Urgeschichte und Römerzeit
Auf den Queräckern an der Eisenbahn lag, auf einer Bodenwelle zwischen Marzerbach und Klettenbach ein jungsteinzeitliches Dorf. Es ist durch Vorratsgruben, an schwarzen Bodenverfärbungen erkennbar, und durch zahlreiche Kleinfunde wie Tonscherben und Feuersteinwerkzeuge nachgewiesen. Zeitlich ist es der linearbandkeramischen Kultur zuzuordnen. Auf der Leberweide zwischen Marz und Rohrbach lagen neun Grabhügel aus dem 7. Jahrhundert vor Christus, also aus der älteren Eisenzeit (Hallstattzeit). Sie wurden schon 1879 und 1880 von Rudolf Hoernes und Franz Heger ausgegraben und danach eingeebnet. Auf Grund der Grabbeigaben wurden drei Frauen- und vier Männergräber bestimmt. Die Frauengräber enthielten Schmuckstücke aus Bronze und Spinnwirtel aus Ton, die Männergräber Trinkgeschirrsätze, von großen Mischgefäßen über Schöpftassen bis zu Trinkschalen. Von den zahlreichen Gefäßen befinden sich die meisten heute im burgenländischen Landesmuseum, zwei besonders schöne Exemplare - ein Doppelhalsgefäß und ein großes, schwarz - rot bemaltes Kegelhalsgefäß, werden im Naturhistorischen Museum in Wien aufbewahrt.
Auf den Schlattenbruckäckern am südlichen Ortsrand, an der Straße Richtung Sieggraben, lag eine römische Villa rustica, ein Gutshof mit einem Herrenhaus, Stallungen, Speichern, Werkstätten und weiteren Nebengebäuden. Eine erste Ausgrabung durch die Brüder Hoernes im Jahre 1876 brachte einen großer Raum mit Fußbodenheizung zu Tage. 1927 wurde die Ausgrabung vom Burgenländischen Landesmuseum fortgesetzt. Ein Raum mit einer halbkreisförmigen Apsis, der offenbar zu einer Badeanlage gehörte, wurde freigelegt. Reste von Wandfresken und Ziegelmosaiken belegen die luxuriöse Ausstattung des Landhauses. An Kleinfunden sind Scherben von Fensterglas, Terra sigillata - Geschirr und Münzen erwähnenswert. Auf Grund der Münzfunde kann man davon ausgehen, dass die Villa schon im 1. nachchristlichen Jahrhundert erbaut wurde und bis um 400, also bis zum Ende der Römerzeit, bewohnt wurde. Das Terra sigillata - Geschirr ist von hoher Qualität und wurde im 2. Jahrhundert aus Gallien, aus Lezoux und Rheinzabern, importiert. Eine keltische Silbermünze lässt vermuten, dass hier schon ein Vorgängerbau aus älterer Zeit bestanden hatte. 1935 und 1936 wurden in der Bahnstraße zwei römische Körpergräber entdeckt. Ebenfalls römischen Ursprungs ist ein - leider nicht mehr lesbarer - Inschriftenstein, der an der Apsis der Marzer Kirche eingemauert wurde und bei einer Außenrenovierung entdeckt wurde.
Auch aus späterer Zeit, von der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit, stammt ein bemerkenswerter Bodenfund. Es ist dies ein Münzschatz, der 1884 in einem Weingarten in der Ried Altwegerer gefunden wurde. In einem Topf befanden sich 415 Silbermünzen und ein Ring. Der Weingartenbesitzer verkaufte den Schatzfund an den Mattersburger Kaufmann Schotten. Die ungarische Behörde ließ ihn in das Budapester Münzkabinett bringen. 335 Münzen kamen in das Ödenburger Museum. Die Münzen stammen aus dem 15. und frühen 16. Jahrhundert, waren ungarische Prägungen von Matthias Corvinus bis Ludwig II., 169 Stück waren Salzburger Prägungen. Der Schatz wurde wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Vorstoß der Türken nach der Schlacht von Mohacs und den Kriegszügen 1529 und 1632 vergraben. Besonders bemerkenswert ist der Silberring mit der Inschrift "nim mit wille", ein Brautring.
Mittelalter
Aus der Zeit kurz nach der Eroberung des Awarenlandes durch Karl den Großen, aus dem Jahr 808, stammt die älteste Urkunde des heutigen Burgenlandes. Die Geschwister Wirut, Gisalmar und Wentilmar, vermutlich Germanen, die im Awarenreich gelebt hatten, schenkten dem Kloster St. Emmeram in Regensburg zu ihrem Seelenheil ein Gebiet am Wolfsbach, also an der Wulka. Die Grenzen der Schenkung sind angegeben. Im Osten ist dies die "Wiesach", wahrscheinlich der später Ödenmühlbach genannte Bach, der am "Wiesaberg" in Rohrbach entspringt. (Siehe den Artikel Die Geschwister von Mattersburg). Marz war also jedenfalls Teil dieses Schenkungsgebietes. Die karolingerzeitliche bayerisch- fränkische Besiedlung wird wahrscheinlich auch Marz erfasst haben. Ein Zusammenhang mit der frühen Christianisierung - noch in awarischer Zeit, bleibt allerdings Spekulation. Die dem Heiligen Willibald, dem ersten Bischof von Eichstätt geweihte Kirche, könnte eventuell in vorkarolingische Zeit zurück reichen. Als Argument für diese Spekukation wird angeführt, dass 874 von Kozel, Sohn des Slawenfürsten Priwina, ein Gebiet an den Eichstätter Bischof Otgar geschenkt wurde. Dieser Besitz gelangte 846 durch eine Schenkung Ludwigs des Deitschen an Priwina. Einen weiteren Anknüpfungspunkt bietet das Tauschgeschäft Bischof Megingauds von Eichstätt mit dem Regensburger Bischof Gebhard. Megingaud erwarb ein Jagdgebiet in "Stedrach prope Ungariam" (in Stöttera, nahe bei Ungarn). Angeblich wurde die Kirche von Marz 741 gegrübndet, wie im 17. Jahrhundert behauptet wurde. Das würde tatsächlich in die Zeit fallen, als Willibald zum Bischof geweiht wurde. Eine Missionsreise des Bischofs nach Pannonien ist aber nicht belegt. Eine weitere Spekulation rankt sich um den Ortsnamen. 741 wurde das Kloster Niederaltaich gegründet, das den Heiligen Mauritius als Schutzpatron verehrte ...Was einigermaßen als gesichert angesehen werden kann ist, dass Marz vielleicht eine karolingerzeitliche Pfarre war, an die dann zur Zeit Stephans des Heiligen angeknüpft wurde. Marz war eine "Stephanspfarre" und wohl Urpfarre für das ganze Gebiet. 1899 schrieb der damalige Pfarrer Christian Weingartner, Prämonstratenser aus Csorna, die alten Leute würden berichten, dass die Kirche 682 Jahre alt sei. Das würde eine Gründung im Jahre 1017, also zur Zeit Stefans, bedeuten. Die Inschrift, die anlässlich der Neuerrichtung der Kirche 1690 angebracht wurde, gibt 1077 als Erbauungsjahr der Kirche an, womit der Bau der ersten romanischen Steeinkirche gemeint sein könnte.
