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Die Burg Lockenhaus, die kunstgeschichtlich interessanteste Burg des Landes und die einzige, die zumindest teilweise den Vorstellungen von einer "mittelalterlichen Ritterburg" entspricht, wurde erstmals 1242 urkundlich erwähnt. Im Kampf König Belas IV. von Ungarn und Herzog Friedrichs II. von Österreich wurde die Burg, die den Mongolensturm unversehrt überstanden hatte, von einem Torda, Sohn des Geur, im Auftrag Belas verteidigt. Die Burg kam in den Besitz des mächtigen Geschlechtes Csák. Noch vor 1270 gelangte die Burg in den Besitz der Güssinger. Demetrius Csák war mit einer Güssingerin verheiratet und überließ die Burg seinem Schwiegervater. Vorübergehend gelangte die Burg in den Besitz Premysl Ottokars. 1279, bei der Teilung der Güssinger Besitzungen, fiel Lockenhaus an Nikolaus. Im Jahre 1337 eroberte der Woiwode Stefan Láczkfi auf Befehl des ungarischen Königs die Burg, die König Karl I. Robert behielt und die Güssinger entschädigte.

1225, in einer Urkunde Andreas II., wird die Straße zwischen Oberloisdorf und Pilgersdorf als "via magna" erwähnt, 1280 als "strata publica". Die Verbindung von Kirchschlag über Pilgersdorf, Hochstraß, Oberloisdorf und Mannersdorf nach Güns hatte also große Bedeutung.

König Sigismund übergab die Burg 1390 den Kanizsai als Schenkung. Vorübergehend wurde sie von Herzog Wilhelm von Österreich erobert und einem gewissen Pergauer übergeben. 1409 war sie wieder im Besitz der Kanizsai.1459 waren Ladislaus und Nikolaus Kanizsai unter jenen Magnaten, die in Güssing Friedrich III. zum ungarischen König wählten. Nach der Schlacht von Körmend schlossen sie sich Matthias Corvinus an.

Am Besitz der Kanizsay änderte sich auch nichts, als König Maximilian I. 1490 die Burg eroberte. Sie schlossen sich nun dem Kaiser an. 1492 gehörte die Hälfte von Lockenhaus dem Georg Kanizsay, die andere Hälfte Ladislaus, Johann und Stephan Kanizsay. Im Teilungsvertrag von 1493 kam die ganze Herrschaft an die drei Büder, 1506 war sie wieder im Besitz von Georg und Johann, der Söhne Nikolaus II. von Kanizsay. Johann, auch seinen Untertanen gegenüber ein gewalttätiger Grundherr, wurde der Treuelosigkeit angeklagt, weil er ein Mitglied des königlichen Gerichtshofes von Zala in Lockenhaus gefangen hielt und grausam behandelte. Lockenhaus wurde unter anderen Gütern von König Ladislaus II. dem königlichen Mundschenk Michael Policz und seinem Bruder und Petrus Erdödy übertragen. 1515 war die Herrschaft wieder im Besitz der Kanizsay. Unter den beiden Türkenzügen von 1529 und 1532 dürfte die Herrschaft stark gelitten haben. Das Franziskanerkloster von Lockenhaus wurde vernichtet.

