Kurzfassung
Der Ortsname
Der ungarische Ortsname lautet Felsöör. 1327 wird ein comes Nicolaus de superior Eör genannt. Im 14. und 15. Jh.: Ewr; 1441 possessio Felsewewr; 1455: Word superior, 1609: Borth; 1707: Große Warth. Das magyarische Ör bedeutet ebenso wie das deutsche Wart "Wachposten". Oberwart war eine Grenzwächtersiedlung der Magyaren. Das Gebiet um Ober- und Unterwart wird "die Wart" , ungarisch Örség, genannt.
Urgeschichte
Aus der Jungsteinzeit sind Streufunde bekannt, unter anderem ein Klopfstein und ein stark beschädigtes Lochbeil. Siedlungsspuren der Lengyelkultur wurden in der Ried Sickelau gefunden. Die Hügelgräber in der Ried Pfarrwiese sind vermutlich hallstattzeitlich.
Zahlreiche Hügelgräbergruppen sind wahrscheinlich römerzeitlich. Sie wurden Mitte des 19. Jahrhunderts zum Teil geöffnet, aber nicht ausreichend untersucht. Die größte Gruppe von 28 Hügeln liegt in der Ried Finstergraben. Ein römischer Sarkophag ist verschollen.
Bei archäologischen Untersuchungen in der alten Pfarrkirche wurde ein Hüttengrundriss aus dem 12. Jahrhundert gefunden, der der arpadenzeitlichen Grenzwächtersiedlung zugeschrieben wird.
Die Grenzwächtersiedlung der Arpadenzeit
Um das Jahr 1000 wurden halbnomadische, Vieh züchtende Grenzwächtersippen mit der Sicherung des Zuganges nach Innerungarn im Grenzbereich angesiedelt. Vermutlich waren sie Székler, worauf vor allem die Familiennamen hinweisen. Sie waren persönlich frei. Mit der Anlage des Burgengürtels verloren sie ihre Funktion im Gyepü - System und wurden den Burgkomitaten unterstellt. Ihr Dorf wird im Bereich der alten katholischen Pfarrkirche vermutet. Mit der deutschen Besiedlung des Gebietes wurden auch die Grenzwächter endgültig sesshaft und gingen zum Ackerbau über. In der Güssinger Fehde standen sie auf Seiten der Güssinger und wurden deshalb von König Ladislaus IV. ihrer Güter für verlustig erklärt. Nach der Niederlage der Güssinger wurden unter König Karl Robert die Warten neu errichtet. Ein comes Nicolaus de superiori Eör wurde zum "Eörnagy", zum Hauptmann der Grenzwächter, bestellt. Die Grenzwächter bekamen wieder ihre alten Privilegien. Im 14. Jahrhundert waren die Siedlungen der Magyaren in der Wart (Oberwart, Unterwart, Siget, Klein-Jabing) bereits eine Siedlungsinsel im deutsch bevölkerten Pinkatal.
An der Pinka, in Richtung Riedlingsdorf, könnte eine "Wasserburg" der Grenzwächter bestanden haben.
Unter Schutzherrschaft
Die magyarischen Bewohner der Wart sahen sich immer als frei und als adelig. Sie unterstanden aber der "Schutzherrschaft" der benachbarten Burgherren. 1403 unterstellte König Sigismund Ober- und Unterwart der Familie Gara in Rechnitz. 1439 wurde Michael Ország de Guth von Güns mit dem Schutz der beiden Dörfer betraut, 1491 die Baumkircher von Schlaining. 1530 wurde die Warth von König Ferdinand I. an die Königsberg in Bernstein verpfändet. Dagegen protestierten die Warther auf dem Landtag entschieden. 1547 wurde dann ihr Adel auch de iure anerkannt. Schutzherrschaft wurde erneut Schlaining und 1569 die Batthyány. 1659 bis 1750 standen Oberwart und Unterwart in einem Schutzverhältnis zur Herrschaft Pinkafeld.
Der Oberwarter Kleinadel
Die besondere Stellung der Grenzwächter als "Gemeinschaftswehradel" wurde immer wieder bestätigt. 1327, bei der Wiedererrichtung der Wart, wurden die Grenzwächter einem Hauptmann (comes) unterstellt. Die Oberwarter "Adeligen" waren unter der Führung des Komitatsgespans wehrpflichtig und steuerbefreit. Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts erlangte man durch Grund- und Wohnsitzerwerb den Adel. Ab Ende des 17. Jahrhunderts entstand durch Heirat zwischen "adeligen" Frauen und zugezogenen Männern die Zwischenschicht der Agiles oder Libertini, die Häuser auf Gemeindegrund bauen durften und Mitbesitzer an der Allmende waren. Die adelige Kurialgemeinde wählte im 18. Jahrhundert bis zu 12 Geschworene. Die Aktualgeschworenen an ihrer Spitze hatten zum Teil feste Funktionen (Schaffer, ductor - für die Sicherheit zuständig). Außerhalb der Adelsgemeinde, aber mit dieser eng verbunden, stand die Gemeinde der Agiles unter der Leitung eines Richters. 1855 und 1872 bis 1921 war Oberwart Sitz eines Stuhlrichters. 1882 erhielt die Großgemeinde ein eigenes Statut.
1482 wurden 39 adelige Geschlechter und 64 Familien gezählt, 1549 37 Geschlechter und 72 Familien, dazu kamen 10 ganze Adelskurien, 1696 gab es 33 Geschlechter und 144 adelige Familien, 1754 46 Geschlechter und 151 Familien, dazu 15 Agiles und 8 Söllner. 1787 waren unter der männlichen Bevölkerung 3 Geistliche, 604 Adelige, 42 Bürger, 34 Bauern, 64 Erben von Bürgern und Bauern und schon 48 Söllner. 1824 wurden 51 Geschlechter und 340 Familien sowie 41 Agiles gezählt, 1845 53 Geschlechter und 518 Familien.
1720 waren unter den 90 "Adeligen" 66 magyarischer, 11 deutscher Herkunft. Im 19. Jahrhundert wurde der Anteil der Deutschen durch Zuzug immer größer. 1879 gab es schon eine deutsche Zeitung. Ab 1912 drang das Deutsche auch in der Alltagssprache vor. Entwicklung der Ungarischsprachigen: 1920: 75, 4 %, 1923: 69,3 %, 1934: 48,5 %, 1951: 35, 6 %, 1961: 34,4 %, 1971: 27,2 %, 1981: 22,59 %, 1991: 25,29 %.
Frühe Neuzeit
1532, während der Belagerung von Güns durch die Türken, wurde eine kleine türkische Einheit am "Heidenberg" geschlagen und ein zweiter türkischer Angriff konnte aus einem Hinterhalt abgewiesen werden.
1605 standen die Oberwarter auf Seiten Bocskais und griffen das Kriegsvolk des Freiherrn von Königsdorf in Bernstein an. 1704 bis 1709 schlossen sie sich erneut den ungarischen Aufständischen an und waren an den Raubzügen der Kuruzzen in die Steiermark beteiligt. Die Steirer antworteten mit Einfällen über die Lafnitz , zündeten die Dörfer an und raubten das Vieh. Die Jahre von 1704 bis 1709 waren durch gegenseitige Einfälle geprägt. Sie waren durch Grausamkeiten auf beiden Seiten - wie Abhacken der Hände oder Herausreißen der Zunge - für die Bewohner der Dörfer auf beiden Seiten der Grenze besonders schlimm. Die Warter galten bei den Steirern als besonders gefährliche Kuruzzen. Angeblich waren die Warter die Führer der Kuruzzen beim Einfall Karolyis in die Steiermark. 1706 fiel General Heister in Westungarn ein und beschloss, die Warter für ihre Unterstützung der Kuruzzen zu bestrafen. Bei einem gefangenen Kuruzzenoberstwachtmeister wurden Briefe gefunden, die die Zusammenarbeit der Warter mit den Rebellen eindeutig belegten. Heister griff Oberwart an, das von 1300 Kuruzzen verteidigt wurde, die sich zum Teil hinter einer Palanke verschanzt hatten. Einer der Anführer der Warter wurde niedergehauen, ein anderer zusammen 22 Personen gefangen. Die Kuruzzenreiterei unter Johann Bunitich aus Hodis konnte sich jedoch retten. Die beiden Dörfer Ober- und Unterwart wurden zur Plünderung freigegeben. Die anderen Dörfer mussten dem Kaiser im Rathaus zu Fürstenfeld Treue geloben und Geisel stellen. Wie Graf Alexander Erdödy berichtete und wie sich die Batthyány bei der steirischen Landschaft beschwerten, müssen die Truppen Heisters ziemlich übel gehaust haben. Erst der Feldzug von 1709 machte diesem Treiben ein Ende.
