Vera Zsimanyi beschreibt in ihrem Beitrag zur Festschrift Schlaining das System des Gefangenenaustausches recht anschaulich:
"Gefechte mit den Türken fanden auch in den so genannten Friedensjahren statt. Beide Seiten bemühten sich, bei dieser Gelegenheit, Gefangene und Beute zu machen. Die geraubten Güter (Pferde, Waffen) und Gefangenen wurden dann auf einem regelrechten Militärmarkt, dem so genannten „Verschleudern", verkauft. Den Oberkommandanten und Offizieren standen von vorne herein die Beute und ein Drittel der Gefangenen zu; darüber hinaus kauften sie aber noch weitere Gefangene von den einfachen Soldaten, die diese nirgendwo halten und bewachen konnten. So kamen viele türkische Gefangenen in die Burgen von Güssing, Rechnitz und Schlaining. Es kam zu folgender Vereinbarung: Stammte der Gefangene aus einer wohlhabenden Familie, so konnte man ihn je nach Rang und „Wert" für eine kleinere oder größere Summe freikaufen. Meist war aber der Gefangene selbst gezwungen, das Lösegeld zusammenzubetteln. Wenn seine Kameraden für ihn die Haftung übernahmen, das heißt unter ernsthafter Strafandrohung - zum Beispiel Abschneiden eines Fingers oder Ohrs, Herausziehen eines Zahns oder wöchentliches Durchprügeln - sich verbürgten, dass der zum Betteln zu entlassende Kamerad zurückkehren wird, dann erhielt er vom Hauptkommandanten oder einem seiner Offiziere einen regelrechten Bettelbrief. Bei Vorzeigen dieses Ausweises ließen sowohl die türkischen als auch die ungarischen Stellen den Unglücklichen in Frieden weiterziehen. Sie störten ihn dabei nicht, die für die Befreiung nötige Geldsumme oder den übrigen Pofel (Steinsalz, Waffen oder begehrte türkische Luxuswaren wie Saffianleder, Teppiche, teure Stoffe usw.) ratenweise zu sammeln. Manchmal hatten einige vier bis fünf oder sogar auch zehn Bettelstrecken zurückzulegen, bis sie das ganze Lösegeld aufbringen konnten. Wenn jemand seine Kameraden, die für ihn die Haftung übernommen hatten, im Stich ließ und nicht zurückkehrte, wurde das entlang des ganzen Grenzfestungsgebietes verbreitet und jener von beiden Seiten gejagt. Wurde er gefunden, nahm man ihn gefangen.
Dieses erbarmungslose, aber wirkungsvoll funktionierende System wurde gegenseitig praktiziert. Die in türkische Kriegsgefangenschaft geratenen Christen erwartete dasselbe Schicksal. Den um ihren Sold bettelnden, vorübergehend freigelassenen Gefangenen Almosen zu geben, war von Seiten der Moslems und der Christen eine religiöse und menschliche Verpflichtung. Auch die Familie und Freunde des Gefangenen bemühten sich, ihm zu helfen. Im Umgang mit den Gefangenen bestand eine gewisse Gegenseitigkeit. Wenn die Türken ihre christlichen Gefangenen besonders quälten, wurden auch die in den batthyányschen Burgen gehaltenen türkischen Gefangenen verprügelt oder ihnen die Lebensmitlelportionen gemindert, so lange die Türken die christlichen Gefangenen nicht besser behandelten.
Im Frieden von Adrianopel (1568) wurde verankert, dass Flüchtlinge von keiner der beiden Seiten zurückgegeben werden müssten, wenn sie mit Hilfe Gottes glücklich freikamen. Da viele ein kümmlerliches Schicksal erwartete, versuchten sie zu flüchten. Aus diesem Grund ergriffen türkische Gefangene im November 1642 aus der Burg Schlaining die Flucht. Der Fall wird folgenderweise vom Verfasser einer das gutsherrliche Privatheer behandelnden Monographie beschrieben: Bei ihrer Aktion mag jemand geholfen haben, da es schwer vorstellbar wäre, dass 38 Gefangene auf einmal aus dem Kerker ausbrechen und die Wärter überfallen könnten. Sie mögen auch zu Waffen gekommen sein, da sie sich der alarmierten Wache widersetzten, welche trotz Verwundung einige der Ausbrecher gefangen nehmen konnte. Mehrere versuchten zu flüchten und ließen sich aus der Burg an einem Seil herab. Die Soldaten folgten ihnen aber auf den Fersen und brachten alle zurück. Die restlichen Flüchtlinge wurden vom alarmierten Burggesinde gefangen genommen. Die Aktion der Gefangenen hatte eine ernsthafte Vergeltung zur Folge. Jene, die während des Ausbruchs nicht verletzt wurden, erhielten 300 bis 400 Stockschläge. Fünf von denen wurden so sehr verprügelt, dass sie bald danach an ihren Verletzungen starben. Weitere vier Flüchtlinge, die während des Ausbruchs verwundet worden waren, erlagen ebenfalls ihren Verletzungen.
