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Die Ereignisse des Jahres 1532 zeigen bereits einige "Eigenheiten" des Türkenkampfes auf, die auch später immer wieder sich bemerkbar machten. Zunächst ist festzuhalten, dass die Fronten keineswegs so eindeutig verliefen, wie die spätere patriotisch-österreichische Geschichtsinterpretation es darstellte. Steinamanger etwa war im Lager Szapolays. Noch vor der Ankunft des türkischen Heeres etwa führten Jurischitsch, der Pfandinhaber und Burghauptmann von Güns, Hans von Weispriach (Kobersdorf und Landsee) und Ehrenreich von Königsberg (Bernstein) eine prokaiserliche "Expedition" gegen Steinamanger. Auch Peter Erdödy,der Inhaber der Herrschaft Eberau, gehörte mit seinem Bruder, dem Bischof von Agram, zu Zapolyais Anhang und damit zu den Verbündeten der Türken, ebenso wie die Familie Kaniszai.

1532 brach das türkische Heer unter Süleyman gegen Wien auf. Es bestand aus etwa 80 000 Kriegern und insgesamt etwa 100 000 bis 110 000 Mann, dazu kamen die etwa 10 000 leichten Reiter, die "Renner und Brenner" des Tatarenkhans. Um Wien versammelte sich im Laufe des Jahres ein christliches Heer von ebenfalls etwa 80 000 Mann, überwiegend Reichstruppen, die aber die "Grenzen Ungarns" nicht überschreiten durften. Ihre Bereitstellung wurde möglich, weil die kleine Festung Güns die riesige türkische Armee so lange aufhielt...

Schon beim Aufmarsch hatten die Türken große Probleme: starke Regenfälle, Verpflegungs- und Futtermangel verzögerten ihn; diesseits der Raab trafen sie auf ersten Widerstand. Am 5.August traf die türkische Armee vor Güns ein. Die Belagerung sollte bis 30. August dauern. Damit kam eine Belagerung Wiens nicht mehr in Frage. Nikolaus Jurischitsch, ein Adeliger kroatischer Herkunft, verteidigte die Burg. Gleichzeitig wurden auch Sárvár und Schlaining belagert. Schlaining wurde aber schon am 14. August mit Hilfe des Steirers Siegmunds von Weichselberg entsetzt, der zusammen mit Wilhelm von Polheim und Hans von Ungnad, dem Obersten Feldhauptmann Innerösterreichs, in die Kämpfe eingriff. Auch die Belagerung von Sárvár konnte gesprengt werden, durch Reiter Batthyánys aus Güssing. Das Standhalten von Güns hatte weitere Schwierigkeiten im türkischen Heer zur Folge: die Janitscharen, offenbar schlecht verpflegt, meuterten. Aber auch die christlichen Gegner waren keineswegs einig. So wie später noch oft im Verlauf der Türkenkriege gab es Streit um Zuständigkeiten und Vorrang, der Sold konnte nicht ausbezahlt werden, Soldaten und Bauern lagen einander in den Haaren, die Stadtbürger protestierten gegen die Aufnahme der Bauern in der Stadt, die Bauern waren mit den untätigen Herrn unzufrieden und wurden unruhig...

Am meisten zu leiden hatte die Umgebung von Güns. Die Verwüstungen waren groß, viele Dörfer wurden zerstört. Mit der Belagerung von Güns war aber der große Türkenzug von 1532 noch nicht abgeschlossen. Es gelang den Türken, einen Vormarsch nach Linz vorzutäuschen, ein Teil der Kaiserlichen setzte ihnen nach. Während dessen marschierten die Türken durch das südliche Niederösterreich und kehrten über die Steiermark nach Ungarn zurück, wobei sie riesige Zerstörungen anrichteten und große Beute machten.

 

 

 

 

 
 

 

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