Im 12. Jahrhundert wurde die deutsche Bauernsiedlung Marz planmäßig angelegt. Älter könnte ein kleiner Kirchweiler an der Pfarrkirche gewesen sein. Nach der ursprünglichen Dorfform war Marz ein Angerdorf mit einem großen dreiecksförmigen Anger, durch den der Marzerbach floss. Die Verbauung des Angers mit Hofstätten begann wohl schon im Spätmittelalter. Die Ortserweiterung der frühen Neuzeit erfolgte nach Süden als Verlängerung der "Niederen Zeil" (heute Schulstraße). Wahrscheinlich waren dies ebenfalls Hofstätten. Eine Neuhäuslgasse entstand gegen Ende des 17. Jahrhunderts in Verlängerung der "Schlippergasse" (heute Eduard Süeß - Gasse) in Richtung Rohrbach. 1845 wurden fünf Kurialhäuser im Gießgraben (Berggasse) angelegt.
Es könnte also sein, dass die alte "Stephanspfarre" in Marz schon in der Zeit Stephans des Heiligen zur Zeit seiner Christianisierung um 1000 gegründet wurde. Der Hinweis auf eine Gründung im Jahre 1017 stammt allerdings erst aus 1641, als bei einer Visitation die Marzer angaben, ihre Kirche wäre 672 Jahre alt. Es könnte sein, dass sie dieses Wissen von einer alten Bauinschrift hatten. Wenn diese frühe Einrichtung einer Pfarre richtig ist war Marz die Urpfarre für das ganze Gebiet. Ein Marzer Pfarrer wird aber erst 1453 erwähnt, als dieser Wein nach Ödenburg "Flüchtete" (in Sicherheit brachte). 1456 wird "zw Mercz hincz Sandt Wilpolt" erwähnt, 1481 die "Sandt-Wilpoldtcz - Kirichen" genannt. Wann die gotische Kirche erbaut wurde ist unbekannt. 1959 wurde ein Fresko aus der Zeit um 1390 entdeckt.
Die erste urkundliche Erwähnung von Marz stammt aus dem Jahre 1202. In der Schenkungsurkunde von Mattersburg - villa Martini - an den Woiwoden Benedikt durch den ungarischen König Emmerich wird als Nachbarort Mouruhc, also Marz erwähnt. Die ersten nachweisbaren Grundherrn von Marz waren die Osl, ein altes und im ganzen Gebiet weit verzweigtes Adelsgeschlecht, vielleicht petschenegischer Herkunft und ursprünglich ungarische Grenzwächter.
Im Jahre 1230 schenkten mehrere Mitglieder der Osl - Sippe dem Prämonstratenserkloster in Csorna (Tschirnau) verschiedene Besitzungen. Dieses Kloster war eine Art "Familienkloster" der Osl. Graf Osl schenkte dem Kloster in Marz einen Weingarten, die von einem Bauernhof zu entrichtenden Abgaben und in Rohrbach alle seine Besitzungen. Thomas, der Sohn Osls, schenkte einen weiteren Weingarten in Marz. Das Kloster von Csorna erwarb in der Folgezeit noch weitere Besitzungen in Marz und behielt diese bis 1848, bis zur Aufhebung der Grundherrschaft. 1237 schenkte Nikolaus, Sohn des Zothmar, dem Kloster einen weiteren Bauernhof. Die Grafen Osl, Thomas, Nikolaus sowie Peter, Sohn des Grafen Peter, bestätigten zuvor diesem Nikolaus, dass seine Besitzungen sein persönliches Eigentum waren. Leonhard Prickler meint, man könne daraus schließen, dass dieser Nikolaus in einem Dienstverhältnis zu den Osl stand. 1264 teilten die Söhne des Grafen Thomas, Thomas und Emmerich, ihren Besitz. Thomas bekam das Dorf Szopor mit mehreren Mühlen, Emmerich die Besitzanteile in Csorna, Beled, Szeplák, Kalács und Marz sowie Nágocs im Komitat Somogy. 1281 vererbte Graf Mauricius dem Kloster eine Mühle mit zwei Rädern und zwei Bauernhöfe in Zemendorf und seinen Anteil am Bergrecht des Berges "Bihturianus" bei Marz.
Im Jahre 1298 verpfändete Graf Sur, ein weiterer Angehöriger der Osl - Sippe, seinen Besitz in Marz um 100 Mark an seinen Schwiegersohn Perlup (Berthold) von Rohrbach. Das Pfandgut dürfte einen Großteil des Dorfes ausgemacht haben. Perlup von Rohrbach hatte die Verpfändungsurkunde bei einer Besetzung seiner Burg ("occupatio") verloren und ließ sich deshalb den Inhalt dieser Urkunde im Jahre 1301 vom Raaber Domkapitel bestätigen. Bei dieser Gelegenheit ließ er sich auch seinen 1298 ebenfalls von seinem Schwiegervater erworbenen Pfandbesitz in Großhöflein bestätigen. Perlup scheint 1311/12 gestorben zu sein. Seine Witwe Margarethe sah sich gezwungen, von Graf Paul von Mattersdorf - Forchtenstein Geld, Nahrungsmittel und Kleidung zu erbitten und übergab diesem dafür die 1312 die Verpfändungsurkunden über Marz und Großhöflein. Da weder die Sur noch andere Oslzweige in der Folgezeit diese Pfänder auslösten gelangte so ein wohl großer Teil von Marz in den Besitz der Mattersdorf- Forchtensteiner.
Ein Teil der Marzer Besitzungen blieb aber auch weiterhin in Osl - Besitz. 1324 etwa legten fünf Söhne des Emmerich aus der Familie Osl Protest ein gegen einen anderen Familienzweig, der angeblich vorhatte, Besitzungen in Marz, Krensdorf, Stöttera, Zemendorf, Großhöflein, Németi und Agyagos an Österreicher zu verpfänden. Der Protest dürfte Erfolg gehabt haben. 1343 gab es einen Erbstreit zwischen mehreren Osl-Angehörigen, der 1346 vom königlichen Hofgericht entschieden wurde. Die Osl - Besitzungen wurden immer weiter aufgeteilt, die Sippe befand sich im Niedergang. 1359 fand erneut eine Erbteilung statt. Sie ist für die Geschichte von Marz insofern von großer Bedeutung, als hier erstmals ein Teil der bäuerlichen Bewohner auch namentlich angeführt wurden. Familiennamen gab es in dieser Zeit noch nicht. Die Namen waren zum Teil biblisch - Andreas, Michael, Petrus, Moyses-, größtenteils aber deutsch: Hermann, Heinrich, Friedrich, Albert. Der Ort war also eindeutig ausschließlich von Deutschen besiedelt.