1558 gelangten Burg und Herrschaft Lockenhaus nach dem Aussterben der Kanizsai über deren Erbtochter Ursula an Thomas Nádasdy. Unter den Nadásdy wurde das untere, neue Schloss dazugebaut. 1605 wurde die Burg von den Bocskai - Rebellen vergeblich belagert. Unter den Nadasdy wurden die Pfarren der Herrschaft mit evangelischen Predigern, nach dem Religionsgespräch von Tschapring (Csepreg) 1591 mit Lutheranern, besetzt. Sarvar und Deutschkreutz wurden unter Thomas, Franz II. (der "Schwarze Beg") und Paul Nadásdy zu Zentren des westungarischen Protestantismus. Franz III. trat 1643 zum Katholizismus über und heiratete Anna Julia Esterhazy, die Tochter des Palatins Nikolaus Esterházy. Nach der Hinrichtung von Franz Nádasdy wegen dessen Beteiligung an der "Magnatenverschwörung" wurde die Herrschaft eingezogen, 1672 auf vier Jahre an Nikolaus Draskovich verpfändet und schließlich 1676 um 200 000 Gulden an Paul Esterházy verkauft. Noch im 16. Jahrhundert wurde unter Franz II. Nadásdy die ehemalige Klosterherrschaft Klostermarienberg eingegliedert. Damit war Lockenhaus eine der größten Herrschaften im westungarischen Raum. Deutschkreutz aber als eigenständige Herrschaft eingerichtet.1676, zum Zeitpunkt des Verkaufes an Paul I. Esterhazy, gehörten zur Herrschaft: Lockenhaus als Markt und Herrschaftsvorort, Piringsdorf, Pilgersdorf, Steinberg, Unterpullendorf, Bubendorf, Salmannsdorf, Langeck, Deutsch Gerisdorf, Steinbach, Rattersdorf, Liebing, Dörfl, teilweise Oberrabnitz, Hammer, Teich, Lebenbrunn, Kogl, Ober- und Unterkohlstätten, Hochstraß. Die Herrschaft Klostermarienberg wurde aufgelöst und die Dörfer Klostermarienberg, Mannersdorf, Unterloisdorf, Oberloisdorf, Strebersdorf, Kleinwarasdorf, Kroatisch Minihof, Karl und die (heute in Ungarn gelegenen Orte) Prössing (Peresznye), Siegersdorf (Horvátzsidány) und Bleigraben (Olmód) auf die Herrschaften Deutschkreutz (Kroatisch Minihof und Kleinwarasdorf) und Lockenhaus (alle übrigen Orte) aufgeteilt. Den Ort Klostermarienberg schenkte Paul Esterházy 1679 dem Zisterzienserstift Lilienfeld.

1721 zählten 28 Orte zur Herrschaft: Lockenhaus, Langeck, Ober- und Unterkohlstätten, Deutsch Gerisdorf, Salmannsdorf, Bubendorf, Pilgersdorf, Kogl, Lebenbrunn, Steinbach, Karl, Hochstraß, Piringsdorf, Teich, Hammer, Rattersdorf. Liebing, Mannersdorf, Unterloisdorf, Bleigraben, Dörfl, Steinberg, Oberloisdorf, Unterpullendorf, Prössing, Strebersdorf, Siegersdorf. Unterpullendorf war von 1677 bis 1754 ständig verpfändet und wurde 1754 von der Familie Somogy ausgelöst. Die Herrschaft Güns, die 1721 nur mehr 5 Orte umfasste, wurde zeitweise gemeinsam mit der Herrschaft Lockenhaus verwaltet. Erst 1736 wurde im Günser Schloss wieder eine selbständige Verwaltung eingerichtet. 1750 wurde Strebersdorf von Lockenhaus abgetrennt und an Güns angeschlossen. 1758 trat Fürst Paul II. Anton die beiden Dörfer Prössing und Siegersdorf an Graf Daniel Esterházy, der die beiden Dörfer schon im Pfandbesitz hatte, im Tausch gegen Anteile an der Herrschaft Csobánc ab.

Teile der Herrschaft waren immer wieder verpfändet. Um 1640 verpfändete Franz Nadásdy Pilgersdorf dem Baron Friedrich Speidl, der eine Adelskurie errichtete. 1649 verpachtete Nadasdy Speidl die Orte Kogl, Lebenbrunn, Steinbach, Gerisdorf, Bubendorf und Salmannsdorf, 1652 verpfändete er diese Orte um 10 000 Gulden. 1675 haben die Speidel-Erben die 6 Dörfer an Draskovich zurückgegeben. 1661 wurde Pilgersdorf dem Tobias Prainberger verpachtet. Dörfl war seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zusammen mit einem Teil Steinbergs meist verpfändet und bildete eine Kleinherrschaft und wurde 1763 rückgelöst. Bleigraben kam vor 1802 zur Herrschaft Güns.

Unterrabnitz und Schwendgraben waren teilweise im Esterhazy-Besitz und gehörten zur Herrschaft Landsee-Lackenbach. Ein anderer Teil der Orte gehörte dem Baron Inkey, der sie 1801 an Esterhazy verkaufte. Sie wurden der Herrschaft Lockenhaus angeschlossen. Um 1800 entstand eine neue Siedlungen: auf dem Hotter von Langeck Glashütten, wo sich eine herrschaftliche Glashütte befand. 1804 wurden die Orte Mannersdorf mit dem Tabor sowie Unterloisdorf zur Herrschaft Güns geschlagen (nur bis 1812), Großwarasdorf hingegen Lockenhaus angeschlossen.

