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Die ersten Ansätze der Elektrifizierung  fallen in Westungarn in die späten  1880er Jahre. 1888 wurde das Hotel "Zum goldenen Adler" in Eisenstadt elektrisch beleuchtet, die "Weiße Rose" folgte bald darauf.  1889 wurden bei der Errichtung der Neufelder Jutefabrik  die Fabriksräume elektrisch beleuchtet. Es folgte die Siegendorfer Zuckerfabrik und einige öffentliche Gebäude in Eisenstadt. 1893 wurden das Sägewerk und die Dampfmühle in Lackenbach mit elektrischer Beleuchtung ausgestattet, die Gemeinde Lackenbach errichtete Straßenlaternen. In Gaas produzierte Eugen Tamás, Besitzer einer Kunstmühle, in seinem Wasserwerk Strom. Erst um die Jahrhundertwende gingen vermehrt Gemeinden daran, Strom für die Straßenbeleuchtung und den Privatgebrauch zu verwenden. 1899 wurde in Pinkafeld ein Elektrizitätswerk in Betrieb genommen, 1900 in Eisenstadt. In Rotenturm erzeugte Erdödy Strom und betrieb Mühle und Sägewerk, 1911 wurde Großpetersdorf angeschlossen. 1904 wurden in Stegersbach elektrische Straßenlaternen aufgestellt. 1910 wurde in Sauerbrunn ein Elektrizitätswerk der Stadt Ödenburg gebaut. 1913 folgte ein Kraftwerksbau in Oberwart, Oberschützen und Großpetersdorf schlossen sich an, Unterschützen und Tatzmannsdorf folgten. 1912 kaufte die Gemeinde Wien das Braunkohlebergwerk Zillingdorf und errichtete in Ebenfurth ein Kraftwerk, das ab 1916 Strom nach Wien lieferte. Auch Neufeld, Steinbrunn und Hornstein wurden mit Strom versorgt. In Rudersdorf erzeugte der Mühlenbesitzer Johann Fritz ab 1914 Strom. 1916 entstand in Markt Allhau, Buchschachen und Wolfau eine Aktiengesellschaft, die an der Lafnitz, in Kitzladen, Strom erzeugen wollte. 1916 ging eine Kraftanlage im Lager Bruckneudorf in Betrieb und versorgte auch Kaisersteinbruch. 1918 wurde dieses Werk stillgelegt, 1920 die Maschinen demontiert und nach Budapest gebracht. 1907 ordnete der neue Besitzer von Schloss Rechnitz, Baron Thyssen - Bornemisza, an, das Schloss mit einer Wasserleitung und mit elektrischem Strom zu versorgen. Die Gemeinde Rechnitz war noch zurückhaltend, obwohl Erdödy die Versorgung der Gemeinde von Rotenturm aus anbot. 1920 wurden Stadtschlaining und Güssing elektrifiziert. 1919 wurde in Rothenturm die Gräflich Erdödysche Industrie - Werke AG mit einem Aktienkapital von 12 Millionen Ungarischer Kronen gegründet, die einen großzügigen Ausbau der Elektrizitätsversorgung plante, mit einem Wasserkraftwerk zwischen Riedlingsdorf und Oberwart.

Nach dem Anschluss an Österreich wurden weitere Kraftwerke gebaut, 1921 in Gaas an der Pinka, 1922 in Dobersdorf, dann in Kotezicken, Burg, Rohrbrunn, Lockenhaus, Wulkaprodersdorf, Oggau, Rechnitz, Stegersbach, Tauchen und Neumarkt an der Raab. In Frauenkirchen wurde ein bestehendes Dieselkraftwerk ausgebaut.

Pinkafeld war in der Elektrifizierung weit voraus, Auf Betreiben von Alexander Putsch wurde eine Aktiengesellschaft gegründet, die ein für damalige Verhältnisse hoch modernes Kraftwerk errichtete, eine Kombination von Wasserkraftwerk und Dampfmaschine. Das Werk wurde 1900 in Betrieb genommen. Die Gesamtkosten betrugen 227 000 Kronen. Später wurde das Kraftwerk immer wieder modernisiiert und war gewinnbringend. 1990 übernahm die BEWAG die Anlage.

In Eisenstadt war der sehr rührige Casinoverein, der im ersten Stock des Hotels "Zum Goldenen Adler" seinen Sitz hatte, die treibende Kraft bei der Errichtung der ersten elektrischen Beleuchtungsanlage im Jahre 1888. Es war dies eine der ersten derartigen Anlagen in der gesamten Monarchie. Die Stadtbeleuchtung erfolgte erst Jahre später, nach vielen Projekten und Verhandlungen. Im Jahre 1900 wurde eine Aktiengesellschaft gegründet, die Eisenstädter Elektrizitäts - AG", deren konstituierende Generalversammlung in Anwesenheit des Fürsten Esterházy erfolgte. Die Ausführung wurde den "Vereinigten E-Werken" in Budapest übertragen. Noch 1900 konnte das Kraftwerk in Betrieb genommen werden, zunächst als Kohlekraftwerk, ab 1012 als Dieselkraftwerk. Nach dem Anschluss an Österreich wurde das Kraftwerk eingestellt. Es stand dort, wo sich heute das Kulturzentrum befindet. An Eisenstadt wurden auch die Nachbargemeinden angeschlossen. 1927 erwarb eine deutsche Finanzgruppe die Aktien und erhöhte das Aktienkapital beträchtlich. Die neue Gesellschaft erhielt den Namen EEAG (Eisenstädter Elektrizitäts - AG). Von Eisenstadt aus wurden weite Teile des nördlichen Burgenlandes elektrifiziert. Generaldirektor wurde Ing. Heinrich Adolf Birthelmer. Das veraltete kalorische Kraftwerk wurde abmontiert und im Gebäude die Verwaltung und die Betriebsleitung untergebracht. Nach 1945 stand das Gebäude unter Verwaltung der NEWAG und ab 1959 der BEWAG.