1848
1848 standen die Oberwarter erneut auf der Seite der Aufständischen. Die revolutionären Ereignisse vom März 1848 fanden auch in Oberwart Widerhall. Eine Nationalgarde wurde aufgestellt, die angeblich fast 200 Mann aus Ober- und Unterwart umfasste. Kommandant war der Abgeordnete Alois Reiszig. Am 8. Oktober 1848 wurde der Aufruf Kossuths, von Wimmer ins Deutsche übersetzt, bekannt. Als Oberst Todorovich mit seinen kroatischen Truppen über das heutige Südburgenland zurück marschierte rückte auch die Nationalgarde Oberwarts aus, marschierte aber nach einem falschen Alarm in Richtung Großpetersdorf. Die Kroaten waren inzwischen am 11. Oktober nach einem Gefecht über Lockenhaus nach Friedberg entkommen. Ende Dezember besetzten österreichische Truppen des Fürsten Windischgrätz unter Feldmarschallleutnant Althan und Oberst Baron Horvath auch Oberwart. Das Komitat Eisenburg wurde unter Militärverwaltung gestellt, die Nationalgarde musste ihre Waffen abgeben.
Im Juli 1849 kam es zu für Oberwart verhängnisvollen Ereignissen. Im Ort langten einige hundert ungarische Husaren ein, die in Linz gemeutert und sich bis an die ungarische Grenze durchgeschlagen hatten. Sie wurden von den Oberwartern versorgt und tatkräftig unterstützt. Als Althan am 13. Juli 1849 mit einer Truppenabteilung heranrückte leisteten die Oberwarter zusammen mit den Husaren Widerstand. Angeblich wurden sie vom katholischen Pfarrer Jungwirt angeführt. Nach einem blutigen Gefescht auf dem "Jesusberg" wurde der Ort besetzt. Die gefangen genommenen Anführer wurden ausgepeitscht und ihre Häuser geplündert. Die gesamte Gemeinde sollte eine Kontribution von 40 000 Gulden leisten. Graf Stefan Erdödy setzte sich für die Oberwarter ein und handelte mit Althan die immer noch gewaltige Summe von 20 000 Gulden aus. Die Oberwarter konnten den Betrag nicht aufbringen. Erdödy musste mit einem Darlehen, das er in Güns aufgenommen hatte, einspringen. So blieb dem Ort zumindest die Brandschatzung erspart.
Erster Weltkrieg
Im Ersten Weltkrieg dienten die meisten Oberwarter im k. u. k. Infanterieregiment Nr. 83. Das Regiment wurde zunächst an die russische Front geschickt, danach an den San, in die Karpaten und nach Premysl versetzt, wo es sehr schwere Kämpfe zu bestehen hatte. Im Sommer 1917 kämpften die 83er bei Batkow. Das Regiment wurde wegen seiner Tapferkeit besonders belobigt. Ab Herbst 1917 wurde das Regiment an die italienische Front im Einsatz, wo es an der 12. Isonzo - Schlacht teilnahm. Wegen der dortigen schweren Verluste wurden die westungarischen Regimenter Nr. 76 und 83 zu einem neuen Regiment Nr. 106 zusammengeschlossen. Kommandeur war OberstAnton Lehar. Im Sommer 1918 kämpfte das neue Regiment an der Piave, im Oktober deckte es den Rückzug an der Livenza und am Tagliamento. Am 14. November 1918 wurde das Regiment in Steinamanger aufgelöst. Aus Oberwart fielen 150 Mann.
1918 wütete eine gefährliche Grippeepidemie ("Spanische Grippe"). In Unterwart etwa starben 76 Personen. Am 1. Novwmbwe 1918 kam es auch in Oberwart zuUnruhen, Im Gasthaus Wagner versammelte sich eine Menschenmenge, die unter Führung einiger Soldaten zum Haus des Oberstuhlrichters Lauringer zog und Hausdurchsuchungen bei den Beamten verlangte. Am nächsten Tag wurde die Flucht einiger Beamter, etwa des verhassten Bezirksrechnungsführers Stefan Balogh, bekannt. Eine bewaffnete Menge unter Führung des Eisenbahners Peter Balai plünderte dessen Wohnung, die Vorratslager wurden aufgebrochen und Geschäfte, meist von Juden, geplündert. Am 3. November stellten Militär und Gendarmerie aus Steinamanger die Ruhe wieder her, die Rädelsführer wurden verhaftet. Zu einem Prozess kam es erst im August 1920. 125 Personen wurden angeklagt, der Großteil aber aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Eine von den Bürgern aufgestellte Nationalgarde unter dem ehemaligen Reserveleutnant Johann Posch sorgte für Ruhe und Ordnung.
In den ersten Nachkriegsjahren florierte das Schmugglerwesen. Oberwart wurde zu einem Zentrum illegalem Pferdehandels und Vieh wurde aus Innerungarn in die Steiermark gebracht, im Austausch gegen Waren, die in Ungarn schon seit Jahren nicht mehr am Markt erhältlich waren, etwa Textilien und Schuhe.
Räterepublik
Die Ende März 1919 ausgerufene Räterepublik fand in Oberwart wenig Gegenliebe. Am 12. April fand die Wahl eines Gemeinderates ("Arbeiter-, Soldaten- und Bauernrat") statt. Sie war die erste allgemeine, gleiche und geheime Wahl in Oberwart, bei der auch Frauen wahlberechtigt waren.Die macht lag beim Volkskommissar Franz Molnar und bei Johann Posch, dessen Nationalgarde in "Rote Garde" umbenannt wurde. Die Mehrheit der Oberwarter Bevölkerung war aber gegen das kommunistische Regime, was sich auch im Gemeinderat widerspiegelte. Es gab in Oberwart keine Kommunisten und kaum Sozialisten. Wegen der nur widerwilligen Durchführung von Befehlen und Verordnungen aus Budapest und Steinamanger wurde ein Sonderbeauftragter namens Szöcs nach Oberwart geschickt. Aus 16 Familien wurden Geiseln ausgehoben. Der Sonderbeauftragte glaubte, "radikal" durchgreifen zu müssen, machte sich dabei aber sehr unbeliebt. Das "Direktorium" leistete offen Widerstand. Posch ließ ihn verhaften und der Kommandant der Gendarmerie, Czeiner, ließ ihn und zwei seiner Mitarbeiter nach Budapest bringen, unter dem Vorwand, dass sie "gemeingefährliche Gegenrevolutionäre" wären. Erst nach Wochen klärte sich die Angelegenheit. Posch und Czeiner wurden lediglich gerügt.
Der Widerstand gegen das Regime wuchs und es wurden Umsturzpläne geschmiedet, mit Unterstützung aus der Steiermark. Einige Personen, meist ehemalige Offiziere, hatten Kontakte zu den "weißen Detachements" in der Steiermark. Vor allem in Feldbach wurden zusammen mit steirischen Heimwehren bewaffnete Verbände gebildet. Ende Mai 1919 wurden in Pinggau erste Pläne für einen bewaffneten Umsturz in Ungarn ausgearbeitet.
Nach einer falschen Information über den Sturz Bela Kuns schlugen die Verschwörer am 5. Juni los. Der politische Bezirksbeauftragte Karl Kovács wurde verhaftet. Der Vorsitzende des Direktoriums, Dr. Karl Fuith, erklärte in einer Volksversammlung das Ende der Diktatur des Bela Kun. Von Hartberg aus wurden Gewehre, Maschinengewehre und Handgranaten geliefert. Gemeinsam mit einer Offizierskompanie aus Hartberg wollte man nach Rechnitz vorstoßen und Steinamanger angreifen. Die Hilfe blieb aber aus, da man in Hartberg bereits vom Scheitern des Putsches wusste. In Steinamanger traf Verstärkung aus Stuhlweißenburg ein und es war ein Panzerzug in Richtung Oberwart unterwegs. Damit brach das Unternehmen zusammen, die Führer der Aktion flohen in die Steiermark und traten in das Bataillon des Obersten Lehar ein. Der Kommunistenführer Kovacs wurde freigelassen. Die Räteregierung versuchte nun durch positive Maßnahmen, etwa den Ausbau der Straßen, die Bevölkerung zu gewinnen. Zu Sanktionen war das Regime aber nicht mehr fähig. Bis 8. August besetzte das "Feldbacher Detachement" unter Lehar alle wichtigen Orte. Nach dem Ende der Rätezeit wurde Alexander Sisko wieder Bürgermeister, die Christlichsozialen hatten in Oberwart unangefochten die Führungsrolle, zumal sie auch über die "Oberwarter Sonntagszeitung" verfügen konnten.
Lajta - Banat und Anschluss an Österreich
Naturgemäß unternahm man in Oberwart einiges, um die Abtretung Westungarns an Österreich zu verhindern. Delegationen wandten sich an den ungarischen Nationalitätenminister Jakob Bleyer und an Ministerpräsidenten Teleki sowie an Vertreter der Entente. Es fanden auch Demonstrationen für den Verbleib bei Ungarn statt.