1848 gehörten 25 Orte zur Herrschaft Lockenhaus: Hochstraß - Unterrabnitz - Schwendgraben - Karl - Piringsdorf - Dörfl - Steinberg - Oberloisdorf - Unterpullendorf - Lockenhaus - Langeck - das Prädium Hochbuchen (bei Oberkohlstätten) - Ober- und Unterkohlstätten - Hammer und Teich - Liebing - Rattersdorf - Glashütten - Salmannsdorf - Deutsch Gerisdorf - Bubendorf - Pilgersdorf - Kogl - Lebenbrunn - Steinbach.

So wie in den anderen Herrschaften Westungarns überwogen auch in Lockenhaus die Viertelsessionen. 1528 gab es in den 13 damals zur Herrschaft gehörenden Dörfern 75 halbe und 151 Viertel-Ansässigkeiten. 1608 waren 31 1/2 Viertelsessionen "nicht dienend", verlassen oder abgebrannt, eine Folge der Pest und der schweren Verwüstungen der Bocskai-Rebellion. 1639 gab es 111 1/2 Viertelsessionen und 47 Inquilini, also Söllner. 1661 betrug die Zahl der Ansässigkeiten 243 und 80 1/2 Inquilini. Die Angaben in den Urbaren schwanken stark, auch waren immer wieder ganze Dörfer und Herrschaftsteile verpfändet. Zur herrschaftlichen Eigenwirtschaft gehörte 1519 ein Praedium in Hochstrass- Unter Thomas Nadásdy bestanden Meierhöfe in Hochstrass, in Pilgersdorf und in Lockenhaus. Zu den Meierhöfen gehörten große Wiesen, in Rattersdorf - Liebing und damals auch noch in Lockenhaus Weingärten. Das Urbar von 1597 zählt ausgedehnte Rodungsäcker und -wiesen auf. 1661 wurden in Lockenhaus/Hochstrass 197 Joch Eigenfelder 61 Mähder Wiesen ausgewiesen. Teile des Hoflandes, etwa in Piringsdorf, waren verpachtet. In Dörfl hatte die Herrschaft ein Kastell, 5 Felder von 449 Joch, 102 Mähder Wiesen und 60 Hauer Weingärten, in Rattersdorf-Liebing 250 Hauer. In Oberpullendorf kaufte der letzte Nadasdy einen Edelhof, der 1670 als Gasthaus genutzt wurde. Die Viehzucht war in den Herrschaftsbetrieben offenbar wichtiger als der Ackerbau. 1533 wird von einem Stall unter dem Schloss für Kühe, Ochsen und Schweine berichtet, 1538 wurden 532 Schafe, 530 Lämmer und 52 Ziegen gehalten. 1553 wurde ein Teil des Nadásdy - Gestüts von Kapuvár nach Lockenhaus verlegt. Einer Abrechnung von 1657 kann man entnehmen, dass im Lockenhauser Meierhof hauptsächlich Schafe, Ziegen und Schweine gehalten wurden. Mitte des 16. Jahrhunderts wurden drei Teiche angelegt, 1558 kam ein weiterer Teich in Rattersdorf hinzu. Der große Teich zwischen dem Schloss und der Ortschaft Teich wurde durch einen Damm aufgestaut. Weingärten hatte die Herrschaft 1557 in Lockenhaus und in Rattersdorf. Der Lockenhauser Weingarten wurde lange Zeit nicht bearbeitet, 1557 aber wieder als "neu" bewirtschaftet. Die großen Weingärten hatte die Herrschaft in Deutschkreutz. 1661 gab es in Lockenhaus keine Weingärten mehr. 1668-1670 betrieb die Herrschaft in 8 Dörfern Wirtshäuser.

In wirtschaftlicher Hinsicht war die Herrschaft Lockenhaus neben der eher kargen Landwirtschaft und wenig Weinbau schon früh auf die Nutzung des Waldreichtums und der Bodenschätze ausgerichtet. Schon im 15. Jahrhundert gab es am Günsbach einen Eisenhammer, nach dem der Ort Hammer benannt ist. In Lockenhaus gab es eine Pulverstampfe, Ziegelofen, Brauerei, eine Papiermühle und eine Sägemühle. Die Papiermühle zwischen Hammer und Teich bestand schon 1755. Es wurde Schreib- und Konzeptpapier aus Hadern in Handarbeit geschöpft. Um 1864 wurde der Betrieb aufgelassen. Beim Meierhof in Lockenhaus bestand ein Bräuhaus, das Mitte des 19. Jahrhunderts aufgelassen wurde. Im Brauhaus wurde ein zweites herrschaftliches Gasthaus untergebracht und verpachtet.

