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Kein anderer Wirtschaftszweig war in den beiden ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg für das Burgenland so wichtig wie die Landwirtschaft. Sie stellte noch immer die meisten Arbeitsplätze. Dementsprechend war auch das Gewicht in der Landespolitik. Über viele Jahre war die "Bodenreform" das zentrale Thema, denn die vielen klein- und kleinstbäuerlichen Betriebe brauchten vor allem Grund und Boden. Noch war ja der große Strukturwandel und das "Bauernsterben" nicht abzusehen.1947 forderte der Landtag - alle drei Parteien - den Nationalrat auf, die gesetzlichen Voraussetzungen für eine Bodenreform (Enteignung des Großgrundbesitzes) im Burgenland zu schaffen. Die Parteien hatten freilich unterschiedliche Vorstellungen. KPÖ und SPÖ sahwen in einer "echten" Bodenreform  die Ausstattung von Landarbeitern und Kleinpächtern mit Grund und BOden, die ÖVP hingegen die Stärkung bestehender bäuerlicher Wirtschaften.  Die "große" Bodenreform, also die vor allem von den Sozialisten immer wieder verlangte Aufteilung des Großgrundbesitzes, konnte nicht erreicht werden, wohl aber gelang es, etwa 12 000 ha aus dem Großgrundbesitz in Grundaufstockungsverfahren an Klein- und Mittelbetriebe zu übertragen. 1956 wurde mit Hilfe der Landwirtschaftskammer  die "Land- und Forstwirtschaftliche Bodenkredit und Grunderwerbsgenossenschaft für das Burgenland" gegründet. In den betroffenen Gemeinden wurden Ortsausschüsse ("Zehnerkommissionen") gebildet . Die Gründe konnten über langfristige ERP - Darlehen (10 Jahre Lufzeit, 3,5 % Zinsen) gekauft werden. Die Vergabe der Aufstockungsflächen erfolgte zumeist in kleinen Einheiten und mehr nach parteipolitischen Kriterien als nach wirtschaftspolitischen Zielen (Arnold, S60).  Esterhazy aber auch andere Großgrundbesitzer gaben 1957 - 1964 etwa 10 000 ha ab. 17 % aller Betriebe konnten durchschnittlich 1,7 ha  erwerben. Die Betriebsgrößenstruktur aber änderte sich dadurch nicht wesentlich und es war und ist umstritten, wie sinnvoll die gesamte Aktion war.

In politischer Hinsicht war der Großteil der Bauern im ÖVP-Bauernbund organisiert. Es war der ÖVP gelungen, einen beträchtlichen Teil ehemaliger Landbundfunktionäre auf ihre Seite zu ziehen und in den ÖVP-Bauernbund einzugliedern. Anders als in den übrigen Bundesländern war in der Landwirtschaftskammer aber auch der sozialistische Arbeitsbauernbund stark vertreten. Vor allem ihr konsequentes Eintreten für die Bodenreform hat den Sozialisten viele Sympathien unter den Kleinbauern gesichert. Bis in die 1970er Jahre blieben sie eine wichtige Zielgruppe sozialistischer Politik.

Bögl 1960 zu SPÖ-Bauern 

"Unser Weg mit den Bauern des Landes...war ein Weg des Aufstieges, der vor 1934 einsetzte und sich nach 1945 erfolgreich fortsetzte. Denn unsere Landespolitik konnte niemals etwas anderes sein als eine Politik für die Bauern. In jedem Haus sitzt der Bauer mit den Arbeitern an einem Tisch, denn die Arbeiter von heute sind die Bauernsöhne von gestern..."

BF 5.3.1960,S3

 

Der einschneidende Strukturwandel in der burgenländischen Landwirtschaft fand in den 60er und 70er Jahren statt. Er begann zunächst mit der Motorisierung. Das Zugvieh wurde durch Traktoren ersetzt, bald folgten weitere Maschinen und neue Methoden in der Düngung und Schädlingsbekämpfung. Die Erträge stiegen rasch, ebenso aber die Kostenbelastung. Der große Kampf der Bauern ums Überleben begann. Die Mechanisierung löst eine erste Welle des "Bauernsterbens" und der Abwanderung aus. Es folgte die Spezialisierung, die ebenfalls mit hohen Kosten verbunden war, Kosten, die viele Kleinbetriebe nicht mehr tragen konnten und wollten. Die Agrarpolitik zielte auf Erhöhung der Erträge, auf steigende Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit. Trotzdem blieben die Einkommen aus der Landwirtschaft immer mehr zurück.

Natürlich gab es viele Versuche, auch den burgenländischen Bauern, die ja von der Besitzstruktur her oft sehr schlechte Startchancen aufwiesen, zu helfen: Grundaufstockung, Flurbereinigung, Bau von Aussiedlerhöfen, Güterwegebau, Meliorationen und landwirtschaftlicher Wasserbau, Ausbau der veterinärmedizinischen Versorgung und des landwirtschaftlichen Schulwesens... Alle diese Maßnahmen konnten aber am wesentlichsten Hindernis, den zu kleinen Betrieben, nichts ändern. Die Abwanderung ging weiter, immer mehr frühere Bauern mussten einen landwirtschaftlichen Nebenerwerb aufnehmen.

Ende der 60er Jahre brachten der Verfall der Agrarpreise, etwa bei Obst, Gemüse und Wein große Unruhe in die Bauernschaft. Es gab Probleme im Weinbauverband und die Kritik an der Agrarpolitik, an den Kammern und an den Genossenschaften begann heftiger zu werden.

Der Umstrukturierung und "Modernisierung" der burgenländischen Landwirtschaft standen neben naturräumlichen Faktoren (ungünstige Lagen in den Berg- und Hügelzonen, vor allem des Südburgenlandes) vor allem die aus der Vergangenheit stammenden Merkmale wie die viel zu engen, eine Mechanisierung behindernden Streck- und Hakenhöfe, die dichte, wenige Erweiterungsmöglichkeiten lassende Dorfanlage, die extreme Flurzersplitterung durch Realteilung entgegen.

Die Streck- und Hakenhöfe auf lang gestreckten, schmalen Parzellen, die im gesamten Nordburgenland und in weiten Teilen des Süd- und Mittelburgenlandes dominierten, waren für eine moderne, hoch mechanisierte Bewirtschaftung ungeeignet.. Es gab also zahlreiche Probleme bei der Mechanisierung und beim Neubau von Stall- und Wirtschaftsgebäuden. Zwar wurden in den 70er Jahren zahlreiche - meist geförderte - landwirtschaftliche Bauten errichtet. Oft aber blieb der Bau von "Aussiedlerhöfen" die einzige Möglichkeit Zwischen 1955 und 1977 entstanden - vor allem im Nord- und Mittelburgenland - 137 solcher Aussiedlerhöfe abseits der alten Dorfkerne, die dadurch entlastet wurden. Die Arrondierung der landwirtschaftlichen Flächen war dafür Voraussetzung. Meist handelte es sich dabei um lediglich mittelgroße Betriebe bis zu 30 ha, die aber durch umfangreiche Zupachtungen ihre Betriebsflächen erheblich ausdehnen konnten. Mit diesem meist sehr kostspieligen Modernisierungsschritt ging oft die Spezialisierung parallel, die auch arbeitswirtschaftliche Erleichterungen schuf. Für die meisten Klein- und Mittelbauern aber war dieser Weg zu riskant, sie versuchten zunächst, Schritt zu halten und blieben doch überwiegend im Wettlauf um eine wirtschaftliche Betriebsführung auf der Strecke.

Eine große, in vielen Dörfern überaus langwierige Aufgabe war die Kommassierung. Sie fanden vor allem in den Jahren 1960 - 1973 in vielen Gemeinden statt. Im Burgenland überwiegen ja die im Mittelalter geschaffenen Gewannfluren, die zusammen mit den oft sehr schmalen Ackerstreifen (eine Folge der Realteilung) die rationelle Bewirtschaftung sehr erschwerten. Ihre Zusammenlegung im Rahmen des Kommassierungsverfahrens hat größere Flächen geschaffen (Verdoppelung bis Verdreifachung der durchschnittlichen Parzellengröße) und so unwirtschaftliche Wegezeiten vermindert. Sie hat auch den sonst sehr starren burgenländischen Bodenmarkt etwas aufgelockert. Natürlich hat man auch im Burgenland die damit verbundenen Fehler ("Ausräumung der Landschaft") oft nicht ganz verhindern können, man nahm aber vor allem ab den 1980er Jahren zunehmend Rücksicht auf die gewachsene bäuerliche Kulturlandschaft.

Durch diese Maßnahmen und die Aufgabe vieler Betriebe änderte sich - wenn auch nur langsam - auch die Betriebsgrößenstruktur. In den 1970er Jahren betrug die durchschnittliche Betriebsgröße 8,7 ha, bei den Vollerwerbsbetrieben 16 ha, bei den Zuerwerbsbetrieben 7 ha und bei den Nebenerwerbsbetrieben 3 ha. Vor allem im Weinbaugebiet des Nordburgenlandes gab und gibt es noch immer zahlreiche Zwergbetriebe. Es trat hier eine Polarisierung ein: Zwar wuchs die Zahl der größeren Betriebe, ebenso aber die Zahl der sehr kleinen Betriebe.

"In den traditionellen Weinbaugebieten überwiegen Zwerg- und Kleinstbetriebe im Zusammenhang mit dem Weinbau, der als besonders flächenproduktive Sonderkultur auch bei Betriebsgrößen unter 5 ha die Erwirtschaftung eines Familieneinkommens sichert. Die weitaus kleinstrukturierteste Landwirtschaft des Burgenlandes findet sich dabei im Hügelland von Wiesen, wo sie in Zusammenhang mit dem bedeutendsten Ananas- Erdbeeranbaugebiet Österreichs steht, und im Mattersburger Hügelland, wo neben Obstkulturen auch der Weinbau stark verbreitet ist" (Arnold,S.89)

Die Zahl der Betriebsauflassungen nahm in den 60er und frühen 70er Jahren rasch zu, verlangsamte sich dann mit der Rezession. Zwischen 1973 und 1975 nahm die Zahl der Betriebe sogar wieder leicht zu, um dann erneut in eine verstärkte Abnahme zu münden. Die letzte große Welle von Betriebsauflassungen wird nach dem Eintritt Österreichs in die EU erwartet. Die Abnahme der landwirtschaftlichen Betriebe erfolgte regional uneinheitlich - am langsamsten war sie einerseits in den Weinbaugebieten, andererseits gerade in jenen Gebieten des Mittel- und Südburgenlandes, wo die ungünstigsten ökologischen und betriebswirtschaftlichen Strukturen vorlagen. In einigen wenigen Gebieten, im Seewinkel und im Osten des Mittelburgenlandes, kam es zu einer starken Intensivierung durch Ausweitung des Wein- und des Feldgemüseanbaues.

Der Strukturwandel erfasste die einzelnen Betriebsgrößenklassen in recht unterschiedlichem Maße. Am stärksten gingen die Kleinbetriebe zwischen 2 und 10 ha zurück. Die Betriebe zwischen 10 und 20 ha nahmen bis etwa 1970 noch zu, um dann ebenfalls zurückzugehen. Die Betriebe über 20 ha nahmen hingegen kontinuierlich zu. Es zeigte sich, dass vor allem die Kleinstbetriebe erstaunlich wenig auf die Umstrukturierung der gesamten Landwirtschaft reagierten. Diese kleinen Nebenerwerbsbetriebe wurden vor allem in den Weinbaugebieten zu Hobby- Betrieben umgestaltet.

Der Bodenmarkt war bis in die 1980er Jahre außerordentlich stabil. Grund und Boden wurde kaum verkauft - eine Folge der aus der Vergangenheit stammenden, manchmal irrationalen Überbewertung des Grundbesitzes durch den Burgenländer und des extremen Sicherheitsdenkens. Besser hingegen funktionierte der Pachtmarkt. Eine weitere burgenländische Besonderheit war und ist der starke Bodenbesitz von Auswärtigen und Ausländern, eine Folge der Auswanderung, die ja in den meisten Fällen zunächst nur als vorübergehend geplant war. Den kleinen Grundbesitz in der Heimat behielt man. Gerade diese Flächen liegen heute im Südburgenland oft brach ("Sozialbrache")

Nach sozialökonomischen Betriebskategorien betrachtet, fällt im Burgenland vor allem der ungewöhnlich hohe Anteil an Nebenerwerbsbetrieben auf. 1976 war ihr Anteil auf 70 % aller Betriebe gestiegen - der weitaus höchste Anteil in ganz Österreich. Lediglich im Seewinkel ist der Anteil der Vollerwerbsbetriebe höher. Auch diese Besonderheit ist natürlich eine Folge der historisch gewachsenen Besitzstruktur und der im Burgenland seit Jahrhunderten bewährten Lebensform, die die verschiedensten Mischerwerbsarten kannte.

Kommassierungen

Von 1950 bis 1981 wurden 90 Kommassierungsverfahren durchgeführt. 50 000 ha waren davon betroffen, 1500 km Wege und 235 km Gräben angelegt; 137 ha wurden dränagiert. Daneben gab es die "kleine" Flurbereinigung durch Zusammenlegung auf Grund von Verträgen, die von der Grunderwerbsteuer befreit wurde. Ein Kommassierungsverfahren wird von Amts wegen eingeleitet, allerdings nur dann, wenn ein entsprechender Gemeinderatsbeschluss vorliegt oder wenigstens die Hälfte der Grundbesitzer ein solches verlangt. Die Kosten werden nur zum Teil von den Betroffenen, zum Teil von Land und Bund getragen. Eine erste Welle von Kommassierungen gab es schon im 19. Jahrhundert, im Zusammenhang mit der Grundentlastung, da ja das Land der ehemaligen Grundherrn separiert werden musste. In der Zwischenkriegszeit wurden nur wenige Verfahren durchgeführt. Die größte Kommassierungswelle gab es mit der voranschreitenden Motorisierung in den Jahren 1961 bis 1976. Bis 1088 waren 130 Verfahren mit über 70 000 ha, ungefähr ein Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche, abgeschlossen. Die Zielrichtung hat sich im Laufe der Zeit verschoben. Für die Agrartechnische Abteilung der Landesregierung stehen heute neben der Grundstückszusammenlegung immer mehr auch landschaftsökologische Gesichtspunkte im Vordergrund, etwa Erhaltung der Grünausstattung, Hecken und Bodenschutz  ("Windschutzanlagen").

Anbaustruktur und Kulturarten

Charakteristisch war und ist der hohe Anteil an Ackerland und an Intensivkulturen (Weinbau, Obstbau, Gemüseanbau).

Nach dem Anschluss an Österreich lagen die Erträge im Getreideanbau weit unter dem österreichischen Durchschnitt. Vor allem während des Ersten Weltkrieges waren sie auch weiterhin stark abgesunken. Es fehlte an Zugtieren, Arbeitskräften, Dünger, qualitätsvollem Saatgut usw. Zu den ersten Maßnahmen zur Verbesserung der Erträge gehörten Saatgutvermittlungsaktionen. Saatgutreinigungs- und -beizanlagen wurden  errichtet, Schau- und Versuchsbetriebe geschaffen. Aber erst nach dem 2. Weltkrieg, in den 1970er und 19180er Jahren, zeigen die ha-Erträge stark an. Zwischen 1927 und 1990 stiegen die Hektarerträge bei Weizen von 14,9 auf 53,3, bei Gerste von 18,1 auf 51,5 und bei Mais von 18,5 auf 85,8 Zentner. Der Getreideanbau konzentrierte sich immer mehr auf Weizen und Gerste, vor allem hochwertiges Brotgetreide und Braugerste. 1993 etwa übertraf die Gerstenanbaufläche die von Weizen. Wintergerstenanbau ist bescheiden, sie wird als Futtermittel verwendet. Vor allem im Gebiet rund um den Neusiedler See erreichte der Sommergerstenanbau den höchsten Flächenanteil. Der Weizenanbau, der heute die Gerste übertrifft, konzentriert sich stark auf Qualitätsweizen, einige hundert Betriebe produzieren Durum - Weizen. Der Roggenanbau und der Haferanbau hingegen gingen stark zurück.

Im Maisanbau, der auch schon in der Zwischenkriegszeit bedeutend war - der zum Trocknen aufgehängte Kukurruz bzw. die Tschardaken des Seewinkels gehörten zum Ortsbild -  brachte die Einführung des Hybridmaises nach dem Zweiten Weltkrieg  den entscheidenden Durchbruch.  In der Harrachschen Pflanzenzuchtstation in Neudorf bei Parndorf wurde schon früh mit der Hybridmaiszucht begonnen.Besonders in einigen Regionen des Südburgenlandes dominierte der Maisanbau immer mehr (Lafnitztal, Hügelland um Jennersdorf und Neuhaus a. Kl.). Der Getreideanbau wurde voll mechanisiert. Probleme bereitet dabei die Einhaltung der Fruchtfolge. Im Südburgenland spielt ferner der Körnermaisanbau eine wachsende Rolle (Ausweitung der Schweinemast), während er in den traditionellen Anbaugebieten im Norden ständig zurückging (Rückgang der Viehhaltung; zu trocken; hohe Erträge nur bei Bewässerung). Eine sehr wichtige Rolle spielt heute auch die Saatguterzeugung (Weizen, Mais) vor allem auf der Parndorfer Platte (Neuhof-Rohrau, Fa. Pioneer). Sie wurde früher hauptsächlich in den Gutswirtschaften betrieben, heute auch in Vertragslandwirtschaft durch die Bauern. Mais war 2016 mit 24 000 ha die zweitwichtigste Anbaufrucht nach Winterweizen.

Hackfrüchte haben an Bedeutung stark verloren (Kartoffel, Futterrübe), ebenso wie Futterpflanzen (Rotklee und Luzerne), lediglich die Anbaufläche von Silomais wurde ständig ausgeweitet. Besonders markant war der Rückgang des Kartoffelanbaues: von 19 000 ha 1927 auf etwa 500 ha 1993. Entscheidend war dabei der Rückgang der Schweinemast in den Kleinbetrieben.  Nur in den Kleinbetrieben des Bezirkes Mattersburg spielte die Kartoffel eine Rolle. Erst in jüngster Zeit nimmt der Kartoffelanbau wieder zu. Abnehmer ist die Stärke- und Speiseindustrie. Frühkartoffel sind wieder verstärkt gefragt. Hauptanbaugebiet ist der Bezirk Neusiedl. In Halbturn wurde eine große Lagerhalle errichtet.  

