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Die Ableitung des deutschen Ortsnamens Güssing ist nicht eindeutig geklärt. Nach Steinhauser ist er von einer indogermanischen Wurzel "kus" (fließen, sprudeln) abzuleiten. Elemér von Schwartz leitet den Ortsnamen vom althochdeutschen "Gussi" (Wasserströmung, beim Wasser) ab Eine andere Ableitung (Eberhard Kranzmayer) geht vom althochdeutschen Personennamen Guzzinga (von Gozzo = der Gote) aus.

Urgeschichte: Steinbeile wurden in Güssing, Glasing und Urbersdorf gefunden. Aus der Hallstattzeit gibt es Streufunde und eine keltische Goldmünze. In der Ried Riegelacker gibt es drei Grabhügel, zusätzlich wurde dort 1948 ein Steinkistengrab mit vier kleinen Glasflaschen gefunden.
Im Jahre 1140, zur Zeit König Gezas II., wanderten die Brüder Walfer und Hedrich von Westen her nach Ungarn ein und wurden die Stammväter eines der mächtigsten Adelsgeschlechter des Landes.

Früher war man der Meinung, dass die Grafen von Güssing von dem steirischen Geschlecht der Wildonier abstammten. Heinz Dopsch hat aber in seiner Abhandlung „Die Hengstburg, Wildon und die Herkunft der Grafen von Güssing" diese Abstammungstheorie widerlegt. Die Leitnamen Wolfger und Heidenreich weisen auf das Geschlecht Au - Erlach hin, das sich seit 1130 nach Hainburg/Donau nannte. Dem würden auch die Angaben in der "Bilderchronik" entsprechen. Wolfer und Hederich bekleideten im Königreich Ungarn hohe Würden und wurden die Stammväter von wichtigen Adelsgeschlechtern des mittelalterlichen Ungarn, der Herrn von Güns-Güssing und der Hedervary.

Quellen zu den Anfängen der Güssinger
Walfer bekam als Sitz den Berg Kyscen zugewiesen, den 318 m hohen Basalttuffkegel am Zusammenfluss von Strembach und Zickenbach, umgeben von Sümpfen, die zusätzlich schützten, in beherrschender Lage. Vor der Regulierung bildete die Strem zahlreiche Flussschleifen und bei starkem Regen stand das ganze Tal unter Wasser. Die Verkehrswege mussten seit jeher auf Dämmen geführt werden. Walfer errichtete auf dem Berg eine zunächst hölzerne Burg und gründete 1157 ein Kloster „Monasterium S. Mariae de Monte Quizin" , dem er aus seinem eigenen Besitz beträchtliche Güter zuwies - vier Prädien mit Ackerland, Weiden, Wäldern und zehn Weingärten mit 57 Untertanen. Die Stiftungsurkunde von 1157 spricht von einem einsamen und unbewohnten Ort. Damit kann allerdings nur der Burg- bzw. Klosterberg selbst gemeint sein, denn die Umgebung dürfte schon relativ dicht besiedelt gewesen sein.

König Béla III. entzog Wolfers Sohn Henz ( (Aenz, Oenz) und dem Kloster den Besitz und ließ eine Burg errichten, die 1198 Novum Castrum = Neue Burg genannt wurde. Die Gründe dafür dürften in der strategisch äußerst günstigen Lage des Burgberges für die Abwehr eventueller Angriffe aus dem Westen gewesen sein. Als Entschädigung übertrug der König Comes Henz das Patronatsrecht des Klosters Kapornak im Komitat Zala. Auch die Mutterabtei Martinsberg, der ja das Kloster unterstand, sollte später entschädigt werden.

Belà III. starb, ohne dieses Versprechen einzulösen. Auch seine Nachfolger waren dazu nicht bereit, obwohl die Benediktiner vom Martinsberg immer wieder die Einlösung forderten. Auch der nächste Besitzer der Burg und Herrschaft, Graf Csak, der Burg und Herrschaft auf Grund einer königlichen Schenkung bekam, war dazu nicht bereit. Die Benediktiner wandten sich schließlich an Papst Honorius III., der den König vergeblich zur Rückgabe aufforderte. Csak wurde sogar exkommuniziert. Erst 1263 konnte der Streit beigelegt werden. König Bela IV. schenkte den Benediktinern „als Schadenersatz für die Burg Kysun, die jetzt Neuburg genannt wird", die vier Gemeinden Vagujhely, Vägszerdahely, Lubo und Patvarocz.

1225 war Güssing im Besitz des Demetrius Csak, Obergespan des Komitates Raab, durch eine Schenkung des Königs. König Béla IV. nahm die Burg wieder in königlichen Besitz. Sie war inzwischen ein wichtiges Glied im Burgengürtel des Königreiches gegen Westen. 1263 übergab Béla IV. die Burg seinem Schatzmeister Moritz aus dem Geschlecht Pók, der in der inneren Burg einen mächtigen Turm erbauen ließ. 1270 soll Heinrich II. von Güns-Güssing (Comes Henricus de Guzzinge) in den Besitz der Burg gekommen sein. Ihm folgte Ivan (Iwein) von Güns-Güssing. 1289, in der "Güssinger Fehde", eroberte Herzog Albrecht I. von Habsburg die Festung, so wie viele andere Burgen im Grenzbereich. 1291 gab er Güssing an König Andreas III. von Ungarn zurück. Die "Güssinger" Iwein und sein Sohn Johann Wolfer, also die Nachkommen des Walfer, die man richtiger eigentlich "Günser" nennen müsste, eroberten die Burg. König Karl Robert gewann sie 1327 für die ungarische Krone zurück. Sie verblieb bis 1391 in königlichem Besitz und wurde von Kastellanen verwaltet.

Ende des 14. Jahrhunderts war die Herrschaft Güssing bereits stark angewachsen. Neben dem Ort Güssing, Markt und im Besitz des Mautrechtes, umfasste die Herrschaft bereits 26 Dörfer. Stegersbach war Markt, fünf Orte hatten Mautrechte. Mitte des 16. Jahrhunderts kam auch die Herrschaft Gerersdorf, die zuvor zu Schlaining gehörte, dazu. An die Grundherrschaft war auch die Landgerichtsbarkeit gebunden. Die Richtstätten befanden sich in der Ried "Gericht" (=Galgen) und in der Ried "Hochgericht Müllnerisches Feld" an der Stra0e nach Urbersdorf.

1391 vertauschte König Sigismund Güssing gegen innerungarische Besitzungen (Világos und Körösbanya) an Ladislaus de Sáró, Gespan von Temes. Dessen Sohn, der sich Cseh de Léva nannte, war eine der mächtigsten Personen im damaligen Ungarn. Er war königlicher Marschall, oberster Türhüter, Woiwode von Siebenbürgen und Gutsherr in zahlreichen ungarischen Komitaten. Er weitete die Herrschaft Güssing durch den Anschluss der Großen Wart (Örség) an der Zala stark aus. Ihm folgte sein Sohn Ladislaus von Sáró.

Ladislaus Cheh de Leva war ein Anhänger des Johann Hunyadi und beteiligte sich an dessen Kämpfen gegen Friedrich III. Er erhielt von Hunyadi das Recht, in Güssing Wiener Denare zu prägen und außerdem die Einkünfte aus den Dreißigstzöllen seiner Herrschaft. Er musste aber, um sich und seinen Sohn aus der Gefangenschaft auszulösen, hohe Lösegelder aufbringen und Güssing sowie den Örség verpfänden, unter anderen an Nikolaus Ujlaki. 1455 wurde Güssing von den Söldnerführern Andreas Baumkircher und Berthold von Ellerbach erobert. Friedrich III. erzwang jedoch die Herausgabe.