Die Wälder und die Erzeugung von Holzwaren stellten in der gesamten Herrschaft einen überaus wichtigen Wirtschaftsfaktor dar. Der letzte Nadásdy allerdings versuchte, die Waldnutzung durch die Bauern stark einzuschränken. Nach seiner Verurteilung und Hinrichtung holten die Bauern, die Gunst der Stunde nutzend, viel Holz aus den Herrschaftswäldern, Der Verwalter Pavechich hatte keine Chance, dies zu unterbinden und wandte sich daher an die ungarische Kammer in Pressburg um Hilfe. Diese schickte einen Beamten. 1671 trat der Herrenstuhl unter dem Ödenburger Stuhlrichter zusammen. 77 Lockenhauser wurden angeklagt. Die Verteidigung machte geltend, dass es zwar einen Kontrakt mit der Herrschaft gäbe, dieser aber erzwungen worden sei, der Wald bis 1661 frei war und sie auf die Holznutzung angewiesen wären. Sie wurden trotzdem verurteilt. Auch in Piringsdorf, Hochstraß und Liebing kam es zu Anklagen. Gegen die Gerichtsurteile gab es, wie der Verwalter klagte, Widerstand. Zu Prozessen kam es auch wegen der Übertretung des Schankrechtes und Weinschmuggels.

Die Schindelerzeugung und die Herstellung von Weingartenstecken war wichtig. In Piringsdorf wurde Holzkohle erzeugt. Einige Orte waren auf bestimmte Holzwaren spezialisiert, die Günsecker etwa auf Holzrechen und die Bernsteiner auf Scheibtruhen. 1492 wird in Lockenhaus an der Güns bereits eine Sägemühle erwähnt. 1519 gab es in der Herrschaft vier Sägemühlen. 1661 war die viergängige Herrschaftsmühle auch Sägewerk. 1674 verpachtete Draskovich die Hofmühle.

1860 pachtete ein Konsortium die Wälder von Lockenhaus. Daran beteiligt war ein reicher Zuckerfabrikant aus Brünn und die Wiener Ledererfamilie Flesch. Sie bauten eine Dampfsägemühle und richteten eine Parkettfabrik in der Burg ein. Angeblich waren 50 bis 100 Tischlergesellen beschäftigt. Die Übernutzung der Wälder bewog die Herrschaft schließlich, den Pachtvertrag zu kündigen. Allerdings dürfte auch die Herrschaft zu viel Holz geschlagen haben, besonders nach der Vergrößerung der Dampfsäge 1907. 1927/28 wurde eine Schmalspurbahn zum Holztransport nach Glashütten gebaut. 1924 errichtete der Pächter der Herrschaftsmühle Johann Braun bei Teich seine Möbelfabrik.

In der Herrschaft gab es zahlreiche Mühlen. 1559 wurde in Lockenhaus eine Herrschaftsmühle gebaut, 1597 dreigängig aus Steinen neu errichtet. In Hammer gab es ebenfalls eine kleine Mühle und Säge, in Pilgersdorf eine dreigängige Mühle, in Geriesdorf sogar zwei dreigängige Mühlen. Mühlen bestanden auch in Piringsdorf und Langeck. In Pilgersdorf gab es auch eine Pulverstampf und 1661 wurde auch die Rattersdorfer Herrschaftsmühle zu einer Pulverstampf umgebaut. Im 19. Jahrhundert wurden die meisten Herrschaftsmühlen verkauft. Die Lockenhauser Herrschaftsmühle wurde noch vor dem 1. Weltkrieg vergrößert und modernisiert.

Auch das Textilgewerbe blühte am Sitz der Herrschaft. (siehe Ortsartikel Lockenhaus. Dort eine ausführliche Beschreibung der Tuchmacherei). Eine Glashütte bestand bei Langeck (Ortsname Glashütten). Bedeutend war die Steinmetzenzunft von Lockenhaus. Der Markt von Lockenhaus war ein typischer Handwerkermarkt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts spielten die Juden als Kaufleute eine wichtige Rolle (siehe Artikel Lockenhaus).

