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Politische Entwicklung

1711 suchte Kaiser Karl VI., in Ungarn König Karl III., nach der endgültigen Niederschlagung des Rakoczi - Aufstandes den Kompromiss mit dem ungarischen Adel. Die Aufständischen behielten ihre Güter und bekleideten bald hohe Ämter. Franz II. Rakoczi freilich verweigerte die Zustimmung zum Friedensschluss und blieb im Exil. Obwohl die Kuruzzen vollständig besiegt waren nützte Karl die Situation nicht aus, da der spanische Erbfolgekrieg noch im Gange war. Manche der 1711 gemachten Zugeständnisse wurden freilich nicht eingehalten. Die Protestanten wurden weiterhin benachteiligt, der Reichstag nicht einberufen und auch kein Palatin ernannt.1723 wurde der Staahaltereirarat als oberste Verwaltungsbehörde unter Vorsitz des Palatins geschaffen.  Siebenbürgen blieb ein selbständiges Fürstentum und das Gebiet der Militärgrenze unterstand ebenfalls direkt Wien. Das Banat wurde erst 1751, Fiume (Rijeka) 1778 und ein Teil des Maros - Theiss - Grenzgebietes 1741/50 der ungarischen Verwaltung unterstellt. 1772 fielen die seit 1412 an Polen verpfändeten Zipser Städte an Ungarn zurück.

Der durch die Stände beschickte Landtag (Reichstag) beschränkte sich im ganzen 18. Jahrhundert weitgehend auf die Bewahrung der adeligen Vorrechte, also auf die adelige Steuerfreieheit und auf das Bewilligungsrecht für Steuern und Rekrutenkontingente. Alle Reformen des aufgeklärten Absolutismus wie Urbarialreform 1767-1774, Ratio Educationis 1777, Toleranzpatent 1781, Aufhebung der Leibeigenschaft 1785 wurden von Wien aus durchgeführt, weitestgehend gegen den Widerstand des Reichstages und der Komitate erzwungen. Die Steuerfreiheit des Adels abzuschaffen ist dem Wiener Hof allerdings nie gelungen.

Die osmanische Gefahr war noch immer nicht zur Gänze beseitigt.1714 griffen die Osmanen die griechischen Besitzungen Venedigs an. Österreich war mit Venedig verbündet und trat in den Krieg ein. Prinz Eugen schlug die osmanische Armee in mehreren Schlachten. Er eroberte Temesvár. Franz II. Rakoczi, der auf die Einsetzung als Fürst von Siebenbürgen hoffte, bot den Osmanen seine Dienste an, reiste von Frankreich in die Türkei, kam aber zu spät und starb 1735 verbittert in türkischer "Ehrenhaft". 1718 wurde der Friede von Passarowitz geschlossen. Belgrad, die westliche Walachei und Nordbosnien und Nordserbien mussten von den Osmanen abgetreten werden.

Ungarn unter Maria Theresia

Der nächste Krieg gegen die Osmanen wurde im Bündnis mit Russland geführt. Oberbefehlshaber war Franz Stephan von Lothringen, der Gemahl Maria Theresias. Nach mehreren schweren Niederlagen mussten im Frieden von Belgrad 1739 die eroberten Gebiete mit Ausnahme des Banates wieder abgetreten werden. Die nunmehrige Grenze blieb auf über 100 Jahre stabil. Die Bedrohung durch die Osmanen blieb aber und trug dazu bei, dass der rebellische ungarische Adel habsburgtreu blieb, etwa im Krisenjahr 1741, als Maria Theresia um den Thron und den Bestand der Monarchie kämpfen musste. 1723 hatte ja der ungarische Reichstag die Pragmatische Sanktion verabschiedet und damit die weibliche Thronfolge und die Unteilbarkeit der habsburgischen Länder anerkannt. Auf dem Reichstag von Pressburg 1741 gewährten die ungarischen Stände zwar Unterstützung in der Form von Rekrutierungen und einer Kriegssteuer, erzwangen aber die weitere Steuerfreiheit des Adels.

Die wichtigste Maßnahme in der Regierungszeit Maria Theresias war auch in Ungarn der Erlass eines einheitlichen Urbariums. Das war in Ungarn weit schwieriger als in jedem anderen Kronland, da sich der Adel widersetzte. Auf dem Reichstag von 1764/65 versuchte Maria Theresia vergeblich, die Lage der Bauern zu verbessern. In Westungarn gab es aber bald heftige Bauernunruhen, etwa auch in den Batthyány-Herrschaften des Südburgenlandes. Bauerndelegationen wandten sich mit ihren Beschwerden direkt an den Hof. 1767 wurde schließlich der Entwurf zur Regulierung der Urbarialverhältnisse vorgelegt.  Die Größe einer Session wurde festgelegt und die dafür zu leistenden Abgaben und Dienste einheitlich für das ganze Land bestimmt. Neben dem "Neuntel" (der Zehent, also ein Zehntel der Erträge gebührte der Kirche) musste für eine ganze Session ein Zensus von einem Gulden bezahlt werden. Die Robot, also die unbezahlte Arbeit für den Grundherrn, wurde pro ganzer Session mit einem Tag Zugrobot oder zwei Tage Handrobot pro Woche festgelegt. Die Kleinhäusler hatten 18 Tage, die Inwohner (ohne eigenes Haus) 12 Tage pro Jahr zu roboten. Die Durchsetzung des Urbarialpatents musste oft durch königliche Kommissare erzwungen werden. Die geltenden Verhältnisse wurden zunächst durch eine Befragung der Richter und Geschworenen erfasst, Diese "Neun Punkte" sind eine überaus wichtige Quelle für die Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Dann bestimmten die Kommissare je nach Bodengüte die Größe einer Session. Wenn die Besitzeinheiten zu klein waren wurden sie vergrößert, wenn sie zu groß waren wurden "Restböden" (Remanentialgründe) gebildet. Die Neuregelung brachte insgesamt Vorteile für die Bauern, wenn auch nicht in allen Landesteilen. Neben dem Adel leisteten manchmal auch Bauern Widerstand, vor allem, weil sie sich viel mehr erwartet hatten. Die soziale Problematik war damit aber nicht gelöst. Vor allem deshalb nicht, weil die Bevölkerung stark wuchs und die Zahl der Kleinhäusler immer größer wurde. Die großen Adelsgüter wurden ja nicht angetastet.

Ungarn unter Josef II.

Die Regierung Josefs II. wird heute in der ungarischen Geschichtsschreibung überwiegend positiv beurteilt. Kurios ist die Meinung mancher, dass Josef II. nie rechtmäßiger König von Ungarn war, da er sich nicht mit der Stephanskrone krönen ließ. Er vermied die Krönung, denn diese wäre mit einem Eis auf viele Privilegien des Adels verbunden gewesen. Zu den wichtigsten Reformen Josefs II. gehörte das am 25, Oktober 1791 für Ungarn erlassene Toleranzpatent, das freie Religionsausübung gewährte ohne die führende Rolle der katholischen Kirche in Frage zu stellen. Evangelische und Orthodoxe durften nunmehr, wenn sich mindestens 100 Familien zusammenfanden, eine Kirche und auch eine Schule bauen. Das Leibeigenenpatent von 1785 wurde 1790 vom ungarischen Reichstag bestätigt. Der Reichstag wagte nicht, diese für die bäuerliche Bevölkerung einschneidende Veränderung zurück zu nehmen. Freie Heirat, freie Berufswahl waren nun möglich, viele andere die persönlichen Rechte der Untertanen einschränkende Vorrechte der Grundherrn wie etwa die Prügelstrafe, der erzwungene Gesindedienst, Vorkaufsrechte und der Mühlenzwang wurden aufgehoben. Wenig Zustimmung fand in Ungarn die Einführung des Deutschen als einheitliche Behördensprache. Innerhalb von drei Jahren hätten Richter und Lehrer Deutsch lernen müssen. Heute wird zwar auch in Ungarn anerkannt, dass es sich dabei keineswegs um eine "Germanisierungsmaßnahme" handelte und lediglich die Zweckmäßigkeit dahinter stand. Damals aber war die Empörung vor allem des Adels groß, auch wenn dieser oft die ungarische Sprache nicht beherrschte. Der Widerstand richtete sich eher gegen die Zentralisierung. Besonders wichtig war der rasche Ausbau des Schulwesens in Ungarn. In wenigen Jahren wurden tausende neue Grundschulen eingerichtet.

