Urgeschichte
Aus der Jungsteinzeit - Linearbandkeramische Kultur und Bemaltkeramische Kultur - sind zwei kleine Siedlungen in der Nähe des Raidingbaches und des Sportplatzes nachgewiesen. Aus der Zeit der Badener Kultur wurden Kleinfunde zwischen Schule und Raidingbach gemacht. Aus der späten Bronzezeit, der Urnenfelderkultur, stammen eine Lanzenspitze und zahlreiche Tongewichte für Webstühle, gefunden beim Sägewerk Linzer. Einige schöne Exemplare werden im Landesmuseum aufbewahrt. Auf die blühende "Eisenindustrie" der Hallstatt- und der Latènezeit weisen auch in Großwarasdorf zahlreiche Funde hin, besonders im Djelawald in Richtung Langenthal: Pingen, Eisenverhüttungsplätze, Schlacken ...
Aus der Römerzeit stammt ein Schmiedeamboss und ein eisernes Sensenblatt. Ein römisches Landhaus, eine villa rustica, lag in der Ried "Unterm Bach".
Ein mittelalterlicher Siedlungsplatz aus dem 13. und 14. Jahrhundert lag etwas südlich des heutigen Ortes. Der Name der Wüstung ist nicht bekannt. Im 19. Jahrhundert wurde ein Münzschatz mit 2152 Münzen gefunden. Leider sind davon nur mehr 91 Münzen im Münzkabinett des Ungarischen Nationalmuseums erhalten.
Mittelalter
Großwarasdorf (Boran, Szabadbáránd, Nagybárom, Magyarbárom, Borintof). Großwarasdorf und Kleinwarasdorf trugen im Hochmittelalter den gleichen Namen Baran. Dieser ist auf einen slawischen Personennamen zurückzuführen. Später erhielt Großwarasdorf den Namen Magyarbárán (Ungarisch Warasdorf) und war adeliger Besitz, das dem Kloster Marienberg zugehörige Kleinwarasdorf erhielt den Namen Nemethbárán (Deutsch - Warasdorf). In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde das Hottergebiet anscheinend geteilt. In der Urkunde von 1190 waren Zobotbárán (Großwarasdorf) und Baran (Kleinwarasdorf) bereits getrennt. Kleinwarasdorf gehörte zum Kloster Marienberg. In der Grenzbeschreibungsurkunde des Klosters Marienberg von 1225 wird Großwarasdorf als an den Besitz Klostermarienbergs grenzend erwähnt, namentlich wird aber kein Besitzer von Großwarasdorf angegeben.. Man kann aber die Söhne eines Buce ("preter filos Buce ") als wahrscheinliche Besitzer annehmen.
1229 bestätigt Bela IV. dem Posa, Sohn des Botus aus dem Geschlecht der Szak den Besitz der Dörfer Warasdorf, Nebersdorf, Lackenbach, Zelusbic, Ratchu und des Dorfes neben der Burg Kobersdorf sowie des Dorfes Weppersdorf (Wepur). Die Familie Posa-Szak wird 1222 das erste Mal mit Besitz im Komitat Ödenburg genannt, als König Andreas II. dem Posa vor allem für seine Verdienste in Griechenland die Besitzungen Weppersdorf und Lackenbach, die er von Graf Nikolaus, dem Sohn des Borz, eingetauscht hatte, schenkte. Ein Jahr später, 1223, wird er in der Zeugenreihe einer Urkunde des Gespan Nikolaus von Ödenburg als "Posa comes de Baran" genannt. 1263 wird in der Grenzbeschreibung des Komitats Lutzmannsburg als Nachbar unter anderen "Albertus, filius Nicolai Pousa de Boran et Zuda" erwähnt.
Der Konutbach bildete gegenüber Großwarasdorf die Grenze des Komitats Lutzmannsburg.
Im Jahr 1265 kaufte Johann I., Abt von Klostermarienberg, mit Zustimmung des Konvents von einem gewissen Iwan von Warasdorf um 20 Mark eine an die Abtei grenzende Liegenschaft und begann so den Besitz der Abtei abzurunden. Dieser Iwan von Warasdorf ist nach Meinung Toblers mit dem 1263 erwähnten Pousa de Boran beziehungsweise mit dem 1267 bis l269 genannten "Pouse comes de Boron" gleichzusetzen.
