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landwirtschaftlwanderarbeit

 

Im Feudalzeitalter wurden die Arbeiten auf den Herrenhöfen entweder durch das herrschaftliche Personal oder durch Robotleistungen der Bauern getätigt. Mit der Grundentlastung ("Bauernbefreiung") Mitte des 19. Jahrhunderts fielen die Robotverpflichtungen weg. Die Bewirtschaftung der Gutshöfe musste auf Lohnarbeit umgestellt werden. Die Kommassierungen als Folge der Ablöseverträge schufen zusätzlich zu den bestehenden Meierhöfen große Gutsbesitzungen, die Ablösentschädigungen stellten ausreichend Kapital zur Verfügung. Die landwirtschaftliche Hochkonjunktur des 19. Jahrhunderts ermöglichten eine immer intensivere Bewirtschaftung der Großgüter, entweder durch den Besitzer oder durch Pächter. Vor allem die Mais- und Zuckerrübenkulturen waren sehr arbeitsintensiv. Für ihre Bewirtschaftung reichte das ständige Personal der Meierhöfe nicht mehr aus. So mussten vor allem zur Zeit der saisonalen Arbeitsspitzen (Ernte und Drusch, Weinlese, Rübenarbeit) landwirtschaftliche Saisonarbeiter aufgenommen werden. Die Taglöhner aus den angrenzenden Dörfern reichten dafür nicht aus.

Besonders die großen Gutshöfe im Wieselburger Komitat waren auf Saisonarbeiter angewiesen. Diese kamen überwiegend aus den armen Kleinbauerngebieten Oberungarns (Slowakei), aus Böhmen, Schlesien und besonders auch aus dem Komitat Eisenburg, aus dem heutigen Südburgenland. Die Saisonarbeiter aus dem Südburgenland gingen aber auch auf die Gutshöfe in Niederösterreich und in Innerungarn. Nach dem Ersten Weltkrieg ging die Zahl der slowakischen Saisonarbeiter zurück. Die Arbeitswanderung aus dem Südurgenland hielt auch noch in der Zwischenkriegszeit, vereinzelt auch noch in der Nachkriegszeit an und wurde erst mit der Mechanisierung und Motorisierung überflüssig.

Die Anfänge der Saisonarbeit fallen noch in die Zeit vor 1848. Wanderarbeiter aus den Kleinen Karpaten, aus Schlesien oder aus dem Gebiet des heutigen Südburgenlandes - "Hienzen" - übernahmen für einen entsprechenden Anteil an der Ernte den Getreideschnitt und das Dreschen und blieben meist für den Sommer auf dem Hof. Ihre eigenen kleinen Höfe wurden von den Familienangehörigen in dieser Zeit bewirtschaftet. Die Wanderarbeiter waren zumeist junge Männer und Frauen, teilweise wurden sie auch von einigen älteren Frauen begleitet, die sich um die Verpflegung und um die Kinder kümmerten. Im Herbst brachten sie ihren Naturallohn in ihre Heimatdörfer. Er war oft für das Überleben notwendig.

Die Saisonarbeitergruppe wurde von einem Partieführer geleitet, der die Leute rekrutierte, für sie die Verträge anschloss und auch den Lohn verteilte. Die Verträge wurden oft Jahr für Jahr mit demselben Partieführer abgeschlossen.

Das größte Problem war die Unterbringung der Saisonarbeiter. Sie war oft notdürftig, in Scheunen und Ställen, oder in barackenartigen Massenquartieren am Rande der Gutshöfe. In großen Räumen standen Holzpritschen. Der Gutsbetrieb stellte Strohsäcke und Decken. Sie waren nicht für den Aufenthalt, nur zum Schlafen geeignet, die sanitären Einrichtungen waren oft katastrophal. Krankheiten brachen aus, so etwa 1926 auf dem Karlhof unter slowakischen Arbeitern der Bauchtyphus ( H. Brettl). Die Saisonarbeiter bezogen ihre Lebensmittel vom Gut. Die Frau des Partieführers kochte, größere Gruppen hatten auch mehrere Köchinnen. Für die Broterzeugung hatten sie oft einen eigenen Backofen. Auf dem Feld wurden sie von einem "Wasserburschen" mit Trinkwasser versorgt. Die Kontakte zu den ständigen Meierhofbewohnern waren eher spärlich.

Die Entlohnung der Saisonarbeiter erfolgte in Naturalien. Für Mähen, Binden und Aufstellen der Garben wurden ein Elftel bis zu einem Neuntel der Ernte gegeben, ebenso für den Drusch. In der Summe erhielten die Arbeiter bis zu einem Fünftel des fertig gedroschenen Getreides. In der Zwischenkriegszeit wurde der Lohn auch in Geld ausbezahlt, aber auch der Naturallohn war weiterhin üblich, so etwa für die Schnitter ein Zehntel der aufgestellten Garben, die sie dann mit den Maschinen des Gutes dreschen konnten.