Der Widerstand gegen die Reformen im Geiste des aufgeklärten Absolutismus ging vor allem vom Kleinadel aus und reichte vom passiven Widerstand der Komitatsbehörden bis zur Sabotage der königlichen Verordnungen. Es war daher nur konsequent, dass Josef II. auch den nächsten Schritt ging und  1785/86 eine Verwaltungsreform anstrebte, die sich zwangsläufig gegen die Adelskomitate richten musste. Die Würde des Obergespans wurde abgeschafft, die Untergespane wurden vom Staat bezahlte Beamte. Ungarn wurde in 10 Bezirke eingeteilt, mit einem königlichen Kommissar an der Spitze. Den Komitaten blieb nur das Recht der Abgeordnetenwahl für den Reichstag. Allerdings wurde kein Reichstag einberufen. Alle regionalen Sonderrechte wurden abgeschafft, etwa die Stühle der Sachsen und Szekler in Siebenbürgen, die Heiduckenbezirke und die privilegierten Bezirke der Hazygen und Kumanen. Auch die Selbstverwaltung der königlichen Freistädte wurde eingeschränkt. Josef II. plante eine allgemeine Bodensteuer. Schon 1783 gab der König gegenüber seinem Kanzler Franz Esterházy die Idee einer Bodensteuer auch für ddie Kirche und den Adel bekannt. Eine allgemeine Bodenvermessung wurde begonnen. Die erarbeiteten Unterlagen wurden allerdings nach Josefs Tod von den aufgebrachten Adeligen vernichtet.

Die außenpolitische Entwicklung, die Niederlage gegen die Osmanen, der Aufstand in den Niederlanden zwangen Josef II. dazu, nahezu alle seine Verordnungen Ungarn betreffend am 26. Jänner 1790, also kurz vor seinem Tod zurückzunehmen.

Die Regierungszeit Leopolds II.

Nach der Rücknahme vieler Verordnungen und nach dem Tod Josefs II. triumphierten die Gegner der Reformen. Die Stefanskrone, die man nach Wien ins Museum gebracht hatte, wurde in einem Triumphzug nach Ofen zurückgebracht. Ein Ausbruch ungarisch-nationaler Kundgebungen war damit verbunden. In nationalistischen Adelskreisen tauchten wieder Pläne zur Trennung vom Habsburgerreich auf. Der neue König Leopold II., der Bruder Josefs II., der in der Toskana einen aufgeklärten Musterstaat geschaffen hatte, berief einen Reichstag ein. Eine Flut von Reformprogrammen und Verfassungsentwürfen wurde in Umlauf gebracht. In einem Entwurf von Peter Ócsai Balogh wurde die staatliche Unabhängigkeit propagiert, wobei dem Kleinadel (der sich mit dem "Volk" gleichsetzte) die führende Rolle zudachte. Regierung, Armee, Finanzen, ja selbst die Außenpolitik des Königreiches Ungarn sollten selbständig sein. Sowohl die Macht des Königs wie der Magnatenfamilien sollten eingeschränkt werden. Andere Vorstellungen hatten aufgeklärte Adelige, von Hajnoczy formuliert. Sie standen durchaus in der josephinischen Tradition  und verlangten Aufhebung der Steuerfreiheit des Adels, religiöse Gleichberechtigung und das Recht auf Ämter und Eigentum auch für Nichtadelige sowie ein staatliches Schulsystem mit ungarischer Unterrichtssprache. Derartige Vorstellungen aber konnten beim Großteil des Adels keinen Anklang finden. Der Adel sah in der Niederlage des Josephinismus die Chance, alle seine alten Privilegien zurück zu bekommen.

Der Reichstag von 1790/91 machte klar, dass sich die Ziele Leopolds kaum von denen Josefs II. unterschieden. In der Durchführung war er aber weit flexibler und diplomatischer. Er gewann Sympathien im Lande, etwa in den deutschen Städten und deren Bürgertum, genehmigte die Einberufung eines Kongresses der Serben in Temesvár und unterstützte deren Forderungen nach territorialer Autonomie. Flugblätter, durch Geheimagenten verbreitet, versuchten, den ungebildeten und rückständigen ungarischen Adel in die Defensive zu drängen. Im Namen von Bauern wurden Flugblätter gegen die Grundherrn in Umlauf gebracht und bei den Bauern dadurch Hoffnungen geweckt. Am 15. November 1790 ließ sich Leopold II. in Pressburg krönen. Der Adel war inzwischen bereits stark verunsichert und zum Nachgeben bereit. Im Gesetzesartikel Nr. 10 wurde generell zugesichert, dass Ungarn als selbständiges und freies Land nach seinen eigenen Gesetzen zu regieren sei. Ein Sohn Leopolds II. wurde als Palatin eingesetzt. Die Religionsfreiheit der Protestanten und Griechisch Orthodoxen wurde festgeschrieben und das Urbarialpatent Maria Theresias ebenso wie das Leibeigenenpatent Josephs II. zu Gesetzen erhoben. Ein Rückschritt war allerdings die Wiedereinführung der Patrimonialgerichtsbarkeit des Adels. Vom Reichstag wurden Ausschüsse eingesetzt, die verschiedene Reformvorschläge diskutieren und ausarbeiten sollten. Damit in Verbindung wurden große Hoffnungen geweckt. Die Ausschüsse arbeiteten viel zu langsam und die Ergebnisse waren halbherzig.  Gedrängt von den Ereignissen in Frankreich plante Leopold II. offenbar eine Verfassungsreform, die auch eine Vertretung des Bürgertums vorsah. Leider verstarb er aber schon am 1. März 1792 im Alter von 45 Jahren.

Die Anfänge Franz II. (I.) und die "Jakobinerverschwörung"

Der Sohn und Nachfolger Leopolds II., Franz, war völlig anders geartet. Er war konservativ und geistig unbeweglich. Er wollte die Gefahr einer Revolution durch entsprechende Unterdrückungsmaßnahmen ausschalten. Die Enttäuschung in den ungarischen Reformerkreisen war groß. Sie zogen sich zurück  und trafen sich dabei  in ihrer Abwehrhaltung gegen Wien mit den Vertretern der konservativ - nationalistischen adeligen Opposition. Die aufgeklärten Kreise sammelten sich um László Baron Orczy und dessen Sekretär Ferenc Szentmarjay. Sie bildeten Lesezirkel oder Kluns, etwa in Pest, Kaschau, Großwardein und in Güns. Einige dieser Zirkel gelangten unter dem Einfluss der französischen Revolution zu radikalen demokratischen Reformvorstellungen. Die Agitation dieser "Jakobiner" fand selbst im Adel Widerhall, vor allem als die schweren Niederlagen gegen Frankreich wieder Hoffnung auf eine Unabhängigkeit Ungarns eröffneten.