Die Mattersdorf - Forchtensteiner hatten also 1312 in Marz ihre ersten Besitzungen erworben. 1381 protestierten einige Osl - Angehörige gegen Nikolaus von Forchtenstein, der ihnen ihren Besitz in Marz vorenthalten würde. In einem Streit um zwei Bauernhöfe in Marz gaben die Mattersdorf - Forchtensteiner nach und schenkten dem Kloster Csorna die umstrittenen Höfe. 1441 verpfändete Wilhelm, der letzte Mattersdorf - Forchtensteiner, seinen gesamten Besitz an Albrecht VI., später Herzog von Österreich und Bruder Friedrichs III. 1445 starb Wilhelm, Albrecht VI. besetzte Forchtenstein, Landsee und Kobersdorf. Den Kanizsai nahm er die Burgen Eisenstadt und Hornstein ab.
Unter allen Osl - Zweigen waren die Kanizsai (Kanizsay) die einzigen, denen ein Neuaufstieg gelang. Dank kirchlicher Würden und bedeutender Hofämter konnten sie umfangreiche Besitzungen im Bereich des heutigen Nordburgenlandes an sich bringen. Auch in Marz hatten sie einen Besitzanteil, den sie ihrer Herrschaft Eisenstadt eingliederten. Mit einem anderen Oslzweig in Csorna kam es zu Besitzstreitigkeiten wegen zweier Höfe, die an das Csornaer Kloster übertragen worden waren. Die Osl von Csorna hatten noch bis 1445 Besitz in Marz. Dann wurde ihr Besitz von Herzog Albrecht konfisziert und dessen Getreuen Peter Wildhofer übertragen und schließlich geschenkt. Wildhofer war ein Ritter aus Wr. Neustadt. Die Kanizsai verloren mit der Herrschaft Eisenstadt auch den Marzer Anteil an die Habsburger.
Ein besonderes Problem der Geschichtsforschung ist das Marzer Kloster. Schon 1223 wird in einer Schenkungsurkunde an Klostermarienberg ein Abt von Marz (prepositus de Mvorih) als Zeuge genannt. 1295 ernannte Bischof Theodor von Raab einen Bruder Nikolaus zum Propst des St. Petersklosters in "Hurbach". Es war dies eigentlich ein Stift des Augustiner - Eremitenordens, nicht eigentlich ein Kloster, sondern eine Wohngemeinschaft von Geistlichen. Die Forschung neigte eher dazu, "Horpach" nicht mit Rohrbach - Marz sondern mit Sopronhorpács gleichzusetzen. Leonhard Prickler hingegen hat bewiesen, dass es sich wohl doch um Marz handelt. Das Gebäude dürfte bei der Kirche, im Bereich des heutigen Pfarrhofes bestanden haben (vergleiche dazu den Artikel das Kloster von Marz).
Klettendorf - eine mittelalterliche Wüste bei Marz
Nördlich von Marz liegen die Klöttendorfer Weingärten und -äcker. Sie erinnern an das untergegangene mittelalterliche Dorf Klettendorf. 1281 vermachte Graf Mauricius dem Prämonstratenserkloster von Csorna das Bergrecht auf dem Berg Bihturianus. Dass es sich dabei um einen Weinberg in Klettendorf handelte beweist eine Kaufurkunde aus dem Jahre 1412, in der Angehörige der Familie Vati ihren Besitz in Zemendorf und "Bohtorianus oder Ketundorf" an Koloman von Königsberg verkauften. Die Vati waren vermutlich ebenfalls ein Zweig der Osl. "Bojtorján" bedeutet "Klette". 1412 war Klettendorf aber schon eine Wüstung, weil keine bewohnten Häuser erwähnt werden. Klettendorf fiel also - wie viele andere Dörfer - der großen Wüstungswelle im Spätmittelalter zum Opfer. Dafür verantwortlich war im Falle von Klettendorf wohl weniger die Pest von 1348 oder die Klimaverschlechterung. Entscheidend könnten zwei andere Gründe gewesen sein. Das große Dorf Marz mit seiner befestigten Kirche bot besseren Schutz in einer sehr unruhigen Zeit. Noch wahrscheinlicher ist, dass das Dorf am Zusammenfluss von Klettenbach und Marzerbach einem Hochwasser zum Opfer fiel. Einige Riednamen erlauben es, das Dorf an der Grenze zu Walbersdorf zu lokalisieren: Angerwiesen, Liess - Anger (bei der Herold - Mühle), Lachgarten (Lauchgarten, Gemüsegarten). Das Gemeindegebiet von Klettendorf fiel wohl größtenteils an Marz. Auffallend ist aber, dass alle angrenzenden Gemeinden einen "Zipfel" in Richtung Marzer Kogel aufweisen: Marz, Walbersdorf, Rohrbach, Schattendorf, Drassburg. Besonders merkwürdig ist aber die Loipersbacher Exklave, die, vom übrigen Ortsgebiet völlig getrennt, am Südhang des Kogels liegt. Es liegt die Vermutung nahe, dass der Hotter von Klettendorf auf diese Orte aufgeteilt wurde. Das setzt natürlich besitzgeschichtliche Hintergründe voraus, etwa dass alle diese Orte im Besitz der Osl oder ihrer Verwandten waren. Beweisbar ist dies freilich nicht, es bleibt eine Spekulation.
Wirtschaft
Marz war eine der größten Weinbaugemeinden des Gebietes, mit etwa 200 Hektar Weingartenfläche. Der Weinbau hatte also für die Bevölkerung große Bedeutung. Die Qualität und der Ruf des Marzer Weins war allerdings nicht besonders gut. Trotzdem erwarben auch Auswärtige, aus den Nachbargemeinden und Handwerker aus Wr. Neustadt, die sich die teuren Weingärten in den Bestlagen nicht leisten konnten, Weingartenbesitz in Marz. 1716/17 waren nur 21,6 % aller Weingärten im Besitz der Ortsansässigen, 1752 waren es 57 %. Die Weingartenfläche war 1752 schon stark geschrumpft. Die besten Weingärten lagen am Südwest- und am Südhang des Marzer Kogels. Nur sie wurden nach der Reblauskatastrophe erneuert, alle anderen Lagen wurden aufgegeben. Ähnlich wie in Forchtenau, In Wiesen und Rohrbach wurde auch in Marz ein Ersatz durch den Obstbau gefunden. Obstbau gab es anscheinend auch schon früher. Im Urbar von 1589 wurde eine große Zahl von "Grasäckern" und "Überländwiesen" angeführt - wohl meist Obstgärten und Streuobstwiesen. Schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Obstbau stark ausgeweitet. Vor allem nach dem Bahnanschluss konnte das Obst in den leicht erreichbaren Städten Ödenburg, Wr. Neustadt und Wien gut verkauft werden.
