Nicht nur die Anhänger der lutherischen Lehre fanden in Westungarn Burgenland Zuflucht, hier wurden sogar die sonst nahezu in ganz Europa blutig verfolgten Wiedertäufer oder Anapaptisten (auch "Böhmische Brüder" oder "brüderische Handwerksleut" genannt) aufgenommen. Sie breiteten sich im Gefolge der Reformation in den Alpenländern rasch aus. Führende Persönlichkeit war der Südtiroler Jakob Huter. Sie hatten zunächst in Mähren, auf den Gütern der Familie Liechtenstein, blühende Gemeinwesen geschaffen, 1622 aber vertrieben und zum Teil von ungarischen Magnaten wie den Esterhazy, Nadasdy und Batthyany aufgenommen. In Westungarn gab es aber auch schon früher Wiedertäufer. Die Chroniken der Täufer berichten, dass schon 1542 im "ungarischen Kirchschlag" (Kirchschlag in Niederösterreich) drei Täufer den Märtyrertod starben. Im selben Jahr wurden in Olbendorf und in Neusiedl bei Güssing je zwei Täufer getötet.
Auch in Ungarn gab es also Täufer, Wiedertäufer, Anapaptisten, die sowohl von den Katholiken wie den Protestanten verfolgt wurden. Sie selbst nannten sich und nennen sich Huterische Brüder - nach Jakob Huter aus dem Pustertal, der den aus den Alpenländern, aus Schlesien und der Pfalz nach Mähren geflohenen Täufern eine straffe Organisation ihres Gemeinschaftslebens gab. Die "Gmundener Rechenschaft", ihr Glaubensbekenntnis, wurde vom Schlesier Peter Riedemann im Gmundener Gefängnis verfasst.
Immer wieder gab es aber auch Grundherrn, die sie aufnahmen und ihnen Schutz boten, nicht zuletzt wegen der wirtschaftlichen Vorteile, die man aus dem großen Fleiß und dem handwerklichen Können der Täufer ziehen konnte. Das wichtigste Zufluchtgebiet waren zunächst die Güter der Liechtenstein in Südmähren um Winternitz. In Südmähren entstanden bis Ende des 16. Jahrhunderts nahezu 100 Haushaben mit etwa 40 000 Täufern. Ein Vertreter des Täufertums war Andreas Fischer. 1529 zog er von Kremnitz nach Leutschau. Vorübergehend vom Magistrat aus der Stadt verwiesen, konnte er zurückkehren. Während eines Aufenthaltes in Schmöllnitz wurde er von Hans Katzinaer, dem Oberhauptmann Oberungarns, gefangen genommen und zeitweise in der Festung Csicsva interniert. Er predigte in der Zips und im Komitat Gemer, wo er die Adelsfamilie der Csitneki gewann. Der große Erfolg Fischers ließ Ferenc Bebek, den Obergespan, aktiv werden, 1532 belagerte er Csetnek. Fischer verlegte seine Tätigkeit zu seinen Glaubensbrüdern in Mähren. Als er nach Gemer zurückkehrte wurde er verhaftet und von den Mauern der Burg Krasznohorka in die Tiefe gestürzt. Auch in Mähren wurden die Täufer zeitweise verfolgt, etwa nach 1547, der Niederwerfung des böhmischen Aufstandes.
Die Täufer lebten in gemeinschaftlich geführten Haushaben (davon "Habaner") oder Bruderhöfen. Solche Bruderhöfe gab es neben Mattersburg auch in Kobersdorf und Kittsee. Die Habaner waren außerordentlich tüchtige Handwerker, Zimmerleute, Dachdecker, Müller, Hafner, Mühlenbauer, Messerschmiede, Buchbinder... Wegen ihrer Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit wurden sie auch gerne als herrschaftliche Verwalter, Kastner, Gärtner usw. angestellt. Neben ihrer Redlichkeit waren es die modernen Methoden in der Landwirtschaft, in den Großbetrieben des Täufergemeinden entwickelt, die sie qualifizierten. Auch brüderliche Ärzte und Bader, Hebammen und Ammen hatten einen sehr guten Ruf.