Im Mai 1794 gründete Ignác Martinovics eine geheime revolutionäre Organisation. Martinovics war eine höchst vielschichtige und problematische Persönlichkeit. 1755 wurde er in Ofen geboren, seine Mutter war Deutsche, sein Vater entweder ein albanischer Adeliger oder ein serbischer Schankwirt.  Er war Franziskanermönch, hielt es aber im Kloster nicht aus und wurde Militärgeistlicher. Er begleitete Graf Ignác Potocki auf einer einjährigen Studienreise durch Frankreich, England und Deutschland. 1783 ernannte ihn Josef II. zum Professor der Naturwissenschaft  an der Universität Lemberg, wo er enge Kontakte zu den Freimaurern hatte. Einige Jahre später zeigten seine Schriften bereits, dass er zu einem überzeugten Feind des Adels und des Klerus geworden war. Er setzte aber noch immer auf Reformen durch einen aufgeklärten Herrscher. Eine weitere akademische Karriere scheiterte, da die Jesuiten gegen ihn intrigierten und er eine maßlose Überheblichkeit und Geltungssucht an den Tag legte. Er stellte sich schließlich dem kaiserlichen Geheimdienst zur Verfügung und hoffte auf diese Weise seine Ideen dem Herrscher nahe zubringen. Viele seiner Berichte waren Ausfluss seiner Fantasie. Leopold II. belohnte ihn gut, verlieh ihm Titel  (Abt von Szásvár),  lehnte es aber ab, ihn in seinen Beraterkreis zu holen. 1792 beauftragte ihn Leopold II. sogar damit, die Landbevölkerung gegen den unzufriedenen Adel aufzuwiegeln. Pläne in diese Richtung scheiterten aber mit dem Tod des Kaisers.  Unter Franz I. wurde seine Besoldung eingestellt und er fand keinerlei Interesse mehr. So stellte er sich mit  enormer Tatkraft auch einen ausgeprägten Geltungsdrang. an die Spitze jener Kräfte, die er zuvor denunziert hatte.  Nach dem Vorbild der Freimaurer organisierte er zwei Gesellschaften: für den Adel die "Gesellschaft der Reformatoren", deren Ziel die Unabhängigkeit des Landes war, und die "Gesellschaft der Freiheit und Egalität", die die bürgerliche Gleichheit anstrebte, die man mit französischer Hilfe zu erreichen hoffte. Tatsächlich kamen die Verschwörer, einige hundert Personen, kaum über die Verbreitung einiger Reformschriften hinaus. Als Martinovics in Wien verhaftet wurde legte er ein Geständnis ab, in dem er die Zahl der Mitglieder maßlos übertrieb und viele Würdenträger, auch im hohen Klerus, der Mitwisserschaft beschuldigte. 1794/95 begann der Prozess gegen 53 "Jakobiner". 18 Personen wurden zum Tode verurteilt, sieben tatsächlich hingerichtet (Martinovics, Hájnóczy, Szentmarjay, Laczkovics und Graf Sigray). Viele "Jakobiner" wurden in Kufstein oder Spielberg bei Brünn auf viele Jahre eingekerkert, darunter etwa Ferenc Kazinczy, der Erneuerer der ungarischen Sprache, Bewunderer und Übersetzer der deutschen Literatur. Der Dichter Ferenc Verseghy wurde, weil er die Marseillaise ins Ungarische übersetzt hatte, zehn Jahre lang eingekerkert.

Unter Franz I (II.) geriet auch Ungarn in eine Phase der Stagnation und der Repression. Die führenden Persönlichkeiten des Reformzeitalters unter Josef II. und Leopold II. wurden abgelöst, Man setzte in Wien ganz auf die Autorität der Kirche und auf deutsche und böhmische Regimenter, die in Ungarn stationiert wurden. Der Polizeiapparat wurde ausgebaut, die Zensur verschärft. Palatin von Ungarn war zunächst Erzherzog Alexander Leopold, der aber beim Experimentieren mit Feuerwerkskörpern in seinem Chemielabor ums Leben kam.Alexander Leopold wurde durch die "Jakobinerverschwörung derart erschüttert, dass er alle gemäßigten Persönlichkeiten aus dem Staatsdienst entließ und für den Kaiser ein extrem reaktionäres Programm für Ungarn ausarbeitete.  Anschließend wurde der Bruder des Kaisers, Erzherzog Joseph, Palatin und blieb es für ein halbes Jahrhundert. Er versuchte den Ausgleich, etwa durch die Freilassung der "Jakobiner" und durch die Einbindung oppositioneller Kräfte, stieß damit aber in Wien auf großes Misstrauen.

Während der napoleonischen Kriege blieb es in Ungarn ruhig, direkt von den Kriegshandlungen betroffen war nur der Nordwesten des Landes, der zeitweise von den Franzosen besetzt war. Ein Aufruf Napoleons an den ungarischen Adel, einen Reichstag einzuberufen und ihm seine Beschlüsse mitzuteilen, fand kein Echo. Die ungarische Landwirtschaft, vor allem die Gutsbetriebe, profitierten während der Kriege von der hohen Nachfrage nach Lebensmittel. Die Zahl der Kriegstoten war aber auch in Ungarn hoch, man schätzt sie auf etwa 150 000 Personen. Auch die Kriegssteuern belasteten das Land. Der Adel, der nach wie vor keine Steuern zahlte, bot "freiwillige" Unterstützung an. Die Adelsinsurrektion Ungarns kam aber nur einmal zum Einsatz und wurde 1809 bei Raab schmählich geschlagen. Die Komitate Wieselburg und Ödenburg wurden von den französischen Truppen ziemlich ausgeplündert.

Die hohen Bargeldeinnahmen, die der Adel durch die Heereslieferungen verdiente, wurden aber durch den Staatsbankrott und die Geldentwertung weitgehend aufgezehrt. Die Empörung des Adels darüber und die Weigerung nach Ende des Krieges weitere Zahlungen zu leisten und Rekruten zu stellen, verschärfte den absolutistischen Kurs Wiens gegenüber Ungarn. Der Reichstag wurde 13 Jahre lang nicht einberufen.

Stände und Verwaltung

Die wichtigsten Ämter in den staatlichen Verwaltungsstellen, etwa in der Ungarischen Hofkanzlei, im Statthaltereirat und in den obersten Justizbehörden  sowie in der katholischen Kirche bekleideten die Magnaten. Der Landtag bestand aus zwei "Tafeln":. Zur Magnatentafel wurden Inhaber der höchsten Ämter und die Magnaten sowie die katholischen Bischöfe persönlich eingeladen. Die "Ständetafel" wurde von den in den Komitaten und in den königlichen Freistädten gewählten delegierten beschickt. Die Freistädte bekamen freilich seit dem Ende des 17. Jahrhunderts nur eine einzige gemeinsame Stimme zugestanden. Der Herrscher konnte den Landtag durch Nichteinberufung über längere Zeit ausschalten. Erst ab 1825 wurde eine periodische Einberufung alle drei Jahre eingehalten.

Die Komitate wurden vom Adel vollständig beherrscht. Die Obergespane wurden vom König ernannt und stammten nahezu ausschließlich aus habsburgtreuen katholischen Magnatenfamilien. Manche dieser Familien hatten einen Erbanspruch auf die Würde des Obergespans. Alle anderen Amtsträger wurden von der Komitatsversammlung gewählt, ebenso die Landtagsdelegierten, die verbindliche Instruktionen für ihr Abstimmungsverhalten erhielten. Der Adel beharrte erfolgreich auf seine persönliche Steuer- und Zollfreiheit und auf die Steuerfreiheit seiner Güter, die ihm 1741 bestätigt werden musste.

Das ungarische Militär

Die österreichisch-ungarische Armee umfasste 1813 550 000 Mann, davon kamen 116 000 aus Ungarn. Das Königreich stellte 11 Infanterie- und 9 Husarenregimenter, ab 1809 15 Infanterie- und 12 Husarenregimenter, dazu kamen drei Siebenbürgische und 10 Grenzerregimenter. Die ungarischen Soldaten wurden oft in anderen Kronländern stationiert und wurden - da es noch keine Kasernen gab - in Privathäusern untergebracht. Der Dienst in der Armee war lebenslang, ab 1802 wurde er auf 10 Jahre bei der Infanterie bzw. 12 Jahre bei der Kavallerie begrenzt. Ab 1841 betrug die Dienstzeit 8 Jahre. Die Rekrutierung erfolgte so, dass die vom Reichstag bewilligten Rekruten auf die einzelnen Komitate und Orte aufgeteilt wurden. Meist fanden sich Freiwillige, manchmal wurde bei der Rekrutierung auch Zwang angewendet. Ab den 1830er Jahren wurden die Rekruten ausgelost. Die Ausgelosten konnten sich aber freikaufen und einen Ersatzmann stellen.

Wirtschaft

Das Bild des Königreiches Ungarn im 18. Jahrhundert ist äußerst zwiespältig. 1717 war nach dem Ende der Türken- und Kuruzzenkriege endlich Frieden eingekehrt. Die Bevölkerungszahlen stiegen rasch an. nicht zuletzt durch die Ansiedlung vieler Einwanderer aus dem Westen ("Donauschwaben") und deren Ansiedlung in den nahezu menschenleeren, von den Türken zurückeroberten Gebieten. Aber auch in den weniger betroffenen Gebieten West- und Nordungarns und in den wieder aufblühenden Städten ließen sich viele Neusiedler nieder. Die wirtschaftliche Situation war in den einzelnen Landesteilen höchst unterschiedlich. Insgesamt war Ungarn, verglichen mit dem übrigen Mitteleuropa, rückständig.

