue Schulgebäude errichtet, mit drei Klassenzimmern und einer Lehrerwohnung. Da die Schülerzahl weiter anstieg wurde 1915 eine vierte Lehrerstelle geschaffen. Mit der "Verstaatlichung" wurde das UNgarische die dominierende Unterrichtssprache.
Nach dem Anschluss an Österreich wurde natürlich deutsch unterrichtet, Kroatisch wurde ein Freifach. In der Zeit des Nationalsozialismus abgeschafft, wurde Kroatisch wieder ab 1945 als Freifach unterrichtet, dann aber, wegen zu geringen Interesses, eingestellt. Die Sigleßer Schule hatte in der Zwischenkriegszeit unter Direktor Guido Ulicsny einen hervorragenden Ruf. Es gab zusätzliche Fortbildungs- und Förderkurse für Erwachsene. Unter Direktor Oberdorfer (1925 - 1938) und dem Lehrer Hans Schneider wurde dieses Engagement fortgesetzt. 1924/25 gab es bereits acht Klassen. Eine neue Schule wurde erforderlich. Sie wurde 1926 errichtet. Durch den WSchulbau verschuldete sich die Gemeinde aber schwer, 1935 wurde die Schule wieder von der katholischen Kirche übernommen und 1938 verstaatlicht. Neuer Direktor wurde Hans Schneider, geboren in Lachwitz in Mähren, ein äußerst engagierter Schulmann und Erwachsenenbildner. Sein Schulgarten, der bis 1966 bestand, war mustergültig, ebenso seine Seidenraupenzucht. Schneider kehrte 1946 aus der Kriegsgefangenschaft zurück, wurde aber aus politischen Gründen aus dem Schuldienst entfernt. und erst 1948 wieder eingestellt. 1953 wurde er wieder als Direktor bestellt. Sein Nachfolger war ab 1867 Hermann Pingitzer, ab 1979/80 Frau Anna Komjati.
Kroaten und Deutsche
Die Ursachen für die Ansiedlung der Kroaten sind in den Verwüstungen durch die Türkenkriege, vor allem aber in sozialökonomischen Veränderungen zu suchen. Die Verbesserung der Absatzmöglichkeiten für Getreide bewog die Grundherrn, die öde gefallenen Höfe wieder zu bestiften. Um 1500 lag nahezu die Hälfte der Höfe öde. Bis 1526 besserte sich die Situation. 1529 und vor allem 1532 dürfte dann nahezu die gesamte Bevölkerung ums Leben gekommen oder verschleppt worden sein. Jakob von der Dürr besiedelte 1533 bis 1540 den Ort mit kroatischen Kolonisten. Deren Herkunftsgebiet war das Gebiet zwischen den Flüssen Kupa und Una, südlich von Karlovac. Sigleß war aber nie ein rein kroatisches Dorf. Von den 61 Haushaltungsvorständen trugen 1594 32 kroatische und 29 deutsche Familiennamen. Bei dieser Zweiteilung blieb es dann bis in die jüngste Vergangenheit. Die Bauern waren überwiegend Kroaten, die zugewanderten Kleinhäusler überwiegend Deutsche. 1675 gab es 52 kroatisch- und 49 deutschnamige Einwohner. Nach der Errichtung der Lokalkaplanei und dann der Erhebung zur Pfarre 1807 verstärkten sich die Gegensätze zwischen den beiden Volksgruppen in der Auseinandersetzung um die Kirchen- und Schulsprache. 1787 wurde Kroatisch Gottesdienstsprache, Eine Erhebung des Raaber Ordinariates ergab 443 Kroaten und 303 Deutsche. Gottestdienst und Unterricht waren nun zweisprachig. Hinter dem Sprachenstreit verbarg sich der soziale Gegensatz zwischen den wohlhabenden kroatischen Bauern und den überwiegend deutschen Kleinhäuslern. Diese Spannungen dauerten bis in die Zwischenkriegszeit an und arteten zeitweise in blutige Schlägereien aus. 1880 erreichte die deutsche Bevölkerungsgruppe erstmals die Mehrheit, die kroatische Gruppe nahm kontinuierlich ab, 1934 kamen auf 898 Deutsche 398 Kroaten, 1951 auf 999 Deutsche 398 Kroaten und 59 Gemischtsprachige. Heute ist das Kroatische als Umgangssprache verschwunden. Versuche, in der Schule Kroatisch als Freigegenstand einzuführen, blieben erfolglos.