Handwerk und Gewerbe spielten in Marz wohl eher eine bescheidene Rolle. Es gab eine herrschaftliche Fleischbank, einen Bäcker und ähnliches. Der Handel mit nicht alltäglichen Gütern erfolgte auf den Märkten der beiden benachbarten Großstädte bzw. durch Krämer, die bei den Großhändlern, etwa der Wr. Neustädter Handelsfirma Alexius Funck einkauften. In den Geschäftsbüchern dieser Firma scheinen aber auch Kunden aus Marz auf, unter anderem ein Schulmeister. Es gab also schon am Ausgang des Mittelalters eine Schule. Im späteren 17. Jahrhundert übernahmen dann die Mattersburger und Eisenstädter Juden die Funktion des Kleinhandels.
Kirche in der Frühen Neuzeit
Der erste nbamentlich bekannte Pfarrer war Johann Leonhard Üerger (1569 - 1577), ein Kroate, der wohl auch für die Betreuung der in Rohrbach angesiedelten Kroaten zustaändig war. Rohrbach war jedenfalls eine Filiale von Marz. Mitte des 16. Jahrhunderts fand wohl auch der Protestantismus Eingang, gefördert auch durch die evangelischen Pfandherrn und Hauptleute der beiden Herrschaften Forchtenstein und Eisenstadt. Obwohl die Marzer noch lange Zeit evangelisch blieben ist aber kein einziger evangelischer Pfarrer namentlich bekannt. Nach der Vertreibung der evangelischen Pfarrer aus den kaiserlichen Pfarren wurde 1583 Jakob Eytlpos durch den Ödenburger Erzpriester Spillinger in Marz als Administrator eingesetzt. Es stellte sich jedoch heraus, dass dieser sein Kloster ohne Erlaubnis verlassen hatte, verheiratet war und mehrere Kinder hatte. Trotzdem blieb er bis 1585 - was angesichts des damaligen Priestermangels nicht weiter verwunderlich ist. Ab 1594 war ein Kaspar Oparink Pfarrer in Marz. Pfarre und Pfarrer waren gut ausgestattet. Die Pfarrpfründe bestanden aus 18 Joch Grund, drei Wiesen und 13 Tagwerk Weingarten, die alle von den Pfarrangehörigen bearbeitet wurden. Dazu kam das nötige Holz, 20 Metzen Frucht und der 16. Teil des Wein- und Getreidezehents. Während des Bocskaiaufstandes flüchtete der Pfarrer, die Gemeinde war bis 1611 ohne katholischen Seelsorger. In dieser Zeit dürfte der evangelische Pfarrer von Walbersdorf auch die Marzer betreut haben. 1611 wurde dem katholischen Pfarrer von Mattersburg und Forchtenau, Martin Witmann, zusätzlich auch Marz übertragen. Obwohl er verpflichtet war, einen Vikar einzustellen, tat er dies nicht. Marz blieb stark vernachlässigt.
1511 beklagte sich Kaiser Matthias II. beim Abt des Neuklosters in Wr. Neustadt, dass die Marzer zum evangelischen Prediger ausliefen. 1616 war der Abt offenbar entschlossen, etwa zu unternehmen, da sein Marzer Dorfrichter Paul Scheiber ein eifriger Protestant war. Der Abt drohte mit Vertreibung. Der Richter wies selbstbewusst auf seine Verdienste für das Kloster hin und konnte bleiben. Zu dieser Zeit war die Mehrheit der Marzer evangelisch.
1622, mit der Übernahme der Herrschaften durch die Esterházy, begann der Druck auf die evangelischen Marzer stärker zu werden. 1624 wurden die Jesuiten nach Mattersburg gerufen. Mit der Enteignung des österreichischen Neuklosters ging auch die relative Freiheit der Klosteruntertanen zu Ende. Bis 1636 wirkte Pfarrer Johann Kiellenwein in Marz, Rohrbach, Sieggraben und zeitweise auch in Schwazuenbach als katholischer Pfarrer. Ab 1636 bis 1649 war der Bayer Sebastian Abelzhauser Pfarrer. Ihm unterstanden zwei Untertanen, die drei Tage in der Woche roboten mussten und zusätzlich Zins zahlten. Der Weingartenbesitz der Pfarre war beträchtlich, die Wiesen waren an Bauern verpachtet. Die Visitatoren von 1641 beschrieben die Kirche als besonders schön, mit einem außergewöhnlichen Hochaltar und drei Seitenaltären. Die Kirche war gewölbt und hatte einen steinernen Turm mit zwei Glocken und sogar einer Turmuhr. Ab 1649 war Lorenz Slawandersicz aus Antau Pfarrer, 1651 beschrieben ihn die Visitatoren als aufbrausend und oft von seiner Pfarre abwesend. Jedenfalls waren die Marzer 1651 noch immer größtenteils evangelisch. 1658 kam der Kroate Georg Fersin als Pfarrer von Kittsee nach Marz. Auch er hatte noch große Probleme mit seinen Pfarrangehörigen. Nur 16 Grundbesitzer waren katholisch und der Kirchenvater weigerte sich, die Kirchenrechnungen der Pfarre vorzulegen. Er brachte gegen den Pfarrer schwere Beschuldigungen vor, die 1659 auch von den Visitatoren aufgegriffen wurden.
Der Grundherr Paul Esterhazy griff nun scharf durch und 1663 bezeichneten die Visitatoren die Marzer als "neubekehrt". In Walbersdorf wurde der evangelische Pfarrer Michael Marquart vertrieben und das Dorf dem katholischen Pfarrer von Marz unterstellt. 1664 wurde der Kärntner Blasius Cure Pfarrer. Er taufte im Winter im Pfarrhof und hielt sich häufig im Wirtshaus auf, was den Visitatoren nicht gefiel, in der Bevölkerung aber vermutlich gut ankam. Rohrbach wurde 1664, Walbersdorf 1673 selbständig, Sieggraben blieb bis 1729 bei Marz. Im Katastrophenjahr 1683 war Matthias Franz Wunitsch Pfarrer. Unter seiner Leitung flohen die Marzer. Das Dorf wurde zerstört, noch 1685 gab es viele Brandstätten. Auch die Kirche war ausgebrannt, das Gewölbe eingestürzt und der Turm zerstört.