Später, in der Mitte des 15. Jahrhunderts (1458) gelangte Güssing in den Besitz des Nikolaus Ujlaki, Woiwode von Siebenbürgen. Dieser besetzte die Burg. Ladislaus Cheh de Leva starb bald darauf in Italien, seine Familie gab den Anspruch auf Güssing aber nicht auf. Ujlaki gehörte der "deutschen Partei" an, etwa 25 hauptsächlich westungarische Magnaten, die im Jahre 1459 auf Betreiben Ujlakis den Habsburger Friedrich III. in Güssing zum König von Ungarn wählte. Dieser konnte sich aber gegen Mathias Corvinus und die "nationale Partei" nicht durchsetzen. Ujlaki konnte seine Position aber dennoch behaupten - er schloss sich nun Corvinus an.Er wurde in den Fürstenstand erhoben. Seine Stadt Güssing wurde von Corvinus von allen Maut- und Dreißigstgebühren sowie von den königlichen Steuern befreit. Nikolaus Ujlaki starb 1476. Die Herrschaft ging an seinen Sohn Lorenz Ujlaki, Landrichter und Hauptmann von Belgrad. Die Ujlaki gründeten in Güssing ein Augustiner Eremitenkloster, das im 16. Jh. säkularisiert wurde.Lorenz Ujlaki geriet in einen scharfen Gegensatz zum neuen König Wladislaw II. Dieser griff 1494 Ujlaki an und nahm ihm seine Herrschaften mit Gewalt ab. Ujlaki zog sich mit seiner Familie nach Güssing zurück, ließ die Befestigung ausbauen und war deutsche Söldner an. Die Belagerung Güssings durch die Anhänger des Königs war schließlich, nachdem die Festung bereits stark zerstört war, erfolgreich. Ujlaki musste aufgeben und Wladislaw huldigen. Er erhielt alle seine Besitzungen zurück, musste aber eine "Kriegsentschädigung" von 150 000 Gulden zahlen. Er musste sich außerdem damit einverstanden erklären, dass sein gesamter Besitz - sollte er kinderlos sterben - an die Krone zurückfallen sollte.

1524 starb Lorenz Ujlaki und König Ludwig II. übertrug die Burg entgegen bestehenden Erbabsprachen seinem Obermundschenk, Kämmerer und Banus von Kroatien und Slawonien Franz Batthyány. Dagegen gab es Proteste vor allem von Johann Zapolyay, dem Woiwoden von Siebenbürgen und späteren König. Dieser Gegensatz bewog Batthyány, sich nach der Schlacht von Mohacs, an der er angeblich mit 3 000 Reitern und 1000 Mann Fußvolk beteiligt war, und dem Tod König Ludwigs II. König Ferdinand von Habsburg anzuschließen. Er wurde mit der Übertragung der Herrschaften Schlaining und Rechnitz belohnt. Die Familie Batthyány konnte ihren Besitz behaupten, die Burg gehört der Familie auch heute noch.

Im 16. und 17. Jahrhundert war Güssing eine der wichtigsten und stärksten Festungen gegen die Türken und wurde von den Batthyány entsprechend ausgebaut. Die Batthyány, etwa Balthasar III,. waren im Abwehrkampf gegen die Türken tätig und konnten etwa bei Kanizsa auch Erfolge erzielen. Im Bocskai - Aufstand blieb Franz II. Batthyány kaisertreu. Seine Besitzungen wurden von den Kuruzzen Nemethys und besonders von deren türkischen und tatarischen Hilfstruppen schwer verwüstet.

Franz II. kaufte 1604 die Herrschaft Körmend. Der hohe Geldbedarf bewog ihn, seinen Untertanen die Gelegenheit zu geben, sich von einen Teil der Lasten oder aus der Untertänigkeit überhaupt freizukaufen. Vor allem in der Herrschaft Güssing wurde dieses Angebot von wohlhabenderen Bauern angenommen.

Im Bethlenaufstand fiel Franz II. 1620 so wie die meisten westungarischen Adeligen vom Kaiser ab und übernahm schließlich eine sehr aktive Rolle im Kampf gegen die kaiserlichen Truppen. Güns, Rechnitz und Körmend waren mehrmals umkämpft. Franz II. zog sich schließlich in seine starke Festung Güssing zurück und unternahm von dort aus immer wieder Angriffe auf die Kaiserlichen, ja er schreckte nicht einmal davor zurück, die Hilfe des türkischen Begs von Kanizsa anzunehmen. Gemeinsam überfielen sie kroatische Truppen, die dem kaiserlichen Feldherrn Colalto zur Hilfe kommen sollten. Am 31. Dezember 1621 wurde der Friede von Nikolsburg geschlossen, Franz II. kämpfte trotzdem weiter und misstraute der vom Kaiser angebotenen Amnestie.

Die Schäden, die diese Kämpfe verursachten, waren enorm, zahlreiche Dörfer galten als abgebrannt und öde.

Erst im 18. Jahrhundert verlor Güssing die wichtige Aufgabe als Grenzburg gegen die Türken, 1775 mussten nach einer kaiserlichen Verordnung die Waffen abgegeben werden.

1841 gelangte ein beträchtlicher Teil der Herrschaft durch Heirat in den Besitz des Grafen Karl Draskovich von Trakostyan. Die Draskovich sind auch heute noch die größten Grundbesitzer im Raume Güssing.

Um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die riesige Herrschaft in Distrikte aufgeteilt: das "deutsche Gebiet", die Warth, den Distrikt Strem und das "kroatische Gebiet". Um 1640 wurde das große "deutsche Gebiet" nochmals geteilt, in den oberen Distrikt und in den Distrikt an der Lafnitz.

1662 wurde die Herrschaft unter den Mitgliedern der Familie Batthyány aufgeteilt, im 18. Jahrhundert erfolgten weitere Teilungen, die zur erheblichen Mehrbelastung der Untertanen beitrugen. Diese führten bis an den Rand eines Bauernaufstandes. 1841 gelangte der größere Teil der Herrschaft durch Heirat in den Besitz des Grafen Karl Draskovich.

Zu den bestehenden Orten kamen im 17. Jahrhundert durch Aussiedlung zahlreiche Kleinsiedlungen in den "Bergen", die sich zum Teil zu eigenen gemeinden entwickelten: Burgauberg, Neudauberg, Hackerberg, Wörtherberg.

Kirchen
Die älteste Kirche, die mit der "Urpfarre" in Verbindung gebracht wird, ist die frühere Pfarrkirche (Hl. Jacobus), die im ausgehenden 12. Jahrhundert von den Benediktinern im frühromanischen Stil errichtet wurde. Sie ist eines der ältesten Baudenkmäler des Burgenlandes. Original spätromanisch, wenn auch später ergänzt, sind das Schuppenband am Bogen der Apsis, das mittlere der drei Rundbogenfesnter und der Altartisch. Sie war Mutterpfarre, 1697 mit den Filialen Langzeil, Rosenberg, Neustift, Urbersdorf und Glasing. Die Jakobskirche war bis zur Errichtung der Franziskanerkirche 1648 Pfarrkirche. Sie ist heute Friedhofskapelle. Ebenfalls sehr alt ist die Burgkapelle, die ursprüngliche Klosterkirche, die um 1155 errichtet wurde. Das Kloster war ursprünglich ein Dominikanerkloster, das im 15. Jahrhundert erbaut wurde. Nach der Übersiedlung der Dominikaner nach Körmend um 1500 zogen Augustiner-Eremiten ein, wahrscheinlich von Erzbischof Thomas Bakócz von Körmend, wo sie seit 1291 nachweisbar sind, nach Güssing verlegt. 1519 schenkte Lorenz Ujlaki dem Orden ein Freihaus in der Stadt.