Die Ansiedlung der Zigeuner erfolgte wahrscheinlich in den 1870er Jahren. Sie hatten eine Wohnstatt am "Zigeunerberg", später beim Hammer. Nach dem Ersten Weltkrieg wuchs die Siedlung auf 4 Anwesen, 1933 lebten dort 30 Personen. Am 4. April 1941 wurden die Roma in das Sammellager Lackenbach abtransportiert. Einige Personen fielen dort dem Flecktyphus zum Opfer, die anderen wurden 1942 nach Auschwitz abtransportiert. Andere waren zur Zwangsarbeit eingeteilt. Diejenigen Roma, die nach dem 2. Weltkrieg zurückkehrten, wurden im Esterházy - Jägerhaus untergebracht. 1958/59 wurden ihnen Wohnplätze auf Urbarialgrund zugeteilt, die sie später kaufen konnten. Dort entstanden drei Häuser.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in Sigleß auch einige jüdische Familien, die Krämerläden betrieben. 1851 waren es zwei Familien mit 6 Personen, 1880 19 Personen. In der Zwischenkriegszeit lebten nur mehr vier Juden in Sigleß. Die Familie Lackenbacher betrieb einen Gemischtwarenhandel. 1938 wurde ihr Besitz beschlagnahmt, die Familienangehörigen deportiert. Nach Kriegsende kehrte niemand von ihnen nach Sigleß zurück. Ihr Schicksal ist unbekannt.
Nachkriegszeit und Entwicklung bis in die Gegenwart
Der Meierhof wurde von den Russen beschlagnahmt und von russischen Arbeitskräften bewirtschaftet. Nur ein Teil der Herrschaftsgründe blieb im Besitz der Bauern. Vertriebene Volksdeutsche aus dem Sudetenland, Siebenbürgen und Westungarn ließen sich in Sigleß nieder, u.a. die Familien Herr, Pomper, Till, Haumann. 1946 trat Miletich zurück, Peter Eckhardt wurde neuer Bürgermeister. Noch 1946 konnten zwei Brücken errichtet werden. 1947 wurde das Postamt errichtet. In den Gemeinderatswahlen von 1950 wurde wieder Peter Eckhardt Bürgermeister. 1951 wurde die Ortsstraße ausgebaut und erstmals asphaltiert. Es bestanden schon Autobusverbindungen nach Mattersburg und Eisenstadt. Zum Bahnhof war aber noch immer ein langer Fußmarsch erforderlich. 1953 wurde die Autobuslinie der Wr. Neustädter Stadtwerke in Betrieb genommen. 1954 gab es ein katastrophales Hochwasser. Die Russen zogen endlich ab, die Meierhofgründe wurden von Sigleßer Bauern übernommen. 1960 bis 1964 wurden 166 ha an die Bauern verkauft. 1953 wurde das Freibad bzw. der Feuerlöschteich gebaut, 1954 das Gemeindewirtshaus als Amtsgebäude umgestaltet. Ab 1954 war Max Tschurlovits Bürgermeister.
So wie in den anderen Dörfern begann auch in Sigleß nach dem Abzug der Besatzungsmacht und dem Abschluss des Staatsvertrages ein zunächst bescheidener Aufschwung. 1958 wurde Josef Frankolin Bürgermeister, 1962 wurde er bestätigt. Die Infrastruktur des Dorfes - Straßen, Kanäle, Elektrifizierung - wurde ausgebaut, der Bach in der Ortsmitte eingedeckt. 1962/63 wurde die Ortswasserleitung errichtet, 1962 bis 1964 wurde das neue Amtsgebäude auf dem Gebiet des Meierhofes gebaut.