Wahrscheinlich war diese Familie Buce, Pousa, Pouse bereits vor 1225 im Besitz von Großwarasdorf. Mit dem 1263 als Boran beziehungsweise 1264 und 1265 genannten Boron ist auf jeden Fall Großwarasdorf gemeint, da sich ja Kleinwarasdorf im Besitz des Klosters Marienberg befand. Das Geschlecht der Szak dürfte bis zu dieser Zeit im Besitz von Großwarasdorf gewesen sein. Später kam es durch Erbteilung wahrscheinlich zu einer Zersplitterung.
1281 werden Groß- und Kleinwarasdorf in einer Vergleichsurkunde zwischen dem Palatin Johannes von Güssing einerseits und den Söhnen des Banus Csak und anderen Adeligen über die Liegenschaften Klein-Andrä und Pamhagen, in welcher Iwan auf seine Ansprüchen auf die Liegenschaften gegen Überlassung von Kleinwarasdorf und einen Waldanteil in Großwarasdorf verzichtet, bereits getrennt erwähnt: "Nemethboron vocatam" (Kleinwarasdorf). "cum tertia parte Mogorboran nomitate" (Großwarasdorf). Die Güssinger kamen jedenfalls so auf dem Tauschweg zu einem Waldanteil in Großwarasdorf.
Nach 1281 fehlt über hundert Jahre jede Nachricht über Großwarasdorf. 1392, als die Herrschaft Güns in das Eigentum der Familie Gara kommt, ist Großwarasdorf noch nicht unter den zur Burg und Herrschaft gehörenden Dörfern.1414 erhebt Stephan Kanizsai vor dem Kapitel von Eisenburg in seinem sowie im Namen seines Sohnes Ladislaus und seines Neffen Johann dagegen Einspruch, dass ein gewisser Chuz Ludbregh und dessen Enkel Johann die Besitzungen Baran und Porladon einnehmen und Palatin Nikolaus Szecsi diese erobern dürfe: "Baran et Ladon vocatarum". 1427 befand sich Großwarasdorf weiter im Besitz des Stephan Kanizsai und dessen Sohn Ladislaus. Im gleichen Jahr übergeben die Besitzer die Hälfte, und zwar den südlichen Teil mit allen Äckern, bebauten und unbebauten Wäldern, Hainen, Wiesen, Grasflächen, Gewässern und allem was sonst dazugehört, dem Johann Polony, "aliter Jano dicto", sowie dessen Gemahlin Johanna und deren Erben und Nachkommen, wegen dessen Verdienste und wegen der Erlegung von 150 fl. reinen Goldes, aber gegen das Wiederkaufsrecht. 1439 war dann der Ort im Besitz der Familie Ludbregh (Ludbrecht). 1441, als die Gara die Herrschaft Güns verloren und diese von König Wladislaw I. Simon de Pälöcz und Michael Orszäg de Guth übergeben wurde, befand sich Großwarasdorf noch nicht unter den zur Herrschaft Güns gehörenden Dörfern.
1446 meldet der Konvent von Csorna, dass, als er den Protonotar des Richters der königlichen Kurie, Clement Tarpan de Haraszt, in den Besitz Magyarbárán (Großwarasdorf) einführen wollte, die Kastellane von Güns des Kaisers Friedrich III. dagegen Einspruch erhoben hätten. Wahrscheinlich gehörte Großwarasdorf damals doch schon - wenigstens mit Teilen - zur Herrschaft Güns.
1451 im Mitterndorfer Urbar scheint Großwarasdorf unter den Dörfern der Herrschaft Güns zwar auf, jedoch mit folgender Bemerkung: "Ungerisch Warestorf: das dorf gehert auch nicht zu Günnß (wie Frankenau), wan der Mitterndorfer hat das dartzue genöt". Danach folgt ebenso wie bei Frankenau eine genaue Aufzählung aller Abgaben und Dienste, die das Dorf der Herrschaft Güns zu erbringen hatte. Wahrscheinlich war hier derselbe Fall eingetreten wie schon bei dem Dorf Frankenau, dass nämlich das Dorf rein rechtlich zwar noch nicht als Untertanendorf zur Herrschaft Güns gehörte, Bernhard Mitterndorfer dieses aber zur Abgabenleistung an die Herrschaft gezwungen hatte.
