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Adalbert Riedl

 

Sein Vater war Esterhazyscher Förster. Er besuchte die Lehrerbildungsanstalt in Raab. 1916 rückte er beim Königl. Ungarischen Infanterieregiment Nr.18 ein. Nach Kriegsende bekam er eine Anstellung als Lehrer in Ödenburg, wurde aber im Juli 1919 erneut eingezogen. 1920 wurde er Lehrer in Tschurndorf, 1923 in Markt St. Martin, wo er bis 1937 als Lehrer und Schulleiter tätig war. Er organisierte eine Volksmusik- und Volkstanzgruppe und bestimmte bald die Trachten- und Volksliedbewegung im ganzen Land. Er gründete auch ein volkskundliches Heimatmuseum. In St. Martin versuchte er auch die Wirtschaft zu beleben. Er gründete einen Obstbauverein, 1926 eine Raiffeisenkasse und 1929 eine Spiritusfabrik.

Riedl war zunächst Legitimist und betont  katholisch - konservativ. Er organisierte den Katholischen Lehrerverein und war 1926 bis 1932 dessen geschäftsführender Obmann. Er versuchte die Bauarbeiter für die Christlichsozialen zu gewinnen und gründete im Bezirk Oberpullendorf eine Christliche Bauarbeitergewerkschaft. Im Oktober 1928 kam es  auch zu einem Konflikt   Beim Straßenbau Lockenhaus - Liebing sollten vier christlichsoziale Gewerkschafter nach dem Willen des sozialdemokratischen Gewerkschaftsführers und Landtagsabgeordneten Hans Suchard nicht beschäftigt werden. Die Heimwehren, unter anderen geführt von Riedl,  marschierten auf und erzwangen deren Einstellung. .Ab 1928 gehörte er dem Landeskartell der christlichen Gewerkschaften an.

1927 war er maßgebend an der Aufstellung der Heimwehr im mittleren Burgenland beteiligt, die besonders stark und aktiv war. Bei der Spaltung der Heimwehr gehörte er zum "christlichen" Flügel unter Franz Strobl  und baute zusammen mit diesem den "Christlichen Heimatschutz" und die "Burgenländischen Landesschützen" auf. In der Christlichsozialen Partei gehörte er zum jungen, radikalen  Kreis, der einen betont christlich- autoritären Kurs anstrebte. 1932 wurde er als Nachfolger Michael Gangls Landesparteisekretär und kurz darauf Mandatar im Bundesrat. 1934 bis 1936 war er auch Landesgeschäftsführer der Vaterländischen Front. Im Ständestaat wurde er in den Bundeskulturrat nach Wien entsandt. Außerdem war er Mitglied der Burgenländischen Landwirtschaftskammer. Er geriet immer mehr in Gegensatz zur Bundesführung der Wehrverbände, besonders zu Starhemberg, der sein Ausscheiden aus den "Burgenländischen Heimatschützen" durchsetzte. Auch mit Landeshauptmann Sylvester gab es Konflikte. Riedl verlor 1936 seinen Posten als Geschäftsführer der Vaterländischen Front. Als Entschädigung wurde er Direktorstellvertreter der Landwirtschaftskrankenkasse. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten, die in Riedl einen ihrer schärfsten Gegner sahen, kam Riedl am 11. März 1938 in Schutzhaft genommen und dann in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Im März 1939 wurde er aus dem Lager entlassen. 1940 wurde er im Landschaftsmuseum  Eisenstadt (Burgenländisches Landesmuseum) angestellt, wo er die volkskundlichen Sammlungen betreute. Nach dem 20. Juli 1944 kam er erneut für kurze Zeit in Gestapo - Haft. Dann wurde er zum Bau des Südostwalles nach Schattendorf kommandiert.

Nach dem Krieg wurde Riedl, der schon früher Kontakt zu Karall in Walbersdorf aufgenommen hatte, sofort wieder aktiv. Er war der wichtigste Organisator der burgenländischen ÖVP, wobei er vom Landesmuseum aus agierte. Eine politische Funktion aber übernahm er nicht mehr. Bis Ende 1963 war er Leiter des Landesmuseums und Herausgeber der wissenschaftlichen Schriftenreihe "Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland". Daneben widmete er sich ganz der Erwachsenenbildung. Ende Dezember 1945 gründete er das Burgenländische Volksbildungswerk und blieb dessen Präsident bis 1963. Er war Chefredakteur der vom Volksbildungswerk herausgegebenen Zeitschrift "Volks und Heimat". Seine eigenen Arbeiten waren volkskundlich orientiert. Zusammen mit Karl M. Klier verfasste er den Sammelbände "Burgenländische Volkslieder" und "Lieder, Reime und Spiele der Kinder im Burgenland" und "Die Hirtenzunft im Burgenland".

Ein weiterer Tätigkeitsbereich des umtriebigen Adalbert Riedel war das "Rote Kreuz". Unmittelbar nach Kriegsende übernahm er die Landesstelle des Roten Kreuzes und 1946 gründete er den Landesverband Burgenland. Diesem stand er als Vizepräsident und später als Präsident bis 1976 vor. 1969 wurde er auch Vizepräsident des Österreichischen Roten Kreuzes. Besonders während der Flüchtlingswelle nach dem Ungarnaufstand 1956 bestand das burgenländische Rote Kreuz seine Bewährungsprobe.

Daten

* 28.07.1898 in Oberpetersdorf
† 05.01.1978 in Eisenstadt

 

Christlichsozialer Politiker und Leiter des Burgenländischen Landesmuseums

 

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Quellen

  • Gerald Schlag, Burgenland. Politik, Kultur und Wirtschaft in Biographien. Eisenstadt 1991