Urgeschichte
Aus der Jungsteinzeit und der Bronzezeit gibt es kaum Siedlungsspuren. Umso zahlreicher sind in Pinkafeld und Umgebung die Hinterlassenschaften der Kelten- und der Römerzeit, darunter vor allem sehr viele Grabhügel aus der Spätlatenezeit und aus der römischen Kaiserzeit seit Beginn des 3. Jahrhunderts. Viele der Funde werden im Pinkafelder Heimat- bzw. Stadtmuseum aufbewahrt.
Beim Bahnbau Pinkafeld Friedberg wurden auf den Pieläckern und beim Bahnhof Fundschichten mit Brandgräbern und zahlreichen Keramikscherben, Ziegeltrümmern, Lampen, Steinsetzungen ... angeschnitten. Die verstreuten Funde stammen wahrscheinlich aus eingeebneten Hügelgräbern. Eine Gruppe von Hügelgräbern ist im Stadtpark. Fünf davon sind noch nicht zerstört. Eines der Hügelgräber wurde von Homma 1927/28 ausgegraben. Eine weitere Gruppe von 11 Hügelgräbern liegt beim Niklashof. Einige davon wurden ausgegraben. Zwischen unterwald- und Oberwaldbauern liegt eine Gruppe von etwa 20 Hügelgräbern, die zum Teil noch der Hallstattzeit angehören. Tumulusgruppen gibt es im Sauerwald, bei der Stegersbachwiese (7 Hügel), im Wald "Karleck". Mehrere Hügelwaldgruppen liegen bei den Oberwaldbauern. 1865 wurde dort ein Grabsteinfragment geborgen, das man in die Friedberger Kirche einmauerte. Es zeigt einen berittenen Jäger auf der Hirschjagd. Von den zahlreichen Hügelgräbern liegen die meisten auf steirischem Gebiet. Einer der Hügel, im Durchmesser fast 26 m groß, 1929 von Homma ausgegraben, weist eine große gemauerte Grabkammer auf. Das Grebsteinfragment könnte der Deckel des Sarkophags gewesen sein.
Die große Zahl an Hügelgräbern im Raume Hartberg - Pinkafeld - Bernstein - Hochneukirchen lässt Rückschlüsse auf eine dichte Besiedlung und auf die Bedeutung des Verkehrsweges zu Die Bevölkerung war wahrscheinlich provinzialrömisch - keltisch und stark roanisiert.
Aus der Völkerwanderungszeit gibt es noch wenige Funde. Auf slawische Siedler deuten nach Kranzmayer - Bürger weisen einige Fluss- und Ortsnamen darauf hin: Pinka und Tauchen, Allhau, Goberling, Grodnau, Schlaining und Rechnitz ...
Ad peinicahu oder ecclesia Elodis - Pinkafeld in der Karolingerzeit
Urkundlich belegt sind die zwei Grafschaften Richars um Savaria - Steiamanger und die Radbods am Zöbernbach. 860 erließ König Ludwig der Deutsche für das Erzbistum Salzburg eine Schenkungsurkunde. Dem Salzburger Erzbischof wurde die Stadt Sabaria und das Gut Peinincaha übertragen. Peinincaha war wahrscheinlich Prostrum an der Pinka (1221 als Ecclesia Sancti Petri erwähnt). In der Forschung wird es nicht mehr mit Pinkafeld gleichgesetzt. Außerdem wurde ein zweites Gut "ad peinincahu" an Salzburg geschenkt. Alfred Ratz brachte diese Siedlung mit der Kirche des Erinperth (Ecclesai Erinperhti presbyteri) in Verbindung und lokalisiert sie durchaus glaubwürdig in Pinkafeld. In neueren Forschungsarbeiten wird diese Gleichsetzung in Frage gestellt. Hingegen wird die ebenfalls im 9. Jahrhundert genannte Kirche des Ellod mit Pinkafels in erbindung gebracht. Unabhängig von diesen zwei Theorien wird als gesichert angenommen, dass im Bereich von Pinkafeld ein Gut an das Erzbistum Salzburg gelangte. Dafür spricht auch das Pinkafelder Pfarrpatrozinium St. Peter und Paul.
Literatur:
- Alfred Ratz, Pfarrnetzentwicklung und Karolingerzeit im südburgenländischen Raum Burgenländische Forschungen Heft 10
- Heinrich Koller, Der östliche Salzburger Besitz im Jahre 860. Burgenländische Heimatblätter 22 (1960)
- Heinrich Koller Fluss und Ort "Peinihhaa" Burgenländische Heimatblätter 24 (1964)
Pinkafeld im Mittelalter
Die karolingerzeitliche Siedlung Pinkafeld wurde vermutlich durch die Magyaren zerstört. Nach deren Niederlage auf dem Lechfeld, ihrer Christianisierung und Verwestlichung nach dem Vorbild des deutschen Reiches begann die Ansiedlung deutscher Adeliger, Bauern und Handwerker. Pinkafeld wurde wahrscheinlich vom Anfang an als Siedlung deutscher "Hospites", als Handwerker- und Marktort gegründet. Darauf weist die geringe Ausstattung mit landwirtschaftlichen Flächen hin.
Vor 1289 war Pinkafeld im Besitz der Güssinger Grafen. Der Ort war vermutlich Sitz eines kleinen Herrschaftsbezirkes und mit Wehranlagen versehen. In der "Güssinger Fehde" wurde die Befestigung - eine Wehrkirche, Erdwerke und Palisaden - von den Österreichern gestürmt und zerstört. 1291 kam Pinkafeld an die Herrschaft Bernstein und machte deren wechselvolle Geschichte zwischen Ungarn und Österreich mit. Das "oppidum seu villa regalis" (Markt und königliches Dorf) Pinkafeld wurde besonders durch König Ludwig d. Großen gefördert und so zur wichtigsten Siedlung der Herrschaft. 1343 setzte König Ludwig Leistungen und Rechte der unter der Burg Bernstein lebenden Hospites fest. Dazu gehörte auch der freie Besuch des Marktes von Pinkafeld. 1358 bestätigte Ludwig dieses Privileg 1373 verlieh der König dem "durch die feindlichen Österreicher geschädigten Merkt" weitere Rechte. Nach dem Bericht des Priesters, Rektors und Pfarrers Johannes und des Richters Heinrich hatten die "Teutonici Australes" (die österreichischen Deutschen) den Markt verwüstet. Diese Klage bezog sich wohl auf die damals schon lange zurückliegende "Güssinger Fehde" und die damalige Zerstörung der Befestigung. König Ludwig wollte mit seinem Privileg die Bevölkerung Pinkafelds mehren. Der Markt erhielt für 8 Jahre die völlige Unabhängigkeit von der königlichen Burg Bernstein, damit der Ort von den Bürgern mit "Gräben, Zäunen, Palisaden und anderen hölzernen Verteidigungsanstalten" befestigt werden könnte.
1388 nahm Nikolaus von Kanizsa die Burg und Herrschaft zu Pfand, drei Jahre später erhielt er sie geschenkt. Er verlieh Pinkafeld große Vorrechte, vor allem die Blutgerichtsbarkeit.
Die Freiheiten der Pinkafelder
Unter König Ludwig d. Großen wurde die Entwicklung der Marktsiedlungen und Städte, die vor allem von deutschen "hospites" besiedelt waren, besonders gefördert. Schon 1343 erhielten die "hospites" von Pinkafeld von König Ludwig d. Großen ein Privileg, in dem ihre Urbarialleistungen ermäßigt wurden. 1358 bestätigte der König auf Bitten des Richters Leopold und des Geschworenen Heinrich die gewährten Rechte in einer großen, feierlich ausgestalteten Urkunde, die im Stadtarchiv aufbewahrt wird. Folgende Leistungen mussten pro Lehen an den königlichen Kastellan in Bernstein erbracht werden: Kollekte: Eine halbe Mark Denare - Schweinezins (census porcorum) 24 Denare, 8 Maß oder Kübel (mensurae seu cubuli) Weizen, 4 Maß Korn und 4 Maß Hafer - 3 "munera consueta" zu Ostern, Weihnachten und am Fest ihrer Kirche (Peter und Paul) - Jeder Bauer musste dreimal jährlich nach seiner Möglichkeit bei der Ernte oder bei der Heueinfuhr und anderen Gelegenheiten roboten - Mühldienst 40 Denare, an den drei Festtagen Ostern, Weihnachten und Peter und Paul je 8 Denare für die "munera" - Maut beim Abzuge von der Herrschaft in die deutschen Gebiete 40 Denare, in die ungarischen 12 Denare - Robot: Bei jedem Pflügen drei Tage für die Burg - Als Bergrecht musste der zehnte Teil des Weines der Burg gegeben werden.
Dem Marktrichter wurde die Niedergerichtsbarkeit verliehen und den Hospites, also den Bewohnern von Pinkafeld, freie An- und Abfahrt (wohl aber nach Entrichtung des gerechten Marktzolles) zugestanden. (nach Prickler, Herrschaft Bernstein, S. 166 f.) Pinkafeld wies also schon Merkmale einer Entwicklung zur Stadt auf.
1373 erteilte König Ludwig dem Markt Pinkafeld auf Bitten des Priesters und Pfarrers Johannes erneut ein großes Privileg. Der Markt war durch die Österreicher verwüstet und völlig beraubt worden. Er wurde auf sieben Jahre von allen Abgaben, Steuern, Dienstbarkeiten und dem Bergrecht befreit - außer der Heueinfuhr von den Herrschaftswiesen und vom Zehent, der dem Bischof von Raab zustand. Die Bürger erhielten das Recht, den Markt mit Gräben, Zäunen, Palisaden und anderen hölzernen Festungswerken zu umgeben.
Die Entwicklung zum privilegierten Markt wurde durch das große Privileg, das Nikolaus von Kanizsa, der damalige Herrschaftsinhaber, 1397 gewährte, abgeschlossen: Freiheit von aller Gerichtsbarkeit der Kastellane von Bernstein. Die Pinkafelder sollten ihren Richter und Geschworenen frei wählen und Gericht halten in criminalibus et civilibus wie die adeligen Gerichte im Komitat. - Freiheit von aller Felder- und knechtischen Arbeit (also Robot), Tribut, Bergrecht, Zehent und Neuntel von den Früchten ... gegen jährliche Entrichtung von 80 Pfund Wiener Pfennige. - Freier Wochenmarkt vom Mittag des 4. Tages bis Mittag des 5. Tages (Mittwoch) mit dem Recht, Freiungsbrüche nach eigenem Gutdünken zu bestrafen. - Freiheit der Pinkafelder Bürger und Inwohner vom Marktzoll am Wochenmarkt. Die auswärtigen Marktbesucher sollten der Herrschaft von einem Wagen 2 Pfennige, von einem Karren 1 Pfennig geben zugunsten der Burg Bernstein. 1424 bestätigten Stephan und Johann von Kanizsa diesen Freiheitsbrief.
Für die unmündigen Söhne des Ladislaus und des Johann Kanizsa setzte König Sigismund zwei Güterverwalter ein: Ladislaus genannt Farkas und Nikolaus de Hydweg. Sie versuchten, aus der Herrschaft größeren Nutzen zu ziehen. Die Pinkafelder Bürger Heinrich, Friedrich und Johannes Faber und Thomas von Rudingstorff (Riedlingsdorf) erschienen vor König Sigismund und beschwerten sich auch im Namen der übrigen Dörfer über die Verletzung ihrer alten Rechte. Durch die hohen Abgaben würden sie gezwungen, ihre Dörfer zu verlassen oder Hungers zu sterben. Der König ermahnte daraufhin die Kastellane, die Rechte der Untertanen zu wahren.
1445 gab Königinwitwe Elisabeth neben der Stephanskrone und Ödenburg auch Pinkafeld als Pfand an Friedrich III. Dieser gewährte den Untertanen das Recht, ihr Hab unbd Gut, auch ihren Wein, ohne Hinderung "auf das Deutsche" zu führen und zu verkaufen. Dies war für die Pinkafelder ein überaus wichtiges Privileg, da sie damit ihre Zollfreiheit sowohl bei den ungarischen Dreißigststellen wie auch bei den österreichischen landesfürstlichen Mautstellen begründeten.
1459 fand bei Pinkafeld auf dem Lampelfeld eine Schlacht statt. Friedrich III. und Matthias Corvinus bewarben sich beide um die ungarische Krone. Friedrich wollte sich in Ungarn krönen lassen und zog in Richtung Güns, wurde aber bei Pinkafeld von den Truppen Sigismunds von St. Georgen und Nagy angegriffen und besiegt. Im Friedensschluss von 1463 in Wr. Neustadt wurden Krone und Stadt Ödenburg an die Ungarn übergeben. Pinkafeld aber und die ganze Herrschaft Bernstein blieb im Besitz der Habsburger, und zwar für fast 200 Jahre.
1505 ließ sich der Markt sämtliche Privilegien durch den päpstlichen Notar Johannes Grun de Ukma, Priester der Diözese Constanz, bestätigen - ein Zeichen, dass die Privilegien von irgend einer Seite angezweifelt wurden. Für die historische Forschung war von großer Bedeutung, dass dafür Abschriften der Urkunden angefertigt wurden, die erhalten blieben während die Originale großteils verbrannten.
Frühe Neuzeit
1529 hatte Pinkafeld unter den Türken, die sich von Wien nach der vergeblichen Belagerung über die Oststeiermark zurückzogen, schwer zu leiden. 1532, während der Belagerung von Güns, zog Ibrahim Pascha mit etwa 3000 Mann in die Oststeiermark. Pinkafeld und die Orte in der Umgebung wurden vollständig zerstört. Auch der Abzug der Türken von Güns erfolgte wieder über das Pinkatal nach Westen. Der Markt musste "an einer anderen Stelle" von Grund auf neu erbaut werden. Es ist allerdings nicht richtig, dass dabei der Ort vom rechten auf das linke Pinkaufer verlegt wurde. Die heutige Siedlungsforschung sieht den ältesten Teil des Marktes im Gebiet rund um die Kirche. Nach dem 2. Weltkrieg wurden dort im Gefolge des Rathausneubaues Siedlungsteile abgerissen. Daran schloss sich im Hochmittelalter die Marktsiedlung um einen unregelmäßigen Rechteckplatz mit kleinstädtischen Formen an. Dieser Platz wurde im Spätmittelalter zu zwei Dritteln verbaut. Von der Pinkafurt führte wahrscheinlich eine Häuserzeile zum Marktplatz (Brückengasse). Die Marktfunktion übernahm später die Nord - Süd - Straße (Hauptstraße) übernommen. Die Hofstätten lagen vor allem entlang des Mühlkanals. Die weitere Siedlungsentwicklung erfolgte dann in der frühen Neuzeit nach Süden, in Richtung des im 17. Jahrhundert erbauten Batthyány - Schlosses. Für den Kirchenneubau spendeten König Ferdinand I. und Karl V. eine 16 Tonnen schwere Glocke.
1551 bestätigte König Ferdinand dem Markt seine "Privilegien, Freyhaitten und Exemptionen" - das Landgericht, zwei Jahrmärkte und den Wochenmarkt am Mittwoch sowie die Mautfeiheit.
Zum Gerichtsbezirk Pinkafeld gehörten auch Sinnersdorf und seit dem 18. Jahrhundert die Weiler Ober- und Unterwaldbauern. Über das Hochgericht eine Art Aufsichtsrecht. Christoph von Königsberg weigerte sich, anzuerkennen dass alle Strafen bis 72 Denare der Markt einheben durfte. Das Hochgericht, den Galgen, musste die Pinkafelder Leinweberzunft erhalten. Da sie sich dagegen wehrte befreite sie schließlich Markt und Herrschaft von dieser kostspieligen und nicht sehr angenehmen Verpflichtung.