Unter den Täufern gab es keine Analphabeten, sie hatten ein reiches religiöses Schrifttum (Chroniken, Gesangs- und Gebetbücher - alle handgeschrieben -, Arzneibücher ...).
Besonders berühmt wurden sie für die Herrstellung von Fayencen. 1580 mussten die "Novo-Christiani" vor der Inquisition in Faenca die Flucht ergreifen. Auch sie wandten sich nach Mähren. Dort könnten sie mit ihrem Fachwissen die berühmte "Habaner-Keramik", die bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts erzeugt wurde, beigetragen haben. Allerdings dürften nicht sie die Methoden der Habaner - Keramik nach Mähren gebracht haben. Im 16. Jahrhundert blühte auch schon in Südtirol, dem Herkunftsgebeit vieler "Huterischer", die Majolica - Herstellung.
Die Batthyány hatten offenbar später gute Beziehungen zu den Habanern. 1603 wurde eine Gruppe von mährischen Wiedertäufern in den Batthyány - Besitzungen aufgenommen. 1616 etwa kam Jakob Bauer aus Schaikowitz, der Vorgestellte der gesamten Habaner Zimmererhandwerker, nach Schlaining und Güssing um bevorstehende Arbeiten zu besprechen.1617 ließ sich eine Gruppe von Täufern, aus Zistersdorf vertrieben, in den Batthyany - Herrschaften nieder. Sie lebten verteilt in Güssing, Schlaining und Rechnitz. Nach der Vertreibung der Täufer aus Mähren 1622 nützte Franz Batthyány, der über seinen Verwalter Kolopacher gut informiert war, die Chance, um die geschätzten Handwerker auch in seine Herrschaften zu holen. In einer Chronik der Huterischen Brüder wird zum Jahr 1632 der Tod eines Lorenz Putz erwähnt, der 9 Jahre lang in "Kissingen" - wahrscheinlich in Güssing - als Diener des Wortes, also als Prediger gewirkt hatte. Nach der Vertreibung aus Mähren 1622 könnte also eine ganze Gruppe von Habaner nach Güssing gekommen sein. Franz Batthyány holte eine Gruppe von 48 Personen auf seine Besitzungen. Diese stammte wahrscheinlich von den mährischen Bruderhöfen Maskovitz und Alexowitz. Sie wurden in Davidhaza an der Zala, das zur Herrschaft Güssing gehörte, angesiedelt. Dort erbauten sie einen Bruderhof, in dem 30 Menschen lebten. Batthyany erlaubte ihnen einen Lehrer (Pfarrer), einen Hauswirtschaftsführer, einen ASchulmeister ...Sie hatten das Recht auf Bestrafung der eigenen Gemeindemitglieder. In der Folgezeit tauchten in den Quellen immer wieder Täufer auf, etwa 1637 der Zimmermann Christoph Hyrzl oder der Beschließer Balthasar (Waldhauser), der Gärtner Michael von Brünn, der in Schlaining lebte. In Güssing gab es einen brüderischen Hafner namens Kasper Potzmann. Nach der ältesten Chronik der Hutterischen Brüder starb 1662 der schon erwähnte Bruder Lorentz Puz, ein "Diener des Worts", in Gissingen", wahrscheinlich in Güssing. Der Müller Lorenz Putz wurde 1612 zum "Diener des Wortes" gewählt und 1614 nach der ordnungsgemäßen Probezeit in Neumühl in Mähren in seinem Amt bestätigt. 1622, im Verlauf der Vertreibung aus Mähren, zog er auf die Batthyanyschen Güter. Er war wahrscheinlich in Davidhaza tätig und betreute auch die in Güssing, Stadtschlaining und Rechnitz lebenden Brüder. Diese lebten nicht auf Bruderhöfen, sondern unter den anderen Dorfbewohnern, Nach 1662 hören die Nachrichten über sie auf. Es ist ungewiss, ob sie abzogen oder Katholiken wurden.
