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Besonders heftig verliefen die Auseinandersetzungen um den Glauben  in den wohlhabenden Weinbauerndörfern und Märkten rund um den Neusiedler See. Als Beispiel seien die Ereignisse in Donnerskirchen etwas genauer geschildert.

Dort trat 1582 der bekannte flacianische Prediger Johann Hauser den Abgesandten des Klosterrates stolz entgegen und sagte, daß er vom Kaiser nicht berufen wurde, daher auch nicht abgesetzt werden könne. Wenn der Kaiser auch über seinen Leib seine Herrschaft ausüben könne, über seine Seele habe er keine Gewalt. Er blieb und der eingesetzte katholische Pfarrer musste vor der aufgebrachten Bevölkerung fliehen, ebenso wie in Schützen, Purbach, Oggau... Ortsrichter, Geschworene und Schulmeister standen voll und ganz hinter ihrem Pfarrer. Der mutigste Widerstand aber nützte nichts, die Pfarrer wurden in das gesetzliche Abseits gedrängt .Auch Hauser musste schließlich gehen, denn selbst der Verwalter der Herrschaft war nicht mehr in der Lage, ihn zu schützen. Andererseits war es aber nahezu unmöglich, für diese flacianischen Gemeinden geeignete katholische Priester zu finden. Selbst wenn sie guten Willens waren, die Bevölkerung machte ihnen das Leben sehr schwer. "Die schwere Aufgabe eines neuen Priesters in protestantischen Gemeinden erforderte... .Charakterstärke, moralische Festigkeit, Ausdauer und Verständnis; wenige Priester gab es aber zu dieser Zeit, welche all diese Eigenschaften mitbrachten." (Sinowatz,S.55)

Offenen Widerstand gegen den Pfarrer gab es in Oggau, Müllendorf, St.Georgen, Mattersburg. Kein katholischer Pfarrer konnte in Purbach, Forchtenau, St.Margarethen, Breitenbrunn und Illmitz-Apetlon Fuß fassen. Selbst solche Bevölkerungsgruppen, die bereit waren, katholisch zu werden, etwa zugezogene Kroaten, wurden von der Mehrheit unter Druck gesetzt (z.B. in Oggau). Die Kommission des Klosterrates erhielt in Donnerskirchen nicht einmal die nötigste Nahrung. Nach der Vertreibung des Pfarrers sprang sofort der Schulmeister ein und predigte im lutherischen Geist. Erst 1590 fasste ein katholischer Pfarrer Fuß, hatte aber nur wenige Zuhörer,die sofort in große Gefahr gerieten. Die Ortsbewohner hörten weiterhin die Predigten des Schulmeisters Wolf Dietrich. Ein heftiger Streit entbrannte. Dem katholischen Pfarrer wurden alle Untugenden nachgesagt und die Gemeinde meinte, dass sie "...vill Jahre hero mit sollchen seelsorgern versorgt worden, welche nit allein ergerlichen lebens getrieben, den gmeinen mann und der jugendt böse exempel vorgebildtet, sondern in Unzucht schwelgen und sauffen, schlemmen und derlei laster umgeben gewest..." Sie forderten einen anständigen Pfarrer, nicht solche, welche "...nur Under dem Schein der Catholischen lehr den eignen nutz suchen..." (Sinowatz, S.75).

Die Auseinandersetzungen arteten schließlich in Tätlichkeiten gegen den Pfarrer aus. Der Kaiser drohte schließlich die Einziehung der Güter an. Das hatte aber nicht die gewünschte Wirkung. Die Bevölkerung bekannte sich nun nahezu einmütig und offen zum Protestantismus. Jedes einzelne Familienoberhaupt wurde befragt, zwei Drittel, darunter der Richter und die Geschworenen, erklärten sich für evangelisch, die anderen versuchten, sich herauszureden - wofür sie dann von der Mehrheit boykottiert wurden. Die Kommission stellte fest: "...In Summa sind die Thunnerskirchner... in Iren Irrthumb so verstockht, das schwerlich auch der unschuldigste Catholische Priester wan ers Inen nit mache wie sy es für guet und recht erkhandten und halten, bei inen was fruchtbarliches verrichten wirdt, im fall die Vorgeher, als Richter, Geschworene und etliche andere... mit mehreren enst zum Gehorsamb angehalten und gebracht werden..." (Sinowatz,S.78) Ein Geschworener wurde verhaftet, die übrigen Mitglieder der Gemeindeverwaltung ausgewiesen. Die Gemeinde aber gab nicht nach, auch der neue Richter erwies sich als eifriger Protestant. Nach vielen Jahren wagte der katholische Pfarrer eine Fronleichnamsprozession: die wenigen Teilnehmer wurden von der Ortsbevölkerung geschlagen. Im Jahre der Visitation, 1597, hatte der Ortspfarrer zwei Kommunikanten. In der Folgezeit war die lutherische Hochburg Donnerskirchen zumeist ohne Pfarrer.

 

 

 
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