Michael Gangl
Gangl wurde in Apetlon als Sohn des Bauern Johann Gangl geboren. Nach der Volksschule besuchte er das Benediktinergymnasium in Raab und trat in das dortige Priesterseminar ein. 1908 wurde er zum Priester geweiht. Er war als Kaplan in Wiesen, Deutschkreutz, Raab und Walbersdorf tätig und war während des Ersten Weltkrieges Feldkurat.
Von 1919 bis 1920 war er Stadtkaplan in Ödenburg und politisch tätig. Aus der Erfahrung der Räterepublik, während der er nach Österreich floh, trat er vehement für "christliche Werte" in der Politik ein. Während seiner Zeit in Österreich kam er in Kontakt zu Ignaz Seipl, der ihn später stark förderte. Gangl war am Aufbau der Christlichsozialen Wirtschaftspartei beteiligt. Er wurde deren Generalsekretär. In der Anschlussfrage war er proungarisch, trat aber für die kulturelle Autonomie der Deutschen ein. Unter dem Eindruck der massiven Magyarisierungspolitik ging er zu Ungarn auf Distanz und schloss sich der kleinen Gruppe von christlichsozialen Persönlichkeiten an, die den Anschluss an Österreich befürwortete. Eine Kandidatur zum Budapester Parlament lehnte er 1920 ab. Von 1920 bis 1929 war er Pfarrer in Neudörfl und verstärkte seine Kontakte zu den österreichischen Christlichsozialen. Er war der Mentor und Förderer des Mattersburger Christlichsozialen Michael Koch.
Gangl wurde 1921 Mitglied des Leitungsausschusses der Christlichsozialen Partei für Westungarn. Vom März 1922 bis November 1923 war er Obmann der Christlichsozialen Partei des Burgenlandes und gab dann die Obmannstelle zugunsten seines Freundes, des Pfarrers Johann Thullner, auf. Von 1922 bis 1932 war er Landesparteisekretär Mitglied der Landesparteileitung. Er galt - im Bündnis mit Koch - als der mächtigste Mann in der Partei. Vom Juli 1922 bis November 1923 war er Abgeordneter im Burgenländischen Landtag und Klubobmann seiner Partei. Er war auch Chefredakteur der Parteizeitung Burgenländisches Volksblatt und Vorsitzender des Priestervereins "Pax".
Als Abgeordneter trat er besonders für die konfessionellen Schulen ein. Das hatte immer wieder heftige Kontroversen mit den Sozialdemokraten, aber auch mit dem Landbund zur Folge. Daneben organisierte er die katholischen Burschen- und Mädchenvereine, 1924 wurde auch im Burgenland der "Reichsbund" begründet.
Gangl wechselte in den Nationalrat (November 1923 bis. Oktober 1930, Dezember 1930 bis Februar 1934). Im Ständestaat war Gangl 1034 bis 1938 im Burgenländischen Landtag für die Katholische Kirche zuständig. In den 1930er Jahren verlor er aber stark an Einfluss, zumal die politische Tätigkeit von Priestern nicht mehr erwünscht war. Die jüngere Generation übernahm die Parteiführung.
Ab 1929 war er Stadtpfarrer von Eisenstadt (bis 1062). Dechant, Kreisdechant, 1957 Päpstlicher Hausprälat, ab 1969 Dompropst. Er galt als Kandidat für die Ernennung zum Bischof des Burgenlandes.
Daten* 14.08.1855 in Apetlon
Christlichsozialer Politiker
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