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1241 kam es für Ungarn zu einer furchtbaren Katastrophe: Das ungarische Heer erlitt bei Mohi eine schwere Niederlage gegen die Mongolen. König Bela IV. (1235-1240) konnte nur mit Mühe fliehen. Er ging zunächst nach Österreich, nach Hainburg und Wr.Neustadt, wo er Herzog Friedrich II., den er die westungarischen Komitate verpfändet hatte, um Hilfe bat. Dann wandte er sich über Ödenburg und Güns nach Agram. Dort forderte er den Westen und den Papst zur Hilfeleistung für das bedrängte Ungarn auf.

Inzwischen hatten die Mongolen auch Westungarn erreicht. Sie plünderten und verwüsteten das offene Land. Nur wenige Burgen konnten sich halten (Wieselburg, Ödenburg, Eisenburg, Güns, Lockenhaus...), vor allem jene, die schon in moderner Steinbauweise errichtet waren. Sogar Wiener Neustadt wurde belagert und mongolische Scharen gelangten bis in das niederösterreichische Alpenvorland. Erst der Tod des Großchans und die der Abzug der Mongolen aus dem Karpatenbecken beseitigte diese Gefahr.

Friedrich II. der Streitbare aber gab trotz der nicht erbrachten Hilfeleistung die westungarischen Komitate nicht heraus. Man darf dabei nicht vergessen, daß die Grenzherrschaften auch zuvor schon heftig umstritten waren. Westungarische Herrn hatten immer wieder Anlehnung an die Babenberger gesucht. Bela IV. aber war nach seiner Rückkehr keineswegs bereit, auf die drei Komitate zu verzichten. Er eroberte zunächst Ödenburg zurück. Am 15. Jini 1246 kam es schließlich zur entscheidenden Auseinandersetzung an der Leitha, die Friedrich II. das Leben kostete.

Die Jahre von 1246 bis 1260, bis zur Schlacht von Kroissenbrunn, in der sie Ungarn eine schwere Niederlage erlitten und endgültig auf ihre Ansprüche am Babenberger Erbe verzichten mußten, waren auch für Westungarn eine äußerst unruhige Zeit. Im Frieden von Ofen 1254 war ja die Steiermark zunächst an Ungarn gefallen. Erst in Ofen verzichtete Bela von Ungarn. Ab 1260 verbesserten sich die Beziehungen zwischen Ungarn und Böhmen/Österreich entscheidend. Herzog Belá, der jüngere Sohn des Königs von Ungarn, wurde mit einer Nichte Ottokars verlobt. Ottokar selbst hielt um die Tochter Belas IV., Margarethe, an, nachdem er seine Babenbergergemahlin, die ebenfalls Margarethe hieß, verstoßen hatte. Die Ungarin aber weigerte sich, sie blieb lieber im Kloster. So heiratete Ottokar Kunigunde, eine Enkelin Belas IV. 1264 wurde auf dem "weiten Feld" bei Kittsee Hochzeit zwischen dem Kronprinzen Bela und der Nichte des Böhmenherzogs gefeiert.

Als Bela IV. starb und sein Sohn Stefan V. (1271-1272) folgte, lebten die heftigen Kämpfe an der Grenze aber wieder auf. Denn dieser Thronfolge waren schwere innere Auseinandersetzungen mit dem Vater vorausgegangen, in denen die westungarischen Herrn in der Partei Belas IV. kräftig mitgemischt hatten. Der alte König hatte vorausgeahnt, daß sein Sohn versuchen würde, Rache zu nehmen. Er hatte daher Ottokar verpflichtet, notfalls seine Anhänger unter seinen Schutz zu nehmen. Nunmehr griffen die Westungarn nach dieser Möglichkeit, allen voran die Güssinger - allerdings anders als geplant. Sie unterstellten nämlich ihre Herrschaften dem Böhmenkönig.