In Oberwart gab es einige Anläufe zur errichtung eines Kraftwerkes. 1900 wurden erste Pläne ausgearbeitet und ein Komitee eingesetzt, 1907 wurde neuerlich ein Anlauf genommen, 1909 wurde mit den Nachbargemeinden verhandelt. 1911 wurde der Bau beschlossen. Den Auftrag erhielt die Budapester Firma Ganz, finanziert wurde das Werk durch ein Darlehen.  Ursprünglich war ein Wasserkraftwerk an der Pinka geplant. Realisiert wurde schließlich ein Kraftwerk, das von einem Dieselmotor getrieben wurde. Da die Stromerzeugung sehr unzuverlässig war musste ein zweiter Dieselmotor aufgestellt werden. 1912 war das Maschinenhaus fertig, 1913 schlossen sich Unterschützen und Bad Tatzmannsdorf an, später auch Oberschützen. 1919 wurde das Werk von den Rotenturmer Industriewerken übernommen und stillgelegt. Das Gebäude gehörte später der 1925 gegründeten "Ostburg"  (Oststeirisch - burgenländische Wasserkraftwerke AG)

Telegraphie und Telefon

Die ersten Telegraphenstationen wurden in den 1870er Jahren errichtet, etwa 1879 in Rechnitz, 1880 wurde die Leitung Steinamanger - Großpetersdorf - Oberwart - Pinkafeld gebaut und in Friedberg an das österreichische Netz angeschlossen. 1882 wurden Bad Tatzmannsdorf und Neusiedl/See angeschlossen, ebenso Güssing, 1884 Stegersbach, 1886 Stadtschlaining und Lockenhaus, 1887 Mattersburg. 1892 wurden Bruckneudorf und Gattendorf und Lackenbach angeschlossen, 1893 Rust, 1897 Bernstein und Oberschützen, 1898 Jennersdorf.  Die Verbindung von Eisenstadt nach Wien erfolgte zunächst über Ödenburg, 1886 auch direkt. Die Gemeinden, die einen Anschluss wünschten, mussten sich oft am Leitungsbau beteiligen oder auch Einnahmen garantieren.

1889 ordnete der Staat die Errichtung eines öffentlichen Telefonnetzes in Ödenburg an, 1890 wurde es errichtet. Schon 1891 wurde auch der Stadt Eisenstadt die Errichtung eines Telefonnetzes bewilligt. Baubeginn war der März 1892, im August erfolgte die Inbetriebnahme. Die erste zwischenstädtische Verbindung wurde 1894  von Ödenburg nach Budapest errichtet. 1898 wurde Eisenstadt nach langen Bemühungen an das Komitatstelefonnetz angeschlossen, ebenso Mattersburg und Deutschkreutz. 1900 wurde Eisenstadt in das staatliche Telefonnetz einbezogen, das städtische Telefonnetz wurde 1911 vom Staat übernommen. 1891 wurden in Halbturn und Frauenkirchen neue Post- und Telegraphenämter errichtet und zugleich die Telefonverbindung nach Neusiedl hergestellt. 1894 wurden von Steinamanger aus sieben Hauptlinien zu allen Bezirksvororten des Komitates Eisenburg beschlossen. 1896 war Güssing angeschlossen, ebenso Oberwart, 1897 Großpetersdorf. In Rechnitz fanden sich erst 1904 genügend Interessenten. 1898 wurde Mattersburg an das staatliche Netz angeschlossen. 1901 musste Pinkafeld erneut um einen Anschluss ansuchen, hatte aber erst 1906 Erfolg. 1913 wurde es an das österreichische Netz angeschlossen. Ebenfalls relativ spät, 1906, wurde Rust einbezogen. 1903 wurde das Komitatstelefon nach Lackenbach, St. Martin und Kobersdorf genehmigt, Kobersdorf wurde erst 1913 angeschlossen. 1906 wurde die Telefonlinie Ödenburg - Neufeld - Ebenfurth errichtet und die Leitung von Mattersburg nach Sauerbrunn und Neudörfl sogar auf Staatskosten gebaut. 1909 wurde Bad Tazmannsdorf an das Komitatsnetz angeschlossen, Eberau und das ganze Pinkatal erst 1910 auf Drängen Erdödys in das Staatsbudget aufgenommen. Die Linie Güssing - St.Michael - Stegersbach wurde erst 1914 in das Ausbauprogramm aufgenommen. Beim Anschluss an Österreich war das Telefonnetz veraltet und in einem sehr schlechten Zustand. Es waren hohe Investitonen notwendig, zumal das Netz auch noch ausgebaut werden musste. In den meisten kleineren Orten gab es nur wenige Anschlüsse. Das Telefon des Gemeindamtes konnte auch von der Bevölkerung genutzt werden. Anschlüsse hatten neben Ärzten und Apotheken nur die größeren Betriebe, vereinzelt auch Kaufleute und Privatpersonen. 1915 gab es in 49 Ortschaften insgesamt 216 Telefonanschlüsse.

 

 

 

 

 

 

 

 

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