Der Fremdenverkehr wurde von Krieg und Besatzungszeit am schwersten getroffen. Zahlreiche Fremdenverkehrseinrichtungen wurden von der russischen Besatzungsmacht in Anspruch genommen. Sowohl Sauerbrunn wie Bad Tatzmannsdorf boten ein Bild der Verwüstung. Die Quellen waren verwahrlost, die Besitzverhältnisse ungeklärt: Sauerbrunn gehörte Esterhazy, Bad Tatzmannsdorf war vom Reichsgau Steiermark erworben worden. Die früheren Besitzer mussten erst abgelöst werden. 1948 wurde in Tatzmannsdorf von der Landesregierung mit den ersten Instandsetzungsarbeiten begonnen.
Unter diesen Voraussetzungen blieben die Gäste natürlich aus. 1948 gab es im ganzen Burgenland nur 34 000 Fremdennächtigungen, davon nur 1339 Ausländer. Das waren 17 % der Zahlen von 1935/36. Ganz verzichten musste man auf die früher zahlreichen Gäste aus den östlichen Nachbarländern. Erst langsam kam der Ausflugsverkehr an den Neufelder- und an den Neusiedlersee wieder in gang.
Nach dem Abzug der russischen Besatzungsmacht wuchs zwar die Zahl der Besucher rasch, die Betriebe waren allerdings nicht in der Lage, den Ansprüchen gerecht zu werden: es gab zu wenige Fremdenzimmer, kaum Restaurants, mangelnde sanitäre Ausstattung. Außerdem kamen die Gäste zumeist an Wochenenden und Feiertagen und regional stark auf die Seeregion konzentriert.
Man bemühte sich mit Hilfe von Landeskrediten die Betriebe rasch zu erneuern und auszubauen. Das hatte einigen Erfolg, die touristische Infrastruktur aber fehlte nach wie vor. 1955/56 war die Zahl der Übernachtungen auf 194 309 gestiegen, 1961/62 wurden 408 986 erreicht. Der Ausländeranteil stieg von 9,8 auf 22,2 %. Die Bettenkapazität konnte verdreifacht werden, die Zahl der Campingübernachtungen stieg besonders rasch an. Die höchsten Übernachtungszahlen hatten neben Bad Tatzmannsdorf Eisenstadt, Sauerbrunn und Mörbisch, aber auch die Gemeinden im Seewinkel (Podersdorf, Illmitz) begannen rasch zuzulegen. Die Förderung durch das Land stieg Mitte der 1960er Jahre rasch an, von 7,4 Mill. Schilling 1964 auf 13,5 Mill. 1966
Im Jahrzehnt von 1962 bis 1972 nahm der burgenländische Fremdenverkehr eine erstaunlich positive Entwicklung. 1971 wurde erstmals eine Million Übernachtungen überschritten, der Auslandsanteil war von 22 auf 47 % gestiegen. 1972 wurden schon 1,35 Millionen Übernachtungen gezählt, der Ausländeranteil nahm weiter stark zu. An erster Stelle bei den Übernachtungen stand Bad Tatzmannsdorf, gefolgt von Podersdorf, Mörbisch, Neusiedl, St.Andrä, Rust, Illmitz, Forchtenstein und Eisenstadt. Die Bettenkapazität wurde stark ausgeweitet, zunehmend auch "Komfortzimmer" mit Bad bzw. Tusche gebaut. Es entstanden vor allem viele neue Frühstückspensionen. Besonders stark stieg die Zahl der Camping-Übernachtungen. Der Fremdenverkehr konzentrierte sich auch weiterhin vor allem auf den Neusiedler See-Raum., wo die Strandbäder ausgebaut wurden. Auch viele neue Freibäder wurden errichtet. 1972 entstand das erste Hallenbad in Pinkafeld, gefolgt von Neutal und Oberwart. Abgesehen von Bad Tatzmannsdorf - dessen Ausbau im Jahre 1979 mit der Eröffnung des neuen Kurmittelhauses abgeschlossen war - profitierten das mittlere und südliche Burgenland von dieser Entwicklung nur wenig, ja in einigen, früher bedeutenden Fremdenverkehrsgemeinden wie Kobersdorf oder Lockenhaus, gingen die Übernachtungen sogar stark zurück. Ebenfalls stark an Bedeutung verloren hat die Region Rosalia.