Um 1459 ging Großwarasdorf aber anscheinend in das Eigentum des Benedikt Niczky über. Der Verständigungsfriede zwischen Kaiser Friedrich III. und Matthias Corvinus von Ödenburg (1463) setzte die Zugehörigkeit der Herrschaft Güns zu den kaiserlichen Erblanden fest. Die Herren von Niczk blieben Matthias Corvinus treu, was Streitigkeiten mit den Kastellanen von Güns über den Besitz von Großwarasdorf nach sich zog. Benedikt Niczky war mit Matthias Corvinus befreundet und erhielt von ihm vor allem im Krieg gegen Kaiser Friedrich viele Begünstigungen. 1464 schenkt König Matthias dem Benedikt Niczky und dem Benedikt de Thelekes, Notar des Bischofs Johann von Fünfkirchen, den Besitz von Großwarasdorf, der sich damals in den Händen des deutschen Kaisers befand. Diese Schenkung wird allerdings seitens Kaiser Friedrichs streitig gemacht, da der Ort als Bestandteil der Herrschaft Güns dem Kastellan der Burg unterstand. Ein Jahr später bestätigt jedoch König Matthias, ungeachtet des Einspruchs Kaiser Friedrichs, Benedikt Niczky in Anbetracht seiner großen Verdienste, die er sich um den König erworben hatte, im Besitz von Großwarasdorf und anderer Dörfer im Komitat Ödenburg. Diese Besitzbestätigung erstreckt sich auch auf dessen Nachkommen: "das ganze und jegliches königliches Recht", das er, der König, über die Orte Kaal, Ladon, Ligwan (Nebersdorf), Magyarbaron (Großwarasdorf). Dyenesfelde und Zarkafelde im Ödenburger Komitat besitzt, mit allen zu dieser Besitzung gehörenden Zugehörungen geht auf den Benedikt Niczk und seine Nachkommen über.
Im selben Jahr 1465, in dem Benedikt von Niczk von König Matthias das ius regium für Großwarasdorf und Nebersdorf bestätigt worden war, musste dieser aber bereits "gegen alle Eindringlinge (occupatores) in den Besitzungen Baran, Lugmand, Kai und Ladony vor dem Konvent in Csorna Protest einlegen".1467 kam es wieder zu Übergriffen des Günser Burgkastellans auf Großwarasdorf. Das Komitat Ödenburg wird nämlich in diesem Jahr bei König Matthias von Ungarn vorstellig, dass "Cheng" (Zengger), der Kapitän der Burg Güns, die Besitzung Baran (Großwarasdorf) besetzt und der Burg Güns einverleibt habe. Auch im Folgejahr scheint es wieder zu Übergriffen der Günser Burghauptleute bzw. Burgherrn auf Großwarasdorf gekommen zu sein. Aus diesem Jahr 1468 existiert nämlich eine Sentenz des Ödenburger Stuhlgerichts gegen "magister Graffniker" (Grafenecker), der damals Burgherr in Güns gewesen war, wegen der durch ihn erfolgten Bestrafung von zehn Untertanen des Benedikt Niczky aus Großwarasdorf in der Höhe von 3 Mark. In den Zwist musste selbst König Matthias durch den Ödenburger Komitatsgespan, Wilhelm Mischulinger (Miltuling) eingreifen, um diesen zu schlichten und beizulegen. 1469 erstattete der Konvent von Csorna nach eingehender Untersuchung des Falles Bericht. Auf Grund dieser Untersuchung entschied das Komitatsgericht zugunsten Benedikts Niczky. Der Mitbesitzer von Großwarasdorf, Benedikt von Thelekes, trat seinen Anteil an Großwarasdorf um 199 Gulden an Niczky ab.
