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Die Ausdehnung der Esterházy - Herrschaften war vom Anfang an mit Krediten finanziert. Das fürstliche Haus war immer schwer verschuldet, der Schuldenstand wuchs ständig an und erreichte unter Fürst Nikolaus II. eine exorbitante Höhe. Mehrmals war der Fürst zahlungsunfähig.

Bis in die 1670er Jahre, als der Besitzstand der Esterhazy gewaltig anwuchs, verwaltete Paul Esterhazy seine Besitzungen noch weitgehend selbst und beschäftigte sich bis ins Detail auch mit der Finanzierung seiner Güterankäufe. Er kontrollierte auch die Rechnungen der einzelnen Herrschaften. Später übertrug er, da seine Aufgaben immer mehr anwuchsen, die Rechnungskontrolle den Güterpraefekten. Zu Beginn der 1690er Jahre wurde mit der Buchhalterei  (1692) und dann der Generalkassa (1705) - beide in Eisenstadt - der Anfang einer zentralen Finanzverwaltung gesetzt.  Hauptaufgabe der Buchhalterei war die Rechnungsüberprüfung der einzelnen Herrschaften. Mangelhafte oder fehlerhafte Rechnungen wurden zur Stellungnahme oder Erklärung zurückgewiesen, strittige Punkte vor den "Zensurstühlen" der einzelnen Herrschaften entschieden. Entstand ein Schaden für die Herrschaft wurde der betreffende Beamte zum Ersatz verurteilt. Die Buchhaltereien erstellten auch übersichten über bestimmte Wirtschaftssparten. Daraus entwickelten sich im 19. Jahrhundert Bilanzen.

Die wichtigste Einnahmequelle waren natürlich die Abgaben und Leistungen der Bauern aus ihren Urbarialverpflichtungen. Es waren dies Geldleistungen, aber auch Naturalleistungen und Robotleistungen. Naturalleistungen konnten auch in Geld abgelöst werden. Dazu kamen Leistungen aus den "Regalien", aus dem Grundherrn zustehenden Hoheitsrechten wie zum Beispiel Gerichtsgeld, Schankrecht, Mauten. Ebenfalls vom Grundherrn eingehoben wurde der "Zehent" auf Getreide, Wein, Lämmer, Bienen. Der Zehent stand ursprünglich der Kirche zu, wurde aber von den Grundherrn zumeist pauschal abgelöst und in Natura oder in Geld eingehoben. Wichtig waren auch die herrschaftlichen Eigenbetriebe mit Meierhöfen, Schweizereien, Schaflerhöfen, Hofkeller, Hofmühlen, Sägemühlen, Kalköfen und Ziegelöfen, Bierbrauereien und Branntweinbrennereien. Diese Betriebe, die von den Untertanen genutzt werden mussten, waren vielfach verpachtet. Vereinzelt wurden auch Versuche unternommen, protoindustrielle Betriebe zu gründen, die aber meist rasch scheiterten.

1721, beim Tod des Fürsten Joseph, betrug der Schuldenstand 1.647 000 Gulden. Die Tutoriatsverwaltung (Vormundschaftsverwaltung für die unmündigen Kinder Josephs)  verordnete Sparmaßnahmen, etwa durch eine Reduktion des Hoforchesters Unter Paul II. Anton stiegen die Schulden bis 1762 wieder auf 2.256 000 Gulden.

 Fürst Nikolaus I. "der Prachtliebende" und sein Bau des Schlosses Esterhaza erforderten weiteres Fremdkapital, 1790 beliefen sich die Schulden auf 3. 694 000 Gulden. Bei Jahreseinnahmen von 979 000 Gulden mussten 184 000 Gulden Zinsen und 515 000 Gulden Tilgung aufgebracht werden. Es war also nur mehr ein Drittel der Jahreseinnahmen verfügbar. Vor allem 1762 bis 1769 war die Neuverschuldung hoch. 1764 war der Fürst kurböhmischer Wahl- und Krönungsbotschafter bei der Wahl Erzherzog Josephs zum römischen König. Er veranstaltete Festlichkeiten, die nahezu 300 000 Gulden erforderten und die den jungen Goethe zu seinem berühmten Spruch vom "Feenreich Esterházy" veranlassten. Das Geld dafür musste zur Gänze durch einen Kredit aufgebracht werden. Dazu kam dann der Bau von Esterhaza mit  Ausgaben in den Jahren 1763 bis 1768 in der Höhe von einer halben Million Gulden, nicht gerechnet die Eigenleistungen, die die Untertanen schwer belasteten. Nach F. Tobler dürfte der Bau des Schlosses, der Nebengebäude und der Gartenanlagen eine Million Gulden gekostet haben.

Fürst Anton war schon vor Antritt des Erbes 1790 hoch verschuldet und sein Vater Nikolaus ließ ihn in Konkurs gehen. Kostspielig war eine viertägige Installationsfeier als Obergespan des Komitates Ödenburg im August 1791 in Esterháza. Etwa 300 000 Gulden kostete die Mission des Fürsten als kurböhmischer Wahl- und Krönungsbotschafter bei der Wahl des Erzherzogs Franz zum römischen Kaiser Franz II. Weitere hohe Kosten entstanden durch den Bau der Hofstallungen und die Umgestaltung der Schlossfassade in Eisenstadt sowie durch die Einrichtung eines fürstlichen Jagdreviers am Föllik mit dem Bau eines Jagdhauses und des Jagdschlösschens am Föllik. Ein weiteres Jagdschlösschen wurde zwischen Steinbrunn und Hornstein gebaut. Trotz der Aufgabe der kostspieligen Hofhaltung in Esterhaza wuchsen die Schulden in seiner dreijährigen Regierungszeit auf 5.567 000 Gulden, wozu allerdings schon die Verschwendung seines Sohnes Nikolaus II. beträchtlich beitrug.