Die Landwirtschaft war mit großem Abstand noch immer der wichtigste Erwerbszweig. Sie wurde in weiten Gebieten, vor allem in der großen Tiefebene, in traditioneller, wenig produktiver Form betrieben. In Westungarn und in den Ebenen Oberungarns hatte sich bereits die Dreifelderwirtschaft durchgesetzt, in der Großen Tiefebene war das Nutzungssystem noch die Einfelder- oder die Feldgraswirtschaft. Dort gab es noch die Flurgemeinschaft mit jährlicher Neuaufteilung der Felder. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts hatte sich überall die Dreifelderwirtschaft durchgesetzt. Die moderne Fruchtwechselwirtschaft begann nur langsam Eingang zu finden. In den von den Türken zurück gewonnenen Gebieten wurden um 1720 lediglich 10 % des Landes genutzt.  Etwa ein Viertel der Tiefebene war versumpft und immer wieder von Überschwemmungen betroffen, der Rest wurde in extensiver Viehhaltung bewirtschaftet. Es entstanden - als Unterkünfte für Mensch und Vieh - abseits der Landstädte, die nichts anderes waren als riesige Dörfer, die bis heute prägenden Einzelgehöfte (Tanyas) oder Pusztas. Rinder- und Schafherden, noch die wenig ertragreichen Viehrassen - dienten in erster Linie der Eigenversorgung und der Versorgung der Grenztruppen, aufnahmefähige Märkte waren weit weg, neue Exportwege mussten erst erschlossen werden. Ausnahme waren das Temesvarer Banat und Südungarn, wo auf staatlichen Kammergütern und unter energischer Förderung durch Kolonisatoren und kaiserliche Beamte zukunftsweisende Verbesserungen  erfolgten. Die Kolonisten aus dem Westen brachten verbesserte Anbaumethoden und auch entsprechende Agrartechnik mit: Fruchtwechselwirtschaft, Stallviehhaltung mit höherer Milchproduktion und Schweizereien, Kartoffelanbau, Obstbau, Bienenhaltung, Flachs-. Hanf- und Tabakanbau, ja sogar Seidenraupenzucht. Entscheidend aber war, dass die Kolonisten größere persönliche Freiheiten und bessere Besitzrechte hatten. Mit der Kolonisation wuchs der Getreideanbau /Weizen, Roggen, Mischgetreide)  auf ein Vielfaches. Noch immer stand die Eigenversorgung im Vordergrund. Ab den 1730er Jahren stieg die Nachfrage nach Brotgetreide in den westlichen Kronländern und auch das stehende Heer musste versorgt werden.

Viele Großgrundbesitzer waren rückständig, kümmerten sich kaum um ihre Güter und versuchten nur möglichst große Geldeinnahmen heraus zu holen. Die Böden wurden kaum gedüngt, die Geräte der zur Robot herangezogenen Bauern waren antiquiert, der Getreidedrusch wurde noch mit primitiven Methoden getätigt. Große Verluste entstanden durch unsachgemäße Lagerung. Vereinzelt gab es auch schon modernisierte Großbetriebe der Magnaten, etwa manche Gutsbetriebe der Festetic, Szechenyi, Grassalkovich und Esterhazy, deren Verwalter Fruchtwechselwirtschaft, Stallviehhaltung und Bodenverbesserungsmaßnahmen einführten. Aber selbst diese Betriebe blieben in der Modernisierung oft auf halbem Weg stecken, da das Kapital fehlte. In den adeligen Mittelbetrieben war man noch immer stark auf die bäuerliche Fronarbeit angewiesen, die Belastung der Bauern aber stieg durch Ausweitung der Eigenwirtschaften und die Einführung arbeitsintensiver Kulturen.

Erst seit den 1730er Jahren entfaltete sich sporadisch eine marktorientierte Agrarproduktion. Die Hektarerträge stiegen und verdoppelten sich bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts.  Viele Neuerungen in der Landwirtschaft fassten auch zuerst in Westungarn Fuß, wo die Großgrundbesitzer und besonders manche ihrer Verwalter schon früher auf ein rationelleres, ertragreicheres und marktbezogenes Wirtschaften achteten. Für die mittleren und kleineren Bauern war dies kein Vorteil, denn es wurde bäuerlicher Grund eingezogen und in Meierhöfe und Schaflerhöfe umgewandelt. Die Robotleistungen stiegen ständig und führten schließlich in der zweiten Jahrhunderthälfte zu einer schweren Krise und nahe an einen Bauernaufstand. Von den 1790er Jahren bis 1818 stiegen die Preise stark an. Auch der adelige Mittelbesitz und die wenigen Großbauern profitierten von dieser Hochkonjunktur. Ab 1818 setzte dann die große Krise ein (in der ungarischen Geschichtsschreibung als "Dekonjunktur" bezeichnet). Alle Großgrundbesitzer, die es verabsäumt hatten, auf moderne Methoden der Bodenbestellung und der Viehhaltung umzustellen, blieben auf der Strecke. Die Bewirtschaftung durch die Fronarbeit der Bauern erwies sich zunehmend als ineffizient, Kapitalmangel und fehlendes Fachwissen machten sich bemerkbar. Die Hektarerträge begannen wieder abzusinken. Die Forschung macht dafür die Überbelastung von Mensch und Tier durch die Fronarbeit, die Ausweitung der grundherrlichen Eigenbetriebe auf Kosten der Bauern und die zurück bleibende Modernisierung verantwortlich.

Der Anbau von Mais und Tabak beschränkte sich zunächst auf Südungarn, Flachs, Hanf, Gemüse und Hülsenfrüchte wurden nur in geringem Maße für den Eigenbedarf angebaut. Grünfutter-  und Kartoffelanbau nahmen erst seit der Jahrhundertwende zu, in den 1830er Jahren begann dann der Zuckerrübenanbau, vor allem auf Gutshöfen, die rechtzeitig auf Lohnarbeit umgestellt hatten, denn die Frondienste reichten für diese arbeitsintensive Kultur nicht mehr aus.

Der Weinbau spielte in weiten Teilen Ungarns eine wichtige Rolle (etwa 3 % der Fläche, 1846: 570 000 ha), deckte aber hauptsächlich den Eigenbedarf. Exportorientiert waren die Weinbaugebiete von Ofen, Tokaj, Erlau, Plattensee, Pressburg und Ödenburg. Dieser qualitativ hochwertige Weinbau war vielfach in den Händen von Stadtbürgern, die Arbeiten wurden von Lohnarbeitern verrichtet.

Die Rinderhaltung wurde im 18. Jahrhundert noch vorwiegend extensiv betrieben, von adeligen Großgrundbesitzern, aber auch von Viehhändlern aus den Balkanländern, die große Weidegebiete pachteten (Puszten). Die Ausdehnung des Getreideanbaues verkleinerte die Weideflächen, der Grünfutteranbau und die Stallhaltung drangen aber nur langsam vor. Die Pferdezucht wurde durch die Regierung besonders gefördert, Gestüte wurden angelegt, etwa in Babolna im Komitat Komorn. Die Pferdezucht diente vor allem dem Bedarf der Kavallerie. Die Donauschwaben begannen mit intensiver Milchwirtschaft, gefolgt von Westungarn und dem Umland der großen Städte.  Die Regierung förderte  die Anlage von  Milchwirtschaften ("Schweizereien), und die Zucht von Merinoschafen. Die Stallhaltung begann auch in der Schafhaltung langsam vorzudringen. In den Gebirgsgegenden war freilich noch lange die Wanderschafhaltung üblich. Die größte Ausweitung erlebte die Schafhaltung, da die Wollindustrie der Kronländer einen riesigen Bedarf an Schafwolle hatte. Die Schafhaltung erlebte in den 1820er und 1830er Jahren ihren Höhepunkt, nach 1840 machte sich die Konkurrenz Australiens bemerkbar. Auch die Schafhaltung war eine Domäne der Großgrundbesitzer. Die Schweinemast wurde extensiv (Eichelmast) im Süden und Südwesten betrieben. Von Slawonien aus wurden reisige Schweineherden durch Ungarn nach Westen getrieben.