Im Ölfruchtanbau hat der Raps stark an Bedeutung gewonnen. Sonnenblumen werden im Norden, Ölkürbisse im Südburgenland angebaut. 1988 wurde die Öl- und Eiweißgenossenschaft gegründet 1989 wurde die Ölmühle Bruck an der Leitha eröffnet, die 180 000 t Raps und Sonnenblumen verarbeiten konnte, 1991 kam eine Rabsmethylesteranlage hinzu. Eine solche wurde auch in Güssing erbaut, der "Öko-Diesel" wird in der Landwirtschaft verbraucht. Der Rapsanbau  erreichte 1990 mit 16 000 ha die größte Ausdehnung. Die Ölmühle musste leider in Konkurs gehen, die Genossenschaft wurde 2004 liquisiert.  2016 wurden im Burgenland 7 900 ha Raps, 18 750 ha Sojabohnen, 3 381 ha Sonnenblumenund 2626 ha Ölkürbis angebaut.

Der Zuckerrübenanbau hat im Lande eine lange Tradition. 1848 gab es erste Versuche durch den Hirmer GUtspächter Karl LeidenfrostSchon in der Mitte der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts wurden die beiden Zuckerfabriken in Hirm (Rothermann, Hartig, Bauer und Patzenhofer) und  1953 in Siegendorf (Konrad Patzenhofer) errichtet. Die Rüben lieferten die Pächter der Esterhazyschen Meierhöfe, die z.T auch  direkt von den Fabriken übernommen wurden.  In den Pachtverträgen wurden bereits Bestimmungen gegen zu tarke Ausbeutung der Böden aufgenommen. Am gleichen Feld sollten nur alle fünf Jahre Rüben angebaut werden.  Weitere Zuckerfabriken entstanden in Landegg-Pottendorf, Bruck an der Leutha (1909) , Wieselburg (1854),  und Petöhaza, die vom Nankhaus Schöller beliefert wurde, das die Meierhöfe rund um Frauenkirchen gepachtet hatte. Entscheiden für den Anbau war der Anschluss an das Eisenbahnnetz. Die äußerst arbeitsontensive Zuckerrübenkultur machte den Einsatz von Wanderarbeitern erforderlich. Sie kamen aus Oberungarn (Slowakei), später aus dem Südburgenland.  Im Ersten Weltkrieg brach die Zuckerindustrie zusammen. Durch die neue Grenze kam es zu Behinderungen, die Frachtkosten stiegen, Anbaugebiete fielen aus. Ein Ausgleich wurde durch bäuerliche Produzenten geschaffen. Die neugegründete Landwirtschaftskammer versuchte in Zusammenarbeit mit den Fabriken den Rübenanbau zu fördern. In der Zwischenkriegszeit verdoppelte sich dann die Anbaufläche auf nahezu 9000 ha, 1934 gab es 5500 Rübenbauern.  Schon damals musste eine Kontingentierung eingeführt werden.  Das größte Problem der Rübenbauern war der hohe Arbeitsaufwand. 1928 wurde der Burgenländische Rübenbauernbund gegründet, 1949 wieder ins Leben gerufen. In der Nachkriegszeit wurde der Rübenanbau wieder besonders gefördert, Zufahrtstraßen und befestigte Rübenlagerplätze gebaut. Die Anbaufläche ging nach Erneuerung der Kontingentierung in den 1980er und 1990er Jahren stark zurück, die ha- Erträge stiegen aber, vor allem infolge von Beregnungsanlagen. Die Zuckerfabrik Hirm wurde nach dem 2. Weltkrieg nicht wieder aufgebaut, Siegendorf schließlich - trotz hoher Modernisierungsaufwendungen - schließlich ebenfalls eingestellt.

Unter den Spezialkulturen war auch in der Nachkriegszeit der Tabakanbau von großer Bedeutung, da er infolge seiner Arbeitsintensität auch Kleinbauern ein entsprechendes Einkommen bot. Nach ersten Versuchen in Schachendorf und Großhöflein wurde der Tabakanbau 1938/39 in Pöttsching und Ritzing stark ausgeweitet, in Mattersburg eine Fermentationsanlage gebaut und in vilen Orten, vor allem im Wulkabecken, Trocknungsanlagen errichtet. Über 1500 Betriebe bauten schließlich Tabak an. Seit Mitte der 60er Jahre konnte der burgenländische Tabak aber was Qualität und Preis betraf nicht mehr mit den Importtabaken mithalten, die Anbaufläche ging stark zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden noch 49 ha (1946) angebaut. Die "Tabak Einlöse- und Fermentationsgesellschaft" der Tabakregie vergab Anbaulizenzen. Die Setzlinge wurden von einer Mattersburger Gärtnerei geliefert.1952 bauten über 1500 Betriebe auf 160 ha Tabak an. 1955 wurden mit 208 ha die größte Ausdehnung erreicht. Wichtigste Orte waren Pöttsching, Nikitsch, Zemendorf, Zillingtal, Krensdorf und Szeinbrunn. Die Fermentierung erfolgte in Mattersburg, Fürstenfeld und Hainburg. 1952 wurden von burgenländischen Betrieben ca 300 000 kg Tabak geliefert, 970 wurden nur mehr 34 ha angebaut, 2006 stellten die letzten Betriebe den Anbau ein, nach der Kürzung der Subventionen durch die EU.

Der Gemüseanbau hat vor allem rund um den Neusiedler See eine lange Tradition. Während in der Zwischen- und Nachkriegszeit vor allem Neusiedl (Neusiedler Grundsalat) und Mörbisch wichtig waren, wurde in der Zeit zwischen 1960 und 1970 der Feldgemüseanbau im Seewinkel , vor allem in den mittleren und östlichen Seewinkelgemeinden, besonders ausgeweitet. Gurken, Paprika und Tomaten wurden die wichtigsten Produkte, daneben Salat, Chinakohl und Karotten. Im Wulkabecken wurden verstärkt Erbsen angebaut. Zur traditionellen Belieferung des Wiener Marktes kam die Abnahme durch die Konservenfabriken. Höchste Erträge und entsprechende Ertragssicherheit können im Gemüseanbau aber nur durch künstliche Bewässerung erzielt werden. Vielen bodenarmen Vollerwerbsbetrieben brachte der Feldgemüseanbau eine Über-lebensmöglichkeit. Probleme bereiteten vor allem die saisonalen Arbeitsspitzen (Erntezeit).

Weinbau

"Wie kaum eine andere Kulturart hat der Weinbau die Landwirtschaft des Burgenlandes geprägt. Im nördlichen Burgenland entstand eine der bedeutendsten und intensivsten Weinbau-landschaften Österreichs, auf die rund 35 % der österreichischen Edelweinfläche entfallen, die rund 41 % der österreichischen Weinernte liefert und die nach dem 2.Weltkrieg stärker ausgeweitet wurde als in jedem anderen Bundesland. Allerdings findet der Weinbau im Gebiet um den Neusiedler See für österreichische Verhältnisse einmalige ökologische Voraussetzungen. Rund 8,6 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche - mehr als in jedem anderen Bundesland - entfielen im Burgenland auf den Weinbau.

Die aus Amerika eingeschleppte Reblaus trat 1872 erstmals im Gebiet des heutigen Burgenlandes auf und richtete zu Beginn der 1880er Jahre bereits erhebliche Schäden an.In Rust etwa wurde die Reblaus erstmals 1888 festgestellt und vernichtete innerhalb weniger Jahre fast die gesamt Rebfläche. Weiter im Süden trat die Reblaus später auf. In den Bezirken Mattersburg und Oberpullendorf wurde erst in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg der absolute Tiefststand erreicht. Für die Erneuerung des Weinbaues waren zwei Persönlichkeiten von großer Bedeutung: Paul K. Vetter und Franz Kober. Vetter stammte aus dem Gebiet um Preßburg. Er wurde 1889 Leiter der städtischen Rebschule in Ödenburgund königlich ungarischer Weinbauinspektor, 1908 Lehrer an der Weinbauschule in Topolca, 1914 Weinbauoberinspektor. Er wirkte vor allem in Gols, wo er eine große Rebanlage aufbaute. Mit seiner Hilfe konnten die Reblausschäden überwunden werden. 1932 wurde ihm in Gols ein Denkmal gesetzt, Hofrat Franz Kober wirkte vor allem in Rust. Er war Absolvent der Höheren Lehranstalt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg und studierte an der Hochschule für Bodenkultur in Wien. Für einige Zeit stand er im Dienst des rumänischen Ackerbauministeriums. Er war Reblaussachverständiger der Firma Wolf und veranstaltete in Rust Veredlungskurse. 1918 wurde er Fachreferent für Weinbau im Ackerbauministerium. Er züchtete die "Koberrebe", eine für das Burgenland ideale Unterlagsrebe. Die Landwirtschaftskammer förderte in der Zwischenkriegszeit die Anlage von Schnittweingärten.  1923 wurde die Rebschule in Rust, dann weitere etwa in Gols, geschaffen. Bis 1937 wurden Rebvortreibhäuser, etwa in Oggau und vielen anderen Orten gebaut. Nahezu 100 Rebveredlungskurse mit tausenden Teilnehmern wurden von der Kammer veranstaltet. Wichtig für die Qualitätsverbesserung war die Gründung der Weinbauschule Rust. 1937 war das ganze Land mit hervorragenden Unterlagsreben versorgt, zahlreiche Veredlungskurse wurden abgehalten, Rebvortreibhäuser errichtet. Herrschte 1921 in den burgenländischen Weingärten noch ein Sortengemisch, wurden nunmjehr zunehmend Qualitätssorten wie Welschriesling, Neuburger, Muskat-Ottonell, Grüner Veltliner Rheinriesling, Traminer, Blauer Burgunder und Blaufränkisch ausgesetzt. In den 1030er Jahren wurden viele Weingärten gerodet  und mit den neuen Sorten bepflanzt. Die Direktträger wurden in vielen Orten verdrängt und nahezu ausgerottet. Die Weingartenfläche stieg von 5000 ha 1927 auf 9000 ha Ende der 1930rt Jahre, wobei besonders im Bezirk Neusiedl eine starke Ausweitung stattfand. In Illmitz etwa gab es 1913 19 ha, 1935 aber schon 234 ha Weingärten. Selbst in Gemeinden, in denen es seit Jahrzehnten keinen Weinbau mehr gab, wurden wieder Weingäten angelegt. In den traditionsreichen Weinbaugemeinden wurden die Weingärten stark ausgeweitet, etwa in Gols bewirtschafteten 1936 640 Winzer 812 ha.  In Eisenstadt, Rust, Pöttelsdorf ... wurden vor allem Rotweinsorten ausgepflanzt (Blauer Burgunder, Blaufränkisch). Die noch immer stark vernachlässigte  Kellerwirtschaft wurde durch Beispielkeller ( in Rust, Mörbisch, Oggau, St. Margarethen, Weiden, Pöttelsdorf, Eisenberg)  und Wanderkurse gefördert.  Kellerürämierungen wurden veranstaltet.In den 1920er Jahren begann man verstärkt gegen Schädlinge zu spritzen (hauptsächlich Peronospora und Oidium). Erstmals wurden auch Schädlingsbeobachtungsstationen eingerichtet. Auch auf die Vermarktung legte man zunehmend Wert, etwa durch Gründung eines Landeskellers in Klagenfurt, durch Weinkosten, etwa 1923 fand die erste Landesweinkost statt, 1932 die erste Weinprämierung.

1923 schlossen sich die zahlreichen Weinbauvereine  am ersten Burgenländischen Weinbautag in NBeusiedl zum "Landesverband der Weinbautreibenden" zusammen. Erster Präsident wurde Landesrat Dr. Alfred Ratz, 1924 folgte Alexander Pauer. 1948 wurde der Landesverband als "Weinbauverband Burgenland" wieder ins Leben gerufen. Obmann war DI Alexander Kugler. Seit 1953 bestand die Rebenverwertungsgenossenschaft.

Die Direktträger oder Uhudler haben eine interessante Geschichte. Sie sind keineswegs "alte" Sorten. Im Zuge der Reblauskrise wurden die amerikanischen Reben zunächst noch ohne Veredlung ausgepflanzt. Dies war kostengünstig und einfach zu bewerkstelligen. Vor allem in den Bezirken Güssing und Jennersdorf behielt man dann diese Direktträgersorten bei (vorwiegend die Sorten Ripatella, Othello, Delaware, Isabella, Noah, Concard Elvira). 1929 wurde für den Uhudler- Wen eine Kennzeichnungspflicht eingeführt, 1936 die Auspflanzung verboten, 1941 die Vermarktung untersagt. Der Uhudler konnte sich nur dort halten, wo er dem Eigenbedarf diente. Nach 1945 gab es weitere Gesetzte gegen den Uhudler. 1985 sogar ein totales Verkaufsverbot. Man sagte dem Uhudler fälschlicher Weise einen zu hohen Methylalkoholgehalt nach. Erst 1992 wurden die Direktträger wieder offiziell zugelassen. 2016 wurde der Uhudler als "Obstwein" deklariert und damit weitere Verbote durch die EU umgangen.

In der Wirtschaftskrise der 1930er Jahre gab es große Absatzprobleme, es wurde bereits zu vile Wein produziert . Die damals gegründeten Winzergenossenschaften sollte Abhilge schaffen - in Gols, Mörbisch Pöttsching 1938, Neusiedl und St, Margarethen 1939, Großhöflein 1943. . Ein Landesgesetz versuchte 1936 die Neuanpflanzungen zu beschränken. 1938. nach dem Anschluss an Deutschland, waren diese Probleme mit einem Schlag beendet. Dioe Wehrmacht kaufte riesige Weinmengen, die Preise stiegen stark an. . Bald aber gab es andere Probleme - den Arbeitskraftmangel  und der kriegsbedingte Mangel an Rohstoffen (Spritzmittel, Dünger, Treibstoff). Zu Kriegsende mussten die Weinbauern hohe Verluste durch Plünderungen hinnehmen. Der Wein war jedoch ein begehrtes Tauschmittel in der unmittelbaren Nachkriegszeit. So konnten sich die Weinbaubetriebe rasch wieder erholen. Es fehlte jedoch an Betriebsmitteln, vor allem an Unterlagsreben.

Der Neuanfang nach dem Krieg war mühsam. Es fehlte an Maschinen, INventar und Düngemittel. Von den Absatzgebieten in Westödterreich war man abgeschnitten. Erst 1953 wurden die Handelsbeschränkungen gelockert.  Die Weinbauvereine wurden nach dem Krieg wieder gegründet. 1948 entstand der "Weinbauverband Burgenland", die Landeskellerei in Eisenstadt wurde reaktiviert, Kellerwirtschafts- und Weinbaukurse aufgebaut. 1951 fand eine große Landesweinkost statt. Ab 1955 stieg die Nachfrage, Ertragssteigerungen und Flächenerweiterung waren die Folge. Neue technische HIlfsmittel begünstigten diese Entwicklung.Die späten 1950er Jahre waren eine Expansionsphase. Der Traktoreinsatz wurde üblich. Die Weinbauvereine schufen durch gemeinsame Anschaffungen den Einsatz vieler Maschinen möglich, auch für kleinere Betriebe.

Die burgenländische Edelweinfläche belief sich unmittelbar nach dem 2.Weltkrieg auf 7.800 ha und betrug somit 24 % der österreichischen Weinbaufläche. Es handelte sich damals noch fast ausschließlich um Pfahlkultur, vielfach sogar noch um Direktträger (1946/47: 6-8 % der Gesamtweinernte) und um eine Bevorzugung des Massenweines gegenüber der Qualitätsweinerzeugung. 1947 waren bestenfalls 3 % des Weines Spitzenwein. Bis 1960 erfolgte eine langsame Ausweitung der Weinbauflächen auf fast 10 000 ha während einer Periode als die gesamtösterreichische Weinbaufläche stagnierte. Das Burgenland, in dem seit 1950 erste Versuche zur Umstellung auf Hochkulturen unternommen wurden, profitierte von den günstigen Produktionsbedingungen und begann seinen Weinbau qualitativ zu verbessern und zu rationalisieren. Die Drahtrahmenerziehung, die Mittelhoch und Hochkulturen  (nach dem Vorbild von Lenz Moser) , der größere Reihenabstand ermöglichte den Einsatz von Maschinen. Trotz der hohen Investitionskosten setzte sich die Drahtrahmenkultur rasch durch. Der Arbeitsaufwand sank auf ein Drittel und ermöglichte so die Flächenausweitung. 1960 bis 1980 verdoppelte sich die Weinbaufläche, vor allem in den Bezirken Neusiedl und Oberpullendorf. 1983 gab es 21 560 ha Weingärten. Bei den bevorzugten Sorten gab es deutliche Schwerpunkte- in den 1960er Jahren Muskat - Ottonel, Neuburger, Müller-Thurgau, Grüner Veltliner und Traminer, in den 1970er Jahren Welschriesling und Wei0burgunder, in den 1980er JahrenChardonnay und Sauvignon. In den 1970er Jahren setzte ein Ansturm auf Prädikatsweine ein. In der Vermarktung wurden Weinverkostungen und Prämierungen immer wichtiger. Ab den 1960er Jahren wurde die Weinwerbung als Verein organisiert. 1964 wurde erstmals die burgenländische Weinwoche in Eisenstadt organisiert, mit der Wahl der Wenkönigin usw. 2003 wurde die Weinwerbungs als "Wein Burgenland" organisiert.