Palatin Thomas Nadasdy setzte 1548 - 1562 in seinen Herrschaften Lockenhaus, Deutschkreutz und Sárvár täuferische Zimmerleute, Zinngießer, Binder und Mühlenbauer ein. 1547 wurden die Täufer in Mähren verfolgt. Vermutlich lebten Täufer in Ödenburg, von wo aus sie als Handwerker auf die Nadasdy - Güter gerufen wurden. Eine Rolle bei der Zuwanderung könnte nach Prickler auch die Familie Nyáry aus Oberungarn gespielt haben. Franz Nyáry war 1543 Hauptmann im Heer Nadasdys, war mit diesem persönlich befreundet und hatte ein Stadthaus in Ödenburg.
Im Bereich des mittleren und nördlichen Burgenlandes gab es Bruderhöfe in Kittsee, Mattersburg und Kobersdorf. Schriftliche Nachrichten über sie gibt es aber erst aus dem 18. Jahrhundert, als keine Wiedertäufer mehr in ihnen wohnten. Ohne Zweifel wurden sie aber ebenfalls um 1522 gegründet. Kobersdorf und Kittsee gehörten damals der Familie Listy. In Kittsee bekamen die Brüder einen Bauernhof mit einem ganzen Lehen zur Verfügung gestellt. 1647 bestand noch die Haushabe. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden die Brüder wahrscheinlich katholisch. Die Auflösung des Kobersdorfer Bruderhofes dürfte zur Zeit der Rehatholisierungsbemühungen des Grafen Kery um 1670 erfolgt sein. Der Bruderhof stand unterhalb des Schlosses, bei der Schlossmühle (Sägemühle), die wahrscheinlich ebenfalls zum Bruderhof gehörte. Ein Inventar aus dem Jahre 1721 lässt noch deutlich die Anlage des Bruderhofes erkennen. Er bot für mindestens 8 Familien Raum. Er stand im Bereich des heutigen Schwimmbades bzw. der Hauptschule. Später verfiel er. Auch in Landsee waren drei bis fünf brüderische Zimmerleute in Beschäftigung. Sie gehörten zum Herrschaftspersonal mit fixem, relativ hohem Jahreslohn.
Es ist auffallend, dass im Bereich der Herrschaften Kobersdorf und Landsee in vielen Orten (Stoob, Kobersdorf, Oberpetersdorf, Draßmarkt, Neckenmarkt, Steinberg, Dörfl, Oberloisdorf, Mannersdorf ...) das Hafnerhandwerk blühte. Die brüderischen Hafner könnten zu dessen Aufschwung wesentlich beigetragen haben.
Der Mattersburger Bruderhof wird 1731 anlässlich eines Brandes genannt. Er wurde damals noch von verschiedenen Handwerkern bewohnt. Es gibt Hinweise auf seine Erbauung zwischen 1622 und 1629. Wahrscheinlich zog Nikolaus Esterházy beim Ausbau der Burg Forchtenstein brüderliche Handwerker heran. 1640 und 1647 etwa werden "brüederische Zimberleuth" erwähnt. Georg Peyker war 1654 zusätzlich Pächter der in Neudörfl wahrscheinlich ebenfalls von brüderischen Zimmerleuten erbauten Leithamühle. In Mattersburg haben sich auch Weißhafner aufgehalten, die der Herrschaft Kachelöfen lieferten. Eine Rechnung aus 1636 erwähnt den Hafner Andre Gschiechl von Matterstorff, von dem einige schöne Gefäße erhalten sind, darunter ein Humpen mit der ältesten Darstellung der Burg Forchtenstein. 1641 begannen die Ödenburger Jesuiten, auch die Wiedertäufer anzugreifen. Vermutlich wurden sie zunächst noch vom Grundherrn geschützt. Erst Paul Esterhazy galt als Feind der Täufer. 1660 verlangte er deren Vertreibung aus ganz Ungarn. Die Mattersburger Haushabe dürfte schon um 1652 aufgelassen worden sein. Der Bruderhof war ursprünglich ein Freihaus, dann eine ganze bäuerliche Ansässigkeit, die an die Grundherrschaft zurückfiel und den Brüdern überlassen wurde. Nach der Auflösung der Haushabe wurde er Gemeinde überlassen, die ihn als Gemeindehaus nutzte oder teilweise verpachtete. Der Gebäudekomplex, der später als Bruderhof bezeichnet wurde, wurde erst 1955 abgerissen. Die Töpferei aber, die zahlreichen "Krügler", knüpften aber auch hier wie in Neudörfl wohl an diese brüderliche Tradition an. 1721 baute die Herrschaft in Mattersburg, am oberen Ortsende zwischen den zwei Mühlen, ein Krüglerhaus. Dieses wurde aber schon 1739 verkauft. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden zahlreiche Hafnermeister erwähnt, darunter viele Weißhafner. Einer von ihnen, Leopold Ziegler, errichtete 1818 eine Steingutfabrik. Mattersburg war der Zunftsitz der Hafner der Herrschaften Forchtenstein und Eisenstadt.