Bei allen Erfolgen hatte und hat die burgenländische Fremdenverkehrswirtschaft aber auch mit zahlreichen Problemen zu kämpfen: die Bettenauslastung ist extrem niedrig, der vorherrschende Ausflugsverkehr mit kurzen Aufenthaltszeiten hat eine starke saisonale Zuspitzung zur Folge. Die Eigenkapitalbasis ist extrem schmal.
Fremdenverkehrskonzept 1980
Ziele:
"Ziele dieses Konzeptes sind es, der burgenländischen Fremdenverkehrswirtschaft durch neue und verbesserte touristische Einrichtungen, zeitlich und räumlich besser verteilt, mehr und noch zufriedenere Gäste zu produzieren und der einheimischen Bevölkerung, insbesondere der Jugend, durch höhere Einkommen, abwechslungsreichere Freizeitbeschäftigungsmöglichkeiten und interessante neue Kontakte die Lebensqualität zu erhöhen...
... Dem industriearmen Burgenland eine nennenswerte Quelle für Einkommen und Arbeitsplätze sichern; neue Vermarktungseinrichtungen und Marktstrategien, etwa Gebietsmanager
Vermarktungsproblem: die touristischen Produkte sind zu wenig aufbereitet und zu wenig straff organisiert; eine Vermarktungsorganisation wird empfohlen, etwa eine zentrale Bettenvermittlungsstelle in Eisenstadt; Schaffung einer neuen Burgenlandklischees (Wasser+Wein = billiges Burgenland; "Wärme und Weite" als Werbebotschaft...)
Regionale Ziele: Ausbau des Fremdenverkehrs im mittleren und südlichen Burgenland, "Tour-Systeme" sollten bis 1985 zusätzlich 250 000 Nächtigungen bringen...
Am Neusiedler See: Großer Internationaler Tourismus-Park; Naturpark Seewinkel ... Rückbildung der Agrarlandschaft zu extensiven Formen (Weide, Reiterhöfe...)
"Die Neusiedlerseelandschaft ist die Urlaubslandschaft für Erholung, Bildung und Unterhaltung. Mittel- und Südburgenland werden ebenso wie die Nachbarländer davon profitieren, denn die Eindringtiefe der vom Tourismuspark ausstrahlenden Touristen ist 200-300 km ..."
Die große Zahl von Besuchern hielten die Planer für leicht kanalisierbar - durch bessere Verkehrswege.
"Der Tourismus ist für die burgenländische Wirtschaft relativ unbedeutend. Der Anteil des Burgenlandes an den gesamtösterreichischen Nächtigungen (1992: 1,7 %) ist niedriger als an der Bruttowertschöpfung (1990: 2 %). Im Reiseverkehr setzte im Burgenland die Entwicklung ebenfalls erst relativ spät ein. Auch in diesem Wirtschaftszweig schritt das Burgenland nicht voran, sondern musste vor allem gegenüber den westlichen Bundesländern aufholen. Erst in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre, als der 'Autohaupturlaubszyklus' in die späte Wachstumsphase überging, hat im Burgenland eine intensivere Tourismusentwicklung begonnen. Zugleich suchte die Wiener Bevölkerung zunehmend häufiger burgenländische Ausflugsziele auf. Diese Prozesse konzentrierten sich auf die Region um den Neusiedlersee.