Der Tatareneinfall war für Ungarn eine Katatstrophe. (Niederlage des ungarischen Heeres im April 1241 bei Mohi am Sajó). Die Tataren kamen bis in das westliche Ungarn, eroberten Raab und Wieselburg und verwüsteten die gesamte Region. Friedrich II. der Streitbare, dem König Bela IV. die drei westungarischen Komitate verpfändet hatte, konnte nichts gegen sie unternehmen. Der Tatareneinfall hatte zu Folge, dass König Bela IV. im ganzen Land den Burgenbau förderte. So entstanden etwa auch Befestigungen in Purbach und wahrscheinlich auch in St. Mararethen und die Burg Roy. Nach dem Abzug der Tataren kam es zu Grenzkämpfen. Die Ungarn fielen 1246 in Österreich ein, wurden vor Wr. Neustadt geschlagen, aber Herzog Friedrich der Streitbare fiel in dieser Schlacht. Kaiser Friedrich II. versuchte, die Babenbergerländer zu erwerben. Der Papst versuchte dies zu verhindern und machte Bela IV. Hoffnung auf den Erwerb der Babenberger Länder. Aber auch Ottokar II. von Böhmen und Markgraf von Mähren trat als Bewerber auf. Gegen ihn wurde Bela IV. von Gertrude von Babenberg zur Hilfe gerufen. Bela besetzte Wien und versuchte den mit Gertrude vermählten Roman von Halic zum Herzog zu machen. Ottokar konnte sich auf eine starke Anhängerschaft im österreichischen Adel stützen. Die Kurie vermittelte 1254 den Frieden von Ofen, in dem Ottokar Österreich, Ungarn die Steiermark erhielt.

Bela IV. ernannte Stefan I. von Gutkeled zum Herzog von Slawonien und 1254 auch zum Hauptmann der Steiermark. 1258 aber revoltierten die Steirer gegen die ungarische Herrschaft und vertrieben diese. 1259 musste das Land endgültig aufgegeben werden. 1270 wurden die Ungarn bei Kroissenbrunn besiegt.

1270 bestieg Stefan V. den ungarischen Thron. Er war mit einer Kumanin verheiratet. Joachim Gutkeled wurde Banus von Kroatien und Slawonien. Er wurde mit der Tochter des Roman von Halics und der Gertrud von Babenberg verheiratet. Er war an der Entführung des zehnjährigen Prinzen Ladislaus beteiligt und verlor deshalb seine Ämter. Nach dem Tod Belas IV. kam es unter Stefan V. zu heftigen inneren Konflikten. Vor allem im mächtigen westungarischen Adel gab es Widerstand. Mehrere ungarische Große flohen zu König Ottokar von Böhmen und übergaben diesem ihre Burgen. Ottokar konnte sich in Westungarn festsetzen und bekam die Grenzburgen Preßburg, Wieselburg, Ödenburg und Eisenburg in seine Hand. Die Folge war ein Verwüstungskrieg. Stefan V. fiel in Österreich ein, Ottokar antwortete im März 1271 mit einem Einfall in Ungarn. Um Purbach kam es zum Kampf. Der ungarische König hatte zuvor Purbach dem Nikolaus, Sohn des Arnold von Buzad- Hahold entzogen, da er zu den Rebellen gehörte. Er übergab Purbach Ponyit aus dem Geschlecht Miskolc. Der Ort wurde von Zsidó , Sohn des Zsidó von Millej, verteidigt. Als die Österreicher angriffen wurde Zsidó von zwei Pfeilen und einem Speer verletzt, verlor zwei seiner Verwandten und acht Knechte, konnte den Angriff aber abwehren.Auf Seiten der Angreifer fiel Haywar, Bruder des Otto von Haslau, die "Blüte der Ritterschaft". 50 Ritter und zahlreiche Knechte blieben auf dem Schlachtfeld. Es wurde ein Friede geschlossen, die Burgen der Güssinger wurden besetzt. Aber schon 1273 brach der Krieg wieder aus.Ottokar stieß bis zur Raab vor und zerstörte die Befestigungen von Leithaprodersdorf, Purbach und St. Margarethen. Die Güssinger schlossen sich Ottokar an, Joachim von Gutkeled stand auf ungarischer Seite.

Nach dem Tod König Stefans V. kehrte Heinrich von Güssing nach Ungarn zurück und regierte zusammen mit Joachim von Gutkeled das Land. Die Königin konnte jedoch die Macht an sich bringen und enthob Joachim aller seiner Ämter. 1277 fiel er in einem Blutrachekampf. Zuvor war er noch am Bündnis Ladislaus IV. (1273- 1290) mit Rudolf von Habsburg beteiligt, das zur Vernichtung Ottokars bei Dürnkrut führte.