Die Wälder umfassten etwa 30 % der Landesfläche, waren aber sehr ungleichmäßig über das Land verteilt. Die größten Waldflächen , fast ausschließlich im Besitz des Adels und des Staates, lagen in Oberungarn und im Nordosten. In den Bergbaugebieten gab es schon früh eine Beaufsichtigung zur Sicherung des Bedarfes an Gruben- und Brennholz. 1769 wurde die maria - theresianische Forstordnung erlassen. Sorgfältig bewirtschaftet wurden aber nur die Kameralforste. Die Großgrundbesitzer betrieben vielfach Raubbau (Pottascheerzeugung, Versorgung der Eisenhütten mit Holzkohle).

Die erste landwirtschaftliche Fachschule wurde 1780 von Samuel Tessedik in Szarvas gegründet, einem evangelischen Pfarrer, der in Deutschland studiert hatte und die Fruchtwechselwirtschaft, die Stallhaltung der Tiere und die Bodenverbesserung förderte. 1797 folgte dann die berühmte Schule "georgicon" , von Graf georg Festetics in Keszthely gegründet. Sie war die erste ungarische Wirtschaftsakademie und besteht bis heute.

Gewerbe und Industrie

Der Bergbau in Oberungarn, vor allem im Grantal, lebte wieder auf und wurde ebenfalls vom Staat gefördert. Es kam zu einigen Bahn brechenden Neuerungen, etwa in Schemnitz, wo das Grubenwasser zu schaffen machte. Der Maschinenmeister Matthäus Cornelius Hell aus Böhmen baute im Auftrag der Hofkammer Pumpen, die mit Wasserkraft betrieben wurden. Sein Sohn Joseph Karl konstruierte mit Pressluft betriebene Schöpfwerke. Im Silberbergbau erfand der Siebenbürger Ignaz von Born das Amalgamverfahren. Dadurch konnten auch die wenig silberhaltigen Erze ausgebeutet werden. Schon 1735 wurde in Schemnitz eine Fachschule für Bergbeamte, seit 1763 Bergbauakademie, gegründet. Sie übersiedelte nach dem Verlust Oberungarns nach Ödenburg.

Nur langsam konnten die Schranken, die das zünftische Handwerk setzte, überwunden werden. Die 1785 gewährte Gewerbefreiheit wurde schon 1790 widerrufen. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurde vom Handwerk nahezu ausschließlich Kundenproduktion betrieben. Für viele war das Handwerk nur ein Nebenerwerb.  Die meisten Handwerker stellten Stiefelmacher und Schuster, Schneider und Kürschner. Das Textilgewerbe war nur schwach entwickelt, nur in Oberungarn, besonders in der Zips, gab es eine umfangreichere Leinenweberei. Das zünftische Handwerk stieß aber immer mehr an die  Grenzen seiner Entfaltungsmöglichkeit und sah sich der Konkurrenz außerzünftischer Unternehmen und bolliger Importe ausgesetzt.

 In Ungarn gab es nur wenige Manufakturen, das Land blieb auf diesem Gebiet weit hinter Österreich und Böhmen zurück. Erst im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts  entstanden einige Manufakturen.  Manufakturen wurden zumeist von ausländischen Unternehmern oder von  Adeligen, hauptsächlich zur Tuchproduktion, gegründet, hatten aber nur selten einen längeren Bestand. Eine Ausnahme bildeten die Unternehmungen Franz Stefan von Lothringens, des Gemahls von Maria Theresia, der im Komitat Neutra (Sasvár/Schoßberg/Sastin) ab 1736  eine Kattundruckmanufaktur und eine Majolikamanufaktur in Holitsch 1743 errichten ließ. Dazu kamen einige Gründungen der Kammerverwaltung zur Tuch- und Zeugproduktion im Banat. In den 1760er und 1780er Jahren entstanden in Westungarn einige Manufakturen zur Baumwollverarbeitung, zur Wollverarbeitung und zur Leinenproduktion, etwa in Lanschütz (Ceklis), in Halitsch,  in Pressburg und Ungarisch Altenburg.In Oberungarn gab es eine ländliche Hausindustrie, die im Verlagssystem arbeitete. Die Garnspinner arbeiteten auch für österreichische Manufakturen, Zeitweise waren bis zu 13 000 Heimarbeiter beschäftigt.  In Pest gab es Seidenproduktion. Ein wichtiges Industriezentrum war schon im 18. Jahrhundert Fiume (Rijeka) mit Zucker- und Tabakindustrie. In Pressburg und Theben wurden 1787 die ersten Spinnmaschinen aufgestellt. Eine Wollweberei entstand im Komitat Komorn (Majker Manufaktur), in Pest spielte neben der Seidenproduktion die Blaufärberei eine Rolle. Insgesamt gab es 1790 in Ungarn nur sieben Betriebe, die mehr als 100 Beschäftigte zählten.Die Depression bis 1835 überstanden nur wenige Großbetriebe der Textilindustrie.  Die Produktion von Konsumgütern reichte bei weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken. Industriewaren mussten aus den westlichen Kronländern importiert werden. Anders als in Böhmen oder in Österreich wurde die gewerblich-industrielle Entwicklung auch vom Hof nicht gefördert. Im ungarischen Adel gab es gegen diese Wirtschaftspolitik kaum Widerstand, erst in der "Reformperiode" des 19. Jahrhunderts wurde gezielt auf die Industrialisierung hingearbeitet., etwa durch die Gründung des "Schutzvereines" und den Boykott gegen ausländische Waren.

Der Bergbau beschränkte sich im 18. Jahrhundert noch auf Kupfer und Edelmetalle. Zentren des Gold- und Silberbergbaues waren Kremnitz, Schemnitz, Kupfer wurde in Neusohl und im Revier von Schmöllnitz abgebaut. In Nagybanya (Frauenbach) wurden Gold und Silber, im Banater Bergland Kupfer abgebaut. Die meisten Unternehmen des Bergbaues befanden sich im Besitz der Kammer, im Zipser Kupferbergbau und später auch in der Verhüttung war die "Zipser Waldbürgerschaft" tätig. Ungarn stand an zweiter Stelle der Kupferproduktion in Europa.

Die Hofkammer betrieb auch Hochöfen und Eisenwerke, etwa im Komitat Altsohl, es entstanden aber auch private Hammerwerke. Erst in der Zeit von 1790 bis 1815 gewann die Eisenerzeugung größere Bedeutung. Zentren waren das Grantal bei Rhonitz (Hronec), wo die Hofkammer ein Eisenwerk betrieb. Aber auch adeligen Großgrundbesitzer wie die Koháry, Coburg, Colloredo und Andrássy  und bürgerliche Unternehmer waren aktiv. 1770 wurde ein Eisenwerk in Diósgyör und ein weiteres in Reschitz im Banater Bergland errichtet. Später, in der zweiten Jahrhunderthälfte, entstand dort die modernste Eisenhüttenindustrie Ungarns. Erst nach der Aufhebung des Zolls für Roheisen in der westlichen Reichshälfte konnte sich die Eisenproduktion besser entwickeln, Roheisen wurde nun nach Schlesien und Mähren exportiert. Eisenwaren wurden aber auch weiterhin in großen Mengen nach Ungarn importiert. Im Kohlenbergbau fielen nur die Bergwerke von Brennberg bei Ödenburg, bei Fünfkirchen und im Banat ins Gewicht.