Bis 1967 wurden der Sportplatz angekauft und das Feuerwehrhaus hinter dem Gemeindeamt errichtet. 1967 wurde Josef Tschögl von der SPÖ Bürgermeister. Eine Namensliste unter Josef Frankolin erreichte drei Gemeinderatsmandate. 1968/69 wurde das Freibad errichtet. 1969 übernahm der bisherige Vizebürgermeister Ing. Gottfried Kremsner das Bürgermeisteramt. 1970 wurde die Leichenhalle errichtet.
1971 wurden Sigleß und Krensdorf zusammengelegt, zunächst ohne große Widerstände. 1971 gab es Gemeinderatswahlen. Kremsner wurde als Bürgermeister der beiden Ortsteile bestätigt. Auch die beiden Volksschulen wurden zusammengeschlossen, das Schulgebäude in Sigleß adaptiert. In Krensdorf wurde im Schulgebäude der Kindergarten für beide Ortsteile eingerichtet. 1973 wurde eine Mehrzweckhalle an die Schule angebaut. 1973 bis 1979 wurden die Kanalisation und damit im Zusammenhang auch die Ortsstraßen ausgebaut. 1977 wurde Kremsner erneut zum Bürgermeister gewählt. 1977 entstand das Kulturhaus mit Gemeindebücherei, Vortragsräumen usw. 1981 ging die Anschlussstelle Sigleß der S 31 in Betrieb. Der hohe Platzbedarf für die Schnellstraßen machte eine Kommassierung erforderlich.
In der Gemeinderatswahl 2002 erhielt die SPÖ 50 % der Stimmen und 8 Mandate, die ÖVP 28,34 % und 4 Mandate und eine unabhängige Bürgerliste 20,28 % und 3 Mandate. 2007 kandidierte die Bürgerliste nicht mehr, die SPÖ erhielt 65,89 % und 13 Mandate, die ÖVP 34,11 % und 6 Mandate. 2012 zogen die SPÖ mit 12, die ÖVP mit 6 und die FPÖ mit einem Mandat in den Gemeinderat ein. Von 1986 bis 1992 war Heinz Henecker Nürgermeister. Auf Bürgermeister Krenn folgte Josef Kutrovatz, beide von der SPÖ.
Bevölkerung und Wirtschaft
Die Einwohnerzahl ist bis zur Jahrtausendwende leicht gesunken, mit einem Tiefstand 1981 und 1991. Seither steigt sie wieder leicht an. 2015 lebten 1189 Menschen in Sigleß. Die negative Geburtenbilanz wird durch die positive Wanderungsbilanz ausgeglichen. Der Ausländeranteil ist sehr gering.
So wie in den Nachbargemeinden ist auch in Sigleß die Bedeutung der Landwirtschaft stark gesunken. Es gibt nur mehr 12 Haupterwerbsbetriebe, die 76 % der Nutzfläche bewirtschaften, und 5 Nebenerwerbsbetriebe.
Der früher hohe Anteil der am Bau Beschäftigten ist auf 7,1 %, der in der Produktion Beschäftigten auf 15,5 % zurückgegangen. Auch in Sigleß dominieren heute die Dienstleistungsberufe: 15,5 % im Handel, 11.9 % in der öffentlichen Verwaltung, 9,8 % im Gesundheits- und Sozialwesen. Von den 543 Erwerbstätige am Wohnort sind 468 Auspendler, davon 155 nach Niederösterreich (hauptsächlich Wr. Neustadt) und 94 nach Wien (Zahlen von 2012)
Von den insgesamt 46 Arbeitsstätten entfallen 4 auf das Bauwesen und 5 auf die Sachgütererzeugung, 10 auf den Handel und Reparatur von KFZ, 5 auf Beherbergungs- und Gaststättenwesen. Nur 7 Betriebe haben mehr als 5, kein einziger mehr als 20 Beschäftigte. Dementsprechend finanzschwach ist die Gemeinde, die ihre Einnahmen hauptsächlich aus Ertragsanteilen im Rahmen des Finanzausgleiches bezieht.