In den Arbeitsverträgen wurde die zu leistende Arbeit genau beschrieben. Auch die Lebensmittellieferung war genau geregelt. Fleisch und Fett erhielten die Partien zu einem ermäßigten Marktpreis. Die Rübenarbeit war die arbeitsintensivste Tätigkeit. Auf der Domäne Harrach waren 1895 400 - 500 Wanderarbeiter beschäftigt ( nach H. Brettl) Sie wurde noch bis weit nach dem Krieg in Handarbeit durchgeführt (Vereinzeln der Pflanzen, mehrmaliges Hacken, Ernten). Die Rübenarbeit erfolgte im Akkord. 60-80 Arbeiter waren in Reihen aufgestellt. Sie war besser bezahlt als die Getreideernte. Die Bezahlung erfolgte in bar, aber auch mit einer Zuckerprämie nach der Ernte, je nach der Höhe des Ertrages.

Die Arbeitsverhältnisse waren gesetzlich nicht geregelt bzw. wurden von den einzelnen Komitaten festgelegt. Grundsätzlich unterlagen sie der freien Vereinbarung. Arbeitsniederlegung war nicht erlaubt. Schlechte Ernteerträge hatten oft eine unzulängliche Entlohnung zur Folge. Ab den 1930er Jahren erfolgte die Entlohnung nach Kollektivverträgen. Die Vermittlung von Saisonarbeitern wurde ab 1923 von der Österreichischen Landwirtschaftsgesellschaft übernommen. Mit tschechoslowakischen Arbeitsämtern wurden Abkommen geschlossen.

Die triste wirtschaftliche Lage im Lande führte dazu, dass zunehmend Stimmen gegen die ausländischen Arbeitskräfte laut wurden. 1923 kam es am Neuhof bei Tadten zu einem Streik. Die Gutsverwaltung stellte daraufhin slowakische Saisonarbeiter ein. Diese waren billiger und hatten geringere Quartier- und Kostansprüche. Aufgebrachte Landarbeiter besetzten den Hof. Die Gendarmerie griff ein, 50 Arbeiter wurden wegen öffentlicher Gewalttätigkeit und Hausfriedensbruch vor Gericht gestellt, verurteilt, schließlich aber freigesprochen. Die Gutsbetriebe wurden gezwungen, etwa durch das Landarbeiterschutzgesetz von 1925, inländische Landarbeiter anzustellen. Es war aber schwierig, entsprechende inländische Kräfte zu bekommen, sodass auch weiterhin slowakische Arbeitskräfte bewilligt wurden. 1928 wurde ein landwirtschaftliches Arbeitsamt gegründet, das zunehmend burgenländische Saisonarbeiter vermitteln konnte. Die Zahl slowakischer Saisonarbeiter sank von 16 300 im Jahre 1930 auf 13 400 1932 und auf 4200 1935.

Bei der Anstellung von Saisonarbeitern wurden auch parteipolitische Einflüsse geltend gemacht. Die Gutsverwaltungen waren ihrerseits bestrebt, politisch-gewerkschaftliche Gegner auszuschalten. Während der Besatzungszeit versuchte die KPÖ, die Saisonarbeiter für sich zu gewinnen. In der Nachkriegszeit, in den 1950er Jahren, sank die Zahl der Saisonarbeiter als Folge der Motorisierung rasch. Nur mehr Meierhöfe mit Zuckerrübenanbau vergaben noch in den 1960er Jahren Arbeiten an hoffremde Personen, darunter Arbeiter aus dem Waldviertel, die aber nur mehr für bestimmte Arbeiten zeitweise auf die Höfe kamen (bis 1996).

Literatur:

 

Brettl, Herbert: Aspekte zur Lage der landwirtschaftlichen Saisonarbeiter auf den burgenländischen Meierhöfen um 1900. In: Kulturhistorisches Symposion Mogersdorf Bd. 41, 2011

 

Brettl, Herbert: Herrschaft, Hof und Hofer. Sozialökonomische Betrachtung der Meierhöfe und der Landarbeiter im Bezirk Neusiedl am See. Burgenländische Forschungen Eisenstadt 2009.

 

Jaretz, Helga: Wanderarbeit in der Zwischenkriegszeit. Slowaken und Heinzen als Saisonarbeiter in der niederösterreichischen Landwirtschaft Wien 2001

 

Hofmann, Robert: Entwicklung und Funktionswandel landwirtschaftlicher Gutsbetriebe im nordöstlichen Burgenland. Dipl. Arbeit Wien 1984

 

Gutshofknechte u. Saisonarbeit im pannonischen Raum : Vorträge des 7. Int. Symposiums "Ethnographia Pannonica" in Velem 1985 / hrsg. v. Olaf Bockhorn

 

 

 

 

 

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Jaretz, Helga: Wanderarbeit in der Zwischenkriegszeit. Slowaken und Heinzen als Saisonarbeiter in der niederösterreichischen Landwirtschaft Wien 2001

 

Hofmann, Robert: Entwicklung und Funktionswandel landwirtschaftlicher Gutsbetriebe im nordöstlichen Burgenland. Dipl. Arbeit Wien 1984

 

Gutshofknechte u. Saisonarbeit im pannonischen Raum : Vorträge des 7. Int. Symposiums "Ethnographia Pannonica" in Velem 1985 / hrsg. v. Olaf Bockhorn

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  • Quelle 2
 

 

 

 

 

 
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