1470 und 1471 ordnete Kaiser Friedrich III. die Rückgabe der besetzten Güter an Benedikt Niczky und die Wiedergutmachung der durch den Günser Kastellan Friedrich Zengger angerichteten Schäden an. Im Krieg zwischen Kaiser Friedrich III. und König Matthias Corvinus befand sich Benedikt Niczky 1476 wieder auf Seiten des Ungarnkönigs. 1477 fordert Matthias Corvinus die Rückgabe Großwarasdorfs, das inzwischen wieder vom Günser Kastellan besetzt worden war, an Benedikt Niczky. Im Jahr 1483 gab Kaiser Friedrich III. Großwarasdorf an Benedikt Niczky zurück. Nach dem Vertrag von Preßburg 1491 scheint aber Großwarasdorf dem Benedikt Niczky doch endgültig verloren gegangen zu sein. Ob er dafür entschädigt wurde ist nicht bekannt.
Neuzeit
Laut Tobler war Großwarasdorf 1546 bereits fester Bestandteil der Herrschaft Güns. 1554, im "Urbar Buech" der Herrschaft Güns, ist es bereits als "Hungerisch Warstorff als ein mit Abgaben und Diensten belastetes Untertanendorf der
Herrschaft Güns verzeichnet. 1569, im Urbar der niederösterreichischen Kammer wurde es unter "Warastorff" als Urbarialort der Herrschaft Güns geführt.
Die später und bis heute kroatische Ortschaft war noch zur Zeit der Ansiedlung zur Hälfte deutsch. Im Urbar von 1569 tragen von den 59 Sessionalisten etwa 30 deutsche Familiennamen, von den 27 Hofstättlern 13. Die Kroatenansiedlung erfolgte wahrscheinlich durch Nikolaus Jurischitz, den damaligen Grundherrn von Güns. Erstmals nachweisbar sind sie 1546 - in einer Urkunde werden Jakob Matheyowitsch und Michael Solinitsch, zu Waraßddarff sesshaft, als Zeugen angeführt. In einem Weinzehentregister von 1557 werden weitere Bauern mit kroatischen Familiennamen angeführt. Für eine weitere Einsiedlung von Kroaten spricht die Tatsache, dass der Ort 1586 bereits 108 Häuser zählte. 1647 war Martinus Chelyak Pfarrer, der aus der Diözese Zagreb stammte.
1569 gab es in Großwarasdorf 17 ganze, 36 halbe, 3 Zweidrittel- und 3 Eindrittel - Lehen. Zu einem ganzen Lehen gehörten 32 Joch Äcker. Die Leistungen an den Grundherrn betrugen pro ganzem Lehen zu Georgi 1 Gulden 12 Denare, zu Michaeli 1 Gulden 10 Denare, je ein halber Metzen Weizen, Korn und Hafer, das Dienst- und Rauchgeld 1 Gulden 12 Denare und als Kucheldienst je eine Henne und ein Laib Brot. Die Robot war unbegrenzt, sie wurde nach dem Bedarf der Herrschaft geleistet. Zusätzlich musste jedes Lehen ein Fuder Holz auf die Burg Güns führen.
Nach der Verpfändung an den Raaber Bischof Szechenyi und dann an das Ofener Jesuitenkolleg wurde das Abgabensystem geändert. Die jesuiten waren an hohen Geldeinnahmen interessiert. Sie schlossen mit den Orten Verträge ab, in denen die meisten Verpflichtungen in Geld abgelöst wurden. Großwarasdorf zahlte für die Ablöse der Robot und anderer Abgaben 908 Gulden, musste aber auch weiterhin jährlich 80 Schnitter nach Strebersdorf schicken und für die Reparaturen des Herrschaftsgasthauses im Ort sorgen. Der Ort bekam das nötige Bau- und Brennholz und hatte das ganzjährige Weinschankrecht. Dieser Vertrag war möglicherweise bis 1848 gültig.
1752 wurden 4 halbe, 70 Viertellehen und 28 Hofstättler, registriert.