Die Freischärler, die gegen die Abtretung kämpften, kamen überwiegend aus Innerungarn. Sie scharten sich um den berüchtigten Freikorpsführer, den Husarenoberstleutnant Paul von Pronay und Oberleutnant Ivan Héjjas. Die Freischärler Pronays und die des Franziskanerpaters Bónis bezogen in Oberwart Quartier. Der einzige Freischarführer, in dessen Truppe auch Leute aus dem heutigen Südburgenland dienten, war Graf Tamás Erdödy. In Bernstein bestand eine Reiterabteilung unter Dr. Emmerich Egan, in Pinkafeld eine Truppe unter Lászlo Kuti und bei Burgauberg eine Schar unter Oberleutnant Somogyi-Köllö, die überwiegend aus Szeklern bestand. Sie schlugen die österreichische Gendarmerie zurück, die bis Oberwart vorgerückt war. In Oberwart, wo die Freischärler auf mehr Unterstützung hoffen konnten, errichteten sie ihr Versorgungslager und ein Gefängnis für die österreichischen Gendarmen und Zöllner, die in ihre Hände gefallen waren. Pronay versuchte, nachdem am 23. September 1921 das Ultimatum zur Räumung Westungarns in Budapest eingetroffen war, noch einmal eine Aktion zur Rettung der Situation, mit stillschweigender Zustimmung Budapests. Am 4. Oktober 1921 proklamierte er das "Lajta-Banat" als selbständigen Staat. Eine "provisorische gesetzgebende Versammlung" aus Freischärlern wählte Pronay zum Oberhaupt des "Staates". Eigene Briefmarken wurden gedruckt und ein Amtsblatt herausgegeben. Untereinander waren die Freischärler keineswegs einig. Es kam sogar zu Gefechten zwischen "Karlisten" und "Freien Königswählern".
Nach der Unterzeichnung der Vendiger Protokolle musste Pronay das "Lajta-Banat" räumen. Am 4. November zogen die Freischaren aus Oberwart ab. Bis zur Übernahme des Landes durch Österreich sorgte in Oberwart eine Gemeindewehr des Bürgermeisters Sisko für Ruhe. Der Einzug des Bundesheeres ging problemlos vor sich.
Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg
In Oberwart wurde für kurze Zeit vom Bundesheer ein Brigadekommando eingerichtet. Die Bevölkerung begann, sich auf die neue Situation einzustellen. Der Ort blieb Bezirksvorort. Bezirkshauptmann wurde Reinhard Günzl, ab 1923 Hermann Alzner, ein gebürtiger Siebenbürger. Er blieb bis 1933. Die neue Bezirkssteuerbehörde wurde 1922 in Oberschützen errichtet, kam aber 1929 ebenfalls nach Oberwart. Die Errichtung einer Garnison wurde vom Gemeinderat zunächst abgelehnt, 1928 wurde aber auf Druck des Gewerbevereins schließlich doch eine kleine Kaserne errichtet (1932 fertig gestellt). Am 15. November 1925 wurde das Verbindungsstück zum österreichischen Bahnnetz fertig gestellt, ein für die wirtschaftliche Entwicklung Oberwarts überaus wichtiger Schritt. Eine Erfolgsgeschichte war auch die Errichtung der Oberwarter Molkerei 1927/28, die schon bald die größte ganz Ostösterreichs war.
Der Ort erlebte zunächst einen starken Aufschwung. 1922 bis 1934 wurden 104 neue Wohnungen errichtet, am Hauptplatz ein Park angelegt und der Viehmarkt von dort an den Ortsrand verlegt. 1936 wurde die „Gemeinnützige Bau-, Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft“ gegründet, 1937 für das Südburgenland ein zentrales Vermessungsamt errichtet, dazu kam ein ein zentrales Baubezirksamt für die drei südlichen Bezirke. 1925 wurde das Krankenhaus ausgebaut. 1931/32 wurde es zum modernsten Spital des ganzen Landes. 1933 wurde die Pinkaregulierung abgeschlossen und damit die Gefahr der immer wieder auftretenden Überschwemmungen beendet.
1924 wurde die Gewerbliche Fortbildungsschule eingerichtet. Eine Hauptschule scheiterte zunächst an den hohen Kosten. Als aber 1929 Rechnitz seine Hauptschule aus finanziellen Gründen schließen musste wurde diese von Oberwart übernommen. 1928 wurde eine zweijährige Handelsschule errichtet. Oberwart wurde so schon in der Zwischenkriegszeit auch zu einem bedeutenden Schulstandort.
Treibende Kraft in der wirtschaftlichen Entwicklung Oberwarts war der Gewerbeverein, der 1928 125 Mitglieder hatte. Seine Mitglieder waren überwiegend auf Weiterentwicklung drängende Christlichsoziale. Der Gemeinderat wurde aber noch immer von den konservativen Bauern aus Obertrum beherrscht, die sich den Neuerungen entgegen stellten. In politischer Hinsicht waren die Kräfteverhältnisse eindeutig: 1922 gab es 618 Christlichsoziale, 285 Sozialdemokraten, 190 Landbündler und 150 Großdeutsche. Daran änderte sich bis in die 1930er Jahre nichts. Sisko blieb als Bürgermeister unangefochten. Drei Oberwarter hatten ein Landtagsmandat: Friedrich Reiß, der Herausgeber der Sonntagszeitung, Dr. Karl Fuith und Dr.Johann Rotter, beide Rechtsanwälte. Rotter war Vizepräsident des ständestaatlichen Landtages.
1929 entstand in Oberwart eine überaus starke Gruppe der Heimwehr mit 400 Mitgliedern. Bei einem großen Heimwehrtreffen am 15. Juni 1930 in Anwesenheit von Steidle und Pfriemer legte der Landesführer der Burgenländischen Heimwehr, Franz Binder, aus Protest gegen die Korneuburger Eide sein Amt zurück. 1933 kam es dann zur Spaltung der Heimwehr. Die Oberwarter Heimwehr folgte nicht dem Weg der meisten burgenländischen Heimwehrgruppen zum "Christlichen Heimatschutz" (später Burgenländische Heimatschützen"), sondern blieb bei der "Starhemberg - Heimwehr". Die Unterwarter Gruppe schloss sich den Heimatschützen an. 1936 wurden sie alle in die Vaterländische Front als "Frontmiliz" eingegliedert. Deren Bezorkslommando in Oberwart wurde von Oberleutnant Eugen von Bogdany geleitet. Am 15. April 1937 hielt die Vaterländische Front am Hauptplatz, damals Dollfuß-Platz, in Anwesenheit von Bundeskanzler Schuschnigg eine Großkundgebung ab.
1937 erschütterte ein Skandal die Gemeinde. Bürgermeister Sisko, früher ein armer Kleinbauer, war in seinem Amt reich geworden und wurde schon lange der Korruption verdächtigt. Er, so wurde ihm vorgeworfen, hätte sich bei öffentlichen Aufträgen und als Kurator der reformierten Kirche bereichert. Die Landesregierung leitete eine Untersuchung ein. Sisko wurde seines Amtes enthoben, der Gemeindetag aufgelöst und der Oberamtmann Anton Vogl im Jänner 1938 als Gemeindeverwalter eingesetzt.
Trotz der vielen Neubauten hatte die Stadt mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Arbeitslosigkeit war hoch. Die Tätigkeit der illegalen NSDAP setzte schon früh ein. Es wurde ein Anschlag auf die Fernsprechleitung nach Pinkafeld verübt und die Hakenkreuzfahne am Schornstein der Molkerei gehisst. 27. Februar 1938 fand in Oberwart eine Kundgebung der Nationalsozialisten mit 8.000 Teilnehmern statt. Am 11. März kamen 14.000 Teilnehmer. Der Standartenführer der SA, Böhm, und Landeshauptmannstellvertreter Arnhold hielten Reden. Nach der Machtübernahme wurde der Rechtsanwalt Dr. Franz Weisch. Bürgermeister. Exponierte gegner der Nationalsozialisten wurden verhaftet. Die 142 Juden wurden vertrieben, die Synagoge in ein Feuerwehrhaus umgewandelt. Am 29. März 1938 besuchte Reichinnenminister Dr. Wilhelm Frick Oberwart. Die Volksabstimmung erbrachte 2543 "Ja" und 2 "Nein" - AStimmen. Kreisleiter des vergrößerten Kreises wurde Eduard Nicka, während dessen Kriegseinsatzes 1940-42 übernahm Dr. Theophil Beyer, Leiter des Oberschützener Gymnasiums, seine Funktion. Am 15. Oktober 1938 wurden dem nunmehrigen Landkreis Oberwart die Gemeinden Deutsch Schützen, Edlitz, Eisenberg, Harmisch, Höll, St. Kathrein und Kirchfidisch angeschlossen. Mit Unterstützung des Gauleiters Portschy wurde Oberwart am 6. Juli 1939 zur Stadt erhoben. Trotz der Belastungen durch den Krieg entwickelte man für Oberwart große Ausbaupläne. Um den nunmehrigen Adolf Hitler- Platz sollte ein echt städtisches Zentrum entstehen. In Richtung Bahnhof wurde eine neue Wohnhausanlage mit 72 Wohnungen errichtet (Südtiroler Siedlung). Neben Südtiroler Optanten wurden dort auch Umsiedler aus der Bukowina und aus Bessarabien untergebracht. Die geplanten neuen Schulbauten konnten nicht mehr verwirklicht werden.