Unter dem neuen Grundherrn Hans von Königsberg kam es zu Auseinandersetzungen der Herrschaft mit dem Markt, da der Verwalter Georg Hainpuecher die Pinkafelder zu Leistungen zwingen wollte, die ihren Privilegien widersprachen. Die Pinkafelder ließen sich ihre Rechte von Kaiser Maximilian II. 1567 erneut bestätigen und verweigerten der Grundherrschaft alle Roboten und Dienstleistungen. Es kam zu einem Prozess gegen Christoph von Königsberg vor der niederösterreichischen Regierung. Nach dem Urbar von 1569 hatten die Pinkafelder Lehen folgende Abgaben zu entrichten: Haus-Dienst zu Georgi und Michaeli - 1 Kapaun - der der Herrschaft zustehende Getreide-Zehent musste in den Pinkafelder Hofstadel geführt werden, ausgedroschen und nach Bernstein geführt werden - Zehent von Getreide, Wein und Kleinvieh. Die Pinkafelder waren vom Getreidedienst befreit. Sie wollten nun auch ihre Zehent- und Robotfreiheit durchsetzen.
Die niederösterreichische Kammer befahl den Pinkafeldern, bis zum Ausgang des Prozesses die Abgaben zu entrichten. Die Pinkafelder weigerten sich und eine Kommission schlug der Kammer vor, die Rädelsführer zu bestrafen. Im Prozess wurde Königsberg schließlich freigesprochen und Pinkafeld zur Bezahlung einer hohen Strafe von 400 Dukaten verurteilt. Die Pinkafelder versuchten sich auf die schlechte Beratung eines Procurators und auf den Einfluss von nur zwei Bürgern auszureden, denen sie die Strafe aufhalsen wollten. Außerdem hätten Wasser und Mehltau ihre Ernte verwüstet. Sie zahlten die Strafe nicht, auch dann nicht, als man sie auf die Hälfte herabsetzte. Für 1573 wurde ihnen die kaiserliche Exekution angedroht. Erst nach neuerlicher Herabsetzung der Strafsumme zahlten sie diese in zwei Raten. Mit den Königsbergern vertrug sich der Markt in der Folgezeit ganz gut, ja die Grundherrn förderten das Pinkafelder Handwerk.
1580 bestätigte Kaiser Rudolf II. den Pinkafeldern das Landgericht, die beiden Jahrmärkte und den Wochenmarkt. Der Wochenmarkt wurde auf Samstag verlegt, ein weiterer Jahrmarkt kam hinzu - in Ansehung der "vilfältigen beschwärlichen und nachtheilligen schäden, so ihnen in vergangnen Türckhenzügen von dem erbfeindt christlichen glaubens und namens dem Tüerckhen und andern unsern wüderwertigen zuegestanden". (nach Prickler, Herrschaft Bernstein, S. 170) Dieses Privileg wurde 1610 von König Matthias, 1638 von Kaiser Ferdinand III. und 1660 von Kaiser Leopold I. bestätigt.
1628 kam es zu einem Aufruhr, weil Ehrenreich Christoph von Königsberg den Anerkennungszins der Pinkafelder kräftig erhöhte. Der Ratsangehörige Kirchauer sammelte Anhänger um sich und vertrat die Meinung, der Königsberger sei nur Pächter, Pinkafeld stehe unter des Kaisers Schutz. Kirchauer wurde nach Wien geschickt, um Auskunft einzuholen. Ohne Wissen von Richter und Rat verklagte er den Königsberger. Der Grundherr war darüber sehr empört. 1636 kaufte dieser die Herrschaft. Aber schon 1644 wurde die Herrschaft Bernstein an Adam Batthyány weiter verkauft. Batthyány gab Erklärungen ab, dass er die Freiheiten der Pinkafelder weiterhin achten werde. 1649 wurde auch die Herrschaft Bernstein Ungarn eingegliedert. Da in Pinkafeld nur ein kleines Kastell bestand (hinter der Kirche) ließ Adam Batthyány 1658 das große Schloss erbauen. Später versuchten die Batthyany allerdings, den Markt zur Robotleistung zu zwingen. Das hatte nahezu das gesamte 18. Jahrhundert hindurch Urbarialprozesse zur Folge, die meist zu Gunsten der Pinkafelder ausgingen. 1660 wurde Pinkafeld nach dem Tode Adam Batthyánys Witwensitz. Damit war eine Teilung der Herrschaft verbunden. Von 1660 bis 1849 war Pinkafeld nunmehr der Vorort einer selbständigen Herrschaft. Zur Herrschaft Pinkafeld gehörten 1660 die Dörfer Riedlingsdorf, Wiesfleck, Schönherrn, Weinberg, Hochart, Schreibersdorf, Willersdorf, Sulzriegel, Kroisegg und Rechpach (bei Pinkafeld).
Landwirtschaft in der frühen Neuzeit
Die Eigenwirtschaft der Grundherren (Dominikalwirtschaft) war von der Funktion Pinkafelds als Herrschaftsvorort geprägt. Im Mittelalter befand sich ein "Hofstadel" der Herrschaft Bernstein in Pinkafeld. Dort wurden die Getreideabgaben der Untertanen gesammelt und ausgedroschen. In Pinkafeld war die herrschaftliche Eigenwirtschaft zunächst eher bescheiden. Im 16. Jahrhundert gab es 51 Joch Herrschaftswiesen, 1645 18 Tagwerk Acker und 25 Tagwerk Wiesen, Bis 1730 wurde die Eigenwirtschaft erheblich ausgeweitet, ein Schäfkerhof, der Untermarhof, mit 500 Schafen entstand, im Meierhof befand sich eine Schweizerei. Zum Meierhof gehörten 110 ha Hoffelder und 86 Fuder Wiesen. Ein zweiter Schäflerhof bei den Unterwaldbauern wurde wegen Unwirtschaftlichkeit bald wieder aufgegeben. Bestehen blieben der Meierhof beim Schloss und der "untere Meierhof" (Niklashof). Im Pinkafelder Schloss war eine große Kellerei untergebracht, dort wurden die Weine der Herrschaft gesammelt. Die Pinkaleder Herrschaftskeller hatten einen Fassungsraum von über 1000 hl. Die Verpflichtung zum Ausschank von herrschaftlichen Bannwein wurde von den Pinkafeldern 1645 finanziell abgelöst. Jeder ganze Hof hatte bis ins 18. Jahrhundert acht Gulden Bannwein- und Robotgeld zu zahlen. Die Herrschaft betrieb in Pinkafeld zwei Wirtshäuser ("Platzwirtshaus" und "Gassenwirtshaus").
Die Bauernlehen waren sehr klein. 1569 gehörten zu einem ganzen Hof nur 5 Tagwerk Felder und zwei Tagwerk Wiesen. Pinkafeld war eben nicht als Bauern- sondern als Handwerkersiedlung angelegt worden. Die Hofflächen wurden im Laufe der Zeit allerdings durch Rodungen erheblich vergrößert. 1645 umfasste ein ganzes Lehen 6 Tagwerk Felder und 1 - 2 Tagwerk Wiesen., 1751 meist 16 Preßburger Metzen Felder und 1-2 Mahd Wiesen. 1569 bis 1660 überwogen ganze und halbe Höfe, 1751 gab es nur mehr einige wenige ganze Höfe und immer mehr Viertelhöfe. Die Zahl der Hofstätten stieg von 23 im Jahre 1569 auf 65 1660, 1757 waren es 52. Die Rodungsgründe umfassten 1569 80 Tagwerk, 1645 bereits 350 Tagwerk.
Bauernlehen
- 1569: 82 1/2 - ganze:56, halbe: 53 Söllner 32; diverse andere: 12; Gesamtzahl der Häuser 149
- 1645: 83 1/2 - ganze: 50 halbe: 52; öd: 12, Söllner 58, diverse andere 14; Gesamtzahl der Häuser: 187
- 1660: 83 1/2 - ganze: 51, halbe: 47; öd 9; Söllner 65, diverse andere 15 Gesamtzahl der Häuser 187
- 1710: 78 3/4 - ganze: 46 halbe: 52 Viertel: 1, öde 11, Söllner 49, 15 öde Söllnerhäuser; diverse andere 10; Gesamtzahl der Häuser: 184
- 1751: 58 5/8 - ganze 7, halbe 75, Viertel 43, Achtel: 1, 3/4-Lehen 5, öde 12, Söllner 58. diverse andere 20. Gesamtzahl der Häuser: 214
(Prickler, H. Bernstein, S 159)
1343 zahlte und leistete Pinkafeld die Abgaben und Roboten wie die anderen Dörfer der Herrschaft Bernstein. 1397 gewährte Nikolaus Kanizsai Freiheit von Robot, Bergrecht, Zehent usw. gegen jährlich 80 Pfund Wiener Pfennig. Als die späteren Herrschaftsinhaber diese Privilegien missachteten wehrten sich die Pinkafelder erfolgreich, mussten aber doch Abgaben leisten und für Bannwein und Robot Ablösen zahlen. Um 1700 wollte die Herrschaft die Robot erzwingen. Es kam zu Urbarialprozessen, die die Pinkafelder meist siegreich für sich entscheiden konnten.
Die ursprünglich großen Waldbestände verringerten sich durch die ausgedehnten Rodungen und die Schlägereien für die Kupfer- und Schwefelbergwerke und die Glaserzeugung. Birken und Föhren breiteten sich in den früheren Eichen- und Buchenwäldern aus. Mit der zunehmenden Nutzung des Holzes in den Bergwerken und in den Säge´mühlen von Pinkafeld und Riedlingsdorf wuchs auch das Interesse der Herrschaft an einer geregelten Holzwirtschaft. In jüngerer Zeit wurden auf schlechten Böden meist Föhren angepflanzt.
Im 15. Jahrhundert gab es auch in Pinkafeld, Riedlingsdorf, Wiesfleck und Willersdorf (Weinberg) zahlreiche Weingärten. Die Pinkafelder hatten zudem Weingärten am Eisenberg und in Rechnitz. Nach einem vorübergehenden Niedergang des Weinbaues wurden um die Mitte des 16. Jahrhunderts viele öde Weinriede wieder neu bepflanzt. Hauptgebiete des damaligen Weinbaues waren die Riede Hochart, Siechenbach, Ödnperg, Öde Weingart und der Weinpühel in Willersdorf. Die Qualität des Weines war allerdings gering. Erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts verschwand im Gefolge der Klimaverschlechterung der Pinkafelder Weinbau vollständig.
Von großer Bedeutung war schon immer der Obstbau. Im 16. Jahrhundert besaß jedes Bauernlehen in Pinkafeld auch einen Obstgarten. Überschüssiges Obst wurde auf den Märkten von Steinamanger, Sárvár und Eisenburg verkauft, zu Most verarbeitet oder gebrannt. Aus Birnen und Zwetschken wurde Dörrobst hergestellt. Pfarrer Wimmer in Oberschützen und Pfarrer Weinhofer in Pinkafeld förderten die Obstkultur besonders. Wimmer führte zahlreiche neue Obstsorten ein. Die Herrschaft pflanzte Obstbaumalleen. Es wurden Schulobstgärten angelegt. An der Lehrerbildungsanstalt in Oberschützen wurde Unterricht in Obstbaumzucht erteilt. 1895 standen in Pinkafeld 11 702 Apfel-, 4394 Birn- 1099 Zwetschken- und 420 Kirschbäume. 1912 wurde ein Obstbauverein gegründet und eine Obstbaumschule angelegt. Bürgermeister Lehner war Präsident des Verbandes der burgenländischen Obstbauvereine. Nach 1945 wurde eine Obstverwertungsstelle eingerichtet.
Bodenschätze
In Thalheim bei Schreibersdorf wurde im 19. Jahrhundert Braunkohle abgebaut. Da die Verfrachtung zu kostspielig war wurde eine Glasfabrik errichtet und von der "Ersten Ungarischen Glasfabriksgesellschaft" in Budapest betrieben. Sie war jedoch nicht rentabel und wurden an den Pinkafelder Robert Schindler verkauft. Von diesem kaufte sie eine belgische Gesellschaft, die die Kohle mit einer Drahtseilbahn zum Pinkafelder Bahnhof beförderte. Der Absatz war aber zu gering, so dass der Betrieb bald wieder eingesellt wurde. 1899 wurde in Pinkafeld ein Elektrizitätswerk in Betrieb genommen, mit einer Turbine und einer Dampfmaschine als Reserve. 1924 wurde das Werk umgebaut, 1925 die Dampfmaschine durch einen Dieselmotor ersetzt. Das Werk wurde von einer Aktiengesellschaft betrieben. Die Gemeinde war Miteigentümer. Das Werk hatte einen Liefervertrag mit Pinkafeld.
Herrschaftsteilungen, Türken und Kuruzzen
1669 wurde die Herrschaft Bernstein endgültig geteilt. Christoph Batthyány erhielt Bernstein mit Mariasdorf, Rettenbach, Sulzriegel, Willersdorf, Wiesfleck, Hochart, Schreibersdorf, Schmiedrait, Tauchen, Stuben, Redlschlag, Schönherrn, Weinberg, Oberschützen und halb Günseck. Sein Bruder Paul erhielt Pinkafeld, Riedlingsdorf, Unterschützen, Aschau, Bergwerk, Grodnau, Goberling, Holzschlag, Jormannsdorf, Kroisegg, Neustift und halb Günseck. Das Vitriol- und Schwefelbergwerk wurde ebenfalls Paul zugesprochen.
Im Türkenkrieg von 1663/64 soll nach einer verschollenen Chronik eine Türkenschar auch bis Pinkafeld vorgedrungen sein. Sie wurde angeblich von den Pinkafeldern, die sich im Friedhof verschanzt hatten, vernichtet. 1683 huldigte Batthyány den Türken, mit verheerenden Folgen für seine Herrschaften. Er fiel in die Oststeiermark ein. Pinkafeld und Umgebung wurden daraufhin von den Steirern geplündert und verwüstet.
Nach dem Tod Paul Batthyánys verwaltete Graf Ladislaus Csáky als Vormund die Herrschaft. Mit Pinkafeld geriet er in eine Auseinandersetzung um das Landgericht. Csáky ließ den Richter einsperren und verkündete einen neuen Banntaiding mit verschärften Strafen. Die Gemeinde und der Richter weigerten sich jedoch diesen zu akzeptieren. Csáky wollte den Richter wieder "in Eisen schlagen" lassen, der Richter ergriff aber die Flucht. Die Pinkafelder wandten sich daraufhin an Kaiser Leopold, der die Freilassung der Gefangenen befahl und von Csáky einen genauen Bericht anforderte. Die Pinkafelder konnten ihre Beschwerden vor der niederösterreichischen Regierung vorbringen. Offenbar setzten sich die Pinkafelder durch, denn die Vormundschaft und die Verwaltung der Herrschaft wurden Csáky entzogen und auf Christoph Batthyány übertragen.
Aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert sind aus Pinkafeld zwei Hexenprozesse bekannt, die mit der Hinrichtung der Beschuldigten endeten.
Im 17. Jahrhundert waren zeitweise ganze Dörfer der Herrschaft verpfändet, aber auch einzelne Höfe, die gleichzeitig von allen Lasten der Untertänigkeit befreit wurden. Diese Möglichkeit, Höfe im Mark Pinkafeld zu erwerben, wurde vor allem von evangelischen Adeligen aus der Steiermark, aus Österreich und aus Kärnten genutzt. Nicht zuletzt dadurch wurde der Markt auch ein Zentrum protestantischen Lebens. 1627 etwa kaufte der Ritter Christoph Ranfft einen ganzen Hof. 1629 kam Georg Albrecht von Rindsmaull, Freiherr von Frauenheim, Unter - Mayerhofen und Bärnegg mit seiner Frau als Landesverwiesener nach Pinkafeld. Sein Freihaus blieb bis 1728 im Familienbesitzund wurde danach von der Marktgemeinde erworben und als Rathaus verwendet (heute Stadtmuseum). 1640 verkaufte Ehrenreich Christoph von Königsberg einen Freihof in Pinkafeld an den Kaufmann Hans Kirchauer und befreite ihn von allen grundherrlichen Verpflichtungen. 1650 kauften Elisabetha Freiin von Rathmannstorff und 1653 Ehrentraud Freiin von Aichelburg je einen ganzen Hof. Letztere löste 1663 außerdem einen halben Hof ein, den sie später dem Freiherrn Geyer von Osterburg verkaufte. Dieser besaß schon 1660 einen Freihof, den Csáky 1662 einlöste und an Georg Somogyi übertrug. 1667 ist der Hof im Besitz des königlichen Dre0iger Michael Csákányi. 1658 kaufte Anna Eleonora von Rottal, eine geborene Freiin Galler, einen ganzen Hof, 1655 der steirische Freiherr Wolf Adam Narringer einen halben Hof. Drei Jahre später erwarb Narringer einen ganzen Hof. 1661 verpachtete ihm Paul Batthyány einen Freihof mit vielen Grundstücken. Der Edle Hermann Bernhard Feulner und seine Frau Katharina, geborene von Samitz, erwarben 1654 einen halben Hof. 1682 kaufte Georg Adam von Samitz einen ganzen Hof. 1666 verschrieb Paul Batthyany dem Matthias Pruckner und dem Hofrichter Johann Riechhalm je eine Session, 1669 dem Johann Grüller sogar drei Sessionen, 1691 kam eine Session in den Besitz des Johann Hubmann, 1691 kaufte Sigismund Batthyány zwei Freihäuser zurück, 1708 gab er Pinkafeld mit Aschau und Grodnau für 700 Gulden an Sigismund Svastich und Adam und Georg Radastits auf ein Jahr in Pacht.