Christoph Batthyány heiratete 1537 Elisabeth Svetkovics, die evangelisch gesinnt war. Schon 1538 predigte Matthias Biró Déva, den man auch den "Luther Ungarns" nennt, von Christi Himmelfahrt bis Pfingsten in Güssing, 1542 trat der Güssinger Pfarrer Peter Rotfuchs zum evangelischen Glauben über und heiratete. Franz Batthyány vertrieb ihn daraufhin aus seiner Herrschaft. 1569 trat Balthasar Batthyany zum evangelischen Glauben über.

Besonders wichtig war die Rolle Güssings als kulturelles, geistiges und geistliches Zentrum, vor allem unter dem bedeutenden Heerführer, Humanisten und Förderer des Calvinismus Balthasar III. Batthyány. In Güssing wirkte damals Stephan Beythe, Pfarrer und Senior. Zum Güssinger Distrikt gehörten die Kirchen St. Jacobus und St. Nikolaus, Großpetersdorf, Stegersbach, St. Michael bei Güssing, Gerersdorf, Heiligenbrunn und St. Emmerich bei Heiligenbrunn, Zahling, Deutsch Kaltenbrunn, Bocksdorf, Kukmirn sowie Csákány und Rábaszentmihály. Beythe war1585 bis 1595 Superintendent. 1591 füherte Stephan Beythe auf dem Kolloquium von Tschapring (Csepreg) den Bruch zwischen Lutheranern und Calvinisten herbei. Die Ehefrauen der Batthyány blieben lutherisch und wurden, ebenso wie die Bevölkerung, von lutherischen Pfarrern betreut. Die Jakobskirche war die deutsch - lutherische Kirche, die ehemalige Klosterkirche war die Kirche der ungarischen Calvinisten. St. Nikolaus blieb die Kirche der Kroaten.

Der Hof der Batthyany war schon seit Franz I. ein bevorzugter Aufenthaltsort für die Kinder des ungarischen Adels, der dort "höfisches" Benehmen lernen sollte, aber auch im Kriegshandwerk geschult wurde. Unter anderen wuchsen in Güssing fünf Kinder der Zrinyis auf. Auch viele adelige Mädchen wurden am Hof erzogen und so manche Heirat angebahnt.

Unter Balthasar Batthyány wurde eine Schule für die Erziehung junger Adeliger (angeblich im Klostergebäude) eingerichtet, mit einer Lateinschule und Studium Litterarum. Die Schule wurde von Stephan Beythe und dann von dessen Söhnen Andreas und Emmerich geleitet. Nach der Rekatholisierung führten die Franziskaner die Schule als Pfarrschule weiter. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Schule anscheinend vorübergehend aufgelassen, 1732 wird ein "Statt Schull Hauß" erwähnt.

Am 10.Mai 1620 wurde in Güssing eine Generalsynode, am 1. Juli 1625 eine Partikularsynode abgehalten. Bis 1630, bis zur Konversion Adam Batthyánys zum Katholizismus, wirkten in Güssing 14 evangelische Geistliche.

Balthasar sammelte nicht nur wertvolle Drucke sondern erhielt auch eine eigene Druckerei unter der Leitung von Hans Manlius. Dieser gab in Güssing insgesamt 21 Druckwerke heraus. In Güssing war Carolus Clusius zu Gast, der dort sein wichtiges Werk über die Flora Pannoniens schrieb. Die Bibliothek mit wertvollen reformatorischen Schriften kam später in den Besitz des Franziskanerklosters und ist noch heute erhalten.

Über längere Zeit, 1576 bis 1634, war das Kloster eine evangelische Schule. 1605 wurde das Gebäude von den Türken teilweise zerstört. 1649 wurde das Kloster als Franziskanerkloster wieder errichtet. Die Klosterkirche ist heute Pfarrkirche. Diese Kirche beherbergt die Grablege der Batthyány. Zur Zeit des Ungarnaufstandes 1956/57 fanden dort viele Ungarnflüchtlinge Aufnahme.

1633 vertrieb Adam Batthyány die evangelischen Prediger aus seiner Herrschaft, die Kirchen wurden den Katholiken übergeben. In einigen Orten, besonders in Kukmirn, konnte sich der Protestantismus aber bis zum Toleranzpatent behaupten. Auch in Güssing lebten weiterhin Nichtkatholiken, 1757 waren unter 2 987 Christen 800 Nichtkatholiken (Güssing und Filialen). Nach dem Toleranzpatent schlossen sich die Güssinger Evangelischen der Kirchengemeinde Kukmirn an. 1948 wurde ein Betsaal in Güssing errichtet. Güssing ist nach wie vor Tochtergemeinde von Kukmirn.

Die Ujlaki gründeten in Güssing ein Augustiner Eremitenkloster, das im 16. Jh. säkularisiert wurde.

1649 gründete Adam Batthyány, der katholisch wurde und auch seine Herrschaft zu rekatholisieren versuchte, das Güssinger Franziskanerkloster, das auch heute noch besteht.
Unter den in Güssing wirkenden Franziskanermönchen sind Samuel Kéri, Hofkaplan Adam Batthyánys und Seneca- Übersetzer, Gaudentius Dosztál, der 1872 die Güssinger Sparkasse gründete, und Gratian Leser (1873 - 1949), ein bedeutender Historiker, besonders erwähnenswert. Güssinger Abstammung war der 1704 geborene Jesuit und Dichter Ferenz Faludi.
(Literatur: P A. Magyar, Das ehemalige Augustinerkloster von Güssing. Bgld. Hbll. 35/1973 und ders., 340 Jahre Franziskaner in Güssing (1980))

Das Franziskanerkloster war zugleich Eckbastion der Stadtbefestigung. Der Hochaltar mit dem Batthyánywappen stammt suc der Erbauungszeit, die beiden Seitenaltäre aus 1653/54, mit neogotischen Veränderungen. Interessant ist ein neben dem Seitenpartal eingemauerter Grabstein ohne Inschrift. Der Ritter in voller Rüstung ist wahrscheinlich Franz Batthyány, der erste Burgherr. Die Familiengruft der Batthyány ist mit etwa 100 Särgen eine der größten derartigen Anlagen in ganz Österreich. Wahrscheinlich wurden Adam Batthyány und seine Gemahlin, die Stifter des Klosters, hier als erste bestattet. Die Gruft befand sich ursprünglich unter dem Turm der Klosterkirche. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die Turmgruft aufgegeben und die neue Gruft ausgebaut. Ein einziger der Särge ist überaus prunkvoll - der des Generalfeldmarschalls Karl Joseph Batthyány, des Erzihers Josephs II., der 1764 in den Reichsfürstenstand erhoben wurde. Er wurde vermutlich vom Bildhauer Balthasar Ferdinand Moll in Wien gefertigt.

Die Bibliothek im Franziskanerkloster ist eines der wichtigsten Kulturdenkmäler des gesamten Burgenlandes. Sie umfasst etwa 3 500 Bände mit etwa 5 500 selbständigen Werken, darunter 34 Handschriften und 212 Inkunablen. Etwa 100 Bücher ließ Christoph Batthyány 1537 wegen der Türkengefahr aus kroatischen Franziskanerklöstern nach Güssing bringen. Etwa 1000 Bücher gehörten Stephan Beythe, seinen Söhnen und anderen evangelischen Geistlichen, 1661 gelangten alle Bücher in das Franziskanerkloster.
Literatur: L. Pumm, Die Klosterbibliothek von Güssing. Ein Zeitzeuge der Reformation im burgenländischen Raum. Dipl. Arbeit Wien 1992

1697 sind erstmals Juden in Güssing bezeugt. Sie gehörten zur Rechnitzer Gemeinde, 1736 wurden die 9 Familien mit 44 Personen selbständig. Bis 1836 stieg die Zahl der Güssinger Juden auf 526 Personen, um danach wieder kontinuierlich abzunehmen. 1920 lebten 94 Juden in der Stadt. 1840 wurde eine Synagoge gebaut, die nach 1945 abgetragen wurde, An ihrer Stelle wurde das neue Rathaus gebaut.