1289/90 führte Herzog Albrecht von Österreich seinen großangelegten Feldzug gegen Ivan von Güssing und seine Verbündeten durch. (Güssinger Fehde).Er besetzte zunächst erhebliche Teile Westungarns, 1287 Preßburg und Tyrnau, 1289 von Ungarisch Altenburg über Ödenburg bis Güns und Pnkafeld. 1290 wurde Ladislaus IV. "der Kumane" ermordet. Albrecht erhob Anspruch auf die ungarische Krone, konnte sich aber nicht durchsetzen. Andreas III. aus einer Nebenlinie der Arpaden wurde zum König gekrönt. Da Albrecht die westungarischen Burgen nicht räumte zog Andreas 1291 bis vor Wien. Im August 1291 wurde in Hainburg Frieden geschlossen, das ganze Gebiet kam wieder an Ungarn. Einige Burgen, vor allem die der Güssinger, mussten niedergerissen werden.

Im Kampf der Anjous um den ungarischen Thron nach dem endgültigen Aussterben der Arpaden schlossen sich ihnen die Güssinger an, anders als die meisten Großen. Andreas III.,verheiratet mit Agnes, einer Tochter Albrechts, und Albrecht konnten die Güssinger nicht bezwingen. 1301 starb König Andreas III. Vorübergehend gelangten mit Wenzel III, Sohn des böhmischen Königs Wenzel II., ein Premyslide, auf den ungarischen Thron. Er verzichtete 1305 zugunsten Ottos von Niederbayern, ebenfalls wie Wenzel ein Enkel Belas IV. Er fand in Westungarn breite Unterstützung, durch die Güssinger und andere Adelige, die Siebenbürger Sachsen, die Bürger von Ofen, Gran und Stuhlweißenburg. Gegen die Habsburger, Matthäus Csák, die die Güssinger angriffen, konnte er sich jedoch nicht behaupten. So konnte sich der vom Papst unterstützte Karl Robert von Anjou, der schon 1301 zum König gekrönt worden war, endgültig durchsetzen. Die böhmischen Länder aber erwarben die Luxemburger.

Als Karl I. Robert den Thron bestieg konnte er nur über einen Teil des Landes, die Mitte und den Süden, verfügen. Die Güssinger schon wieder umfangreiche Besitzungen und waren etwa Gespane von Ödenburg. Nördlich der Donau war Matthäus Csák maßgebend. Es gelang Karl Robert jedoch, sich durchzusetzen. Er verbündete sich zunächst mit den Güssingern. Nach der Entmachtung Matthäus Csáks wurde Nikolaus von Güssing Obergespan von Wieselburg und Ödenburg und Schatzmeister. Aber schon 1317 waren die Güssinger an einem Bündnis des Adels gegen den König beteiligt und wurden als Gespane abgesetzt. Von den anderen Adeligen, die sie unter ihre Herrschaft gezwungen hatten, wurden die Güssinger verlassen. 1319 erhoben sich die Güssinger mit Hilfe Herzog Friedrichs von Österreich, wurden aber von den königlichen Truppen bezwungen und ihre Burgen besetzt. Rudolf von Pottendorf trat als Gespan für den Ungarnkönig ein, ebenso die Mattersdorfer ind die Kanizsai. Österreichische und steirische Adelige hingegen unterstützten die Güssinger. 1321 starb Matthäus Csák und damit herrschte Karl Robert uneingeschränkt.

Eine Ausnahme bildete nur das Komitat Preßburg, das der Habsburgerin Agnes, Witwe Andreas III., zugewiesen worden war. Es wurde von ihren Brüdern, den österreichischen Herzögen, verwaltet. Erst nach der Niederlage Friedrichs bei Mühldorf 1322 waren sie zur Herausgabe bereit. Beide Seiten mischten aber weiterhin in Thronstreitigkeiten mit und 1328 brach erneut ein Krieg aus, in dem die Habsburger unterlagen. Sie mussten im Frieden von Bruck a.d.Leitha auf Preßburg, die Murinsel und auf alle Dörfer, Burgen und Städte, die ihre Adeligen und Ministerialen in den Grenzen Ungarns erworben hatten, verzichten. Lediglich den beträchtlichen Weingartenbesitz auf ungarischem Boden durften die österreichischen Städte behalten. 1337 kam es noch einmal zu einem Konflikt zwischen den Nachbarn. König Karl Robert konnte die westunagrischen Aufständischen, die mit den Habsburgern sympathisierten, niederwerfen. Die Güssinger verloren ihre Besitzungen im Grenzgebiet. Iwan von Güssing-Bernstein wurde 1339 unter die österreichischen Landesherrn aufgenommen. Andere Adelsfamilien wie die Kanizsai und die Grafen von St.Georgen - Bösing traten in den Vordergrund.