1698 wurde die Herrschaft Pinkafeld geteilt. Franz Batthyány erhielt Holzschlag, Günseck und Jormannsdorf, Sigismund Pinkafeld, Riedlingsdorf, Kroisegg, Unterschützen, Goberling, Grodnau, Aschau, Bergwerk und Neustift. 1717, nach dem Tod von Franz, wurde die Herrschaft wieder vereinigt. Sigismund hatte die Freiheiten der Pinkafelder schon vor der Teilung bestätigt, 1696 bestätigte auch Kaiser Leopold die Privilegien. Zwei weitere Jahrmärkte kamen hinzu, 1697 wurden vom Kaiser die Mautfreiheit und die Befreiung von Militäreinquartierungen bestätigt. 1699 aber brachen die Konflikte mit der Herrschaft heftig auf. Sigismund Batthyány erhob Einspruch gegen die Privilegien. Die Pinkafelder ihrerseits hatten 1697 Protest eingelegt, weil sie in Rotenturm und Rechnitz gezwungen wurden, Maut zu zahlen. Sie beanspruchten die Mautfreiheit in ganz Ungarn. 1700 legten die Pinkafelder dem Kaiser ihre Beschwerden vor: Sigismund wolle ihnen die Blutgerichtsbarkeit entreißen, er entzieht der Bürgerschaft den Weinausschank, er hat durch seine Walachen die Wege absperren lassen, dass kein Wein in den Markt gebracht werden konnte und er erpresste Geld vom Markt, wobei er sogar den Richter einsperren ließ. Er ließ den Notar des Marktes auspeitschen und zahlt seine Schulden nicht ...1701 setzte der Kaiser eine hochrangige Kommission ein, unter dem Vorsitz des Kardinals Leopold von Kollonitsch, mit Palatin Paul Esterházy, dem ungarischen Hofkanzler und zahlreichen Vornehmen. Die Pinkafelder bekamen recht und dem Grundherrn wurden hohe Strafen wegen der Verletzung der Pinkafelder Rechte angedroht. Die Exekution des Urteils unterblieb aber wegen der Kuruzzenunruhen.
1704 erschienen die Kuruzzen unter Károlyi und plünderten Pinkafeld. Bei Vorau wurden sie von steirischen Bauern unter der Führung eines Chorherrn zum Abzug gezwungen, 1707 gab es erneut einen Einfall bis nach Dechantskirchen. Auch in den folgenden Jahren beunruhigten immer wieder Kuruzzenscharen die Bevölkerung. Diese Wirren nützte Batthyány, um die Rechte des Marktes zu mindern. Obwohl Kaiser Josef I. 1719 und Kaiser Karl VI. 1713 die Privilegien bestätigten erpresste er Abgaben, benützte die Gründe der Bürger als Hutweide und zahlte seine Schulden nicht. Daraufhin strengte Pinkafeld die Wiederaufnahme des Prozesses an. Die Dokumente lagen noch vor und das damalige Urteil wurde bestätigt. Die kaiserliche Hofkammer wurde angewiesen, die Rechte der Pinkafelder zu schützen. Auf die schweren Beschuldigungen der Pinkafelder antwortete der Prokurator Batthyánys, in dem er sich auf einen Vertrag von 1700 berief, der von den Pinkafeldern "stillschweigend" zur Kenntnis genommen worden sei, sowie auf das ungarische Jus Tripartitum berief. Dieses würde dem Grundherrn erlauben, den Untertanen Grund abzunehmen oder zu vertauschen. "Im übrigen sei die ganze Angelegenheit in das Königreich Ungarn zu verweisen". Die Pinkafelder wiesen nach, dass der Vertrag lediglich von vier Bürgern ohne Zustimmung der Gemeinde abgeschlossen worden war. Pinkafeld verteidigte sich sehr geschickt und wies alle Angriffe Batthyanys zurück. Auch die Klagen der Unterschützener wurden untersucht und auch diese bekamen recht. Trotz der eindeutigen Ergebnisse des Prozesses lebten die Streitigkeiten 1735 wieder auf, Die königliche Landtafel in Pest hatte auf Betreiben des Grundherrn die Bestimmungen über Rechte und Pflichten der Streitparteien vollständig umgestoßen. Vergeblich beriefen sich die Pinkafelder auf die kaiserlichen Freiheitsbriefe. Batthyany erließ 1736 ein neues Banntaiding. In diesem wurde der Pinkafelder Obrigkeit vorgeworfen, dass sie zu Lasten der Armen handle, die viel zu hohen Strafen vertrinke usw. Batthyány ordnete an, dass womöglich katholische Richter und Geschworene einegsetzt werden sollten, er verlangte jährliche Abrechnungen und deren Überprüfung durch den Grundherrn ... Die neuerlichen Streitpunkte wurden vielfach untersucht und es ergingen strenge Befehle an den Grundherrn, die dieser aber alle ignorierte. Noch Maria Theresia und Josef II. hatten sich mit den Beschwerden der Pinkafelder zu befassen. 1768 fällte die Septemviraltafel erneut ein Urteil zugunsten des Marktes. Die Streitigkeiten um die Gerichtsbarkeit hörten nicht auf, der Grundherr schränkte bei jeder Gelegenheit die Rechte des Marktes ein. So machte er das Herrschaftsgericht widerrechtlich zum Appellationsgericht, verordnete, dass Richter und Geschworene nicht von der Gemeinde abgesetzt werden könnten, verbot Geldstrafen durch das Marktgericht ...
1787 wurde vom Oberstuhlrichter Emmerich von Cschonits ein "tabellarischer Bericht" über einige Märkte angefertigt. Zu Pinkafeld teilte er mit: "Die Individuen des Magistrates sind ein Marktrichter , ein Notar, 12 Geschworene und ein Diener ... Entschiedene Rechtsstreitigkeiten in den letzten drei Jahren: 113, befördert 113. Die Appellation vom Marktgericht erfolgt an das Herrschaftsgericht, von hier zum Komitatsgericht ... Die Seelenzahl beträgt 1703, Nach dem Urbar von 1770 besaß Pinkafeld Inhaber von Höfen 150, von Söllgerichten 47, von öden Söllgerichten 17, Ledererwerkstätten 4, Die Gemeindewirtschaft wirft im Durchnitt einen jährlichen Überschuss von 642 Gulden 11 Kreuzer ab."
1776 bis 1780 waren sehr unruhige Jahre, weil in der Gegend eine Räuberbande ihr Unwesen trieb. Pinkafeld wurde durch die Räuber von jeder Zufuhr abgeschnitten. Die Räuber requirierten in den Einödhöfen und niemand wagte es eine Anzeige zu erstatten. Das Komitat schickte schließlich Husaren, denen es gelang, die Bande aus 12 Personen, Männer und Frauen, gefangen zu nehmen, Der Prozess fand in Pinkafeld statt, zwei Männer wurden gehenkt, eine Frau geköpft.
In den Franzosenkriegen beschloss der Magistrat, Rekruten zu stellen. Interessant ist, wie man diese aufbringen wollte: Freiwillige mit Handgeld oder "Erkaufung" oder durch Aushebung der ohne Pass Herumvagierenden, Raufer, Spieler, Flucher, an gefährlichen Orten gewöhnlich Herumschleichender, Liederlicher, Verschwender, Hurer, zu unerlaubten Zeit, in was immer Absichten, Zusammensitzender im Wirtshaus oder anderen Häusern zu nächtlicher Zeit, in fremden Häusern Angetroffener und dergleichen Gesetz Übertretender, zu stellen und ohneweiters nach Steinamanger abzuschicken." (Ratsprotokoll aus 1796). Außerdem wurden Jahr um Jahr die Heereslieferungen - Getreide, Vieh, Tuch - nach Rechnitz oder Steinamanger gebracht. Schon 1797 erhielt für diese Breitwilligkeit der Richter Siegmund Hutter von Kaiser Franz die goldene Gedenkmünze.
Die Umwandlung Österreichs in ein Erbkaisertum 1804 wurde mit einem Festzug gefeiert. Weniger begeistert war man über die Einquartierung von kroatischen Soldaten für 14 Tage. Sie brachten die Cholera in den Ort, der auch viele Pinkafelder zum Opfer fielen. 1806 und 1809 zogen französische Truppen durch den Ort, denen man - gegen Bezahlung - Frucht, Vieh und Tuch abliefern musste. Die Disziplin der Franzosen war aber gut. Der Schmuggel nahm in der "Franzosenzeit" stark zu. Vor allem die Sinnersdorfer waren daran beteiligt. Deshalb wurde ein Militärposten von 8 Mann an der Grenze stationiert.
Handwerk und Gewerbe
Vom Anfang an waren die Pinkafelder wegen der geringen Ausstattung mit Grund und Boden auf das Handwerk angewiesen. Zur Blüte des Handwerks trugen die vielen Privilegien, die der Markt erhielt, bei. Vor allem im 16. Jahrhundert wuchsen Handwerksformen und Zunftwesen nach deutschem Vorbild. Die Grundherrn Königsberg und Batthyány förderten das Handwerk, Schließlich gab es in Pinkafeld mehr als 30 zünftische Handwerksarten. Die Zechen waren meist an die Hauptzechen in Wien oder Wr. Neustadt angeschlossen und erhielten von dort auch ihre Handwerksordnungen. Auch die vielen Berufsnamen zeugen von der Bedeutung des Handwerks. Nach dem Urbar von 1569 waren etwa 50 % der Familiennamen Handwerkernamen.
Die frühesten Zeugnisse für das Bestehen der Zünfte stammen aus 1591 - die Leinweber schlossen sich der Wr. Neustädter Zunft an. Auch nach der Rückgliederung der Herrschaft an Ungarn blieben die Zünfte bei den österreichischen Hauptladen. 1594 schloss sich die Hufschmiedezunft, der auch viele Meister aus der ganzen Umgebung angehörten, der Hauptzeche in Wien an. Die Schneiderzunft lässt sich ebenfalls bis 1592 zurück verfolgen. 1604 schloss sich die Schuhmacherzunft der Wr. Neustädter Hauptlade an. Das Ledererhandwerk lässt sich bis 1562 zurück verfolgen. Die Lederer übernahmen die Zunftartikel von Wr. Neustadt.
Die Marktprotokolle nennen für den Zeitraum eines Jahrhunderts folgende Handwerker: 20 Lederer, 25 Schuster, 22 Sieber (Siebmacher), 22 Schneider, 21 Fleischhauer, 17 Schmiede, 16 Müller, 16 Weber, 14 Tuchmacher, 13 Kürschner, 11 Bäcker, 9 Siebbodenmacher, 9 Riemer, 7 Binder, 7 Hafner, 6 Färber, 5 Hutmacher, 5 Seiler, je 4 Bader, Zimmermänner, Wagner, Lebzelter, 3 Drechsler, je 2 Bierbrauer, Maurer, Nadler, Weißgerber, Sattler, Goldschmiede, Zischmenmacher, je 1 Vogeljäger, Büchsenschifter, Büchsenmacher, Schlosser, Ziegler, Kupferschmied, Silberkramer, Kotzenmacher, Gürtler, Handelsmann, Tischler und Krämer. Nahezu jeder Pinkafelder Bürger übte ein Handwerk aus, neben der kleinen Landwirtschaft. Zur Zeit Maria Theresias wurden böhmische Tuchmacher angesiedelt. Bis 1770 nahm vor allem die Zahl der Tuchmacher stark zu, es gab nun 25 Tuchmachermeister und 13 Leinweber. 1850 gab es 35 Kürschnermeister und 9 Gesellen, 35 Lederermeister und 12 Gesellen sowie 13 Lehrlinge, 42 Schneidermeister mit 17 Gesellen und 4 Lehrlingen, 40 Schuhmachermeister mit 17 Gesellen und 7 Lehrlingen. Die Zahl der Tuchmacher war auf 63 Meister mit 22 Gesellen und 5 Lehrlingen gestiegen, die der Weber auf 62 Meister, 11 Gesellen und 6 Lehrlingen. Es gab nunmehr 41 Zischmenmacher mit 8 Gesellen und 7 Lehrlingen. Insgesamt gab es in Pinkafeld 1850 661 Meister, allerdings einschließlich der Landmeister (Gäumeister) in den Dörfern, die den Pinkafelder Zünften angehörten. 1840 schlossen die Pinkafelder Meister miteinander einen Vertrag, in dem sie sich und ihre Nachkommen verpflichteten, keinem Israeliten ein Haus zu verkaufen. Auf diese Weise hofften sie sich vor der zunehmenden jüdischen Konkurrenz zu schützen.
Die Pinkafelder Tuchmacher - "Leben die Tuchmacher, lebt der Markt!"
Die Voraussetzungen für die Tuchmacherei waren günstig. Es gab genügend geeignetes Wasser und Walkerde. Die Tuchmacherei erlebten vor allem in der Zeit Maria Theresias einen Aufschwung. Nach dem Verlust Schlesiens sollte die Tuchmacherei in Schwung gebracht werden. 1770 erließ Maria Theresia ein Tuchknappenstatut für Pinkafeld. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zogen Tuchmachergesellen aus den deutschböhmischen und auch den tschechischen Gebieten zu.
Jeder der Tuchmachermeister arbeitete zunächst für sich, die Walke betrieb man gemeinsam. Insgesamt fanden an die 300 Familien Beschäftigung in der Tuchmacherei. Zu Zeiten von Absatzkrisen, die es immer wieder gab, verarmten viele Tuchmacherfamilien. 1851 wurden große Militärlieferungen in Pinkafeld bestellt. 1868 begannen die Tuchmacher, eine große gemeinsame Spinnerei zu errichten. Dafür wurde der alte Eisenhammer gepachtet. Die meisten Tuchmacher stellten auf die Erzeugung von Kotzen und Loden um, einige erzeugten Hemdenflanelle. Zum Aufschwung trugen auch große Bestellungen aus Rumänien bei.
Nach der Aufhebung der Zünfte 1878 erfolgte in Pinkafeld der Zusammenschluss der Tuchmacher zu einer Tuchmachergenossenschaft. In diesem Jahr gehörten der Genossenschaft 37 ausübende Tuchmacher an Schließlich gehörten der Genossenschaft 41 von 85 Tuchmachern an. Die alten zünftischen Bräuche wurden aber beibehalten. Die Tuchmacher betrieben auch eine Wollspinnerei und Tuchwalken mit 40 Arbeitsmaschinen. Die Genossenschaftsspinnerei hatte 15 Satz-Spinnmaschinen und 3 Hammerwalken, ferner besaß sie 12 Vorspinnmaschinen. Bei den einzelnen Genossenschaftsmitgliedern waren noch ca 60 Niederländer Spinnmaschinen und 75 bis 80 Handwebstühle in Betrieb. Beschäftigt wurden 300-350 Personen. Die Löhne waren annähernd gleich hoch wie in der Fabrik, es erhielten aber die Arbeiter Wohnung und Kost bei den Arbeitgebern. Erzeugt wurden Tuch, Flanell, Loden, Kotzen und Teppiche. Der Absatz von Tuch und Flanell ging weiter zurück, da die Konkurrenz der österreichischen Fabriken, die moderner ausgestattet waren, zu groß war. Dagegen nahm die Loden- und Kotzenfabrikation stark zu, da hier die steirische und Kärntner Konkurrenz nicht so drückend und das Pinkafelder Produkt von guter Qualität war und auch billiger angeboten wurde. Die Gesamterzeugung dürfte im Jahre 1879 bei 25 000 Paar Kotzen ...und 5000 Stück Loden ... gelegen sein.