Die Entwicklung blieb weiters einseitig, da das Burgenland dem alpinen Schisport keine natürlichen Voraussetzungen bietet... An der Ein - Saisonalität des burgenländischen Tourismus hat sich bis heute prinzipiell nicht allzu viel verändert (Nächtigungsanteil des Winterhalbjahres 1992: 16,0 %, Österreich 40,6 %), wenngleich sich das Gästeaufkommen etwas günstiger über das Jahr verteilt. Der Nächtigungsanteil der Monate Juli und August machte im Fremdenverkehrsjahr 1983/84 noch 50,2 % aus und sank bis zum Jahr 1991/92 auf 45,8 % (Österreich: 33,2 %)".
Der Aufholprozess ging relativ bald zu Ende, weil sich Mitte der siebziger Jahre Sättigungstendenzen im individuellen Autohaupturlaubszyklus durchsetzten. Davon wurden insbesondere die österreichischen Baderegionen beeinträchtigt, da Gäste, die im Urlaub Wasser/Sonne bevorzugen, weiter entfernte Urlaubsgebiete (vor allem im Mittelmeerraum) aufzusuchen begannen. (Wachstumsphase des "Flugcharterzyklus"). Dadurch gingen vor allem am deutschen Markt Anteile verloren. Zwischen 1980 und 1992 gingen die Übernachtungen von Deutschen im Burgenland um 1,2 % pro Jahr zurück (Österreich -0,1 %). Die Rückgänge kamen vor allem in der ersten Hälfte der achtziger Jahre zustande, danach hat sich das Aufkommen der deutschen Gäste wieder etwas gebessert. Aber dennoch verlor das Burgenland weiterhin Marktanteile, da sich die Nächtigungen der Deutschen in Österreich (+2,4 % pro Jahr) zwischen 1986 und 1992 nur noch in Vorarlberg und Kärnten ungünstiger als im Burgenland entwickelten.
Schließlich hat das Burgenland während der achtziger Jahre auch kaum an der Wachstumsphase des internationalen Städtetourismus partizipiert. Von den Umlandeffekten, den der Gästeboom in Wien auslöste, hat in erster Linie Niederösterreich profitiert. Zwar war die Zunahme der Ankünfte von "übrigen Ausländern" im Burgenland (1986-1992: +8,3 % pro Jahr, Österreich +3,9 %) recht hoch gewesen, ihr Anteil am gesamten Gästeaufkommen ist aber sehr gering. Nicht einmal ein Viertel der ausländischen Gästeankünfte entfallen im Burgenland auf nicht-deutsche Ausländer (in Niederösterreich beträgt ihr Anteil fast die Hälfte und in Wien fast Dreiviertel). Im internationalen Tourismus ist das Burgenland somit nach wie vor auf den deutschen Markt konzentriert.
Seit einigen Jahren hat die burgenländische ´Fremdenverkehrswirtschaft gemeinsam mit der Wirtschaftspolitik die Bemühungen verstärkt, eigene Akzente zu setzen. Durch Spezialangebote für Kurz- und Mehrfachreisen versucht das Burgenland, sich am heimischen Markt erfolgreich zu positionieren. Insbesondere im Gesundheits- und Kurtourismus ist das burgenländische Angebot deutlich verbessert und erweitert worden. Dadurch stiegen im Burgenland zwischen 1986 und 1992 die Ankünfte der Inländer um 3,1 % pro Jahr (Österreich + 3,1 %) und die Nächtigungen um 2,6 % (Österreich +1,4 %) an. Somit hält das Burgenland seit Mitte der achtziger Jahre im Tourismus wieder einigermaßen mit der österreichischen Entwicklung mit...