1951 gab es 15 Winzergenossenschaften, 1966 24 mit 4099 Mitgliedern, 1977 28 Genossenschaften mit über 5000 Mitgliedern. 1959 wurde der Burgenländische Winzerverband als Dachorganisation gegründet, 1963 die Zentralkellerei am Rusterberg bei St. Margarethen errichtet. 1994 hatte diese ein Fassungsvermögen von 260 000 hl. Die Verarbeitung und der Absatz war für viele kleine Betriebe ein Problem. Vor allem bei Rekordernten waren die Traubenpreise, die die Händler zahlten, sehr niedrig, Die Wintzergenossenschaften schienen ein Ausweg zu sein. In den 1970er Jahren gerieten die Genossenschaften in immer größere Schwierigkeiten. Immer mehr Winzer setzten auf Eigenvermarktung.

 Ab 1960 setzte im Burgenland also - ebenso wie in Niederösterreich - eine starke Ausweitung der Weinbauflächen ein. Gesetzliche Bestimmungen (Weinbaugesetz 1966),welche diese den Markt überschwemmende Expansion verhindern sollten, zeitigten nur geringe Erfolge und die Lockerung der Auspflanzungsbeschränkungen, wie sie.1974 erfolgte, sanktionierte im wesentlichen die Entwicklung des Weinbaues, der im Burgenland 1978 fast 20 000 ha und Ende der 1980er Jahre 23 000 ha erreichte. Bis  ging sie dann auf 16 000 ha zurück.  Die  Ernten stiegen von 334 000 hl im Jahre 1951 auf  1663000 hl im Jahre 1982.Vor allem der Seewinkel und das Hügelland von Deutschkreutz verzeichneten dabei ganz enorme Raten der Flächenausdehnung. Gleichzeitig war damit eine starke Rationalisierung des Weinbaues verbunden, welche in erster Linie durch die Umstellung auf Hochkultur erfolgte und welche den Weinbau auch für Betriebe mit angespannter arbeitswirtschaftlicher Situation interessant machte.Neue Weinsorten waren in den 1960er Jahren Neuburger, Muskat Ottonel, Grüner Veltliner und traminer, in den 1970er Jahren Welschriesling und Weißburgunder, Besonders stark wuchs die Fläche mit Zweigelt.

Weitaus die größte Flächenausweitung erfolgte dabei im Seewinkel und im Hügelland von Deutschkreutz. Im Durchschnitt 1953 - 1978 ist hier die Weinbaufläche um mehr als 15 % pro Jahr gewachsen. Neben dem traditionellen Hauptweinbaugebiet am West- und Nordufer des Neusiedler Sees haben sich diese beiden Gebiete als neue Zentren des burgenländischen Weinbaues herausgebildet. Der Seewinkel ist heute (1978) mit einer Weinbaufläche von rund 8 600 ha bereits das größte burgenländische Weinbaugebiet, gefolgt vom Agrargebiet Leithagebirge-Neusiedlersee mit rund 7000 ha und dem deutlich kleineren Weinbau-Kernraum im Hügelland von Deutschkreutz mit 1 500 ha. Um diese Zentren des Weinbaues liegen Zonen mit abnehmender Intensität und Produktionskapazität, die zugleich auch eine durchschnittliche Flächenausweitung von 5-8 % p.a. aufwiesen:

Der Weinkonsum verdoppelte sich von 1950 auf 1960  und nahm dann weiter zu. Vor allem der einsetzende Fremdenverkehr trug dazu bei. 1982 gab es eine Rekordernte mit 2 Millionen hl.  Die Folge waren Absatzprobleme mit Preisverfall. Der Traubenpreis stagnierte auf lange Zeit auf niedrigem NIveau. Das Bundesgesetz von 1952 verbot ohne Erfolg die Neuanlage von Weingäürten. Trotz hoher Strafen wurden die Weinkulturen ausgedehnt. Auch das Weinbaugesetz von 1966 wurde nicht ernst genommen, 1974 wurden die Erweiterungen sanktioniert. Erst die Preismisere der 1980er Jahre führte zu einem Umdenken. 1992/93 hatte ein Stilllegungsprogramm Erfolg. Eine Reduktion um 5000 ha  war das Ergebnis. Ab 1992 wurden per Gesetz Ertragsbeschränkungen eingeführt.

Ab März 1985 gab es massive Weinbeschlagnahmen und Anzeigen. Einzelne Weinhändler hatten im großen Stil Weinpanscherei betrieben. Normalwein wurde durch Diethylenglykol zu Pädikatwein verfälscht. 15 Anklagen wurden erhoben, Strafen bis zu 5 Jahren Haft verhängt.  Das Bekanntwerden hatte katastrophale Folgen. 1985 wurde im Gefolge des Weinskandals ("Glykolskandal") der Verkauf von Prädikatsweinen nahezu unmöglich, der Weinexport kam vollständig zum Erliegen. Das Image des burgenländischen Weines war auf Jahre ruiniert.

Die daraufhin ergriffenen Maßnahmen führten zu einem neuerlichen Aufschwung und zu großen Erfolgen burgenländischer Winzer. Ein neues, strenges Weingesetz wurde nur anfangs wegen einiger Maßnahmen (Einführung der Banderole) von den Weinbauern abgelehnt, führte aber zu einer völligen Neuorientierung im Weinbau, hin zu Qualität statt immer größerer Mengen.  Rückblickend war der Weinskandal ein "heilsamer Schock". 1989 nahm die Weinakademie Burgenland in Rust ihre Tätigkeit auf. In den 1990er Jahren mussten zahlreiche Winzergenossenschaften ihren Betrieb einstellen, die Zentralkellerei am Rusterberg ging in Konkurs.

Die jüngste Entwicklung ist durch starke Flächenreduktion gekennzeichnet. 1992 gab es noch 19 231 ha, 2015 nur mehr 12 311 ha Weingärten. Die starke Verschiebung zum Rotwein ließ dessen Anteil auf 56 % der Fläche ansteigen. Im Mittelburgenland sind 93 % der Rebfläche Rotweinsorten.  Sogar im Weinbaugebiet Neusiedler See nahm der Rotwei stark zu. Neben dem Blaufränkischen kamen Merlot, Cabernet Sauvignon und Syrah hinzu.Im Weßweinanbau sind Chardonnay, Weißburgunder, aber auch Sauvignon Blanc und gelber Muskateller immer beliebter.

 Die Betriebsgrößenstruktur hat sich ebenfalls geändert. 2015 hatten 48 % der Betriebe unter 1 ha, 22 % aber bereits über 5 ha. Die Zahl der Betriebe mit größeren Flächen nimmt zu, die traditionellen Kleinbetriebe verlieren an Bedeutung. In der Weingartenarbeit hat sich vieles verändert. Klasse statt Masse ist die Devise. Schonende Schnittmethoden, Einsatz von nützlingsschonenden Spritzmittel, Traubenausdünnung, schonende Traubenverarbeitung, kontrolllierte Kältegärung, vollautomatische Füll- und Etikettieranlagen, aber auch vemehrt Einsatz von Erntemaschinen usw. machen die Arbeit der Winzer immer komplexer. Die Exportmärkte konnten langsam wieder zurückerobert werden. Heute werden statt der Tankexporte hochpreisige Flaschenexporte durchgeführt, zu 73 % nach Deutschland. Markengemeinschaften qualitätsorientierter Winzer wurden gegründet, z.B. der Verband der "Großen Weine" mit der Weinserie "Pannonischer Reigen". 2003 wurde die Weinmarketingorganisation  "Wein Burgenland" mit vielen Marketingaktivitäten gegründet, Sie hat ihren Sitz in der Genußakademie Burgenland in Donnerskirchen. Durch das Weingesetz wurde das Burgenland in vier Weinbaugebiete eingeteilt. Neusiedlersee DAC, Leithaberg DAC, Mittelburgenland DAC und Eisenberg DAC (DAC= Districtus Austriae Controllatus). Der Weinbau ist jedenfalls für die burgenländische Wirtschaft noch immer von sehr großer Bedeutung und bietet vielen Menschen Arbeit und EInkommen.

 Obstbau

Das Burgenland weist zwar hervorragende ökologische Voraussetzungen für den Obstbau auf, im Norden für den Steinobstbau, im Süden für den Kernobstanbau,  liefert aber nur einen bescheidenen Anteil an der gesamtösterreichischen Produktion. In früheren Zeiten diente der Obstbau der Selbstversorgung und der Belieferung der regionalen Märkte.  Dörrpflaumen konnten auch über weitere Gebiete verhandelt werden. Verarbeitung im größeren Stil erfolgte in Ödenburg zu kandiertem Obst, das in Spanschachteln verpackt gut verkaufbar war. Erst gegen Ende des 19.  Jahrhunderts konnte mit den verbesserten Verkehrsverbindungen auch weiter entfernte Märkte beliefert werden, der südburgenländische Edelobstbau bekam erstmals überregionale Bedeutung. Im Bereich des südlichen Burgenlandes waren die Bauern aber immer vom Obsthandel abhängig, der die Preise beliebig gestalten konnte. 1896 standen etwa in Pinkafeld 12 000 Apfelbäume, in Oberschützen über 10 000, in Stegersbach über 6000 Maulbeerbäume.

Der Obstbau wurde in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg stark vernachlässigt, eine Umstellung auf Intensivobstbau fand nicht statt, das Vermarktungsproblem konnte nicht gelöst werden. Ansätze, die Qualität zu verbessern, gab es schon im 19. Jahrhundert durch das Wirken der evangelischen Pfarrer Wimmer in Oberschützen und Samuel Ritter in Großpetersdorf sowie durch den katholischen Pfarrer Weinhofer in Pinkafeld. Auch die Gutsherrschaften hatten zumeist Erwerbsobstanlagen. Die Sortenvielfalt war im 19. Jahrhundert groß. Die südburgenländischen Bauern bezogen die Bäumchen aus der berühmten Baumschule des Josef Wölfl in Güns, die um 1800 gegründet wurde. Diese Baumschule verfügte über ein riesiges Sortiment  von hunderten Apfel- und Birnensorten. Schon in ungarischer Zeit mussten alle Volksschulen Baumschulen anlegen. Noch vor dem 1. Weltkrieg wurden die ersten Obstbaivereine gegründet, etwa 1909 in Kukmirn. Im Zuge der Reblauskrise wurden viele Streuobstwisen neu angelegt. Gezielte Förderung des Obstbaues erfolgte aber erst nach dem Anschluss an Österreich.

1922 wurde in Oberwart ein Bezirksobstbaubeirat eingerichtet. In der Zwischenkriegszeit wurden Obstbaumvermittlungsaktionen durchgeführt. Die Landwirtschaftskammer richtete in Jormannsdorf und Weiden Baumschulen ein. Die Sortenvereinheitlichung sollte die Qualität erhöhen und eine marktgerechte Produktion ermöglichen. Beispielobstgärten sollten von den Vorteilen einer regelmäßigen Schädlingsbekämpfung überzeugen (vor allem Bekämpfung der San-Jose-Schildlaus).

Absatzgebiete waren Wien, Baden, Wr. Neustadt.  Nur zum Teil erfolgte der Verkauf durch die Produzenten, etwa im Mattersburger Raum, der eine große Bedeutung in der Produktionb von Erdbeeren und Kirschen hatte. 1931 wurde eine Obstverwertungsgenossenschaft in Jennersdorf gegründet, 1936 wurde ein Obstmagazin und eine Großmosterei angeschlossen. 1935 entstand die Genossenschaft in Pinkafeld. Obstbauvereine richteten Pressanlagen und Brennereien ein. Obstbaumwärterkurse wurden eingerichtet, die Veredlungstechniken vermittelten An den Hauptschulen Pinkafeld und Stegersbach wurden Wanderobstlehrer eingesetzt. Trotz all dieser Maßnahmen blieb der Obstbau nur ein Anhängsel der meist gemischten Landwirtschaft. Nur 27 Betriebe waren überwiegend oder ganz Obstbaubetriebe.

1938 standen im Burgenland rund 1,5 Mill. Obstbäume. Der traditionelle burgenländische Obstbau bestand zum Großteil aus Streuobstflächen. Von einiger Marktbedeutung waren lediglich Marillen- und Kirschenkulturen am Leithagebirgshang, die Region um Mattersburg zwischen Sauerbrunn und Loipersbach (Ananaserdbeeren, Kirschen, Kernobst) und einige Kernobstgebiete im Südburgenland. An größeren Anpflanzungen entstanden in den 50er und 60er Jahren lediglich die Marillenkulturen, etwa um Kittsee und Pfirsichkulturen im Seewinkel, die aber bald wieder an Bedeutung verloren. Auch die vielen Obstbäume, die in den Weingärten am See standen, sind heute zumeist gerodet, da sie die maschinelle Bewirtschaftung behinderten.

Ab 1949 wurden unter Aufsicht der Landwirtschaftskammer 730 Beispielobstgärten angelegt. 1946 entstand die Obst- und Gemüseverwertungsgenossenschaft Stegersbach. 1950/51 wurden mit Hilfe von Bundes-, Landes- und ERP - Mitteln in Pinkafeld und Stegersbach zwei große Obstlagerhäuser errichtet, 1952 in Pinkafeld eine Süßmostanlage gebaut. 1952 wurde in Deutschkaltenbrunn der Landesobstbauernverband für das Burgenland gegründet, ab 1970 "Burgenländischer Erwerbsobstbauverband",ab 2006 "Burgenländischer Obstbauverband"

Zum Zentrum des Erwerbsobstbaues wurde der Mattersburger Raum, etwa die Ananas-Gemeinde Wiesen, und einige Gemeinden im Südburgenland, wie etwa Kukmirn.  Etwa die Hälfte des Obstes wird heute im Intensivobstbau produziert. Die Streuobstwiesen gingen rasch zurück. Für ihre Beseitigung wurden Rodungsprämien gezahlt.  Sie werden heute - als ökologisch besonders wertvoll -  durch ein Förderprogramm unterstützt. In den 1960er Jahren begann die Umstellung auf Niederstammanlagen.  Vor allem in den 1970er Jahren wurden etwa 200 ha Intensivobstanlagen angepflanzt (meist Hecken oder Niederstammanlagen). Das Schwergewicht lag dabei bei Äpfeln und Pfirsichen. Die Flächen mit Apfelkulturen verdoppelten sich. 1994 gab es 580 Obstbaubetriebe mit einer Fläche von etwa 1000 ha.  

Die Betriebsstrukturen sind auch im Obstbau ungünstig, der Nebenerwerb überwiegt. Die größte Konzentration an Intensivkulturen gibt es noch immer im Bezirk Mattersburg. Einige früher sehr bedeutende Obstarten wie die Ananas -Erdbeeren stagnieren allerdings. Im Mittelburgenland entstanden große Pfirsichkulturen um Mannersdorf, im Südburgenland ein Kernobstgebiet mit dem Zentrum Kukmirn. Das größte Problem im Intensivobstbau war und ist die Vermarktung, die nahezu ausschließlich über den Handel erfolgt. Genossenschaften und Direktvermarktung spielen eine bescheidene Rolle. Niedrige Produzentenpreise sind die Folge. Es gibt heute zwar einige Genossenschaften, doch erfassen diese nur einen kleinen Teil der Betriebe. Ältere Genossenschaften sind die von Jennersdorf und Pinkafeld, dazu kamen die Obst- und Gemüseverwertungsgenossenschaft Stegersbach, die Absatzgenossenschaft Pfirsich im mittleren Burgenland, die Obstabsatzgenossenschaft Neuhauser Hügelland. Im Gemüsebau ist die Neusiedler Genossenschaft besonders wichtig. Anders als im Obstbau ist beim Gemüse auch die Vertragslandwirtschaft (mit den Fabriken) wichtig. In allen Bereichen des Obst- und Gemüsebaues aber fehlt es an Lagermöglichkeiten.

Anders als in der benachbarten Steiermark gelang es im Burgenland nicht, den Obstbauern rechtzeitig entsprechende Einrichtungen zur Verfügung zu stellen. Sie waren daher auf die Abnahme durch den Handel angewiesen. Von Seiten der Obstbauern wurden deshalb gelegentlich auch heftige Angriffe auf die Kammer gerichtet, die ihrer Meinung nach den Obstbau vernachlässigt hatte. Erst 1980 gründeten etwa 28 Kukmirner Obsbauern eine Absatz- und Lagergenossenschaft, die schon im ersten Jahr 500 000 kg Äpfel übernahm.

Heute stehen viele Obstbaubetriebe unter Druck. Die Kosten für die Betriebsmittel steigen, die Preise für die Produkte stagnieren. Der Importdruck ist groß. Die Zahl der Betriebe wird wohl auch in Zukunbft abnehmen. Die ERhebung 2012 zeigte einen weiteren Rückgang, wenn auch verlangsamt. Besonders stark war der Rückgang der Pfirsichkulturen. Günstiger ist die Situation beim Absatz von Bioprodukten. Die Nachfrage nach umweltfreundlich  produziertem, qualitativ hochwertigen Obst aus der Region nimmt zu. In jüngster Zeit setzt man stark auf die Weiterverarbeitung, auf Direktvermarktung und dem Aufbau von "Genussregionen". Im Mittelburgenland setzt man etwa im Raume Steinberg-Dörfl und Mannersdorf auf Kastanien und Nüsse. Unter Landschaftsschutz steht heute ein großes Streuobstgebiet bei Stoob ("Biri" am Nopplerberg). Die große Kirschenregion am Leithagebirgshang und im Mattersburger Hügelland - 1938 standen dort 96 000 Kirschbäume -  hat stark an Bedeutung verloren. Noch in der Zwischenkriegszeit war der Verkauf der Kirschen auf den Wiener Märkten ein gutes Geschäft und bot den Bauern ein attraktives EInkommen. Der Rückgang begann in den 1970er Jahren.  In den Weingärten mussten die Kirschjbäume der maschnellen Bearbeitung weichen.  Nur noch etwa 20 % der Bäume - 8000 von etwa 50 000  sind erhalten, heute meist überaltert. Der  Rückgang brachte schwere Einbußen für die Kulturlandschaft. Die Genussregion "Leithaberger Edelkirsche" soll gegensteuern. Jois, Winden Breitenbrunn, Purbach und Donnerskirchen sind die wichtigsten Kirschengemeinden. Viele weitere Gemeinden traten der Genussregion bei.  Viele neue Verarbeitungsprodukte werden heute angeboten. 