Die wichtigsten Straßen der Herrschaft waren die Nord- Süd - Verbindung Steinamanger - Güns - Ödenburg, die alte Römerstraße, die "via magna" von Güns über Hochstraß nach Pilgersdorf und Kirchschlag. 1596 wurde der Weg von Lockenhaus nach Bernstein als "Raittweg oder Postweg erwähnt, 1790 war diese "Handelsstraße" in einem schlechten Zustand. Im ausgehenden 19. Jahrhundert wurden die Straßen um Lockenhaus vernachlässigt. Auch nach dem Anschluss an Österreich waren die Verkehrsverhältnisse prekär. 1927/28 wurde die Straße von Lockenhaus nach Liebing Landesstraße, 1933 die Verbindung Kirchschlag-Lockenhaus Bundesstraße. 1935 wurde die Straße über den Geschriebenstein nach Rechnitz gebaut.

 1836 stiftete Graf Draskovich das Lockenhauser Armenhaus für 12 Personen. Um die Krankenversorgung der Herrschaft war es lange Zeit schlecht bestellt. 1703 wurde Johann Gensel als Komitatsphysikus in Ödenburg und Eisenburg eingesetzt. Er war auch Hausarzt der Esterházy. Die Stadt Güns stellte Franz Wallner als Arzt an. Dort gab es seit 1711 auch eine öffentliche Apotheke. Die Augustiner hatten spätestens 1707 in Lockenhaus eine Apotheke. In nahezu allen Dörfern gab es Hebammen. Seit 1800 war in Lockenhaus ein Chirurgus oder Wundarzt tätig. Erst ab 1903 gab es auch eine öffentliche Apotheke. Seit 1833 bestand das Krankenhaus in Güns, 1829 in Steinamanger. 1924 wurde das Oberpullendorfer Bezirkskrankenhaus eröffnet,
 

Die Burg
Der ältere Teil der Burg Lockenhaus stammt aus dem Mittelalter. Dazu gehören der Bergfrit und der Kapellenturm mit frühgotischen Fenstern. In der Kapelle sind noch Reste von Fresken aus dem 13. Jahrhundert erhalten. Der Palas hat im Erdgeschoss eine große, leicht gekrümmte Halle mit Kreuzrippengewölbe. Das tiefer gelegene "äußere Schloss" wurde im 17. Jahrhundert von Franz Nádasdy errichtet. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Burg nicht mehr bewohnt und verfiel immer mehr. Es diente "allerhand Gesindel, Bettler, Zigeuner als Unterschlupf" (Schermann, S. 35). In den 1860er Jahren pachtete ein Konsortium die fürstlichen Waldungen und richtete in der Burg eine Parkett-Fabrik ein. Zumindest ein Teil der Burg wurde bewohnbar gemacht. Später wurde die neue Burg gründlich renoviert und als Museum eingerichtet. Die Ruinen der alten Burg, besonders den größeren fünfeckigen Turm und den "Rittersaal", ließ Fürst Nikolaus Esterhazy teilweise durch den Architekten Stephan Möller aus Budapest und den Ödenburger Steinmetzen Hild restaurieren, dann aber die kostspieligen Arbeiten einstellen. Der Kapellenturm wurde 1935 neu gedeckt.
 

Kirche und Klöster
Das Lockenhauser Franziskanerkloster wurde 1316 von den Güssingern erbaut. Das Kloster brannte 1337 ab. Wahrscheinlich wurde es 1532 während der Belagerung von Güns von den Türken zerstört. In der Reformationszeit bestand das Kloster nicht mehr. Ungewiss ist, ob die Franziskaner auch die Seelsorge betrieben. 1428 wird die Pfarre urkundlich erwähnt.