Einer im Südburgenland tätigen Widerstandsgruppe aus ehemaligen Kommunisten, einigen Sozialdemokraten, aber auch Konservativen wie den Druckereibesitzer Fuith und dem Kaplan Andreas Forsthoffer gehörten auch einige Oberwarter an. Die Gruppe wurde im Juli 1941 von der Gestapo, der die Sammellisten für die "Rote Hilfe" in die Hände fielen, ausgehoben. Es kam zu zahlreichen Verhaftungen und Prozessen vor dem Volksgerichtshof. Unter den zum Tod Verurteilten waren die Oberwarter Alexander Heigl und Josef Seper.
Nach kurzem Artilleriebeschuss, bei dem 4 Zivilisten starben und 5 Häuser abbrannten, besetzte die Rote Armee die Stadt Oberwart. Das Rathaus brannte gänzlich aus. Die Deutschen unter General Krause errichteten auf den Höhen zwischen Oberwart und Markt Allhau eine neue Verteidigungslinie errichten, in der auch Volkssturmmänner aus Ober- und Unterwart kämpften und die bis zum 13. April hielt. Oberwart geriet unter Beschuss der deutschen Artillerie. Die Bevölkerung Oberwarts wurde von den Sowjets zum Stellungsbau gezwungen und hatte Plünderungen und Vergewaltigungen zu ertragen. Nahezu ein halbes Jahr lebte die Stadt in großer Angst.
Die Ortsentwicklung
Die bauliche Entwicklung des Ortes ist in ganz Österreich einzigartig verlaufen. Das heutige Stadtzentrum ist erst spät und planmäßig angelegt worden. Älter sind die im Südosten und Nordwesten gelegenen Haufendörfer der Grenzwächter (Obertrum und Untertrum). Sie setzten sich aus "Szegs" (Winkel. Teile) mit kleineren Siedlungsgruppen "Szer" zusammen, die von einzelnen Großfamilien bewohnt wurden, mit vielen engen, kurzen Gassen, oft Sackgassen. Sie sind heute allerdings mit einer Ausnahme nicht mehr erkennbar. Der heutige Stadtkern entstand durch die Zuwanderung von Handwerkern und Kaufleuten, wobei die Verleihung des Marktrechtes, die Erhebung zum Bezirksvorort und schließlich die Stadterhebung entscheidende Impulse brachten.
1855 und endgültig 1872 wurde das Stuhlrichteramt und das Bezirksgericht von Pinkafeld nach Oberwart verlegt. Seit 1864 ist Oberwart Bezirksvorort.
Die Zigeuner (Roma) von Oberwart
1674 erteilte Christoph Batthyány dem Zigeuner - Woiwoden Martin Sárközi die Erlaubnis, sich im Oberwarter Gebiet gegen eine jährliche Abgabe niederzulassen. Südwestlich des Ortes entstand 1932/33 eine Zigeunersiedlung aus 15 Hütten, die 1971, als man dort das Krankenhaus errichtete, in die Ried Wartberg verlegt wurde. Es kam zu ständigen Reibereien mit den Zigeunern. Von den 7200 im Bezirk lebenden Zigeunern waren 3805 gerichtlich und 2709 von den Verwaltungsbehörden bestraft. Am 15. Jänner 1933 hielten die Bürgermeister des Bezirkes eine Versammlung ab. Sie forderten , allen Zigeunern, die keinem geregelten Erwerb nachgingen, die Staatsbürgerschaft abzuerkennen und Verschärfung der Bestrafung für Vagabundage, Gelegenheitsdiebstahl und Einbruch. Im Wiederholungsfall sollten die Zigeuner zu Zwangsarbeit verurteilt werden, Die Gemeinden sollten berechtigt sein, sie zu öffentlichen Arbeiten heranzuziehen. 1934 lebten in der Zigeunersiedlung 282, 1939 332 Menschen. Im Juli 1938 befahl Portschy die "Arbeitspflicht" für alle arbeitsfähigen Zigeuner in geschlossenen Gruppen bei öffentlichen Bauten. Die Zigeunerhütten am Stadtrand wurden 1939 niedergebrannt. 184 Personen kamen in ein Konzentrationslager, 16 kehrten zurück. 1958 betrug die Zahl der Roma 64, 1988 128 Personen.
Die Juden von Oberwart
1824 gab es in Oberwart erstmals drei Personen mit israelitischer Religion. 1840, nachdem der Reichstag den Juden in Ungarn freie Ansässigkeit und die Ausübung von Handel und Gewerbe ohne Einschränkung zusicherte, übersiedelten viele Juden in den sich rasch entwickelnden zentralen Ort. Die meisten kamen aus Schlaining. 1868 gründeten sie in Oberwart eine Filiale der Schlaininger Kultusgemeinde. Bald übertrafen die Oberwarter Juden die Gemeinde in Schlaining sowohl an Zahl wie auch an Steuerkraft. Ab 1930 wurde Oberwart eine selbständige Kultusgemeinde. 1868 lebten in Oberwart 16, 1880 bereits 75 Juden. 1890 waren es 101 und 1934 138 Personen. Die meisten Oberwarter Juden waren Händler oder Handwerker (15 Kaufleute und Marktfahrer, 7 Handwerker: Schneider, Schuster, Hutmacher, Kürschner usw.) 6 Familienoberhäupter übten Freie Berufe aus (Ärzte, Rechtsanwälte).
1904 wurde die Synagoge gebaut. Dazu kam eine Schule mit einer Wohnung für den Schächter. Es gab kein eigenes jüdisches Viertel. Die Geschäfte und Wohnungen lagen an der Hauptstraße. Nach dem Anschluss an das Dritte Reich mussten die Oberwarter Juden ihre Geschäfte aufgeben und Oberwart verlassen. Der Besitz der Kultusgemeinde ging an die politische Gemeinde über. Die Synagoge wurde zu einem Feuerwehrhaus umgebaut. Die jüdische Schule wurde aufgestockt und zu Wohnungen umfunktioniert. Die Oberwarter Juden gingen zunächst nach Wien. Sie wanderten nach Argentinien, Bolivien, England und in die USA aus. Die Zahl und das Schicksal jener, die nicht rechtzeitig das Land verlassen konnten, sind nicht bekannt.
Wirtschaft
Seit dem 17. Jahrhundert schritt die Besitzzersplitterung stark voran, Mitte des 18. Jahrhunderts betrug die durchschnittliche Besitzgröße nur mehr 9 - 10 Joch, 1895 war sie auf 7,77 Joch gesunken.
Oberwart war bis in das 19. Jahrhundert ein Bauerndorf. 1900 waren noch 51,48 % und 1910 41,79 der Bevölkerung in der Land- und Forstwirtschaft beschäftigt. 21,15 % waren 1900 und 24,77 im Jahre 1910 in Industrie und Gewerbe beschäftigt. Der Anteil von Personen in Handel und Kreditwesen stieg von 3,98 im Jahre 1900 auf 6,21 im Jahre 1910, im Verkehrswesen von 3,17 auf 5,62 %. Der Anteil von Freien Berufen und Öffentlichem Dienst stieg absolut zwar leicht an, ging aber anteilsmäßig sogar noch zurück, von 6,8 auf 5,6 %. Der Anteil der Taglöhner betrug 1900 7,6 %, 1910 nur mehr 3,12 %.
Neben der Landwirtschaft spielte früher auch die kleingewerbliche Eisenverarbeitung eine gewisse Rolle. Erzeugt wurde vor allem der "Warter Feitel", ein Klappmesser mit gedrechseltem Griff. Auch Holz zverarbeitende Betrieb gab es (Bottiche, Rechen, Korb- und Strohflechtwaren). Die 1910 ausgewiesenen 219 gewerblichen Betriebe waren durchwegs Klein- und Kleinstbetriebe.
1961 wurden noch 484 landwirtschaftliche Betriebe mit durchschnittlich 5,7 Ha Grund gezählt. 1990 gab es noch 250 Betriebe, darunter allerdings nur mehr 17 Vollerwerbsbetriebe.
Bis 1991 sank der Anteil der Bevölkerung in der Land- und Forstwirtschaft auf 1,6 %. In Energie- und Wasserversorgung waren nunmehr 1,9 %, in Gwerbe und Industrie 16,7 %, im Bauwesen 10,14 %, in Handel und Lagerung 15,48 %, im Beherbergungs- und Gastgewerbe 5,34 %, im Verkehrs- und Nachrichtenwesen 4,29 %, im Geld- und Kreditwesen 7,69 % und und in persönlichen, sozialen und öffentlichen Diensten 36,5 % beschäftigt. Der Anteil der Pensionisten betrug 18,99 %.