Unter österreichischer Verwaltung
Nach der Übernahme der Herrschaften Forchtenstein und Eisenstadt durch die Habsburger wurden diese Herrschaften an österreichische Adelige verpfändet. Damit gerieten auch große Besitzanteile in die Hände der Pfandherrn. Ein ehemaliger Besitzanteil der Osl war nun in der Hand des Wr. Neustädter Ritters Peter Wildhofer. Das Stift in Csorna konnte seinen Besitzanteil halten, und zwar bis zur Aufhebung der Grundherrschaft 1848. Die Untertanen des Klosters zahlten ihre Steuern nach Ungarn. Mit der Herrschaft Forchtenstein kam es zu Streitigkeiten wegen der "Vogtei", also der hohen Gerichtsbarkeit. Noch ein weiterer Grundherr besaß in Marz Besitzanteile: die aus Böhmen stammende und in Ödenburg ansässige Ritterfamilie Benesch von Weitmühl, die seit 1493 auch das Untergut in Draßburg besaß. 1492 erhielten Sigismund und Heinrich Prueschenk, die sich um den Frieden von Pressburg zwischen Maximilian und Wladislaw besonders verdient gemacht hatten, die Pfandherrschaft über Forchtenstein. 1495 konnte Heinrich Prueschenk Forchtenstein, Eisenstadt sowie Stadt und Herrschaft Güns erwerben. Die Prueschenk ließen Urbare anlegen, die die Namen der Untertanen, ihre Abgaben und Leistungen, aber auchdie herrschaftlichen Eigengründe verzeichneten. 1526 scheinen die früheren Untertanen des Benesch von Weitmühl bereits als Besitzung des Christoph von Königsberg auf. Die Königsberg hatten ja schon 1412 die Besitzungen der Vati in Klettendorf erworben. Nach dem Tod Heinrich Prueschenks von Hardegg gelangte die Grafschaft Forchtenstein in den Besitz seines Sohnes Johann und dann seines Bruders Julius. Dieser verkaufte die Herrschaft 1533 an Jakob von der Dürr, früher kaiserlicher Kriegsoberst. Eisenstadt ging an Veit von Fürst, den Schwiegersohn Heinrich Prueschenks. Beide Herrschaften hatten unter den Türkenzügen von 1529 und 1532 sehr stark gelitten. Anders als in den meisten anderen Dörfern scheint die Bevölkerung von Marz diesmal aber weitgehend verschont geblieben zu sein. Vermutlich fanden die Marzer in Forchtenstein Zuflucht. Von der Dürr wollte die Herrschaft wieder los werden. 1542 einigte er sich zunächst mit Erasmus Teuffl und schließlich mit Hans Weispriach, der die Pfandherrschaft 1546 antrat. 1553 kaufte er auch Eisenstadt von den Fürst.
Unter Weispriach häuften sich die Klagen der Untertanen, weil er Abgaben und Robot erhöhte und weil er in Eisenstadt und Mattersburg Juden ansiedelte. Kaiser Maximilian II. entschloss sich daher 1571, das Pfand über die beiden Herrschaften einzulösen und sie direkt unter seine Verwaltung zu nehmen. Die Pfandsumme wurde von den Untertanen aufgebracht - gegen das Versprechen, dass die Herrschaften nie mehr verpfändet würden. Marz hatte nur einen bescheidenen Beitrag von 100 Gulden zu leisten. Die Herrschaften wurden nun von der niederösterreichischen Kammer verwaltet. An der Spitze der Verwaltung stand ein Hauptmann (Hannibal von Zinzendorf, Georg Seifried von Kollonitsch, Bernhard Löbl von Greinburg und Leonhard Helfried von Meggau). Für die beiden Herrschaften war es eine glückliche Zeit, die Dörfer blühten auf.
In der Bocskay - Rebellion wurde Marz dann aber schon am 9. Juni 1604 von den Rebellen niedergebrannt, das Gewölbe der Kirche stürzte ein, einige Bewohner wurden ermordet, andere verschleppt. Mert Giefing etwa wurde am Tag nach seiner Hochzeit erschlagen. 1608 gab es ein Großfeuer, 1620 wurde das Dorf im Bethlenaufstand erneut zerstört. Damit war es mit der Blütezeit vorbei.
Unter den Esterházy
1622 wurden die Herrschaften Forchtenstein und Eisenstadt unter Bruch des gegebenen Versprechens an die Untertanen in die Esterházy verpfändet. Diese hatten durch ihren Übertritt zum Katholizismus und ihre Treue gegenüber dem Haus Habsburg eine steile Karriere gemacht. 1626 gong Forchtenstein in ihr Eigentum über, die Grafschaft wurde so wie die Herrschaft Kobersdorf wieder Ungarn eingegliedert. 1647 folgten auch Stadt und Herrschaft Eisenstadt. Die Stadt wurde königliche Freistadt. Nikolaus Esterházy begann sofort mit der Enteignung aller "ausländischen", also österreichischen Besitzer. In Marz waren Ludwig von Königsberg, Georg Gabriel von Kollonitsch und das Wr. Neustaädter Neukloster betroffen. Damit war nahezu ganz Marz in den Händen der Esterházy. Nur der Besitz des Csornaer Klosters musste unangetastet bleiben, auch wenn die Esterhazy später wiederholt versuchten, auch dessen Besitzanteile an sich zu reißen. Kollonitsch durfte - gnadenhalber - im Besitz des Edelhofes bleiben. Dieser Edelhof - das heutige sehr schön restaurierte Rathaus - ist schon 1492 erstmals urkundlich bezeugt. Er wurde wahrscheinlich von den Königsberg erbaut und war deren Herrschaft Schwarzenbach unterstellt. 1606 tauschte Ludwig von Königsberg die Herrschaft Schwarzenbach gegen die Herrschaft Pottendorf des Georg Ehrenreich von Zinzendorf. Dieser verkaufte Schwarzenbach und damit auch den Marzer Edelhof an Georg Gabriel von Kollonitsch. Kollonitsch behielt also den Edelhof, verkaufte ihn dann aber an die Wurmbrand. 1677 erwarb Paul Esterházy auch Schwarzenbach und damit endgültig den Marzer Edelhof.
Die Esterházy behielten Marz keineswegs unter ihrer Verwaltung. Sie waren ja ständig in Geldnot und verpfändeten so Teile des Dorfes. 1642 etwa verpfändete Nikolaus Esterházy einen Teil von Marz an Nikolaus Joó von Kazaháza, 1656 befand sich der frühere Königsberg - Besitz in Marz in der Hand eines Hauptmannes von Kesthely und einiger adeliger Damen. Während des türkischen Angriffs auf Wien 1683 verheerten die mit den Türken verbündeten Scharen Thökölys die Etserhazy - Besitzungen. Marz und dessen Pfarrkirche wurden niedergebrannt. Die Bewohner waren unter Führung ihres Pfarrers nach Mariazell geflüchtet. Der Wiederaufbau der Kirche wurde vom Wr. Neustädter Baumeister Zacharias Gundian auf seine Rechnung durchgeführt. Gundian war gebürtiger Marzer. Im Kuruzzenkrieg von 1703 bis 1711 wurden die Besitzungen des kaisertreuen Esterházy erneut schwer mitgenommen. Marz wurde 1704 von den Kuruzzen verwüstet. 1713 brach die Pest aus, 1715 wurde eine Pastsäule aufgestellt. Diese Ereignisse und die besonders schlimme Tierseuche von 1725 ließen, da gleichzeitig der Weinbau seinen Niedergang erlebte, auch die Gemeinde Marz verarmen. 1738 führten die Esterházy eine große Verwaltungsreform durch. Alle Esterhazybesitzungen in Marz wurden nun der Herrschaft Forchtenstein unterstellt. Der Meierhof, der frühere Edelhof, unterstand aber auch weiterhin der Herrschaft Schwarzenbach.