Die Marillenkulturen von Kittsee wurden nach dem Zweiten Weltkrieg stark ausgeweitet. Mit Beginn der 1960er Jahre kam es aber zu einem Nachfrageeinbruch und einem Preisverfall. 1961 siedelte sich ein Verarbeitungsbetrieb an. 1999 wurde der Verein "Kittseer Marille" gegründet, 2002 ein Versuchsgarten angelegt. Heute stehen auf etwa 110 ha ca 35 000 Marillenbäume. Man ist bemüht, die Hochstammkulturen zu erhalten. Die Auspfloanzung neuer Sorten erfolgt meist in Spindelanlagen.

Die Apfelkulturen haben ihren Schwerpunkt in der Region um Kukmirn. In den 1960er Jahren wurden sie mit Hilfe von Subventionen der Kammern ausgeweitet und "modernisiert" - als Hecken- und Viertelstammanlagen. Heute stehen auf einer Fläche von 350 ha hauptsächlich Spindelbäume. Jährlich werden 10 000 bis 15 000 t geerntet. Zunehmend wichtiger wurde die ERzeugung von Apfelsaft und Apfelbrand. Seit 2000 setzte ein Strukturwandel ein. Neue Kühl- und Lagertechniken wurden eingeführt.

Die Wieser Erdbeeren (Wiesen, Forchtenstein, Marz...) sind schon seit 1870 ein wichtiges Produkt. Von 1912 bis 1922 bestand eine staatliche Erdbeerzuchtanstalt. 1951 .1954 gab es wieder ein Versuchsfeld der Kammer. Eine Besonderheit ist die Vermarktung. Es handelt sich ausschließlich um Direktvermarktung. 2007 wurde auch eine ERdbeergenussregion geschaffen. Die KOnkurrenz ist jedoch groß, die Arbeitskräfte fehlen. Auch der Erdbeeranbau ist im Rückgang begriffen.

Praktisch bedeutungslos sind heute Spezialkulturen wie der Tabakanbau (früher im Raum Pöttsching - Zemendorf, Nikitsch) oder die Weichselkulturen (Zentrum im Mattersburger Raum), die noch 1950 vier Fünftel der Weltproduktion stellten. Dann ging der Absatz allerdings rapide zurück.

Gemüseanbau

Das Nordburgenland ist eines der wichtigsten Feldgemüseanbaugebiete Österreichs (Paprika, Tomaten, Gurken, Pfefferoni ...). Die Entwicklung begann schon in der Zwischenkriegszeit, nachdem die Gemüseanbaugebiete um Preßburg und auf den beiden Schüttinseln, die zuvor für die Gemüseversorgung Wiens besonders wichtig waren, an das Ausland gefallen waren. 1927 gab es 150 ha, 1937 bereits 1400 ha Gemüseflächen. Besonders wichtig war zunächst der frühe Neusiedler Grundsalat für den Wiener Markt (20 - 30 Millionen Häuptel), als weitere Früchte Tomaten, Gurken Zwiebeln, Sellerie ... Sehr wichtig war auch der Anbau von Majoran. Ende des 19. Jahrhunderts wurden in Neusiedl 10-15 ha Majoran angebaut. ER wurde von Händlern gekauft und im Hausierhandel vertrieben.  1930 entstand in Neusiedl eine Majoranverwertungsgenossenschaft. Der Salat war eine Vorfrucht für den Majoran. Ab 1898 konnte der Salat mit der Bahn auf die Wiener Märkte gebracht werden.1927 betrug die gesamte Gemüseanbaufläche im Bezirk Neusiedl aber erst 150 ha, 1936 war sie im gesamten Burgenland auf 1500 ha angestiegen. Die Firma Paul Scheller hatte den Paulhof bei Frauenkirchen gepachtet und begann 1931 mit dem Gurkenanbau, in den Folgejahren wurden vor allem Pflückerbsen angebaut. 1936 bis 1938 entstand auf dem Karlhof bei Dt. Jahrndorf eine Konjservenfabrik, die hauptsächlich Tomaten aus eignem Anbau verarbeitete.

Neben Neusiedl wurde Gemüse auch in den Seeuferbereichen zwischen Weiden und Apetlon angebaut (Pflückerbsen, Buschbohnen, Karotten, Petrsilie, Zwiebel, Gurken, Speisepaprika, Melonen. Im Südburgenland entwickelte sich um Riedlingsdorf ein wichtiges Krenanbaugebiet. Während des Zweiten Weltkrieges stieg die Gemüseanbaufläche weiter stark an, allein im Bezirk Neusiedl auf etwa 800 ha. Die Autarkiebestrebungen des Dritten Reiches waren der geplanten Bewirtschaftung förderlich. In Tadten und St. Andrä wurden ERbsen und Bohnen, in Wallern und Pamhagen Frühkraut angebaut. In Apetlon wurde eine Pflanzenanzuchtstelle eingerichtet. Schon in den 1930er Jahren hatten bulgarische Gärtner mit dem Paprikaanbau begonnen. Nach dem Krieg siedelten sich etwa 40 dieser Gärtner im Seewinkel an. Die Bauerm übernahmen den Paprika und Paradeiser - Anbau.  Nach dem Krieg wurde aus der ehemaligen Majoranverwertungsgenossenschaft die "Obst- und Gemüsebaugenossenschaft des Bezirkes Neusiedl am See". Ab 1960 stieg mit dem Bau der großen Konservenfabriken  die Nachfrage stark, die Fläche nahm von 849 ha 1950 auf 3530 ha 1987 zu. Das Hauptanbaugebiet verlagerte sich in den östlichen Seewinkel mit dem Zentrum Wallern, das zum Sitz der Obst- und Gemüsebaugenossenschaft wurde. 1960 wurde die schwedische Felix Austria in Mattersburg, 1965 die schweizer Scana. in Neusiedl errichtet,  Es wurde immer mehr Industriegemüse angebaut. In den 1950er Jahren wurde in fast allen Seewinkelgemeinden Gurken angebaut (in Anfau 56 ha, un Wallern 62 ha, gefolgt von Tadten, Pamhagen, Podersdorf. 1963 wurden im Bezirk Neusiedl 830 ha Gurken angebaut. Dann fielen die Preise und der Gurkenanbau ging 1966 auf 45 % der Feldgemüsefläche zurück. In den Bezirken Mattersburg und Eisenstand waren die weniger arbeitsintensiven Erbsen wichtiger. Die Belieferung der Gemüsefabriken erfolgt im Vertragsanbau.1948 wurde die BULAG (Burgenländische Landesproduktenaktiengesellschaft) gegründet, von burgenländischen Bauern, der Wiener Kaufmannschaft und der Landwirtschaftskammer, Sie sollte den Feldgemüseanbau fördern, den Absatz sichern und Überschüsse in den Konservenfabriken verarbeiten. Bis 1970 nahm der Anbau von Paprika und Paradeisern stark zu. Überproduktion und Preisverfall waren die Folge. Man wechselte zum Anbau verschiedenster Gemüsedorten, etwa Karfiol, Pfefferoni, Radieschen, Fisolen, Karotten ...1979 waren 1174 ha Gwmüseanbauflächen. Die Zahl der Betriebe stieg stark an. Erst Mitte der 1970er Jahre kam es zu einem Rückgang, der besonders nach dem EU-Beitritt sich beschleunigte. Innerhalb eines Jahres fielen die Erzeugerpreise um ein Drittel. Der Druck auf die Gemüsebauern verschärfte sich. Mit der Einführung des Anbaues unter Folie wurde nun verstärkt für den Frischmarkt produziert. Man ging Kooperationen mit dem Handel ein, Vertriebsgesellschaften wurden gegründet. Einige der innivativsten Unternehmen begannen 2002 mit der Produktion von Rispentomaten unter Hochglas. Auch Paprika wird in Glashäusern produziert - ein Trend, der anhält. Zunehmend werden Brokkoli, Chinakohl, Sellerie, Zucchini angebaut.

2015 gab es 1454 ha Gemüseanbauflächen, davon 186 ha unter- Folien oder unter-Glas Anbau. Die vermarktung wird von zwei UNternehmen besorgt, die "Seewinkler Sonnengemüse Vertreibs G.m.b.H. und die Firma Perlinger. Zusammen mit der LGV Wien sind sie die führenden Anbieter von Frischgemüse.

Viehwirtschaft

Die Milchviehhaltung war in ungarischer Zeit überwiegend auf die Eigenversorgung ausgerichtet, wenn man von Umland der großen Städte und von den Frischmilchlieferungen der Gutsbetriebe nach Wien absieht. Der Gutsbetrieb in Halbturn etwa setzte die Milch über eine betriebseigene Molkerei in Wien ab. Überschüsse mussten zu Butter und Käse verarbeitet werden, die dann von Kleinhändlern in Wien vermarktet wurden. Es gab aber auch schon einige Milchverwertungsgenossenschaften. Nach dem Anschluss an Österreich bestand ein sehr aufnahmefähiger Milchmarkt in Wien. Der Frischmilchverkauf wurde zur wichtigsten Vermarktungsform. Vertreter der Wiener Molkereien organisierten den Milchaufkauf. Der Milchviehbestand wurde so stark ausgeweitet, dass es 1925/26 zu einer ersten "Milchschwemme" kam. Vor allem die Milchlieferungen aus dem Mittel- und Südburgenland kamen zum Erliegen. Im Norden wurde der private Milchhandel von den Genossenschaften abgelöst. Im Süden entstanden die drei Genossenschaftsmolkereien. Mitte der 1930er Jahre produzierte das Burgenland jährlich 136 Millionen Liter Milch, davon 24 Millionen l Frischmilch-Durch den Zweiten Weltkrieg und die folgende Besetzung des Landes erlitten die Viehbestände enorme Verluste. Diese mussten zunächst ausgeglichen werden. Die Tierzuchtverbände, die 1938 aufgelöst worden waren, mussten neu gegründet werden. Die zerstörten Molkereien wurden rasch wieder aufgebaut und zahlreiche neue Milchsammelstellen eingerichtet. 1952 wurde der Neubau der Molkerei Oberwart in Betrieb genommen, der sich schon bald als zu klein erwies. 1968 wurde eine Tageskapazität von 70 000 Liter erreicht. Horitschon wurde ebenfalls stark erweitert, die Produktion von "Jerome" - Käse war sehr erfolgreich.  Die Rinderbestände nahmen bis 1961 zu, gingen danach aber zurück, da viele Betriebe die Rinder als Zugtiere nicht mehr benötigten oder die arbeitsintensive Milchviehhaltung aufgaben. Im Jahre 1960 gab es im Burgenland noch 55 000 Rinder. Seither ist diese Zahl ständig zurückgegangen (1980: 27 000, 1993 13 000) ebenso wie die Zahl der rinderhaltenden Betriebe (1958: 25 000, 1978: 9000). Bis 1978 gaben 16 000 Betriebe die Rinderhaltung auf.  Vor allem im Nordburgenland haben zahlreiche Betriebe, ja ganze Dörfer die Milchviehhaltung aufgegeben. 1993 gab es nur mehr 2654 rinderhaltende Betriebe. Das Schwergewicht verschob sich von der Milchwirtschaft zur Rindermast.  Noch immer sehr wichtig ist die Rinderhaltung in Teilen des Südburgenlandes. Der Rückgang der Milchproduktion in den drei nordburgenländischen Bezirken wurde durch einen starken Anstieg im Südburgenland kompensiert. Der Abtransport der Milch von den Sammelstellen bzw. zunehmend direkt von den Höfen erfolgte immer mehr mit Hilfe von Milchtankwagen.1978 wurde das Richtmengensystem eingeführt, um eine Überproduktion zu verhindern. 1989 wurde der Handel mit Richtmengen freigegeben. Die Milchproduktion ging daraufhin erneut stark zurück. Der Kuhbestand sank von 40 000 im Jahre 1970 auf 13 000 im Jahre 1993. Die Zahl der Lieferanten betrug 1993 nur mehr 1700 (1963: 17 000).  1993 wurde der Handel mit Richtmengen gegen den Protest der westlichen Bundesländer wieder auf das eigene Bundesland eingeschränkt.   Die Milch wurde in drei burgenländischen Molkereien verarbeitet (Horitschon, Oberwart, Güssing). Davon besteht heute nur mehr die Oberwarter Molkerei, die heute aber hauptsächlich Sojaprodukte erzeugt.

In der Schweinehaltung  ist die Zahl der Tiere, besonders die der Zuchttiere, gestiegen, die Zahl der Betriebe aber ebenfalls stark abgesunken. Viele der Kleinst- und Kleinbetriebe, die auch noch in der Nachkriegszeit einige Schweine für die Eigenversorgung hielten, gaben die Schweinehaltung auf. 1951 wurden 170 000 Schweine gehalten, 1961 nahezu 200 000 1990 nur mehr 140 000. 1961 gab es 39 000 Schweinehalter, 1990 nur mehr 9000.  Es kam zu einer starken Konzentration in betrieblicher und in regionaler Hinsicht (Bez. Mattersburg, Bez. Jennersdorf).  1953 wurde in Markt St. Martin der Burgenländische Schweinzuchtverband gegründet. Organisatorisch sind die Schweinezüchter im Ferkelring (Zentren Draßmarkt, Pöttsching) organisiert. 1964 wurde der Ferkelring Oberpullendorf, ab 1989 Burgenländischer Ferkelring, ins Leben gerufen. In Draßmarkt entstand eine Versteigerungshalle, in Pöttsching entstand ein zweiter Ferkelmarkt. Zentren der Schweinezucht und -mast sind heute Draßmarkt und vor allem das Wulkabecken, wo große Betriebe, oft als Aussiedlerhöfe, entstanden. Dort liegt heute die größte Bestandsdichte.

Die Pferdehaltung nimmt nach einem starken Rückgang wieder zu (Reitpferde) spielt gesamtwirtschaftlich aber eine bescheidene Rolle. Ähnlich ist die Entwicklung der Schafhaltung. Auch in der Geflügelhaltung (Hühner, in jüngerer Zeit verstärkt Truthahnmast) kam es zu einer Konzentration. Über Jahrzehnte diente die Geflügelhaltung der Selbstversorgung. Nur in den Bezirken Mattersburg und Eisenstadt wurde der Wiener Markt mit Geflügel und Eiern versorgt. In einigen Orten gab es zahlreiche "Hühnerkramer", etwa in Rohrbach.  Die früher, bis in die 1960er Jahre,  so wichtige Gänsehaltung ist heute bedeutungslos. Im Verlauf der 1970er und 1980er Jahre wurde die Geflügelhaltung für den Eigenbedarf zumeist aufgegeben. Nur mehr wenige Betriebe, diese aber äußerst intensiv, beschäftigen sich mit der Geflügelhaltung. Im Raume Draßmarkt entstand ein Zentrum der Eierproduktion (Schlögl - Ei, Schermann und andere). Von großer Bedeutung ist die Putenmast. Ein Verarbeitungsbetrieb im Land (Glatter in Pöttelsdorf) spielt dabei eine wichtige Rolle.

 "Die burgenländische Landwirtschaft verlor in den 70er Jahren Marktanteile, weil sie in vielen Bereichen nicht wettbewerbsfähig gewesen ist. Als wichtigste Wettbewerbsschwächen wurden folgende Faktoren diagnostiziert: Geringes Ausbildungsniveau der Bauern, Fehlen von Einrichtungen der angewandten Forschung, Schwächen der Beratung und Information, Defizit an Kooperation und Organisation, Schwächen im Vermarktungssystem; diese Hemmnisse sind bei weitem noch nicht beseitigt. Dies ist die Ausgangslage zu Beginn der neunziger Jahre, die eine stärkere Liberalisierung der Agrarmärkte... und einen größeren Preis- und Wettbewerbsdruck auf die burgenländische Landwirtschaft erwarten lassen". (Regionalwirtschaftliches Konzept, ÖROK, S.20

"Die Potentiale der burgenländischen Landwirtschaft liegen insbesondere in ihrer Spezialisierungsfähigkeit und damit in der Möglichkeit künftig Qualitätsmärkte zu bedienen. Insofern kann die relative Kleinstrukturierung und der dadurch gegebenen Flexibilität ein Vorteil werden, wenn diese Struktur um qualitätsorientierte Komplementärmaßnahmen in Ausbildung und Technologie ergänzt wird. Deutlich wurde diese Entwicklung insbesondere im Weinbau wo sowohl Einzelnen als auch verschiedenen Kleinregionen der Schritt zum international akzeptierten Qualitätsprodukt bereits gelungen ist.

Relativ beachtlich sind aber auch die Zuwächse im Bereich der alternativen Landwirtschaft (Raps, Ölsonnenblumen, Soja, Körnerleguminosen etc.), wo im Zeitraum 1986 - 1991 die Anbaufläche von 3 200 ha auf 21 000 ha ausgeweitet wurden, also ein Zuwachs von fast 650 Prozent.Recht beachtlich ist auch der diesbezügliche prozentuelle Anteil Burgenlands an Gesam-tösterreich, der bei einigen Produkten schon zwischen 15 und 25 % liegt. Die Hauptanbaugebiete konzentrieren sich mit über 70 % auf das nördliche und mittlere Burgenland...

Wenngleich auch der Anteil der organisch/biologisch wirtschaftenden Bauern im Burgenland noch gering ist, konnten mit einem Pilotprojekt "Ökologische Landwirtschaft", das im Jahre 1989 gestartet wurde, beachtliche Erfolge erzielt werden. Die kontrolliert biologische Anbaufläche konnte von 500 ha auf 1500 ha verdreifacht werden. An dem Pilotprojekt sind derzeit 105 Betriebe beteiligt, wobei über die Hälfte als Vollerwerbsbetriebe geführt werden".

Saatgutproduktion

Vor allem der Neusiedler Bezirk ist ein wichtiges Gebiet für die gesamtösterreichische Saatgutproduktion. Die Austrosaat (Handelsmarken Austrosaat, Planta Flor, Profi Hit, Austroselekt ...), ein Zusammenschluss zahlreicher alter und renomierter Samenzuchtfirmen mit Sitz in Wien - Inzersdorf und Graz, unterhält in St. Andrä am Zicksee Anbauflächen für Basissaatgut, das dort auch getrocknet und gereinigt wird, und Probefelder.