Die Burg
Die mittelalterliche Burg hielt als eine der wenigen in Ungarn dem Mongolensturm 1241/42 stand. 1273 wurde die Burg von den Deutschen belagert, 1289/90 im Verlauf der Güssinger Fehde und erneut 1296 von Herzog Albrecht von Österreich eingenommen. 1495 wurde die Festung bei einer Belagerung auf Befehl König Wladislaws II. stark beschädigt, 1497 wurde der Nordwestturm neu errichtet und 1544 ein neuer Rundturm gebaut. Im 16. Jahrhundert wurde das gesamte Befestigungswerk stark ausgebaut und Bastionen errichtet, 1540 bis 1580 wurden auch die äußeren Befestigungsanlagen ausgebaut.1605 wurde Güssing von den Truppen Bocskais in Brand gesteckt. Die Burg behielt als wichtiger Stützpunkt im Türkenkampf ihre Funktion. Sie war nach einem Inventar aus dem Jahre 1708 mit 67 Geschützen, darunter 24 schweren Kalibers, und großen Mengen an Pulver versehen. (Festschrift Güssing, 1973, S.55 ff.) Im 18. Jahrhundert verlor die Festung ihre Bedeutung und begann zu verfallen. 1778 wurden Teile der Burg abgebrochen, die Kanonen und andere Waffen wurden an einen Wiener Eisenhändler verkauft. Alle nördlichen und westlichen Wohngebäude wurden abgerissen, die Steine und Ziegel für den Bau von Meierhöfen, Brücken und Judenhäusern verwendet. Nur ein Teil des Burgteiles, der der fürstlichen Linie gehörte, blieb erhalten: die Schlosskirche, der Bergfried, der Palas und einige Trabantenwohnungen sowie Gefängnisse. Das Herrschaftsarchiv wurde nach Körmend gebracht. 1784 wurden die Fischteiche abgelassen und die Sümpfe trockengelegt. Erst 1991 wurden für die Landesausstellung (Die Ritter) einige Gebäude restauriert.

Burgbesatzung und Leben der Herrn 

"Privatarmee" der Bathhyány

Wirtschaft
Zentrum der Herrschaft war der Ort Güssing, in dem sich am Fuße der Burg (Suburbium) deutsche "hospites", Handwerker, Händler und Bauern, ansiedelten. Schon 1355 bestätigte König Ludwig I. deren Rechte. 1391 gab es in Güssing und in Stegersbach bereits Märkte und es wurde in sechs Orten ( Güssing, Rauchwart, Stegersbach, Deutsch Kaltenbrunn, Rudersdorf und Heiligenkreuz Maut eingehoben. 1460 gewährte Matthias Corvinus den Güssingern die Befreiung von Maut, Zoll und königlichen Steuern. In Güssing gab es neben dem Wochenmarkt zwei Jahrmärkte: zu Margarethe (26. August) und zu Nikolaus (6. Dezember).

Die zahlreichen Märkte sind für das Spätmittelalter bemerkenswert:
"... dies weist auf ein gut entwickeltes Straßennetz und eine fortschrittliche Warenproduktion hin. Während Güssing selbst im Spätmittelalter zur grundherrlichen Stadt emporstieg, haben die agrarisch strukturierten Siedlungen der Herrschaft unter den zeitbedingten Wirtschaftskrisen zu leiden. Im 16. Jahrhundert bringt eine Siedlungswelle kroatischer Bauern neues Leben in die halb verödete Herrschaft. Das wirtschaftliche Schwergewicht des immer wieder - und stärker als andere Gebiete - durch Kriege in Mitleidenschaft gezogenen Herrschaftsbereiches lag im Weinbau, der vor allem in den "deutschen Bergen" an der steirischen Grenze, in Güssing, Kukmirn, Stegersbach, Heiligenkreuz sehr intensiv betrieben wurde, nach seinem Rückgang, der bereits im 17. Jahrhundert stark einsetzte, jedoch wegen der ungünstigen Besitzstruktur viele Menschen zur Arbeitswanderung zwingt. ... Die Verleihung von Marktrechten an die Gemeinden Stegersbach (1649), Kukmirn (vor 1647) Bocksdorf (vor 1647) Deutsch Kaltenbrunn (1674) und Strem (1647) und die Verlegung der Märkte an günstigere Orte hatten nur für den Binnenmarkt der Herrschaft Bedeutung. Versuche, durch Errichtung eines Eisenbergbaues (Stegersbach, 18. Jh.) und einer Tabakfabrik (Rudersdorf, um 1742) zeitgemäßere Wirtschaftsformen einzuführen, schlugen nach kurzer Zeit fehl."
Prickler, Harald: Burgen und Schlösser Burgenland. Birkenverlag Wien 1972, 2.Auflage. S63 f.

Um 1750 gab es 25 Gewerbearten, ein Jude betrieb eine Branntweinbrennerei vier weitere Salz- und Kerzenhandel.
Um die Wende zum 20. Jahrhundert war Güssing noch immer stark von der Landwirtschaft geprägt. 1900 arbeiteten 41,9 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft, 1910 sogar 43,6 %. Der Anteil der im Gewerbe Beschäftigten lag bei 24 und 25 %. Die Bedeutungslosígkeit moderner Wirtschaftszweige und der Bedeutungsverlust des Ortes als Markt und zentraler Ort zeigt sich im geringen und bis 1910 weiter abnehmenden Anteil der Beschäftigten in Handel, Kreditwesen und Verkehrswesen sowie auch im öffentlichen Dienst. 1910 gab es 95 durchwegs kleine Gewerbebetriebe, die hauptsächlich für den lokalen Bedarf arbeiteten. Eine große Zahl von Arbeitsplätzen entstand durch die Holzgewinnung für die Kohlenbergwerke in Tatabánya. Das Grubenholz wurde am Bahnhof von Güssing gesammelt und gelagert. Von Güssing aus wurde eine Industrie-Schmalspurbahn bis in das Gebiet von Rohr gebaut, eine Fortsetzung der Industriebahn Güssing - Neuberg, errichtet von der "Ungarischen Allgemeinen Kohlenbergbau-AG, Güssinger Holzgewinnung Tatabanya", die dem Antransport des Holzes diente. In der Holzgewinnung waren etwa 250 Personen beschäftigt, während des 1. Weltkrieges auch etwa 40 russische Kriegsgefangene. Bis 1923 bestand auch ein Sägewerk der Firma Schmergel und Cohn, das etwa 40 Personen beschäftigte. Auch die seit 1887 bestehende Land- und Forstwirtschaftliche Güterverwaltung Dr. Karl Draskovich war mit 92 Beschäftigten ein bedeutender Arbeitgeber.

Verkehrsmäßig lag die Stadt immer etwas abseits der Hauptdurchzugsstraßen, sowohl von der Bernsteinstraße wie später von der Ungarisch - Kroatischen Landstraße Ödenburg - Steinamanger - Varasdin. Für die West - Ost - Verbindung waren Raabtal und Pinkatal stets wichtiger. 1899 wurde eine Stichbahn von Körmend aus nach Güssing gebaut. Nach der Grenzziehung von 1921 wurde diese weitgehend bedeutungslos, 1931 wurde diese Bahn ab der Staatsgrenze von der Republik Österreich übernommen, nach 1945 wurde der Bahnbetrieb eingestellt.