Die kirchliche Entwicklung im 18. und 19. Jahrhundert
Die Zerstörungen durch die Türken wurden allmählich beseitigt. Die Kirche war ja schwer mitgenommen, das Gewölbe eingestürzt, der Turm zerstört. 1684 bis 1697 übernahm Stefan Kischics die Pfarre. Der Tirm wurde neu aufgebaut und zwei Glocken angeschafft. Die Kirche wurde restauriert, der Hochaltar wurde aber nicht mehr dem Hl. Willibald sondern der Hl. Dreifaltigkeit geweiht. Den Wiederaufbau leitete der fürstliche Baumeister und gebürtige Marzer Zacharias Gundian, der mit einer reichen Frau aus Wr. Neustadt verheiratet war. 1697 wurde P. Christian Weingartner, ein Prämonstratenser aus Csorna, Pfarrer. In seiner Zeit fanden häufig Prozessionen und Wallfahrten zum "Heiligen Brunnen" hinter dem Pfarrhof statt. Neben der Quelle wurde 1767 die Johanneskapelle errichtet. 1706 kam Franz Johann Jakob Lerner als Pfarrer nach Marz, ab 1731 Georg Horvath aus Siegendorf. Unter ihm wurde eine Kirchenrenovierung durchgeführt. Sieggraben trennte sich 1729/1736 von Marz. Es folgte 1736 der aus Donnerskirchen stammende Joseph Karl Knoblauch, der 1745 nach Mattersburg ging. Ignaz Pauffler übernahm die Pfarre bis 1755, 1758 kam Michael Perger als Pfarrer nach Marz. Er blieb bis 1792. Er war der Onkel des Generalfeldzeugmeisters Johann Nepomuk Berger, Freiherr von der Pleisse, der später für den Onkel einen prächtigen Grabstein setzen ließ. Berger besorgte das Altarbild "Mariae Krönung". 1793 bis 1816 war Stephan Artner Pfarrer, ab 1804 auch Dechant. 1816 kam Johann Fennesz, ein Deutschkreutzer, nach Marz. 1832 folgte dessen Neffe Matthias Johann Fennesz, dann Karl Nittel (1870 - 1896) und Stephan Kaufmann(1896 - 1912). Er ließ die Kirche renovieren und dabei das Südportal mit den Fresken teilweise zumauern. 1912 übernahm der in Budapest geborene Franz Mariska die Pfarre und wirkte in Marz bis 1946. 1939 bis 1944 war er auch Dechant von Mattersburg. Er ließ die 1927 eingeweihte Lourdes - Kapelle errichten.
19. Jahrhundert
1804 kamen französische Soldaten nach Marz, die sich nicht besonders freundlich benahmen. 1806 brach eine Choleraepidemie aus, die 121 Todesopfer forderte. Großbrände, Hagelschlag, Überschwemmungen machten dem Dorf zu schaffen. Dem Großbrand von 1839 fielen 142 der 197 Häuser zum Opfer. 16 Menschen kamen in den Flammen um. 1845 bis 1847 wurde die Eisenbahn gebaut. Paul Anton Esterházy stellte dafür viele Gründe zur Verfügung. Während der Revolution von 1848 wurden kaiserliche Truppen in Marz einquartiert. Sie blieben bis 1854 und waren für das Dorf eine erhebliche Belastung. Von großer Bedeutung war die Grundentlastung in der zweiten Jahrhunderthälfte. Die 53 Bauern und 110 Kleinhäusler der Esterházy und die 10 Bauern und 19 Kleinhäusler des Klosters Csorna erhielten das freie Verfügungsrecht über die Urbarialgründe, wurden aber durch die Ablösezahlungen stark belastet. 1870 wurden die Rodungsgründe, die Überlandgründe abgelöst und die Wald- und Weidetrennung vorgenommen.Im Besitz der Grundherrschaft blieben 172 Katastraljoch, die im Norden des Ortsgebietes kommassiert wurden. Wald und Weide gingen in die Hand der Urbarialgenossenschaft über. Die vielen kleinen Landwirtschaften ermöglichten kaum das Überleben. Durch die Eisenbahn war es aber möglich, Arbeit vor allem in Wien und in den Industriegemeinden des südlichen Niederösterreich anzunehmen. So entstand eine Industriearbeiterschicht und eine große Gruppe von Bauhandwerkern, die aber zumeist auch die kleine Landwirtschaft zur Eigenversorgung beibehielten.
Marz war Kleingemeinde und Sitz eines Notärs, der auch für Rohrbach und Sieggraben zuständig war. Ab 1913 hatte Rohrbach einen eigenen Notär. In den 1870er Jahren war der Vater des späteren Ödenburger Bürgermeisters Michael Thurner Notär in Marz. Michael Thurner wurde 1878 als 10. Kind des Notärs geboren.
Folgende Vereine wurden noch im 19. Jahrhundert gegründet: 1887 Arbeiterunterstützungsverein, 1883 Krankenunterstützungs- und Leichenbestattungsverein, 1886 Leichenbestattungsverein, 1888 Spar- und Darlehensverein, 1891 Freiwillige Feuerwehr und 1905 Weinproduzentenverein.
Die Kirchengemeinde im 20. Jahrhundert
Von 1912 bis 1946 war Franz Mariska Pfarrer. 1947 bis 1976 folgte Johann Schwarz. 1954 wurden ein neuer Pfarrhof und ein Pfarrheim eingeweiht, 1955 der Pfarrkindergarten eröffnet. 1956 gründeten die "Töchter des Göttlichen Heilands" aus Wien eine Niederlassung in Marz. Drei Schwestern arbeiteten im Kindergarten. 1962 wurde die Marzer Niederlassung aufgegeben, 1969 der Kindergarten geschlossen. 1971 wurde ein für das Ortsbild sehr wichtiges Projekt abgeschlossen. Die alte Wehrmauer wurde freigelegt. Dafür mussten vier Häuser angekauft und abgerissen werden. Bundesdenkmalamt, Diözese und Land waren an diesem Projekt beteiligt. Der neu gestaltete Platz vor der Kirche wurde Ambrosius Salzer - Platz genannt. Die folgenden Pfarrer waren für kurze Zeit Rektor Robert Gager, Franz Goldenits (1976 - 1989), Anton Hahnekamp (1989 - 1991), Fabian Mmagu (1991 - 2000) aus Nigeria. 1990/91 fand eine Gesamtrenovierung der Kirche statt, 1991 die 300 - Jahr Feier der Kirche. 1995 bis 2000 war Clement O. Uzoezie als Aushilfspfarrer tätig. Ab 2000 war Jacek Joachim Czerwinski Pfarrer.