Unter Nikolaus II. erreichte dann die Verschuldung ein katastrophales Ausmaß: 1794 4,36 Millionen Gulden und 1812  12,56 Millionen Gulden. Schon 1798 musste der Kaiser als ungarischer König auf Verlangen der Verwandten des Fürsten einschreiten und strenge Auflagen erteilt werden. Diese Verwandten hatten auf Grund des Testaments von Paul I. ein Mitspracherecht. Die Auflagen nützten wenig, 1799 betrug der Schuldenstand 8.880 000 Gulden. Allein für die Zinsen mussten jährlich 432 000 Gulden aufgebracht werden. Zusammen mit den fälligen Rückzahlungen war bereits die Höhe der Jahreseinnahmen erreicht. Graf Karl von Zichy wurde 1800 bis 1802 als Bevollmächtigter des Fürsten zur "Rangierung", also zur Sanierung der Finanzen eingesetzt und hatte tatsächlich einigen Erfolg. Er entließ unter anderem  auch Personal der Zentralverwaltung und selbst der Hofhaltung.  Die starke Entwertung der ausgegebenen Bankzettel hätte die Gelegenheit zur Entschuldung geboten, wurde aber keineswegs genutzt. Der Fürst war nur zu Einschränkungen in bescheidenem Ausmaß bereit. 1802 wurde die Herrschaft Pottendorf und 1804 die Herrschaft Edelstetten gekauft, die Umgestaltung der Gärten in Eisenstadt und Pottendorf waren ebenfalls sehr kostspielig.

1813 war der Fürst nicht mehr zahlungsfähig. Zichy musste erneut einschreiten. Der Fürst wurde nunmehr komplett aus der Verwaltung verdrängt. Zichy gelang es innerhalb von nur drei Jahren den Schuldenstand zu halbieren, wobei die starke Geldentwertung besonders beitrug. Daraufhin begann die Verschuldung erneut. 1824 waren es schon wieder nahezu 9 Millionen Gulden Conventionsmünze, die Zinsen erreichten die Jahreseinnahmen. Der Fürst wandte sich an Staatskanzler Metternich um Hilfe. Dieser vermittelte bei den Wiener Bankiers Eskeles und Sina zusammen mit Rothschild in Frankfurt einen Großkredit in der Höhe von 6,5 Millionen Gulden Conventionsmünze. Bedingungen waren, dass sich der voraussichtliche Erbe Paul als Mitschuldner verpflichtete und der Fürst versprach, keine weiteren Schulden zu machen. Daran hielt sich Nikolaus II. nicht, er nahm bei anderen Banken weitere Kredite auf. 1827 war er wieder zahlungsunfähig und wandte sich erneut an Metternich, der einen Plan zur endgültigen Sanierung ausarbeiten ließ. Der Fürst sollte die Verwaltung der Domäne komplett seinem Sohn übergeben, weigerte sich aber, Zusätzlich schloss er mit dem Großhändler Wertheimer gegen alle Verpflichtungen neue Darlehensverträge. Es wurden Obligationen ausgegeben, die weit unter ihrem Nennwert in Umlauf gebrqcht wurden, nur um neue Bargeldeinnahmen zu bekommen.  Der ungarische Hofkanzler Adam von Reviczky bezeichnete diese Transaktionen als einen "förmlichen Betrug" und  berichtete an den Kaiser: "Aus seinen Erklärungen wurden wir bald inne, dass er mit äußerster Gehässigkeit planmäßig dahin strebe um seine Familie zu Grunde zu richten, und seinen illegitimen Verhältnissen empörende Dotationen auszumitteln ..." Der Fürst hatte zahlreiche Mätressen und illegitime Kinder, die er großzügig versorgte. Er war nicht bereit, seine Ausgaben. etwa für die Kunstsammlungen,  einzuschränken.

Trotz dieser schwerwiegenden Probleme fehlte Fürst Nikolaus II. die Einsicht in die Ursachen der Verschuldung, die anhaltende Verschwendung. 1831 erreichte der Schuldenstand 13,7 Millionen Gulden Conventionsmünze, die Zinsen betrugen pro Jahr 730 000 Gulden bei Jahreseinnahmen von 1.100 000 Gulden. Die Ausgaben wurden für dieses Jahr (ohne Schuldentilgung!) mit 1 280 000 Gulden veranschlagt. 1831 war also erneut die Zahlungsunfähigkeit erreicht. Die österreichischen Güter wurden einer gerichtlich eingesetzten Zwangsadministration unterstellt.In Ungarn wurde Franz von Szegedy als Administrator eingesetzt, der das Kunststück schaffte, in wenigen Jahren die fürstlichen Finanzen zu sanieren, trotz der Hindernisse, die ihm der Fürst bis zu seinem Tod im Jahre 1833 in den Weg legte.

 

 

 

 

 

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Quellen

  • Tobler, Felix: Finanzverwaltung und Finanzen des Hochfürstlich Esterházyschen Majorates (1762 - 1813) Burgenländische Heimatblätter 2/2008, S.88 - 116.

  •  

    Pratl, Josef: Die Entwicklung der Finanzen des Esterhazyschen Majorats von 1721 bis 1833, In: Die Familie Esterházy im 17. und 18. Jahrhundert. Wisenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland. Band 128. Eisenstadt 2009. S. 149 - 160.

 
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