Die Harrachsche Pflanzenzucht hat ihren Sitz in Neuhof - Rohrau mit Ackerflächen in Parndorf und Bruckneudorf wurde 1946 begonnen und erlebte unter dem gebürtigen Banater Schwaben Dipl. Ing. Josef Adam als Betriebsleiter einen großen Aufschwung. Adam wurde einer der erfolgreichsten Pflanzenzüchter der Welt.  1966 wurde nach einer Betriebsteilung die Planzenzucht von Stephanie Harrach und Johanna Waldburg - Zeil übernommen. Neben hervorragenden Gerste- und Weizensaatgut, darunter die erste österreichische Durum - Weizensorte, wurde schon sehr früh Maishybriden gezüchtet, die über drei Jahrzehnte das Hauptgeschäft bildeten und zum Teil auch exportiert wurden. Erste Maissä- und Erntemaschinen sowie Trocknungsanlagen wurden ausprobiert.

1983 baute die amerikanische Firma Pioneer, der größte Saatguthersteller der Welt, eine Saatgutstation in Parndorf. Etwa 100 Arbeitsplätze wurden dadurch geschaffen. Etwa 500 landwirtschaftliche Betriebe wurden din die Produktion eingebunden, das Maissaatgut wird in alle Welt exportiert.

Urlaub am Bauernhof

Heute sind die bäuelichen Begerbergungsbetriebe in acht Landesvereinen organisiert. Sie sind in einer bundesweiten Dachorganisation zusammengeschlossen.Im Burgenland wurden schon in den 1980er Jahren von der Kammer im Rahmen der "Landwirtschaftlichen Hauswirtschaftsberatung" Kurse und Vorträge zum Thema "Urlaub am Bauernhof" angeboten.1988 wurde ein eigener Werbeprospekt aufgelegt und auf Fremdenverkehrsmessen geworben. Die Nachfrage stieg, vor allem in der Vor- und Nachsaison konten höhere Frequenzen erreicht werden. 1990 entstand als Vorläufer des heutigen Landesverbandes die Organisation " Bäuerlicher Gästering Neusiedl/See, 1991 wurde der " Landesverband bäuerlicher Vermieter" als Verein gegründet. Treibende Kraft war Frau Ing. Waltraud Fischer.  Der Verein hat seinen Sitz in der Landwirtschaftskammer. 1991 wurde der Werbeprospekt "Urlaub beim Weinbauern" aufgelegt, in dem 99 Betriebe mit 472 Zimmern und 1043 Betten und 62 Ferienwohnungen angeboten werden. Zunehmend wurde Urlaub am Bauernhof auch mit bäuerlicher Selbstverwaltung verbunden. 1992 hatte der Verband 98 Mitglieder.1993 wurde für die südlichen Bezirke die ARGE Urlaub am Bauernhof in Güssing eingerichtet. Die Mitgliederzahl stieg auf 113. 1993 wurde mit Erika Kiss eine neue Obfrau gewählt, seit 2011 steht DI Dorothea Jagschitz an der Spitze. Der Verein wird von der EU gefördert. Der Qualitätsstzeigerung dient eine Zertifizierung der bäuerlichen Vermieter. 1996 wurden schon 17 Zertifikte ausgestellt. Ab Herbst 2012 hatten 92 %aller Mitgliedsbetriebe den Zertifikatskurs besucht. Die Landwirtschaftskammer wurde von der Agrarabteilung des Landes mit der Abwicklung der Förderung im Rahmenprojekt "Beim Bauern zu Gast" beauftragt.

2015 zählte der Landesverband 150 MItglieder mit 1690 Betten. 66 % der Betriebe lagen in der Region Neusiedler See. Ein neues Angebot - in Zusammenarbeit mit Niederösterreich und der Steiermark - ist die Aktion "Urlaub am Winzerhof" mit 98 Höfen im Burgenland. 2011 konnte "Urlaub am Bauernhof im Burgenland 180 000 Nächtigungen und einen Umsatz von 4,5 Millionen Euro verbuchen.

Direktvermarktung

In der heutigen Landwirtschaft ist die Dirktvermarktung schon ein wichtiger Bereich, der in Vielen Betrieben zu einem zusätzlichen Einkommen beiträgt. Ein Teil der Selbstvermarkter hat sich im Landesverband bäuerlicher Selbstvermarkter zusammen geschlossen, der 1994 mit 70 Mitgliedsbetrieben in Oberschützen gegründet wurde. Erster Obmann von 1994 bis 2001 war Julius Ruck, seit 2002 Elisabeth Aufner. Heute gehören 90 Betriebe dem Verband an. Schon zuvor gab es im Rahmen der Beratung durch die Kammer zahlreiche Kurse und Veranstaltungen. Seit 1966 wird der Zertifikatskurs "Bäuerliche Direktvermarkter"angeboten. Der Landesverband organisiert zahlreiche Produktprämierungen und fördert innovative Projekte. Besonders geachtet wird auf die Qualitätsverbesserung. Der Verband nimmt auch an Messen teil und legt Werbeprospekte auf. Eine eigene Marke "Besser vom Bauern" wurde aufgegeben zugunsten des bundesweiten Slogans "Gutes vom Bauernhof". Wichtig ist vor allem die Beratung der Betriebe bei der Umsetzung gesetzlicher und behördlicher Rahmenbedingungen.

Biologische Landwirtschaft

Die Anfänge reichen drei Jahrzehnte zurück. Noch waren es nur wenige Bauern, die sich mit den Grundsätzen des Biolandbaues beschäftigten und von der Landwirtschaftskammer beraten wurden. 1981 entstand unter Obmann Eugen Wimmer der "Bio-Landesverband Burgenland", dem zunächst hauptsächlich Weinbauern angehörten. Daraus wurde später der "Bio Austria - Burgenland", der heute 622 Betriebe betreut. Heute gibt es in nahezu allen Betriebszweigen und in allen Betriebsgrößen biologisch wirtschaftende Betriebe.  Ihre Zahl stieg von 25 im Jahre 1990 auf über 1000 im Jahre 2017. Sie bewirtschaften etwa 47 000 ha, das sind 27 % der Nutzfläche. Damit liegt die burgenländische Biolandwirtschaft im europäischen Spitzenfeld.Der durchschnittliche Bio - Betrieb ist heute doppelt so groß wie der durchschnittlich konventionell arbeitende Betrieb. Ziel ist natürlich die Produktion unbelasteter, qualitativ hochwertiger Produkte, für die zunehmend auch entsprechende Märkte entstehen. Mit einem weiteren Wachstum der Biolandwirtschaft ist zu rechnen.

Forstwirtschaft

Rund 121 000 ha oder etwa 30 % des Burgenlandes sind mit Wald bedeckt. 1925 waren es nur etwas mehr als 100 000 ha. Der Holzeinschlag betrug damals 360 000 Festmeter, davon waren 220 000 ha Nutzholz.Schon 1879 verpflichteten die ungarischen Forstgesetze zu einer nachhaltigen Bewirtschaftung mit behördlich genehmigten Betriebsplänen und staatlicher Kontrolle. Nach dem Anschluss an Österreich wurden diese Bestimmungen beibehalten und 1924/25 durch Landesgesetze ergänzt. Die Besitzverhältnisse stellten sich so dar: nur wenige Wäder waren in staatlichem oder kirchlichen Besitz, 17,4 % gehörten den Urbarialgenossenschaften, 33 % waren Fideikommisse der Großgrundbesitzer, 45 % Privatwald. Wichtigste Baumarten waren Rotbuche ud Weißbuche, Eiche , bei den Nadelgehölzen die Weißkiefer und die Fichte. Der Jährliche Einschlag in den 1020er Jahren betrug 450 000 fm, darunter 350 000 fm Brennholz. Schon in der Zwischenkriegszeit beklagte INg. Franz Strobl, der Regierungskommisqsär des Landes, die ZUnahme der Kiefern- und Fichtenbestände auf Kosten der Laubbäume.  1931 gab es 53 Forstgärten und zwei Bundesforstgärten.

Die Brennholznutzung war und ist auch heute noch im Burgenland von großer Bedeutung. In der Zwischenkriegszeit hatte die Holzwirtschaft mit Absatzproblemen zu kämpfen, da der ungarische Markt wegfiel. Mit einem hohen Anteil an Weißkiefern waren die burgenländischen Holzproduzenten gegenüber dem Fichten - und Tannenholz der Alpenländer nicht konkurrenzfähig. In der NS- Zeit wurden die Wälder im Zuge der Kriegswirtschaft stark in ANspruch genommen. Die eigentliche Katastrophe begann 1945, als die Sowjetische Besatzungsmacht einen beträchtlichen Teil der Forste übernahm und regelrechten Raubbau betrieb. Bis 1955 wurden 1,3 Millionen fm entschädigungslos abgeholzt, der Hektarvorrat sank auf nahezu die Hälfte. Die Aufforstungen nach dem Abzug der Russen verursachten einen riesigen Kostenaufwand. Auch nach dem Krieg bestand ein erhöhter Holzbedarf (300 000 fm, davon 60 % Brennholz). Der Brennholzbedarf begann erst in den 1960er Jahren zurückzugehen.

Die Waldfläche hat  stark zugenommen. Zahlreiche Grenzertragsflächen wurden und werden auch heute noch aufgeforstet, andere verwildern und werden so wieder zu Wald. 36 % der burgenländischen Wälder befinden sich im Besitz des Großgrundbesitzes (39 000 ha, davon entfallen allein 28 000 ha auf die Familie Esterhazy). Ein beträchtlicher Teil davon ist in wertvolle Hochwälder umgewandelt worden. Die esterhazyschen Forste wurden von der russischen Besatzungsmacht beschlagnahmt und hatten stark unter deren Raubbau zu leiden.  Etwa ein Fünftel der Wälder sind "Urbarialwälder", befinden sich also im Gemeinschaftsbesitz bäuerlicher Urbarialgenossenschaften, die sich im Burgenland hervorragend bewährt haben und ihre Wälder zumeist besser und nachhaltiger bewirtschaften als die Privatbesitzer. Bauernwälder im Privatbesitz spielen im Burgenland eher eine bescheidene Rolle. Ungünstige Flächenstrukturen (viele kleine Teilstücke), Niederwaldflächen (bes. im Nord- und Mittelburgenland), die der Brennholzgewinnung dienen, liefern eher bescheidene Erträge. Der Vorteil: Das Auspflanzen der immer mehr als problematisch erkannten "Monokulturen" wurde weitgehend verhindert. In den 1990er Jahren traten vermehrt Forstschädlinge (Borkenkäfer) auf.

Grenzertragsböden wurden vermehrt aufgeforstet. Die neuen Forste waren vielfach auf Ertrag angelegt (Vordringen der Kiefer, Fichte, Lärche auch an Standorten, für die sie weniger geeignet waren). Erst in jüngster Zeit wird vermehrt auf standortgemäße und die Landschaftsharmonie beachtende Aufforstung wert gelegt, Mischwaldbestände werden bevorzugt.1990 betrieb das Land drei Förstgärten (Marz, Dörfl, Weiden am See), die jährlich über eine Million Forstpflanzen produzieren.

2004 gab es 120 389 ha Wald  (30 % der Landesfläche). 70 000 ha gehörten 16.000 Kleinwaldbesitzern auf 190 000 Grundstücken, mit einer durchschnittlichen Größe von nur 0,37 ha. 21 500 ha gehörten den 230 Urbarialgemeinden. Ihr Problem ist heute, dass 40 % der Urbarialisten ihre Anteile nicht mehr selbst bearbeiten. Bei der Bewirtschaftung und Vermarktung hilft ein Verein, der "Burgenländische Waldverband" der Landwirtschaftskammer. Der Verein ist Gesellschafter verschiedener Verwerungseinrichtungen (Fernwärme, Rundholz G,m,b,H,, Bioenergie Burgenland ...).b 2001 wurde die Burgenländische Waldverbands G.m.b.H. die die Bewirtschaftung und auch den Holzverkauf organisiert und etwa auch Verträge mit der Holzindustrie schließt. Die Großbetriebe sind im "Verband der land- und forstwirtschaftlichen Gutsbetriebe organisiert. Die "Bioenergie Burgenland mit Fernwärme und Kraftwerken auf Holzbasis und der Verein "Bioenergie Burgenland Consulting" mussten 2012 eingestellt werden und wurden 2014 von nder Energie Burgenland übernommen (6 Kraftwerke, 5 Heizwerke, 10 Fernwärmenetze). Wichrig für die Beratung und Vermarktung ist auch die 1991 gegründete "Pro Holz", eine Arbeitsgemeinschaft mit Gewerbe und Industrie.

1992 wurde in Pilgersdorf der Verein "Burgenländischer Qualitätschristbaum" gegründet. Vo9n den 30 Mitgliedern gaben allerdings einige wegen des Preisverfalls auf. Derzeit hat der Verein wider 34 Mitglieder. die auf 260 ha jährlich 110 000 Christbäume verkaufen, zu. T. auch in den Export.  Schon Mitte der 1960er Jahre wurde in Sieggraben, Bernstein und Güssing mit Christbaumkulturen begonnen. Kleinere Bauern sahen daarin eine zusätzliche Erwerbsmöglichkeit. Da die Tanne geschützt war wurden hauptsächlich Fichten und Blaufichten als Christbäume verkaufr. 1970 begann der Siegeszug der Nordmannstanne, allerdings mit Rückschlägen auf Grund von Standortproblemen.

Von den Großgrundbesitzern haben die Batthyany Wald im Ausmaß von 960 ha im Südburgenland. 2004 ernteten sie 3500 fm. Die Esterhazy besitzen Forste  im Ausma0 von 22 500 ha im nördlichen und mittleren Burgenland. Sie wurden 2004 von 2 Forstbetrieben  mit 13 Revieren bewirtschaftet. Der Einschlag beträgt jährlich 100 000 Festmeter.. Durch umfangreiche Aufforstungen nach 1955 konnte der Holzvorrat von 1 Million wieder auf 3,6 Mill. Festmeter aufgebaut werden.

Die Landwirtschaftskammer

Die Landwirtschaftskammer entstand 1927. Erster Präsident war Alexander Kugler, zweiter Präsident war Gottlieb Grabenhofer aus Unterschützen, damals noch Landbündler, dritter Präsident Alexander Hareter aus Weiden a. S. 1930 wurde das Kammeramt aus Sauerbrunn in ein eigenes Kammeramtsgebäude in Eisenstadt verlegt. In jedem Bezirk wurden Bezirksreferate eingerichtet. Das Wahlrecht hatten alle Personen, die mehr als ein Katastraljoch Grund bewirtschafteten. 1938 wurde mit dem Ende des Landes auch die Kammer aufgelöst. Sie wurde 1945 wiedererrichtet und ein Kammerbeirat gebildet - zunächst als Provisorium gedacht, blieb dieser allerdings bis 1956. Landeshauptmann Leser beauftragte Johann Bauer mit der Leitung der Kammer.  Die erste Vollversammlung wurde im April 1947 von der Landesregierung bestellt und blieb bis 1958, den ersten Wahlen, im Amt. 1972 wurde die Mitgliedschaft per Landesgesetz neu geregelt. Mindestausmaß für das Kammerwahlrecht waren 0,57 ha Grundbesitz bzw. Wirtschaftsfläche. Beratung und Interessensvertretung wurden als Hauptaufgaben definiert. Seit dem EU-Beitritt ist die Förderungsberatung besonders wichtig.   Heute bilden 32 gewählte Kammerräte die bäuerliche Berufsvertretung. Ein Bäuerinnenbeirat wurde eingerichtet. Der produktionstechnischen und betriebswirtschaftlichen Beratung dienen zahlreiche Informations- und Fortbildungsveranstaltungen.  Das Kammeramt weist 17 Fachabteilungen auf, dazu kommen die landwirtschaftlichen Bezirksreferate. Genossenschaften und Vereine werden ebenfalls teilweise von den Fachleuten der Kammer betreut. Das wesentlichste Anliegen der landwirtschaftlichen Sozialpolitik war der Ausbau der bäuerlichen Kranken- und Pensionsversicherung.

Präsidenten

  • Alexander Kugler (1908-1984)  1927 - 1938
  • Johann Bauer (1888-1971)   1947 - 1955
  • Franz Kroyer (1901-1981)   1955 -  1964
  • Johann Hautzinger (1903-1973)  1964 - 1973
  • Reinhold Polster (1922-2009)    1972 - 1987
  • Josef Wiesler (1930-2012)    1987 - 1990
  • Franz Stefan Hautzinger (1954)   1990

Kammerdirektoren

  • Walter Breitenfeld 1927 - 1929
  • Dipl.-Ing. Hans Sylvester 1929-1938
  • Dipl.-Ing. Hans Mad  1945 - 1962
  • Dipl.Ing. Josef Mollner 1962 - 1986
  • Dipl.-Ing. Johann Kaipel 1987-1997
  • Dipl.-Ing. Otto Prieler (1997)

Agrarpolitik

Wesentlichen Anteil an der Entwicklung der Landwirtschaft in der Nachkriegszeit hatte die Interessensvertretung der Bauern, die Landwirtschaftskammer. Sie war stark von der ÖVP dominiert. Allerdings fanden erst 1957 die ersten Wahlen zur Landwirtschaftskammer statt. Sie zeigten eine burgenländische Besonderheit: Der SPÖ- Arbeitsbauernbund erhielt 28, 6 % der Stimmen. Für die sozialistischen Bauern machte sich ihr konsequentes Eintreten für die Agrarreform, die sie immer wieder forderten, bezahlt.