Vor allem in der Zeit der Türkenkriege, als Güssing eine wichtige Festung war und in der Stadt zahlreiche herrschaftliche Bedienstete und Gefolgsleute, "familiares" mit ihren Angehörigen, lebten. war Güssing auch ein bedeutender Handels- und Gewerbeort. Unter den Handwerkern waren viele, die mit der Waffenproduktion zu tun hatten: Riemer, Sattler, Spießmacher, Schwertfeger, Panzerer, Büchsenmacher, Pulvererzeuger ...

Der Handel mit der Steiermark umfasste die an der Westgrenze Ungarns üblichen Güter: aus Ungarn kamen Ochsen, Kälber, Schweine. Wein, Getreide, Dörrzwetschken, Unschlitt u. a. Die Ochsen wurden in Herden bis zu 200 Stück über die Lafnitz in die steirischen Städte getrieben. Aus Österreich kamen Salz, Eisenwaren, Pfeffer, Safran, Öl, Tuche aus Deutschland, Flandern, Böhmen, Samt, Bergamott. Mit Antonius de Bozis lebte in Güssing ein bedeutender Großhändler, auf den der größte Teil der Importe aus der Steiermark entfiel. Er und Nikolaus Sankó kamen wahrscheinlich aus Ragusa, Sankós Familie waren Großhändler in Ofen. Später erwarben die Sankó einen Edelhof (Sankóház) zwischen Urbersdorf, Glasing und Güssing - Franz Batthyány war bei Nikolaus Sankó de Ragusio stark verschuldet, der Kauf des Edelhofes trug zur Abtragung dieser Schuld bei. Die Sankó traten in den Beamten- und Militärdienst der Batthyány ein - Balthasar Sankó war während der Türkenkämpfe ein Husarenanführer - und erwarben auch an anderen Orten Besitzungen.

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts begannen Juden im Handel der Stadt eine Rolle zu spielen. 1824 zählte die rasch wachsende Judengemeinde schon 491 Mitglieder, 1840 526 Personen. Sie waren im Handel mit Wolle, Häuten und Knoppen tätig. Sie stellten in Güssing auch Pottasche und Kohlenpech her. 1799 wies ihnen die Herrschaft im Mühlwinkel einen neuen Friedhof zu, die bisherige Synagoge im Stadtmeierhof wurde zu klein und 1840 daher eine neue Synagoge (Judentempel) vom Fürsten errichtet.

Graf Karl Batthyány (1743 - 1814) plante die Errichtung einer Baumwollspinnerei im "Neugebäu". Er besaß bereits in Burgau seit 1801 eine Spinnerei, die erste in der gesamten Monarchie die nach englischem Vorbild "vollmechanisch" arbeitete. Vor Inbetriebnahme der neuen Spinnerei starb Graf Karl jedoch, das "Neugebäu" wurde in Judenwohnungen umgewamdelt.

Bedeutend war die Ziegelproduktion der Stadt, in zwei herrschaftlichen Ziegelöfen (1750 24 000 und 40 000 Ziegel Jahresproduktion) und ab 1837 in einem städtischen Ziegelofen. An sich durfte nur die Herrschaft gebrannte Ziegel herstellen, die Stadt erhielt aber die Erlaubnis von der Herrschaft, ebenfalls Ziegel für den Eigenbedarf zu brennen.

An Behörden beherbergte Güssing ab 1849 ein k. k. Bezirkskommissariat, ab 1854 ein Stuhlrichteramt, ab 1853 ein Königlich Ungarisches Bezirksgericht und Steueramt. 1904 wurde das Königl. Ung. Notariat von St. Gotthard nach Güssing verlegt. 1921 bis 1938 war Güssing Bezirksvorort, 1945 wurde die Bezirkshauptmannschaft wieder errichtet.

Im 20. Jahrhundert konnte die Stadt zwar als Bezirksvorort einige Bedeutung erlangen, blieb aber immer auf der Stufe eines "schlecht ausgestatteten" Bezirksvorortes. Administrative Funktionen und die Schulen schufen immerhin Arbeitsplätze. 1962 bezog das Bundesheer die neue Kaserne (ab 1967 Montecuccoli-Kaserne genannt).

Die Industrialisierung hinterließ nur wenige Ansätze (Strickwarenerzeugung, Keksherstellung, Eisen- und Metallverarbeitung, Mineralwasserabfüllung). Nach dem 2. Weltkrieg wurden einige bedeutende Industrieunternehmen gegründet. Die Bernhard Altmann Ges.m.b.H., ein Zweigbetrieb der Firma Gahnal (Bekleidungsherstellung) beschäftigte zeitweise bis zu 100 Arbeitskräfte. Seit 1956 besteht die Firma Franz Wolf Teigwaren und Keksfabrik, die aus einer Güssinger Bäckerei hervorging. Sie beschäftigte 1973 in zwei Werken etwa 180 Arbeiter. 1992 wurde die Guttmann - Torsystem GmbH gegründet. Als Arbeitgeber ebenfalls wichtig ist die Mineralwasserabfüllung im Vorort Sulz.

Das Geschäftsleben leidet unter der Nähe der besser ausgestatteten Zentren Oberwart und Fürstenfeld. Der Auspendleranteil ist noch immer sehr hoch.

Die Stadtentwicklung
Die Siedlung Güssing am Fuße der Burg, die sich in einem Halbkreis um den Burgberg schmiegt und im Zentrum einen linsenförmig erweiterten Anger aufweist, nennt sich schon im 15. Jahrhundert "Stadt", so etwa 1427 "Civitas Wjwar". 1497 wird ein Hans Plauenwirth als Stadtrichter genannt. Eine formelle "Stadterhebung" erfolgte jedoch nicht, rechtlich war Güssing ein vom Grundherrn privilegierter Markt. Erst am 1. Juni 1973 hat die Burgenländische Landesregierung Güssing zur Stadt erhoben.

Die Sonderstellung des grundherrschaftlichen Marktfleckens beruhte auf verschiedenen Privilegien, die hauptsächlich das Marktrecht, die Maut-, Zoll- und zeitweise auch Steuerfreiheit betrafen. 1355 regelte ein Privileg König Ludwigs d. Großen die "Freiheiten" der "hospites", also der deutschen Einwanderer, sowohl der bäuerlichen Ansiedler wie auch der Handwerker und Händler im "Suburbium", also in der Siedlung am Fuße der Burg. 1459 erhielt Nikolaus Ujlaki für seine "Stadt" von Matthias Corvinus ein Privileg, in dem die Maut-, Zoll- und Steuerfreiheit zugesprochen wurde. Spätere Privilegien, bis hin zu Kaiser Karl VI. im Jahre 1712, bestätigten diese "Freiheiten", die aber nie ganz unangetastet blieben. So beschwerte sich etwa Franz Batthyány beim König wegen der von seinen Güssinger Untertanen verlangten Zölle - ohne Wirkung. Er griff daraufhin zur Gewalt und kassierte einfach einige der Dreißigstämter in seinem Herrschaftsbereich.

Eine Stadtmauer wurde vielleicht schon im 14. Jahrhundert errichtet, einen urkundlichen Beleg gibt es aber nicht. 1459 wird von einer "civitas intra et extra murum" gesprochen, es gab also bereits eine Mauer. 1526 wird ein gemauerter, aber zerstörter und verlassener Turm erwähnt, den Franz Batthyány seinem Diener Georg Paska für den in der Schlacht bei Mohacs erlittenen Schaden schenkte. Der Turm lag neben der Klosterpforte. 1619 wurden die Stadtmauern erweitert. Die Ringmauer setzt am ersten Torbau der Burg an und umgab dreiecksförmig die "innere" Stadt. Es gab zwei Tore. Die drei Eckpunkte bildeten die Burg, das Franziskanerkloster mit Turm und Wehrbau und das frühere Gemeindehaus mit einem noch erhaltenen Wehrturm. Auch der Stadtmeierhof der Batthyány wurde durch eine Mauer gesichert. Das Batthyánykastell wurde erst in den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts errichtet.