Trotz dieser jüngeren Entwicklung ist das Beherbergungsangebot des Burgenlandes bei weitem noch nicht bestens auf die modernen Bedürfnisse der Kurz- und Mehrfachurlauber eingestellt. Zu sehr wirkt noch nach, dass im Aufholprozess der Verarbeitungs- und Veredlungsgrad im Hintergrund blieb, und eine wertschöpfungsextensive Mengenorientierung für weniger kaufkräftige Touristen im Vordergrund stand. Dadurch entfallen nach wie vor zu viele Nächtigungen auf wertschöpfungsextensive Campingplätze, und ist der Anteil der komfortarmen C/D-Quartiere (Burgenland: 20,8 %, Niederösterreich: 17,6 %) in der Ostregion am größten. Und umgekehrt ist bei den Qualitätsbetrieben der burgenländische Nachholbedarf beträchtlich: der Nächtigungsanteil beträgt in burgenländischen A-Hotels 12,6 % (1992; Österreich: 19,4 %) und in B-Quartieren 15,6 % (Österreich 22,3 %). Deshalb ist der burgenländische Anteil am österreichischen Tourismus bei den Reiseverkehrseinnahmen (Kalenderjahr 1990: 1,1 %) kleiner als bei den Nächtigungen (1,7 %)."
Regionalwirtschaftliches Konzept Burgenland. ÖROK-Schriftenreihe 113
Das Burgenland wird auch in Zukunft nicht mit den touristisch hoch entwickelten Alpenländern mithalten können. Es sind auch nicht alle Teile des Landes gleichermaßen für den Fremdenverkehr geeignet. Fachleute sind sich jedoch einig, dass auch das Burgenland noch ein beträchtliches, bisher wenig erfolgreich präsentiertes touristisches Potential hat. Dies gilt vor allem im Hinblick auf den Touristen der Zukunft, der vermehrt durch eine eigenartige Kombination von Genuss und Bescheidenheit geprägt sein wird: Genuss insofern, als er "besondere" Angebote abseits vorgefertigter Erlebnisse suchen wird - etwa im Bereich Gesundheit und Fitness, Kultur, Umwelt und Natur, Gastronomie; andererseits aber auch ganz bewusst das Einfache, die Ruhe, die echte Gastfreundschaft ... suchen wird. Die Voraussetzungen wären diesbezüglich im Burgenland nicht schlecht. Das Angebot des "Besonderen" fehlt aber noch weitgehend.
Beispiel Bad Sauerbrunn
Der in der Zwischenkriegszeit aufstrebende Kurort Sauerbrunn hatte unter besonders schweren Zerstörungen in Krieg und Besatzungszeit zu leiden. Die Zukunft als Kurort war lange ungeklärt, das Kapital des guten Rufes als Heilbad für Erkrankungen der Nieren und Harnwege lag also brach. Erst 1981 wurde ein neuer Impuls gesetzt. Gemeinsam mit der Zentralsparkasse (die damals die selbständige Sauerbrunner Sparkasse übernahm) investierte das Land Burgenland über eine Heilbad Sauerbrunn Betriebsges. m.b.H. 96 Millionen Schilling in ein neues Kurzentrum und in ein Hotel. Davon erhoffte man sich auch ein Aufleben privater Investitionstätigkeit und eine Belebung der ganzen Region Rosalia. Im Mai 1985 wurde das neue Kurzentrum eröffnet. Man hoffte in Sauerbrunn, damit die Bedeutung, die der Ort in der Zwischenkriegszeit als Nierenbad hatte, zurück zu gewinnen. Die neu entdeckte Sauerbrunner Gemeindequelle wurde als Heilquelle anerkannt und erschlossen. Neben Trinkkuren mit dem magnesiumreichen Heilwasser werden auch Behandlung und Betreuung durch Diäten, physikalische Therapien und psychologische Betreuung angeboten.
"Erlebniszentrum Bad Tatzmannsdorf"
Ab 1990 entstand - gemäß dem neuen fremdenverkehrspolitischen Konzepten - das "Erlebniszentrum Bad Tatzmannsdorf" : Auf einem 110 ha großen Areal wurden insgesamt 1,2 Mrd S in zwei Großhotels mit eignem Thermal- und Therapiebereich, Hallenbad, großem Golfplatz, Klubhaus, Tennisplätzen, Geschäftsflächen und Einrichtungen für den "gehobenen", also zahlungskräftigen Gast. Die Anlage wurde von der Fa. Hofman und Maculan zusammen mit dem Betreiber der Hotels, der Fa. Steigenberger, errichtet. Man setzte also bei dieser Erweiterung des Kurbetriebes in Bad Tatzmannsdorf ganz auf den Gesundheits- und Golftourismus. Der Vorteil für das Burgenland sollte in 400 neuen Arbeitsplätzen im Tourismus bestehen.