1927/28 wurde die Genossenschaftsmolkerei gegründet. 1995 gab es 191 Geschäfte, 226 Betriebe in Industrie- und Gewerbe, Dienstleistungen, Versicherungen mit insgesamt 5606 Beschäftigten. Größere Industriebetriebe waren die Textilfabrik Triumph, die 1963 eine neue Anlage errichtete und bis zu 540 Frauen beschäftigte. 1988 wurde die Unger Stahlbau Ges. m. b. H. gegründet. Sie hatte 1995 95 Beschäftigte, 1971 die Ehrenhöfler Ges. m. b . H. , eine Möbeltischlerei mit 71 Beschäftigten im Jahre 1995.
1894 wurde die Oberwarter Allgemeine Sparkasse gegründet. Daraus wurde die Volksbank Oberwart. Die großen österreichischen Banken errichteten in Oberwart Filialen. 1936 brach die "Oberwarter Allgemeine Spar- und Kreditkasse" zusammen. 1936 wurde die Gemeinnützige Bau-, Wohn- Und Siedlungsgenossenschaft gegründet, die heute im ganzen Land tätig ist. Größtes Verkehrsunternehmen war die 1929 gegründete "Südburg" - Kraftwagenbetriebsgesellschaft, die 1977 von der Firma Dr. Richard übernommen wurde. 1880 begann der Bahnbau Pinkafeld - Steinamanger, der 1888 fertig gestellt wurde. Am 16. Dezember 1888 wurde die Lokalbahn Pinkafeld - Oberwart - Steinamanger feierlich eröffnet. Die Verbindung zum österreichischen Bahnnetz erfolgte aber erst 1925, also nach dem Anschluss Burgenlands an Österreich. 1903 wurde die Zweigbahn von Oberwart nach Oberschützen zum Abtransport der Tauchener Braunkohle errichtet. Sie wurde 1987 eingestellt.
Märkte und Messen
1839 übertrug Nikolaus Batthyány an Oberwart das Recht, jeden Mittwoch einen Wochenmarkt und jährlich vier Jahrmärkte mit Viehmärkten abzuhalten. 1841 wurde Oberwart zum königlichen Markt erhoben. Der Wochenmarkt hat bis in die jüngste Zeit seine Bedeutung behalten, die Viehmärkte haben sich nach dem Zweiten Weltkrieg besonders gut entwickelt. Oberwart wurde nach Ried im Innkreis zum zweitgrößten Viehmarkt in Österreich. Vor allem die Fleckviehversteigerungen sind wichtig.
Seit 1971 wird in Oberwart die INFORM, die größte Wirtschaftsmesse des Burgenlandes, abgehalten.
Bevölkerungsentwicklung
1601: 615 Personen; 1697: 1165. 1710/11 forderte die Pest viele Opfer; 1784: 1848 Personen; 1830: 2156; 1832 und 1873 traten Choleraepidemien auf; 1863: 2857, 1880: 3397; 1900: 3471: 1910: 3912; 1923: 3846; 1934: 4603; 1938/39 Zuzug von Südtiroler Optanten; 1951: 4496; 1971: 5661; 1991: 6319
Auch in Oberwart und Umgebung nahm die Auswanderung gegen Ende des 19. Jahrhunderts stark zu. 1910 etwa befanden sich 185 Oberwarter und 314 Unterwarter im Ausland. 1924 gab es in Oberwart eine Repräsentanz der "American Line", 1930 wurde eine Geschäftsstelle der "Red Star Line" eingerichtet.
Kirchen
Die Mutterpfarre von Oberwart war wahrscheinlich Großpetersdorf. Die alte katholische Pfarrkirche, eine mittelalterliche Saalkirche mit eingezogenem Rechteckchor, wurde zwischen 1261 und 1276 errichtet - wie die Grabungen von 1975 ergaben - und 1463 urkundlich erwähnt. Ein Georgsfresko stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Vor 1548 war Oberwart jedenfalls eine selbständige Pfarre mit den Filialen Siget und Jabing.
Die neue, architektonisch bemerkenswerte Pfarrkirche wurde 1967 bis 1969 erbaut. Die evangelische Pfarrkirche der Reformierten (Evang. H.B.) ist die älteste reformierte Kirche Westungarns. Sie wurde 1772/73 erbaut, der Turm kam 1808/9 hinzu. Die evangelische Pfarrkirche A.B. wurde 1812 - 1815 errichtet. Die Synagoge wurde 1905 erbaut.
Reformation und Gegenreformation
Schon 1531 wirkte in den Besitzungen Batthyánys der protestantische Prediger Mathias Dévay. Um 1560 war die Kirche evangelisch, ab 1619 wirkte Franz Eöri in Oberwart. Er unterschrieb 1622 und 1625 das lutherische Glaubensbekenntnis, obwohl Stefan Beythe ab 1587 die Pfarrer in den Bathhyany - Herrschaften zur Annahme des helvetischen Bekenntnisses aufforderte. Später gehörte die evangelische Pfarre zum reformierten Dekanat, aber auch Lutheraner lebeten weiterhin im Ost. Unterwart hingegen blieb katholisch.
Pfarrer waren zunächst sowohl Lutheraner wie Reformierte. Unter Pfarrer Szeremley (1630 bis 1658) erfolgte endgültig der Anschluss an die reformierte Kirche. 1673 war Oberwart mehrheitlich von Calvinistischen Ungarn bewohnt. Adam I. Batthyany versuchte, auch die Oberwarter wieder katholisch zu machen.1663 wurden die evangelischen Pfarrer und Lehrer vertrieben. Der Eisenburger Propst Péter Tormássi tauchte mit 500 Reitern auf, ließ die Kirche beschlagnahmen, das Pfarrhaus niederreißen und die Einwohner, die ihren Prediger verteidigten, zusammenschlagen. Die Geschworenen und die im Ort ansässigen Adeligen wurden ausgeplündert und zur Aufgabe ihrer Religion gezwungen. Den Geschworenen wurden die Kleider vom Leib gerissen und sie wurden an ihren Bärten in einen Keller gezerrt und dort gefangen gehalten. Zwischen 1673 und 1679 könnte Johann Lacza, später Dompropst in Raab, katholischer Pfarrer gewesen sein, Erst allmählich gewann die katholische Kirche in Oberwart ihre Besitzungen zurück und die Pfarre konnte eingerichtet werden. 1713 war Stefan Büki katholischer Pfarrer für die drei Orte Oberwart, Unterwart und Siget.
1681 wurde Oberwart Standort einer reformierten Artikularkirche für das gesamte Eisenburger Komitat. Ihre Kirche erhielten die über 1000 Kalvinisten jedoch nicht zurück, da diese bereits von den Katholiken neu geweiht worden war. Sie hielten ihre Gottesdienste in einer Scheune ab, bis zum Bau der neuen reformierten Kirche, die durch Spenden finanziert wurde. Die reformierte Kirche in Oberwart ist das älteste evangelische Gotteshaus in ganz Österreich.
Nach der Bestimmung zum Artikularort musste der Katholische Pfarrer in die Burg Schlaining flüchten. 1697 visitierte Stefan Kazó die Pfarre. Der katholische Pfarrer hatte schon ein Pfarrhaus aus Holz. Der Pfarrer lebte dürftig, da man ihm die Abgaben verweigerte. Die Bestattung von Katholiken auf dem Friedhof konnte nur mit Gewalt erzwungen werden. Der katholische Pfarrer wurde daran gehindert, in Oberwart ein Haus oder eine Liegenschaft zu erwerben. Neben 1013 Reformierten gab es 26 Lutheraner und nur 126 Katholiken. Unterwart war ohne Ausnahme katholisch, in Siget waren unter den 261 Einwohnern 25 Katholiken.
1731 hatten nach der Restitutio Carolina auch die Nichtkatholiken die Stolgebühren an den katholischen Pfarrer zu bezahlen. Die Lutheraner hatten sich sich der kalvinistischen Pfarre unterstellt. Ab 1765 mussten sie sich auf Weisung der Königin Maria Theresia wieder der katholischen Pfarre unterordnen und dort ihre Kinder taufen lassen. Die Zahlungen an die katholische Kirche für den Unterhalt der Gebäude verweigerten die Lutheraner aber. Es gab Zwangspfändungen, gegen die sie sogar bewaffneten Widerstand leisteten. Diue Auseinandersetzungen zigen sich über ein Jahrzehnt hin. Die Reformierten hatten ebenfalls Probleme. Der Bau einer neuen Kirche aus Stein wurde ihnen zunächst verweigert. Erst 1773 konnte die neue Kirche eingeweiht werden. Ein weiterer Streitpunkt ergab sich aus der Beschwerde der Katholiken über die Protestanten, die auch in der Karwoche ihre Glocken läuteten.