Schon seit 1391 bestanden zwei Jahrmärkte. Kaiser Rudolf II. fügte in einem Marktbrief zwei weitere hinzu und Kaiser Ferdinand III. gewährte nochmals zwei Märkte. Schon in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gab es in Güssing eine kleine Gruppe von Kaufleuten, die die "Freiheiten" auch für einen grenzüberschreitenden Handel nützten. Als Händler werden Anthonius de Bozis, Georgius Cheregh, Nicolaus Soldos, Urbanus Filcher, Florianus Faber, Nicolaus Sankó, Blasius Laneator u.a. erwähnt.

Später kamen jüdische Händler hinzu. Im Jahre 1746 wohnten 24 Familien , insgesamt 76 Personen, jüdischen Glaubens in Güssing. 62 Personen galten als wohlhabend.
Im 17. Jahrhundert bestand die Siedlung aus der "Inneren Stadt", der "Unteren Stadt" - ein Suburbium um den Friedhof, und aus der "Hostat". 1635 wurden alle Bewohner außerhalb der Stadt als "Hofstättler" bezeichnet. Ein weiterer Siedlungsteil entwickelte sich um die Hofmühle ("Mühlwinkel") im Norden. St. Nikolaus war eine verödete Siedlung. die 1545 von Franz Batthyány mit Kroaten aus Slavonien besiedelt wurde.

Schon im 17. Jahrhundert war die Vorstadt (Hostat mit Langzeil und Rosenberg) mit 88 Häusern und 70 Familien größer als die Innere Stadt mit 42 Häusern und 39 Familien (1635). Im Jahre 1732 lebten in der Innenstadt 16 Besitzer in 36 Häusern, in der Vorstadt 106 Besitzer in 141 Häusern.

Während die ersten Siedler und die mittelalterlichen Einwohner durchwegs Deutsche waren, ließen sich in der Stadt, vor allem in der Inneren Stadt, unter der Herrschaft der Ujlaky und der Batthyány zunehmend Magyaren nieder, Herrschaftspersonal, "Beamte" und "Kleinadelige" im Dienste der Herrschaft, die zur militärischen Gefolgschaft, zur "familia" des Grundherrn gehörten. Im Jahre 1635 etwa bestand die Besatzung der Burg aus 331 Mann, darunter sehr viele ungarische und kroatische Kleinadelige, mit 586 Pferden. Nach dem Urbar von 1635 lebten in den 42 Häusern der Innenstadt zumeist herrschaftliche Angestellte und Handwerker, 26 davon trugen magyarische Namen. Im ausgehenden 16. und im 17. Jahrhundert überwog der magyarische Einfluss. Das Protokollbuch etwa wurde von 1612 bis 1711 ausschließlich in ungarischer Sprache geführt, Richter und Räte sowie herrschaftliche Funktionsträger hatten nahezu ausschließlich magyarische Namen. Ab 1716 wurde das Protokollbuch ausschließlich in deutscher Sprache geführt und auch Richter und Rat trugen wieder deutsche Familiennamen. Das Hofvolk der Batthyany aber blieb magyarisch. In der Hostat überwogen 1732 bei weitem die Deutschen, die zumeist Handwerker waren. Im beginnenden 19. Jahrhundert galt Güssing als deutsche Siedlung. Erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts nahm dann der Anteil der Magyaren wieder zu: 1900: 26,7 %, 1910: 38,6 % Magyaren. 1920 erklärten sich 28,5 %, 1923: 10,4 % und 1934 8 % als Magyaren.

Das Verhältnis zwischen dem Richter und den "adeligen" Bewohnern war keineswegs problemlos, wie man sich leicht vorstellen kann. Die Kleinadeligen pochten vehement auf ihren Vorrang und auf ihre "Privilegien" und stellten die Zuständigkeit des Richters, also der Stadtobrigkeit, in Frage. Dem Richter gegenüber hatten sie offenbar wenig Respekt und wenig Vertrauen, da dieser nur ein "einfacher Handwerker" war. So wählten die Adeligen 1648 Balthasar Faludi, den Vizekastellan des Grafen, zu ihrem "Obmann", an den sie sich wandten, wenn es Probleme mit der Stadtobrigkeit gab. So etwa versuchten die Adeligen, sich von der Verpflichtung zum Wegebau frei zu machen, allerdings vergeblich.

1750 wird in Güssing erstmals ein Spitalshaus erwähnt. Seit 1790 gibt es auch eine Apotheke. Fürst Philipp Batthyány - Strattmann machte in seinem Testament eine Stiftung für den Bau eines neuen Krankenhauses, die durch weitere Zuwendungen beträchtlich erhöht wurde. So konnte 1898 - 1900 das Gemeindekrankenhaus errichtet werden, das 1903 vom Komitat übernommen wurde. Im Ersten Weltkrieg war es Kriegsspital. Nach dem Anschluss an Österreich wurde das Spital vom Land Burgenland übernommen. Eine bedeutende Erweiterung fand 1972 bis 1975 statt.

1853 wurde ein Steueramt eingerichtet, 1904 wurde das Königliche Notariat von St. Gotthard nach Güssing verlegt. 1880 - 1882 wurde ein neues Rathaus errichtet. Dort wurden auch das Königliche Bezirksgericht und das Grundbuchamt untergebracht.

Das Verhältnis zur Grundherrschaft war in der Stadt durch die totale Abhängigkeit der meisten Güssinger von der Herrschaft geprägt. Die Händler und Handwerker lebten hauptsächlich vom Bedarf der Herrschaft.

Noch ein halbes Jahrhundert nach der Aufhebung der Grundherrschaft hatte sich eine erstaunliche Mischung von "Untertänigkeit", zum Teil aber auch Anhänglichkeit an die "Herrschaft" erhalten, wozu der in der Bevölkerung wegen seiner "sozialen" Haltung beliebte Fürst Philipp Batthyány (gestorben 1870) einiges beigetragen hatte. Karl Renner, dessen Frau aus Güssing stammte, berichtete von einem Besuch in Güssing 1894:

„Die ganze ausgedehnte Gemeindeflur nahezu gehört zwei mächtigen Feudalherren, den Batthyany und den Draskovich. Zwischen diesen Besitzungen eingezwängt, in ziemlicher Entfernung vom Orte, liegen die sogenannten Stadtäcker, bescheidene Parzellen auf magerem Boden. In Nikolo, Rosenberg und Krottendorf gab es Bauern, die wohlhabendsten mit nicht mehr als vier oder fünf Hektar Grund. Stadtbürger aber waren zwei, drei Gastwirte, die landesüblichen kleinen Handwerker und etliche jüdische Kaufleute, alle miteinander höchst bescheiden begütert. Die städtische und bäuerliche Bevölkerung war rein deutsch. Über ihr stand die magyarische oder magyarisierte staatliche Beamtenschaft, Lehrerschaft und Gutsverwaltung. Die Gutsarbeiterschaft war überwiegend deutsch, jedoch auch mit Magyaren und Kroaten untermischt. Die Meierhofleute, die das Vieh zu warten hatten, die sogenannten ,Schweizer', waren zumeist deutsch, als Ackerknechte verwendete man mit Vorliebe Magyaren. Die Umgangssprache des Volkes war durchaus eine uralte deutsche Mundart, die dem Heanzendialekt nahe steht, welches immer das nationale Herkommen des einzelnen, das sich im Familiennamen verriet, sein mochte. Die erwähnte Herrenschicht sprach magyarisch, verkehrte übrigens mit dem übrigen Volke nur von oben herab. Davon bekam ich am ersten Tage eine bezeichnende Probe: Ich lustwandelte mit meiner Frau im hellen Julisonnenschein auf dem Krottendorfer Dammweg, Bauern gingen zur Stadt, von dorther aber stolzierte ein feiner Herr mit aufgespanntem Sonnenschirm, und Krottendorfer Bauersfrauen küßten ihm die Hand — ich erfuhr, dass dieser Gentleman der Schreiber des täblabirö, des Stuhlrichters, war! Ich überzeugte mich, wie streng die soziale und nationale Scheidung dortzulande durchgeführt war. Die magyarische Sprache hat für diesen Unterschied eine feine Bezeichnung: Sie gebraucht für die Oberschicht das besondere Wort ,Urember', das ist ,Herr-Mensch', zum Unterschied vom gewöhnlichen Menschen."