In der aufgelassenen Papierfabrik wurde von Alexander Putsch und Andreas Friedrich eine Loden- und Kotzenfabrikation mit 3 Satz-Spinnmaschinen und 10 Webstühlen eingerichtet. Die Satz-Spinnmaschinen und die Walke wurden mit Wasserkraft betrieben 1881 beschäftigte die Fabrik des Alexander Putsch 35 Tuchmachergehilfen, 20-30 Taglöhner und Arbeiterinnen, die wöchentlich 3-6 fl. verdienten. Die Tuchmachergehilfen dagegen erhielten 4-12 .(Gulden) in der Woche.
Damit war Pinkafeld zum Hauptsitz der Textilindustrie des Ödenburger Kammerbezirks geworden. Auf der Budapester Allgemeinen Landesausstellung etwa wurden die Pferdedecken (Kotzen) aus Pinkafeld wegen ihrer hohen Qualität sehr gelobt und die Spezialisierung auf ein Produkt begrüßt, zugleich aber angeregt, dass sich die Pinkafelder Tuchmacher auch auf die Produktion von "englischem Gewebe" verlegen sollten...
Auch in den Pottendorfer und Wiener Neustädter Spinnfabriken stammte ein beträchtlicher Teil der Arbeiter aus Westungarn. Arbeiter aus Westungarn waren Pottendorf, Schönau, Sollenau, Weigelsdorf, Neunkirchen, Unter-Eggendorf, Ebenfurth, Steinabrückl und Wr. Neustadt beschäftigt. Die Spinnfabrik Ebenfurth (408 Arbeiter) beschäftigte fast zwei Drittel der Arbeiter aus westungarischen Grenzgemeinden wie Neufeld, Hornstein, Steinbrunn, Müllendorf, Großhöflein...
Schlechte Zeiten für die Tuchmacher
"Die Tuchmacher sind hoch zu achten, weil sie feine Tuche machen, und wenn sie keine Arbeit hab'n, gehn sie Grumpien (Kartoffel) grab'n". Da ein Großteil der Bewohner Pinkafelds (an 300 Familien) in der Tuchmacherei Beschäftigung fanden, zeigten sich die Folgen einer Absatzkrise umso erschreckender. So lebt es noch in der Erinnerung fort, dass anlässlich einer Krise auf Jahre hindurch die Bevölkerung so arm war, dass sie auch an Sonntagen barfuss gehen musste, dass der Großvater, Vater und Sohn nur einen gemeinsamen Winterrock besaßen, den sie an Sonntagen abwechselnd benützten. Daher sahen sich gelegentlich Herrschaft und Regierung veranlasst, helfend einzuspringen. Die Krisenzeit um 1840 bewog die Gräfin Batthyany ...zu einer Stiftung: 'Ich Endesgefertigte versetze hiermit alle in Kentnis...daß ich - es als christliche Pflicht erachtend- auf alle mögliche Weise der bedrängten Lage meiner Untertanen des privilegierten Marktes Pinkafeld helfend nachzukommen, ernsten Willens sei. Nachdem ich aber, durch eigene Erfahrung geleitet, zur Kenntnis gelangt, dass mehrere unter den zahlreich hier anwesenden Tuchmachermeistern durch des Schicksals herben Schlägen in verarmten Zustand geratend, kaum fähig sind, ihren Kindern die Erlernung des Handwerks beibringen lassen zu können, so fühle ich mich entschlossen - diesen in ihrer Not hilfreiche Hand zu leisten -, eine aus 222 fl CM bestehende Kapitalsumme als ewige Fundation zu diesem Zwecke niederzulegen..." Die Gräfin bestimmte, dass von den Zinsen des Kapitals immer ein Lehrling... auslernen könne. Noch gegen Ende des Jahrhunderts wurde von dieser Stiftung regelmäßig Gebrauch gemacht.
Während des 1. Weltkrieges erlebte die Pinkafelder Tuchmacherei noch einmal eine Hochkonjunktur, vor allem wegen der Heereslieferungen. Nach dem Anschluss an Österreich begannen die Probleme, da man nun von den bisherigen Absatzgebieten abgeschlossen war, in Österreich aber die Konkurrenz übermächtig war. Eine Umstellung auf neue Produkte war den kleinen Meistern aus Kapitalmangel nicht möglich. 1924 wurde zudem die Herrschaft verkauft und die Genossenschaft hätte nun die gepachteten Betriebsobjekte kaufen müssen. Die Genossenschaft löste sich auf. Die meisten Tuchmacher konnten die Krise nicht verkraften. Von den 34 Meistern im Jahre 1924 blieben nur 4 übrig. Die meisten Tuchmacher mussten nun in den Fabriken ihr Brot verdienen.
Quelle:
- Hahnenkamp, Hans: Die Burgenländische Industrie, 2. Teil,
- Prickler, Harald: Pinkafeld.
Im Markt gab es mehrere Lederwerkstätten. 1670 arbeiteten 11 Lederermeister . Auch die Lederer, deren 12 Meister der Wr. Neustädter Zeche angehörten, mussten sich nach Auflösung der Zunft zusammen schließen. Sie richteten einen gemeinsamen Betrieb "Vereinigte Gerber Pinkafelds" ein. In den 1920er Jahren gab es jedoch nur mehr drei Gerbereien.
Erhalten sind in einer Abschrift die Zunftordnungen der Schuhmacher und der Schneider. In der Zunftordnung der Schuster ist etwa die Teilnahme an der Fronleichnamsprozession und der Messbesuch am Erhardstag vorgeschrieben. Das schloss natürlich evangelische Meister aus.
Nach dem Bericht der Ödenburger Handels- und Gewerbekammer gab es 1876 in Pinkafeld folgende Gewerbetreibende:
Nach dem statistischen Bericht der Handels- und Gewerbekammer in Ödenburg aus dem Jahre 1876 befanden sich in Pinkafeld folgende Gewerbetreibende:
- Tischler: 6 Selbständige, 4 Gesellen, 4 Lehrlinge,
- Lebzelter: 3 Selbst., 1 Ges., 1 Lehrl.
- Spengler: 1 Selbst., 1 Ges., 1 Lehrl.
- Wagner: 2 Selbst., 2 Ges., 2 Lehrl.
- Barbier: 1 Selbst., 1 Lehrl.
- Zischmenmacher: 13 Selbst., 6 Ges., 8 Lehrl.
- Schuhmacher: 4 Selbst., 4 Ges., 5 Lehrl.
- Drechsler: 4 Selbst., 2 Ges., 3 Lehrl. Hafner: 3 Selbst., 3 Ges., 2 Lehrl.
- Kammacher: 3 Selbst.
- Selcher: 1 Selbst., 1 Lehrl.
- Binder: 4 Selbst., 2 Ges., 2 Lehrl.
- Hutmacher: 3 Selbst., 2 Ges., 2 Lehrl.
- Tapezierer: 1 Selbst., 1 Ges., 1 Lehrl.
- Blaufärber: 2 Selbst., 2 Ges.
- Rauchfangkehrer: 1 Selbst., 1 Ges., 1 Lehrl.
- Maurer: 4 Selbst., 15 Ges., 5 Lehrl.
- Buchbinder: 2 Selbst. Kaffeesieder: 2 Selbst.
- Wirte: 3 Selbst., 4 Ges., 2 Lehrl.
- Seiler: 1 Selbst., 1 Ges., 1 Lehrl.
- Schmiede: 3 Selbst., 4 Ges., 3 Lehrl.
- Schlosser: 8 Selbst., 4 Ges., 5 Lehrl.
- Fleischhauer: 2 Selbst., 2 Ges., 2 Lehrl.
- Sattler: 4 Selbst., 3 Ges., 2 Lehrl.
- Uhrmacher: 1 Selbst.
- Branntwein-schenker: 1 Selbst.
- Tuchscherer: 1 Selbst., 1 Lehrl. Tuchmacher: 33 Selbst., 13. Ges., 8 Lehrl.
- Bierschänker: 1 Selbst., 1 Ges. Bäcker: 5 Selbst., 8. Ges., 6 Lehrl.
- Schneider: 6 Selbst., 5 Ges., 4 Lehrl.
- Seifensieder: 2 Selbst., 1 Ges. Greißler: 5 Selbst.
- Schönfärber: 1 Selbst., 3 Ges., 1 Lehrl. Riemer: 2 Selbst., 1 Ges.
- Siebmacher: 3 Selbst., 1 Lehrl.
- Beuteltuchmacher: 5 Selbst., 1 Ges., 1 Lehrl.
- Kürschner: 1 Selbst., 1 Ges.
- Weber: 7 Selbst., 3 Ges., 2 Lehrl.
- Rotgerber: 9 Selbst., 7 Ges., 4 Lehrl. Glaser: 1 Selbst., 1 Lehrl..
Im gleichen Verzeichnis sind noch genannt: 1 Zündholzfabrik, 1 Aushilfsverein, 1 Sparkasse, 1 Ziegelei, 1 Wassermühle, 1 Wassersägemühle mit insgesamt 36 Beschäftigten.
Nach dem Stande von 1927 besaß Pinkafeld 206 Gewerbetreibende. Weitaus führend sind die Tuchmacher mit 34 Meistern, d. s. 17 % aller Gewerbetreibenden. Es folgen die Kaufleute mit 19 (9,5 %), die Schuhmacher mit 18 (9 %), die Schneiderinnen mit 18 (9 %), das Gastgewerbe mit 15 (7,5 %), die Handelsleute mit 12 (6 °7o), die Schneider mit 7 (3,5 %), die Fleischhauer mit 6 (3 %). Weiters die Bäcker, Tischler, Schlosser mit je 5 (2,5 %), die Friseure, Gerber, Binder, Fuhrwerker mit je 4 (2 %), die Zuckerbäcker, Hutmacher, Maler mit je 3 (1,5 %), die Uhrmacher, Riemer, Blumenmacherinnen, Putzereien, Schmiede, Rübenhobelerzeuger, Drechsler, Hafner, Sattler, Damenschneider, Spengler mit je 2 (1 %), und die Glaserer, Kammmacher, Wagner, Etuimacher, Siebbödenmacher, Damenfriseure, Beindrechsler, Seifenerzeuger, Müller, Sodawassererzeuger, Buchbinder, Tapezierer, Bürstenbinder, Photographen, Seiler mit je 1 (0,5 %).
Im Jahre 1957 bestehende unä bis 1959 zusätzlich verliehene Gewerbekonzessionen: Unternehmungen: Textilfabriken (3), Lederfabriken (1), Sägewerke und Holzhandel (2), Kantinenbetriebe (1), Bierniederlagen (1), Kreditinstitute (1), Kinobetrieb (1), Tabakhauptverlag (1), Obstpressen (2), Obstverwertung (1), Brückenwaage (1).
Hotels (2), Gastgewerbe (18), Tischlerei (7), Schuhmacher (7), Schneiderei (5), Fleischhauer und Selcher (5), Kleidermacher (5), Friseure (5), Glaserei (2), Leichenbestattung (2), Bauunternehmen (11), Sodawasser und Kracherlerzeugung (1), Schornsteinfeger (1), Baumeister (3), Ziegelerzeugung (1), Photograph (2), Wagner (1), Faßbinder (1), Brennholzzerkleinerung (1), Sattler (1), Tapezierer (3), Mechaniker (3), Fahrschule (1), Zuckerbäcker (3), Lohnbrüterei (1), Hutmacher (3), Holzwarenerzeuger (1), Sand- und Schottergewinnung (1), Schmiede (1), Mechanische Wäscherei (1), Roßhaarsiebbödenmacherei (1), Konditorei (1), Kaffeekonditorei (2), Pension (1), Jausenstation (1), Dachdecker (3), Uhrmacher (3), Marktfahrer (2), Spengler (2), Viehschnittgewerbe (1), Kosmetiksalon (1), Kaffeehaus (1), Maschinenstrickerei (1), Zimmerei (2), Schlosser (3), Werkzeugschmiede (1), Ledergerberei (1), Kinooperateur (1), Weber (1), Deckenerzeuger (1), Uhrmacher (3), Marktfahrer (2), Spengler (2), Viehschnittgewerbe (1), Fahrzeugreparaturwerkstätte (1), Apotheke (1), Kunstmühle (1), Wagenschmiede (1), Lohndrusch (1), Tankstellen (3), Seiler (1), Malermeister (1), Maler und Anstreicher (1), Mietautounternehmung (2), Bäckereien (5), Zementwarenerzeugung (1), Betonwarenerzeugung (1), Sieb- und Holzwarenerzeugung (1), Lohnfuhrwerker (1), Abdecker (1), Müllabfuhrgewerbe (1), Fuhrwerksunternehmen (l).
Mühlen, Sägewerke, Ziegelerzeugung und Bierbrauerei
Im Markt gab es einige Mühlen, die zum Teil im Besitz der Herrschaft waren. 1645 bestand eine Hofmühle. Sie war stark verfallen und wurde von Sigismund Batthyány mit vier Rädern neu errichtet. Adam Batthyány baute an die Mühle ein Sägewerk und eine Walke für die Tuchmacher an. 1763 war diese "obere Hofmühle" nicht mehr im Betrieb. 1645 wird eine Hofsäge erwähnt, die wahrscheinlich schon unter Ludwig von Königsberg errichtet worden war. 1660 war das Sägewerk verpachtet, 1668 wurde es von Peter Harding geleitet. 1683 wurde es bei einem kriegerischen Einfall der Steirer zerstört. 1701 zwang Sigismund Batthyány den Müller Rait, seine Mühle, die sich schon seit dreihundert Jahren im Familienbesitz befand, an die Herrschaft abzutreten. Diese Enteignung spielte im Prozess der Pinkafelder gegen Batthyany eine wichtige Rolle. 1751 wurden in der Reitischen oder mittleren Hofmühle vier Räder betrieben. Adam Batthyány erbaute um 1740 die "untere Hofmühle" mit vier Rädern. Joseph Emanuel Batthyány erbaute um 1800 eine weitere große Mühle. 1847 standen nur mehr die untere und die obere Hofmühle in Betrieb.
1645 wird ein Ziegelstadel erwähnt. Die Ziegel wurden in erster Linie von der Herrschaft verwendet. Bierbrauereien gab es seit dem späten 17. Jahrhundert bis in das späte 19. Jahrhundert, zuerst im bürgerlichen Brauhaus, später in einer herrschaftlichen Brauerei. Der Bierbrauer Jakob Graf brachte es bis zum Marktrichter. Sigismund Batthyány richtete in der enteigneten Spitzermühle 1718 ein Brauhaus ein. Es wurde vorübergehend eingestellt, zu Beginn des 10. Jahrhunderts aber wieder in Betrieb genommen, 1883 aber endgültig aufgegeben. Das Gebäude wurde vom Textilfabrikanten Rudolf Lirsch übernommen, der dort eine Schuhfabrik einrichtete. 1960 bis 1987 war dort die Lola - Bürstenfabrik unterfebracht.