Die katholische Pfarre
1757 visitierte der Dompropst von von Eisenburg - Steinamanger, Josef Batthyány, Oberwart. 1777 wurde die neue Diözese Steinamanger errichtet, 1770 eine Neueinteilung der Diakonate vorgenommen. Unter Bischof Leopold Somogyi wurde das Dekanat Pinkafeld gegründet, zu dem auch Oberwart gehörte. . Katholische Pfarrer in Oberwart waren Gabriel Szalay, Ludwig Antal (1809 - 1839) und Johann Jungvérth, unter dem der Kirchturm renoviert und eine neue Orgel angeschafft wurde. Jungvérth war ein glühender Magyare. Die Rolle, die er in der Revolution von 1848 gespielt hatte, ist nicht ganz geklärt. Der mündlichen Überlieferung nach soll er der Anführer der Oberwarter, die die fahnenflüchtigen Husaren gegen die Österreicher unterstützten, gewesen sein. Er war aber nach der Niederschlagung der Revolution nicht unter den Verurteilten. Jungvérth blieb bis 1874 Pfarrer, Seine Nachfolger waren Ignaz Nagy (1874 - 1886) und Dionisius Balogh. Nagy gab ein Gebet- und Gesangbuch in ungarischer Sprache heraus. 1901 wurde Franz Hamon. Baloghs Nachfolger. Karl Michel, der nächste Pfarrer, war vielseitig engagiert, etwa als Prüfungskommissär für den katholischen Religionsunterricht, aber auch in der Oberwarter Bezirkssparkasse, im Konsumverein "Hangya" usw. Er beabsichtigte den Neubau einer Kirche. Die angesparten Gelder fielen aber der Inflation zum Opfer. 1921 war er im "Lajta - Banat" als Minister für Kultus und Unterricht vorgesehen. Auch nach dem Anschluss an Österreich hielt er regen Kontakt zum Bischof in Steinamanger, was ihm das Misstrauen der österreichischen Behörden eintrug. Der Plan eines Kirchenneubaues wurde zunächst zugunsten einer gründlichen Kirchenrenovierung aufgegeben. 1934 wurde auch die Filialkirche in Siget renoviert. 1940 wurde Siget der Gemeinde Unterwart angeschlossen. Dr. Michel übernahm die Leitung des burgenländischen Priesterseminars in Wien.Neuer Pfarrer wurde Julius Paal. Unter Pfarrer Dr. Mathias Heintz wurde 1952 - 1954 ein neuer Pfarrhof errichtet und das Jugendheim ausgebaut. 1965 wurde der Kirchenneubau mit einem Architekturwettbewerb in Angriff genommen, 1966 bis 1969 die neue Kirche errichtet. Die alte Kirche wurde zu einer Totenhalle umgebaut.
In der katholischen Kirchengemeinde gab es über acht Jahrzehnte heftige Auseinandersetzungen um die Predigtsprache. Der Streit begann unter Pfarrer Szalay. Die deutschen Katholiken fürchteten um ihre Rechte. 1802 wandte sich die deutsche Pfarrgemeinde in Oberwart direkt an König Franz II. und bat um deutschsprachige Gottesdienste. Der Landtag in Preßburg empfahl Gottesdienste und Katechese abwechselnd in beiden Sprachen. Pfarrer Szalay wurde beauftragt, eine "Volkszählung" vorzunehmen. Sie ergab im Jahre 1802: Ungarische Katholiken 202 Erwachsene und 103 Kinder, deutsche Katholiken 175 Erwachsene und 55 Kinder. Es wurde eine gemischte Kommission eingesetzt, die feststellte, dass in Zukunft auch die Deutschen ihre Gottesdienste haben sollten. Dagegen gab es heftigen Widerstand vonseiten der Ungarn. Bei der Bestellung Ludwig Antals als Pfarrer wurde diesem im Ernennungsschreiben des Bischofs streng aufgetragen, an jedem dritten Sonntag deutsch zu predigen. Daran hielt dich der Pfarrer zunächst. Der nächste Bischof Andreas Böle erteilte ihm aber mündlich den Auftrag, Gottesdienste ausschließlich in ungarischer Sprache zu halten. 1829 beschränkte eine bischöfliche Kommission die deutschen Gottesdienste auf jeden vierten Sonntag und auch das nur, solange "dass dieser Zustand in absehbarer Zeit aufhört, d.h. dass das ganze ungarisch wird". Der Bischof erwartete also die Magyarisierung der Deutschen. Die Deutschen protestierten dagegen in Budapest. 1839 wurde Johann Jungvérth Pfarrer, der die deutsche Sprache nicht beherrschte. Erst nach der Niederschlagung der Revolution von 1848 konnten die Deutschen ihre Beschwerden neuerlich vortragen. 1850 richtete der Färbermeister Josef Hicke einen Brief direkt an König Franz Josef. Dieser hatte eine lange Liste von Untersuchungen zur Folge. Schließlich wurde der Ödenburger Ministerialkommissionär Baron von Hauer mit der Angelegenheit betraut. Er verfügte die Einsetzung eines Kaplans mit deutschen Sprachkenntnissen auf Kosten des Pfarrers. Hauer drohte mit der Verhängung des Ausnahmezustandes. Jungvérth musste schließlich nachgeben und erklärte sich bereit, an jedem dritten Sonntag einen deutschen Gottesdienst zu halten. Er fand schließlich auch die Anerkennung der deutschen Katholiken. 1867, mit dem Ausgleich, änderte sich die Situation, vor allem unter dem 1874 eingesetzten neuen Pfarrer Ignaz Nagy. Die Ungarn forderten nun vom Bischof die Abschaffung des deutschen Gottesdienstes. Eine neue "Volkszählung" ergab 490 ungarische und 316 deutsche Katholiken. Beide Seiten protestierten. 1876 entschied die Kirchenbehörde, die bisherige Ordnung beizubehalten.
Anders als die übrigen Siedlungen der Wart blieb Unterwart, das in alter Zeit wahrscheinlich eine selbständige Pfarre war, immer katholisch. Es gab eine kleine Filialkirche, Unterwart wurde erst 1797 eine selbständige katholische Pfarre mit Siget als Filiale (ab 1940). 1769 wurde die Pfarrkirche errichtet, 1833 wurde sie unter Pfarrer Hollósy vergrößert. Von Bedeutung war Pfarrer Josef Pulay, Leiter des Dekanates Pinkafeld, Ehrendomherr von Steinamanger und ordentliches Mitglied der königlich - ungarischen Gesellschaft der Naturwissenschaften. Unter seinem Nachfolger Johann Horvath wurden 1919 der Unterwarter Männergesangsverein Dalárda und 1923 die Raiffeisenkasse gegründet. 1924 wurde Horvath Leiter des Dekanates Rechnitz. 1940 bis 1974 war Eugen Raffel, der aus Eisenzicken stammte, Pfarrer.
Die Reformierten
In Güssing wirkte Matthias Dévai Biro, der spätere lutherische Reformator Ungarns. Der damalige Pfarrer von Güssing, Peter Rottfuchs, gewann Dévai für die Lehren Luthers. Franz Batthyány blieb jedoch katholisch, seine zweite Frau Katharina Svetkovits aber bekannte sich nach seinem Tod zu Luther. Christoph, der Neffe und Erbe von Franz Batthyány, blieb ebenfalls katholisch, seine Frau Elisabeth Svetkovits war aber eine begeisterte Anhängerin der Reformation. Balthasar Batthyány trat 1567 das Erbe seines Vaters an und machte seinen Hof in Güssing zu einem geistigen Zentrum. 1566 heiratete er Dorothea Zrinyi, deren Familie bereits protestantisch war. Balthasar schloss sich in den 1570er Jahren der Reformation an. Nun konnte in seinem gesamten Herrschaftsbereich, darunter auch in der Wart, evangelisch gepredigt werden. 1579 berief der Bischof von Raab die Synode von Steinamanger ein, an der die Pfarrer des Batthyany - Bereiches nicht teilnahmen. 1576 kam Stephan Beythe an den Güssinger Hof, ein hervorragender Gelehrter. In dieser Zeit wirkte auch der Drucker Manlius in Güssing. 1585 wurde Beythe Superintendent beider reformierter Richtungen. Zum offenen Bruch mit den Lutheranern kam es erst 1591 auf der Synode zu Csepreg (Tschapring) in der Frage der Abendmahlslehre. Franz Nadasdy stellte sich auf die Seite der Lutheraner. 1596 mussten die Prediger eine Concordienformel unterschreiben, die 633 Unterschriften trug, darunter aber nur 10 aus dem Gebiet des heutigen Südburgenlandes.Beythe bemühte sich um Einheit, musste aber schließlich sein Superintendentenamt zurücklegen. Nach Beythes Tod wurde Stefan Pathay, Pfarrer von Rechnitz, zum reformierten Superintendenten gewählt. Er verlegte seinen Amtssitz nach Papa. Die Religionsfrage war in viler Hinsicht auch eine Nationalitätenfrage. Die Abneigung der evangelischen Gemeinden wuchs mit dem Aufstand des Kalvinisten Stephan Bocskai, die vielen Glaubensflüchtlinge aus der Steiermark neigten ebenso wie die einheimischen Deutschen mehr dem Luthertum zu. Die reformierten Gemeinden waren im Güssinger Seniorat organisiert. Es waren dies etwa 30 Gemeinden im Südburgenland. Erster Senior war Andreas Beythe, der einen deutschen und zwei kroatische Stellvertreter hatte. 1624 folgte mit Wolfgang Lang in Rechnitz ein Senior, der offen zum Luthertum stand. Das Luthertum setzte sich immer mehr durch, das Güssinger Seniorat löste sich auf, trotz des Wirkens von Superintendent Johann Kanizsai Palfi. Mit Adam Batthyany, der 1629 konvertierte, begann dann die Gegenreformation. 1632 predigten in 70 Dörfern Jesuiten. 1634 befahl Batthyány dass sämtliche lutherische und reformierte Pfarrer und Lehrer seine Besitzungen verlassen mussten. 1643 konvertierte auch Nadasdy. Unter den nach den Pressburger Prozessen verurteilten Pfarrern war Stephan Sellyei, reformierter Superintendent, der in seinen jungen Jahren Lehrer an der eformierten Schule in Oberwart war. Sellyei war unter den Evangelischen, die als Galeerensklaven nach Neapel verkauft worden waren. Er gehörte zu den wenigen, die überlebten.
