Hans Suchard
Hans Suchard war in der Zwischenkriegszeit einer der einflussreichsten sozialdemokratischen Politiker des Burgenlandes. Die Familie stammte aus Marz. Der Vater übersiedelte nach Mattersburg und arbeitete als Baupolier in Wr. Neustadt, wo auch Hans Suchard als Maurerlehrling mit 12 Jahren zu arbeiten begann. 1909 wurde er Bauschreiber und ging bald darauf nach Wien. Er trat der Sozialdemokratischen Partei bei und wurde schon mit 19 Jahren Vertrauensmann der sozialdemokratischen Gewerkschaft. Während des Ersten Weltkrieges diente er im Infanterieregiment Nr. 76. Nach mehreren Verwundungen wurde er 1918 entlassen und wurde wieder Bauschreiber in Wiener Neustadt.
Hans Suchard war zusammen mit seinem Bruder Paul ein entschiedener Vertreter eines Anschlusses Deutschwestungarns an Österreich. Am 6. Dezember 1918 war er maßgeblich an der Ausrufung der Republik Heinzenland beteiligt. Suchard wurde verhaftet und wegen Hochverrates von einem Standgericht zum Tode verurteilt, wurde dann aber freigelassen. Er war auch weiterhin am Aufbau der Sozialdemokratie beteiligt. In der Räterepublik wurde er Politischer Bezirkskommissar, Mitglied des Komitatsrates und schließlich auch Abgeordneter im "Landeskongress der Räte" in Budapest, wo er unerschrocken gegen Auswüchse der Räteherrschaft auftrat. Im August 1919 musste er nach Österreich fliehen und fand Arbeit in den ehemaligen Rüstungswerken Wöllersdorf, wo er Waffen für die Arbeiterwehren in den Dörfern entlang der Grenze beschaffte. Er war an der Gründung der Sozialdemokratischen Partei des Landes beteiligt, wurde Mitglied der Landesparteileitung und Landessekretär der Bauarbeitergewerkschaft. Er war Redakteur der Burgenländischen Freiheit und auch schriftstellerisch tätig. 1932 publizierte er die Novellensammlung "Gesprengte Ketten". Der Großteil seines Werkes ging allerdings 1945 verloren.
von 1923 bis 1934 war Suchard Abgeordneter im burgenländischen Landtag, wo er sich immer wieder durch polemische und auch aggressive Reden hervortat. Er war eher Pragmatiker als Ideologe und bemühte sich um die Lösung sozialer Probleme, etwa als Vorsitzender des Verwaltungsausschusses der Arbeiterkammer. Im Oberpullendorfer Bezirk war er ab 1922 Bezirksparteisekretär und ab 1924 Bezirksparteiobmann. In den innerparteilichen Auseinandersetzungen stand er auf Seiten Tills und war bemüht, den Einfluss der Nichtburgenländer auszuschalten. Nach 1927 gehörte er zum radikalen Flügel der Partei, der ein Zusammengehen mit den Christlichsozialen vehement ablehnte.
Am 12. Feber 1934 wurde Suchard verhaftet, bald aber als haftunfähig entlassen. Die tiefe Enttäuschung über die eigene Parteiführung nach 1934, die deutschnationale Grundhaltung bewog ihn immer mehr, den Nationalsozialisten zu folgen. In ihnen sah er die Fortsetzer einer sozialistischen Politik. Noch vor dem Anschluss trat er der illegalen NSDAP bei. 1940 eröffnete er nach Ablegung der entsprechenden Prüfungen in Mattersburg eine Steuerberatungskanzlei und unterrichtete als Lehrer für Buchhaltung an der Berufsschule. 1945 wurde er im Lager Schattendorf als ehemaliger Nationalsozialist interniert. Schon Ende 1946 konnte er aber seine bald sehr erfolgreiche Kanzlei wieder eröffnen. In den 1960er Jahren war er wieder schriftstellerisch tätig.
Daten* 25.03.1893 in Mattersburg
Politiker
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