In Pinkafeld bestand auch eine Papiermühle. Sie wurde 1838 von Hartberger Bürgern erbaut. Sie war vom Anfang an hoch verschuldet und wurde schließlich versteigert. Erzeugt wurde hauptsächlich Packpapier. Über Constanzia Tanzer und Josef Amon gelangte das Werk 1877 an den Pinkafelder Kaufmann Alexander Putsch, der die Papierfabrikation aufgab und eine Textilproduktion einrichtete. 1732 erbaute Adam Batthyány neben dem Brauhaus eine kleine Tabakmühle und einen Keller zur Aufbewahrung des geschnittenen Tabaks und eine Fassbinderei. Ebenfalls von der Herrschaft betrieben wurde eine Tuchwalke und eine Weißgerberwalke. Der herrschaftliche Eisenhammer bestand schon 1645. Wahrscheinlich wurde aber schon im Mittelalter ein Hammerwerk betrieben. Der Bedarf an Eisenwar anscheinend groß. In Pinkafeld und Umgebung gab es viele Huf-, Nagel-, Hacken- und Hammerschmieden. Die herrschaftliche Hammerschmiede bestand noch 1847. Dann errichtete dort die Tuchmachergenossenschaft ihre Spinnerei, Nach deren Auflösung richtete dort Adolf Posch einen Textilbetrieb ein.
Handel und Verkehr
Pinkafeld war immer ein Knotenpunkt im Handelsverkehr zwischen den Gebirgsländern und der Tiefebene. Im Jahre 1388 wird in Pinkafeld eine Mautstelle genannt. Die Straße nach Friedberg bzw. Hartberg und Hochneukirchen war von größter Bedeutung. Bald nach der Rückgliederung der Herrschaft an Ungarn wurde in Pinkafeld ein Filial - Dreißigeramt, also ein Grenzzollamt, errichtet. Aus Ungarn wurden hauptsächlich Wein, Weinstein, Vieh und Häute nach Wr. Neustadt, aber auch in die Steiermark gebracht. Der Häute und Fellhandel war überwiegend in den Händen der Juden von Kobersdorf, Mattersdorf, Eisenstadt und Ebenfurth. Aus Niederösterreich kamen Textilien, Heringe und "Kramerey - Waren", aus der Steiermark Eisen, Eisenwaren und Salz nach Ungarn. Die Pinkafelder waren auf Grund ihrer Privilegien von den Mautabgaben befreit. Deswegen kam es aber immer wieder zu Streitigkeiten. Seit 1578 bestand in Aspang eine Maut und die Mautner anerkannten die Pinkafelder Mautfreieheit oft nicht. Die Pinkafelder durften für ihre "Hausnotdurft", also für den Eigenbedarf, mautfrei einfpühren, machten daraus aber eine "ganze Kaufmannschaft" und profitierten vom Zwischenhandel. Viele Hausierhändler, "walhen" (Walachen, Vlahi) und "schotten" (wahrscheinlich serbische Uskoken) kauften kleine Häuser in Pinkafeld und konnten so am mautfreien Handel teilnehmen. Außerdem wurde viel geschmuggelt, vor allem Vieh, um die Maut zu umgehen. Pinkafelder Kaufleute hatten Handelsbeziehungen nach Wiener Neustadt und auch nach Wien. Der Schmuggel nahm ein derartiges Ausmaß an, dass im Jahre 1603 Kaiser Rudolf II. einschritt und die Ausstellung von Pasierscheinen durch die Herrschaft verbot - allerdings ohne großen Erfolg, denn die Straßen durch die Bucklige Welt waren kaum zu kontrollieren.
Mit dem Bau der Aspangbahn und der Bahn nach Steinamanger ging die Bedeutung von Pinkafeld als Umschlagplatz teilweise verloren. Als Kopfbahnhof blieb Pinkafeld aber wichtig. Erst die Verbindung zwischen Pinkafeld und Friedberg nach dem Anschluss an Österreich brachte das endgültige Aus für viele Fuhrwerksunternehmer, Wagner und Schmiede.
Dem Durchreisenden standen in Pinkafeld mehrere Wirtshäuser zur Verfügung, besonders die drei großen herrschaftlichen Gasthöfe "Zur Weintraube", "Zum Hirschen" und "Zum grünen Baum". Die Gemeindegasthöfe waren eher Schankbetriebe als Beherbergungsstätten. Sie wurden vor allem an den Markttagen aufgesucht. Die Märkte, vor allem die Martini - Jahrmärkte, hatten im 19. Jahrhundert noch große Bedeutung, wurden dann aber immer mehr vom zentral gelegenen Oberwart verdrängt. Eine Einkaufsstadt blieb Pinkafeld allerdings, das Geschäftsleben entwickelte sich gut.
Brandkatastrophen, Verarmung
Die Verarmung des Marktes zu Beginn des 19. Jahrhunderts war vor allem auf die großen Brandschäden zurückzuführen. 1808, 1810, 1812 und 1850 gab es Brandkatastrophen. Es wurde nun die Ziegeldeckung der Häuser verordnet. Trotzdem gab es 1817 das schwerste Brandunglück, Der gesamte Ort brannte ab und einige Menschen kamen dabei ums Leben. Die Brände waren gelegt. Der Brandstifter, ein vierzehnjähriger Bäckerlehrling, konnte schließlich verhaftet werden. Er wurde zum Feuertod verurteilt, von Kaiser Franz aber zu acht Jahren Gefängnis - mit regelmäßigen öffentlichen Auspeitschungen - begnadigt. Die Nachbargemeinden und auch einige Grundherrn und der Bischof halfen beim Wiederaufbau. Gräfin Franziska Batthyány ließ die Frauensäule am Platz renovieren. 1827 gab es erneut einen schweren Brand. In geistiger Hinsicht aber war Pinkafeld in dieser Zeit ein Zentrum mit weiter Ausstrahlung. 1805 wurde Joseph Weinhofer Pfarrer. Franziska Batthyány, eine Tochter des Grafen Szechenyi, zog in das Schloss ein. Sie war eine Verehrerin des Klemens Maria Hofbauer.Im Sommer holte sie viele Besucher aus ihrem Wiener Bekanntenkreis nach Pinkafeld - neben Hofbauer etwa Zacharias Werner, die Fürsten Hohenlohe und Lichnowski und viele andere aus dem romantischen Hofbauerkreis. Franziska Batthyány setzte sich für den Markt und vor allem für die arme Bevölkerung ein und wurde deshalb sehr verehrt. Die Streitigkeiten zwischen Markt und Herrschaft traten in dieser Zeit zurück. In Oberschützen wirkte in dieser Zeit der evangelische Pfarrer Wimmer, der in gutem Kontakt zu Weinhofer stand.
1826 trat wieder eine weit verzweigte Räuberbande auf, die auch vor Totschlag und Mord nicht zurückschreckte. Im Schloss wurde eine Kommission aus österreichischen und ungarischen Beamten eingesetzt und nach langwierigen Streifen 30 Personen gefangen genommen. Die Pinkafelder begannen, ein neues Hochgericht (Galgen) zu bauen, da das alte, Jahrzehnte lang nicht mehr gebrauchte, vermodert war. Den Anführern der Räuber gelang es jedoch, die Wache zu überwältigen. Sie erschossen den Korporal und den Bürger Andreas Hutter. Fünf der Geflohenen konnten zunächst entwischen, wurden aber bald darauf wieder eingefangen. Drei der Anführer und einige der Mitschuldigen wurden gehenkt, andere zu langen Gefängnisstrafen verurteilt. Erst nach zwei Jahren Gefängnis wurde auch der Anführer der Bande, Holzkecht - Seppl genannt, der 14 Raubmorde, 2 Brandstiftungen, 54 Räubereien, 4 Mal Notzucht und 48 Diebstähle usw. begangen Hatte, gehenkt. 1830 wurde außerdem ein Pinkafelder Muttermörder hingerichtet. Dies war die letzte Hinrichtung des Hochgerichtes.
In den späten 1830er Jahren nahm in Pinkafeld und in den Dörfern der Widerstand gegen die Herrschaft, besonders gegen die Robot, zu. Die Pinkafelder gerieten wegen der Abgrenzung der Hutweide mit der Grundherrschaft in Streit. Erst 1847, also kurz vor der Urbarialregulierung, wurde eine Einigung erzielt.Die miserable wirtschaftliche Situation zwang Pinkafeld um die Jahrhundertwende immer wieder zu Verpfändungen, vor allem von Wald. Daraus ergaben sich in der Folge Grenzstreitigkeiten mit Sinnersdorf und der Herrschaft Thalberg. Umstritten war bis in die 1880er Jahre die Zugehörigkeit von Oberwaldbauern und Sinnersdorf. Beide Orte blieben schließlich bei der Steiermark, kirchlich gehörten sie aber weiterhin zu Pinkafeld.
Revolution von 1848
In der Revolution von 1648 kam es in Pinkafeld anscheinend zu keinen Tätlichkeiten. Als die aus Oberösterreich desertierten Palatinal - Husaren heim nach Ungarn zogen kamen sie auch durch Pinkafeld. In Oberwart schlossen sich einige der dortigen Edelleute den Deserteuren an. Von Pinkafeld aus rückte daraufhin kaiserliches Militär unter dem Grafen Althan nach Oberwart vor und bestrafte die Empörer - die Rädelsführer mit Stockhieben. Die Häuser der Geflüchteten wurden geplündert Dem Ort Oberwart wurde eine Strafe von 20 000 Gulden C.M. auferlegt. Aus Pinkafeld ist nur bekannt, dass zwei Tuchmacher bei Nacht versuchten, den Aufständischen Tuche zu liefern. Sie wurden festgenommen, zunächst nach Graz, dann nach Ödenburg und Preßburg gebracht. Schließlich wurden sie aber freigelassen. Die mündliche Überlieferung berichtet, dass auch in Pinkafeld eine "Nationalgarde" aufgestellt wurde und nach Oberwart zog. Dann aber, nach dem Brand von Großpetersdorf, den man irrtümlich mit den kroatischen Truppen des Jellacic in Verbindung brachte, kehrten die Pinkafelder um, um ihren Markt zu schützen. Als die Kroaten in Richtung Steiermark abzogen besetzten die Pinkafelder und Sinnersdorfer die Hocharter Höhe. Die Kroaten nahmen aber einen anderen Weg über Hochneukirchen. Die Pinkafelder bekamen angeblich einen versprengten Kroaten in ihre Hand, den sie erschlugen.
Mit den Gesetzen von 1848 wurde auch die Pinkafelder Blutsgerichtsbarkeit aufgehoben. Im Markt wurde im Rahmen der neoabsolutistischen Maßnahmen ein k. k. Bezirkskommissariat eingerichtet, dem 50 Gemeinden unterstanden, ein Bezirksgericht, eine Grundbucheinführungskommission, ein Gendarmerieposten, ein Steueramt und eine Finanzwachabteilung. 1653 erhielt die Bezirksbehörde wieder die Bezeichnung Stuhlrichteramt. Aber schon 1854 wurde anstatt von Pinkafeld nun Oberwart Bezirksvorort, Pinkafeld blieb noch bis 1855 provisorischer Amtssitz. Pinkafeld behielt ab 1849 die Bezeichnung "Privilegierter Markt", die Gemeindeautonomie wurde aber, wie überall, stark eingeschränkt. Der Richter, nunmehr Gemeindevorstand, die Geschworenen und Notare wurden vom Komitatsvorstand auf Vorschlag des Bezirkskommissärs ernannt. 1856 wurden die Katastralvermessung und die Grundbucherstellung abgeschlossen. 1860 /61 gab es eine neue Verwaltungsorganisation. Es wurde ein Bezirk Pinkafeld mit 21 Gemeinden gebildet. Für kurze Zeit durfte auch der Richter wieder gewählt werden. 1862 verlangte aber der Bezirksstuhlrichter, dass auch in Pinkafeld der gesamte Gemeinderat ernannt werde. Die Gemeindevertretung legte sofort Protest ein und trat zurück. Der Bezirksstuhlrichter setzte einen Marktrichter ein. Dem Vizestuhlrichter Schlamadinger, einem gebürtigen Pinkafelder, gelang es schließlich, die Bevölkerung zu beruhigen. Um die Wahl bzw. Einsetzung des Marktrichters gab es auch weiterhin Probleme, da der Markt die Einmischung des Stuhlrichters nicht akzeptieren wollte. Schließlich wurde Andreas von Benedek als Marktrichter eingesetzt. 1867 wurde die Wiederherstellung der ungarischen Verfassung im Zuge des Ausgleichs überschwänglich gefeiert, ebenso wie die Krönung Franz Josephs zum König v on Ungarn. Zur Erhaltung der Gerichtsbarkeit 1. Instanz wurde ein Bittgesuch an Franz Joseph eingebracht und dieses auch bewilligt. Ignaz von Toth, Advokat in Oberwart, wurde zum Stadtrichter gewählt. 1870/71 wurde eine neue Bezirkseinteilung vorgenommen, der Bezirk Pinkafeld wurde aufgelöst. Nach dem Gemeindegesetz von 1871 wurde Pinkafeld eine Großgemeinde mit den dafür vorgesehenen Einrichtungen. In einem Memorandum verlangte Pinkafeld den Anschluss an das Eisenbahn- und das Telegraphennetz sowie ein Bezirksgericht und die Errichtung einer Realschule auf Staatskosten. Die Bescheide der Grundbuchbehörde sollten in deutscher Sprache ausgestellt werden. Erreicht wurde nur die Einrichtung eines Kreisnotariats für Pinkafeld und die Kleingemeinden der Umgebung. Pinkafeld bemühte sich um eine Telegraphenstation und um eine Gendarmeriekaserne. Während der Jahrmärkte wurden nun auch Viehmärkte abgehalten. 1885 wurde eine gewerbliche Lehrlingsschule gegründet. 1884 entstand ein Verschönerungsverein, ab 1877 wurde der Ort mit Petroleumlampen beleuchtet. Zur Gemeindekreditkasse kam 1872 mit der Pinkafelder Sparkassen AG ein weiteres Geldinstitut.
Eisenbahnbau
Besonders engagiert war der Markt im Hinblick auf einen Bahnanschluss. Das Projekt einer Bahn über Schäffern und Hochart nach Pinkafeld und dann weiter nach Marburg scheiterte jedoch 1884. Pinkafeld hatte bereit eine größere Geldsumme und einen Pkatz für den Bahnhof zur Verfügung gestellt. 1885 wurde der Bahnbau Pinkafeld - Steinamanger in die Wege geleitet, 1887 begonnen und 1888 feierlich eröffnet. Diese Bahnlinie hatte weit reichende Folgen, da er eine Umorientierung des gesamten Gebietes nach Osten brachte. Pinkafeld erwarb einen beträchtlichen Teil der Aktien, die Pinkafelder Alexander Putsch und Johann Kappel wurden Mitdirektoren im Komitee. Die Bahngesellschaft und auch der Markt Pinkafeld wünschten natürlich einen Anschluss an die Aspangbahn. Diese Verbindung wurde aber von Budapest nicht genehmigt. Aus nationalistischen Erwägungen wollte man keinen Anschluss an den österreichischen Wirtschaftsraum. Ab 1898 durfte die Gemeinde nur mehr den Namen Pinkafö führen. Positiv war hingegen die staatliche Förderung der Pinkafelder Industrie, vor allem der Kotzenerzeugung. Die Textilindustrie blühte wegen der großen Lieferungen an das Militär vor allem während des 1. Weltkrieges. Im kleinen Spital wurde während des Krieges ein Rekonvaleszentenheim eingerichtet.
