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Das Gebiet des heutigen Burgenlandes befand sich im Einflussbereich des Königreiches Norikum, das sich ab der Mitte ses 3. Jahrhunderts v. Chr. von Kärnten aus aus dem Zusammenschluss keltischer Stämme entwickelt hatte. 15 v.Chr. kam dieses Gebiet mit dem Königreich Norikum friedlich unter römische Herrschaft. Erst im 1. Jahrhundert n.Chr. wurde das Gebiet östlich des Wienerwaldes der Provinz Pannonien angeschlossen.

Für das von den Römern weitgehend kontrollierte Gebiet bis zur Save war bis in das erste Jahrhundert nach Christus die Bezeichnung Illyricum üblich. die eher als geographische denn als politische Einheit zu sehen ist. Wann Illyrien offiziell als Provinz eingerichtet wurde kann nicht exakt beantwortet werden. Vermutlich wurde sie schon unter Sulla eingerichtet. Caesar leitete seit 58 v. Chr. die Provinzen Gallien und Illyrien. Sie umfasste das Gebiet der späteren Provinz Dalmatien und Teile von Pannonien. Ab 11 v. Chr. war Illyricum eine kaiserliche Provinz unter einem vom Kaiser ernannten Statthalter.  Nach der Niederwerfung des  pannonisch-dalmatinischen  Aufstandes 9 n. Chr. wurde die Provinz durch Tiberius in Illyricum superius und Illyricum inferius geteilt. Unter Vespasian wurden dann die Provinzen Dalmatia und Pannonia geschaffen. Der erste pannonische Statthalter Lucius Tampius Flavianus wird im Jahre 68  auf einer Inschrift in Italien erwähnt. Es spricht aber einiges dafür, dass schon unter Kaiser Claudius die Provinz bestand.

Nach der Niederschlagung des großen Aufstandes wurden Strafmaßnahmen  ergriffen. Ein Teil der Jugend Pannoniens wurde als Sklaven verkauft, der andere Teil in römische Auxiliareinheiten gepresst. Der Aufstand wurde in Rom wegen der großen Zahl der Beteiligten, aber auch wegen der Nähe zu Italien, als Bedrohung empfunden. Die Kämpfe waren schwer. Sueton bezeichnete sie als "der schwerste aller äußeren Kriege nach den Punischen". Die  Gebiete der niedergeworfenen dalmatinischen Stämme (Liburner und Japoden) wurden in Verwaltungseinheiten aufgeteilt, die von römischen Offizieren kontrolliert wurden. Obwohl es keine konkreten Nachrichten gibt kann man annehmen, dass dies auch in Pannonien der Fall war. Der Tod des Augustus im Jahre 14 verhinderte die Einrichtung einer Provinz. Velleius Paterculus berichtet, dass Augustus unmittelbar vor seinem Tod im Begriff war, Tiberius nach Illyrien zu schicken.Eine friedliche Ordnung wurde auch durch die Legionsrevolte in Germanien und Illyrien zunächst verhindert. Velleius Paterculus berichtet in seiner historia Romana: "Rätien aber, das Land der Vindeliker und Noriker, Pannonien und das Gebiet der Skordisker hat er (Tiberius) als neue Provinzen unserem Reich eingefügt". Die Forschung vermutet, dass damit die Einrichtung von Militärbezirken gemeint war. Dass  die Römer aber auch bereits begannen, das Innere der Provinz zu erfassen, zeigt sich an Städtegründungen entlang der Bernsteinstraße: Oppidum Scarbantia Iulia (Ödenburg) und Salla und Funde aus der Zeit des Tiberius. Unter Claudius wurde dann die Provinz eingerichtet. Ein Statthalter namens Palpellius Hister wird in Inschriften erwähnt und an der Donaugrenze wurden Legionslager und Auxiliarkastelle angelegt. Die Anwesenheit von Militär entlang der Donau wird durch Funde aus der Zeit des Claudius belegt. Die erste Colonia, Savaria - Steinamanger, wurde unter Claudius gegründet (colonia Claudia Savaria).

Die unterworfenen Pannonier standen zunächst unter Militärkontrolle. Die Stammesgebiete wurden vermutlich umorganisiert und bekamen zum Teil neue Namen wie etwa die Arabiates nach dem Fluss Arabo oder nach einem zentralen Stammessitz. Solche Stammesgebiete bildeten etwa die Boier am Neusiedler See. die Azalier im Donauknie, die Belgiter, Eravisker, Herkuniaten, Latobiker, Taurisker und andere. Die Beziehungen der Römer zu den einzelnen Stammeseinheiten konnten unterschiedlich sein, zum Teil gab es eine Art von Bündnisverträgen. Jedenfalls versuchten die Römer die einheimischen Eliten für sich zu gewinnen, etwa durch Bürgerrechtsverleihungen. Die Bevölkerung hatte den Status von freien Provinzbewohnern (peregrini) und waren "Bürger" ihrer Stammesverbände. Die bestehenden sozialen Schichten und die kulturellen Traditionen blieben erhalten. Die Römer mischten sich in die inneren Verhältnisse nicht ein. Die römischen Offiziere an der Spitze der Civitates peregrinae waren Befehlshaber von Auxiliareinheiten in diesen Gebieten. Lucius Volcatius Primus  etwa war  in der Zeit Neros Befehlshaber einer in Arrabona (Raab, Györ) stationierten Infanterieabteilung - praefectus Cohortis I. Noricorum und Befehlshaber eines Abschnittes der Donaugrenze, praefectus ripae Danuvii. Er stand  zwei Peregrinergemeinden, der der Boier und der der Azalier, vor: praefectus civitatium duarum Boiorum et Azaliorum. Dieses System änderte sich aber allmählich. Die einheimischen Führungsgruppen erhielten das römische Bürgerrecht und wurden in das römische Herrschaftssystem einbezogen. In der Flavierzeit tauchen bereits einheimische an der Spitze der Stämme auf, die als Prinzeps, also als Fürst des Stammes, bezeichnet werden. Schon zu Beginn des 2. Jahrhunderts wird etwa Marcus Cocceius Caupianus als einheimischer Vorstand der Boier, princeps civitatis Boiorum, erwähnt. Er und seine Frau Cocceia Dagovassa hatten vermutlich unter Kaiser Nerva das Bürgerrecht bekommen. Die Romanisierung schritt also rasch voran. Die Szammesgebiete wurden allmählich zu römischen  Verwaltungsbezirken mit Municipien als Zentren. Die einheimische Führungsschicht ging in den Stadträten (decuriones) auf.

 

 

 

 

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Quellen

  • Borhy, László, Die Römer in Ungarn. Darmstadt 2014 
 

 

 


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