Für die Reformierten Oberwarts war der Ödenburger Landtag von 1681 von entscheidender Bedeutung. Im Gesetzesartikel XXVI wurde den Oberwartern eine reformierte "Artikularkirche" zugestanden. Sie durften Pfarrer und Lehrer, Kirche und Schule behalten bzw. neu bauen. Noch im 16. Jahrhundert ost Johann Gál, Vater des späteren Bischofs Emmerich Gál, als evangelischer Prediger in Oberwart nachgewiesen. 1618 wird Franz Eöri erwähnt. 1622 unterschrieb er die lutherische Konkordienformel. 1629 ist Jakob Ventei von Gyüd als reformierter Pfarrer nachgewiesen , 1630 Johann Szeremlei. Unter ihm wurde ein Kirchturm erbaut und es gab auch eine florierende reformierte Schule. Nach ihm war Martin Fülöp Pfarrer. 1673 fand dann der äußerst brutale Angriff des Propstes von Eisenburg auf die reformierte Gemeinde Oberwarts statt. Der Pfarrhof wurde zerstört. Nach dem Ödenburger Landtag baute die Artikulargemeinde zunächst ein Oratorium aus Holz, das bis 1772 benützt wurde. 1770 wurde der Bau der neuen Kirche begonnen. Über die Prediger der Artikularzeit ist wenig bekannt. Pfarrer waren unter anderen Stefan Sziksay und Martin Tölly (1732 - 1755), ein geborener Oberwarter. 1740 wurde ein neues Pfarrhaus gebaut.
Unter Pfarrer Franz Ujhelyi Kovács (1771 - 1776) wurde die heutige reformierte Kirche errichtet. Gegen diesen Bau gab es heftigen Widerstand vonseiten der katholischen Kirche. Die Oberwarter mussten sich direkt an Königin Maria Theresia wenden. Schließlich wurde die Baugenehmigung erteilt, die Komitatsbehörden machten aber auch weiterhin Schwierigkeiten. Im Oktober 1769 kam die endgültige Erlaubnis, 1772 war der Kirchenbau abgeschlossen. Auf dem Kirchenareal in der Nähe des vorwiegend von Reformierten bewohnten Obertrum wurden später auch das Pfarrhaus und die Schule gebaut. 1784 wurde das schöne Pfarrhaus errichtet, das neue Schulhaus mit einer Lehrerwohnung wurde 1801/2 gebaut. 1810 wurde unter Pfarrer Samuel Szép der Kirchturm errichtet.
Die Oberwarter reformierte Kirche stand in Kontakt mit den hohen Schulen der Reformierten in Innerungarn, mit Pápa, Debrecen und Preßburg, wo auch Oberwarter studieren konnten. Pfarrer Josef Arany, der 1812 seine Pfarrstelle antrat, war hoch gebildet, ein guter Organisator und Chronist seiner Gemeinde. Im Revolutionsjahr 1848 war Georg Szij Pfarrer, der große Probleme mit dem Presbyterium hatte, so wie auch der damalige Lehrer Stefan Mészáros. Die finanzielle Situation war wegen der Strafzahlung und wegen des Ankaufes des Gutes der Familie Szita für die Pfarre äußerst angespannt. Pfarrer Szij war als Feldgeistlicher der Revolutionstruppen tätig. Die Bevölkerung stand aufseiten der Aufständischen, sammelte Geld und Kleider. Der Pfarrer heizte die patriotische Begeisterung an. Die Folgen waren vor allem in finanzieller Hinsicht verheerend. Erst in den 1850er Jahren konnte sich die Gemeinde erholen. Nach dem Abgang von Szij nach weiteren Streitigkeiten wurde Mészáros Pfarrer, gefolgt von Alexander Gueth. Gueth und das Presbyterium waren auch an der wirtschaftlichen Entwicklung und am Aufschwung Oberwarts maßgeblich beteiligt. So war etwa die Kirche ein Hauptaktionär der Eisenbahngesellschaft, der Pfarrer gehörte deren Direktorium an. Das Kirchengebäude wurde 1873 renoviert, eine neue Orgel angekauft und 1884 ein neues Schulgebäude mit einem dritten Unterrichtsraum und einer Lehrerwohnung errichtet.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die relative Bedeutung der Reformierten ab, da die vielen Zugezogenen überwiegend Katholiken und Lutheraner waren. In kultureller Hinsicht hatte aber nach wie vor der ungarischsprachige reformierte Bevölkerungsanteil die führende Rolle. 1889 wurde der "Lese- und Gesangsverein der reformierten Jugend in Oberwart" gegründet. Ab 1896 war Julius Bajcsy Pfarrer. 1899 wurde ein neues Schulhaus errichtet. Die ungarischsprachige kalvinistische Bevölkerungsgruppe hatte mit Alexander Sisko, zeitweise Kurator und über Jahrzehnte Bürgermeister, auch politisch die führende Rolle.
Mit dem Anschluss an Österreich geriet die reformierte Gemeinde in eine doppelte Isolation. Oberwart musste sich 1923 der reformierten Kirche in Österreich anschließen, hielt aber auch weiterhin an den kirchlichen Gesetzen und Gepflogenheiten der ungarischen reformierten Kirche fest. Die reformierte Schule konnte mit ungarischer Unterrichtssprache weitergeführt werden, ab 1922 war die deutsche Sprache Pflichtgegenstand. Bajcsy wurde Superintendent- Stellvertreter der Reformierten in ganz Österreich. Er ging 1938 in den Ruhestand, lebte aber weitere zwanzig Jahre in Oberwart, in einem Haus, das ihm die Kirchengemeinde erbaut hatte. 1939 übernahm Julius Fáber Kovács die Pfarrstelle.Er war ungarischer Sttaatsbürger, sodass formal der Wiener Superintendent Zwernemann die Pfarre leitete. 1941 bekam Kovács die deutsche Staatsbürgerschaft. Nach dem Anschluss an das Dritte Reich wurde die Schule verstaatlicht und der Ungarischunterricht eingestellt. Es erfolgten nur mehr wenige Anmeldungen zum Religionsunterricht.
Während der Ereignisse zu Kriegsende fand der angesehene Kurator Pongrácz den Tod. Die reformiert Kirchengemeinde bekam alle ihre Rechte zurück und konnte ihre Kulturarbeit wieder aufnehmen. Die Volksschule führte wieder ungarische Klassen. Pfarrer wure 1946 der Oberwarter Alexander Tölly, der massiv für das Ungarntum und den reformierten Glauben eintrat. Er starb 1951 in noch jungen Jahren. 1953 übernahm Emmerich Gyenge die Pfarre. 1952 wurde die Kirche gründlich renoviert, 1956/57 ein Kulturhaus und 1968/70 eine moderne Aufbahrungshalle errichtet. Im Kulturhaus wurden eine Bühne, eine Bibliothek und ein Jugendheim untergebracht. 1072/73 wurde ein neues Pfarrhaus gebaut, das alte Pfarrhaus, ein sehr schönes Laubenganghaus, wurde renoviert. 1968 wurde Gyenge Landessuperintendent der evangelischen Kirche H.B. in Österreich.
Durch Mischehen und das Vordringen der deutschen Sprache ist die Gleichsetzung von Ungarntum und Kalvinismus nicht mehr voll gegeben. Die Kirchengemeinde ist aber nach wie vor auf kulturellem Gebiet höchst aktiv (Volkstanz, Tracht, Laientheater usw.) und bemühr sich um den Erhalt der ungarischen Sprache. Sie hat auch international in der reformierten Weltkirche große Bedeutung, etwa durch die "Teologische Konferenz Oberwart" (alle zwei Jahre).