Österreichische Adelsfamilien fanden in Ungarn immer wieder Zuflucht, wenn sie mit ihrem Landesherrn Probleme hatten. So etwa wurde der Aufstand der Wiener Erbbürger nach der Ermordung König Albrechts von Habsburg von der Ministerialenfamilie der Pottendorfer unterstützt. Nach dessen Scheitern scheinen sich die Pottendorfer zeitweise nach Ungarn zurückgezogen zu haben. 1317 verlieh König Karl I. Robert dem Rudolf von Pottendorf Weingärten in Wolfs und Hausbesitz in Ödenburg. Rudolf hatte sich an der Belagerung Matthäus Csáks in Komorn beteiligt. 1317/18 war Rudolf sogar Obergespan von Ödenburg. Österreichische Herrschaften wie Zillingdorf oder Kirchschlag besaßen aud Dörfer jenseits der Grenze, die Wilfleinsdorfer erwarben Besitz in Hornstein und andere "Australes" im Gebiet von Hirm, Stöttera, Marz, Zemendorf und Höflein. Die Herrschaft Kobersdorf war zeitweise in "deutschem Besitz".

Mit der Konsolidierung der Anjou-Herrschaft und der Festigung der Grenzen unter Karl Robert und Ludwig d. Großen (1342-1382) waren die Versuche der mächtigen Terriatorialherrn wie der Güssinger und der Csák relativ unabhängige Territorien nach dem Vorbilds deutscher Landesfürsten zwischen Ungarn und Österreich zu bilden, gescheitert. Die Frage wurde immer wieder diskutiert, was wohl aus Westungarn geworden wäre, wenn der Versuch der Güssinger gelungen wäre. Wäre daraus ein Landesfürstentum mit starkem deutschen Einschlag entstanden, ein "Reichsland" mit formeller Anerkennung der Oberhoheit des Reiches geworden?

Die innere Entwicklung im 13. und 14. Jahrhundert war durch Entstehung einer Adelsschicht gekennzeichnet, die sich aus der Unterordnung unter die königlichen Komitatsburgen löste. Es bildeten sich die Adelsherrschaften, gespeist aus königlichen Zuwendungen und aus Belehnungen der eingewanderten Adeligen. Die königlichen Verwaltungsbezirke, die Grafschaften oder Komitate, blieben bestehen. Aus königlichen Dienstleuten (servientes, Burgjobaggionen) und aus den kleineren Grundherrn bildete sich die Schicht des Kleinadels - zahlenmäßig weit größer als in den benachbarten österreichischen Ländern. Die Kleinadeligen schlossen sich innerhalb der Komitate zu genossenschaftlichen Verbänden zusammen, wählten den Stuhlrichter und folgten als Komitatsbanderium den königlichen Aufgeboten. Außerhalb der Komitatsorganisation, die sich in den folgenden Jahrhunderten zäh behauptete, standen nur die königlichen Freistädte. Der Adel, der natürlich keine Einheit war und - besonders in den Thronkämpfen des 13. Jahrhunderts - immer wieder Interessensgruppen ausbildete, war überaus einflussreich. Schon König Andreas II. musste ja in der "Goldenen Bulle" von 1222 ein "ius resistendi et contradicendi", ein Widerstands- und Widerspruchsrecht, einräumen. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts begann die Umwandlung der jährlichen Gerichtsversammlung des Königs in Stuhlweißenburg in eine ständischen Reichstag, auf dem die Magnaten und Prälaten und der Kleinadel vertreten waren. Sie erhoben Ende des 13.Jahrhunderts den Anspruch, den königlichen Rat zu stellen. Der Reichstag konnte seine Stellung freilich nur unter schwachen Königen wie etwa unter den letzten Arpaden oder unter Sigismund ausspielen, unter starken Herrschern wie den Anjou, Corvinus u.a. wurde er nur selten einberufen. Die Stände mussten Kriegs- und Steuerleistungen bewilligen und knüpften daran die Abstellung ihrer "gravamina", ihrer Beschwerden.