20. Jahrhundert
Für nahezu ein halbes Jahrhundert prägte eine einzige, starke Persönlichkeit nicht nur das kirchliche und geistig kulturelle sondern auch das politische Leben in Großwarasdorf. Es war dies der Ortspfarrer Martin Mersich der Ältere. (1868 - 1943). Von 1906 bis 1943 war er Pfarrer in Großwarasdorf. Er wird als "Seelsorger, Erwecker des Kroatentums, Förderer von Talenten, Lehrer des Volkes, Anreger von Neuerungen, als Schriftsteller und Vorbild..." in der Festschrift "800 Jahre Großwarasdorf" beschrieben. Schon im Kampf um den Anschluss des Burgenlandes an Österreich übte er entscheidenden Einfluss aus. Er war, so wie die wahlberechtigte bäuerliche Oberschicht des Ortes, für den Verbleib bei Ungarn. Er stand an der Spitze des am 21. April 1921 in Ödenburg gegründeten Kroatischen Kulturvereins, dessen einzige Aktivität eine Vorsprache beim Leiter der Ententekommission, General Gamelin, war. Der Vorstand des Vereins überreichte ein Memorandum, in dem der Verbleib der kroatischen Dörfer bei Ungarn gefordert wurde. Nach dem Einmarsch des österreichischen Bundesheeres floh Mersich nach Ungarn, kehrte aber bald zurück, nachdem keine Repressalien gegen die Ungarnfreunde ergriffen wurden. Der Kulturverein löste sich auf und wurde erst 1929 in Wulkaprodersdorf neu gegründet. Schon 1922 begann die Aktivität der "Kroatenpartei", die vorübergehend auch eine eigene Zeitung, die "Christliche Kroatische Zeitung", herausgab. Die Partei scheiterte und konnte kein Mandat erringen. Dr. Lorenz Karall und andere führende Mitglieder wandten sich der Christlichsozialen Partei zu. In Großwarasdorf entfaltete Mersich eine rege Tätigkeit, die neben der kulturellen Emanzipation der Kroaten auch deren wirtschaftliche und soziale Entwicklung zum Ziel hatte. Er gründete einen Sparverein und eine Rentenkasse für die Bauern, die allerdings mit dem Anschluss an Österreich liquidiert wurde. Er ließ ein Gemeinschaftshaus errichten, mit Veranstaltungssaal, Milchsammelstelle, Brückenwaage usw. errichten. Die meisten seiner engagierten Unternehmungen scheiterten allerdings und hatten schwere Verluste für ihn selbst und einige Gemeindebürger zur Folge. Die Mühle sollte Teile des Ortes mit elektrischem Strom versorgen. 1919 kam es im Keller der Mühle aber zu einer Explosion, die zwei Todesopfer zur Folge hatte. Die Anlage von Fischteichen, die Errichtung eines Wasserkraftwerkes an der Rabnitz und der Abbau von Braunkohle (die von einem Wünschelrutengänger geortet worden war) wurden kostspielig geplant, aber nicht verwirklicht. Den totalen Zusammenbruch brachte dann die Dampfmühle. Die kleine Mühle war 1923 verpachtet worden und der Pächter baute sie zu einer Großmühle aus. Sie wurde von einer Dampfmaschine betrieben und sollte Strom für den Ort liefern. Der Betreiber musste jedoch Konkurs anmelden. Der Vorstand nahm die Mühle zurück und garantierte für die Schulden mit einem Wechsel, der dann nicht eingelöst werden konnte, da die Mühle unter dem neuen Pächter nicht florierte. Der Schaden für Mersich und einige Familien im Dorf war riesig. Mersich wurde ein "Geächteter", der von vielen Dorfbewohnern gemieden wurde.
Kirche und Pfarre
1264 wurde die Kirche erstmals erwähnt. In diesem Jahr investierte der Kardinalbischof Stephan von Präveste den Kleriker Giroldus von Ovad an die Kirchen des Hl. Lorenz in Nikitsch, der Allerheiligen in Nebersdorf, des Hl. Martin in Eisenstadt und des Heiligen Demetrius in Großwarasdorf. 1303 bestätigte der Raaber Bischof einen Grundtausch zwischen den Güssingern und den Mattersdorf - Forchtensteinern, die Müllendorf abtraten und dafür Großwarasdorf erhielten. In den Jahren 1450 bis 1460 wird erstmals ein Pfarrer "Laurentium plebanum de Baron" erwähnt. 1569 heißt es im Günser Urbar: "Warasdorff hat seine aygne Pfarr". In der Visitation von 1647 wurden alle Einwohner als Katholiken beschrieben. 1657 schloss der damalige Pfarrer Gregor Brinovechki einen Vertrag mit den Gemeinden Groß- und Kleinwarasdorf, in dem die Pflichten der Dörfer genau festgelegt wurden. Ab 1665 gibt es - allerdings nur unvollständig erhaltene - Kirchenmatriken. 1647 wurde der Pfarrhof von den Visitatoren als solides Gebäude beschrieben.