Nach der Konversion Thomas Nadasdys zum Luthertum wurden wahrscheinlich auch in Lockenhaus und in den übrigen Pfarren der Herrschaft evangelische Pfarrer eingesetzt. Deren Name ist jedoch unbekannt. 1586 erbat Franz Nadasdy von Gregor Stansith einen Seelsorger für Lockenhaus. Der erste namentlich bekannte Pfarrer war Alger Johann, der 1596 die Augsburger Konfession unterschrieb. Nach Rittsteuer war er auch in Pilgersdorf tätig. Später kam er nach Ritzing, wo er anlässlich einer Visitation den Bischof von Raab und Gran als sein "geistliches Haupt" anerkannte. Markus Ott aus der Pfalz, der 1608 die Concordienformel unterschrieb, war ebenfalls Pfarrer. 1612 war der gelehrte Magister Meinhard Unger Pfarrer, 1613 war Johann Kerts, ein Siebenbürger Sachse, Prädikant, 1637 Theodor Vogel. In den anderen Pfarren der Herrschaft wirkten ebenfalls bedeutende evangelische Prediger, in Pilgersdorf etwa nach Pyrus Benedikt (1596) und Altenmarkter Veit (1597/98), Kappelmann Mattthias (1600), Summerauer Johann (1610) und Gerber Gregor (1617) schließlich Wolfgang Lang, der - in Wittenberg ordiniert - mehrere Pfarrstellen in Österreich innehatte. Als Pfarrer von Rechnitz zum Senior gewählt, verweigerte er auf mehreren Synoden ein Zusammengehen mit den Kalvinisten. 1652 nahm Bischof Musay eine Visitation vor, in der auch die Augustinermönche von Lockenhaus und aus Österreich geflüchtete Adelige teilnahmen. Wolfgang Lanf war damals Pfarrer von Pilgersdorf. In Piringsdorf wirkten nach Trost Johann Vibegius (1655-57). Anton Laymar 81658) und Andreas Graumann (1659). 1660 wurde er durch den Lockenhauser Richter im Auftrag Nadasdys vertrieben. Der Richter drang mit Hilfe von Bewaffneten in die Kirche ein und ließ Altar, Kanzel und Bänke zusammenschlagen. Sowohl in Pilgersdorf wie in Piringsdorf sind auch evangelische Lehrer belegt (Greiner Johann, 1652, ein gebürtiger Nürnberger, und Maurer Georg, ebenfalls 1652). Steinberg hatte von 1591 an nachweislich evangelische Pfarrer, zunächst Pythyraeus Gregor von 1591 bis 1596, der später vom Grundherrn nach Deutschreutz berufen wurde, Adam Metzler, der aus Eisleben stammte, Opsner Khristoph , Johann Heinrich, Johann Holler, Nikolaus Ziegler und Kristoph Lang bis 1660. Er war auch Pfarrer von Oberloisdorf. Zu Pfingsten 1660 wurden ihm von den Leuten Nadasdys und dem Lockenhauser Propst die Kirchenschlüssel abgenommen. Er bekam in seiner Heimatgemeinde Rust eine Anstellung als Lehrer. Auch in Steinebrg ist 1652 mit Andreas Laurer ein evangelischer Lehrer erwähnt.

1637 konvertierte Franz III. Nadásdy, die Rekatholisierung begann. Sie sollte sich über viele Jahre hinziehen. 1646 untersuchte eine königliche Kommission die konfessionellen Verhältnisse in Lockenhaus. Den Lockenhauser Lutheranern wurde befohlen, die Kirche mit all ihren Gütern an die Katholiken zurückzugeben. Diese willigten ein, dass in ihrer Kirche wie bisher auch weiterhin beide Konfessionen Gottesdienst halten durften. In den Jahren 1647 bis 1649 dürfte der Streit zwischen der evangelischen Mehrheit und den wenigen Katholiken einen Höhepunkt erreicht haben. Letzter evangelischer Pfarrer in Lockenhaus war wahrscheinlich Georg Sculteti. 1647 wurde von den Evangelischen Heinrich Trost nach Lockenhaus bzw. Piringsdorf berufen, eine bedeutende Pfarrerpersönlichkeit. Trost stammte aus Jena in Thüringen. Er wurde durch die gräfliche Familie Thurzó als Pfarrer von Lockenhaus empfohlen. 1647 wurde er auf der Synode zu St. Georgen bei Eisenstadt zum Pfarrer ordiniert. Anlässlich einer 1652 durch Bischof Musay vorgenommenen Kirchenvisitation war Trost Pfarrer in Piringsdorf, Lockenhaus war Filiale. Dies dürfte der Hintergrund der Beschwerden aus Lockenhaus gewesen sein, dass die Piringsdorfer den Katholiken ihre Kirche in Lockenhaus weggenommen hätten (Aegid Schermann, Geschichte von Lockenhaus, S. 132 f.) Die St. Ladislaus - Kirche in Lockenhaus war also anscheinend noch in den Händen der Protestanten. Am Reichstag von 1649 beschwerten sich die Evangelischen, dass der Grundherr ihnen ihre zugesicherte Kirche weggenommen hätte. Ihren Pfarrer könnten sie nur in Piringsdorf in einer Hütte erhalten. Außerdem würden sie von den Verwaltern verfolgt, auf Befehl des Oberverwalters Georg Réczey. 1655 gab es auf dem Reichstag erneut Beschwerden: Der Pfarrhof von Lockenhaus mit seinen Einkünften, den die königlichen Kommissionen zweimal den Lutheranern zugesprochen hätte, würde diesen vorenthalten und die Evangelischen wären Drohungen und Verfolgungen ausgesetzt. 1658 berief Ödenburg Heinrich Trost für die Stadtdörfer Agendorf - Wandorf-Loipersbach als Pfarrer, wo er bis 1663 wirkte. 1664 war er Spitalspfarrer in Ödenburg. Nach der Vertreibung 1664 wurde er bei einer Trauung festgenommen. Nach einer abenteuerlichen Flucht - mit Hilfe eines Ödenburger Kaufmannes zunächst nach Wr. Neustadt, wo er sich monatelang verborgen hielt, konnte er sich schließlich nach Jena durchschlagen. Als stellenloser Exulant hielt er einen Vortrag über seine Erlebnisse in Ungarn und bekam schließlich vom Herzog von Sachsen eine Pfarrstelle. Erster katholischer Pfarrer von Lockenhaus war ein Anton Mangoni.