Verkehrsmäßig war Ungarn noch sehr schlecht erschlossen, besonders in der großen Tiefebene gab es kaum Straßen. Die wichtigste Straße führte von Wien über Pressburg nach Pest. In Pressburg zweigte die Straße über Ödenburg in Richtung Adria ab. Von Pest aus führte eine wichtige Straße nach Norden, nach Polen. Entlang dieser Straßen wurden die ersten Postlinien eingerichtet, mit Pferdewechselstationen und Postämtern (siehe dazu: Verkehrswesen im 16. und 17. Jahrhundert). Eine Besonderheit war der "Diligenceverkehr" ab 1752. Es waren dies von Pferden gezogene Wägen, größer als die Postkutschen, geschlossen, die bereits "fahrplanmäßig" unterwegs waren. Zwischen Wien und Preßburg verkehrte täglich ein Wagen, zwischen Wien und Ofen wöchentlich. Sie legten 6 bis 8 km pro Stunde zurück, fuhren aber nur am Tag. In zwei Tagen konnte man von Wien aus Ofen erreichen.

Im Handel spielten die Jahrmärkte und Wochenmärkte noch immer eine große Rolle, der Ladenverkauf konnte sich zunächst nur in den größeren Städten entwickeln. Wichtig war auch der Hausierhandel der Juden und "Griechen". Als Griechen oder Raitzen (Serben) oder Makedonier wurden Händler aus dem Balkanraum bezeichnet, dir der griechisch-orthodoxen Religion angehörten. Sie profitierten vom günstigen Zolltarif zum Osmanischen Reich. Sie waren im Vieh- und Weinhandel führend, in Südungarn und im Zentrum traten sie auch als Einzelhändler auf.  In vielen Städten gab es "griechische" Kolonien, allein in Pest lebten 130 Händler. Ab 1774 wurde die Handelstätigkeit allerdings nur mehr eingebürgerten "Griechen" erlaubt. Im Hausierhandel wurden auch viele Produkte des Heimgewerbes verkauft. Wichtigste Handelszentren waren Ofen und Pest, Raab, Komorn, Debrezin und Szegedin, andere Städte wie Ödenburg, Pressburg, Tyrnau, Kaschau, Eperies, Temesvar und Neumarkt waren auch wichtige Märkte für den Export und den Import. Ofen und Pest hatten Ende des 18. Jahrhunderts bereits überragende Bedeutung, hier ließen sich auch die ausländischen Handelsfirmen nieder. Juden hatten schon im ausgehenden 18. Jahrhundert die führende Position im Woll- und Textilhandel, im 19. Jahrhundert auch im Getreide- und Tabakhandel.

Im Export spielte der Ochsenhandel in Richtung Westen noch immer die Hauptrolle. In der ersten Jahrhunderthälfte wurden etwa 60 000 Mastochsen pro Jahr aufgetrieben. Sie kamen zum Teil aus dem osmanischen Reich, zum Teil auch aus der Tiefebene, wo sie von ungarischen Viehhändlern, aber auch von Griechen und Armeniern zusammengekauft und über gepachtete Weiden nach Westen getrieben wurden. Viele der aus dem türkischen Reich stammenden Viehhändler ließen sich in Ungarn nieder. Der Großteil der Ochsen wurde in den Habsburgerländern verkauft. Die süddeutschen Städte und Venedig spielten nicht mehr die wichtige Rolle wie im 16. und 17. Jahrhundert. Neben den Ochsen war vor allem der Weinexport nach Norden besonders wichtig. Mit dem Verlust Schlesiens und der Teilung Polens gingen wichtige Märkte verloren. Mit der Kolonisation der Batschka und des Banates wurde auch der Weizenexport immer bedeutender. Zwischen den ungarischen und den österreichischen Ländern gab es nach wie vor eine Zollgrenze. Die Zolltarife an dieser Binnengrenze waren aber nicht sehr hoch, da beide Reichsteile aufeinander angewiesen waren: agrarische Produkte und Rohstoffe gingen nach Westen, Ungarn führte Industriewaren ein. Von den hohen Außenzöllen profitierte vor allem die ungarische Landwirtschaft, besonders der Großgrundbesitz, da sie nicht der Konkurrenz  der ausländischen, vor allem überseeischen Konkurrenz ausgesetzt waren, die den Weizen weit billiger liefern konnte.

Zu den größten Kreditgebern zählten im 18. Jahrhundert die katholische Kirche und im 19. Jahrhundert die jüdischen Getreide- und Wollgroßhändler. Ein großes Hindernis für das ungarische Kreditwesen war, dass die Avitizität Grund und Boden für Hypothekarkredite unbrauchbar machte. Ein modernes Wechselrecht wurde erst 1840 geschaffen und erste Sparkassen und Banken entstanden ebenfalls erst im 19. Jahrhundert.

Bevölkerung

Auch für das 18. Jahrhundert gibt es noch keine absolut verlässlichen Bevölkerungszahlen. Die landesweiten Konskriptionen von 1715, 1720 und 1728  gaben keine sehr verlässlichen Daten. Sie sollten als Grundlage für die Besteuerung dienen und blieben unvollständig. Vor allem die Großgrundbesitzer wichen der Erfassung ihrer Untertanen aus.  1784 wurde die erste "Volkszählung" in Ungarn durchgeführt, die aber mehr eine Rekrutenzählung war.

Zu Ende des 17. und Beginn des 18. Jahrhunderts wird die Bevölkerungszahl Ungarns auf etwa vier Millionen Menschen geschätzt. Ein Viertel davon lebte in Siebenbürgen. Besonders schwer ist es, die Bevölkerung in den von den Osmanen zurück gewonnen Gebieten zu schätzen. Sie dürfte wohl weit unter einer Million Menschen gelegen haben. Der Rákóczi - Aufstand und die folgende Pestepidemie dezimierten die Bevölkerung weiter. Dann folgte das gesamte 18. Jahrhundert hindurch ein rascher Anstieg der Bevölkerung. 1787 lebten etwa 6,44 Millionen Menschen in Ungarn. Dazu trugen vor allem  neben den nunmehr ansteigenden Geburtenraten die Einwanderungswellen aus dem Westen bei. Aus der Moldau und der Walachei wanderten viele Rumänen nach Siebenbürgen ein. Dazu kamen viele Flüchtlinge, hauptsächlich Serben, aus dem Osmanischen Reich. Im Verlauf des 18. Jahrhundert nahm die Bevölkerung Ungarns jedenfalls stärker zu als in irgendeinem Staat Europas. 1784/85 wurden bereits 9, 2 Millionen Einwohner gezählt. Freilich war die Entwicklung in den einzelnen Landesteilen unterschiedlich. Am geringsten war der Zuwachs im Nordwesten, im früher königlichen Ungarn, das auch im 17. Jahrhundert schon relativ dicht besiedelt war, am stärksten in den früher fast menschenleeren Gebieten  der Tiefebene und im Süden.

Die Besiedlung der von den Türken zurückeroberten Gebiete wurde systematisch in Angriff genommen. Schon 1689 wurde das "Einrichtungswerk für das Königreich Ungarn" geschaffen, das bereits die Grundlagen des Kolonisationswerkes enthielt. Vom Anfang an war geplant, das deutsche und das katholische Bevölkerungselement zu stärken. Ab 1817 begann die Ansiedlung durch den Wiener Hof, aber auch durch private Grundherrn im großen Stil. Siedlungswilligen Bauern wurde sechs Jahre Steuerfreiheit, Handwerkern sogar 15 Jahre gewährt. 1722 bis 1726, während des "Ersten Schwabenzuges", wurden allein im Banat 10 000 bis 15 000 Einwanderer angesiedelt. Sie kamen hauptsächlich aus Schwaben, dem Schwarzwald und aus der Pfalz. 1764 bis 1771, während des "zweiten Schwabenzuges", kamen 20 000 Deutsche ins Banat.

Die Religionszugehörigkeit kann man nur schätzen bzw. auf Grund einzelner Konskriptionen hochgerechnet werden, Etwa die Hälfte der Bevölkerung war katholisch, etwa 6 % griechisch katholisch. Am höchsten war der Katholikenanteil mit fast 100 % in Kroatien, am geringsten mit etwa 10 % in Siebenbürgen. Ein Fünftel der Bevölkerung war griechisch-orthodox, hauptsächlich in Siebenbürgen (44 %). 14 % der Bevölkerung waren reformiert, 8 % evangelisch, 1 % waren Juden. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts stieg der Anteil der Katholiken kontinuierlich, vor allem wegen der starken Unterstützung durch die staatlichen Stellen. Die Kolonisten etwa in der Batschka und im Banat aus Westdeutschland mussten katholisch sein.