Industrie
Pinkafeld war seit dem 19. Jahrhundert und ist bis heute einer der wichtigsten Industriestandorte des westungarisch - burgenländischen Raumes. Die Schafwollwaren- und Deckenfabrik Alexander Putsch wurde 1878 gegründet. In der aufgelassenen Papiermühle stellte man zunächst vier Handwebstühle für 10 Beschäftigte auf. Neben der Lodenerzeugung wurde die Kotzen- und Teppicherzeugung immer wichtiger. Die Firma Putsch wurde bis Ende des 19. Jahrhunderts zu einem der größten Textilunternehmen Ungarns und genoss einen ausgezeichneten Ruf. 1896 waren 80 Arbeiter beschäftigt, um die Jahrhundertwende 104 Arbeiter und Angestellte. Zu der Zeit arbeiteten 25 mechanische Webstühle. Absatzgebiet war die gesamte Österreichisch - Ungarische Monarchie, besonders die Armee und die Marine gehörten zu den wichtigsten Kunden. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg wurden die Balkanländer, besonders Serbien, immer wichtiger. 1909 wurde eine große Dampfmaschine aufgestellt. Bis 1914 arbeiteten auf 35 mechanischen Webstühlen 140 Beschäftigte. Nach dem Anschluss an Österreich brach ein großer Teil des Absatzgebietes weg. Es musste teilweise auf Anzugstoffe umgestellt werden. 1925 fiel ein Teil des Werkes einem Großbrand zum Opfer. 1929 waren 260 Personen beschäftigt, auf 65 Webstühlen, 1937/38 380 bis 470 Arbeiter und Angestellte auf 100 Webstühlen. 1923 gründete die Firma in Steinamanger eine Kotzen- und Deckenfabrik, die 1943 300 Beschäftigte hatte. Dieser Betrieb wurde 1945 enteignet und verstaatlicht. Ein weiterer Betrieb entstand in Rohrbach an der Lafnitz. Ein kleines Sägewerk wurde dort ausgebaut und eine Wollreißerei und eine Wollkarbonisierungsanstalt errichtet. ("Friedrich und Co"). Vor 1939 waren dort 200 Personen beschäftigt. 1040 begann man mit einer Spanplattenerzeugung, nach dem Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg wurden Tafelparkette und Holzstoffplatten erzeugt. 1960 waren 260 Personen beschäftigt. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges konnte das Pinkafelder Werk unter Aufsicht eines Kommissars der Besatzungsmacht wieder in Betrieb genommen werden. Ab 1948 hatte der Betrieb Hochkonjunktur. Er hatte wieder 460 Beschäftigte. Es wurde viel investiert und die Produktpalette ausgeweitet, besonders in die Bereiche Streichgarn, Kammgarn und Deckenproduktion. Die Firma blieb ein Familienbetrieb, auch nachdem sie 1959 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden war. Die weltweite Krise der Textilindustrie, die Konkurrenz von Billigprodukten und die mangelnde Kapitalausstattung machten der Firma aber zunehmend zu schaffen. 1966 musste der Ausgleich angemeldet werden, ab 1957 standen die Maschinen still. Es konnte eine Auffanggesellschaft gegründet werden, 1970 musste der Betrieb aber endgültig eingestellt werden. Die Firma wurde liquidiert. Das Areal erwarb die Stadtgemeinde und vermietete es. Die Firma Thöni errichtete dort einen Metallbetrieb. An 1981 wurden die Fabriksgebäude abgebrochen.
Ein weiterer Betrieb der Textilindustrie ging aus der Tuchmachergenossenschaft hervor - die Kotzen- und Lodenfabrik Ferdinand Lirsch - Theodor Martin. Sie hatte ihren Firmensitz in Pinkafeld, die Produktion aber in Sinnersdorf. In diese Firma traten die Gebrüder Holzer ein und stellten auf Stofferzeugung um. Mit der Pferde- und MOntandeckenfabrik Rudolf Lirsch , gegründet 1865, war im alten Brauhaus eine "Hunya" - Schuhfabrik verbunden, die Hausschuhe erzeugte. 1926 zerstörte ein Brand den Betrieb, 1960 kauften die Gebrüder Schmidt das Areal und richteten dort die "Lola" - Bürstenfabrik ein. Ein weiterer Betrieb gehörte Alois Koller (Pferdedecken, Kotzen Loden, Teppiche usw.). Aus der Tuchmachergenossenschaft entstand der Betrieb des Adolf Posch (Decken, Fensterschützer, Jacken- und Anzugsstoffe).
Nach dem 1. Weltkrieg errichtete die Firma Hutter und Schranz eine Schafwollwarenfabrik. In den 1920er Jahren beschäftigte diese bis zu 300 Arbeiter. Ab 1958 wurde sie von Josef Peterka als "Feintuchfabrik Pinkafeld GesmbH. übernommen. 1960 waren etwa 400 Arbeiter beschäftigt. Die Erzeugnisse wurden zu einem beträchtlichen Teil exportiert. Schon Hutter und Schranz war bekannt für seine Dienstwohnungen und ein Gemeinschaftshaus für Veranstaltungen. Die Textilkrise setzte aber auch diesem erfolgreichen Betrieb ein Ende. Die Firma Altmann kaufte den Betrieb und führte ihn als Strick- und Wirkwarenfabrik weiter, allerdings nur mehr mit 100 bis 120 Beschäftigten. 1970 ging Altmann in Ausgleich. Die Nachfolgefirma Ganahl ging 1983 in Konkurs. Das Land Burgenland übernahm 1984 das Areal und verpachtete es teilweise an die Firma Altmann, die 1986 in Konkurs ging. 1987 folgte die Falke Ges. m. b. H. , die mit über 100 Beschäftigten Oberkleidung und Strickstrümpfe erzeugte. 1965 kam die Firma Otto Ender nach Pinkafeld. Sie musste 1983 schließen. Auch ein Damenkonfektionsbetrieb wurde 1982 geschlossen. 1986 wurde da Bekleidungswerk Pinkafeld G.m.b.H. errichtet.
Aus der Ledererzunft und den 1870 gegründeten "Vereinigten Gerber Pinkafelds" entstand in den 1920er Jahren die Lederfabrik Adolf Grabner, die sich nach Überwindung der Nachkreigsprobleme und Umstellung auf neue Produkte gut entwickelte. Sie konnte aber dem Preisdruck durch Importe nicht standhalten und musste 1965 schließen. Auch die Gerberei Ernsest Köberl entwickelte sich zu einer Fabrik. 1948 baute die Firma aus. Sie erzeugte Sohlen und Oberleder für Arbeitsschuhe. 1985 wurde auch dieser Betrieb eingestellt. 1923 wurde die Pinkafelder Wiegelwerke AG gegründet. 1930, im Zuge des Zusammenbruchs der Holzfirma Andauer - Friedrich und der Pinkafelder Sparkasse übernahm die Gemeinde die Aktiengesellschaft und verkaufte 1936 an Villaret und Tripamer, Das Werk wurde modernisiert, 1976/77 ein Tunnelofen in Betrieb genommen. 1981 kauften die Eternitwerke Hatschek das Werk, das zeitweise der größte Dachziegelproduzent Österreichs war.
Nach 1918
Räteregierung
Nach dem Zerfall der Monarchie brachte vor allem die Rätediktatur auch für Pinkafeld aufregende Monate. So wie in den meisten anderen westungarischen Gemeinden waren es Einheimische, meist Sozialdemokraten, die das Geschehen lenkten und so die schlimmen Auswirkungen des Räteterrors verhinderten. Am 23. März 1919 berief der Obmann des sozialdemokratischen Arbeitervereins Arwed Träger eine Versammlung ein zur Konstituierung eines Arbeiter- und Soldatenrates. Ein dreiköpfiges Direktorium löste die bisherige Gemeindevertretung ab. Die Lebensmittelversorgung vor allem der Arbeiter war die dringendste Aufgabe, Getreide und Fleisch wurden bewirtschaftet, niedrige Preise für Grundnahrungsmittel, etwa Bohnen, verordnet. Alkohol wurde verboten. Die Lehrer entsandten einen Vertreter in den Arbeiter- und Soldatenrat. Träger trat zurück, an seiner Stelle wurde in "freier und geheimer Neuwahl" - an der allerdings nur 139 Personen teilnahmen - Sandor Pruckner gewählt. Die Putsch - Fabrik wurde "kommunisiert" und dort ein Waffendepot eingerichtet. Andere größere Betriebe wurden unter Arbeitszwang gestellt. Für die Arbeitslosen versuchte man, Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen, etwa bei Straßenausbesserungen. Am 12. April sollte ein Gemeinderat gewählt werden. Die bürgerliche Bevölkerung versuchte unter Führung von Dr. Franz Ulreich jun. Einfluss im neuen Gemeinderat zu gewinnen. Nach der Wahl brachte Ulreich gagen das Ergebnis Rekurs ein. Da auch die Arbeiterschaft mit dem Ergebnis unzufrieden war wurde die Wahl am 22. April wiederholt. Dem dreiköpfigen Direktorium gehörten nun Pruckner, Ulreich und Friedrich Knöbel an. Man sah nun in Pinkafeld eine Chance, Oberwart als Bezirksvorort abzulösen. Dr. Ulreich, Friedrich Benedek und Oskar Nicka stelleten den Antrag, man möge vom deutschen Landesrat in Budapest die Erhebung zum Bezirksvorort verlangen. Dies wurde den Pinkafeldern auch zugesichert. Da bereits Gerüchte über den Sturz der Räteregierung verbreitet wurden und man offenbar auch in Pinkafeld Unruhen befürchtete wurden aus der Bürgerschaft sechs "Geiseln" genommen. Diese wurden aber bald wieder freigelassen, da alle Bürger solidarisch für die Ruhe im Ort hafteten. Die 10 - Uhr Sperre wurde nun rigoros überwacht. Ende Mai wurde eine "Bildungsstelle" für Bildungs- und Lehrerangelegenheiten eingerichtet. Anfang Juni verdichteten sich die Gerüchte über den Sturz der Räte erneut. Junge Pinkafelder verschafften sich aus der Steiermark Waffen, um - wenn es so weit wäre - losschlagen zu können. Auf Friedrich Knöbel, einem Mitglied des Direktoriums, wurde ein nächtlicher Überfall gemacht. Nach weiteren Nachrichten über die Abdankung der Räteregierung dankte auch das Pinkafelder Direktorium ab. Einen Tag lang übernahmen die Gegner den Markt. Es war aber noch zu früh, das Direktorium kehrte zurück und dessen Gegner mussten nach Sinnersdorf fliehen. Die Direktoren stellten nunmehr eine Heimwehr mit Adolf Friedrich als Präses auf. Ulreich wollte abdanken, sein Rücktritt wurde aber nicht akzeptiert. Der Arbeiter- und Landwirterat fand allerdings kaum mehr Unterstützung. Dieser hatte sich inzwischen vom Komitat losgesagt und sich dem deutschen Gaurat in Ödenburg angeschlossen. Da die verwaltungsmäßige Neuordnung bevorstand bemühte sich Pinkafeld vehement um die Errichtung eines Bezirksgerichtes. Man holte die Zustimmung der Nachbargemeinden ein und wandte sich an den Gaurat. Interessant sind die Argumente, die man vorbrachte: In Oberwart würde sich die deutsche Sprache nicht durchsetzen und außerdem seien die Oberwarter nicht "organisiert". Pinkafeld hingegen sei rein deutsch, habe 4000 Einwohner, zwei Textilfabriken und 478 organisierte Arbeiter, einen sozialistischen Verein usw. Von 28 deutschen Gemeinden würden 26 dem Antrag freudig zustimmen. Der Gaurat sagte die Berücksichtigung des Pinkafelder Ansuchens nach Möglichkeit zu. Der Pinkafelder Rat wandte sich gegen den Anschluss Deutschwestungarns an Österreichs, trat aber für die deutsche Autonomie Westungarns ein. Gegen Ende Juli zeichnete sich das Ende der Räteherrschaft endlich ab, einzelne Mitglieder des Rates traten aus. Die Gemeinde protestierte erfolgreich gegen ein Urteil des Revolutionsgerichtes in Steinamanger, das gegen den Hotelier Lehner ergangen war, wegen Nichtannahme des "weißen Geldes" der Räterepublik. Am 4. August teilte der Oberstuhlrichter mit, dass das Direktorium aufzulösen und die alte Gemeinderepräsentanz wieder einzusetzen sei.
Erster Restaurationsversuch Karls von Habsburg und Freischärlerherrschaft
Am Karsamstag 1921 kam der frühere Kaiser Karl während seines ersten Restaurationsversuches von Sinnersdorf her in Begleitung des Grafen Erdödy nach Pinkafeld. Nach kurzen Aufenthalt fuhr er in einer Kutsche des Hotels Lehner weiter nach Großpetersdorf und von dort mit einem Auto nach Steiamanger, wo der Bischof Graf Mikes einer seiner wichtigsten Anhänger war.
Ende August 1921 marschierte das ungarische Grenzmilitär ab. Es rückte ungarisches Militär in Zivil ein. Mit der österreichischen Gendarmerie, die bis an den Ortsrand von Oberwart vorgedrungen war, kam es auf dem Marktfeld zu einem Gefecht. Dann besetzten Freischärler den Ort, zunächst Studenten, dann aber zweifelhafte Elemente, die die Bevölkerung drangsalierten und ausraubten.
Bei Österreich
Nach dem endgültigen Anschluss an Österreich wurde vom Landesverwalter eine bis zur Wahl von 1923 eine Gemeindeverwaltungskommission eingesetzt. Verwaltungskommissar wurde Franz Brenner, der frühere Marktrichter. Noch war man aber den Österreichern gegenüber aber misstrauisch, denn dem Angebot eine Garnison, ein Eichamt und ein Forstinspektorat in Pinkafeld einzurichten begegnete man zurückhaltend. Die erste Gemeinderatswahl am 25. März 1923 brachte der Einheitsliste 779 , der Sozialdemokratischen Partei 434 und dem Landbund 28 Stimmen. Der Hotelier Julius Lehner wurde Bürgermeister. 1923 wurde die Hauptstadtfrage aktuell. Pinkafeld bewarb sich, unterstützt von sämtlichen Gemeinden des Südburgenlandes. Die Mandatare stimmten dann aber für Eisenstadt. Einzige Ausnahme waren die Abgeordneten des Landbundes, die für Pinkafeld als Hauptstadt des Burgenlandes eintraten. 1924 wurde mit dem Bau der Anschlussbahn nach Friedberg begonnen, 1925 wurde sie in Anwesenheit des Bundespräsidenten Heinisch eröffnet. Ein weiterer großer Erfolg war der Bau der Jägerkaserne. Auf dem Hammerfeld entstand ein neuer Ortsteil. Ein schwerer Rückschlag für die Wirtschaft war die Auflösung der Tuchmachergenossenschaft. 1924 sollte sie - nach dem Verkauf der "Herrschaft" - das gepachtete Industriegebäude ankaufen, konnte aber letztlich den Betrag dafür nicht aufbringen. 1929 brach die Holzindustrie Andauer - Friedrich zusammen. Die Gemeindekreditkasse geriet dabei in große Schwierigkeiten Die Gemeinde haftete für die Einlagen der Kreditkasse und versuchte diese durch ein hohes Landesdarlehen zu retten. Auch die Erlöse aus Holzschlägerungen und der Verkauf von Siedlungsgründen auf dem Hammerfeld mussten herangezogen werden, die Gemeindeumlage wurde stark erhöht. Die Kreditkasse musste liquidiert werden, die Haftung für die Einlagen blieb aber bei der Gemeinde. 1830 wurde der Gemeinderat aufgelöst und Dr. Karl Vestner als Gemeindeverwaltungskommissär eingesetzt. Ihm standen die Befugnisse eines Bürgermeisters zu. Ihm zur Seite stand ein Beirat aus dem Ort. Er stellte einen Wirtschaftsplan auf mit dem Ziel, die enormen Schulden abzubauen. 1932 trat der Gemeinderat mit Bürgermeister Lehner wieder in Funktion, löste sich 1933 aber nach neuerlichen Problemen mit den Gläubigern wieder auf. Wieder trat ein Regierungskommissar, Rudolf Schwarz, in Aktion. 1036 wurde Josef Karl Homma zum Bürgermeister gewählt, Vizebürgermeister war Oskar Schranz. Die Finanzverwaltung der Ortes wurde auch weiterhin vom Land kontrolliert.
1937 wurde Pinkafeld zur Stadt erhoben, in Anwesenheit von Landeshauptmann Sylvester und Bundespräsident Wilhelm Miklas. Am 26. März 1938 übernahmen die Nationalsozialisten unter Bürgermeister Robert Stöger die Stadt. Unter Stöger wurde die Entschuldung fortgeführt. Besonderen Wert legte man nun auf das Ortsbild, dem Straßenausbau und Beleuchtung. Siedlungsprojekte wurden geplant, Grundstücke für den Ausbau der Stadt angekauft. Ein zentraler Volksschulbau wurde geplant, kam aber wegen des Krieges nicht mehr zur Ausführung.