1655 ließ Franz Nádasdy, der katholisch geworden war, ein Augustiner-Eremitenkloster errichten. Ihnen gelang es in langer, keineswegs problemloser Arbeit, die Herrschaft weitgehend zu rekatholisieren, wenn man von den Besitzern der Freihäuser in Pilgersdorf absieht. Besonders hartnäckige Protestanten sollen die Piringsdorfer gewesen sein. Laut Visitationsprotokoll des Stephan Kazó von Eisenburg (Vasvar) war die Bevölkerung der fünf Lockenhauser Pfarren am Ende des 17. Jahrhunderts wieder ganz katholisch. 1731 führte Kardinal Sinzendorf eine Visitation durch. Der Bericht zeigt, dass es noch manche Probleme gab: "Das Volk ist zwar katholisch, aber sein Benehmen gegen die Ordensleute ist weniger gut ... Der Besuch des Gottesdienstes ist sehr lau, besonders bei der Christenlehre und noch mehr bei der Predigt ...Bei den Männern ist keine Frömmigkeit, kein Eifer; die ausgelassene Jugend ist hartnäckig und meidet die Kirche." (Aegid Schermann, Geschichte von Lockenhaus, S. 185).

Der Baumeister des Klosters wie auch der schönen barocken Pfarrkirche war der Komaske Pietro Orsolino. Der westliche Flügel des Klosters wurde erst 1720, unter den Esterhazy, erbaut. 1656 wird Caesar Syrott als erster Prior mit zwei Priestern und einem Laienbruder nach Lockenhaus geschickt. Sie vertrieben den evangelischen Prediger und ließen sich zunächst bis zur Fertigstellung des Klosterbaues im Pfarrhof nieder. Laut Visitationsprotokoll gab es damals in der Pfarre nur 16 Katholiken. 1820 wurde das Kloster aufgelöst, das Gebäude diente als Pfarrhof und als Wohnschloss. Das Augustinerkloster verfügte über beträchtlichen Grundbesitz. Nadasdy stattete das Kloster mit einer jährlichen Zuwendung von 1200 Gulden, mit 30 Joch Feldern, der Mühle in Langeck und mehreren Weingärten in Rattersdorf aus. Auch in Deutschkreutz hatte das Kloster Weingärten. Auch in Nebersdorf hatten die Mönche Besitzungen und vorübergehend auch einige Sessionen und Söllner in Oberpullendorf. Die Augustiner versorgten die Pfarre Lockenhaus und vier weitere Pfarreien. Die Seelsorger mussten aber weiterhin im Kloster leben. Nur im Falle des weiter entfernten Steinberg wurde eine Ausnahme gemacht. Dort starben aber in relativ kurzer Zeit drei junge, vom Kloster entsandte Seelsorger. Man vermutete angeblich im Kloster, dass sie von den dortigen fanatischen Protestanten vergiftet wurden. So weigerte sich der Prior, einen weiteren Pfarrer zu entsenden. Das Recht auf die Pfarren Steinberg und Nebersdorf behauptete das Kloster aber auch weiterhin. Der Lockenhauser Konvent bestand aus etwa 6 bis 11 Priester und einigen Laienbrüdern. Die angeblich wertvolle Bibliothek wurde nach Auflösung des Klosters verschleudert. Die Klosteraufhebungen durch Josef II. betraf auch die ungarischen Augustiner-Eremiten, in Lockenhaus durften sie aber bleiben, wahrscheinlich wegen ihrer seelsorgerischen Arbeit. Die Zustände dürften in den letzten Jahrzehnten eher triste gewesen sein. Der Nachwuchs fehlte, der Konvent wurde immer kleiner, zwei Administratoren mussten versetzt werden, einer wegen Trunksucht. Es kam zu Konflikten mit der Gemeinde und auch mit dem Bischof. Prior Auer etwa war ein Gegner der Wallfahrten nach Mariazell. 1817 lebten nur mehr drei Mönche in Lockenhaus. Andere Orden weigerten sich, das Kloster zu übernehmen. Erst 1820 wurde der Konvent aufgelöst. Die Pfarre Lockenhaus sollte durch einen Weltpriester und zwei Kapläne betreut werden. Die noch lebenden Mönche erhielten eine Pension. Die 4370 Hochämter und 11 675 stillen Messen wurden durch wenige Messen ersetzt, die Messstiftungen für verfallen erklärt. Fürst Esterhazy übernahm das Patronat über die fünf Pfarren Lockenhaus, Rattersdorf, Piringsdorf, Pilgersdorf und Kohlstetten. Er erhielt aus dem Klostervermögen 24 000 Gulden, musste dafür aber die Seelsorger der fünf Pfarren erhalten. Die Klostergebäude gingen in fürstlichen Besitz über. Die ersten Weltpriester waren Paul Hafner (1820 bis 1845) und Georg Streit (1845 bis 1874).Julius Bertalanffy (1874 - 1905) aus einer Steinamangerer Buchdruckerfamilie wahr sehr gelehrt und widmete sich dem Ausbau des Schulwesens. Ein neuer Pfarrhof wurde gebaut, die Kirche renoviert. Matthias Heiss, aus Dörfl gebürtig, war ein überaus tatkräftiger Pfarrer, aber auch rechthaberisch und autoritär. In der Zeit der Räterepublik wurde er für einige Tage verhaftet.