Treibende Kraft bei der Wiedererrichtung der Kammer war der damalige Agrarlandesrat Johann Bauer aus Ritzing. Bauer war in der Zwischenkriegszeit zunächst einer der aktivsten Funktionäre des Landbundes, 1927 wechselte er zu den Christlichsozialen und zog 1930 in den Landtag ein. Bauer hatte auch im "Ständestaat" eine führende Position. 1945 sammelte Bauer dann seine ehemaligen Mitstreiter aus dem Burgenländischen Bauernbund für die ÖVP, ebenso die früher führenden Funktionäre des Landbundes (Georg Fiedler, Martin Drescher, Johann Grabenhofer und andere, Bauer saß von 1945 bis 1956 im Landtag, 1945 wurde er Landesrat für Agrar- und Ernährungswesen, hatte eine riesige Machtfülle und war nach Landeshauptmann Karall der mächtigste Politiker im Land. Sein Sturz begann 1954, als einige Lagerhausgenossenschaften in eine schwere finanzielle Krise gerieten. Bauer wurden persönliche Verfehlungen vorgeworfen, die sich aber rasch als unberechtigt herausstellten. Was aber haften blieb war der Vorwurf mangelhafter Kontrolle durch den Multifunktionär Bauer. Die Angriffe kamen auch aus den eigenen Reihen, aus der ÖVP. Bauer war zutiefst enttäuscht und zog sich schrittweise aus allen seinen Funktionen zurück.

Bauers Nachfolger war der Zemendorfer Franz Kroyer. Er begann seine Karriere im "Reichsbund der katholisch-deutschen Jugend Österreichs" 1922. Er gründete eine Milchegnossenschaft und eine landwirtschaftliche Genossenschaft (Lagerhausgenossenschaft) im Bezirk Mattersburg. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft trat er der ÖVP bei. 1948 wurde er Obmann des Burgenlänsichen Molkerei- und Milchgenossenschaftsverbandes, 1950 Dritter, 1955 Erster Präsident der Landwirtschaftskammer. An der Reorganisation des Genossenschaftswesens war er maßgebend beteiligt. Unter seiner Leitung konnten die Grunderwerbsgenossenschaften etwa 10 000 ha Land vom Großgrundbesitz erwerben. 1959 kam er in den Landtag, später in den Bundesrat. 1964 wurde sein Nachfolger als Kammerpräsident Johann Hautzinger. Auch er kam aus der betont katholischen Gruppe in der ÖVP. Er gehörte dem "Reichsbund der katholisch-deutschen Jugend" an und war auch in der Vaterländischen Front aktiv, 1949 wurde er als Vertreter des ÖVP-Bauernbundes in den Landtag gewählt, ab 1960 war er Erster Landtagspräsident. Er war Obmann des Molkereiverbandes und Funktionär in der österreichischen Milchwirtschaft, 1955 auch Obmann des Landesverbandes der Genossenschaften und 1964 Präsident der Landwirtschaftskammer bis 1972. 

Der nächste führende ÖVP - Agrarpolitiker, Kammerfunktionär und Genossenschafter war Reinhold Polster, der aus einer evangelischen Bauernfamilie in Oberschützen stammte, Obmann des Fleckviehzuchtverbandes war und von Johann Grabenhofer besonders gefördert wurde. 1953 kam er in den Landtag. Er folgte Johann Bauer als Landesrat. Nach der Wahl von 1964 und der Erkrankung von Josef Lentsch wurde er Landeshauptmannstellvertreter. Nach der Wahlniederlage von 1968 übergab er dieses Amt an Franz Soronics. Bis 1987 war er Präsident der Landwirtschaftskammer. Daneben hatte er zahlreiche Funktionen in der Milch- und in der Viehwirtschaft, auch Österreich weit, im Raiffeisenverband, in der Bundesländerversicherung und in der BEWAG.

Polsters Nachfolger war Josef Wiesler aus Eisenberg. Er kam aus der katholischen Jugend. 1955 wurde er Aufsichtsrat in der Raiffeisenorganisation und mit 27 Jahren deren Vorsitzender. Es folgten unzählige Funktionen im Genossenschaftswesen und schließlich auch in der ÖVP: 1960 Landtagsabgeordneter, 1972 Landesrat für Agrarangelegenheiten. Seine Fürsorge galt vor allem dem Weinbau. 1987 schied er aus der Regierung, Präsident der Landwirtschaftskammer blieb er bis 1990. Er war zunehmend heftigerer Kritik wegen seiner hohen Mehrfacheinkommen ausgesetzt. Sein Nachfolger in der Kammer wurde Franz Stefan Hautzinger.

Gegen Ende der 1980er Jahre geriet auch im Burgenland die Landwirtschaftskammer zunehmend unter heftige Kritik. 1988 etwa fanden Landwirtschaftskammerwahlen statt, die durch das Bekanntwerden hoher Zusatzpensionen für Kammerangestellte geprägt waren. Der ÖVP - Bauernbund verlor 3 Mandate an die "Notwehrgemeinschaft" der Bauern, hatte aber mit 20 Mandaten noch immer eine absolute Mehrheit. Die sozialistische Arbeitsbauern konnten ihre 9 Mandate behaupten. Bedenklich war ein massiver Rückgang der Wahlbeteiligung auf 66 %.

So wie in der Zwischenkriegszeit war auch noch nach dem 2. Weltkrieg die Frage einer "Landreform" aktuell. Die Aufteilung des Großgrundbesitzes wurde nach wie vor gefordert. Zunächst aber konnte auf den größten Teil, die Esterházybesitzungen mit 85 000 Joch, nicht zugegriffen werden. Von den Nationalsozialisten enteignet, fielen diese Besitzungen als "Deutsches Eigentum" an die sowjetische Besatzungsmacht. Allerdings wurden auch schon in der Zwischenkriegszeit viele  steuerlich belastete Großgrundbesitzer Flächen verkauften oder Gutshöfe auflösten. So wurden etwa der Friedrichshof mit 800 ha, der Berghof in Apetlon mit 800 ha und der Neuhof in Weiden mit 700 ha aufgelassen. Im Bezirk Neusiedl wurden bis 1937 fast 3000 ha an etwa 1500 Bauern und Kleinhäusler verkauft und etwa 9000 ha verpachtet. Das Problem der Betriebsgrößenstruktur konnte dadurch freilich nicht gelöst werden. Die sowjetische USIA schloss mit den Bauern Pachtverträge ab, die auch nach dem Abzug der Russen zunächst verlängert wurden. 1956 wurde die "Bodenkredit- und Grunderwerbsgenossenschaft für das Burgenland" gegründet. 1957 schloss diese mit Esterhazy eine Vereinbarung, die den Verkauf von etwa 2250 ha und die Verpachtung von 4300 ha auf sechs Jahre vorsah. Die Esterhazysche Güterdirektion gab schließlich bis 1968 etwa 9000 ha landwirtschaftlichen Grundes ab. Auch aus dem Vermögen von Albrecht Habsburg - Lothringen und aus dem Besitz der Kirche wurde Grund verkauft. 6500 Käufer, etwa 17 % aller burgenländischen Betriebe, gelangten so in den Besitz von "Aufstockungsflächen", darunter auch sehr viele Kleinst- und Kleinbetriebe.

Die wichtigsten agrarpolitischen Maßnahmen zur Strukturverbesserung waren Flurbereinigung und Kommassierung.

Bäuerliche Sozialversicherung

Im Vergleich mit allen anderen Berufsgruppen erfolgte der Einbau de Bauern in das System der Sozialversicherungen erst sehr spät. Dafür waen einerseits die besonderen Bedingungen der Landwirtschaft, aber auch das Misstrauen vieler Bauern gegenüber staatlichen Fürsorgemaßnahmen verantwortlich. Die Einstellung der Bauern zur Sozialversicherung war immer ambivalent - grundsätzlich zwar positiv, zugleich aber auch voller Misstrauen gegenüber Eingriffen in persönliche Freiheitsrechte. Die großen Sozialversicherungsfortschritte des 19. Jahrhunderts galten für die Bauern nicht. In die Unfallversicherung wurden sie nicht eibezogen. Für Bauern und Kleingewerbe waren die hohen Beitragszahlungen ein Hindernis. Auch vom Krankenversicherungsgesetz von 1888 wurden die unselbständigen Arbeiter in der Landwirtschaft nicht erfasst.  Erst 1921 wurde in einer Novelle zum Krankenversicherungsgesetz eine verpflichtende Krankenversicherung für Dienstboten eingeführt. Dagegen gab es heftigen Widerstand. Der Verfassungsgerichtshof hob die Bestimmung auf. Landesgesetze traten an ihre Stelle. Diese wurden 1925 zu Bundesgesetzen.

Am 20. Jänner 1927 brachte der Sozialminister Josef Resch eine Regierungsvorlage zur Regelung der Krankenversicherung ein und stellte eine Erweiterung um Unfall-, Infalliditäts- und Altersvericherung in Aussicht. 1928 wurde das Ladarbeiterversicherungsgesetz verabschiedet. Es regelte die Kranken- und Altersversicherung. Damit hatten die Unselbständigen (Landarbeiter, bäuerliches Gesinde) einen versicherungsschutz und Versorgungsanspruch lange vor den Bauern. Die Selbständigen wurde in Niederösterreich und im Burgenland gezwungen, in die Unfallversicherung einzutreten. Träger wurden die Landwirtschaftskrankenkassen mbzw. die Landarbeiterversicherungsanstalten. Nach dem Anschluss an das Dritte Reich mussten die dortigen gesetzlichen Vorschriften übernommen werden. Die für Österreich typische Selbstverwaltung wurde abgeschafft, das Führerprinzip eingeführt. Die Landwirtschaftskrankenkasse für das Burgenland wurde aufgelöst, die Versicherten von den Landkrankenkassen Niederdonau und Steiermark übernommen. Erstmals wurde die Alters- und Invaliditätsversicherung realisiert, in vier Landesversicherungsanstalten. Die Landarbeiter genossen also noch vor Kriegsende den vollen Versicherungsschutz.Nach Kriegsende blieb in vielen Bereichen das deutsche Recht in Kraft, bis 1955, dem Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz (ASVG).

Nach dem Krieg zeigte sich aber, dass die Zahl der Unselbständigenn in der Land-und Fortswirtschaft rasch zurückging. Die Landkrankenkassen wurden wieder Lanwirtsschaftskrankenkassen. Es entstand die Land- und Forstwirtschaftliche Sozialversicherungsanstalt mit der UNfallversicherung sowohl der Arbeiter als auch der Bauern und ihrer Familienangehörigen. 1074 wurden die Landwirtschaftskrankenkassen den Gebietskrankenkassen eingegliedert. 1957 war ein wichtiges Jahr. Es wurde das Landwirtschaftliche Zuschussrentengesetz geschaffen. Damit wurden erstmals die Selbständigen, also die Bauern, und deren Mitarbeiter am Hof in die gesetzliche Altersversorgung einbezogen. Die Zusatzrente war keine vollwerige Pension. sie war nur eine Ergänzung zur traditionellen Altersvorsorge durch das Ausgedinge. Die Ausgleichsrente wurde eingeführt,obwohl viele Bauern Widerstand leisteten zu stolz, um von Sozialleistungen zu leben, "Statliche Verknechtung des Bauerntums" usw. Sie forderten stattdessen "gerechtere Preise" für ihre Produkte... Die Mittel dafür sollten durch Zuschläge zur Grundsteuer augebracht werden - was aber vom Verfassungsgerichtshof unterbunden wurde. Die Mittel mussten durch Beiträge der Versicherten und durch den Bund aufgebracht werden.

Schon seit 1888 bestand auch für Bauern die Möglichkeit einer freiwilligen Krankenversicherung, ebenso im ASVG von 1955. Alarmiert durch den schlechten Gesundheitszustand der bäuerlichen Bevölkerung wurde die obligatorische Versicherung der Bauern gefordert und 1965 verwirklicht. Ein erster Antrag war schon 1960 erfolgt und hatte heftige Diskussionen ausgelöst. Widerstand gab es von Seiten der Ärzteschaft und von bäuerlichen Mandataren wegen der hohen Beiträge. Schließlich wurde ein 50%-iger Bundeszuschuss zugesagt. So konnte am 7,JUli 1965 das BKVG beschlossen werden. Die Beiträge der Versicherten wurden nach dem Einheitswert berechnet. Trotz mehrfacher Erhöhungen und afänglichem Misstrauen funktionierte die Einhebung reibungslos.Die Finanzlage der Versicherung war angespannt, wegen des Strukturwndels und ständig geringer werdender Zahl der Beitragszahler.

Gegen die Einbeziehung der Bauern in das staatliche Krankenversicherungssystem protestierten vor allem die Ärzte, die um gut zahlende Privatpatienten fürchteten. 1975 wurde nach langen Verhandlungen ein Gesamtvertrag zwischen der Sozilversicherungsanstalt der Bauern und der Ärztekammer geschlossen. Die Bauern hatten die Honorare weiterhin zu bezahlen, bekamen aber 80 % von der SVB zurück. Trotz heftiger Proteste der Ärzte wurde die Bauernkrankenkasse, die nicht mehr finanzierbar war, an das System der Gebietskrankenkassen angeschlossen. Die neue Regelung trat 1998 in Kraft. Nunmehr gab es auch für die Bauern Krankenscheine, die 2005 durch die e-card ersetzt wurden.

Die Sozialversicherungsanstalt der Bauern entstand durch den Zusammenschluss von vier Organisationen: der Krankenkasse der Unselbständigen, der land- und forstwirtschaftlichen Sozialversicherungsanstalt (Unfallversicherung), die Pensionsversicherung der Unselbständigen, der Bauernkrankenkasse der Selbständigen und der Pensionsversicherungsanstalt der Bauern. Gegen die Fusion gab es heftige Proteste vor allem der Landarbeiter, aber auch anderer Gruppen. Man sah die Gründung der SVB als parteipolitisch motiviert an. Die SVB hat  nach dem Sozialversicherungsgesetz von 1978 folgende Organe: die Hauptversammlung mit 120 Personen, den Vorstand mit 16 Personen und den Überwachungsausschuss mit 16 Personen. Daneben gab es Pensionsausschüsse und Landesstellenausschüsse. Seit 2016 ist die SVB in einem Verwaltungsgebäude der Burgenländischen Gebietskrankenkasse in Eisenstadt untergebracht. 2005 wurde eine Grundsatzvereinbarung zur Schaffung einer gemeinsamen Sozialversicherungsanstalt der Selbständigen unterzeichnet.

Die Zuschussrente erwies sich bald als überholt, da der Strukturwandel immer rascher vor sich ging. Der Ruf nach einer vollwertigen Pension wurde dringender. Am 15.Oktober 1969 legte die Regierung einen Gesetzesentwurf vor, am 12. Dezember 1969 wurde das Bauern- Pensionsversicherungsgesetz im Nationalrat beschlossen - ein  Alters- und Erwerbsunfähigkeitsgesetz. Die Höhe des Bezuges richtete sich nach einem Grundbetrag und einen Steigeungsbetrag nach Versicherungsdauer.Man erwartete sich vom neuen Gesetz vermehrt Übergaben von Betrieben an die jüngereGeneration oder überhaupt die Aufloassung von Kleinbetrieben. Die Zahl der Rentner stieg von 59867 im Jahre 1958 auf 155 516 im Jahre 1972. Ab 1976 wurden auch die Zuschussrentner in drei Jahresetappen übernommen. Noch nicht zufridenstellend geregelt wr eine selbständige Bäuerinnenpension. Sie hatten zwar einen Rechtsanspruch auf die Hälfte der Alterspension des Ehegatten, das aber funktionierte nicht immer. Erst 1991 wurde der eigene Pensionsnspruch der Bäuerinnen anerkannt.

Genossenschaften

Im Kleinbauernland Burgenland hatten die landwirtschaftlichen Genossenschaften enorme Bedeutung. Um die Jahrhundertwende entstanden die ersten Genossenschaften, etwa die Milchgenossenschaften in Andau und Illmitz. Ein riesiges Problem für die westungarische Landwirtschaft war die Kreditversorgung. Schuldenwucher war weit verbreitet. Auch nach dem Anschluss an Österreich blieb die Situation der vielen verschuldeten Bauern schwierig, da die österreichischen Banken Kredite verweigerten. So wurden die neu gegründeten Raiffeisenkassen ein wahrer Segen. Die ersten Kassen entstanden nach steirischem Vorbild im Süden, in den deutschbewussten Kreisen um Karl Wollinger und um den Landbundabgeordneten Michael Vass. 1924 wurde ein Genossenschaftsverband mit dem Sitz in Fürstenfeld gegründet. 1924 bestanden schon 68 Raiffeisenkassen und 30 landwirtschaftliche Genossenschaften. Bis 1927 stieg ihre Zahl auf 91 und 112. Ebenfalls 1924 wurde in Sauerbrunn der "Verband ländlicher Genossenschaften im Burgenland gegründet, dem die Genossenschaften des nördlichen Burgenlandes angehörten. 1926 wurde für die südburgenländischen Genossenschaften ein "Verband landwirtschaftlicher Genossenschaften im Burgenland" mit dem Sitz in Wien gegründet. 1028 schlossen sich die beiden Verbände zusammen zum "Landesverband der landwirtschaftlichenb Genossenschaften im Burgenland". Erster Obmann wurde der Sägewerksbesitzer und Bauer Carl Mörz aus Mattersburg, sein Stellvertreter war Pfarrer Josef Bauer aus Horitschon, ein Landbündler. Besonders viele Milchgenossenschaften wurden gegründet, die sich zu Molkereigenossenschaften zusammenschlossen: 1926 Oberwart, 1927 Horitschon, 1838 Güssing, Die erste Lagerhausgenossenschaft entstand 1922 in Mattersburg, 1932 folgte Markt St. Martin, 1934 Frauenkirchen, 1935 Eisenstadt, 1936 Großpetersdorf. 1929 wurde die Brennereigenossenschaft Markt St. Martin, 1930 die Gemüseverwertungsgenossenschaft Neusiedl a. S. gegründet. Zahlreich waren auch die Pachtgenossenschaften, die noch vor dem 2. Weltkrieg tätig wurden, ihre volle Tätigkeit aber erst nach dem Staatsvertrag entfalteten. In Pöttelsdorf und Walbersdorf wurde eine Genossenschaft für die Weichselrohrproduktion gegründet. Sie hatte 500 Mitglieder und lieferte jährlich 600 000 bis 1 Million Weichselrohre, vor allem für den Export nach Deutschland und England (Pfeifenrohre, Spazierstöcke ...). 1924 wurde die erste Rinderzuchtgenossenschaft in Unterschützen gegründet, 1925 entstand die erste Winzergenossenschaft in Weiden a. S.

