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Parteienkrisen und neue Politiker

Im Burgenland gelang es der ÖVP, unter Beratung von Wissenschaftlern ein Wahlprogramm zu erstellen. Die "Wirtschaftskompetenz", die sich die ÖVP mit dem Spitzenkandidaten Wagner zuschrieb, zeigte sich in diesem Wahlprogramm, das in einer Enquete mit namhaften Fachleuten erarbeitet wurde. Die SPÖ wurde davon überrascht, sie führte den Wahlkampf weiterhin in traditionellen Formen, also mit Kampfparolen.

"Wie weit die Angst der ÖVP vor den Wahlen geht, zeigt, dass sie sich bemüht, ein Programm zu erstellen, das ganz einfach von dem Programm der SPÖ abgeschrieben wurde. Die ÖVP, die während mehr als zehn Jahren jedem einzelnen Projekt, das von den Sozialisten vorgeschlagen wurde, die größten Schwierigkeiten in den Weg legte, entdeckte nunmehr die Notwendigkeit einer Industrieförderung und anderes mehr, was schon längst in den Wirtschaftsprogrammen der Sozialisten... niedergelegt wurde".

(BF 1960,Nr.11, S.1)

Die Landtagswahlen folgten am 10.April 1960. Sie brachten keine wesentlichen Veränderungen. Der ÖVP- Vorsprung schrumpfte von 5000 auf etwa 3000 Stimmen, sie blieb aber mit 16 Mandaten die stärkste Partei. Die SPÖ konnte nur wenige Stimmen dazu gewinnen. Sehr gut schnitten die Freiheitlichen ab, ihr Stimmenzuwachs reichte aber nicht für ein zweites Landtagsmandat. Bei den Verhandlungen über die Regierungsbildung bildete die Frage des Eisenstädter Krankenhauses einen Streitpunkt: Die ÖVP wollte einen Ausbau des Spitals der Barmherzigen Brüder, die SPÖ ein Landeskrankenhaus.

Die folgende Zeit wurde durch Streitigkeiten in der burgenländischen SPÖ geprägt, die die Partei nahezu spalteten und die schließlich zur Entmachtung des Landeshauptmannstellvertreters Wessely führten. Der für die Sozialisten nicht sehr erfolgreiche Wahlausgang war dabei nur ein Faktor.

 

 

 

 

 

 

 
 

 

 
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