Ladislaus Edmund Almásy
Dank zahlreicher Expeditionen in Wüstenregionen sowie Geschäftsreisen nach Ägypten wurde er zu einem Kenner der östlichen Sahara. Als Offizier der Wehrmacht in der Division Brandenburg schleuste er im Auftrag der deutschen Abwehr u. a. Spione durch die Wüste nach Ägypten.
Almásy war der Sohn des berühmten Asienforschers, Ethnologen und Zoologen DDr. Georg Almásy. Er besuchte das Gymnasium in Güns, ging dann zu Sprachstudien nach England. Von 1911 bis 1914 lebte er in Eastbourne.
Im Ersten Weltkrieg rückte er in das Husarenregiment Nr. 11 ein. Er wurde zum Piloten ausgebildet. Er nahm das Amt eines Privatsekretärs beim Bischof von Steinamanger Mikes an. Mit der Machtergreifung der Kommunisten unter Bela Kun musste er nach Österreich fliehen, wo er sich dem "Feldbacher Lager" des Oberst Lehar anschloss. Er war an der Zerschlagung der Räteherrschaft beteiligt und wirkte als Kraftfahrreferent der weißen Truppen. Als Legitimist war er an beiden Restaurationsversuchen König Karls beteiligt und musste deshalb aus dem Militärdienst ausschieden. König Karl erhob ihn in den Grafenstand. In Ungarn durfte er diesen Titel freilich nicht führen. In der Frage des Anschlusses Deutschwestungarns an Österreich war er ein leidenschaftlicher Verfechter eines Verbleibes bei Ungarn.
1921 wurde Almásy internationaler Beauftragter des ungarischen Pfadfinderverbands. Er kehrte nach England zurück, wo er am Eastbourne Technical Institute von November 1921 bis Juni 1922 studierte. Hier war er auch Mitglied im Eastbourne Flying Club.
Almásy übernahm die Generalvertretung für die österreichischen Steyr Automobile in Steinamanger und gewann für Steyr mehrere Autorennen. In dieser Zeit organisierte er Jagdreisen für Europäer im Königreich Ägypten. 1926 entwickelte Steyr ein neues, wüstentaugliches Auto, das Almasy 1926 testete. Er uhr von Assuan aus durch die nubische Wüste bis Kahrtum und von dort weit nach Süden in den Sudan. Er wählte dabei Strecken, die noch nie von einem Auto befahren worden waren. In den folgenden Jahren kehrte er zu Jagdexpeditionen nach Ägypten zurück. 1929 unternahm er eine Wüstenexpedition mit zwei Steyr- Lastkraftwagen. 1929 durchquerte er von Mombasa aus Kenia, Tanganyka, Uganda und den Sudan. Nachdem die Steyr-Werke ihre Pläne in Ägypten nicht verwirklichen konnten kündigte Almasy und blieb als Privatunternehmer in Ägypten. Er gründete eine Fliegerschule. 1931 und 1932 unternahm er kombinierte Flugzeug- und Autoexpeditionen in das unzugängliche Grenzgebiet von Ägypten, Libyen und dem Sudan. Er kartographierte das Gilf-el Kebir Gebirge, zusammen mit Graf Ferdinand Zichy und machte machte sich mit dem Briten Sir Robert Clayton auf, das legendäre Zerzura, die „Oase der Vögel“, zu suchen. Die Expedition wurde vom ägyptischen Prinzen Kemal el Din finanziert, der 1921 für das US-amerikanische National Geographic Magazine einen Beitrag über Gilf el-Kebir verfasst hatte. Die Expedition entdeckte prähistorische Felszeichnungen wie etwa die Höhle der Schwimmer in Uwainat. Im Stamm der Magyarab in Nubien glaubte er die Nachkommen ungarischer Soldaten im Dienst der Osmanen gefunden zu haben.
Zusammen mit Graf Pál Teleki organisierte Almásy 1933 die Vorbereitung des 4. World Scout Jamboree im ungarischen Gödöllő bei Budapest, bei dem er dem Gründer Robert Baden-Powell die "Air Scouts" präsentierte.
Almásy erhielt von den Beduinen den Namen Abu Ramla‚ Vater der Sande. Seine Bücher machten ihn in ganz Europa populär. " Az ismeretlen Szahara", das 1934 in Budapest erstmals veröffentlicht wurde und das er in deutscher Sprache unter dem Titel "Unbekannte Sahara. Mit Flugzeug und Automobil in der Libyschen Wüste" geschrieben hatte, wurde 1939 bei Brockhaus Leipzig veröffentlicht.
Während des italienischen Kriegs gegen Abessinien soll Almásy dem Generalgouverneur von Italienisch - Nordafrika, Marschall Italo Balbo, 1935 mit nachrichtendienstlichen Informationen gedient haben, indem er die Machbarkeit eines italienischen Vorstoßes in den Sudan und nach Ägypten untersuchte. Später organisierte Almásy Expeditionen mit den deutschen Ethnologen Leo Frobenius und Hans Rhotert. Auf dem Flugplatz Al Maza in Ägypten arbeitete er als Fluglehrer.
Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verdächtigten ihn die Briten als Spion der Italiener verdächtigten. Er musste nach Ungarn zurückkehren. Die deutsche Wehrmacht engagierte Almásy. Er wurde als Hauptmann in die Luftwaffe übernommen und dem Afrika-Korps zugeteilt. 1941 und 1942 nutzte diese unter dem Kommando Erwin Rommels stehende Truppe seine Wüstenerfahrung. Als Major der Division "Brandenburg zur besonderen Verwendung 800" leitete er mehrere geheime Unternehmungen, etwa im April/Mai 1942 die Aktion "Salaam" mit dem Ziel, Kontakte zum ägyptischen Genralstabschef El Masri Pascha und den Offizieren Abdel Nasser und Anwar el Sadat herzustellen. Nach dem Ende des Afrikafeldzuges arbeitete er von der Türkei aus an der Vo0rbereitung eines Aufstandes in Ägypten.
Nach dem Krieg wurde Almasy in Ungarn festgenommen und kam in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Nach der kommunistischen Machtübernahme in Ungarn wurde Almásy vor dem Volksgericht angeklagt, jedoch frei gesprochen. Er verließ Ungarn, angeblich mit Hilfe des britischen Geheimdienstes. Er ging wieder nach Ägypten und war dort am Aufbau des Flugwesens beteiligt. Er sollte die Leitung des neuen Wüstenforschungsinstitutes übernehmen, erkrankte jedoch schwer. Zur Behandlung begab er sich nach Salzburg, wo er starb und begraben wurde.
Der Film "Der englische Patient" machte Almásy erneut bekannt. Der Film hat jedoch mit seinem tatsächlichen Leben nur wenig zu tun.
Daten* 22.08.1895 in Bernstein
Entdecker, Saharaforscher, Pilot
|