Im Rahmen der westungarischen Herrschaften lebten die nahezu ausschließlich deutschen Bauern nach Rechtsformen wie in den benachbarten deutschen Ländern. Das Land wurde in Hufen, "Lehen", vergeben, die Dörfer verwalteten sich weitgehend selbst unter Dorfrichtern und vier Geschworenen. Natürlich war die Landwirtschaft der dominierende Wirtschaftszweig. Überschüsse konnten nach Wien, in die Städte des Wr. Beckens und auch in die Bergbauregionen der Steiermark verkauft werden. Die Münzschatzfunde zeigen eindeutig die Ausrichtung nach Westen. Der Zemendorfer Münzfund aus dem Jahre 1233 enthielt unter 1891 Münzen1860 Wiener Prägungen und nur fünf ungarische, der große Schatz von Purbach, der zwischen 1432 und 1456 vergraben wurde, umfasst über 18 000 Silbermünzen, darunter 15 000 aus der Zeit Herzog Albrechts V. von Österreich. Es bestanden intensive persönliche Beziehungen und wirtschaftliche Kontakte über die Leitha- und Lafnitzgrenze. Ein Problem im grenzüberschreitenden Handel war der Wein. Niederösterreich verbot aus Konkurrenzgründen die Ein- und Durchfuhr des ungarischen Weines. Davon ausgenommen war der Wein, der auf den umfangreichen Weingärten der Niederösterreicher, der Städte Hainburg, Bruck, Wiener Neustadt, ja sogar Wien und Krems, in Westungarn geerntet wurde. Der meiste Wein wurde an Niederösterreich vorbei über Preßburg nach Mähren, Schlesien, Polen, Norddeutschland verkauft. Aus Ungarn wurden Bergbauerzeugnisse (Kupfer, Silber, Gold) und Vieh, Ochsen und Pferde, nach Westen transportiert. Auf den Frankfurter Messen sind zwischen 1350 und 1380 Vieh- und Pferdehändler aus Wien, aus Preßburg und Ofen, nachweisbar. Aus dem Westen kamen, größtenteils auf dem Donauweg ebenfalls über Wien, flandrische, brabantische und rheinländische Tuche, Eisenwaren, Messer etwa, kamen aus der Steiermark. Güter aus der Levante, Gewürze, Drogen, Baumwolle usw. kamen übers Mittelmeer in die dalmatinischen Küstenstädte, nach Venedig und Ragusa. Unter den Anjouherrschern wurde der Handelsweg über Preßburg, und Tyrnau über Holitsch nach Brünn, also Mähren, Böhmen, Schlesien nach West- und Norddeutschland immer wichtiger. Bis zu den Hussitenkriegen war es die Straßen über Böhmen nach Nürnberg und Fankfurt und ab etwa 1400 die mitteldeutsche Handelsstraße von Krakau über Breslau nach Görlitz und Leipzig. Das Breslauer Tuchhandelshaus der Poplau besaß 1447 auch Geschäftsverbindungen nach Ödenburg. Vor allem der Weinhandel schlesischer Kaufleute hatte ja intensive Beziehungen über die "obere Straße" zu Westungarn hergestellt. Ein beträchtlicher der Waren kam freilich noch immer über Wien, wobei das Wiener Stapelrecht nicht immer streng gehandhabt wurde und auch direkte Geschäftsbeziehungen bestanden, etwa zu Kölner, Regensburger und Nürnberger Firmen. Die Kaufleute kamen direkt nach Ofen. Wichtig für den Handel mit Westungarn waren die niederösterreichischen Grenzstädte wie Hainburg und Wr. Neustadt, von wo aus das Handelshaus Funk Anfang des 16. Jahrhunderts ein dichtes Netz an Handelskontakten aufbaute. Die Geschäftsbücher der Firma Alexius Funk sind eine wichtige Quelle für die westungarische Geschichte. Das Bürgertum der westungarischen Städte hatte auch intensive private Beziehungen zum Wiener Bürgertum, wie die Bürgerbücher Ödenburgs und auch zahlreiche Eheschließungen beweisen.

Ab der Mitte des 13. Jahrhunderts wurden die Niederlassungen der "Gäste" aus dem Westen zu königlichen Städten, wobei sie Verwaltung und Verfassung der Herkunftsländer übernahmen, also den Richter und Rat mit zwölf Geschworenen an der Spitze, später mit "innerem" Rat der Patrizier und "äußerem" Rat der Handwerker. Bürgermeister wie in Österreich gab es in Ödenburg. Die Herausbildung eines eigenen Herrschaftsbereiches, wie er besonders Ödenburg mit seinen sieben Stadtdörfern gelang, war eine Besonderheit dieses Raumes ohne Parallelen in Österreich. Im späten 13. und im 14. Jahrhundert wurde das Netz an Märkten immer dichter. Marktsiedlungen wie Ungarisch-Altenburg, Eisenstadt, Rust nahmen städtischen Charakter an. Eisenstadt wurde 1371 von den Kanizsai mit einer Mauer umgeben und erhielt ein Stadtrecht und einen Jahrmarkt. Im Süden konnte sich vor allem Güns zu einem bedeutenden Mittelpunkt entwickeln.