In den Dörfern der Herrschaft war die Situation der Bauern in der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jahrhundert katastrophal, die Berichte einiger Herrschaftsverwalter sind erschütternd. Die Belastung durch die Grundherrschaft, vor allem im Gefolge der Herrschaftsteilungen, durch Einquartierungen und Steuern waren nicht mehr tragbar. Die Situation mündete im 18. Jahrhundert schließlich in eine aufstandsähnliche Leistungsverweigerung. Im 19. Jahrhundert gab es in der Familie Batthyány dann einige Persönlichkeiten, die offenbar die soziale Problematik erkannten. Der 1817 geborene Karl Batthyany etwa erwarb sich durch seine Armen- und Krankenfürsorge einen guten Ruf. Auch die Schule unterstützte er. Auch Fürst Philipp Batthyány (1781 - 1870) war karitativ tätig.

Die großen sozialen Probleme in der Herrschaft beschreibt M. v. Kunits belehrt in seinen „Topographischen Beschreibungen des Königreiches Ungarn" (1824) „Diese Herrschaft (Güssing) ist durch Größe, Extension, Lage, Bevölkerung und Industrie eine der großen, bedeutungsvollen Herrschaften im Königreich. Die Herrschaft besteht aus 59 Ortschaften, von denen elf Fürsten und Grafen gemeinschaftlich besitzen, fünfundzwanzig vom Fürsten allein und dreiundzwanzig von der gräflichen Linie verwaltet werden." ... „Der hiesige Landmann besitzt zu wenig Erde. Hier geizet man mit jedem Stückchen Erde und bebauet jeden Fleck." ... „Der Ortschaft Kukmirn einziger Nahrungszweig ist der Weinbau." ... „Und bey all dem mühevollen Fleiße ernährt der Boden nicht die Menschenmenge, die ihn bewohnt; jährlich wandern aus allen diesen Gegenden Hunderte und Tausende des arbeitsamen armen Bauernvolkes beyderley Geschlechtes nach den unteren, segensreichen Gegenden Ungarns zum Schnitt, Dreschen und Mähen: sie verdingen sich zu diesen Arbeiten nicht um Taglohn in barem Gelde, sondern um bestimmte Antheile des Getreides, das sie schneiden und dreschen. Auf diese Art erwerben und führen sie sich ihr Brot in natura nach Hause für den Winter."
zitiert nach: Festschrift Güssing 1973, S 106

In wirtschaftlicher Hinsicht erwiesen sich die Draskovich als aufgeschlossener. Vor allem die Familie Draskovich sorgte für den Ausbau der Infrastruktur. 1884 ließ Paul Draskovich eine Wasserleitung bauen, an die auch Privathaushalte angeschlossen waren. 1919 sorgte er für den Beginn der Elektrifizierung. 1963 bis 1969 wurde dann die Ortswasserleitung ausgebaut. 1960 begann der Ausbau der Ortskanalisation.

Nach dem Anschluss an Österreich wurde Güssing auch zur Schulstadt. 1924 wurde eine "Bürgerschule" errichtet, die 1927/28 in eine Hauptschule umgewandelt wurde. 1949/50 wurde die Bauernschule der Burgenländischen Landwirtschaftskammer errichtet, seit 1964 Landwirtschaftliche Fachschule für Burschen. Eine 1958/59 eingerichtete Landwirtschaftliche Fachschule für Mädchen wurde 1965/66 nach Oberpullendorf verlegt. 1963/64 wurde mit dem Aufbau eines Musisch-Pädagogischen Realgymnasiums begonnen, das seit 1969 selbständig ist. 1977 wurde das Kulturzentrum errichtet.

Die politische Entwicklung seit dem Anschluss an Österreich
Gegen Ende des Ersten Weltkrieges organisierte Major Eduard Kreutz - Korponay eine Güssinger Bürgerwehr, die etwa in Stegersbach und Stinatz eingesetzt wurde. Zu einem sehr schwerwiegenden Zwischenfall kam es in Güssing, der vier jungen Männern das Leben kostete. Ungarische Grenzsoldaten, angeblich 5 bis 10 Mann, waren am 26. Jänner 1919 auf dem Rückmarsch von der steirischen Grenze. Sie nahmen an einer Tanzveranstaltung im Gasthaus Kneffl teil. Einer der Soldaten geriet mit einem Güssinger Heimkehrer in Streit. Der Soldat holte aus der Küche sein dort deponiertes Gewehr und schoss in die Menge im Saal. Drei am Streit völlig unbeteiligte Männer waren tot, ein vierter starb zwei Tage später an seinen Verletzungen. Die Soldaten konnten sich verstecken und schließlich entkommen. Der Streit dürfte von einem der nicht seltenen Wirtshauskonflikte ausgegangen sein und keinen politischen oder nationalen Hintergrund gehabt haben.

In der Zeit der Räteregierung musste auch in Güssing ein "Direktorium" gewählt werden. Dem Direktorium gehörten drei Handwerker an. Einem Stimmzettel für die "Wahl" kann man die Berufe der dort aufscheinenden Kandidaten entnehmen: 3 Soldaten. 2 Bauern, 1 Schmied, 1 Bremser (Eisenbahner), 1 Advokat, 2 Arbeiter, 1 Lebzelter, 1 Bäcker, 1 Wagner, 1 Tierarzt, 1 Sparkassenbeamter, 1 Landarbeiter, 1 Schuhmacher, 2 Maschinenführer, 1 Platzmeister. Einige dieser 20 Personen waren durchaus später angesehen, "bürgerlich anmutende Elemente", wie es in der Festschrift Stadterhebung Güssing 1973, heißt. Bezirkskommissar in Güssing war der Volksschullehrer Eduard Hafner aus Tobaj. Geradezu kurios war das Verhalten der Menschen im kleinen Ort Hasendorf, die sich schlicht weigerten, ein "Direktorium einzusetzen - trotz massiver Gewaltandrohung.