Anschluss an Österreich und 1. Republik
Eine Persönlichkeit aus Marz war schon früh an der Entstehung des Burgenlandes beteiligt. Josef Buchinger gehörte dem Deutschen Volksrat an, war in dessen Bezirksausschuss und auch im Komitatsausschuss. Seine Mitstreiter waren Josef Suchard aus Mattersburg und Matthias Zober aus Pöttelsdorf. Im Jänner 1919 nahm Buchinger an jener Sitzung des Komitatsausschusses im Komitatssaal teil, in der Michael Unger aus St. Margarethen als Sprecher der Deutschen den Anschluss an Österreich forderte. Die ungarischen Delegierten gingen daraufhin mit Sesseln auf die Deutschen los. In der Folgezeit versuchten die Anhänger Ungarns die deutschen Delegierten für die Autonomie zu gewinnen. Der Sozialdemokrat Josef Bucher sollte auch später noch, bis 1945, eine wichtige Rolle spielen.
Nach dem Anschluss an Österreich wurde eine Gemeindeverwaltungskommission unter dem Vorsitz von Matthias Sailer bis 1923 eingesetzt. 1922 wurde eine Konsum-, Spar- und Verwertungsgenossenschaft gegründet. 1922 begann der Bau der Straße nach Sieggraben. 1923, bei den ersten Gemeinderatswahlen, erhielten die Christlichsozialen 9 Mandate, die Sozialdemokraten 5. Bürgermeister wurde Josef Steiner, Vizebürgermeister Michael Giefing, beide Christlichsoziale. 1925 wurde Steiner das Vertrauen entzogen, Giefing wurde Bürgermeister. Notär war Bela Rozs.
Die Zusammenarbeit in der Gemeinde verlief weitgehend konfliktfrei. Der Zusammenstoß am 16. Mai 1926 am Bahnhof Marz - Rohrbach verlief ohne Beteiligung der Marzer, ebenso die Auseinandersetzungen zwischen Schutzbündlern und Heimwehr im Dezember 1929 in Rohrbach und zwischen sozialdemokratischen Wehrsportlern und Nationalsozialisten in Forchtenau 1932. Bürgermeister war ab 1927 Johann Leitgeb von den Christlichsozialen. 1929 wurde mit dem Bau der neuen Volksschule mit 5 Klassen begonnen, 1931 wurde sie fertig gestellt. Die Schulfrage verlief nicht ganz konfliktfrei, da die katholische Kirche Anspruch auch auf die neue Schule erhob. So konnte die Schule erst 1932 eingeweiht werden. Das Schulgebäude wurde der katholischen Kirche gegen den Willen der Sozialdemokraten geschenkt. Nach dem Tod von Bela Rozs wurde 1929 Josef Lehner Amtmann (bis 1967).
In der Zwischenkriegszeit war die Auswanderung hoch, besonders nach Argentinien. Nachweislich wanderten 87 Personen aus, aus dem Nachbarort Rohrbach sogar 136. Relativ viele Auswanderer kamen aber wieder zurück.
Der umfangreiche Schmuggel hatte in den 1930er Jahren auch zwei Todesopfer zur Folge. Zwei Schmuggler aus Rohrbach starben an Schüssen der Grenzwache. Nach dem 2. Weltkrieg lebte dann der Schmuggel wieder auf, wobei sich auch die Besatzungsmacht beteiligte.
1930 wurden Marz und Rohrbach aus dem Sanitätskreis Mattersburg ausgegliedert. Kreisarzt mit Sitz in Marz wurde 1931 Dr. Franz Koch. 1938 wurde er seines Postens enthoben und ging nach Wien. Sein Nachfolger wurde Dr. franz Fuchs, der als begeisterter Nationalsozialist und Schwerbelasteter 1945 fliehen musste. 1950 verunglückte er in Sieggraben tödlich. Sein Nachfolger ab 1945 war Dr. Georg Fuchs, von 1947 bis 1977 auch Kreisarzt. 1973 schied Rohrbach aus dem Verband aus. Von 1953 bis 1988 war Erwin Fischak als Dentist in Marz tätig.
1934 wurden Otto von Habsburg und Engelbert Dollfuß zu Ehrenbürgern ernannt. Im April 1938 wurde beiden die Ehrenbürgerschaft wieder aberkannt. Ein "Dollfußkreuz", das man am Ortseingang von Marz errichtet hatte, wurde 1938 ebenfalls entfernt. Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten ging reibungslos vor sich. Der Lehrer Ladislaus Widder wurde für einige Tage im Bezirksgericht eingesperrt. Landeshauptmann und Gauleiter Portschy ernannte Franz Redl zum Gemeindeverwalter. Die etwa 80 Roma von Marz wurden in das Zigeunerlager Lackenbach gebracht. Im Sommer 1942 waren in der alten Schule 20 "Ostarbeiter" untergebracht. Gegen Kriegsende mussten vermehrt Flüchtlinge, hauptsächlich Ungarndeutsche, aufgenommen werden. Im Dezember 1944 gab es einen Armee-Pferdepark mit 74 Mann und 50 Pferden, mit Werkstätten, Magazinen und einer Schmiede. Bürgermeister Redl trat zurück, sein Nachfolger wurde Rudolf Ponzer.
Am 1. April 1945 kam es zwischen Mattersburg und Marz zu schweren Kampfhandlungen. Der Marzer Kirchturm wurde stark beschädigt, mehrere Häuser von Sowjetsoldaten in Brand gesteckt. Der "Holzstadel", Wohnung, Forsthaus und Gaststätte des esterházyschen Försters, wurde zerstört. Die Übergriffe der Besatzungsmacht waren in Marz besonders brutal. 17 Zivilpersonen wurden ermordet, fünf begingen Selbstmord. Mehr als die Hälfte aller Frauen und Mädchen wurde vergewaltigt. Der Gendarmerieinspektor Oberascher, der zuvor noch Frau und Kind in Sicherheit gebracht hatte, wurde zusammen mit dem Fleischhauer Paller von russischen Soldaten erschossen, ihre Leichen geschändet. Besonders tragisch war das Schicksal der Familie Fürsatz. Dei 17jährige Theresia wurde besonders brutal vergewaltigt, ihre Eltern und ihr Onkel begingen daraufhin Selbstmord. Nehezu der gesamte Viehbestand und alle Lebensmittel wurden requiriert. Der Ort hatte im 2. Weltkrieg 80 Gefallene und 33 Vermisste zu beklagen, 210 Marzer waren in Kriegsgefangenschaft. Die 216 Parteimitglieder wurden zu Sühneleistungen herangezogen. Bürgermeister Redl, dessen Frau an den Folgen einer Vergewaltigung gestorben war, wurde zu eineinhalb Jahren Haft verurteilt.