Der Grundstein für die prächtige Barockkirche wurde 1656 gelegt, 1669 wurde sie geweiht. Baumeister war Pietro Orsolini aus Siena, der später auch das Jesuitenkolleg in Güns baute. Unter der Kirche befindet sich die Gruft der Nadasdy, die sich früher unter der Schlosskapelle befand. In der Gruft sind neben den Nadasdy auch Angehörige der Familie Draskovich bestattet.

Zu Lockenhaus gehörten Hochstraß, Langeck und Piringsdorf als alte Filialen.Hammerteich und die Kohlstetten werden erst 1597 erwähnt, Glashütten 1697. Piringsdorf war wahrscheinlich schon in vorreformatorischer Zeit eine Pfarre. Die Evangelischen hatten 1660 eine eigene Kirche. 1745 erhielt die Gemeinde eine katholische Kirche. Ab 1750 ging ein Lockenhauser Pater jeden Sonn- und Feiertag nach Piringsdorf, 1752 wurde im Ort ein Lokalkaplan eingesetzt. 1820 wurde Piringsdorf selbständige Pfarre. Erster Pfarrer war Georg Fink. In Oberkohlstätten wurde1749 eine Kirche eingeweiht. 1790 wurde eine eigene Pfarre für Ober- und Unterkohlstätten eingerichtet, der auch Glashütten angeschlossen wurde.

1874 gründete Maria Esterházy, geborene Trautmannsdorf, aus Dankbarkeit für die Genesung ihres Sohnes ein Kloster der Barmherzigen Schwestern. Drei Schwestern sollten für die Erziehung und den Unterricht in Handarbeit der Mädchen aus Lockenhaus und Umgebung sorgen, damit diese "gute Töchter, fromme, fleißige und verständige Hausfrauen" würden. Sie wurden im ehemaligen Kastnerhaus untergebracht und dort eine Hauskapelle eingerichtet. Die Schwestern übernahmen den Kindergarten und auch die Mädchenschule in zwei Klassen. 1919 kam es zu Unstimmigkeiten mit Pfarrer Heiss, die Schwestern verließen Lockenhaus 1920. Ihre Stelle nahmen die Schwestern vom göttlichen Erlöser in Ödenburg ein.

 

 

 

 

Grafik / Karte

lockenhaus herrsch 
Komitat Ödenburg (Sopron) - Herrschaft Lockenhaus.

 

lockenhaus1812 1848
Komitat Ödenburg (Sopron) - Herrschaft Lockenahus 1812-1848.

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Quellen

  • H.Prickler, Burgen und Schlösser Burgenland. 2.Aufl. Birken - Verlag Wien
  • Aegid Schermann, Geschichte von Lockenhaus. Pannonhalma 1936
 
 

  

 




 
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