Die Stillegung unrentabler Nebenbahnen droht
Ende der 1980er Jahre drohte auch im Burgenland die Stilllegung von Nebenbahnen. Von den Landespolitikern wie auch von den betroffenen Lokalpolitikern und von der Bevölkerung gab es Widerstand. Man schlug den Bundesbahnen als Alternative den Ausbau der Strecken vor. So sollte etwa die Schnellbahnstrecke von Neusiedl bis Frauenkirchen verlängert werden. Im Bereich Eisenstadt - Müllendorf - Wulkaprodersdorf sollte ein Schnellbahnanschluß nach Wien mit einem leistungsfähigen Parke and Ride - Bahnhof geschaffen werden. Für das Südburgenland wurde eine Schnellbahnverbindung auf der Aspangbahn von Oberwart aus nach Wien vorgeschlagen. Die Streckenschleife von Müllendorf sollte im Rahmen eines Gesamtverkehrdkonzeptes, das das Land 1987 beim Österr. Institut für Raumplanung in Auftrag gab, besonders geprüft werden. Ein Erfolg wurde mit der Wiedereröffnung der Bahnstrecke von Deutschkreutz nach Lackenbach erzielt. Im Jahre 1990 drohte die Einstellung der Strecke Friedberg-Oberwart. Dagegen gab es heftige Proteste.
1988 besonders von der Einstellung bedroht war die Strecke Wulkaprodersdorf - Neusiedl. Es gelang, sie zuerst bis 1991 zu erhalten. Ebenfalls akut von der Einstellung bedroht war die Strecke Oberwart - Rechnitz, da die Ungarn an einer Weiterführung nach Steinamanger nicht interessiert waren. Schließlich wurde diese Strecke als Privatbahn von einem Autobus - und Reiseunternehmen aus Großpetersdorf übernommen. Der Betrieb auf der Strecke Oberwart -Friedberg wurde 1992 nochmals bis 1994 verlängert, trotz extrem hoher Defizite (Einnahmen 2,2 Millionen, Ausgaben 31,9 Millionen)
Neue Bahn, Südostspange, "Kukurruztrasse"
Im Konzept "Neue Bahn" war auch eine Hochgeschwindigkeitstrasse Wien - Graz vorgesehen, ohne dass der Trassenverlauf genau festgelegt wurde. Eine Variante, die man bald "Kukurruz-trasse" nannte, sollte durch das Burgenland führen. Sie gilt als billiger und leichter zu realisieren als alle anderen Varianten. Allerdings waren alle diese Planungen ferne Zukunftsmusik, an eine Realisierung dachte die ÖBB nicht vor der Jahrtausendwende. Dazu kam noch, dass die schweren Strukturprobleme in der Mur-Mürz- Furche die Idee eines Semmering-Tunnels entstehen ließ. 1990 lebte die Hoffnung auf den rascheren Bau dieser "Süd-Ost-Spange", wie man sie nunmehr nannte, wieder auf. Die Bundesbahn gab Machbarkeitsstudien in Auftrag. Auch dieser Plan einer Hochgeschwindigkeitsbahn durch das Burgenland mit eventuell zwei bis drei Haltestationen (Oberwart, Mattersburg, Eisenstadt) blieb nicht unwidersprochen. Man befürchtet schwere Eingriffe in die Landschaft ohne entsprechende wirtschaftliche Vorteile.Die "Neue Bahn" und die Trassenführung durch das Burgenland wurde von den Landtagsparteien eher begrüßt. Auch die Handelskammer stellte sich voll hinter dieses Projekt. 1988 legte die Kammer sogar eine eigene Studie über diese Bahn vor. Diese bewies die wesentlich geringeren Fahrzeiten über eine Trasse Burgenland-Oststeiermark; eine größere Zahl von Menschen würden verkehrsmäßig erfasst als auf der Semmeringroute. Ferner argumentiert die Studie, dass auch die ungarischen Städte Steinamanger und Ödenburg eingebunden werden könnten - mit weiteren 150 000 Bewohnern. Nur die Burgenlandtrasse würde die hohen Investitionskosten von etwa 24 Mrd.S. rechtfertigen.
Im Feber 1992 wurde die "Machbarkeitsstudie" präsentiert. Sie sah zwei Tunnels - durch das Leithagebirge und durch das Ödenburger Gebirge (13 km Länge) vor. Nur zwei Intercity - Haltepunkte waren eingeplant: Oberwart und Eisenstadt. Die Strecke wäre für Geschwindigkeiten von 200 kmh geeignet. Im März 1992 forderte die burgenländische Landesregierung die Bundesregierung zur raschen Realisierung der SO-Spange auf der Grundlage der Machbarkeitsstudie auf. Die bgld. FPÖ trat im Gegensatz dazu für die etwas abweichende Oismüller - Variante ein.
Transitautobahnen durch das Südburgenland?
Im Jänner 1991 wurden Pläne der Ungarn bekannt, Autobahnanschlüsse an die Österr. Südautobahn zu errichten. Zwei Varianten wurden vorgeschlagen: Von Steinamanger über Oberwart oder durch das Lafnitztal in Richtung Fürstenfeld. Autobahnen also durch das Südburgenland, um das ungarische Autobahnnetz anzubinden. Im Burgenland wurden diese Pläne entschieden abgelehnt.