Im westlichen Teil Transdanubiens wurden die meisten türkischen Gefangenen auf den Burgen der Batthyánys bewacht. Während für 1589 erst 43 Personen angeführt werden, saßen zwischen 1641 und 1650 in den Burgen von Güssing, Schlaining, Rechnitz und Bernstein insgesamt schon 260 türkische und raizische Gefangene (Serben) im Kerker. Unter ihnen befanden sich sowohl Offiziere als auch gemeine Soldaten, Personen, die gebrandschatzt oder auch nicht gebrandschatzt hatten, die verkauft oder verschenkt sowie von ungarischen Kriegern gegen Pferde oder Salz eingetauscht worden waren. In den späteren Jahrzehnten nahm deren Zahl ab, doch wurden zum Beispiel in Schlaining auch noch 1706 türkische Gefangene bewacht, die ihr Lösegeld noch nicht bezahlen konnten."
Die Sklaverei wurde in den habsburgischen Ländern sanktioniert. Ende des 16. Jahrhunderts hatte die kaiserliche Hofkammer bestimmt, dass gefangene Türkinnen und Türken wie "fahrendes Habe" zu behandeln seien. Mit ihnen durfte also auch Handel getrieben werden.
Gefangene Türken wurden auch zur Zwangsarbeit eingesetzt. So berichteten etwa ein Soldat und zwei Jahre später einige Schweizer Kavaliere, die von Wien aus einen Dreitagesausflug unternahmen, aus Raab, dass dort die gefangenen Türken in einem Kellerverlies auf dem Hauptplatz gehalten wurden. Untertags wurden sie herausgeholt und mussten in Ketten Arbeiten an der Stadtbefestigung errichten. Besonders interessant ist der Reisebericht des französischen Geistlichen Charles Le Maistre, der Augenzeuge der Schlacht von Mogersdorf war. Er war Jansenist, also Anhänger einer reformkatholische Richtung und hatte vor allen wenig Sympathien für die Jesuiten, gegen die er auch in Ungarn belastendes Materual sammelte. Er bekam Kontakt zum radikalen Protestanten und magyarischen Nationalisten Istvan Vityédy, Notar in Ödenburg. Le Maistre besuchte ihn dort und wurde Zeuge des Einsatzes türkischer Zwangsarbeiter beim Bau von Vityedys prächtigen Barockpalais in der Georgsgasse. Sehr zum Ärger der Ödenburger, die den Notar, "den groben Ungarn", auch wegen seiner politischen Umtriebe und seines arroganten Auftretens - er forderte von der Stadt Gratislieferung der Baumaterialien - nicht mochten. Vytnyédy war Organisator und treibende Kraft in der "Magnatenverschwörung", was für die Stadt schwerwigende Folgen haben sollte. De Maistre berichtet außerdem von einer jungen und sehr schönen türkischen Sklavin im Hause Vitnyedys. Sie war während des Wintefeldzuges 1663/64 in Gefangenschaft geraten, da sie von ihren Angehörigen zurückgelassen werden musste, weil sie im Wochenbett lag. Vitnyedi vermutete eine vornehme Herkunft, konnte darüber aber angeblich nichts in Erfahrung bringen. Die Türkin wurde bevorzugt behandelt, während der Nacht nicht eingesperrt und gut versorgt, musste aber Vittnyedys Sohn die türkische Sprache beibringen.
Natürlich gab es immer wieder Versuche, gefangene Türken zu Christen zu machen. Diese waren eher selten erfolgreich. Prinzipiell mussten solche Konvertiten freigelassen werden, blieben aber nicht selten von ihren früheren Besitzern abhängig. Man findet sie gelegentlich im herrschaftlichen Personal, etwa als Trabanten oder Kutscher. Zwangstaufen wurden nur selten vorgenommen. Erst während der Befreiungskriege nach 1683 fielen den Christen viele türkische Kinder in die Hände, die dann getauft und christlich erzogen wurden. In Ödenburg etwa sind viele solche Fälle überliefert. Adelige und angesehene Bürger traten als Taufpaten in Aktion.