1934 geriet das Genossenschaftswesen in eine erste schwere Krise, einige Genossenschaften mussten stillgelegt werden, anderen gelang die Sanierung. Die Lagerhausgenossenschaften wurden umstrukturiert. 1934 gab es 5 Lagerhausgenossenschaften mit Filialen und Abgabestellen in nahezu allen Orten.

 Schon im Herbst 1945 begann der Wiederaufbau der Raiffeisenorganisation, 1946 reaktivierte Johann Bauer den Landesverband der landwirtschaftlichen Genossenschaften. Er wurde dessen Landesobmann, Dr. Fritz Kraft aus Rust der Aufsichtsratspräsident.  1949 wurde die Genehmigung für das Geldgeschäft erteilt, 1953 eine eigene Warenabteilung eingerichtet. 1948 zählte der Landesverband 259 Mitglieder, darunter 114 Raiffeisenkassen, 69 Milchgenossenschaften, 14 Winzergenossenschaften, 19 Pachtgenossenschaften, 7 Obstverwertungsgenossenschaften, 2 Viehzuchtgenossenschaften, 6 Lagerhausgenossenschaften usw. 32 Milchsammelstellen wurden neu errichtet, 15 modernisiert und die drei Molkereien in Hotitschon, Oberwart und Güssing wieder hergestellt. Das Filialnetz der Lagerhausgenossenschaften wurde ausgebaut. Die Brennereien in Markt St. Martin und Neudorf bei Parndorf wurden neu gebaut. In Stegersbach und Pinkafeld wurden Obstlagerhäuser errichtet. 1951 waren 14 Winzergenossenschaften tätig.

1954 kam es zu einem schweren Rückschlag für die Lagerhausgenossenschaften infolge schlechter Führung. Die finanzielle Basis, vor allem aber das Vertrauen waren erschüttert. Es drohte sogar die Auflösung des Landesverbandes. Die Krise konnte von einer neuen Führungsmannschaft überwunden werden. 1957 gehörten dem Landesverband 237 Genossenschaften an. Die Einlagen in den Raiffeisenkassen stiegen rasch, ebenso der Umsatz im Warengeschäft. 1959 wurde der Landesverband auf "Raiffeisenverband Burgenland" umbenannt. 1977 gab es 124 Raiffeisenkassen und 25 Filialen mit insgesamt 70 000 Mitgliedern, 1994 49 Banken und 124 Filialen sowie 101 000 Mitglieder. Es gab also einen starken Konzentrationsprozess. Aus kleinen "Sonntagskassen" waren Banken mit allen Geschäftssparten geworden. Weit über die Landwirtschaft hinaus wurden alle Bereiche des Wirtschaftslebens erfasst. 1959 gingen noch 65 % aller Ausleihen an die Landwirtschaft, 1994 waren es nur noch 12,5 % . Die Einlagen stiegen von 34 Millionen 1955 auf 22 550 Millionen Schilling im Jahre 1994.  Etwa die Hälfte aller Spareinlagen der Burgenländer entfiel damals auf Raiffeisen. Einen schweren Rückschlag brachte die Insolvenz der "Wohnbau Ost". Der Kreditausfall des Raiffeisenverbandes war sehr hoch. 1988 erfolgte die Umbenennung des Raiffeisenverbandes Burgenland in "Raiffeisen - Landesbank Burgenland, Waren und Revisionsverband", Geschäftsführer ist seit 1982 Dr. Julius Marhold.

Die Raiffeisenlandesbank Burgenland ist die Landeszentrale der gesamten Raiffeisenorganisation. Neben den Raiffeisenbanken, für die die Zentrale Clearingstelle ist,  gehören ihr auch die Waren- und Verwertungsgenossenschaften an. Sie führt auch die gesetzlich vorgeschriebenen Revisionen der Raiffeisenbanken durch. Über die Landesbank erfolgt der zentrale Einkauf und die zentrale Vermarktung der von den Lagerhausgenossenschaften übernommenen Produkte.

Die Lagerhäuser mussten immer mehr Aufgaben übernehmen: Lagerung, Vorratshaltung an Futtermittel, Reinigung von Saatgut usw. Etwa die Hälfte der Getreideernte wird von den Lagerhäusern übernommen.  Ein Tankstellen- und Landmaschinenwerkstättennetz wurde aufgebaut, immer mehr landwirtschaftliche Betriebsmittel wie Saatgut, Dünger usw. angeboten. Vor allem beim Saatgut wurden hohe Absatzsteigerungen erzielt (eigene Saatgutaufbereitungsanlage in Halbturn). In jüngster Zeit wurde das Warensortiment stark erweitert, wobei besonders der Baustoffhandel expandierte. Leider wurden immer mehr Filialen, etwa zwei Drittel,  aufgegeben und die Zentralen entsprechend ausgebaut. Der Gesamtumsatz überstieg 1977 die Milliardengrenze. 1987 betrug der Gesamtumsatz 1,7 Milliarden.

Eine Blüte erlebten  die Maschinenringe. 1971 wurde unter dem Gründungsobmann Gerd Pöttschacher aus Pöttelsdorf der "Erste Burgenländische Maschinen- und Betriebshilfering" fgegründet. Die Idee setzte sich durch und in den 1980er Jahren entstanden 12 Maschinenringe. 1980 schlossen sie sich zu einem Landesverband zusammen. 2017 gab es noch 3Maschinenringe. Heute sind sie Dienstleistungsunternehmen im ländlichen Raum mit mehreren Unternehmensbereichen.

Milchgenossenschaften und Molkereien

In der Nachkriegszeit hatte die Milchproduktion große Bedeutung. Nahezu in jedem Betrieb gab es Milchkühe, die zum Teil bis zur Motorisierung auch als Zugvieh verwendet wurden. Die Milchproduktion brachte in vielen Betrieben das einzige Geldeinkommen. Die Milch wurde in den örtlichen Sammelstellen bzw. in den Molkereigenossenschaften abgeliefert und dann zu den Molkereien weiter transportiert. Mit dem großen Strukturwandel in den 1960er und 1970er Jahren wurde in sehr vielen Betrieben die Milchviehhaltung aufgegeben, vor allem im nördlichen Burgenland, wo die Weinbaubetriebe meist auf viehlose Wirtschaft umstellten. Ganz anders im Südburgenland. Auch dort stellten viele Kleinbetriebe die Viehhaltung ein, die mittleren und größeren Betriebe stellten aber immer mehr Rinder ein und bauten moderne Stallungen.

Die Zahl der Milchgenossenschaften ging seit der Mitte der 1960er Jahre stark zurück. 1948 gab es noch 69, 1982 32 und Ende der 1990er Jahre nur mehr 13 Milchgenossenschaften. Die Verarbeitung der Milch erfolgt im Norden des Landes durch niederösterreichische Molkereien (Baden, Kirchschlag, Wr. Neustadt ...), in der Mitte und im Süden durch die drei burgenländischen Molkereien, wobei Horitschon in der Produktion von Käse besonders erfolgreich war. Die burgenländischen Molkereien nahmen drei Viertel der Milchproduktion auf. Auch steirische Molkereien (Feldbach, Fürstenfeld ...) wurden beliefert. Durch das Marktordnungsgesetz von 1967 wurden den einzelnen Molkereien Einzugs- und Versorgungsgebiete zugewiesen. Der Milchwirtschaftsfonds wies den einzelnen Molkereien die Produktionsmengen zu, 1978 wurde das Richtmengensystem eingeführt, um eine Überproduktion zu verhindern. Die Zahl der Lieferanten sank sehr stark, in Horitschon etwa zwischen 1982 und 1993 von 1089 auf 270, in Oberwart von 1668 auf 606 und in Güssing von 1113 auf 300. 1993 endete die Versorgungsgebietsregelung, seit 1994 gibt es den freien Molkereipreis. Die Folge war ein Konzentrationsprozess, dem die Molkereien in Horitschon und Güssing zum Opfer fielen. Die Molkerei Oberwart wurde schließlich 2005 auf die Herstellung von Sojaprodukten umgestellt.

Viehzuchtgenossenschaften

Schon in der Zwischenkriegszeit entstanden Viehzuchtgenossenschaften. In Unterschützen wurde 1924 auf Anregung Gottlieb Grabenhofers die erste Rinderzuchtgenossenschaft gegründet, der bald weitere folgten. 1925 schlossen sich fünf Genossenschaften zur burgenländischen Fleckviehzuchtgenossenschaft zusammen. Qualitätssteigerung durch Zuchtstiere und durch Milchleistungskontrolle war die erste Aufgabe. 1931 wurde aus dem Verein  die Genossenschaft "Burgenländischer Fleckviehzucht verband". 1933 gehörten ihm 728 Züchter mit 1418 Herdbuchkühen an. 1935 baute die Gemeinde Oberwart eine Viehmarkthalle. Der Zweite Weltkrieg und die Besetzung brachte enorme Verluste an Vieh, durchschnittlich etwa ein Drittel, im Bezirk Neusiedl sogar 70 %. Erst 1947 erfolgte in Unterschützen die Wiederbegründung des Fleckviehzuchtverbandes unter Obmann Johann Grabenhofer, ab 1950 unter Reinhold Polster. 1970 wurde der Milchprüfring Burgenland mit eigenem Labor gegründet. 1974 gehörten dem Verband 1769 Betriebe mit 7299 Kühen an. Später sank die Zahl der Mitglieder, die Zahl der Tiere pro Betrieb stieg stark an. Die Zuchttiere wurden und werden bei Versteigerungen in Oberwart verkauft, wobei der Großteil der Tiere in den Export, vor allem nach Italien, geht. 1982 etwa wurden 1885 Tiere im Wert von 34 Millionen Schilling verkauft.

1953 wurde der Burgenländische Schweinezuchtverband gegründet. Die Vermarktung erfolgte über den Burgenländischen Ferkelring (draßmarkt, Pöttsching).

Winzergenossenschaften

1925 entstand die erste Winzergenossenschaft in Weiden a. S. 1931 wurde die Landeszentralkellerei in Eisenstadt gegründet, aber schon 1935 wieder stillgelegt. Kellereigenossenschaften entstanden Rust, Oggau und am Eisenberg. Erst gegen Ende der 30er Jahre kamen Winzergenossenschaften in Mörbisch, Neusiedl a. S., Donnerskirchen und St. Margarethen hinzu.

1945 wurde die Burgenländische Landeskellerei gegründet. Sie wurde 1963 stillgelegt. Ihre Aufgabe übernahm der 1959 gegründete Winzerverband. Unmittelbar nach dem 2.Weltkrieg gab es nur wenige Winzergenossenschaften. Bis 1965 stieg ihre Zahl auf 23, 1977 gab es 28 Winzergenossenschaften mit etwa 5100 Mitgliedern. Im Jahre 1976 verarbeiteten sie schon 16 % der Traubenernte. Auch die Lagerkapazität der Genossenschaften wurde rasch ausgebaut. 1977 konnte insgesamt bereits die Durchschnittsernte von 2 Jahren eingelagert werden, wovon 24 % auf die Winzergenossenschaften, 61 % auf private Lagermöglichkeiten entfielen. Der Winzerverband errichtete zwischen Rust und St. Margarethen eine Zentralkellerei. Die Lagerkapazitäten wurden stark ausgeweitet.1994 hatte die Zentralkellerei am Rusterberg einen Fassungsraum von 260 000 hl.  Der Weinskandal von 1985 führte zum Zusammenbruch des Exportes, Der Winzerverband bekam große finanzielle Schwierigkeiten und wurde schließlich mit dem Raiffeisenverband fusioniert.

Der Marktanteil der Winzergenossenschaften an der Gesamternte liegt bei etwa 20 %, wobei er bei den Rotweingenossenschaften Horitschon, Neckenmarkt, Lutzmannsburg und Pöttelsdorf weit höher liegt.

"Neue Weinbaugebiete" im Seewinkel

Eine "alte" Weinbaugemeinde ist lediglich Podersdorf. Aber schon im 19.Jh. begannen auch Frauenkirchen, Illmitz, Pamhagen und Wallern kleine Weingärten anzulegen. Dann brachte die Reblaus einen schweren Rückschlag. In der Zwischenkriegszeit, nach der Umstellung auf reblausimune Unterlagsreben und nach dem Anschluß an Österreich (der die Absatzmöglichkeiten erweiterte) wurde die Rebfläche wieder ausgedehnt: in Podersdorf- Illmitz etwa von 19 ha 1913 auf 234 ha 1936. Ab 1955 setzte dann die große Rebflächenausweitung ein. Vor allem in Podersdorf und Illmitz nahmen damals viele Betriebe den Weinbau überhaupt erst auf. Die seenahen, sandigen Böden erwiesen sich als besonders geeignet. Zahlreiche neue Winzergenossenschaften wurden gegründet, der einsetzende Fremdenverkehr schuf weitere Absatzmöglichkeiten.Ein Teil des von den Winzergenossenschaften erzeugten Weines wird an den Bgld. Winzerverband mit der Zentralkellerei am Rusterberg weiterverkauft.

Weinbauernproteste

Mitte der 80er Jahre, noch vor dem großen "Weinpantscherskandal", machte sich die ständige Produktionsausweitung in einer schweren Absatzkrise bemerkbar. 1983 und 1984 waren die Lager voll., rund 2 Millionen hl lagerten nach mehreren Rekordernten. Die Weinbauern gingen auf die Barrikaden und demonstrierten vor dem Landhaus. Eine Delegation der Landwirt-schaftskammer, des Weinbauernverbandes und des Winzerverbandes sprach beim Landeshauptmann vor und verlangte die Errichtung eines Großtanklagers, um 400 000 hl aus dem Markt zu nehmen... Dann folgte der große Weinskandal. Eine Folge war ein radikales Umdenken: weg von der Massenproduktion, mehr Qualität, größeres Gewicht auf die Vermarktung...

Natur- und Landschaftsschutz

Im Zusammenhang mit dem Seebrücken-Projekt kam es zu ersten heftigen Auseinandersetzungen zwischen wirtschaftlichen Interessen und dem Naturschutz. Es folgte 1973 ein Skandal, als der Fernsehbiologe Otto König in einer Sendung über die akute Gefährdung des Neusiedler Sees berichtete und vor der Wasserverschmutzung und vor Appartementhausbau warnte, ja sogar den Touristen aus Deutschland von einem Besuch des Sees abriet. Er löste damit im Burgenland heftige Empörung aus.

Nahezu ein Drittel der Landesfläche ist Landschaftsschutzgebiet.

Landwirtschaftliches Schulwesen und Neuordnung der Ausbildung

In ungarischer Zeit gab es für Bauernsöhne und -töchter keine Ausbildungsmöglichkeit. Lediglich im Rahmen der Volksschule wurde einiges an Fachwissen vermittelt (etwa Baumschnitt, Veredlung, Bienenzucht ...) Besitzer und Leiter der Großbetriebe erhielten ihre Ausbildung an den landwirtschaftlichen Akademien in Ungarisch Altenburg, Keszthely, Debrecen, Kassau und Klausenburg. 1907 errichtete das ungarische Ackerbau - Ministerium eine Fortbildungsschule in Nickelsdorf, die jedoch kaum Anklang fand, da die Unterrichtssprache ausschließlich Ungarisch war.

1926 begann der Aufbau eines landwirtschaftlichen Schulwesens im Burgenland. Die burgenländische Landesregierung pachtete die gräflich batthyanische Wirtschaft in Jormannsdorf mit dem Schloss. Zur Schule gehörten Wirtschaftsbetriebe in Jormannsdorf und Sulzriegel. Die Schule war eine zweijährige Winterschule (insgesamt 10 Monate Schulzeit) mit Internat. 1927 wurde die Schule von der Landwirtschaftskammer übernommen. Schwerpunkt war die Viehwirtschaft. Erstmals in Österreich wurde in Jormannsdorf eine künstliche Besamungsstation eingerichtet. Angeschlossen war auch eine Obstbaumschule, die jährlich 10 000 Bäume zog. Es gab auch eine Gärtnerei mit Glashaus. 1927 wurde mit der Gemeinde Nickelsdorf über die Errichtung einer zweiten Bauernschule verhandelt. Das desolate Gebäude der früheren Fortbildungsschule wurde renoviert und 1927/28 konnte der Unterricht aufgenommen werden. Das größte Problem dieser einjährigen Bauernschule war das fehlende Internat. Das Land wollte das Gebäude und die Schulwirtschaft von der Gemeinde kaufen, die Verhandlungen scheiterten jedoch. Die Kammer wollte daraufhin einen Hotelbau in Neusiedl für Schule und Heim kaufen. Da bot die Stadtgemeinde Rust ein Gebäude an. Schon 1935/36 konnte die Fachschule für Wein-, Obst und Gemüsebau dort in Betrieb genommen werden. Der Schule war ein Wirtschaftsbetrieb von etwa 13 ha, davon 3 ha Weingärten, angeschlossen. Es wurde auch ein dreimonatiger Lehrgang für Hauswirtschaft eingerichtet. Im Süden sorgten Wanderlehrerinnen für die Ausbildung der Mädchen in Hauswirtschaft.  Trotz dieser Bemühungen blieb die Zahl der fachlich geschulten Bauern im Burgenland gering.