Unter König Ludwig d. Großen erreichte Ungarn eine überragende Machtstellung. Seit 1370 war er auch König von Polen und der ungarische Machbereich umfasste die nördliche Balkanhalbinsel von der Moldau und Walachei bis zur Adria. Im Reich herrschten die Luxemburger unter Karl IV. von Prag aus. Diese äußerst stabilen Verhältnisse gerieten nach dem Tod Kaiser Karls IV. in Bewegung. Sigismund, der Sohn Karls IV., sollte der Nachfolger Ludwigs des Großen in Ungarn werden, konnte sich aber nur in schweren Kämpfen behaupten. Der Gegensatz zwischen den deutschen und böhmischen Adeligen und den einheimischen Adelsparteien nahm zu. Diese inneren Konflikte waren besonders besorgniserregend, weil inzwischen von den Türken eine neue, schwere Gefahr für Ungarn ausging. Die Osmanen hatten 1389 die Serben und auch die Bulgaren besiegt und drängten nach Norden. 1396 erlitt Sigismund mit einem Kreuzfahrerheer aus ganz Europa bei Nikopolis eine schwere Niederlage.

1411 wurde Sigismund zum römisch-deutschen König gewählt. In Böhmen aber, wo er seinem unfähigen Bruder Wenzel nachfolgte, hatte er über fünfzehn Jahre mit den Hussiten zu ringen. Auch in Böhmen richtete sich, so wie in Ungarn, eine nationale Strömung gegen die westliche, deutsche Vorherrschaft. Als Sigismund 1437 starb wurde in Böhmen, im Reich, aber auch in Ungarn der Gemahl seiner Tochter Elisabeth, Herzog Albrecht V. von Österreich, zu seinem Nachfolger. Albrecht wurde wohl auch in Ungarn zum König gewählt, aber der magyarisch gesinnte Adel forderte die Beseitigung aller fremden Einflüsse. Albrecht starb aber schon im Oktober1439, nach nur kurzer Regierungszeit, während der Rückkehr von einem Türkenzug. Erst nach seinem Tod wurde sein Sohn Ladislaus (Posthumus) geboren. Gegen die übernationale, das Reich, Böhmen und Ungarn umfassende Herrschaftskonzeption der Luxemburger, wie sie die Königinwitwe Elisabeth und eine Gruppe Hochadeliger an ihrer Seite, zu denen die Grafen von Cilli, die böhmischen Rosenberg und der deutsche Adel Westungarns gehörten, gab es heftigen Widerstand der "nationalen" Parteien. In Ungarn rief die national - magyarische Partei zunächst König Wladislaw von Polen ins Land. Dieser fiel aber 1444 in der Schlacht von Varna gegen die Türken. Nun anerkannte auch der magyarische Adel Ladislaus, aber unter der Vormundschaft der Stände unter der Führung des Gubernators Johann Hunyadi.

Im Reich übernahm die innerösterreichische Linie der Habsburger die Führung. Herzog Friedrich wurde zum König gewählt. Als Vormund für Ladislaus in Österreich ließ er sich von Elisabeth eine Reihe von westungarischen Herrschaften verpfänden: Forchtenstein, Eisenstadt, Kobersdorf, Hornstein, Bernstein, Rechnitz, 1445 auch Güns und vorübergehend auch Ödenburg. Der Bruder Friedrichs III., Herzog Albrecht VI., erwarb die Herrschaft Forchtenstein.

Die Orientierung der Mattersdorf-Forchtensteiner nach Österreich hatte schon eine lange Vorgeschichte. 1374 hatte Nikolaus der Deutsche von Forchtenstein in einem Vertrag Herzog Albrecht III. Forchtenstein versprochen. Die Forchtensteiner nahmen auch immer wieder österreichische Adelige auf, mit deren Hilfe sie etwa gegen die Kanizsai und den Erzbischof von Gran Fehde führten. 1446 verpfändeten sie dann die Herrschaft Forchtenstein an Albrecht VI. von Österreich. Schließlich verkauften sie die Herrschaft an die Habsburger, die sie über 200 Jahre besaßen. Zumeist waren die habsburgischen Herrschaften in Ungarn aber verpfändet. Formell gehörten sie auch weiterhin zu Ungarn, lagen "intra fines Hungariae", "auf dem Hungerischen". Unter der schwachen Herrschaft Sigismunds gewannen die Österreicher zunehmend Einfluss in Westungarn, so etwa die Herrn von Puchheim, die Besitzer der Herrschaft Zillingdorf. König Sigismund übertrug dem Herrn von Scharffeneg Besitzungen in Westungarn, allerdings unter der Bedingung, dass er diese Ungarn nicht entfremde.