Die Evangelischen (Lutheraner)
Aus dem Jahre 1536 ist eine Lutherbibel vorhanden. Eöry Franz nahm als Oberwarter Pfarrer 1618 an der kalvinistischen Synode teil und unterschrieb 1622 die evangelischen Bekenntnisschriften. Ein weiterer Prädikant war Jakob von Gyüd.
Die Lutheraner schlossen sich nach dem Toleranzpatent 1784 mit Oberschützen zusammen. Sie bauten 1792 eine Schule und eine Lehrerwohnung. Im Schulhaus wurden von den Lehrern auch Gottesdienste abgehalten, von Samuel Beck 1793 bis 1809, Samuel Klement und schließlich von Matthias Lagler, einem gebürtigen Agendorfer und Student der Ödenburger Akademie. 1812 bis 1815 bauten die Oberwarter Lutheraner auch eine eigene Kirche. 1818 verließ Lagler die Gemeinde, um in Jena sein Theologiestudium anzuschließen. 1819 kehrte er zurück und wurde 1820 zum Pfarrer bestellt. Seit 1820 gibt es auch eine eigenständige evangelische Kirchengemeinde A.B. in Oberwart. Lehrer wurde Josef Freyler, ein gebürtiger Mörbischer. 1821 wurde das Pfarrhaus errichtet, 1830 eine neue Schule und eine Lehrerwohnung gebaut. Ein bedeutender Lehrer der Gmeinde war Samuel Ritter aus Buchschachen (1877 - 1904), der ein Choralbuch verfasste. 1904 bis 1917 war Gabriel Kis Kantorlehrer. Gepredigt wurde in deutscher, ab 1830 an jedem schten Sonntag auch in ungarischer Sprache. 1874 wurde unter Pfarrer Adam Merenyi die Schule vergrößert. 1878 wurde Rotenturm eine Filialgemeinde. 1907 wurde in der evenagelischen Volksschule die erste gewerbliche Berufsschule untergebracht (bis 1970). 1912 bis 1937 war Paul Geistlinger sen. Pfarrer, Ab 1937 übernahm Franz Böhm, ab 1967 auch Senior, die Pfarrerstelle. Kantorlehrer Johann Maul stiftete ein Haus, das zu einem Heim für Bedürftige ausgebaut wurde. 1951 wurde der Bau eines Pfarrheimes beschlossen. 1953 wurde das neue Pfarrhaus eingeweiht. Die ehemalige evangelische Schule wurde 1972 zu einem Altenwohnheim, ein Teil des Gebäudes diente als Internat für Mädchen an den höheren Schulen Oberwarts.
Krankenhaus
Das Krankenhaus wurde 1903 als Stiftung von Julius Erdödy und seiner Frau Emilie, einer geborenen Szechenyi, erbaut. 1911 wurde es Bezirkskrankenhaus, 1912 wieder Stiftungskrankenhaus. 1938 wurde die Stiftung aufgelöst und das Krankenhaus vom Gau Steiermark übernommen. 1946 wurde die Stiftung erneuert, 1955 wurde das Krankenhaus in die Landesverwaltung übernommen und in den 1970er Jahren stark ausgebaut. 1984 wurde das neu erbaute Schwerpunktkrankenhaus eröffnet.
Schulen, Verlage, Zeitungen
1913 bis 1921 bestand neben den konfessionellen Schulen eine staatliche Volksschule. 1924 eine „Gewerbliche Fortbildungsschule“ und 1929 eine Hauptschule ( „Bürgerschule“) errichtet. Ab 1928 gab es eine zweikassige Handelsschule, ab 1936 eine Kaufmännische Wirtschaftsschule.
1957 kam zur Handelsschule eine Handelsakademie. 1968 bestand eine Berufsfachschule für Bekleidungsgewerbe und Wirtschaftliche Frauenberufe, 1970 eine Bundeslehranstalt für Wirtschaftliche Frauenberufe, von 1948 bis 1965 eine Bauernschule. 1976 wurde eine Krankenpflegerschule eingerichtet, 1984 eine Gastgewerbeschule. Seit 1985/86 besteht die Bundesbildungsanstalt für Kindergartenpädagogik. 1992 wurde das Bundesgymnasium mit Kroatisch und Ungarisch als Zweitsprache eröffnet. Oberwart ist nicht nur eine bedeutende Schulstadt, es verfügt auch über ein reges kulturelles Leben. Erwähnt seien der Burgenländisch - Ungarische Kulturverein. Seit 1989 besteht auch ein Roma - Verein.
Schon 1876 wurde von Ludwig Schodisch eine kleine Buchdruckerei gegründet, ab 1879/80 erschien die "Oberwarter Sonntagszeitung". Interessant ist, dass diese Zeitung ausschließlich in deutscher Srache erschien, weil " sieben Achtel der hiesigen Bevölkerung deutscher Zunge sind". Gemeint war natürlich die Bevölkerung Oberwarts und des Umlandes. Obwohl die Zeitung deshalb immer wieder angefeindet wurde blieb man dabei - anders als die meisten anderen Zeitungen Deutschwestungarns, die zweisprachig wurden.
Ab 1949 hieß sie Oberwarter Zeitung und besteht als OZ bis heute. 1911 übernahm Friedrich Reiß die Druckerei und die Zeitung. Weitere Besitzer waren ab 1931 Alois Gräml, Käthe Paukovsky - Fuith und ab 1955 Josef Fuith. 198ß entstand die Druckerei Schmidtbauer, 1986 die Druckerei Hans Grobner.
Die Entwicklung seit 1945
Das Rathaus wurde wieder aufgebaut und am 4. September 1949 feierlich eingeweiht. 1953 wurde die ehemalige Synagoge und ein angrenzendes Wohnhaus von der Israelitischen Kultusgemeinde gekauft . 1956 bis 1958 wurde ein großes Amtsgebäude errichtet, für Finanzamt, Arbeitsamt, Vermessungsamt und Gendarmerie. Auch die Bezirkshauptmannschaft erhielt ein neues Gebäude. 1949 bis 1975 wurde die Pinka in drei Bauetappen reguliert, im Jahr 1962 der Neubau der Bezirkshauptmannschaft fertig gestellt, 1968 ein Neubauauftrag der Hauptschule gegeben. 1957/58 wurde eine Handelsakademie gegründet und nach deren Fertigstellung in der 1957 bis 1961 erbauten Zentralschule untergebracht, zusammen mit der Volsschule und der Handelsschule. Schon 1969 war eine Erweiterung der Handelsakademie erforderlich. 1971 wurde sie vom Bund übernommen. 1969/70 ein Gebäude für die Landesberufsschule in der Schulgasse errichtet. 1971 wurde die Bundesbildungsanstalt für Kindergärtnerinnen gebaut und in der adaptierten alten Hauptschule untergebracht. 1974/75 wurde ein Übungskindergarten eingerichtet. 1973 wurde das neue Hallenbad eröffnet.
Die Bautätigkeit durch Private und die Siedlungsgenossenschaften war außerordentlich rege. Schon 1956/57 etwa wurden auf dem Bokagrund 87 Buplätze geschaffen, 1964 kamen dort weitere 131 Hausplätze hinzu.
1971 wurde gemeinsam mit Unterwart und Rotenturm ein Abwasserverband gegründet und eine Zentralkläranlage errichtet. Dem Verband schlossen sich bald weitere Gemeinden an.
Der Wochenmarkt wurde ab 1950 wieder eingeführt, da er im Jahr 1938 abgeschafft wurde und nach 1945 eine Wiedereinführung vorerst aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich war.
Heute ist Oberwart Schul- und Einkaufsstadt. Seit 1971 wird die INFORM jedes Jahr veranstaltet, mit über 400 Ausstellern und mehr als 100.000 Besuchern ist die INFORM die größte Publikumsmesse im Burgenland.
Bürgermeister nach 1945
- Franz Asboth (SPÖ), Franz Michel (KPÖ), Josef Bertha (ÖVP) alle 1945
- Franz Michel (KPÖ) 1945-1947
- Eugen Strauss (KPÖ). 1947 - 1950
- Dkfm. Josef Lemacher (SPÖ) 1950 - 1954
- Josef Böcskör (SPÖ) 1954
- Gustav Brunner (ÖVP) 1954 - 1961
- Ferdinand Hatvagner (ÖVP) 1961 - 1977
- Ernst Schmaldienst (SPÖ) 1977 - 1980
- Ignaz Pieler (ÖVP) 1980 - 1982
- Michael Racz (ÖVP) 1982 - 2001
- Gerhard Pongracz. (SPÖ) 2002, Karl Volcic (ÖVP) 2002
- Gerhard Pongracz (SPÖ) 2002- 2012
- Georg Rosner, ab 2012