Nach 1945
In den letzten Tagen vor Kriegsende wurde die Pinkabrücke gesprengt und dabei auch eine große Zahl von Häusern in der Bruckgasse zerstört. Die sowjetische Besatzungsmacht setzte den Eisenbahnbeamten Johann Hammerl als Bürgermeister ein. Auf Wunsch der Rissen schloss sich Pinkafeld mit den Nachbargemeinden zu einer Wirtschaftsgemeinschaft zusammen. Die Vertreter der drei Großbetriebe Hutter und Schranz, Putsch und Grabner und einige Kleinbetriebe richteten eine vorläufige Krankenkasse für Arbeiter, Angestellte und Landarbeiter ein. Im November 1945 fand die Neuwahl von Gemeinderat und Bürgermeister statt. Bürgermeister blieb Hammerl, Vizebürgermeister wurden Hermann Strobl und Franz Fiedler. Schon im Frühjahr des folgenden Jahres trat Hammerl zurück. Die Kommunisten schlugen Ludwig Zartl vor, der einstimmig gewählt wurde. Die wichtigste Aufgabe war nun die Errichtung der Landesberufsschule. Die Stadt stellte das Schlossgebäude und einen Teil des Parkes zur Verfügung und übertrug sie dem Land. Die Obstverwertungsgenossenschaft erhielt ebenfalls ein Grundstück zu einem niedrigen Preis. 1950 wurde der Bau eines neuen Rathauses beschlossen. Adolf Posch wurde neuer Bürgermeister. Der Neubai der Pinkabrücke wurde in Angriff genommen und von Wohnbaugenossenschaften neue Siedlungen errichtet. 1955 trat Posch zurück, Bankdirektor Anton Braun wurde neuer Bürgermeister. 1067 wurde die Kommassierung beschlossen. An neuen Projekten wurde die Wiedererrichtung der Musikschule, der Bau der Wasserleitung und die Errichtung eines Kinderdorfes diskutiert. Die Infrastruktur wurde ausgebaut.
Anlässlich der 1100 - Jahr - Feier wurden eine ganze Woche hindurch große Festveranstaltungen abgehalten. Der Flugplatz wurde eröffnet und der Grundstein für das SOS - Kinderdorf gelegt. In der Folge bemühte sich die Stadt erfolgreich um die Höhere Technische Bundeslehranstalt (HTBL). 1960 erklärte sich die Stadt dazu bereit, Grundstücke für die Errischtung eines Fernheizwerkes zur Verfügung zu stellen. Daran beteiligt waren das Land Burgenland, die BEWAG und die Tauchener Kohlenwerke AG sowie die Gemeinde Pinkafeld. Damit sollte der Braunkohlenbergbau in Tauchen gesichert werden und die Pinkafelder Betriebe sowie die Schulen mit Fernwärme versorgt werden. Auf dem Gelände des desolaten Schlachthauses sollte ein Lehrlings- und Studentenheim errichtet werden. 1961 wurde der Bau der HTBL beschlossen und dafür hohe Kredite aufgenommen, 1967 nahm sie den Unterricht auf. 1963 wurde das Fernheizwerk fertig gestellt und im folgenden Jahr in Betrieb genommen. Bald zeigten sich gravierende Probleme mit der starken Luftverschmutzung. Die sehr hohen Investitionen durch die Gemeinde wurden zum Problem, da die zwei Textilgroßbetriebe in die Krise schlitterten. 1965 schloss zudem die Lederfabrik Adolf Grabner. In die Fabrik zog ein Kunststoffverarbeitungsbetrieb ein. Die Feintuchfabrik musste in den Ausgleich gehen und wurde im Konkursverfahren von der Firma Altmann gekauft. Diese musste freilich mit einem Kredit von 10 Millionen Schilling unterstützt werden. 1966 ging die Firma Putsch in Ausgleich. 800 Arbeitsplätze waren in den beiden Fabriken gefährdet.Im Kampf um einen außergerichtlichen Ausgleich der Firma Putsch wurde sogar ein Marsch auf Eisenstadt angedroht. Die Elto - Modeerzeugung übersiedelte in das Putsch-Gelände. Die Situation der Stadt wurde zunehmend schwieriger. Die Firmen suchten zusammen um Kredite in der Höhe von 10 Millionen Schilling an, die Stadt sollte die Haftung übernehmen. Schließlich gab es doch noch Hilfe von Land und Bund. In der Gemeinderatswahl von 1967 erhielt die ÖVP 13, die SPÖ 10 Mandate. Bürgermeister wurde der Landtagsabgeordnete Dr. Alfred Kranich. 1970 wurde mit dem Neubau der Hauptschule begonnen, 1969 der Bau eines Hallenbades beschlossen. 1970 musste auch die Firma Altmann den Ausgleich anmelden und wurde von der Firma Ganahl übernommen. Auch die Firma Putsch konnte nicht mehr weiter geführt werden und musste liquidiert werden. Die Firma Siemens ließ sich in Pinkafeld nieder, bekam Grund im Bielfeld und ein 3 Millionen Schilling - Darlehen für den Bau einer Fabrikshalle. DasFirmenareal der Fa Putsch wurde von der Gemeinde gekauft und an die Firma Aust und Schüttler vermietet. 1971 wurde Hochart mit Pinkafeld vereinigt. Gemeinderat und Bürgermeister mussten neu gewählt werden. Adolf Posch wurde Ortsvorsteher von Hochart. 1972 wurde der Bau des Hallenbades vollendet. Der Abwasserverband oberes Pinkatal wurde gegründet, die Wasserversorgung gesichert. Im Martinshof wurde eine Mehrzweckhalle für 2000 Besucher errichtet. 1971 wurde das Kinderdorf, das inzwischen auf 10 Häuser angewachsen war, geweiht und eröffnet. Ab 1972 wurde der Werkskanal zugeschüttet. Kranich wurde Bezirkshauptmann von Oberwart und trat deshalb als Bürgermeister zurück. 1974 wurde Franz Ringhofer, Direktor der Volksbank, neuer Bürgermeister, trat aber schon 1975 aus gesundheitlichen Gründen zurück. Nachfolger wurde der Lehrer Eugen Kainrath. Die Firma Nikitscher aus St. Michael kaufte ein Fabriksareal in Pinkafeld. Die Gemeinde übernahm die Martinihalle, da diese privat nicht mehr kostendeckend geführt werden konnte. Die Stadt trat der Burgenländischen Gasversorgungs GesmbH und dem Müllentsorgungsverband für das Südburgenland bei. Bei den Gemeinderatswahlen 1977 erhielt die ÖVP 16, die SPÖ 9 Mandate. Dabei blieb es auch 1982. Eugen Kainrath wurde wieder Bürgermeister, Vizebürgermeister waren Alfred Zechmann und Karl Kleinrath. 1977 wurde die Umfahrungsstraße eröffnet, 1978 die Errichtung einer dreijährigen Fachschule für wirtschaftliche Frauenberufe genehmigt. 1979 wurden die Firmen Wieser und Novoplastich von einem Großbrand schwer betroffen. 1980 wurde die Zentralkläranlage im Süden von Riedlingsdorf fertig gestellt. 1982 wurde der Neubau der Volksschule beschlossen. 1983 schloss die Firma Siemens ihren Pinkafelder Betrieb. Nachfolgebetrieb wurde die Firma Helmut Braunsteiner. Nahezu gleichzeitig schlossen auch die Betriebe Ender und Ganahl. Das bedeutete eine schwere Krise für Pinkafelds Wirtschaft. Etwa 400 Personen wurden arbeitslos, die Steuerausfälle waren erheblich. Große Aufregung verursachte die Erlaubnis für die Baufirma Lang und Menhofer, Schüttmaterial für den Autobahnbau am Gerichtsberg abzubauen. In einer Unterschriftenaktion protestierten 1300 Pinkafelder. Eine Volksbefragung ergab dann aber eine Mehrheit für das geplante Vorhaben. 1983 eröffnete die Firma Altmann eine Strickwarenerzeugung auf dem Gelände der Firma Ganahl. Der Betrieb wurde aber schon 1986 wieder geschlossen. Die Martinihalle musste geschlossen werden. Sie wurde von der Firma Nikitscher gekauft. Diese verlegte ihren gesamten Betrieb von St. Michael nach Pinkafeld. 1984 beschädigte ein Hochwasser das Hallenbad schwer.
Neue Höhere Schulen
Die Höhere Technische Bundeslehranstalt führt heute die Abteilungen Maschineningenieurwesen – Technische Gebäudeausrüstung und Energieplanung, Elektronik – Computer- und Leittechnik, Bautechnik – Tiefbau, Bautechnik – Hochbau sowie EDV und Organisation. Außerdem gibt es die Baufachschule und das Kolleg Wirtschaftsingenieurwesen – Informationstechnologie. 2006 wurde die HTBL um eine Versuchsanstalt für Gebäudetechnik, Automatisation, Umwelt- und Sicherheitstechnik erweitert.
Die Fachhochschule wurde 1994 gegründet und bietet die Bachelorstudiengänge Energie- und Umweltmanagement, Gesundheitsmanagement und Gesundheitsförderung sowie die Masterstudiengänge Gebäudetechnik und Gebäudemanagement, Nachhaltige Energiesysteme, Energie- und Umweltmanagement sowie Management im Gesundheitswesen an.
Gesundheitswesen
Die sanitären Einrichtungen waren für ganz Westungarn beispielhaft. Schon 1630 wird ein Bürgerspital erwähnt. Es lag in der Neustift am Werkskanal. Zu dieser Zeit gab es auch ein Badhaus. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wirkte in Pinkafeld eine Hebamme. Im 18. Jahrhundert gründete Sigismund Batthyány ein herrschaftliches Spital für sechs Personen. Es lag im Norden, außerhalb der Marktsiedlung, neben dem ebenfalls dorthin verlegten Bürgerspital. An Stelle des herrschaftlichen Spitals wurde später ein Eiskeller errichtet. 1814 wurde das Bürgerspital neu erbaut. Es wurde bis zur Auflassung 1941 von den Bermherzigen Schwestern betreut. 1852 wurde ein Spital der Barmherzigen Schwestern in einem Bürgerhaus eingerichtet und 1854 in das neue Kloster verlegt. Dort bestand auch ein Kinderasyl.
Die Kirchen
Die Pfarre Pinkafeld war die älteste Pfarre in der Herrschaft. 1373 wird ein Pfarrer Johannes prespyter, rector et plebanus, genannt, 1505 ein Cunradus plebanus und ein Michaelis capellanus. Zur Pfarre gehörten Riedlingsdorf, Wiesfleck, Schreibersdorf, Sinnersdorf und Grafenschachen. Die alte Kirche wurde 1532 von den Türken zerstört. Der Kirche gab 1569 ein ganzes Lehen jährlich einen halben Metzen Korn, die halben Höfe einen Viertelmetzen, jedes Haus gab drei Pfennige Hauspfennig", einen Laib Käse und drei Eier ("Salveeier"). Die Pfarre besaß 10 Joch Äcker, die von der Gemeinde bearbeitet wurden, sechs Joch Wiesen, die der Pfarrer auf eigene Kosten bewirtschaftete, und ein Bergrecht in Riedlingsdorf, von dem "Pfenningdienst" gereicht wurde. Außerdem erhielt der Pfarrer von einigen Äckern und Weingärten in Riedlingsdorf den Dienst. In Riedlingsdorf dienten sieben Hofstätten als "Pfarrholden" der Kirche. Die Pfarre Pinkafeld war also mit Abstand die reichste in der ganzen Herrschaft.
Reformationszeit
In der Reformationszeit war Pinkafeld ein Zentrum des Protestantismus, gefördert von den evangelischen Königsberg. 1576 berief Christoph von Königsberg den Weimarer Jeremias Dissinger (Dischinger) als Pfarrer nach Pinkafeld. Zu dieser zeit waren auch alle anderen Pfarren der Herrschaft mit Protestanten besetzt. 1591 war Stefan Fuchsjäger Pfarrer von Pinkafeld, 1616 ist ein Johann Gepner als Pfarrer nachweisbar. Mit Sicherheit bestand damals in Pinkafeld auch eine evangelische Schule. Aus der Steiermark kamen - nach dem Beginn der Verfolgungen - viele Evangelische nach Pinkafeld, um an den Gottesdiensten teilzunehmen und um Taufen und Trauungen vornehmen zu lassen. 1621 tadelte Ferdinand II. den steirischen Landobristen Rindsmaull, weil er den Pinkafelder Prädikanten in Perneck beherbergt hatte. 1623 predigte Johann Kraus in Pinkafeld. 1627 befahl Ferdinand II. den Propst von Vorau, dem "bei Pinkafeld eingeschlichenen" Prädikanten nachzuforschen. 1629 kamen Georg Albrecht Rindsmaull und seine Gemahlin als Landesverwiesene nach Pinkafeld, wo sie bis zu ihrem Tode verblieben. 1630 wurde Hans Ruprecht von Sarau vom "ketzerischen Prädikanten! in Pinkafeld getraut. Evangelischer Pfarrer war zu dieser Zeit Bartholomäus Kirchner, den Ehrenreich Christoph von Königsberg später für Pottendorf präsentierte aber abgewiesen wurde. 1630 berichtete der Pfarrer von Hartberg, Antoni Avancino, dem Kaiser: " Der Pfarrer von Pinkafeld ist ein ausgesprungener Benediktiner, auch apostata, der den habitum weggeworffen. Er hat diese Zeit mehr destruiert als der ergest predicant Thuen können, sein mahlzeiten hat er frei- und sambstage angestellt, die purger dazu geladen und tapfer fleisch gefressen. Er ist in stiflen und sporn zur Kirchen gangen ... Er hat Andre Sigmund von Saurau schriftlich zeugnus geben, dass er bei ihm beichtet und communicieret. Dass Herr von Saurau nicht communiciert hat, ist gewiss, dass er auch nicht beichtet habe halten viele dafür. Herr Andre Sigmund von Saurau habe zwei uncatholische Diener: Schreiber und Koch, item auf seiner tabern zu Friedberg uncatholische Leut. Wann der pfarrer durch den profosen in verhafft bracht und examinirt könnte werden." 1636 behielt sich Ferdinand II. beim Verkauf Bernsteins an Ehrenreich von Königsberg das ius patronatus vor. Doch scheinen auch danach immer wieder evangelische Pfarrer in Pinkafeld aufgetreten zu sein.
Rekatholisierung und katholische Pfarre
Vor 1680 scheint Pinkafeld bereits unter den rekatholisierten Gemeinden auf, obwohl im Visitationsbericht von 1697 noch eine große Zahl von Bürgern und besonders Bauern in den Filialgemeinden als "akatholisch" bezeichnet werden.
1645 waren der katholischen Pfarre Pinkafeld als Filialen angeschlossen: Riedlingsdorf, Wiesfleck, Hochart, Kroisegg, Schreibersdorf, Schönherrn, Ober- und Unterschützen, Jormannsdorf, Sulzriegel und Sinnersdorf. 4 Söllnerhäuser in Pinkafeld, 7 Söllner in Riedlingsdorf, 1 Söllner und ein halber Hof in Wiesfleck reichten Dienst und Robotgeld dem Pfarrer, 1 Metzen Korn, ein Metzen Hafer, Geflügel ... 10 Weinbauern in Riedlingsdorf reichten das Bergrecht dem Pfarrer.