Nachkriegszeit und Entwicklung bis zur Gegenwart
Die ersten Nachkriegsjahre waren auch in Marz durch Lebensmittelmangel gekennzeichnet. Es wurden zahlreiche Diebstähle begangen, hauptsächlich durch ungarische Banden, die über die unbewachten Grenze kamen. Im Sommer 1945 bestand in Rohrbach ein Lager mit etwa 2000 Italienern, in Mattersburg waren 2000 ukrainische Rückwanderer untergebracht. Noch im Herbst 1945 plünderten russische Soldaten die Sueßvilla und die Villa des Ziegeleiverwalters Liebezeit beim Bahnhof. Auch die Villa Waldfried der Anna Moisl aus Wien wurde ausgeplündert und zerstört. In den Wäldern wurde von Besatzungssoldaten, aber auch von Zivilisten viel gewildert. Zu Überfaällen kam es auch noch im Herbst 1945. Am 30. Oktober wurde Matthias Piller, eben erst aus der Gefangenschaft zurückgekehrt, mit seinem Pferdegespann von russischen Soldaten überfallen und erschossen. Von der Besatzungsmacht wurde zunächst Franz Leitgeb, der russisch sprach, als Bürgermeister eingesetzt. Ihm folgte Johann Leitgeb, der schon 1927 bis 1938 Bürgermeister gewesen war.
An der Erneuerung des politischen Lebens war Josef Buchinger wieder beteiligt. Er gehörte zu jenen Personen, die am 11. April 1945 von Karall zusammen gerufen wurden. und die ein "Provisorissches Landeskomitee" bildeten. Buchinger wurde als Vertreter der SPÖ in den Provisorischen Landesausschuss berufen. Im Bezirksbeirat war er für Ernährungsfragen zuständig. Bei den ersten Wahlen im Herbst 1945 wurde das politischen Kräfteverhältnis der Zeit vor 1933/34 wieder hergestellt. Die Kommunisten erhielten keine einzige Stimme. Bürgermeister wurde Johann Leitgeb, Vizebürgermeister Matthias Schöll von der SPÖ. Größte Probleme waren die Fleischablieferungen und der Schwarzhandel. Die Brücken und der Kirchturm mussten saniert werden. Die Straßenbeleuchtung musste erneuert und ein Nachtwächterdienst eingeführt werden. 1948 wurde die Straße nach Mattersburg asphaltiert. 1950 wurde Johann Buchinger von der SPÖ Bürgermeister und blieb es für drei Perioden. Der sizialökonomische Strukturwandel vom Bauerndorf zum Arbeiterdorf machte sich auch politisch bemerkbar. Buchinger war 1950 - 1962 und dann wieder 1967 - 1971 Bürgermeister. 1962 - 1967 war Stefan Zachs von der ÖVP Bürgermeister.
In den 1960er und 1970er Jahren wurden die damals üblichen Infrastrukturmaßnahmen gesetzt: Straßenverbreiterung, Beleuchtung, Kanalisation, Bachregulierung (1951, 1954 und 1965 gab es schwere Hochwässer), Renovierung von Schule und Gemeindeamt, Wasserleitungsnetz, Ortskanalisation, Anlage und Aufschließung neuer Straßen und Siedlungen. Eine ganz besondere Leistung war die Freilegung der Wehrkirchenmauer. Am Ambrosius Salzer - Platz wurde ein neues Gemeindeamt gebaut. Ab 1972 war Alois Grath Bürgermeister. In fünf Gemeinderatswahlen bis 1997 blieb die SPÖ stärkste Partei. 1976 wurde der neue Kindergarten eröffnet, 1979 die Aufbahrungshalle mit Glasfenstern nach Entwürfen von Ino Frank fertig gestellt. 1981 wurde das Gebäude der Volksschule modernisiert. Unter Bürgermeister Grath, der 1984 bis 1996 auch Landtagsabgeordneter war, wurde eine besonders erfolgreiche Betriebsansiedlungspolitik betrieben. 1980 wurde das Rathaus in die schön renovierte "alte Schule" - in das historische Freihaus - verlegt. 1977 wurde der Gemeinde ihr Wappen verliehen (unter Rückgriff auf alte Gemeindesiegel).
Ab 1992 zeichnete sich allmählich auch ein politischer Wandel ab. Die SPÖ verlor ein Mandat an die ÖVP (10 : 9). 1997 wurde in direkter Wahl Otto Scheiber (ÖVP) zum Bürgermeister gewählt. Mit der FPÖ zog eine dritte Kraft in den Gemeinderat ein (2 Mandate). SPÖ - Vizebürgermeister wurde Manfred Sauerzapf, ab 2000 DI Gerhard Schmidl. 1995 wurde das Volksschulgebäude von der kath. Kirche gekauft, 2001 eine Turn- und Mehrzweckhalle angebaut.
2012 wurde DI Gerald Hüller wieder zum Bürgermeister gewählt. Im Gemeindarat hat die ÖVP 19, die FPÖ 2 Mandate. Die SPÖ hat es verabsäumt, rechtzeitig eine Liste zur Wahl einzubringen, ist daher im Gemeinderat nicht vertreten.
Wirtschaft
In früherer Zeit spielten die Mühlen von Marz eine wichtige Rolle. Um 1500 gab es zwei Mühlen (Khrautmilner und Fürsatz-Mühle), 1526 vier Mühlen .1828 bestanden drei Mühlen am Marzerbach (Ramhofer bei den Pflanzsteigen, Josef Lang Neumühle, Matthias Strauß Krautmühle). Davon blieben zwei bis ins 19. Jahrhundert erhalten: die Krautmühle (bei den Krautäckern), später Straußmühle, und die Neumühle, später Heroldmühle, an der Ortsgrenze zu Walbersdorf.
Im Dorf gab es die üblichen Handwerks- und Gewerbebetriebe. In der Zwischenkriegs- und ersten Nachkriegszeit betätigten sich viele Marzer als Marktfahrer. Daraus haben sich einige Handelsbetriebe entwickelt. Größere Gewerbebetriebe sind die auch heute noch bestehenden Familienbetriebe Elektro Buchinger, 1927 gegründet, und die 1924 gegründete Sodawassererzeugung Knöbl, die heute einen getränkehandel und eine Tennishalle betreibt. Ebenfalls alte Familienbetriebe sind die Gasthäuser - heute Hotels - Scheiber und Müllner.
1963 begann der Ausbau des Marzer Gewerbegebietes an der Bundesstraße 50 mit der Ansiedlung der Firma Zelfix (Ziegelproduktion), es folgte die Firma Wograndl, heute Kögl Fahrzeugbau, 1977 die international tätige Firma Yoshida (Reißverschlüsse), die beiden Tischlereien Köller und Schütz, die Firmen Wograndl, Posch (Steinmetz), Luftensteiner (Maschinenbau), Biribauer (Schlosserei, Metallbearbeitung, hat sich aus einer schon im 17. Jh. erwähnten Schmiede entwickelt), der Getränkehandel der Firma Knöbl und die Firma Werfring, die Transportbänder baut und heute 65 Arbeitsplätze anzubieten hat.