In Güssing etwa fand am 17. August 1919, also nach dem Ende der Räteherrschaft, eine große Versammlung der Anschlussfreunde im Gasthaus Nikischer statt. Redner war Hauptmann Wohl, der den Anschluss an Österreich verkündete. Die Gendarmerie wollte ihn am Reden hindern, der Notär Szöllössy erkannte aber, dass eine Verhaftung Wohls zum Tumult führen würde. Der Stadtkommandant Oberstleutnant Herbst, ließ Militär ausrücken. Bei ersten Auseinandersetzungen griff das Militär aber nicht ein. Vermutlich war man sich der Haltung der Soldaten nicht sicher. Die versammelte Menge zog zum Oberstuhlrichter Dr. Polczer, bei dem sich auch Herbst befand. Dr.Polczer erklärte sich bereit, als "Bezirkshauptmann" die Ordnung bis zum Eintreffen der österreichischen Gendarmerie aufrecht zu erhalten, gab aber sofort ein Telegramm auf. Noch am selben Tag, am Nachmittag, erschien der Oberbefehlshaber der Transdanubischen Streitkräfte, Oberst Lehár, höchst persönlich in einem Panzerauto in Güssing und ordnete die Verhaftung Wohls und der "Haupträdelsführer" an. Der Oberstuhlrichter und der Stadtkommandant wurden streng ermahnt und bald darauf weitere Anschlussfreunde verhaftet. Auf dem Bahnhof traf ein Panzerzug mit einem Bataillon Soldaten ein, die eine Strafaktion durchführen sollten. Der Wirt Johann Nikischer wurde verhaftet und schwer misshandelt., ebenso der Schmiedemeister Alexander Sammer und andere. Die Gefangenen wurden in die Husarenkaserne nach Steinamanger gebracht, wo man sie sechs Wochen lang festhielt und immer wieder misshandelte. Paul Draskovich und der Bischof von Steinamanger erwirkten schließlich die Freilassung, Nikischer wurde aber unter Aufsicht gestellt und in seinem Gasthof Militär einquartiert. Später, mit der Ankunft der Freischärler, flüchtete er nach Fürstenfeld. Trotz dieser Ereignisse war noch immer ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung pro ungarisch und auch die deutschen Autonomiepläne fanden offenbar wenig Anklang, wie sich bei einem Besuch Dr. Jakob Bleyers und Dr. Johannes Hubers in Güssing am 1. Juni 1920 zeigte.

Am 26. Juni 1921 gab es in Güssing eine große Faludi-Feier, mit der Weihe einer Gedenktafel. Sie sollte zu einer Kundgebung des ungarischen Patriotismus werden und es wurden zahlreiche Gäste aus weiten Teilen Ungarns mit Sonderzügen herangebracht.

Am 21. August 1921 beschlagnahmten ungarische Soldaten in St. Michael 10 Pferdewagen, zwangen sie, zur Mühle zu fahren, wo sie 119 Zentner Getreide luden. Das Getreide musste zum Bahnhof Güssing gebracht. Die Entente-Unterkommission, die in Güssing stationiert war, versuchte das zu verhindern - vergeblich. Der ungarische Oberleutnant bedrohte die Kommission mit einer Pistole. Auch die gesamte Einrichtung des Krankenhauses Güssing wurde abtransportiert.

Im Oktober 1921 besetzten ungarische Freischärler die Stadt. Josef Illés, Kreisnotär von St. Michael, wurde am 31. August 1921 von Freischärlern ermordet. Er stand in einem privaten Briefwechsel mit Dr. Karl Renner, mit dem er entfernt verwandt war.

Der Oberstuhlrichter Dr. Desiderius Polczer hatte vor Ankunft des österreichischen Bundesheeres Güssing verlassen. Der Bezirk wurde zunächst militärisch verwaltet, als Zivilkommissar wurde Dr. Ernst Mayrhofer, der spätere Bezirkshauptmann, beigestellt. Julius Fischl, der Kämpfer für den Anschluss, wurde Gemeindeverwaltungskommissar, Mitglieder der Gemeindeverwaltungskommission wurden Johann Hajsányi, Alexander Kroyherr und Hermann Tancics. In den Wahlen von 1922 wurden folgende Güssinger in den ersten Landtag entsandt: Hajszányi für die Christlichsozialen, Alois Müller für die Sozialdemokraten, Julius Fischl für die Großdeutschen und Michael Vas für den Bauernbund (Landbund). 1923 wurde Juliius Fischl als Bürgermeister bestätigt.

Die "Güssinger Zeitung" erschien von 1912 bis 31.Dezember 1938. Nach dem Anschluss an das Burgenland war sie eine christlich-soziale Parteizeitung.
Im Mai 1928 wurde eine Ortsgruppe der Heimwehr gegründet, am 25. Mai 1930 fand ein großer Heimwehraufmarsch statt. 1934 wurde der sozialdemokratische Landtagsabgeordnete Alois Müller für einige Tage in Schutzhaft genommen.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten kam es in der Nacht zum 12. März zu Verhaftungen: Bezirkshauptmann Dr. Emmerich Faludi, Bürgermeister Joseph Krammer, Oberamtmann Wilhelm Karner, Amtstierarzt Dr. Loloman Landler, Johann Hajsányi, Nikolaus Latzer, Franz Schwarzkopf und andere. Am 13. März veranstalteten die Nationalsozialisten einen großen Fackelumzug, mit 8000 Teilnehmern. Die Juden, die es in Güssing noch gab (75 Personen) wurden zur Emigration gezwungen. Die Volksabstimmung am 10. April 1938 erbrachte 1243 Ja- und 2 Nein-Stimmen.

Mit 1. Oktober 1940 wurden Krottendorf und St.Nikolaus mit Güssing vereint. Vom Sommer 1938 bis März 191945 war im Kastell Batthyány ein Lager des weiblichen Reichsarbeitsdienstes untergebracht, im Gebiet der Urbersdorfer Siedlung wurde ein Barackenlager für Umsiedler aus dem Buchenland (Bujowina) errichtet, das bis Kriegsende bestand. Ortsgruppenleiter in Güssing war Oberamtmann Poldt, Bürgermeister Matschnigg.

Am 1. November 1944 fielen 56 Bomben auf Güssing, die aber das Ziel, den Bahnhof, nicht trafen und zumeist auf den Wiesen explodierten. Zwei Häuser wurden zerstört, zwei Menschen kamen ums Leben. Am 11. April 1945 zog sich die Wehrmacht in Richtung Burgau zurück, am 12. April drangen die Russen in Güssing ein. Es kam zu den damals üblichen Plünderungen und Vergewaltigungen. Vier Menschen kamen ums Leben. Güssing hatte 112 Gefallene und 32 Vermisste zu beklagen. Von den Russen wurde Leo Glaser als provisorischer Bürgermeister eingesetzt und schließlich von der Bevölkerung auch zum Bürgermeister gewählt. Dem provisorischen Gemeinderat gehörten 9 ÖVP, 6 SPÖ - Mandatare und ein Kommunist an. Nationalsozialisten wurden in ein Anhaltelager eingeliefert. Eine russische Stadtkommandantur bestand bis 1955. Auf dem Schlossberg wurde ein beleuchteter Sowjetstern angebracht.

Politisch war Güssing in der Nachkriegszeit komplett von der ÖVP geprägt. Die prägende Persönlichkeit war Karl Holper, der auch in den Landtag einzog. Vor allem nach dem Abzug der Russen setzte die damals übliche "rege Bautätigkeit" ein: Amtsgebäude, Schulen, Brücken wurden errichtet und Bachregulierungen durchgeführt.

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Quellen

  • http://www.zobodat.at/pdf/Burgenlaendische-Heimatblaetter_32_0025-0035.pdf
  • P A. Magyar, Das ehemalige Augustinerkloster von Güssing. Bgld. Hbll. 35/1973 und ders., 340 Jahre Franziskaner in Güssing (1980)
  • L. Pumm, Die Klosterbibliothek von Güssing. Ein Zeitzeuge der Reformation im burgenländischen Raum. Dipl. Arbeit Wien 1992
  • Burgen und Schlösser Burgenland. Birkenverlag Wien 1972, 2.Auflage. S63 f.
  • Frizberg, A.: Die Gründung Güssings. Burgenländische Heimatblätter 15. Jahrgang, Heft 2. Eisenstadt 1953