"Pantasia", ein riesiger Freizeitpark bei Parndorf
1990 machte auch noch ein anderes Riesenprojekt Schlagzeilen. Die Errichter- und Betreibergesellschaft wollte auf einem 200 ha großen Areal in Parndorf einen Erlebnis- und Freizeitpark errichten - eine "Symbiose von Naturerlebnis mit Technik, Phantasie, Kultur, sportlicher Betätigung, Abenteuer, Information und Unterhaltung." (Wassererlebnispark, Aquarium, Historyland zur Geschichte der Donaumonarchie, Dinosaurierpark, ägyptische Pyramide, Technikpark. Etwa 1 Mrd S sollte die Anlage kosten, etwa eine Million Besucher jährlich wurden erwartet ... Das Projekt war vom Anfang an heftig umstritten wund wurde schließlich nicht verwirklicht.
(pro und kontra in BF 16.Mai 1990,S8)
Der Ausbau des Fremdenverkehrs war nur durch intensive Förderung von Seiten der Landesregierung möglich.1966 wurde ein Landesfremdenverkehrsgesetz geschaffen, 1969 nahm der burgenländische Fremdenverkehrsverband seine Tätigkeit auf. Er sollte alle Fremdenverkehrsaktivitäten koordinieren und für die Werbung sorgen.
In Bad Tatzmannsdorf, das ja schon vor dem Zweiten Weltkrieg ein bedeutender Kurort war, mussten zunächst die Besitzverhältnisse geklärt und die schweren Kriegsschäden beseitigt werden. 1953 wurde erstmals wieder der provisorische Badebetrieb aufgenommen. Die Quellen wurden wieder gefasst, das Kurhotel wieder aufgebaut. 1956 wurde das neue Kurmittelhaus fertig gestellt.
Große Gefahr: Zersiedelung durch Appartementhäuser
Anfang der 1970er Jahre wurde auch das Burgenland von der Appartementhaus-Welle erfasst und einige große Anlagen vor allem in den Dörfern rund um den Neusiedler See geplant. Anlässlich einer Fremdenverkehrsenquete 1972 in Eisenstadt zeigte der bekannte Architekt Roland Rainer die großen Gefahren auf, die in Form einer Zersiedelung der Landschaft drohten. Gerade noch rechtzeitig wurde so ein Umdenkprozess eingeleitet. Nur in wenigen Gemeinden entstanden solche Anlagen. Heftig umstritten war etwa das anfangs der 80er Jahre in Pamhagen errichtete "Feriendorf Pannonia", das- rund um einen eigens angelegten Badesee - in der ersten Ausbaustufe 58 Bungalows und 132 Hotelbetten umfasste.
Folgende Regionen werden für eine weitere touristische Erschließung für geeignet gehalten: Das Gebiet um den Neusiedlersee sowohl für Sport- als auch Erholungsangebote mit dem Nationalpark als besonderer Attraktion; Eisenstadt und Rust - Kulturtourismus; Rosaliengebirge zwischen Sauerbrunn und Forchtenstein für Gesundheits- und Ausflugstourismus; die mittelburgenländische Thermen-und Rotweinregion für Gesundheit und Sport; die Region zwischen Oberschützen, Bernstein Lockenhaus und Rechnitz mit dem Zentrum Bad Tatzmannsdorf für den Gesundheits- und viele andere Tourismusformen; die Gebiete von Stegersbach und Jennersdorf als Teile der steirisch- südburgenländischen Thermenregion; das Pinka- und Stremtal für verschiedene Formen des "sanften Tourismus"...