Das 15. Jahrhundert wurde die große Zeit der Söldnerführer in Westungarn. Schon 1369 erwarb Konrad von Ellerbach, ein Söldnerführer König Ludwigs I. in dessen Feldzügen gegen Neapel, Eberau.1446 erwarb Andreas Baumkircher von Friedrich III. Schlaining und auch Ulrich von Grafenegg setzte sich in Westungarn fest. Friedrich III. konnte seine Position in Westungarn behaupten. Daran änderte auch der Einfall Johann Hunyadis 1446 in Niederösterreich nichts. Im Frieden von Radkersburg 1447 wurde der Zustand anerkannt. Lediglich Raab gab Friedrich heraus. 1452 musste Friedrich nach einem Adelsaufstand auf die Vormundschaft über Ladislaus verzichten. Um den Einfluss auf den Knaben stritten die Vertreter der luxemburgischen Politik, Ulrich von Cilli, einige böhmische und ungarische Adelige und andererseits die Vertreter der ständischen Adelsmacht in den Ländern - Ulrich von Eizing in Österreich, Georg Podiebrad in Böhmen und Johann Hunyadi in Ungarn. 1457 starb Ladislaus, erst 17-jährig, in Prag. Damit brach die luxemburgische Reichskonzeption endgültig zusammen.

Kaiser Friedrich III. konnte nun Österreich übernehmen, in Böhmen und Ungarn aber wurden "nationale Könige" gewählt: Georg Podiebrad in Böhmen und Matthias Corvinus, der Sohn Johann Hunyadis, in Ungarn. In Ungarn bewarb sich auch Friedrich III. um die Krone. Er konnte sich auf die westungarischen Burgen und Herrschaften stützen. Seine Anhänger waren westungarische und kroatische Adelige wie die Kanizsai, die Bánfy, die Grafen von St. Georgen - Bösing, die Frangepan. Sie wählten 1459 Friedrich III. zum König von Ungarn. Seine wichtigsten Stützen waren die Söldnerführer wie Giskra von Brandeis, Andreas Baumkircher, Ulrich von Grafenegg und Berthold von Ellerbach sowie der Feldhauptmann der Cillier, Jan Witowec, Ban von Slawonien. Friedrich III. konnte sich aber nicht durchsetzen, auch wegen der Konflikte mit seinem Bruder Albrecht VI. 1463 verzichtete er im Frieden von Ödenburg auf seine Ansprüche und gab die Stephanskrone und die Stadt Ödenburg heraus. Den Titel eines Königs von Ungarn und ein Nachfolgerechtbehielt er.

In den folgenden Jahrzehnten musste sich Friedrich ständig mit aufständischen Söldnerführern und Adeligen herumschlagen. Matthias Corvinus von Ungarn konzentrierte sich zunächst auf die Türkenabwehr, im Bündnis mit Venedig und dem Papst. Bald suchte er aber gegen die Opposition des magyarischen Adels auch Rückhalt im Westen und wurde dabei von westungarischen Adeligen wie den Grafen von St. Georgen-Bösing und Berthold von Ellerbach unterstützt. Er nahm die Ambitionen der luxemburgischen Großmachtkonzeption wieder auf. 1448 drang er in Niederösterreich ein und stieß gegen Böhmen vor. Dem Kaiser waren wegen des Aufstandes des Söldnerführers Andreas Baumkircher im Bündnis mit dem steirischen Adel, besonders den Herrn von Stubenberg, die Hände gebunden. Matthias Corvinus wurde von seinen Anhängern zum König von Böhmen gewählt und damit auch Kurfürst des Reiches. Er konnte Mähren, Schlesien und die Lausitz gewinnen und setzte sich mit Unterstützung seiner Anhänger auch im östlichen Niederösterreich fest. Böhmen hingegen war in der Hand des polnischen Prinzen Wladislaw, der 1471 nach Podiebrads Tod zum König gewählt wurde.1480 bis 1485 eroberte Corvinus große Teile Niederösterreichs und der Steiermark. Dioe niederösterreichischen Stände erkannten ihn als Herzog an. Corvinus verlegte seine Residenz nach Wien.