1938 wurden die landwirtschaftlichen Schulen vom Reichsnährstand übernommen, die Schulen von Jormannsdorf und Rust mussten nach Oberwart und Eisenstadt verlegt werden. Wegen der großejn Nachfrage wurden schon 1947/48 drei "Bauernschulen" eingerichtet.1946 wurde die Schule in Eisenstadt wieder eröffnet. Sie war zunächst im Leinerhaus untergebracht. 1950/51 wurde die Schule in einem Gebäude des Reichsnährstandes in der Neusiedler Straße untergebracht. und ein Neubau bis 1951 fertig gestellt. Der Zustrom an Schülern war so stark, dass 1966 mit einem Neubau begonnen wurde, der 1970 eingeweiht wurde. Der Wirtschaftsbetrieb konnte auf 20 ha ausgeweitet und eine geschlossene Bewirtschaftungsfläche geschaffen werden. Die Viehhaltung wurde bald aufgegeben, da im Einzugsbereich der Schule diese eine immer geringere Rolle spielte. Vorübergehend war der Eisenstädter Schule auch eine Haushaltungsschule angeschlossen. 1986 wurden die Lehr- und Versuchsanlagen neben dem Weinbau auf die Bereiche Obst, Gemüse und Pflabzenbau erweitert Auch in Neusiedl a. S. wurde 1947/48 eine Bauernschule errichtet und provisorisch in verschiedenen Gebäuden, u.a. in der Kaserne, untergebracht. 1056 kaufte die Kammer die Rosenfeldmühle und baute eine Schule und ein Internat. Ab1954/55 wurde die Ausbildung von einem auf zwei Wionterhalbjahre ausgedehnt.  Diese Schule für Burschen wurde aber schon 1959/60 wieder geschlossen. Ein ähnliches Schicksal hatte eine Bauernschule in Oberwart. Die Platzfrage konnte nicht gelöst werden. 1962 musste auch diese Bauernschule wieder geschlossen werden. Ganz anders die Schule in Güssing, die 1948 den Schulbetrieb aufnahm. 1949 wurde ein Grundstück im Ausmaß von etwa 7ha von der gräflich Batthyanyschen Gutsverwaltung erworben. 1950 wurde der Unterricht in der Form einer zweisemestrigen Winterschule aufgenommen, 1955 ein Internat eröffnet. Der Schule wurde ein großer Wirtschaftsbetrieb angeschlossen, 1968 wurde die Schule stark erweitert.1957/58 wurde eine Hauswirtschaftsschule für Mädchen mit Internat eröffnet, 1965 jedoch eingestellt.  In Oberpullendorf überließ 1951 der Besitzer des stark verwüsteten Schlosses, Georg Rhonczy, der Landwirtschaftskammer das Gebäude, das adaptiert wurde. 1952 wurde der zweisemestrigen Burschenschule auch eine Haushaltungsschule angegliedert. 1965/66 wurde die Burschenschule geschlossen. 1961/62 übersiedelte die Haushaltungsschule von Eisenstadt nach Neusiedl, in die Rosenfeldmühle.

Zur Ausbildung der Mädchen wurden in den 1930er Jahren Haushaltungskurse abgehalten. Ab 1937/38 begann die Kammer mit dem Aufbau einer Haushaltungsschule in der Form von 6-wöchigen Kursen, zunächst in Rust, dann auch in Jormannsdorf. Nach dem Krieg fanden 1950 mehrere Mädchenkurse in Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche in Forchtenau statt. 1952 wurden provisorische Schulen für Mädchen in Eisenstadt, Oberpullendorf und Güssing eingerichtet, Nach dem Schulkonzept von 1964 sollten Mädchenschulen nur mehr in Oberpullrndotf und Neusiedl bestehen, ab 1978/79 zweijährig, In der Hauswirtschaftsschule in Neusiedl verlagerte sich der Schwerpunkt immer mehr in Richtung Gesundheit, Soziales und Heimhilfe. 1978/79 ging man zur ganzjährigen Ausbildung, über zwei, später drei Jahre über. Da die Schülerinnenzahl zurück ging empfahl der Rechnungshof die Auflösung mit 2013/14. Auch die beiden Hauswirtschaftsschulen wurden 1985/86 vom Land übernommen. Die Hazswirtschaftsschule Oberpullendorf musste wegen schwindender Schülerzahl 1990 aufgelassen werden. Die Hauswirtschaftsschule Güssing wurde schon 1965 eingestellt.

1964 beschloss die Landwirtschaftskammer ein neues Schulkonzept. Die Schulen in Güssing und Eisenstadt sollten ausgebaut, das Schulwesen zentralisiert werden. Neusiedl und Oberpullendorf sollten Fachschulen für Mädchen werden. Die Fachschule Eisenstadt wurde ab 1973/74, Güssing im Jahr darauf  als zweijährige Vollschule geführt. Das erste Jahr konnte an Stelle des Polytechnikums besucht werden. 1978/79 wurden auch die Mädchenschulen auf zweijährige Dauer umgestellt. In Güssing wurde die neue Schule 1950 bezogen, 1957 /58 auch das Hauswirtschaftsgebäude mit 24 Internatsplätzen für Mädchen. Die vierklassige "Landwirtschaftliche Fachschule für Burschen" hatte ab 1967/68 vier Klassen und ein Internat mit 120 Plätzen. Neue Abteilungen in Güssing sind Pferdewirtschaft und "Ökowirtschaft".

1985 wurde die Schulpflicht in der Berufsausbildung der Landwirte eingeführt. 1986/87 übernahm das Land das landwirtschaftliche Schulwesen von der Landwirtschaftskammer, nachdem man sich auf eine entsprechende Ablöse für die Schulgebäude geeinigt hatte. Auch das Lehrpersonal wurde in den Landesdienst übernommen. Das Land musste hohe Investitionen im landwirtschaftlichen Schulwesen vornehmen.Ab dem Schuljahr 1990/91 wurden die Schulen in Eisenstadt und Güssing zu vierstufigen Fachschulen erweitert. Die Schule in Oberpullendorf wurde 1990 geschlossen, das Gebäude verkauft. Durch die vierjährige Schule mit einer Pflichtpraxis wird die Lehre ersetzt und mit dem Erwerb des Facharbeiterbriefes abgeschlossen. Nach vierjähriger Praxis kann die Meisterprüfung abgelegt werden.Ab1990/91 wurden beide Schulen, in Güssing und in Eisenstadt, zu vierstufigen Fachschulen ausgebaut. Die Grundausbildung war weiterhin zweijährig, dazu kam eine 16-monatige Fachpraxis , zum Teil auf einem Fremdbetrieb, und ein ünfmonatiger Betriebsleiterlehrgang. Die Schule wurde mit der Facharbeiterprüfung abgeschlossen. Nach weiterer 4-jähriger Praxis konnte die Meisterprüfun g abgelegt werden.

Die Idee einer höheren landwirtschaftlichen Fachschule wurde 1999 mit der "Vinohak" verwirklicht, durch Zusammenschluss der BHAK Neusiedl mit der landwirtschaftlichen Fachschule EIsenstadt. In Neusiedl wurde der Schwerpunkt Agrarmanagement angeboten. Der Versuch musste aber schon 2011/12 wegen zu weniger Interessenten eingestellt werden. Eine ähnliche Kooperation wurde zwischen der Fachschule Güssing mit der Ecole Güssing gestartet, wobei eine Matura im Fachbereich Fremkdenverkehrsmanagement abgelegt werden kann.

Sozialbrache

1975 lagen im Südburgenland rund  4000 ha (9% der landwirtschaftlichen Nutzfläche) brach, darunter auch durchaus geeignetes und gutes Ackerland. Der Anteil dieser "Sozialbrache" war damit höher als in jedem anderen Teil Österreichs. Zwar wird diese Entwicklung einerseits durchaus begrüßt, da dadurch ökologisch wertvolle Flächen entstehen und außerdem der Agrarmarkt durch ohnedies kaum mehr finanzierbare Überschüsse entlastet wird. Andererseits sind es Flächen, die Vollerwerbsbetriebe für die Flächenaufstockung brauchen würden. Viele dieser Flächen sind aber nicht verkäuflich, besonders dann nicht, wenn sie im Eigentum von "Fernbesitzern", etwa in Amerika, sind...

Großgrundbesitz

Nach der Rückgabe an die Esterhazy betrug deren  Grundbesitz 60 000 ha, davon 28 000 ha Forstbesitz. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche hat sich von den 15 500 ha durch Verkäufe auf 5 500 ha verringert. Von den 11 Meierhöfen wurden 10 an Großpächter vergeben. Nur der Seehof in Donnerskirchen mit etwa 400 ha wurde weiterhin in Eigenregie bewirtschaftet. 600 ha wurden an etwa 250 Kleinpächter vergeben. Von der Weingartenfläche werden etwa 50 ha von der esterhazyschen Weingüterverwaltung mit der Schlosskellerei Eisenstadt bewirtschaftet. Von den 6000 ha Schilfgürtel versuchte man Nutzen zu ziehen, indem ein Schilfplattenwerk errichtete, das aber bald wieder eingestellt wurde. 4000 ha sind an den Nationalpark Neusiedlersee verpachtet. 230 ha wurden zu Ferienanlagen umgestaltet.

Die Besitzungen der Habsburger gelangten über Erzherzogin Marie-Alice Habsburg-Lothringen an deren Sohn Paul Waldbott-Bassenheim, der das Erbe nach dem Tod seines Onkels Erzherzog Albrecht Habsburg Lothringen übernahm. Das Gut war in der Besatzungszeit schwer verwüstet worden und konnte nur durch den Verkauf des Karl-Hofes in Deutsch Jahrendorf und der Seegründe  saniert werden. Es blieben immerhin 19 000 ha Ackerland, 600 ha Wald und 50 ha Weingärten, die zu einem leistungsfähigen Großbetrieb ausgebaut wurden.

Ein weiterer Gutsbetrieb besteht um den Edmundshof in Mönchhof. Besitzer ist das Stift Heiligenkreuz. In der Zwischenkriegszeit war der Hof verpachtet. Heite betreibt das Stift den 652 ha großen Besitz. 1955 wurden 214 ha zur Gründung des Klosters Marienkron an Bauern in Mönchhof verkauft. Die Tierhaltung wurde aufgegeben, der Betrieb auf Getreideproduktion und Getreidesaatgutvermehrung umgestellt.

Nach 1955 wurden sie noch bestehenden Meierhöfe verstärkt mechanisiert, die vielen Landarbeiter wurden arbeitslos. Dazu trug vor allem auch die Aufgabe der Viehwirtschaft bei. Die "Höfler" wurden mobiler und konnten ihre neuen Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft leicht erreichen. Die Meierhöfe als Siedlungskolonien wurden überflüssig, die Gebäude verfielen zum Teil. Die Lebensform der Meierhofleute war damit Vergangenheit.

Der große Strukturwandel und die Landwirtschaft in jüngster Zeit

strukturerhebung2010

Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe sank von 44 263 im Jahre 1951 auf 9053 im Jahre 2013. Die Strukturerhebung von 2010 zeigt seit 2007 (Stichprobenerhebung)  einen starken Rückgang der Zahl der Betriebe um 12,3 %. Wenn man von Wien absieht war dies der stärkste Rückgang unter allen Bundesländern. Stark betroffen waren Wein- und Obstbaubetriebe, vor allem in der Größenklasse unter 5 ha. Die Zahl der Betriebe zwischen 50 und 100 ha steigt kontinuierlich an. Seit 2004 wurde etwa ein Viertel aller Nebenerwerbsbetriebe aufgegeben.

Entwicklung seit dem EU-Beitritt

In den 1970er Jahren öffnete sich die Preisschere zu ungunsten der Bauern.Billigimporte ließen die Einkommen der Bauern sinken, die Abwanderung aus der Landwirtschaft nahm zu. Mitte der 1980er Jahre häufen sich die Krisenerscheinungen, dazu kam 1985 der Weinskandal mit schwerem Imageverlust und Zusammenbruch des Exportmarktes. Das neue strenge Weingesetz löste neuerlich schwere Proteste von burgenländischen Weinbauern aus. Im April 1986 blockierten sie die Straßen und den Grenzübergang Nickelsdorf. Die Weinwirtschaft konnte sich konsolidieren, die Zielsetzung einer "ökosozialen Marktwirtschaft und ie entsprechende Agrarpolitik weckten neue Hoffnungen. Die Preis- und Einkommenspolitik sollte eine nachhaltige, umweltgerechte Bewirtschaftung fördern. Diese Tendenzen wurden zunehmend von der Problematik des EU-Beitritts verdrängt. Schon Ende der 1080er Jahre und zu Beginn der 1990er Jahre wurden Agrarförderungen und Agrarmarktpolitik  an die der EU angepasst.

Der Beitrittsantrag zur EU wurde im Juli 1080 gestellt. Aber schon in den 1970er Jahren wurde heftig über die EU-Agrarpolitik diskutiert und der sogenannte "Mansholt -Plan" (Sicco Mansholt, Agrarkommissar), der nur die großen ""Zukunftsbetriebe" als förderungswürdig ansah, im Burgenland heftif abgelehnt. Er kam zwar nicht zum Tragen, hinterließ aber große Skepsis gegenüber der EU-Agrarpolitik, zumal klar war, dass das österreichische Marktordnungssystem nicht zu Halten war und den österreichischen Bauern hohe Einkommensverluste drohten. Zudem sah auch das GATT-Abkommen einen Abbau der Exportstützen vor. Schließlich wurden die Beitrittsbemühungen auch von der Landwirtschaft mitgetragen, aber auf Ausgleichszahlungen (Direktzahlungen, Abgeltungen für Landschaftspflege usw.) bestanden. Dedressive Ausgleichszahlungen über vier Jahre sollten die Probleme mildern. Im Lande selbst gab es eine gewaltige Infeormationskampagne und Struktur- und Förderungsprogramme wurden entwickelt. Es stellte sich heraus, dass das Land die Kriterien für ein Ziel 1-Gebiet als ganzes efüllte (pro Kopf Einkommen unter 75 % des EU-Durchschnitts). Die Regierung beschloss ein Ziel 1-Programm, der landwirtschaftliche Teil wurde von der Kammer erarbeitet. Die Zustimmung zum Beitritt fiel schließlich in der Volksabstimmung vom 12. Juni 1994 im Burgenland mit 74,7 % se2hr hoch aus. In den beiden Ziel !-Üeroden von 1995 bis 2006 wurden von der EU sehr hohe Beträge im Bereich der Landwirtschaft und des Naturschutzes zur Verfügung gestellt, insgesamt 2014 bis 2020 353 Millionen Euro, davon für ländliche Entwicklung 281 Millionen. Es gelang so, das prp -Kopf -Einkommen auf 97 % des EU-Durchschnitts anzuheben.

Für die Landwirtschaft änderte sich viel. Preisrückgänge von 25-60 % mussten verkraftet werden. Die Einkünfte pro Betrieb sanken von 1995- 2015 leicht ab. Der nburgenländische Anzeil an der österreichischen Wertschöüfung konnte sich aber im Weinbau und Qualitätsgetreidebau halten- Der biologische Landbau entwickelte sich stark, von 25 Betrieben 1990 auf 943 2015, mit einem Anze2il von 27,58 % an der lanswirtschafzlichen Fläche. Im Weinbau konnte trotz Flächenreduzierung die Wertschöüfung gesteigert werden. Die tierische Veredlungsproduktion ging zurück. Im Ackerbau stiegen die ha - ERträge in jüngster Zeit stark an, bei allen Getreidesorten, besonders aber bei Mais.

Im ZUge der Investitionsförderung wurden die Direektvermarktung, Urlaub am Bauernhof, erneuerbare Energien sowie die Jungübernehmer besonders gefördert. Insgesamt flossen etwa 2,5 Milliarden Euro in die burgenländische Landwirtschaft, davon nahezu 2 Milliarden aus der EU.

Die Herausforderungen an die Kammer waren enorm. Es kam zu einer starken Gewichtsverschiebung in Richtung Förderungsberatung und -abwicklung. Das 1972 gegründete LFI wurde 1998 umstrukturiert um Zugang zu den EU- Bildungsförderungsmitteln zu bekommen, aufwendige Bildungsprogramme wurden entwickelt, ebenso Zertifikatslehrgänge etwa EDV. Die Facharbeiter und Meisterausbildung wurde ausgebaut und vieles mehr.

Heute kann man das Burgenland nur mehr bedingt als Agrarland bezeichnen. Der Anteil der in der Land- und Forstwirtschaft beschäftigten Bevölkerung ist stark gesunken und liegt nur mehr geringfügig über dem österreichischen Durchschnitt. An die Stelle der vielen Klein- und Kleinstbetriebe, die mehr der Selbstversorgung als der Belieferung der Märkte dienten, sind vielfach Mittelbetriebe und leistungsfähige Spezialbetriebe getreten. Vermehrt wenden sich burgenländische Bauern auch dem ökologischen Landbau zu. Aber noch immer ist der Anteil der "Nebenerwerbsbetriebe", die heute wohl meist Freizeit- und Hobbybetriebe sind, relativ groß. Die Bindung vieler Familien an ihren Grundbesitz, mag er noch so klein sein, und damit die Nähe zur dörflich - bäuerlichen Lebensform ist noch gegeben, wenn auch stark abnehmend. Eine Folge dieser burgenländischen Besonderheit ist die Immobilität des Grundstückmarktes. Grundstücke werden nicht verkauft sondern - gezwungenermaßen - verpachtet. Der eigene Grundbesitz als Reserve für Notzeiten ist in den Köpfen vieler älterer Burgenländer noch immer stark verankert.

 

 

 

 

Grafik / Karte

landwirtschaft

 Landwirtschaft heute

 

landw bauernhof in forchtenau 1826 johann adam klein

Bauernhof in Forchtenau
(1826; Johann Adam Klein)

 

landw bauernschule jormannsdorf 1937. (c) Burgenländisches Landesarchiv

Bauernschule Jormannsdorf 1937.

 

landw pamhagen viehtrieb 

Viehtrieb in Pamhagen.

 

landw piringsdorf

Piringsdorf.

 

landw tagloehnerinnen neuhof bei tasten

Tagelöhnerinnen in Neuhof bei Tadten.

 

rebflche2010

Weinbau heute - Rebflächen 2010.

 

 

 

verwandte Beiträge

 

Quellen

  • Arnold, Die Land-und Forstwirtschaft des Burgenlandes. 1979,S.111 f.
  • Regionalwirtschaftliches Konzept, ÖROK, S.38 f.
  • Arnold, K., Die Land- und Forstwirtschaft im Burgenland. Raumplanung Burgenland 1979

  • Burgenland. Geschichte, Kultur und Wirtschaft in Biographien. Band V, Landwirtschaft. Eisenstadt 1996

  •  Festschrift Agrarland Burgenland. 90 Jahre Burgenländische Landwirtschaftskammer. Eisenstadt 2018

  • Schlag, Gerald: Weinbau und Weinwirtschaft. In. Burgenland schreibt Geschichte 1921 bis 2021. WAB 168. Eisenstadt 2021