Nach der Visitation des Archidiakons Stephan Kazó 1697 gehörten zur Pfarre Pnkafeld die Filialen Riedlingsdorf (St. Urban), Wiesfleck (St. Erhard), Oberschützen (St. Bartholomäus) Unterschützen, Jormannsdorf, Hochart, Weinberg, Schönherrn. Kroisegg und Sinnersdorf. Die Pfarrkirche besaß zahlreiche Zinsäcker und Wiesen und ein Barvermögen von 100 Gulden. Das Badhaus bezahlte einen Gulden an die Kirche. Der Pfarrer hatte vier dienstbare Söllner, davon eine Stelle öde; jeder Söllner zahlte 2 Gulden. Die zahlreichen Äcker und Wiesen wurden von den Pinkafeldern, den Riedlingsdorfern und Wiesfleckern bearbeitet; die Pinkafelder hatten 14 Wagen Holz zu geben, jede Session außerdem einen Metzen Korn. Zu Weihnachten reichte der Markt 8 Gulden "Bainokgelt" (=Weihnachtsgeld). Die Stolgebühren des Pfarrers waren: 25 Pfennig für eine Taufe, 75 für eine Hochzeit, 75 für das Begräbnis eines Erwachsenen, einen Gulden und 50 Pfennig für ein feierliches Begräbnis, 51 Pfennig für ein Kind unter 10 Jahren, 25 für die Erstkommunion.
1644 bis 1674 war Johann Florentinus de Trudis Pfarrer, gefolgt vom Karmeliterpater Eugenius Primo. 1683 setzte Christoph Batthyány den Vorauer Augustinerchorherrn Ferdinand Cätter als Pfarrer ein, der bis zu seinem Tod 1690 Pfarrer und auch Vice - Erzdechant war. 1697 war der 60-jährige Magister der freien Künste und der Philosophie, dreijähriger Hörer der Theologie und Licentiat beider Rechte Johannes Franciscus a Probstein aus dem mährischen Römerstadt Pfarrer. Er war auch Vicearchidiaconus und ein gelehrter und eifriger Mann.
Interessant ist die Bezahlung des Lehrers. Er erhielt 16 Gulden zu Weihnachten und Georgi; von jeder Session zwei Maß Weizen etc., für ein Begräbnis 6 Groschen, für eine Hochzeit 2 Groschen, für das Orgelspiel Wein und Brot. Von den Schulkindern bekam er 6 Groschen, für den Rechenunterricht 8 Groschen. Die Knaben brachten in der Winterzeit eine Handvoll Holz in die Schule.
Die Riedlingsdorfer und die Wiesflecker zahlten so viel wie die Pinkafelder. Sie hatten auch Holz nach Pinkafeld zu liefern. Wenn in ihren Kirchen Gottesdienst gehalten wurde zahlten sie 10 Groschen.
Während der Visitation von 1713/14 war Franz Leopold Nickel von Weitenfeld Pfarrer, ein Regularkanoniker, der durch seine Rechtschaffenheit und sein gutes Beispiel viele Lutheraner zum Katholizismus zurück führte. Selbst die Evangelischen erwiesen ihm Respekt und Ehre. Kirche und Pfarrhof wurden renoviert. 1736 bis 1759 war Nicolaus Hinlang Pfarrer, danach folgte Joseph Anton Klein bis 1760. 1757 lebten in der gesamten Pfarre Pinkafeld 1440 Katholiken, 435 Kinder und 1816 "Akatholische", also Evangelische. Nächster katholischer Pfarrer war Matthias Offner von 1760 bis 1772. 1767 zog P. Cölestin Kossich als Eremit auf dem "Berg Calvary" ein. 1748 wurde der Kalvarienberg errichtet. 1782 wurde unter Josef II. die Eremitage aufgelöst, Kossich wirkte bis 1796 als Weltpriester in Pinkafeld. 1772 war Anton Uebel Pfarrer. In diesem Jahr wurde mit dem Bau der neuen Pfarrkirche begonnen.
Nach dem Toleranzpatent und der Bildung einer selbständigen evangelischen Kirchengemeinde erfolgte unter Pfarrer Uebel 1785 die Neuregelung der katholischen Pfarre. 1798 bis 1806 war Franz Schratzenthaler katholischer Pfarrer, 1806 trat Josef Michael Weinhofer sein Amt als Pfarrer an. Er war der Sohn eines herrschaftlichen Beamten und stammte aus Pinkafeld. Er war die bedeutendste Pfarrerpersönlichkeit Pinkafelds und wurde von der Herrschaft, vor allem von Gräfin Franziska Batthyány, eifrig gefördert und unterstützt. Filialkirchen und Kreuzweg wurden renoviert. 1772 wurde die neue Pfarrkirche begonnen und und 1807 vollendet. 1852 gründete Franziska von Batthyány eine Niederlassung des Ordens der Barmherzigen Schwestern des hl. Vinzenz von Paul. 1854 errichtete sie Kloster und Kapelle. Das Kloster nahm alte und gebrechliche Personen ohne Unterschied der Konfession auf. Daneben gab es ein Asyl für arme Kinder und 1856 eine zweiklassige Mädchen- Pfarrschule. Weinhofer gründete den Herz-Jesu - Verein, der bei seinem Tod 15 000 Mitglieder hatte. Es wurden Prozessionen unter Teilnahme hoher Kirchenfürsten und tausender Menschen abgehalten. Unter den vielen Pinkafeldern, die zur Zeit Weinhofers Prister wurden, ist vor allem Michael Haas, Bischof von Szathmar, zu erwähnen. Weinhofers Nachfolger wurde 1859 Franz Heißenberger, gefolgt von Franz Griller und Michael Rathner.1910 wurde ein neuer Pfarrhof gebaut. Rathner förderte besonders den Obstbau. Dechant Franz Hamon, ein gebürtiger Pinkafelder, ging 1939 in den Ruhestand. Franz Knotz wurde zum Pfarrer ernannt. 1951 wurde Franz Kugler Stadtpfarrer (bis 1975), danach Franz Eisner, Martin Sack und Johann Zakall.
Evangelische Pfarre
Mit dem Toleranzpatent Josefs II. von 1781 wurde die Organisation einer evangelischen Kirchengemeinde möglich. Der erste Pfarrer ab 1783 war Michael Schwarz, der in einer Bretterhütte den ersten evangelischen Gottesdienst hielt. Am 1. Oktober 1783 wurde der Grundstein für ein Bethaus gelegt. Filialen der Kirchengemeinde Pinkafeld waren Riedlingsdorf, Wiesfleck, Aschau, Schreibersdorf und Schönherrn. Widerstände gab es von Seiten des katholischen Magistrats und vom herrschaftlichen Verwalter in Bernstein. Später wurden strittige Fragen meist im Einvernehmen mit den Katholiken gelöst. 1785 wurde das neue Bethaus eingeweiht. Die Evangelischen machten das Recht auf den gemeinsamen Friedhof und auf zwei Ratsherrenstellen geltend. 1789 wurde eine Orgel bestellt, 1790 eine erste Schule eingerichtet. 1790 waren folgende Kirchenvorsteher im Amt; Michael Knöbl, Jakob Putsch, Michael Pitsch, Johann Simon und Georg Weltler. Obervorsteher war der Marktrichter Sigmund Hutter. 1815 wurde der Abriss des alten hölzernen Turmes und der Bau eines neuen aus Mauerwerk beschlossen. 1822 erfolgte die Grundsteinlegung. 1828 wurde der Pfarrhof ausgebaut.Pfarrer waren 1793 bis 1807 Samuel Gamauf, 1810 bis 1817 Andreas Hutter, 1817 bis 1858 Franz Wilhelm Schmiedag. 1825 hatte die Pfarrgemeinde bereits eine Seelenzahl von 3 1/2 tausend. Der Pfarrer bekam einen Amtsgehilfen. 1878 kam die Filiale Aschau zu Oberschützen. Unter Pfarrer Blochmann wurde der Umbau der Kirche vorgenommen. 1889 wurde Wilhelm Straner als Kaplan angestellt und nach Blochmanns Tod wurde er Pfarrer. Straner war kränklich und wurde von Karl Frank, Dr. Georg Daxer, Ludwig Ziermann und Theophil Beyer unterstützt. 1872 wurde ein evangelischer Frauenverein, 1899 der Diakonissenverein gegründet. In Riedlimgsdorf wurde das alte Schulhaus renoviert und ein zweites gebaut. 1903 wurde in Pinkafeld ein neues Pfarrhaus errichtet. Straners Nachfolger wurde 1905 Ludwig Ziermann. 1909 wurde das von Alexander Putsch gestiftete evangelische Waisenhaus eröffnet. 1913 ging Ziermann nach Ödenburg, Friedrich Dörner wurde neuer Pfarrer. 1920 kam Paul Nitschinger nach Pinkafeld, zunächst als Administrator, bald darauf als Pfarrer. 1929 wurden Kirche und Pfarrhof renoviert. Nitschingers Nachfolger 1959 war Dr. Hans Bernhard Zimmermann, der aber bald nach Deutschkaltenbrunn ging. Es folgte Beowulf Moser. 1961 wurde im ehemaligen Waisenhaus ein Altenheim errichtet. Unter Pfarrer Erich Wagner erfolgte der Neubau des Gemeindezentrums. Es wurde 1981 fertig gestellt. Nach einer längeren Sedisvakanz wurde 1985 Erwin Neumann neuer Pfarrer.
Bevölkerungs- und Siedlungsentwicklung
Im 13. Jahrhundert bestand der Ort aus etwa85 bis 90 Häusern. Die weitere Entwicklung der Häuserzahl :
- 1569: 149
- 1645: 187
- 1710: 184
- 1785: 270
- 1819: 240
- 1869: 300
- 1900: 358
Die Bevölkerungsentwicklung spiegelt deutlich die wirtschaftliche Entwicklung des Marktes und der Stadt wider:
- 1713: 1500
- 1785: 1764
- 1804: 1821
- 1824: 2112
- 1830: 1905
- 1844: 2351
- 1869: 2482
- 1900: 2928
- 1923; 2573
- 1939: 3455
- 1951: 3519
- 1961: 4081
- 1981:4792
- 2001: 5181
- 2008: 5328
- 2013: 5511
Die Bevölkerung war seit jeher durch eine hohe Mobilität gekennzeichnet. Vor allem Handwerker zogen nahezu aus dem gesamten deutschen Sprachraum zu. Ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung kam immer wieder aus den Nachbargemeinden. Die Tuchmacher kamen zur Zeit Maria Theresias teilweise aus Böhmen. Die Familiennamen zeigen, dass Pinkafeld nahezu ausschließlich von Deutschen bewohnt wurde.
Berufsstruktur im Jahre 1910
- 1421 Verdienende, 1460 Erhaltene;
- Landwirtschaft und Gärtnerei: 209 Verdienende, 134 Erhaltene;
- sonstige Urproduktion: 8/11;
- Bergbau und Hüttenwesen: 1/4;
- Handel: 90/96;
- Verkehr; 39/52;
- Staatsdienst und Freie Berufe: 88/87;
- Militär: 9/1;
- Taglöhner: 43/43;
- Hausgesinde: 112/10;
- Sonstige: 47/72;
- Gewerbe und Industrie: 647 männlich, 137 weiblich;
- Selbständige: 188 männlich, 27 weiblich;
- Hilfspersonal: 12 "Beamte", 14 Familienangehörige; 9 Betriebsleiter und Vorarbeiter, 379 Hilfsarbeiter. 108 Lehrlinge, 47 Diener.
1910 gab es 319 Textilarbeiter, 42 Schneider, 52 Schuster, 43 Sonstige im Bekleidungsgewerbe, relativ wenige Maurer und Zimmerleute aber schon 59 Personen in Hotels, gast- und Kaffeehäusern.
Größe der Betriebe 1910: 256 Betriebe, davon 112 ohne Gehilfen, 53 mit 1 Gehilfen, 28 mit 2 Gehilfen, 37 mit 3 bis 5 Gehilfen, 12 mit 6 bis 10 Gehilfen, 2 mit 11 bis 20 und 6 Betriebe mit über 20 Gehilfen.
In der wirtschaftlichen Zugehörigkeit der Bevölkerung gab es seit dem Anschluss an Österreich starke Verschiebungen. Die Zahl der Beschäftigten in der Land- und Forstwirtschaft nahm stark ab, die Beschäftigtenzahl in Industrie und Gewerbe blieb mit etwa 2000 Personen weitgehend konstant. Dienstleistungs- und Freie Berufe hingenen nahmen stark zu. Vor allem die vielen neuen Schulen wirkten sich auf die Struktur aus.
Konfessionen
1697 gab es 1270 Katholiken und 330 Evangelische. 1713: 1050 Katholiken, 450 Evangelische, 1828 1578 Katholiken und 447 Evangelische, 1900 2174 Katholiken und 701 Evangelische, 1923 2002 Katholiken, 545 Evangelische, 1951 2705 Katholiken, 782 Evengelische, 1987 3738 Katholiken und 1412 Evangelische. 1928 lebten in Pinkafeld 28 Israeliten, 1900 53 und 1934 34.
Politische Struktur
Trotz des hohen Industriearbeiteranteils blieb die Sozialdemokratische Partei in der Minderheit. Die Erklärung dafür ist in der Tatsache zu suchen, dass sich die Textilindustrie aus der zünftischen Tuchmacherei entwickelte. Die Tuchmacher, die nach und nach in der Textilindustrie Beschäftigung fanden, sahen sich nicht als "Arbeiter". In ihrem Selbstverständnis waren sie vor allem "Bürger" von Pinkafeld.
Die Gemeinderatswahlen von 2002 waren im traditionell bürgerlich - konservariv bestimmten Pinkafeld geradezu eine Revolution. Die ÖVP stellte von 1945 bis 2002 ohne Unterbrechung den Bürgermeister. Bei den Gemeinderatswahlen 2002 erlangte erstmals die SPÖ die Mehrheit. In Pinkafeld wird, wie im gesamten Burgenland, der Bürgermeister durch Direktwahl bestimmt. Bürgermeister ist Kurt Maczek von der SPÖ mit 64,28 % der Stimmen. Verwaltet wird die Stadt vom Stadtamt Pinkafeld. Amtsleiterin ist Oberamtfrau Martina Stecher. Ortsvorsteher des Ortsverwaltungsteils Hochart ist Ewald Schuh (SPÖ). Dem Ortsausschuss Hochart gehören drei Mitglieder an.
Die Wahlbeteiligung bei den Wahlen 2012 erreichte bei der Gemeinderatswahl 77,75 % (2007: 79,16 %) und bei der Bürgermeisterwahl ebenfalls 77,75 % (2007: 79,16 %). Zu vergeben waren 25 Mandate. Es ergab sich dabei folgende Stimmen- und Sitzverteilung im Gemeinderat
Partei | Stimmenanteil | Mandate |
SPÖ | 58,31 % | 15 |
ÖVP | 36,62 % | 9 |
FPÖ | 5,07 % | 1 |
Der Kern der Siedlung um die Pfarrkirche geht wahrscheinlich auf die Karolingerzeit zurück. Im Hochmittelalter wurde der Marktort um den Hauptplatz (im 17. Jh. "Platz" oder "Marktplatz"). sowie mit der Bruckgasse zur Pinkafurt und der Hauptstraße (im 17. Jh. "Lange Gasse") angelegt. Der Marktplatz wurde später zu zwei Drittel verbaut. Am Bach entstand die Hofstattsiedlung ("Neustift" im 17. Jh.) Später, bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, entstanden die Quergassen, Mühlgasse und Mühlviertel und die Straßen in Richtung Schützen und Wiesfleck. Südlich des Marktes entstand im 17. Jahrhundert das Schloss und der Meierhof. Am Werkskanal standen das herrschaftliche Brauhaus und der Eisenhammer. Eine starke Ausdehnung erfuhr der Mark nach dem Anschluss an Österreich, Kaserne und Hammerfeldsiedlung wurden errichtet, in nationalsozialistischer Zeit kam eine weitere Siedlung zwischen Gartengasse und Schützener Straße hinzu. Nach 1945 entstanden die Siedlungen auf der "Brauhauswiese", am "Piel" und die Siedlung am "Antonifeld", die Hammerfeldsiedlung wurde erweitert und 1956 die "Lirsschsiedlung" errichtet, der Ausbau der Wienerstraße und der Gerbergasse begonnen. In den letzten Jahrzehnten haben der Einfamilienhausbau und die Errichtung zahlreicher Wohnbauten zur starken Erweiterung der Stadt geführt. |
Quellen
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