Die Volks- und Sprachzugehörigkeit kann ebenfalls nur geschätzt werden. Etwa 40 % der Bevölkerung Gesamtungarns waren Magyaren, 16 % Rumänen und je etwa 10 % Deutsche, Kroaten und Slowaken, 6 % Serben und je 3 % Slowenen und Ruthenen. Die Serben (Raitzen) waren größtenteils schon 1690, als die kaiserlichen Truppen  einen Teil des bereits eroberten Gebietes im Nordbalkan wieder räumen mussten. Zehntausende Serben wurden unter der Leitung des Patriarchen von Pec, Arsen Cernovic in Ungarn aufgenommen. Viele Serben wurden vom Wiener Hof als Wehrbauern im Bereich der Militärgrenze angesiedelt. Serbische Händler ließen sich aber auch im übrigen Königreich nieder, etwa in Sentendre (St. Andrä) bei Budapest oder in Ráckeve.  Schon während der Türkenkriege im 16. Jahrhundert wurden von den Grundherrn Kroaten in Westungarn und bis nach Mähren angesiedelt. Slowaken, etwa 40 000 Familien,  wurden von den Grundherrn in der großen Tiefebene, in der Batschka und im Banat  angesiedelt. Während des 18. Jahrhunderts wanderten Juden vor allem aus dem Westen nach Ungarn ein, gegen Ende des Jahrhunderts vor allem dann aus Galizien. Zwischen 1787 und 1857 stieg der Anteil der jüdischen Bevölkerung von 1,2 auf 4,1 %. Insgesamt schätzt man den Bevölkerungszuwachs durch Einwanderung auf eine Million Menschen, davon waren mit je 40 % die Deutschen und die Rumänen die größten Gruppen.

Gesellschaft

Im 18. Jahrhundert waren noch 90 % der Bevölkerung der Grundherrschaft unterworfen: Bauern, unterbäuerliche Gruppen (Söllner, Kleinhäusler), Bürger, Bauern und Handwerker der Marktflecken und auch die Einwohner der Städte, soweit sie kein Bürgerrecht hatten.

Der Adel umfasste 1787 etwa 155 000 Männliche Angehörige bzw. 306 000 Personen. 1840 waren es 540 000 Personen. Das war ein Bevölkerungsanteil von etwa 5 %. Dieser hohe Adelsanteil war ein Ergebnis der massenhaften Nobilitierungen des 17. und des 18. Jahrhunderts. Der Adel stellte die ersten drei Stände im Landtag: Prälaten, Magnaten und Gemeinadel. Die Magnaten stellten um 1780 etwa 155 Familien. Es waren dies keineswegs altungarische Adelsfamilien. Sie waren größtenteils erst im 17. und 18. Jahrhundert durch königliche Schenkungen zu ihren riesigen Besitzungen gekommen. Diese Besitzungen stammten überwiegend aus konfiszierten Gütern der aufständischen Familien und wurden an die königstreuen und katholischen Stützen der Habsburgerherrschaft gegeben. Die größten Schenkungen gingen an die Esterházy, Szechenyi, Palffy, Csáky, Károly, aber auch an ausländische Adelige wie Prinz Eugen, Schlick, Trautsohn, Schönborn, Harrucker u.a. Um 1800 waren etwa 40 % aller Dörfer Ungarns im Besitz des Hochadels. Seit 1687 hatte dieser das Recht auf Bildung von Fideikommissen, das heißt ihre Besitzungen durften weder geteilt noch verkauft werden, auch wenn die Familien noch so hoch verschuldet waren. Die Einkünfte des Hochadels reichten trotz des "märchenhaften" Reichtums nicht, um das verschwenderische Leben am Wiener Hof und die Prunkbauten zu finanzieren.  Bis 1848 bestanden 27 solcher Fideikommisse. 10 % aller Ortschaften waren im Besitz der katholischen Kirche.

Der Gemeinadel - um 1840 etwa 132 000 Familien - umfasste eine obere, begüterte Schicht (bene possessionati), etwa 30 000 Familien mit Gütern bis etwa 500 ha. Diese Familien lebten meist auf ihren Gütern, hatten nur selten hohe Ämter, beherrschten aber die Ämter auf Komitatsebene vollständig. Aus dem niederen Adel mit 100 000 Familien hatten etwa drei Viertel etwas Grundbesitz, meist unter einer Hufe,  zumeist unter 6 ha, nur 14 % besaßen 16 - 60 ha. Rund ein Viertel des Kleinadels hatte überhaupt keinen Grundbesitz, waren als Handwerker tätig und manche waren sehr arm. Der Aufstieg in intellektuelle Berufe kam in diesen Kreisen nur selten vor. Sie hatten nur einen Vorteil aus ihrer Zugehörigkeit zum Adel: sie zahlten keine Steuern und hatten das Recht auf Mitsprache in den Komitatsversammlungen. Der Kleinadel sträubte sich am heftigsten gegen alle Reformen des ständischen Systems.

Bürger der Freistädte war nur, wer von den Magistraten in den Bürgerstand aufgenommen wurde, also nur eine dünne Oberschicht der Stadtbewohner, etwa 14 %. Es waren meist Handwerker und Händler mit eigenem Hausbesitz, aber auch noch viele, die von der Landwirtschaft. etwa vom Weinbau,  lebten ("Wirtschaftsbürger"). Die Handwerker überwogen bei weitem, die Händler stellten nur einen kleinen Anteil. Händler wie Griechen, Armenier und Juden wurden nicht in die Bürgerschaft aufgenommen. in vielen Städten verweigerte man auch den Protestanten das Bürgerrecht. Erst an der Wende vom 18. zum 19. Jh. wurden etwa in Pest reiche jüdische Händler mit Hilfe ihrer hochadeligen Schutzherrn in die Bürgerschaft aufgenommen. Auch immer mehr Adelige ließen sich in den Städten nieder und waren bald in den Stadträten stark vertreten, ebenso wurden die Städte auf den Landtagen oft von adeligen Bürgern vertreten. Dieser stadtsässige Adel stammte zum Teil aus der städtischen Oberschicht, die nobilitiert wurde, teils waren es Kleinadelige, die in die Städte zogen.

Eine wichtige wenn auch zahlenmäßig kleine Gruppe der ungarischen Gesellschaft bildeten die "Honoratiores", die Beamten der Staats- und Stadtverwaltung, die Ärzte. Juristen, Professoren. Sie waren persönlich steuerfrei, nicht aber ihr Besitz. Seit der Zeit Josefs II. waren sie zur Teilnahme an den Komitatsversammlungen berechtigt, Zusammen mit Geistlichen und Lehrern bildeten sie die "Intelligenzschicht" (etwa 1,5 % der Bevölkerung). Der höhere Klerus kam noch immer überwiegend aus dem Adel, die Dorfgeistlichen aus bäuerlichen Familien. Evangelische Geistliche kamen etwa zu einem Drittel aus Pfarrer- und Lehrerfamilien.

90 % der Bevölkerung Ungarns waren "Untertanen". Sie unterstanden einem Grundherrn und waren der Kirche und dem Grundherrn zu Abgaben und Leistungen verpflichtet. Der urbariale Bodenbesitz umfasste nur die Hälfte des Landes, bei Weiden und Wald war der Anteil noch weit geringer. Man muss zwischen Hufenbauern (Sessionisten), Söllner und Kleinhäuslern (Inquilini) mit kleinem Grundbesitz unter einer Achtelhufe oder nur mit einem Haus, und Inwohnern (subinquilini, Hintersassen) ohne eigenen Hausbesitz unterscheiden. Die Zahl der Untertanen (nur Familienoberhäupter) stieg von 160 000 im Jahre 1720 auf 644 000 im Jahre 1767, 1 039 000 im Jahre 1828 auf 1 369 000 im Jahre 1848. Eher gering war der Anstieg der Hufenbauern, der Anteil der Söllner und Kleinhäusler vervierfachte sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts und übertraf damit den Anteil der Hufenbauern in vielen Dörfern. Auch die Anzahl der Inwohner stieg auf das Zweieinhalbfache. Unter den Hufenbauern (Sessionisten) hatten 44 % ein Viertel bis eine halbe Hufe, 32 % eine halbe Hufe, 8 % mehr als eine halbe Hufe und 9 % eine ganze Hufe. Die Größe einer H8ufe betrug im Landesdurchschnitt 6,4 ha. 65 % aller Hufenbauern besaßen weniger als 5 ha Grund und 34 % zwischen 5 und 15 ha. 1869 hatten 58 % der Grundbesitzer unter 3 Ha, 37 % 3-17 ha. Gemeinsam besaßen also 95 % aller Bauern nur 32 % des Bodens. Etwa 5500 Großgrundbesitzer, 0,2 % der Grundbesitzer, besaßen zusammen 40 % des Bodens. Eine Schicht von Großbauern mit entsprechender Kapitalausstattung entstand hauptsächlich in den neu besiedelten Gebieten, im Banat etwa und in der Großen Tiefebene, wo aber zugleich die Zahl der Söllner besonders stark anstieg und ein zahlenmäßig riesiges Agrarproletariat entstand.