Als auch in Mähren die Verfolgungen einsetzten, 1622, nach der Schlacht am Weißen Berg, auf Anordnung Kaiser Ferdinands II. durch den mährischen Landeshauptmann, Kardinal Dietrichstein, ließen sich viele Täufer im nordwestlichen Ungarn, in den Komitaten Trentschin, Neutra und Pressburg nieder. Neues Zentrum wurde Sobotischt. Die evangelischen Magnaten Kaspar Illyéshazy und Stanislaus Thurzó siedelten Täufer an. Einige wurden auch in Ödenburg und auf den Besitzungen der Nádasdy aufgenommen. Der Reichstag von 1548 verordnete zwar ihre Austreibung, doch konnten sie sich zunächst behaupten. Ihr Ältester Peter Riedemann starb 1556 in Brockó (Komitat Neutra). Der Reichstag von 1578 setzte für sie die doppelte Besteuerung fest, um sie zu vertreiben. Auch diese Maßnahme hatte keinen Erfolg. Willkommen waren die Täufer in Siebenbürgen. Gabor Bethlen siedelte sie 1622 in Wintz (Alvinc) an. Erst im Zeitalter Maria Theresias wurden sie auch dort unter Druck gesetzt. Die oberungarischen Täufer konnten sich etwa eineinhalb Jahrhunderte in Oberungarn relativ friedlich entwickeln. Ihre außerordentliche wirtschaftliche Tüchtigkeit setzte der Gemeinschaft aber zu, lockerte sie auf und führte zum "Abfall" mancher Täufer. Die Siebenbürger Täufergemeinden wurden durch 1755 aus Kärnten vertriebene Protestanten gestärkt. Als Maria Theresia auch dort die gewaltsame Rekatholisierung anordnete zogen die Täufer in die Moldau und Walachei. 1770 konnten sie mit Hilfe eines russischen Generals auf die Güter des Grafen Rumjanzew-Sadunajsky nach Wischentza übersiedeln. Die Täufer aus Oberungarn, die noch nicht der Rekatholisierung erlegen waren, folgten ihnen. In Südrussland, etwa auf der Krim, entstanden blühende Täufergemeinden, Erst die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht - die Täufer verweigerten jeden Militärdienst, das Tragen von Waffen und Uniformen - zwang sie zur Auswanderung in die USA, nach Süddakota und später auch nach Kanada. Dort bilden sie auch heute noch erfolgreiche und wachsende Gemeinschaften.
Auch noch nach der Katholisierung der in Ungarn verbliebenen Brüder wurde "Habaner - Geschirr" erzeugt. "Brüderisches Geschirr" gab es im 17.und 18.Jh.in vielen Haushalten. Es scheint, dass auch das Töpferhandwerk etwa in Stoob und Oberpetersdorf stark von den Habanern geprägt wurde.