Fremdenverkehrspolitische Konzepte
Von 1972 auf 1973 gingen etwa in Bad Tazmannsdorf die Übernachtungszahlen nach langen Zuwächsen erstmals zurück. Offenbar hatte man die Entwicklung zum modernen Kurort "verschlafen", die Einrichtungen wurden den Ansprüchen vor allem eines jüngeren Publikums nicht mehr gerecht. Auch die Hotels entsprachen nicht mehr den Erwartungen, es fehlte an Einrichtungen für die Freizeitgestaltung. Die Situation von Bad Tatzmannsdorf war charakteristisch für andere Fremdenverkehrsorte und -einrichtungen. Es musste rasch eine gezielte Investitionspolitik der Landesregierung eingeleitet werden.
Mit eine Ursache der Krise im burgenländischen Fremdenverkehr waren die geringen Aktivitäten des Fremdenverkehrsverbandes, der nur unzureichend finanziell ausgestattet war. 1983 etwa zehrten die Personalkosten schon zwei Drittel der zur Verfügung stehenden Gelder auf. Auf die Fremdenverkehrskrise reagierte man im Burgenland mit einem neuen Konzept, das am Fremdenverkehrstag 1984 angekündigt und im Dezember 1985 vorgelegt wurde. Landesrat Stix verlangte mehr Professionalität auf allen Ebenen der Fremdenverkehrswirtschaft. Der Grundtenor der Neuausrichtung war: Das Burgenland soll sich nicht mehr als Billigland verkaufen, es gäbe genug typisch Burgenländisches, mit dem man eine neue, gehobene Gästestruktur ansprechen könne; auf Workshops wurden mehr als 500 Vorschläge erarbeitet; die neue Werbelinie sollte "Burgenland" sein.
Auf einer Fremdenverkehrsenquete im Jahre 1987wurde statt der regionalen Orientierung der "Neigungstourismus" gefordert: Nicht Regionalmanager, sondern hauptberufliche Produktmanager sollten eingesetzt werden (Kultur, Natur, Sport, Burgen, Gastronomie, Gesundheit, Wein ...) Profilierung und Spezialisierung sollten ein neuer Weg zum Qualitätstourismus sein. Schließlich wurden aber doch drei Regionalbetreuer vom Landesfremdenverkehrsverband eingesetzt.: für den Bereich Neusiedler See und Seegemeinden, für den Bereich Eisenstadt - Mattersburg - Oberpullendorf und für den Bereich Südburgenland. Sie sollten als Verbindungsstellen zwischen Betrieben, Gemeinden und Regionen einerseits und dem Landesfremdenverkehrsverband andererseits dienen.
In den 1990 er Jahren stand die Werbung zunehmend unter dem Motto Spiel - Spaß - Sport, der Erlebnis- und Gesundheitsurlaub, die Fitnesswelle, ein "lebensbetontes Bewusstsein" ...
Die Thermenprojekte rückten immer mehr in den Vordergrund. Auf den Ausbau der Therme Lutzmannsburg folgte das Projekt Stegersbach.
1992 wurde schließlich nach langem Ringen das neue Fremdenverkehrsgesetz beschlossen.
"Bäderland Burgenland" : Lutzmannsburg - die neue Therme der 90er Jahre
Nachdem das Land Burgenland zunächst nicht in der Lage war, die Bohrungen nach Thermalwasser in Lutzmannsburg zu finanzieren, gründeten die beiden Gemeinden Lutzmannsburg und Frankenau -Unterpullendorf auf eigene Faust eine Thermalwassererschließungsgesellschaft, die im Dezember 1989 mit den Bohrungen begann. Anfangs 1992 wurde die Errichtung eines neuen Thermalbades in Lutzmannsburg beschlossen. Die burgenländische Risikokapitalgesellschaft beteiligte sich mit 50 Mill.S. (Anteil von 50 % an dem Projekt); die andere Hälfte sollten von den Gemeinden Lutzmannsburg, Frankenau und Privaten aufgebracht werden. Experten rechneten mit Investitionen von weiteren 300 Millionen Schilling im Umfeld der Therme. 1994 wurde die Therme Lutzmannsburg schließlich eröffnet.