Immer wieder kam es zu regionalen Bauernaufständen, etwa 1735 und wieder 1753 im Alföld, 1784 in Transdanubien, 1831 im östlichen Oberungarn. Im Bergbau Oberungarns, in dem freie Lohnarbeiter beschäftigt waren, brachen ebenfalls wiederholt Streiks und Unruhen aus, etwa 1780 und 1815 in den Bergstädten Schemnitz, Kremnitz und Neusohl. Neben zu niedrigen Löhnen war es vor allem die schlechte Lebensmittelversorgung, die die Bergknappen zum Widerstand trieben. Freie Lohnarbeiter gab es über den Bergbau hinaus bis weit in das 19. Jahrhundert nur in Pest und in den Kohlenrevieren und Eisenhütten. In einer sehr prekären Situation waren die Saison- und Erntearbeiter aus Oberungarn auf den großen Adelsgütern und vor allem die Erdarbeiter (kubikusok) in der Tiefebene, die besonders bei den Kanalbauten eingesetzt waren.

Die maria-theresianische Urbarialreform von 1767 brachte eine für das ganze Land einheitliche Regelung der Robotleistungen und ein Verbot der Ausdehnung des grundherrschaftlichen Allodialbesitzes auf Kosten der Bauern. Der Adel leistete heftigen Widerstand, musste aber schließlich nachgeben. Den Bauern brachte sie in vielen Gebieten Vorteile. Im Gesetzesartikel 7 von 1840 wurde die Grundablöse im Einvernehmen mit dem Grundherrn möglich gemacht. Die Bauern unterstanden der grundherrlichen Gerichtsbarkeit, erhielten im Urbarialpatent aber das Recht, sich mit Beschwerden direkt an den Hof zu wenden. Ab 1802 hatten sie die Möglichkeit einer persönlichen Prozessführung.

Die Aprilgesetze von 1848 haben dann den Kirchenzehent, alle urbarialen Dienste und Zahlungen sowie die grundherrschaftliche Obrigkeit aufgehoben. Der Urbarialbesitz ging in das freie Eigentum der Bauern über, die Grundherrn wurden vom Staat entschädigt. Auch in politischer HInsicht bekamen die Bauern mehr Rechte. Die, die mindestens eine Viertelhufe besaßen, erhielten das Wahlrecht und die bäuerlichen Gemeinden durften Vertreter in die Komitatsversammlungen entsenden. Die Struktur der ungleichmäßigen Bodenbesitzverteilung blieb freilich erhalten.

Kultur

In geistesgeschichtlicher Hinsicht triumphierte zunächst der barocke Katholizismus, getragen vor allem von den Jesuiten und ihren hervorragenden Gymnasien. Das evangelische Bürgertum der Städte geriet in die Defensive. Die Universitäten in Tyrnau (gegründet 1635) und in Kaschau (1660 bis 1773) waren Jesuitenuniversitäten.  Neue Impulse gingen  vom Pietismus aus, der von Halle an der Saale aus auch in Ungarn wirksam wurde. Der katholische Adel, der seine Söhne an den Jesuitengymnasien erziehen ließ, wurde aber zunehmend unzufrieden mit konservativen  Bildungskanon. So konnten vor allem die Piaristen ab 1730 an Einfluss gewinnen. 1750 gab es 36 jesuitische und schon 20 Piaristengymnasien. Die Piaristen vermittelten   in ihren Schulen auch moderne Bildungsinhalte, etwa im Bereich der Naturwissenschaften. Sie legten auch zunehmend Wert auf die ungarische Sprache und auf ungarischen Patriotismus. Später wurden sie eifrige Magyarisierer. Die evangelischen Gymnasien, etwa in Pressburg, Ödenburg, Leutschau, Sárospatak und Debrecen,  waren durch die Gegenreformation hart bedrängt, konnten aber ein sehr hohes Niveau bewahren. 1777 übernahm der Staat nach der Auflösung des Jesuitenordens die Schulaufsicht. 1788/89 wurden zahlreiche neue Volksschulen eingerichtet, Es gab 30 königliche, 21 piaristische, 16 lutherische, 8 reformierte und 4 griechisch-orthodoxe Gymnasien. Die bis 1773 jesuitische, dann staatlich-katholische Universität von Tyrnau, ab 1769 auch mit einer medizinischen Fakultät, wurde 1777 nach Ofen, 1784 nach Pest verlegt.

Ein neuer "aufgeklärter" Geist kam auch mit den Studenten an den Universitäten Jena, Halle, Wittenberg, Göttingen und Leiden nach Ungarn. Von großem Einfluss war der "aufgeklärte Absolutismus" des Wiener Hofes, an dem viele adelige Ungarn weilten. György Berssenyei war Mitglied der ungarischen Garde Maria Theresias. Er verfasste ein Programm zur Verbesserung und Modernisierung der ungarischen Sprache und zu deren Hebung auf literarisches Niveau. 1779 wollte er auch eine nationale Gelehrtengesellschaft gründen. Das Sprachenedikt Josefs II. von 1784 verstärkte die Bemühungen um die ungarische Sprache und verband sich mit dem Widerstand gegen die zentralistischen Maßnahmen. Man kann hier die ersten Ansätze einer ungarischen Nationalbewegung sehen. Wesentlich war auch in Ungarn die starke Einschränkung der Zensur durch die katholische Kirche. Werke der Aufklärung konnten nun frei gedruckt werden. Neue Verlage und Druckereien schossen aus dem Boden, vor allem in Pest. Nur wenige Druckwerke erschienen in ungarischer Sprache. Auch die ersten Zeitungen entstanden damals, etwa der von Mathias Bél 1721 herausgegebene "Nova Posoniensis" des Pressburger Lyzeums. Die erste regelmäßig erscheinende Zeitung Ungarns war die ab 1764 erscheinende Pressburger Zeitung, in deutscher Sprache. Auch die erste ungarischsprachige Zeitung erschien in Pressburg.1788 wurde in Kaschau die erste ungarische Literaturzeitschrift herausgegeben ("Magyar Museum"). Einer der Redakteure war Ferencz Kazinczy. Eines der größten Werke dieser Zeit war die landeskundliche Beschreibung Ungarns durch Matthias Bél, Lehrer am Pressburger Lyzeum, die Nototia Hungariae. 1735 bis 1742 erschienen 5 Bände über 10 Komitate.

Im 18. Jahrhundert entstanden zahlreiche Schlösser der Magnatenfamilien Großartigstes Beispiel ist das von Nikolaus Esterházy ab 1761/62 erbaute Schloss Fertöd (Esterhaza). Der Kammerpräsident Antal Grassalkovich ließ das Schloss in Gödöllö erbauen, das Vorbild für zahlreiche weitere Schlossbauten wurde. Größte Bedeutung kam an den Magnatenhöfen die Pflege der Musik zu. Haydn und sein Wirken am Esterházyhof ist hier an erster Stelle zu nennen.

 

 

 

 

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Quellen

 Rühl, Edith: Westungarn in den Berichten des "Heimlichen Botschafters". Eine handgeschriebene Zeitung aus 1791-93. Burgenländische Heimatblätter  Jahrgang 22, Heft 3. Eisenstadt 1960

 
 
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