1486 wurde Maximilian, der Sohn Friedrichs III., zum römisch-deutschen König gewählt. 1480 starb Corvinus. Maximilian konnte nun die österreichischen Länder in Besitz nehmen, ja er versuchte sogar, die ungarische Krone zu gewinnen. Die westungarischen Magnaten unterstützten ihn. Zum König gewählt wurde aber der Jegellone Wladislaw von Böhmen. Im Frieden von Preßburg 1491 musste Maximilian verzichten. Wie sein Vater behielt er aber den ungarischen Königstitel und auch die westungarischen Herrschaften der Habsburger. In Ungarn herrschte unter dem schwachen Jagellionen Wladislaw II. ein Adelsregiment. Er hatte geloben müssen, keine Neuerungen einzuführen und alle Ämter mit Ungarn zu besetzen. Maßgebend im nationalmagyarischen Adel war Johannes Zápolyai, Woiwode von Siebenbürgen. 1506 musste Maximilian zugunsten Wladislaws militärisch intervenieren. Er besetzte Ödenburg und Preßburg und wurde von westungarischen Herrn wie den Kanizsai unterstützt. 1516 wurde erstmals auf einem Kongressin Wien eine Doppelhochzeit zwischen den Jagellionen und den Enkeln Maximilians abgesprochen. Als Maximilian 1519 starb sollte sein Enkel Ferdinand die Positionen der Habsburger im Osten und damit auch die Türkenabwehr übernehmen. Die Türken waren inzwischen auf dem Vormarsch und bedrohten bereits die innerösterreichischen Erbländer. 1521 hatte Sultan Selim Belgrad erobert. Ferdinand wurde mit Anna, der Schwester des Königs Ludwig II. von Ungarn und Böhmen, verheiratet.

1526 kam es zur großen Katastrophe für das ungarische Königreich. Das ungarische Heer wurde bei Mohacs von den Türken vernichtend geschlagen, König Ludwig II. fiel. Ferdinand erwarb noch 1526 die böhmische Krone (Böhmen, Mähren, Schlesien, Lausitz). Trotz der dramatischen Situation wollten die ungarischen Adeligen aber nicht Ferdinand wählen, der ihnen zu mächtig war und als Deutscher nicht willkommen. Wieder setzte sich der nationalmagyarische Adel, vor allem der Kleinadel Innerungarns, durch. Im Oktober 1526 wählten sie den Wojwoden von Siebenbürgen, Johannes Zápolyai, zum König. Eine Gruppe von Magnaten, die Vertreter der westungarischen Komitate und Städte wie Preßburg, Wieselburg und Ödenburg wählten im Dezember 1526 Ferdinand in Preßburg zum König von Ungarn. Ferdinand konnte Zapolyai zurückdrängen und wurde im Oktober 1527 vom Reichstag in Ofen mit Mehrheit zum König gewählt.

Zapolyai wandte sich an die Osmanen um Hilfe. Sultan Suleiman griff 1529 Wien an und scheiterte erneut 1532 vor Güns. Beide Türkenzüge hatten in Westungarn fürchterliche Verheerungen zur Folge. Zahlreiche Dörfer wurden zerstört, die Menschen umgebracht oder verschleppt. Das Ergebnis des osmanischen Vorstoßes war die Dreiteilung Ungarns in einen osmanischen Teil, in das von den Türken abhängige Fürstentum Siebenbürgen und in das königliche Ungarn, das nur etwa ein Drittel des Landes im Westen und Norden umfasste. 1541 fiel Ofen. Ein Versuch, es zurückzuerobern, scheiterte. Für 150 Jahre blieb es bei diesem Zustand. Die Türkenabwehr wurde in dieser Zeit zur wichtigsten Aufgabe Westungarns.

 


 

 

 

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zwischen ungarn und sterreich 

Zwischen Ungarn und Österreich; Westungarn-Burgenland im 15. und 16. Jahrhundert.

 

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Quellen


Literatur:

Groß, Lothar: Zur Geschichte der österreichisch - ungarischen Grenzverhältnisse im 11. Jahrhundert. Burgenländische Heimatblätter 1/1932

Brunner, Otto: Der burgenländische Raum zwischen Österreich und Ungarn 800 - 848. In: Burgenland - Landeskunde. Wien 1951

 
 

 

 

 

 
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