Die alte Pfarrkirche, die bis 1858 bestand, wurde 1674 folgendermaßen beschrieben: Der Altarraum und die Sakristei sind überwölbt, Kanzel und Chor sind aus Holz, im renovierten Turm hängt eine Glocke. 1697 waren es bereits drei Glocken. Der Hauptaltar war der Hl. Dreifaltigkeit geweiht. Es gab zwei Nebenaltäre. Die neue Pfarrkirche wurde 1858/59 erbaut. Pfarrer war damals Matthias Firtl, 1859 Ferdinand Gruber. Die Kosten trug Fürst Esterházy. 1924 und 1926 wurde die Kirche innen und außen renoviert, dann erneut 1954 und wieder 1981/82, 1774 wurde bereits eine Orgel erwähnt. 1954 wurde eine neue Orgel angekauft, ebenso 1995.
1858 - 1859 wurde die neue Pfarrkirche, 1862/63 ein neues Pfarrhaus gebaut. Es wurde 1906 vergrößert und 1966 vollkommen erneuert. 1979 - 1981 wurde ein neues Pfarrhaus gebaut, das alte in ein Kloster umgebaut (1990 - 1992). Pfarrer Franz Csenar war der letzte, der Groß- und Kleinwarasdorf gemeinsam betreute. Sein Nachfolger Martin Mersich war in Kleinwarasdorf Administrator. 1939 wurde Kleinwarasdorf eine selbständige Pfarre. Das Dekanat Lutzmannsburg wurde 1973 nach Großwarasdorf verlegt.
1980 wurde der alte Pfarrhof in ein Kloster umgebaut. Pfarrer Mirko Skejic brachte vier Schwesterm des Ordens des Hl. Vinzenz von Paul aus Kroatien nach Großwarasdorf.
1647, 1651 und 1663 sind Lehrer in Großwarasdorf nachgewiesen. 1870 wurde ein für damalige Verhältnisse modernes Schulhaus gebaut, 1905 wurde ein weiteres Schulhaus errichtet, in dem bis 1972 unterrichtet wurde. Heute gehört es der Kulturvereinigung "KUGA".Das 1965 gebaute Schulgebäude wurde zunächst der Hauptschule zur Verfügung gestellt. 1972 wurde auch das Gebäude der Hauptschule fertig gestellt.
Nach 1945
1971 erfolgte die Gemeindezusammenlegung von Kleinwarasdorf und Nebersdorf (mit Langental) mit Großwarasdorf. Die Verwaltungsgemeinschaft hatte schon zuvor bestanden.
In politischer Hinsicht ist Großwarasdorf stark von der ÖVP dominiert. Die Nachkriegszeit war durch Bürgermeister dominiert, die lange im Amt blieben: Robert Müller (1954 - 1967) und Ivan Karall, der 20 Jahre lang Bürgermeister war (1967 - 1987). In seiner Zeit wurde die Hauptschule gebaut. 1987 folgte Stefan Solich. 1992wurde er mit 70 % der Stimmen in Direktwahl gewählt.
Das 1924 errichtete Gemeindeamt musste 1991 saniert werden. Der Friedhof, der früher um die Kirche herum lag, musste 1775 an den Ortsrand verlegt werden. 1977 wurde eine Leichenhalle gebaut.
Bevölkerungsentwicklung, Abwanderung
Die Gemeinden Großwarasdorf, Kleinwarasdorf und Nebersdorf hatten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihre höchsten Einwohnerzahlen erreicht. Die starke Abwanderung begann schon in der Zwischenkriegszeit und erreichte in der Nachkriegszeit ihren Höhepunkt. Vor allem die jüngeren Jahrgänge wanderten ab, zumeist nach Wien. Großwarasdorf verlor mehr als die Hälfte seiner Einwohner. 1923 lebten in Großwarasdorf 1574 Menschen, 1991 nur mehr 682. Die Bevölkerung ist stark überaltert
Persönlichkeiten aus Großwarasdorf
- Lovre Bogovic: 1719 - 1789. Er trat in den Orden des Hl. Franziskus ein, 1746 zum Priester geweiht. Er war als "Sonntagsprediger" in der Eisenstädter Bergkirche und in Güssing tätig. Er verfasste Gebetbücher. Sein Gebetbuch "Hiza zlata" wurde 14 mal neu aufgelegt. Er war Mitverfasser einer Lesefibel.
- Ivan Berlakovits (1838 - 1893) 1962 zum Priester geweiht. Kaplan in Großwarasdorf, Pfarrer in Kohlnhof, gestorben in Trausdorf; Verfasser eines Lehrbuches der Physik, einer "Kleinen Bibel" und einer Geschichte des Marienheiligtums von Loretto sowie eines Buches "Evangelien, Episteln und Lesungen ..."
- Michael Nakovic 1840 - 1900 1858 schloss er seine Prüfungen an der Ödenburger Lehrerbildungsanstalt ab. Lehrer in Wulkaprodersdorf, Zagersdorf und Kohlnhof. Er war ein Anhänger der neuen kroatischen Rechtschreibung: 1877 "Deklaration über eine einheitliche Schriftsprache", 1880 fand eine Konferenz kroatischer Pfarrer und Lehrer in Kohlhof statt, die die Herausgabe neuer Lehrbücher beschloss. Er arbeitete an einem religiösen Kalender mit und sammelte kroatische Volkslieder. 1901 gab er gemeinsam mit Martin Borenich ein Kantuale heraus.
- Ivan Muskovic 1848 - 1930 Studium in Raab, 1871 in Kroisbach zum Priester geweiht. Pfarrer in Horvathszidany. Er war Anhänger der Spracherneuerungsbewegung, schrieb religiöse Werke, Heiligenviten und arbeitete an kroatischen Zeitschriften mit.
- Demeter Linzer, Dr. 1909 - 1978 Studierte am Benediktinergymnasium in Ödenburg, dann am Gymnasium in Eisenstadt und an der Universität Wien, das er als Dr. jur. abschloss. Während des krieges war er Wehrmachtsdollmetscher. Nach dem Krieg Notariatspraktikant, dann eigenene Kanzleien in Stegersbach und Oberwart. Er war für die ÖVP politisch tätig. Von 1962 bis 1967 Präsident des Kroatischen Kulturvereines.
- Stefan Zvonaritch 1911 - 1988 1931 Abschluss der Lehrerbildungsanstalt in Strebersdorf. Lehrer in Nikitsch und Kr. Minihof, Hauptschullehrerprüfung, Hauptschule Deutschkreutz. 1946 Hauptschule Stoob, 1947 Direktor der dortigen Volks- Haupt und Berufsschule. 1950 - 1976 Bezirksschulinspektor. Verfasser eines Lesebuches und Mitarbeit an einem Wörterbuch.
- Andreas Berlakovich geb. 1931 Botschafter der Republik Österreich. Gymnasium Hollabrunn. Studium der Philosophie, Theologie und Rechtswissenschaft, Ab 1954 im Außenministerium, ab 1958 in der Auslandsvertretung in Italien, Jugoslawien, Rumänien, Botschafter in Kroatien.
- Lorenz (Lovre) Karall, Landeshauptmann - siehe Personenlexikon (Politik)
- Martin Mersich der Ältere, Pfarrer in Großwarasdorf - siehe Personenlexikon (Kirchen)
- Johann (Ivan) Müller geb. 1924, Landtagsabgeordneter, BEWAG - Direktor, Obmann des Kroat. Kulturvereines - siehe Personenlexikon (Politik)
- Johann (Ivan) Karall geb. 1934. Landesrat - siehe Personenlexikon (Politik)